Wenn alte Haustiere zur Belastung werden, enden sie oft im Tierheim

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Ältere Haustiere werden mitunter in Tierheimen abgegeben, wenn sie zu einer Belastung werden (Symbolbild).

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Gregor Hühne

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Viele Menschen haben sich während der Corona-Lockdowns Haustiere angeschafft. Im Landkreis Diepholz waren es besonders viele Kitten. Doch auch am Ende eines Haustier-Lebens sollten sich Besitzer um ihre Vierbeiner kümmern.

Landkreis Diepholz – Wer sich ein Haustier kauft, geht zumindest moralisch eine Verpflichtung bis zu dessen Lebensende ein. Doch die Realität sieht oft anders aus, weiß Marita Görges, Vorsitzende des Tierschutzvereins Sulingen und Umgebung und Chefin des Tierheims Lindern in Sulingen. „Wir merken, dass Leute ihre Tiere im hohen Alter loswerden wollen.“

Jeweils etwa acht Hunde und Katzen sind es bereits im laufenden Jahr, beklagt sie.

Wenn Leute ihre ins Alter gekommenen Tiere abgeben wollen, „bemühen wir uns natürlich, dann auch an die schönen Jahre zu erinnern und sie umzustimmen“, sagt Görges. Meist vergebens. Mal ist die Belastung für die Familie zu groß, mal wollten sich Herrchen einfach der Last des nicht mehr quicklebendigen Tierchens entledigen. Gründe gibt es viele.

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Wenn alte Haustiere zur Belastung werden, enden sie oft im Tierheim

Ein Tierleben lang: Käufer sollten lange mit ihrem Vierbeiner rechnen.

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Das Nicht-zu-Ende-gehen mit einem Haustier, das Aufgeben sobald es schwierig wird, kann Görges nicht verstehen. „Wer sich ein Haustier kauft, muss damit rechnen, dass es fünf bis zehn Jahre in der Familie bleibt. Und sollte es bis zum Lebensende behalten.“

Der Kauf eines Haustiers ist eine langfristige Entscheidung, so Görges. Die Leiterin des Tierheims Lindern bittet alle, die überlegen, sich ein Haustier anzuschaffen, dieses auch bis zum Schluss zu behalten und in letzter Konsequenz, es bis ans Ende seiner Tage zu pflegen.

Ganze Familie muss mit Haustier-Kauf einverstanden sein

Görges empfiehlt als Faustregel: Die ganze Familie muss mit dem Kauf eines Haustieres einverstanden sein. Doch mit dem Erwerb ist der finanzielle Aufwand nicht vorbei. „Tiere brauchen regelmäßig was zum Fressen, sie müssen zum Tierarzt, bekommen eine jährliche Impfung und vielleicht alle vier bis sechs Wochen eine Entwurmung.“ Der finanzielle Aspekt sollte auf jeden Fall geklärt sein, so Görges. Auch beim Futter. „Wer nur das Billigste kauft, zahlt später beim Tierarzt mehr.“ Sie empfiehlt dabei „die mittlere Preiskategorie“.

Das Wichtigste aus dem Landkreis Diepholz: Immer samstags um 7:30 Uhr in Ihr Mail-Postfach – jetzt kostenlos anmelden.

Entscheidend: „Habe ich wirklich die Zeit für ein Haustier?“, gibt Görges zu bedenken. „Wo bleibt das Tier, wenn ich mal wegfahre? Eine Tierpension kostet auch wieder Geld.“

Wer all diese Fragen für sich positiv beantwortet, kann zur Vermittlung des Tierheims kommen. Der Betrieb ist so wie immer, erzählt Görges. Corona habe bei ihnen nicht zu zusätzlichen Rückgaben von Haustieren geführt. Die allermeisten Tiere seien ohnehin Fundtiere. Rund 340 Katzen und etwa 150 Hunde im Jahr. Nicht selten komme jedoch am Abend das Herrchen und holt sein entlaufenes Tierchen ab.

Marita Görges liebt ihre Tiere. Sie arbeitet seit 32 Jahren im Tierheim Lindern, genauso lang wie die Tiervermittlung in Sulingen existiert. Keine Überraschung, denn Marita Görges hat das Tierheim mit gegründet.

Die gleiche Leidenschaft teilt auch Katrin Curt. Die ausgebildete Tierpflegerin arbeitet auf dem Tierschutzhof Dickel in der Samtgemeinde Rehden. Was ihr aktuell auffällt: Rund 15 bis 20 Katzenbabys werden monatlich bei ihnen abgegeben. „Das ist viel mehr als sonst“, sagt sie. Bei Fundhunden liege die Zahl bei drei bis fünf Tieren im Monat.

Ob das mit Corona und den Lockdowns zu tun habe? Das wisse sie nicht, aber seit der Pandemie vermittelt das Tierheim auf jeden Fall mehr Katzen. Waren es zu normalen Zeiten rund 150 bis 200 Katzen im Jahr, seien es im Coronajahr etwa 250 zusätzlich gewesen, so Curt.

Zunächst kommt das Tier in Quarantäne

Doch bevor die Vierbeiner in ein neues Zuhause vermittelt werden, müssen sie ein umfassendes Prozedere über sich ergehen lassen. Abgegebene Kitten kämen zunächst einmal in Quarantäne. Der Tierschutzhof hat laut Curt zwölf Boxen für Katzen sowie vier Zwinger für Hunde.

Danach erfolgt die tierärztliche Behandlung: Die Tiere erhalten eine Impfung und werden gechippt. Im Anschluss landen sie auf der Internetseite des Tierschutzheimes zur Vermittlung.

Zwei weitere Dinge fallen Curt auf. Erstens: Die Menschen wollten keine Zeit mehr investieren, um den Hund kennenzulernen. Sie suchten nur solche, wo von Anfang an alles passe.

Zweitens, sagt Curt, brachten die Leute während des Lockdowns weniger streunende Katzen zum Tierschutzhof. Sie spekuliert, dass, wenn weniger Leute draußen unterwegs sind, auch weniger Katzen gefunden werden.

Momentan warten rund 100 gesunde Katzen im Tierschutzheim auf ein passendes Zuhause.

Haustier kaufen: Was sollte ich beachten?

Der Kauf eines Haustieres ist eine langfristige Entscheidung. Die Leiterin des Tierheims Lindern aus Sulingen, Marita Görges, bittet darum, ein Tier bis zum Schluss zu behalten, sich zeitlebens daran zu erfreuen und am Ende zu pflegen. Als Faustregeln sollte jeder Kaufinteressent folgendes beachten:

- Die ganze Familie muss einverstanden sein

- Prüfung der finanziellen Situation mit Blick auf Verpflichtungen dem Tier gegenüber

- Wo bleibt das Tier, wenn ich mal wegfahre?

- Hunde: Brauchen Kontakt zu Artgenossen, eventuell sollte das Tier die Hundeschule besuchen