GEWINN Unternehmen & Karriere Franchise Leckerlies vom

Die Katzen in Baden stehen auf luxuriösere Kratzbäume als ihre Artgenossen in Ybbs. Zumindest ihre Besitzer greifen im Kurort südwestlich von Wien lieber zur Premiumvariante – schließlich soll der Kratzbaum gut zum übrigen Interieur passen. Den direkten Vergleich hat Heidi Obermeier, die als Franchise-Nehmerin in beiden genannten Gemeinden je eine Filiale der deutschen Heimtierbedarfskette Fressnapf führt.

15 Jahre lang war sie Österreich-Geschäftsführerin und hat 2011 die „Seite gewechselt“. „Ich bin geborene Händlerin, kein Konzernmensch“, berichtete sie über ihre Entscheidung. Als Fressnapf in Österreich mit dem Franchising begonnen hat, kaufte sie der Zentrale zwei bestehende Filialen ab. „Daher ist das Geschäft von Anfang an gut gelaufen“, erinnert sie sich. Inklusive Ausstattung ist ein Standort – zwischen 450 und 500 Quadratmeter in einem Fachmarktzentrum – rund 200.000 Euro wert.

Mitbewerb beflügelt

Dass in Baden der Mitbewerber „Das Futterhaus“ (siehe GEWINN-Mai-Ausgabe 2019 auf Seite 88) nur 250 Meter Luftlinie entfernt liegt, stört gar nicht: „Ganz im Gegenteil, das belebt den Markt“, so Obermeier sportlich. Denn die größte Konkurrenz für Heimtierläden ist der Lebensmitteleinzelhandel mit seinen Katzen- und Tierfutterabteilungen. Mehr reinrassige Heimtierhändler bewegen mehr Menschen dazu, das Leckerli im Fachgeschäft und nicht in einem Aufwaschen mit Salami und Emmentaler zu bunkern. Schlagendstes Argument: „Im Supermarkt gibt’s kein Premiumfutter“, sagt Obermeier.

Denn „gesunde“ Ernährung ist schon längst von Zwei- auf Vierbeiner übergeschwappt. Während Massenware nur einen Hauch von Fleisch beinhaltet, sind es bei den Feinspitz-Tegerln bis zu 80 Prozent. Ziege, Rentier, Entenbrust, in Bio-Ausführung um umgerechnet 8,3 Euro pro Kilo.

Das ist freilich gut fürs Geschäft, denn 60 Prozent des Umsatzes entfallen auf Futter. Die Verteilung Hund/Katz gleicht sich, wie auch beim übrigen Sortiment, ungefähr aus. Die zwei beliebten Haustiere machen 90 Prozent des Umsatzes einer Fressnapf-Filiale, der bei rund 1,2 bis 1,5 Millionen Euro brutto liegt, aus.

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Zur Hälfte Eigenmarken

Hundeeis und -bier fallen weniger ins Gewicht, sondern dienen als Marketing-Gags. Ernst gemeint sind hingegen Spezialfutter für Tiere mit diversen Lebensmittelunverträglichkeiten, ebenso wie Frischfleisch aus der Kühltruhe. „Spezialisierungen sind stark im Kommen“, so Obermeier. 90 Prozent ihres Sortiments kauft sie über die Zentrale ein, die dabei als Großhändler fungiert. Ein guter Mix aus Eigen- und Fremdmarken ist dabei Programm. „Der Eigenmarkenanteil liegt im Schnitt bei 50 Prozent“, erklärt Hermann Aigner, Österreich-Geschäftsführer von Fressnapf. Dort winken naturgemäß bessere Spannen, etwa fünf bis zehn Prozent über jenen bei Fremdmarken. Insgesamt sind es 16 Eigenmarken.

Fressnapf macht mit seinen 130 eigenen Filialen (samt fünf Mega-Zoo-Filialen) in Österreich 198 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und hat einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Europaweit (in zwölf Ländern, darunter Belgien, Frankreich, Ungarn) gehören zu Fressnapf rund 1.500 Filialen.

In Österreich gibt es derzeit drei Franchise-Nehmer mit insgesamt sechs Filialen. Das soll sich ändern. Aigner dazu: „Wir machen bestehenden Zoofachhändlern Angebote, ob sie mit ihren Geschäften Fressnapf-Partner werden wollen.“ Dabei kommen Standorte ab 250 Quadratmeter in Frage. So eine „Umrüstung“ kostete für den Neo-Partner, der schon über Regale und Geschäftsausstattung verfügt, zirka 80.000 Euro und beinhaltet unter anderem das Fressnapf-Branding.

GEWINN-Fazit

Laut Wirtschaftskammer existieren in Österreich knapp vier Millionen Heimtiere (darunter zwei Millionen Katzen, 800.000 Hunde). So werden pro Jahr 300 Millionen Euro mit Katzenfutter, 215 Millionen Euro mit Hundefutter sowie 117 Millionen Euro mit Zubehör- und Pflegeprodukten umgesetzt. Das macht ein Marktvolumen von 632 Millionen Euro.

Der Trend geht zu immer hochwertigerem und damit teurerem Futter. Laut Marktforschungsinstitut Spectra lagen die monatlichen Ausgaben für einen Vierbeiner im Jahr 2012 bei 63 Euro, 2017 schon bei 82.

Fressnapf ist nicht nur Marktführer in Österreich, sondern bietet mit 10.000 Produkten und hohem Eigenmarkenanteil Franchise-Nehmern eine umfassende Einkaufsplattform. In rund zwei Jahren sollen Franchise-Nehmer auch von Umsätzen im Online-Handel über fressnapf.at mitverdienen.