Katzenfutter oft von minderer Qualität

Fast 15 Millionen Katzen leben in Deutschland mit uns Menschen zusammen. Damit sind Katzen die beliebtesten Haustiere. Allerdings: Wie wird eine Katze richtig gefüttert? In einem aktuellen Test hat die Stiftung Wartentest erneut bestätigt, dass bestimmte Futtersorten alles andere als bekömmlich für Hauskatzen sind. Im schlimmsten Falle schadet die Nahrung der Gesundheit der Katzen und ist mitverantwortlich für Krankheiten.

Experten fordern Verzicht von gefährlichen Stoffen im Katzenfutter

Seit langem fordern Tierärzte, u.a. am Lehrstuhl für Tierernährung der Uni München, eine vollständige Deklaration und Verzicht auf gefährliche Stoffe im Futter. Doch die Industrie weigert sich.

Doch welches Futter ist -angesichts des überbordenden Angebots - für die Katze das Richtige? Und in welcher Menge? Dose oder trockene Körner? Rohfleischfütterung oder im Gegenteil sogar fleischfrei? Ganz generell: Katzen sind und bleiben Fleischfresser, sie vegetarisch oder gar vegan zu ernähren, kommt Tierquälerei gleich.

Katzen sind von Natur aus Fleischfresser. Katzen vegan zu ernähren ist aus Expertensicht keine gute Idee.

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Hauptanteil im Katzenfutter: tierische und pflanzliche Nebenerzeugnisse“

Doch wer glaubt, in Fertigfutter befände sich nur Fleisch, der irrt gewaltig. „Mit Huhn“ oder „mit Rind“ heißt: Der gesetzlich vorgeschriebene Mindestwert für reines Fleisch wird eingehalten. Der liegt aber gerade mal bei mageren vier Prozent. Diese Menge muss auch auf der Packung hinten im Kleingedruckten angegeben werden.

Dann ist aber auch schon Schluss mit der Auskunftsfreude der Hersteller. Den Hauptanteil im Futter machen nämlich sogenannte „tierische und pflanzliche Nebenerzeugnisse“ aus. "Das sind Innereien, Blut, Knochenmehl, Häute, Federn und auch geschredderte Eintagsküken", sagt Stefanie Schindler, Fachreferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte. "Da ist es klar, dass es da keine offene Deklaration gibt, das würde ja niemand mehr kaufen!", sagt Stefanie Schindler.

Futtermittel-Proben in einem großen Erzeugerbetrieb für Tiernahrung.

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Industrie wehrt sich gerichtlich gegen Vorwürfe

Das bestätigt auch Dr. Hans Ulrich Grimm, Spiegel-Journalist, Betreiber des Blogs „Dr. Watson - Der Food-Detektiv“. Auf den Etiketten fehlen laut Grimm oft die wichtigsten Angaben. Die lückenhafte Deklaration helfe dem Tierhalter überhaupt nicht weiter. Sein Buch „Katzen würden Mäuse kaufen – wie die Futterindustrie unsere Tiere krank macht“, hat die Tierfutter-Branche nicht berücksichtigt.

Dr. Hans Ulrich Grimm, Journalist

"Da hat ein großer Konzern, Hersteller von Whiskas und Chappi versucht, eine einstweilige Verfügung zu erwirken, um so das Buch vom Markt zu kriegen, aber das ist leider gescheitert", sagt Dr. Grimm.

Katzennahrung wird natürlich auch an Katzen getestet. Was vielleicht schmeckt muss nicht unbedingt gesund sein.

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Futtermittelverordnung soll auf EU-Ebene verbessert werden

Schuld daran, dass Verbraucher und Tiere getäuscht und im Unklaren gelassen werden können, ist die viel zu lasche Gesetzgebung. Die Futtermittelverordnung soll jetzt allerdings auf EU-Ebene verbessert werden. Wenig hilfreich auch die „Liste an Wissenswertem über Heimtiernahrung“, zu finden auf der Internetseite des Industrieverbandes Heimtierbedarf und geschrieben gemeinsam mit „Experten“. Wer diese Experten sind, bleibt im Dunkeln.

Tierfutter enthält oft nicht artgerechte Füllstoffe

Dabei wenden sich Grimm und andere nicht generell gegen die Verwertung von für den Verzehr geeigneten Schlachtabfällen im Fertigfutter -- wenn es denn nur Schlachtabfälle wären. In der Kritik stehen in der Hauptsache nicht artgerechte Inhaltsstoffe, die im Tierfutter überhaupt nichts zu suchen haben. Getreide z.B. als billiger Füllstoff, der zu Übergewicht und Diabetes führen kann. Oder auch Zucker, der die Zähne schädigt. Gerade dann, wenn die Katze nur Fertigfutter bekommt.

Deshalb müsse man sich, so die Tierärztin Stefanie Schindler, die Katze als biologischen Mechanismus anschauen. Katzen fangen normalerweise Mäuse oder Vögel. Das sei zugleich die Zahnpflege der Katze.

All diese Strukturen fehlen im Fertigfutter komplett. Was dann dazu führt, dass die Katze Zahnstein entwickelt. Gibt es Parodontose, dann fangen die Zähne der Katze an zu wackeln, dann frisst sie nicht mehr.

Zu wenig natürliche Nahrung kann auch schädlich für das Gebiss der Katzen sein.

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Überdosis Phosphor kann zu Nierenversagen bei Katzen führen

Als geradezu hochproblematischer, ja lebensgefährlicher Inhaltsstoff im Tierfutter nennt Schindler den Phosphor. Eigentlich ein für die Katze lebensnotwendiges Mineral. Zu viel Phosphor in der Katzennahrung gilt aber als eine der wichtigsten Ursachen für Nierenversagen bei Katzen. "Liefert ein Futter nicht den richtigen Nährstoffmix, dann kann das dramatische Folgen für die Katze haben", sagt Nicole Merbach von Stiftung Warentest. Die Katzen könnten dann eine Über- oder Unterversorgung an lebensnotwendigen Nährstoffen bekommen. Für Merbach ein Risiko: "Liefert ein Futter zu viel Phosphor, dann kann eine Katze tatsächlich nierenkrank werden. Und gerade bei älteren Katzen sind Nierenerkrankungen sehr stark verbreitet."

Phosphatgehalt in Katzenfutter wird meist nicht angegeben

Nierenversagen steht als Todesursache bei Katzen an erster Stelle. Dennoch fügen die Hersteller dem Futter weiterhin viel zu viel Phosphat bei - ohne die Mengen angeben zu müssen. Phosphat bindet nämlich Wasser und gibt dem Futter mehr Volumen. Es sieht nach mehr aus als es ist. Dosen- und Beutelfutter besteht bis zu 80 Prozent aus Feuchtigkeit. Nur sehr selten finden sich auf den Verpackungen Angaben zum Phosphatgehalt.

Auch auf der Internetseite des Industrieverbandes Heimtierbedarf findet sich kein Wort zum Phosphatgehalt oder der Schädlichkeit bei Überdosierung. Der Lobbyverband spricht nur nebulös von technischen Hilfsmitteln spricht, die das Produkt „ansprechender“ machen sollen. Ohne Phosphor würde sich im Tierfutter eine eher unappetitliche Brühe absetzen. Das Phosphor erhöht zudem die Haltbarkeit und sorgt auch für eine schöne Farbe.

Regelmäßiger Gesundheitcheck für Hauskatzen

Ein Patentrezept vor allem für Stadt- und reine Hauskatzen hat die Tierärztin Stefanie Schindler zwar auch nicht. Die Rohfleischfütterung - das sogenannte Barfen - wäre eine Alternative. Allerdings erfordert das einiges Wissen über die genauen Ernährungsansprüche. Und wer nicht selbst alles beim Metzger besorgen will, braucht einen seriösen Hersteller von Rohfleisch-Produkten.

Wer weiter zu Fertigfutter greifen will oder aus Zeitgründen muss, der sollte allerdings die Inhaltsstoffe – soweit angegeben – ganz genau studieren. Und nicht zu vergessen: seine Katze regelmäßig, mindestens aber einmal im Jahr, untersuchen lassen. Auf Diabetes, Übergewicht, Zahnschäden und Nierengesundheit.