Wir sind Weltmeister: Österreichs Betriebe sind in vielen

Von Bernhard Ecker und Thomas Martinek

Die Herausforderung, der Beste zu sein, ist ein beinahe magisches Triebmittel. Im Sport genauso wie in der Wirtschaft. Der Sieger bekommt die Ballkönigin, heißt es. Auf Unternehmen übertragen: Die Nummer eins bekommt die besten Aufträge.

Und wenn schon Österreich im Fußball nicht wirklich zu den Gewinnern zählt, in der Wirtschaft haben wir viele Sieger. Nicht nur Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz oder KTM-Chef Stefan Pierer. In unserem Land gibt es eine Vielzahl so genannter Hidden Champions. Kaum jemand weiß, dass der Unternehmer Thomas Reisner mit seinen Firmen Tupack undMareto der weltweit größte Hersteller von Kosmetiktuben und Lippenstifthüllen ist. Oder dass Robert Pollmann mit seinem Waldviertler Unternehmen der Weltmarktführer bei ­Autoschiebedächern ist. Und dass die Firma Riegel Satellitenlandeplätze und die Cheopspyramide vemessen hat, weil sie global führend in der Laservermessungstechnik ist.Aber kann man etwas von diesen so wenig bekannten Siegern lernen? „Auffallend ist“, sagt Stefan Höffinger vom Consulter Arthur D. Little, „dass sich viele dieser Unternehmen in kleinen Städten befinden, in der Region stark verwurzelt sind, meist stabile Eigentümerstrukturen und hohe Loyalität zu ihren Mitarbeitern haben.“

Auf der Siegerstraße

auto, motor, sport: Ob Schiebedächer, Motorkomponenten oder Airbagauslöser – österreichische Unternehmen sind heimlicheAutomobilweltmeister.

Im Autofahren ist Österreich sowieso Weltklasse: dank Jochen Rindt, Helmut Marko, Gerhard Berger, Niki Lauda – und dank einer fehlgeschlagenen Vision Bruno Kreiskys sowie der erfolgreichen Strategie der heimischen Automobilzulieferbetriebe. Statt, wie es der Altkanzler erträumte, einen eigenen Austro-Porsche zu bauen, werden heute in unserem Land jährlich fast 400.000 Fahrzeuge unterschiedlichster Marken von rund 380.000 Beschäftigten in 700 Betrieben gefertigt. Und einige davon sind absolute Weltmeister. Zum Beispiel die Firma Pollmann in Horn im niederösterreichischen Waldviertel. Waldviertel, das klingt ein wenig hinterwäldlerisch. Und der Beginn der Firma Pollmann war auch so. Im Jahr 1888 gründete Franz Pollmann ein Unternehmen, das Küchenuhren herstellte. „Das Waldviertel hat ein wenig etwas vom Schwarzwald“, meint der heutige Firmenchef Robert Pollmann, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Markus in der vierten Generation führt, mit einem leisen Schmunzeln, „und im Schwarzwald wurden ja früher auch die Kuckucksuhren hergestellt.“ Die Zeit ist bei Pollmann aber nicht stehen geblieben. Zunächst wurden Zählwerke für Tonbandkassettenrekorder hergestellt, bald darauf auch Kilometerzähler für Autotachometer. Heute ist das Unternehmen aber der weltweit größte Produzent von Schiebedachkomponenten für Automobilhersteller von Deutschland über Amerika bis Asien. Wann immer es im Auto­dach gleitet und surrt, verrichten dort technische Komponenten von Pollmann ihren Dienst. Das Geheimnis des Welterfolgs liegt in der Kombination zweier Fähigkeiten: dem Beherrschen der Spritzguss-, aber auch der Stanztechnik. Also die Fähigkeit, sowohl Plastik als auch Metall in eine gewünschte Form zu bringen – und das auch noch so, dass die Plastik- und Metallteile eine unverwüstliche Verbindung miteinander eingehen. „Es gibt auf der Welt ungefähr 5000 Unternehmen, die in der Spritzgusstechnik tätig sind. Und es gibt rund 3000 Betriebe, die Metallteile stanzen. Aber es gibt nur etwas mehr als zehn Unternehmen, die beides können – stanzen und spritzen. Und da sind wir weltweit führend.“Rupert Petry vom Wiener Büro des Beratungsunternehmens Roland Berger analysiert, warum das Erfolgsbeispiel von Pollmann auf viele der heimischen Automobilzulieferer zutreffend ist: „Die am Weltmarkt an vorderster Stelle stehen, sind meist Nischenanbieter mit einer starken Entwicklungs- und Technologiekompetenz, wie die Miba AG oder AVL List.“ Doch es sind nicht nur der bei Sinterformteilen oder Gleitlagern führende Betrieb von Peter Mitterbauer oder der weltberühmte Grazer Motorenbauer Helmut List, die die Alpenrepublik zum wirtschaftlichen Champion im Automobilbereich machen. Und auch dass weltweit die meisten Getriebe, die in Pkws eingebaut werden, aus dem Grazer Magna Powertrain-Werk stammen, macht unser Land noch nicht alleine zum Automobilweltmeister. Österreich ist wirklich schnell: In Formel-1- und vielen anderen Rennmotoren finden beispielsweise Pleuel, Halbachsen und Kolbenbolzen von Pankl im beinharten Wettkampfeinsatz weltweit am häufigsten Verwendung. Österreich ist aber im Auto auch Sicherheitsweltmeister: Im Straßenverkehr ist die Firma Zizala jenes Unternehmen, das weltweit die meisten Fahrzeuge mit Scheinwerfern ausrüstet. Nur ein Produkt der Firma Isi sollte am besten nie zum Einsatz kommen – zumindest im Straßenverkehr. Firmenchef Christian Pochtler hat sein Unternehmen nach einer ganz klaren Strategie ausgerichtet: „Wir wollen in unserer Nische Weltmarktführer sein.“ Isi ist der weltweit führende Produzent von Treibgaskapseln, für Schlagobersautomaten – aber auch für Auto-Airbags.

Sonne, Wind, Millionen

Energiepioniere: Die halbe Welt springt eben auf denZug der erneuerbaren Energien auf. Eine Hand voll österreichischer Firmen beschäftigt sich damit schon seit Langem – und ist heute an der Weltspitze.

Wenn man sich einen perfiden PR-Masterplan ausdenken müsste, wie man die „grünen“ Formen der Energieversorgung global pushen kann – er könnte nicht besser sein als die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und das ebenso katastrophale Krisenmanagement des britischen BP-Konzerns. Mit jedem Liter Öl, der in 1500 Meter Tiefe aus den Leitungen der gesunkenen BP-Plattform Deepwater Horizon austritt, wächst die Sympathie der Welt für die erneuerbaren Energien – und die Bereitschaft von Unternehmen, sich grundlegend mit diesem Markt zu befassen.Während mittlerweile auch die heimischen Forschungsriesen Voestalpine & Co Lösungen für Windräder, Sonnenstromanlagen oder Elektromotoren ertüfteln, hat eine Hand voll österreichischer Firmen schon führende Positionen am Weltmarkt errungen – weil sie schon vor Jahrzehnten vom Siegeszug der sauberen Energien überzeugt waren.Ein echter Pionier ist etwa Klaus Fronius. Ausgehend vom angestammten Know-how aus der elektrischen Leistungsumwandlung in der Schweißtechnik, wo Wechsel- in Gleichstrom umgewandelt wird, hat sich Fronius still und heimlich zum Weltmarktzweiten bei so genannten Wechselrichtern in der boomenden Solarbranche hochgearbeitet – hier wird der Gleichstrom der ­Photovoltaik-(PV-)Module in netztauglichen Wechselstrom umgewandelt. Er kann nun die Früchte einer 18 Jahre dauernden, eher von Überzeugung als von Wissen geleiteten Entwicklungsarbeit ernten. „Obwohl ich früher für diese Ideen eher ausgelacht wurde“, wie sich der mittlerweile 64-jährige Chef und Miteigentümer erinnert.Seine Solarelektroniksparte erwirtschaftet mit heuer 350 bis 400 Millionen Euro bereits rund 60 Prozent des rasant wachsenden Konzernumsatzes. Der Personalbedarf ist enorm: Seit Jänner 2010 wurden 290 Mitarbeiter eingestellt, zum Ausbau des Werks im oberösterreichischen Sattledt werden noch einmal 150 gesucht. Und glaubt man Experten, dann ist Fronius auch beim nächsten großen Thema vorne dabei. „Mit seiner Brennstoffzelle wird er den nächsten Coup landen“, ist etwa Voestalpine-Forschungschef Peter Schwab überzeugt.Auch im diskreten Imperium der Industriellenfamilie Turnauer hat sich die frühe Beschäftigung mit dem Solarthema bezahlt gemacht. Die Stanislaus Turnauer gehörende Isovolta AG mit Sitz in Wiener Neudorf hat schon Mitte der achtziger Jahre begonnen, spezielle Folien für die Rückseiten von PV-Modulen zu entwickeln. Lange Zeit konkurrenzlos, reicht der Technologievorsprung der Niederösterreicher für Jahre, um die Nummer-eins-Position abzusichern. Hundert Prozent der Folien werden exportiert. Das 2005 eröffnete Isovolta-Werk in Lebring bei Graz musste schon 2008 wieder erweitert werden.Auf den heimischen Dächern ist Sonnenstrom erst seit einigen Jahren ein Breitenthema geworden – bei der thermischen Nutzung der Sonnenenergie liegt Österreich europaweit auf dem zweiten Platz. Das hat sich auch der ­Kärntner Robert Kanduth früh zunutze gemacht. Mit seiner Firma GREENoneTEC ist er heute weltgrößter Produzent von Sonnenkollektoren. Mitte Juni hat er auch einen Auftrag für die bisher größte solarthermische Anlage der Welt in Saudi-Arabien ergattert. Kanduth: „Das Ausmaß ist gigantisch – die Fläche entspricht in etwa der Größe von fünf Fußballfeldern voll Kollektoren.“ Für GREENoneTEC bedeutet das ein Auftragsvolumen von über 3,6 Millionen Euro, Kanduths Firmengruppe wird dieses Jahr ihren Umsatz ­voraussichtlich um 50 Prozent auf 180 Millionen Euro steigern.Während Photovoltaik noch nicht einmal für ein Prozent der heimischen Stromproduktion steht, sind es bei der Windenergie immerhin schon drei Prozent. Mit dem Errichten von immer neuen, in den Himmel ragenden Windrädern haben sich auch österreichische Firmen frühzeitig auf Lösungen für die Errichter und Projektbetreiber von Windparks spezialisiert – und sich damit entsprechende Vorteile verschafft.Völlig unbeeindruckt von Wirtschaftskrisen ist beispielsweise Bachmann Electronic aus Feldkirch. 70 Prozent des Umsatzes von 58 Millionen Euro macht das 1970 gegründete Unternehmen, das auf Automatisierungslösungen spezialisiert ist, mit dem Geschäftsfeld Windkraft. Der Weltmarkt für Steuerungen von Windkraftanlagen ist noch extrem zersplittert – mit fünf Prozent Marktanteil liegen die Vorarlberger aber derzeit vor Technologieriesen wie ABB oder Siemens.Einer der Hauptkunden von Bachmann ist ebenfalls ein Marktführer aus Österreich: die 1995 gegründete Klagenfurter Firma Windtec, die seit 2007 zum US-Konzern AMSC gehört. „Am Windmarkt gibt es derzeit keine Firma, die so wie wir alles aus einer Hand bieten kann“, tönt Windtec-Sprecherin Carmen Primus und zählt auf: die Lizenz zur Fertigung von Windkraftanlagen, Technologietransfer, Fertigung von speziellen Komponenten etc. Das Geschäft surrt besonders in Asien: Vor der Küste Schanghais ging 2009 die erste Offshore-Windanlage Chinas mit einer Leistung von drei Multimegawatt in Betrieb – mit AMSC-Windtec-Technologie. Quasi vor der Haustür könnte eines der nächsten Projekte entstehen: Auf der Petzen will Windtec in 2000 Meter Höhe den ersten Windpark Kärntens mit bis zu sieben Windrädern errichten – die nicht aus Stahl, sondern aus Fichtenholz gefertigt werden sollen.

Höchstgenuss

Essen & Trinken: Vom Kürbiskernöl bis zur Weinflasche – die kulinarischen Spitzenleistungen unseres Landes.

Oft hat es den Anschein, als ob die Österreicher beim haltlosen Genuss von Stelze, Wein und Bier Weltmeister wären. Nein! Mit dieser Unterstellung soll hier endlich aufgeräumt werden. Man kann nicht überall Spitzenleistungen bieten. Beim Weinkonsum liegen wir mit schlappen 30 Litern pro Jahr weltweit nur an sechster Stelle. Der größte Schluckspecht ist der Franzose mit 60 Litern pro Jahr. Und beim Fleischgenuss sind wir beinahe Vegetarier. Der Amerikaner: 130 Kilo pro Jahr. Der Deutsche: 88 Kilo pro Jahr. Und wir: magere 60 Kilo. Damit liegen wir wenigstens noch vor dem Inder mit zwei Kilo pro Jahr.Das Image, Österreicher seien Genussweltmeister, wird natürlich durch Meldungen wie „Burgenländische Rotweine sind Weltklasse“ oder „Österreichische Sauvignons an der Welt-spitze“ genährt. Dass bei einer Blindverkostung heimische Winzer wie Jurtschitsch, Lackner-Tinnacher, Neumeister und Gross mit ihren Sauvignons vor dem Schweizer Jean-Pierre Pellerin oder dem kalifornischen Weingut Mondavi liegen, schadet aber unserem ­Ansehen, denn Österreich ist im gesunden Genießen Weltmarktführer: Das steirische Unternehmen Pelzmann beispielsweise ist der weltweit größte Kürbiskernölproduzent. „Kürbiskernöl mag man oder nicht. Aber seine gesunde Wirkung ist unbestritten“, sagt Klaus Pelzmann, der heute gemeinsam mit seinem Bruder Gregor das Unternehmen in dritter Generation führt. „Schon unser Großvater hat Kürbiskernöl im Ausland bekannt gemacht. Und heute liefern wir in 22 Länder, von Deutschland bis Australien und von China bis ins WM-Austragungsland Südafrika.“Dass Österreich kein Land der Völlerei ist, beweist auch, dass es ein Landsmann war, der das Genießen von mikroskopisch kleinen Portionen auf wagenradgroßen Tellern erfunden hat – und dennoch ist er in seinem Metier ein wahrer Weltmeister: der Vater der Nouvelle Cuisine und Gasteiner EckartWitzigmann. Von den 50 besten Restaurants der Welt wurde er erst Ende April 2010 mit dem Titel „Jahrhundertkoch“ für sein Lebenswerk geehrt.Letztendlich liefert auch der Winzer, der die meisten ersten Plätze bei internationalen Weinverkostungen einfahren konnte, seine Kreszenzen typischerweise nicht in Dopplern, ja nicht einmal in Bouteillen, sondern in ganz kleinen Flachen: Alois Kracher, oftmaliger Sweet Winemaker of the Year. Und auch Sohn Gerhard hat nach dem 2007 verstorbenen Vater schon einen Weltmeistertitel nach Illmitz ins Burgenland gebracht. Überhaupt ist die Winzerfamilie Kracher stets für einen Rekord gut. Sie produzierte die bisher größte Weinflasche der Welt: zweieinhalb Meter hoch und gefüllt mit 420 Liter Kracher Trockenbeerenauslese Jahrgang 2005. Das gute Stück ging Österreich freilich verloren: Das Monster-­Gebinde steht nämlich in der Schweiz.

Außen hui

Konsumgüter: Von A wie Alpenplastik bis Z wie Zigaretten – im Verpacken von Konsumgütern und Genussmitteln sind die Österreicher weltmeisterlich gut.

Zahnpastatuben sind billiges Zeugs“, sagt Thomas Reisner in leicht angewidertem Ton. Teures Zeugs sind folglich die Produkte seiner Tupack-Gruppe: An den zwei Standorten in Wien und im burgenländischen Parndorf stellen insgesamt 1000 Mitarbeiter Kunststofftuben und Lippenstifthüllen für Kosmetikriesen wie Estée Lauder oder L’Oréal her, es geht um Bedruckbarkeit in höchster Qualität.Die Eckdaten des Unternehmens sind die eines typischen österreichischen Nischenweltmeisters: 125 Millionen Euro Umsatz, 99 Prozent Exportquote, 100 Prozent Familienbesitz. Insbesondere die burgenländische Tupack-Tochter Mareto – der Name ist aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen seiner Tochter Marion, seiner Frau Renate und von Reisner selbst gebildet – gilt als echte Perle.Trotz eines Umsatzminus von 20 Prozent 2009 „sind sich einige Millionen Euro Gewinn ausgegangen“, frohlockt der 71-jährige Reisner, der das Unternehmen 1987 im Zuge eines Management-Buy-outs übernommen und mit der Umstellung von Alu auf Kunststoff die Weichen für den Erfolg selbst gestellt hat. 2010 wird der Umsatz schon wieder bei 160 Millionen Euro liegen. Stärker ins Visier nimmt der Unternehmer derzeit die Pharmaindustrie und Lebensmittelerzeuger: Auch Cremen und Saucen werden in Zukunft verstärkt aus der Tube kommen.Österreich ist ein Land der Verpackungs-Champions, von Mayr Melnhof Karton mit seinen Zigarettenfaltschachteln bis hin zu Frantschach, inzwischen Teil des internationalen Mondi-Konzerns, mit seiner Nummer-eins-Position bei Industriesäcken.Einer der Riesen bei Kunststoffverpackungen, zum Beispiel PET-Flaschen, ist die Vorarlberger Alpla KG, deren Name für Alpenplastik steht und die 128 Niederlassungen in 37 Ländern mit 10.800 Beschäftigten betreibt. Mit 2,1 Milliarden Euro Umsatz ist der im Besitz der Familie Lehner stehende Konzern das größte Unternehmen im Ländle.Noch öffentlichkeitsresistenter als die Lehners sind die Trierenbergs aus dem oberösterreichischen Traun. Die Verarbeitungs­sparte von Tann Papier, im Eigentum von Christian Trierenberg, gilt nach wie vor als weltweit führender Druckspezialist und macht 225 Millionen Euro Umsatz. Die 542-Millionen-Euro-Company Delfortgroup wiederum, die bei der Spaltung des Unternehmens 2005 an Christians Stiefmutter Elfried Trierenberg und ihre Söhne ging, ist bei Zigarettenpapier, Filterhüllpapieren, aber auch Dünndruckpapieren für Bibel, Koran & Co erste Adresse.Nischen gibt es fast unendlich viele: So kommt jede zweite Klarsicht-Eierverpackung weltweit inzwischen von der Firma Ovotherm aus Wiener Neudorf, die damit 40 Millionen Euro umsetzt. „Das ist ein Hightech-Produkt geworden“, widerspricht Seniorpartner Wilhelm Kallhammer Vorstellungen, dass sein Business etwa simpel sei. Als Präsident der Internationalen Eier-Kommission weiß er schließlich, dass Bio-Eier anders inszeniert werden müssen als Omega-3-Eier – doch zerbrechlich sind sie alle.

Gastfreundlichst

Tourismus: Vom Skiverleihservice über Wanderkarten bis zu Hotels – wenn es um das Wohl der Gäste geht, sind Österreicher wahre Weltmeister.

Wir sind Weltmeister: Österreichs Betriebe sind in vielen

Österreich ist eine weltweit führende Tourismusnation. Jeder zehnte Österreicher verdient sein Geld in diesem Wirtschaftszweig. Beim durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen jedes Österreichers aus den Tourismuseinnahmen liegt unser Land mit 1666 Euro auf Platz zwei hinter Zypern, das allerdings in absoluten Zahlen vernachlässigbar ist. In der Bedeutung, gemessen am BIP, müssen wir uns Thailand knapp geschlagen geben, und bei einem internationalen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit im Tourismus liegt Österreich unter 133 Ländern auf Platz zwei, knapp hinter der Schweiz. Auch wenn wir nicht die absolute Nummer eins sind, so können viele zweite Plätze auch einen Gesamtsieg ergeben, und so sagt Hans Schenner, Obmann der Sparte Tourismus der WKO, klar: „Im Tourismus sind wir Weltmeister!“Das zeigt sich auch daran, dass immer mehr österreichische Unternehmen in diesem Bereich Weltmarktführer werden. Zum Beispiel die Firma Wintersteiger aus Ried im Innkreis. Dass der Nachbar von Wintersteiger der legendäre Skihersteller Josef Fischer war, erklärt, wie es zum Aufstieg kam. „Zuerst hat Fischer gefragt, ob wir ihm nicht eine Maschine bauen können, damit er seine Brettln nicht mehr händisch fertigen muss“, erzählt Vertriebs- und Marketingvorstand Markus Piber. „Und ein paar Jahre später, als die Sandwichtechnik aufkam, haben wir für Fischerski die passende Dünnschnittsägemaschine entwickelt.“ Heute stattet Wintersteiger weltweit Skigeschäfte mit voll automatisierten EDV-Ski-, -Schuh- und -Snowboardvermietungssystemen aus; Kanten- und Belagschleifmaschinen werden in die Skishops gestellt; und natürlich wird der spezielle Renntrimm der ÖSV-Bretter auch von den Oberösterreichern besorgt. In allen drei Unternehmenssparten Sport, Saat- und Dünnschnittmaschinen ist Wintersteiger nicht nur Weltmarktführer, sondern auch doppelt so groß wie der nächste Mitbewerber.Aber es gibt noch zahlreiche weitere heimische Unternehmen, die mit Produkten für den Tourismus Weltmarktführer sind: Der Kompass Verlag ist weltweit die Nummer eins bei der Produktion von Wanderkarten. Das Freizeittechnikunternehmen SunKid beliefert Tourismusorte rund um den Globus mit speziell für Kinder konzipierten Liftanlagen.Doch im Tourismus zählt nicht nur die Technik, da sind es speziell die Menschen, die den Erfolg ausmachen. Und auch da ist Österreich führend. Kaum ein anderes Land dieser Welt kann im Verhältnis zu seiner Größe auf so viele Top-Manager in Spitzenhotels verweisen. Christoph Schmidinger beispielsweise ist General Manager des FourSeasons in New York und zusätzlich Regional Vice President der FourSeasons-Gruppe. Rudi Jagersbacher führt das Hilton in Dubai, Markus Platzer das InterContinental in Bangkok. Und es gäbe noch genug Beispiele aufzuzählen. Klaus Ennemoser von der WKO, Bundesobmann Sparte Hotellerie: „Natürlich gibt es da keine Statistiken, aber aufgrund der hervorragenden Ausbildungsstätten sind Österreicher als Hotelmanager weltweit führend.“

Hören, Sehen, Greifen

Medizin & Technik: Spitzenmedizin geht in Österreich Hand in Hand mit Hightech-Entwicklungen bei Medizingeräten.

Med-el-Geräte haben die besten und dünnsten Elektroden“, schwärmt Wolfgang Gstöttner. Der Leiter der HNO-Universitätsklinik am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien ist eine weltweit anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Cochlea-Implantationen – dabei wird Gehörlosen, deren Hörnerv noch funktioniert, eine Prothese eingesetzt. Das Gerät liefert dem Gehörnerv die notwendigen Impulse. Der Eingriff gilt als besonders heikel, weil er nur zwei Millimeter am Gesichtsnerv vorbeiführt – darum setzt Gstöttner nur auf die allerfeinste Medizintechnik.Med-El-Cochlea-Implantate sind eine Erfindung der studierten Elektrotechnikerin Ingeborg Hochmair. Die öffentlichkeitsscheue Unternehmerin setzt mit ihren Hörimplantaten, von denen eines rund 20.000 Euro kostet, inzwischen über 100 Millionen Euro um und ist auf dem Weg zur Weltspitze: Lediglich die australische Firma Cochlear liegt vor den Tirolern. 900 Med-el-Mitarbeiter in 22 Ländern sorgen für ständiges Wachstum. Nur eine in den achtziger Jahren eingegangene Partnerschaft mit dem US-Riesen 3M bezeichnete Hochmair später als „größten Fehler meines Lebens“. Nach dem Scheitern baute sie Med-el konzentriert und zielstrebig in Eigenregie mit ihrem Mann Erwin aus.Mit dem AKH und Gstöttner verbindet Hochmair eine langjährige Entwicklungspartnerschaft. Es ist eine der markantesten Allianzen zwischen Spitzenmedizin und Spitzentechnik, wie sie im Alpenland gar nicht so selten zu finden sind.Lange waren ausschließlich die Chirurgie-Künstler in der öffentlichen Wahrnehmung präsent: Der Innsbrucker Raimund Margreiter etwa oder die Wiener Transplantationschirurgen. Doch nun tauchen immer mehr österreichische Firmen auf, die mit der Herstellung von Hochpräzisions-Werkzeugen für die Mediziner auf dem Weltmarkt glänzen.Ein Wunderwerk für Augenärzte hat etwa die Kärntner Firma Wild, früher ein Teil der Leica-Gruppe, entwickelt. Wild stellt spezielle optomechatronische Geräte für die Medizintechnik und die technische Optik her. Ein Diagnosegerät zur Erkennung des gefürchteten Glaukoms (grüner Star) erweist sich als echter Renner: Augenkliniken aus aller Welt fragen nach dem Produkt aus Völkermarkt, bereits 1000 Geräte wurden in Kärnten gefertigt. 54 Millionen Euro setzte die Firma 2009 um. Für die Region ein Segen: Die Zahl der Wild-Mitarbeiter konnte von 2006 auf 2009 von 207 auf über 300 gesteigert werden.Und nicht nur Hören und Sehen werden mit Know-how aus Österreich weltweit erleichtert – sondern auch Greifen und Gehen. Als vor zwei Jahren die Wissenschaftsseiten der großen Tageszeitungen in aller Welt von einem jungen Steirer berichteten, dem im Wiener AKH eine gedankengesteuerte Armprothese verpasst wurde, wurde auch das Made in Austria publik: Denn der deutsche Medizingerätehersteller Otto Bock unterhält in Wien ein Kompetenzzentrum für die Geschäftsbereiche Orthobionic und Bionicmobility, aus der österreichischen Fertigung stammen Kniegelenke und Armprothesen ebenso wie Softwareprogramme zur Justierung der künstlichen Gliedmaßen. 400 Mitarbeiter werken für die heimische Otto Bock Healthcare Products GmbH, ein Drittel davon ist in der Entwicklung tätig.

Heute Idee, morgen Umsatz

Forschungskaiser: Hightech-Weichen, ausbalancierteStromnetze und Batterien – woran die forschungsstarkenUnternehmen des Landes tüfteln, um ihre Spitzenrängeabzusichern.

Das Rennen um das innovativere Produkt in der Stahlbranche ist spannend wie die Tour de France. „Einmal sind wir Etappensieger, einmal ArcelorMittal, einmal ThyssenKrupp“, beschreibt Voestalpine-Forschungschef Peter Schwab den Wettbewerb.Hinter den Anstrengungen der Linzer steht die Überzeugung, dass man als Kleiner nur eine Chance hat, wenn man in der Forschung die Branchenriesen übertrumpfen kann. Aber woran tüfteln jene Unternehmen, die verlässlich in den heimischen Forschungsrankings auftauchen, genau?Die Voestalpine, mit einem 626 Mann starken Forscherteam und 110 Millionen Euro F&E-Aufwendungen pro Jahr, versucht natürlich, Stahl fester und verarbeitbarer zu machen. Besonders stolz ist Schwab auf einen verbesserten Korrosionsschutz durch das Beschichten des Stahls mit Zink-Magnesium. Nach der Bauindustrie soll die Entwicklung nun auch den Automobilkunden schmackhaft gemacht werden. „Das Liefervolumen hat sich innerhalb eines Jahres vervierfacht“, so Schwab.Spektakulär sind seine Entwickler in Zeltweg unterwegs: Am Weltmarkt für Schienenfahrzeug-Weichen halten die Steirer schon jetzt 30 Prozent. Die Hightech-Weichen stellen sich nicht nur automatisch, sondern melden auch, wenn überhitzte Zugräder über sie rollen. „Das hat niemand sonst“, sagt Schwab, der auch Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien, etwa Stähle für Offshore-Windräder, in petto hat.Anders als die Linzer müssen die Entwickler von Siemens konzernintern rittern, wer was bekommt. „Das ist ein enormer Wettbewerb zwischen weltweit 150 Forschungsniederlassungen“, erzählt Siemens-Österreich-Forschungschefin Edeltraud Stiftinger.Sechs Kompetenzzentren konnten bisher nach Wien geholt werden. Eines davon beschäftigt sich mit Metros – vom Fahrzeugbau bis zur Vermarktung. Jüngst wurde das Forschungsprojekt Eco-Tram präsentiert, mit dem etwa der Energieverbrauch von Schienenfahrzeugen verbessert werden soll. Projektpartner ist unter anderen die Siemens-Beteiligung Rail Tec Arsenal, die den europaweit einzigartigen Klima-Windkanal in Wien-Floridsdorf betreibt. Auf Knopfdruck kann hier arktische Kälte ebenso erzeugt werden wie Eis und Schnee, tropische Gewitter oder Sonneneinstrahlung bei plus 60 Grad. Bis zu 100 Meter lange Züge können mit Windstärken von 300 Stundenkilometern beblasen werden.Auch das viel versprechende Forschungsfeld der so genannten Smart Grids ist Siemens-intern bei den Wienern angesiedelt: Dabei geht es um das Ausbalancieren von Energienetzen mit vielen dezentralen Energieherstellern, etwa Sonnenstrom- oder Kleinwasserkraftwerken.Elektrisierend sind die Autofantasien der über 2000 Ingenieure von AVL List. Bei den Grazern dreht sich derzeit alles um das Elektroauto. Weniger das lupenreine E-Auto als Hybridformen werden mittelfristig für die Masse relevant sein, schätzt der für den Engineering-Bereich zuständige AVL-Geschäftsführer Robert Fischer. Ein AVL-List-Beitrag dazu: der so genannte Range Extender, mit dem die Reichweite von Elektrofahrzeugen erhöht werden soll. Und auch das ewige Problem der Batterieschwäche will AVL lösen helfen. Zum Ausbalancieren der einzelnen Zellen in Lithium-­Ionen-Batterien haben die Tüftler Software-Ideen entwickelt „und jüngst auch ein Patent angemeldet“, wie Fischer verrät.

Highest Tech

Tüfteln, Planen, Bauen: Von Lasermesstechnik bis zum größten Stadionin Südafrika – es gibt zahlreiche Weltmeister unter Österreichs Technikproduzenten.

Nein, natürlich wird hier nicht behauptet, dass Österreich Weltmeister bei Hightech-Unternehmen ist. Aber – warum eigentlich nicht? Vielleicht wäre zumindest der Europameister drinnen. Das deutsche Beratungsunternehmen Cantor hat 1207 Regionen aller EU-Länder hinsichtlich ihrer Standorteignung für Hightech-Unternehmen untersucht. Erstes Ergebnis: Die Deutschen sind geschlagen. Etliche österreichische Regionen kamen unter die Top 100. Die beste deutsche Region lag erst auf Platz 443. Zweites Ergebnis: 21 der 35 Austro-Hightech-Standorte sind unter den besten 100. Heißt: Jeder fünfte Top-Hightech-Standort in der EU liegt in Österreich. Oder: Wir sind EU-Hightech-Meister!Und wenn man in den Bereich der Hightech-Nischen schaut, findet man in Österreich sogar zahlreiche Weltmarktführer, wie beispielsweise die Firma RiegL LASER MEASUREMENT SYSTEMS GmbH. 1978 gründete der damalige Dozent an der TU Wien, Johannes Riegl, in Horn im Waldviertel ein Unternehmen für Lasermesstechnik im Zivilbereich. Die technischen Spitzenleis­tungen – Riegl erhielt bald einen Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation für die Untersuchung von Andock- und Landemanövern – führten zu raschem Wachstum. Und zu immer ungewöhnlicheren Aufträgen: Denn Riegl konnte durch den Eintritt von Andreas Ullrich in das Unternehmen nun auch das Know-how für die dreidimensionale Vermessungstechnik einsetzen. „Wir haben die Cheopspyramide vermessen und auch den Südbahnhof für Historiker vor seinem Abbruch gescannt und vermessen“, erzählt Riegl nicht ohne Stolz. „Aber für die Google-Autos arbeiten wir nicht, wir machen hochpräzise Vermessungen“, setzt der Unternehmer sofort nach. Doch zumindest für Autofahrer fertigt Riegl ein nicht minder kleines Ärgernis: Laser-Geschwindigkeitsmessgeräte. Heute produziert ­Riegl technisch ausgefeilte Vermessungsgeräte, etwa das Riegl BP 560, das, an der Unterseite eines Flugzeugs montiert, die Landschaft dreidimensional vermessen kann. Oder das auf einem Fahrzeug montierte VMX 250 zur Vermessung von Autobahnen und Straßenzügen. Mit dem technologischen Erfolg stellte sich auch der ökonomische ein. „Ab dem Jahr 2000 wurden unsere Produkte so erfolgreich, dass wir mit einigen davon Weltmarktführer wurden“, sagt Riegl.Es gibt noch mehrere solcher beeindruckenden Geschichten: etwa die von Frequentis. Hannes Bardach hat das Unternehmen zum Weltmarktführer bei der Sprachkommunikation in der Flugsicherung gemacht. Selbst im Horrorjahr 2009 verzeichnete der Konzern mit 850 Mitarbeitern einen Rekordauftragseingang von 160 Millionen Euro. Oder jene von Lisec. Peter Lisec hat ein revolutionäres Glashärteverfahren entwickelt und sein Unternehmen damit zur Nummer eins am Weltmarkt gemacht. Die Firma Isosport wiederum ist Weltmarktführer bei Verbundbauteilen für Ski oder Snowboards.Wie gut Österreich als Hightech-Standort für Nischenbereiche ist, zeigen aber noch zwei weitere Spitzenleistungen. Zehn innovative Hightech-Unternehmen aus Österreich, von AMAG, FACC, Hitzinger Test-Fuchs bis Wild Austria, sind an Entwicklung und Bau des Airbus A380, des größten Passagierflugzeugs der Welt, beteiligt. Und wer meint, Österreich sei nicht bei der Weltmeisterschaft dabei, der irrt gewaltig: Das größte WM-Stadion in Johannesburg wurde mit Glasfaserplatten des heimischen Hightech-Betriebs Rieder Smart Elements gebaut.

Boot-Weiß-Rot

Rund ums Schiff: Luxusyacht-Einrichtungen, Bootstaue, Komponenten für Schiffsmotoren – im Binnenland Österreich gibt es eine Hand voll Firmen, die auch auf den Weltmeeren vorne mitmischen.

Jüngst hatte Burkhard List eine besonders knifflige Aufgabenstellung zu lösen: Ein Kunde wünschte für seine Privatyacht einen repräsentativen Esstisch, der zum Pool-Tisch umfunktionierbar sein sollte. Auf hoher See Billard spielen ist aber nur dann ein Vergnügen, wenn das Auf und Ab der Wellen ausgeglichen werden kann – also ersannen die List-Techniker einen ausgeklügelten Mechanismus, der den Seegang gleichsam abfedert. Mittlerweile fährt das Vehikel auf den Meeren herum, und auf dem Tisch wird ebenso prächtig diniert, wie danach forsch die Kugeln versenkt werden.List General Contractor, ein Unternehmen der niederösterreichischen List-Gruppe, hat sich seit der Gründung 1997 zu den drei führenden Innenausstattern bei Luxusyachten weltweit gemausert. Wenn es nicht Kreuzfahrtschiffe wie die „MS Deutschland“ („Das Traumschiff“) sind, die von den Niederösterreichern aufgemöbelt werden, dann die richtig langen Dinger der Superreichen: Durchschnittlich 70 bis 80 Meter beträgt die Länge der Privatyachten, für die 190 List-Mitarbeiter extravagante Lösungen ersinnen.In Sachen Endkunden pflegt der 28-jährige Firmenchef, der ebenso wie seine 30-jährige Schwester und Co-Geschäftsführerin Therese zur dritten Unternehmergeneration gehört, höchste Diskretion. Seine Vertragspartner sind formell die größten Werften der Welt wie Heesen in den Niederlanden oder Blohm & Voss in Hamburg. Bei der in der Hansestadt derzeit gebauten, 163 Meter langen Superyacht „Eclipse“ des russischen Milliardärs Roman Abramovich „sind wir aber nicht dabei“, so List.Wenn Unternehmen aus einem Binnenland auch auf den Weltmeeren mitmischen, ist das meist das Ergebnis weltweiter Arbeitsteilungsprozesse. Irgendwann trifft dann hoch spezialisiertes Angebot auf hoch spezielle Anfrage. „Die Globalisierung macht’s möglich“, sagt List, an dessen Firmensitz in Bad Erlach es mit Ausnahme einer Therme nicht viel Bezug zum Wasser gibt.Das ist auch in Hallwang bei Salzburg der Fall, wo die Firma Geislinger ihren Sitz hat. Sie hat in ihrem 52-jährigen Bestehen besonderes Know-how im Bereich von Schwingungsdämpfern und Kupplungen für Großmotoren aufgebaut. Diese 8- bis 16-Zylinder-Maschinen werden in langsam laufenden Schiffen wie etwa Tankern benötigt. Geislinger dampft damit zum Erfolg: Mit 500 Mitarbeitern setzt der Weltmarktführer 78 Millionen Euro um.Nicht weniger spezialisiert und hochseeerprobt sind die Produkte des Welser Unternehmens Teufelberger, das mit 750 Mitarbeitern mittlerweile 130 Millionen Euro Erlös generiert. 1790 als Produzent von Hanfseilen gegründet, ist Teufelberger seinem Kern treu geblieben: Spezialseile aus Stahl ebenso wie aus Kunstfasern gehören zum Produktportfolio. 2007 haben die Oberösterreicher den USA-Marktführer für Schiffstaue, New England Ropes, gekauft – und seitdem die Fahne als Weltmarktführer gehisst.

Parteienverkehr: Open End

Verwaltung: Zumindest im Internet ist Österreichs Staatsverwaltung spitze – dank eines weit blickenden Ex-Sektionschefs im Finanzministerium.

Aktenstaub, Amtsschimmel, Ärmelschoner – das Image von Österreichs Verwaltung ist seit jeher das eines trägen, behäbigen, unproduktiven Staats im Staat. Umso überraschender ist, dass unsere Staatsdiener von ihren europäischen Kollegen um ­einige ihrer Spitzenleistungen regelrecht beneidet werden.Im OECD-Report „Government at a Glance“ aus dem Jahr 2009 steht es schwarz auf weiß: Österreich ist spitze im E-Government – vor Portugal und England. Schlusslicht des 23 Staaten umfassenden Rankings ist Polen. Bewertet wurden das Angebot und der Entwicklungsgrad von Internet-Tools für die Bürger. Höher eingestuft werden im OECD-Bericht Portale, in denen es „nicht nur um Information, sondern auch um die elektronische Abwicklung geht“, erklärt Andreas Buchta-Kadanka, für den öffentlichen Dienst zuständiger Kabinettsmitarbeiter von Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.Herausragend und Hauptgrund für die überraschende Goldmedaille ist Finanz Online. Das virtuelle Finanzamt ist weit mehr als ein Schwarzes Brett im Internet, es kürzt auch effektiv Amtswege ab: Ob Arbeitnehmerveranlagung, Antrag auf Familienbeihilfe oder Umsatzsteuervoranmeldung – die Seite ist „das einzige wirklich von der Bevölkerung angenommene Transaktionsinstrument im E-Government-Bereich“, so Gerhard Popp, IT-Sektionschef im Finanzministerium.Von insgesamt 1,6 Millionen Transaktionen zwischen Bürgern und dem österreichischen Staat pro Jahr entfallen 1,5 Millionen auf finanzonline.at. Selbst die Gemeinden wickeln ihre Kommunalsteuererklärungen inzwischen über das Portal ab. Der Erfolg hängt auch damit zusammen, dass der Amtsweg übers Internet erheblich beschleunigt worden ist: Von einer Million Anträgen pro Jahr werden 80 Prozent innerhalb einer Woche erledigt.Verantwortlich für die Entwicklung des Angebots ist Popps inzwischen pensionierter Vorgänger Arthur Winter, der auch den zweiten Frequenzbringer in der Online-Verwaltung mit geschaffen hat: help.gv.at, eine breit angelegte Sammlung von Erklärungen zu den verschiedensten Behördenwegen. Die Seite, bereits 2003 mit dem e-Europe Award ausgezeichnet, bietet aber meist auch gleich den direkten Weg zum Online-Formular. Von A wie Abfall­entsorgung bis Z wie Zwangsausgleich, help.gv.at deckt rund 200 Verfahren ab. Auf die Seite wird monatlich knapp 400.000-mal ­zugegriffen, der Spitzenwert im Jänner dieses Jahres lag bei 600.000.Dass die Angebote in Zukunft noch mehr gepusht werden sollen, ist nicht nur dem Prestige, sondern vor allem auch dem Budget bekömmlich: Zehn Millionen Euro könnte man etwa einsparen, wenn alle Bürger ihre Steuererklärungen online abwickeln würden, meint Popp. Für all jene, die sich nicht von ihren alten, papierenen Formularen trennen wollen, hat sich der Sektionschef nun etwas Besonderes einfallen lassen: Mit einem Zugang für Neueinsteiger wird man künftig auf Eingabeseiten stoßen, die dem gewohnten Offline-Formular nachempfunden sind. Etwas virtueller Aktenstaub noch – und die Aussichten sind bestens.

Lokal forschen, global verwerten

Zukunft: Spezialmedikamente, interaktive Leinwände,Sonnenlicht-Konzentratoren – die österreichischen Weltmarktführervon morgen sind schon in den Startlöchern.

Als die 31-Milliarden-Euro-Company GlaxoSmithKline (GSK), Nummer zwei am weltweiten Pharmamarkt, im Februar ihr Investment in eine kleine Wiener Firma namens Apeiron Biologics bekannt gab, wurde das in der heimischen Biotech-Community mit Genugtuung registriert. Bis zu 236 Millionen Euro will GSK in das Start-up stecken, insgesamt summiert sich das Engagement der Briten in Österreich damit schon auf 700 Millionen Euro. Ende 2009 hatten sie sich am heimischen Paradeunternehmen Intercell beteiligt.Wenn große, multinationale Konzerne in Firmen investieren, deren Namen bisher nur Insidern bekannt waren, ist das ein Indiz dafür, wer die Champions von morgen sind. Denn Pharma- oder Hochtechnologieriesen leisten sich immer weniger Grundlagenforschung, sondern investieren lieber in innovative Start-ups mit Produkten, die das Potenzial zum Megaseller haben.Dass Wien immer öfter auf dem Radarschirm der Pharma­multis aufblinkt, kommt für Eingeweihte nicht überraschend. Haupteigentümer der Firma Apeiron, die ein Medikament zur Behandlung akuten Lungenversagens entwickelt, ist Josef Penninger, Chef des Wiener Instituts für Molekularbiologie (IMBA). Der renommierte Maus-Genetiker kehrte 2003 nach 13-jähriger Forschungstätigkeit in Kanada nach Österreich zurück – und hat hier einiges in Schwung gebracht. „Wissenschafter wie Penninger und Investoren wie GSK sind Role Models für die gesamte Szene“, hofft Sonja Hammerschmied, in der österreichischen Förderagentur AWS für Technologiethemen zuständig, auf weitere Allianzen nach diesem Vorbild.Die Weltmeister der Zukunft werden in der Wissensgesellschaft dort entstehen, wo fähige Grundlagenforscher auf fähige Produktentwickler und -vermarkter treffen. Gut möglich, dass die Erkenntnisse heimischer Spitzenforscher sonst abwandern und die Werte anderswo geschöpft werden. Ungewiss ist zum Beispiel noch, wann und wo sich aus den Erkenntnissen der Quantenphysik, in der Österreich mit Anton Zeilinger, Peter Zoller oder Hans Briegel führende Experten vorweisen kann, in absehbarer Zeit auch Umsätze generieren lassen.Ein echtes Stärkefeld, das sich allmählich auch schon in viel versprechenden Firmengründungen niederschlägt, ist hingegen zwischen der TU Linz und dem Softwarepark Hagenberg im Mühlviertel entstanden. Daniel Mattes, Mitgründer des inzwischen verkauften Telefonie-Start-ups Jajah in den USA, hat jüngst von einem „kleinen Silicon Valley“ in Oberösterreich gesprochen und wird hier auch Entwickler für sein neuestes Projekt Jumio anheuern.Anfang Juni in den Softwarepark gezogen ist das im September 2009 gegründete Start-up Isiqiri Technologies. Einer der Gründer hat an der Uni Linz eine Sensortechnologie entwickelt, mit der sich per Laserpointer großflächige Projektionsleinwände inter­aktiv bedienen lassen. Prototypen werden bereits getestet. „2011 rechnen wir mit den ersten Umsätzen“, sagt Isiqiri-Geschäftsführer Richard Ebner. An dem Start-up haben sich auch Ex-Roland-Berger-Österreich-Chef Manfred Reichl und die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich beteiligt.Ein ganz anderes Ziel verfolgt die von Absolventen der Fachhochschule Hagenberg gegründete runtastic GmbH, deren Applikation im Rad- und Laufsportbereich zu den am öftesten heruntergeladenen Sport-Angeboten im Internet gehört. Kategorien wie Dauer, Geschwindigkeit oder Routen können so via iPhone oder Pulsuhr erfasst und an den PC geschickt werden. Hauptrivale auf dem Weg zum führenden Sportportal der Welt – Vorbild ist die Online-Business-Community Xing – ist laut Co-Gründer Florian Gschwandtner der US-Anbieter Runkeeper.Kristallisationsfigur und Gründer des Softwareparks Hagenberg ist der Computermathematiker Bruno Buchberger, der vor 40 Jahren ein „vollkommen abstraktes mathematisches Rechenproblem“ gelöst hat, wie er lachend erzählt. Buchbergers Entdeckung der so genannten Gröbnerbasen wird nun in der Kryptografie, etwa zur Codierung von Informationen beim Online-Banking, in der Genetik oder zur Steuerung von Ölplattformen genutzt. Das Hagenberg-Spin-off Risc Software, an dem Buchberger selbst beteiligt ist, hat etwa einen Entwicklungsauftrag von Shell bekommen.Aber auch im Solarbereich könnten sich zwei Wiener Neo-Firmen in einigen Jahren als echte Highflyer herausstellen:Heliovis, gegründet vom Ex-TU-Studenten Johannes Höfler, entwickelt einen aufblasbaren Sonnenlichtkonzentrator aus Kunststofffolien, der in der Praxis 100 bis 200 Meter Länge und fünf bis zehn Meter Durchmesser haben soll. Prototypen wurden schon gebaut; Fernziel ist, beim gigantischen Solarthermieprojekt ­Desertec mitmischen zu können.Für Crystalsol, gegründet vom deutsch-litauischen Professor Dieter Meissner und den zwei ehemaligen McKinsey-Beratern Wolfgang Ressler und Dieter Badegruber, wird es 2011 ernst – dann soll ihre Technologie in die Massenproduktion von Photovoltaikmodulen münden. Im Kern geht es um die Weiterentwicklung der Halbleitertechnologie auf Basis von so genannten Monokornmembranen. Damit sollen die Herstellungskosten von Modulen um 60 Prozent unter den gängigen Verfahren liegen.