Das Blog der Leser - Leserbriefe an DIE ZEIT

Leserbriefe zu „Frei und immun“ von Mark Schieritz

In Großbritannien gehen die Infektionszahlen genauso schnell zurück wie sie anstiegen. Das verwundert allenthalben, ist aber keine Überraschung. Die Pandemie verläuft in Wellen, und zwar unabhängig davon wie hart die Lockdownmaßnahmen sind. Inzwischen lässt sich an zahlreichen Vergleichen von Staaten mit gegensätzlichen Strategien (harte Lockdowns / wenig bis keine Einschränkungen) seit dem letzten Herbst 2020 nachweisen, dass die Zahlenentwicklung nahezu identisch ist. Niemand hat bisher beweisen können, dass harte Lockdowns wirken! Bewiesen ist aber anhand der Vergleiche mit z.B. Schweden, Schweiz, Texas, Florida, Oklahoma, Alabama, Süd-Carolina, Süd-Dakota, dass sie äußerst wenig bewirken.

Beweisen lässt sich auch, dass die härtesten Lockdowner, wie Großbritannien, Spanien, Portugal, Frankreich, Italien nach Aufhebung der „Maßnahmen“ die brutalsten Wiederanstiege der Infektionszahlen verzeichneten. Das Virus wird eingebremst und macht danach umso heftiger weiter! Die harten Lockdowns haben durchaus eine Wirkung: Sie verlängern das Pandemiegeschehen! Ähnlich läuft es bei den Massenimpfungen. Niemand kann wirklich beweisen, wie die neuen im Schweinsgalopp entwickelten, unzureichend getesteten, Impfstoffe auf das Infektionsgeschehen einwirken. Hier gibt es nur Annahmen! Niemand kennt die Langzeitwirkungen. In Indien (das übrigens – umgerechnet auf die Bevölkerungszahl – weniger als ein Drittel der Todesfälle von Deutschland beklagt) sind erst rund 7% der Bevölkerung zweimal geimpft.

Das dortige Gesundheitsministerium hat vor ein paar Tagen eine Studie veröffentlicht, nach der fast 70% der Bevölkerung Antikörper aufweisen, also auf natürlichem Wege immunisiert sind. In Deutschland derweil bemüht man sich, Antikörpertests zu ignorieren und die gewünschte „Herdenimmunität“ durch Massenimpfung zu erreichen. Für die Pharmaindustrie ist das ein Segen – für die Bürger jedoch nicht unbedingt: Immerhin stellt die natürliche Immunität nach überstandener Infektion erwiesenermaßen einen besseren Schutz dar als die Immunität nach der Impfung.

In Deutschland streitet man über das Maß der Bestrafung Impfunwilliger, baut damit massiv Feindbilder auf, und ebnet Verhältnissen den Weg, die wir aus der DDR, China, Nordkorea und dem 3. Reich kennen. Aufbau von Feindbildern und Entzug von Grund- und Freiheitsrechten sind Merkmale des Faschismus. Wenn Gesunde benachteiligt werden, geht es nicht mehr um Gesundheit! – Hans Ludwig Scherer

Es gibt gute Ausgaben und schlechte Ausgaben – normalerweise freue ich mich jeden Mittwoch darauf, meine ZEIT herunterzuladen. Heute beschlich mich schon vorher ein komisches Gefühl. LEIDER hat mich mein Gefühl nicht enttäuscht. Ich lese sie mit diesem Titel nicht weiter und warte und hoffe wieder auf eine ausgewogenere journalistische Ausgabe. Die Zeit macht also bei der Hexenjagd mit und denunziert Ungeimpfte / Unsichere / Zweifelnde als vergleichbare Umweltsünder, die andere vergiften. Immer munter drauf los. Peinlich! Eines sollte man bedenken: Druck erzeugt immer Gegendruck und macht ordentlich mit bei der Spaltung der Gesellschaft, anstatt – dem eigenen Auftrag folgend – eine Gegenüberstellung im Sinne des „gesunden Menschenverstandes“ anzubieten, die dem Leser ein Fenster zur Meinungsbildung öffnet, statt es lautstark zuzuknallen. Wie unprofessionell!

Der gesunde Menschenverstand beinhaltet neben dem Verstand die weitaus größere Intelligenz, die fühlende Kraft des Herzens und bei vielen Menschen (mehr als man zur Zeit noch annimmt) fühlt sich die derzeitige, durchaus experimentelle Impfung nicht wirklich gut an. Warum sollten sich diejenigen, die gegen Gentechnik in Lebensmitteln sind eine große Dosis davon direkt ins Blut einspritzen lassen? Eine Technologie, die erst noch beweisen muss, dass sie die natürlichen Grenzen des Immunsystems nicht in Richtung „Autoimmunkrankheiten“ verschiebt!

Das sind Arztmeinungen, keine Verschwörungrn. Eine Technologie, die den Körper anweist, etwas körperfremdes selbst zu produzieren, um es dann anschließend zu bekämpfen. Wir sind keine Impfgegner und keine Verschwörer. Unsere Hausärztin rät uns jedoch dringlich von dieser Impfung ab – ein durchaus nicht seltenes Phänomen, das man überdies ernst nehmen sollte – wenn einem Demokratie und Werte etwas bedeuten.

Wir waren heute im Zuge eines Auftrages wieder bei einem Testzentrum. Man sagte, es seien derzeit kaum positive Tests bei Ungeimpften, sondern fast ausschließlich bei Geimpften – weil sie sich in fataler falscher Sicherheit wiegen. Darüber hört und liest man natürlich wenig. Insofern: Wir warten – wie viele andere – auf einen klassischen Impfstoff unseres Vertrauens, der hoffentlich bald verfügbar sein wird und solange lassen wir uns (auch von Ihnen) gern beschimpfen. Denn: Bange machen gilt nicht! Und „Mitgefangen – Mitgehangen“ auch nicht... – Helmut & Marlies Rümke

Ich komme auf Ihren Artikel von heute zurück „Frei und immun“. Hier sprechen Sie von überschaubaren Risiken der Impfung. Ich würde sie gerne über Folgendes informieren: Ich wurde am 08.06. als einer der ersten nach der Freigabe der Impfpriorisierung geimpft. Meine Partnerin wurde am 07.01. geimpft (sie arbeitet in der Pflege). Man kann also sagen, dass wir ganz sicher dem Impfen positiv gegenüber stehen und in die Behörden vertrauen. Nun ist es leider so, dass ich seit meiner Impfung nicht mehr arbeitsfähig bin. Ich bin 39, habe keinerlei Vorerkrankungen ud erfreute mich bester Gesundheit, auch bei regelmäßigem Ausdauersport.

Aktuell bin ich froh wenn ich die Kraft habe Wäsche zu waschen. Weder vom Impfhersteller noch von mittlerweile drei konsultierten Ärzten kommt irgendeine Hilfe. Ich bin deswegen in privat finanzierter Behandlung bei einer Heilpraktikerin. Dies kann ich mir aufgrund meines sehr guten Gehaltes leisten. Ich möchte nicht wissen wie die Situation sonst wäre. Teilweise wurde mir unterstellt die Symptome zu erfinden oder es wurden von den Ärzten Theorien abgewiegelt „dann ist man halt mal müde“.

Bei Bedarf stelle ich Ihnen meinen Impfpass sowie die Akten meiner Untersuchungen zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer gesund bleiben und Sie niemals in eine derartige Lage kommen. Nicht nur persönlich, sondern weil ich zutiefst der Überzeugung bin dass wir kompetente und unabhängige Journalisten in unserem Land mehr denn je brauchen. – Tim Kramp

Grundsätzlich stimme ich Ihren Ausführungen zu. Nur haben wir hier auf dem flachen Land in RLP folgendes Problem: ich, obwohl zuletzt Prio drei bekomme erst in zwei Wochen die zweite Impfung, und das nur durch Zufall, da der Hausarzt eine Dosis übrig hatte. Mein älterer Sohn und mein Mann sind geimpft, da sie in sogenannten“systemrelevanten“ Berufen tätig sind. Nun versuchen wir seit Wochen für unseren knapp 18jährigen Sohn einen Termin zu ergattern.

Hier gibt es wohl immer noch zu wenig Impfstoff und im Impfzentrum kann er sich noch gar nicht anmelden. Gerade für ihn waren die Zeiten der Einschränkungen besonders eingreifende. Er würde sich gerne impfen lassen, aber das scheint nur mit viel Glück und Beziehungen möglich zu sein. Also was soll Zwang bringen, wenn, und da kenne ich viele Jugendliche und junge Erwachsene, einfach keine Impftermine bekommen. Erleichterungen für Geimpfte wären da dich ein wenig ungerecht. – A. Fürwitt

Dem politisch gesäten Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit einer Impfpflicht kann man allein schon mit der Meinungsvielfalt von renommierten Staatsrechtlern begegnen. Der fatalerweise real existierende politische Defätismus ist dadurch nicht in Frage gestellt, sondern sogar verstärkt. – Jürgen Dressler

Eine Impfplicht gefährdet alles und alle. Das Vertrauen in die Politik, den gesellschaftlichen Zusammenhalt, das Verständnis der Bedeutung von Eigenverantwortung und Freiheit in einer demokratischen Gesellschaft. Und ob der staatliche Zwang die Impfquote überhaupt wesentlich erhöhen wird, bleibt fraglich. „Sieg über Corona“ oder „Herdenimmunität“ sind lediglich Lockbegriffe einer fiktionalen Story. Sie sind jetzt, und in naher Zukunft, wenig hilfreich, eine ungebremste Ausbreitung des Virus zu verhindern, und die aktuellen Probleme, die es zu „wuppen“ gilt, gemeinsamen zu meistern.

Impfen ist wichtig. Jedoch ist eine Verklärung als Allheilmittel, wie Alkohol bei vielen Medikamenten, kontrainduziert. Begegnen Sie ihren Mitbürgern doch auf Augenhöhe, statt autoritär von oben herab. Werben Sie für eine Impfung, statt für Zwangsmaßnahmen. Reden Sie mit ihnen. Haben Sie vertrauen, überzeugen Sie Ihre Mitmenschen. Und nehmen Sie auch ernst, was diese Ihnen zu sagen haben.

Ihr Fabrikantenbeispiel mit den Abwässern ist für die Corona-Ausbreitung völlig fehl am Platz. Nicht der Ungeimpfte verbreitet das Virus, sondern jeder Infizierte, selbst wenn er geimpft oder genesen sein sollte. Im Kontext des Klimawandels würde es gut passen. Berechnen wir wieviel CO2/Jahr unsere Erde verträgt, teilen jedem Erdenbürger dann einen gleichen Anteil zu, und bestrafen all diejenigen, die es als Privatangelegenheit betrachten, sich einen größeren CO2-Fußabdruck herauszunehmen, damit wir die Lebensgrundlage für alle erhalten können. – Jürgen Pilz

Diese Betrachtung geht davon aus, dass die Regierung „Freiheiten zurück gibt“. Das wurde ebenso bei den Konferenzen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer deutlich. Aus der unbefangenen Distanz betrachtet, sehe ich diese Frage in einem anderen Licht.

Ich meine, die Regierung hat keine Befugnis, den Bürgern „Freiheiten zu nehmen“. Daher kann sie diese auch nicht zurück geben. Im Kommentar zum GG heisst es: „Allein der Gesetzgeber darf in den Fällen, in denen das GG selbst davon ausgeht, dass er bestimmte Grundrechte „einschränken“ kann, diese Einschränkungen nur aufgrund eines allgemeinen Gesetzes durchführen“ (Dieter Hesselberger: „Kommentar zum Grundgesetz“). Ist die gesetzlich festgelegte Voraussetzung für die Einschränkung der Grundrechte nicht mehr gegeben, muss die Einschränkung lt. Gesetz aufgehoben werden.

Was soll ich davon halten, wenn Politiker (berufliches Profil: Rechtsanwalt, Ingenieur, Bankkaufmann/Politikwissenschaftler, Physiker u. a.) meinen, sich über das Urteil von Fachgremien (Ständige Impfkommission, Ethikrat usw.) hinwegsetzen zu können. Dieses Selbstverständnis halte ich für sehr bedenklich. Es erklärt deren Machtbewusstsein und die Versäumnisse ihrer eigentlichen Zuständigkeiten. Wo ist in einem allgemeinen Gesetz für bundesweite Gefahrensituationen trifft? – R. Renaux

Nachdem ich über 40 Jahre in einem großen pharmazeutischen Unternehmen an Studien mitgearbeitet habe, die zum Ziel hatten, Nebenwirkungen und Spätfolgeschäden bei der Entwicklung eines Impfstoffes/Arzneimittels noch vor dessen Zulassung möglichst frühzeitig zu erkennen und auszuschließen, habe ich mich über den Artikel auf der Titelseite der ZEIT sehr gewundert. Eigentlich hatte ich die ZEIT deshalb abonniert, da ich dachte, dass dieses Zeitschrift sich deutlich von dem Niveau der größten deutschen Tageszeitung unterscheiden würde, aber nach polemischen Artikel der Titelseite „ Frei und immun“ bin ich mir nun nicht mehr sicher.

Der Vergleich mit Menschen, die einer Impfung kritisch gegenüber stehen, mit der eines Fabrikanten, der Gift in einen Fluss leitet, ist nicht nur unsachlich sondern auch gefährlich, da er die Gesellschaft spaltet, polarisiert und den Hass auf die Menschen schürt, die aus Sachgründen einer möglichen Impfung kritisch gegenüber stehen. Das dies auch seine Berechtigung hat, belegen die bisher festgestellten Nebenwirkungen und Todesfälle der derzeit angewandten Impfstoffen. Da sich Herr Mark Schieritz in seinem Artikel für staatliche Zwangsmaßnahmen stark macht, dann sollte er sich auch die Fragen gefallen lassen: Weshalb die Entwicklung eines Medikamentes/Arzneimittels eigentlich viel länger dauert, als es bei den Impfstoffen der Fall war?

Wie er dazu steht, dass, in der Kürze der Entwicklung der Impfstoffe, möglich Spätfolgeschäden nicht hinreichend geprüft werden konnten? Und wie er seinen Artikel bewertet, wenn fruchtschädigende Wirkungen oder cancerogene Spätfolgeschäden nach den Impfungen möglicher Weise auftreten und dann den volkswirtschaftlichen Schaden verursachen, den er mit Zwangsmaßnahmen verhindern wollte. – Hans-Ulrich Dreisbach

Auf Ihrer Titelseite behaupten Sie, sich gegen Covid19 impfen zu lassen sei solidarisch. Dies ist so nicht richtig, denn Geimpfte können weiter ansteckend sein und andere infizieren. Schlimmer noch: sie merken im Gegensatz zu nicht gegen Covid19 geimpften Menschen nicht, dass sie erkrankt sind, und werden daher auch im ansteckenden Zustand unter die Leute gehen und das Virus verbreiten. Bitte korrigieren Sie umgehend Ihre Fehldarstellung und recherchieren Sie künftig besser, bevor Sie eine gesellschaftliche Gruppe zu Unrecht in ein schlechtes Licht rücken! – Veronika Schmidt

Mark Schieritz wirbt in seinem Artikel für staatliche Zwangsmaßnahmen, um dadurch alle bisher freiwillig Ungeimpften doch noch zu überzeugen, möglichst rasch einen Impftermin zu machen. Der Artikel beginnt mit einem sachlich falschen Vergleich, den er von dem Ökonome Pigou übernommen hat. Ein verantwortungsloser Fabrikbesitzer leitet wissentlich giftige Abwässer in einen Fluss und vergiftet damit Fische und zerstört die ortsansässige Fischerei. Die Nichtgeimpften dagegen suchen nicht bewusst eine Infektion, um die Viren weiter zu verbreiten. Nach eineinhalb Jahren Erfahrung mit der Pandemie gibt es Schutzmaßnahmen, die konsequent angewendet, uns selbst und die Mitbürger schützen: Abstandsregeln; Maskenschutz, Großveranstaltungen meiden, regelmäßige Tests.

Wird den Bürgern so wenig Respekt und Verantwortung den Mitmenschen gegenüber zugetraut? Das wäre ja schlimm und erinnert mich an die Worte Brechts nach dem Aufstand des 17.Juni 1953 – die Regierung solle das Volk doch auflösen und ein neues wählen. Zurück zur Gegenwart. Neben der Verantwortung für andere ist jeder Bürger für sich selbst und sein Lebensglück und seine Gesundheit zuständig und trägt die Folgen seiner Entscheidungen. Die Corona Impfstoffe haben eine Notzulassung und selbst Herr Schieritz weist darauf hin, dass unsere Bewertung der Impfstoffe „ bislang überschaubare Risiken und Nebenwirkungen“ zeigen.

Welche Auswirkungen die Impfung in 10 Jahren auf unseren Körper haben, vermag der heutige Forschungsstand nicht zu beantworten. So bleibt es eine Entscheidung nach Abwägung aller persönlichen und sozialen Risiken, einen freien mündigen Entschluss zu treffen und nicht durch Beschimpfung, Einschüchterung und Bedrohung manipuliert zu werden. Unsere Demokratie braucht die kontroverse Diskussion und eine umfassende Aufklärung, aber keine Bevormundung. – Dagmar Scherzer

Hat die Zeit inzwischen eine Impfpflicht für ihre Mitarbeiter eingeführt? Anders ist so ein Artikel wie der von Mark Schieritz auf Seite 1 nicht zu erklären. Für mich ist dieser Artikel eine unglaubliche Frechheit. Jetzt weiß ich endlich, wer die wirklichen Umweltzerstörer sind. Donald Trump hätte das alles nicht besser formulieren können. Wer meint, Krankheiten mit halbgaren Impfstoffen, die nicht einmal gut funktionieren, besiegen zu können, der hat selber zuviel „Stoff“ genommen, und auch schlechten.

Wie sehr jeder einzelne, egal ob geimpft oder ungeimpft, seiner Verantwortung in unserer Gesellschaft nachkommt, kann man sehr schön im täglichen Straßenverkehr oder bei der jährlichen Steuererklärung sehen. Da ist sich jeder selbst immer der Nächste. Aber beim Impfen geht es auf einmal darum. Wie dumm muss man sein, das zu glauben. Ich verstehe nicht, warum die Zeit einer solchen undifferenzierten Meinung diesen Raum gibt. Da kann ich zukünftig auch die Bildzeitung lesen. – Peter Airainer

Es ist schon ein starkes Stück Menschen, die sich aus Sorge um ihre körperliche Integrität nicht den neuen sog. „Impfstoff“ spritzen lassen wollen, als „Gefährder“ zu bezeichnen. Herr Aiwanger hat neulich vor einer Hetzjagd auf Ungeimpfte gewarnt und wurde dafür sehr gescholten. Das, was Sie da machen, ist allerdings schon der erste Schritt dazu, meinen Sie nicht? Die Art und Weise wie Sie über das aktuelle Thema schreiben, zeigt, dass es für Sie nur Schwarz oder Weiß gibt. Eine Vereinfachung, die auf der Titelseite der „Zeit“ eigentlich nichts zu suchen haben sollte. Sie halten die Risiken und Nebenwirkungen für überschaubar? Auch wenn das PEI schreibt, dass das Risiko für schwere Nebenwirkungen incl. Todesfolge etwa 30mal höher liegt als bei den bisherigen Impfstoffen? Sie meinen also, es wird schon einige erwischen, die sich impfen lassen, aber Hauptsache, Sie sind nicht dabei! Und das andere sind halt die Kolateralschäden.

Sie glauben scheinbar auch an die Narrative, die so gerne von vielen fernsehwirksamen Protagonisten in die Welt gesetzt werden: – Impfung in eine Pandemie hinein verhindere Resistenzen. Es gibt Wissenschaftler, die genau das Gegenteil befürchten! – Mit der Verweigerung der Impfung würde die Herdenimmunität in die Ferne rücken. Eine Herdenimmunität ist mit einer Impfung jedoch bei Corona nicht erreichbar! – Wenn wir Pocken ausgerottet haben, dann würden wir es auch mit Corona schaffen. Ihnen ist vermutlich der grundsätzliche Unterschied zw. einem Pocken- und einem Coronavirus überhaupt nicht bekannt! Corona lässt sich nicht ausrotten!

– Für Sie scheint es in Zukunft nur zwei Zustände zu geben: Entweder geimpft oder am Beatmungsgerät. Ein anderer Zustand lässt sich Ihrem Artikel nicht entnehmen. Diese suggestive Art des Journalismus ist derzeit sehr angesagt! – Die Verweigerung der Impfung würde Kosten verursachen. Es ist der Umgang mit der Infektion und die unsäglichen Maßnahmen, die horente Kosten und Schäden verursachen. – Corona würde eine Notlage verursachen. Nicht Corona, sondern der Umgang damit schafft die Notlage! Allein schon ungestraft öffentlich zu fordern, man solle einem Teil der Bevölkerung die Grundrechte entziehen, egal warum, erinnert an dunkelste Zeiten deutscher Geschichte!

Ihr Hinweis auf lediglich 0,2% der Franzosen, die gegen die Impfpflicht protestiert hätten zeigt, mit welchem undemokratischen Kalkül Sie spielen. Der Widerstand wird wohl nicht so groß sein, es wird also ein leichtes Spiel sein, die Impfung der Minderheit aufzuzwingen. Es geht hier aber nicht um normale politische Prozesse, sondern um die körperliche Integrität von Menschen, die sich Sorgen machen, weil ein Medikament mit einer Notfallzulassung, einer 30mal höheren Komplikations- und Sterberate als bisher und einer völlig unbekannten Langzeitwirkung ihnen möglicherweise zwangsweise injiziert werden soll! Hier stößt das sog. Mehrheitsprinzip an seine Grenzen! Es reicht nicht eine Impfpflicht zu fordern, weil sich nicht genügend Menschen impfen lassen. Eine Impfpflicht muss juristisch, ethisch und medizinisch sehr gut begründet sein. Das ist in diesem Fall, Hand aufs Herz, gar nicht möglich! – Dr. med. Martin Krivacek

Möchte Herrn Schierritz voll und ganz zustimmen, und man kann es gar nicht laut und oft genug wiederholen: es gibt, wie so oft im Leben, widerstreitende Freiheiten! Keiner kann seinen Anspruch absolut oder über das „Gemeinwohl“ setzen. Die zukünftige Strategie kann nur sein, das öffentliche Leben auf Basis der 3G (geimpft, getestet, genesen) wieder freizugeben. Die Ungeimpften sollten aber ihre Tests demnächst selber zahlen, sie haben dann keinen Anspruch mehr auf wirtschaftliche Subventionierung durch die Allgemeinheit. Diese Aussicht könnte die Impfbereitschaft vielleicht doch noch steigern... – Wolfgang Heckl

Woher wissen Sie so genau, daß Sie Frei und immun sind? Her mit dem Stoff – was für eine Sprache! Grüße an ihren Mitredakteur- es muß noch viel Stoff in den Arm Den Händedruck-Verweiger hätte ich fast vergessen. Weiter so, eben habe ich mein ABO gekündigt. – W. G. Stark

Vermehrt lese ich auch in der ZEIT von Impfverweigerern und der Wichtigkeit und solidarischen Pflicht sich impfen zu lassen. Ich sehe das anders. Es handelt sich bei Covid-19 um eine Pandemie. Das bedeutet, dass es sich um ein weltweites Ereignis handelt. Also muss auch weltweit solidarisch gehandelt werden um die Auswirkungen von Covid-19 zu begrenzen und irgendwann zu bewältigen. Daher sehe ich es als solidarisch an, wenn weltweit die vulnerablen Gruppen zuerst geimpft werden und nicht in Deutschland bis zur Herdenimmunität geimpft wird nur damit wir bald wieder ohne Maske überall hingehen können.

Ich lasse mich nicht impfen, weil ich finde die Leben von medizinischem Personal und besonders gefährdeten Personengruppen in Mali, Afghanistan oder Syrien (um nur drei Länder zu nennen in denen noch nicht mal 1% der Bewohner*innen geimpft sind) sollten durch die Impfung geschützt werden, bevor ich mich für mehr Bequemlichkeit impfen lassen. Ich appelliere an die Politik sich dafür einzusetzen, dass Genesene, Geimpfte und Getestete in Deutschland weiterhin gleichwertig behandelt werden, dass die Tests weiterhin kostenlos angeboten werden (auch um zu verhindern, dass ärmere Menschen und Familien mit Kindern durch konstenpflichtige Tests noch mehr aus dem sozialen Leben ausgeschlossen werden) und dafür, dass ärmere Regionen der Welt intensiver mit Impfstoff versorgt werden, gerade in den Regionen wo die Einhaltung der hygienischen Maßnahmen nicht möglich ist.

Ich für meinen Teil lasse mich gerne impfen, wenn die Pandemie als weltweite Krisensituation ernsthaft behandelt wird und alle Menschen, gleich welcher Nationalität gleichen Zugang zu Impfstoffen haben. Bis dahin schenke ich meine Dosis gerne einer nigerianischen Hebamme. – Munia Schwandner

Ihr Leitartikel „Frei und immun“ in der Zeit Nr. 31 vom 29.07.21 veranlasst mich zum ersten Mal in meiner seit über vierzig Jahren andauernden wöchentlichen Lektüre Ihrer Zeitung zu einem Leserbrief. Dies auch deshalb, weil Ihr Artikel nicht auf Seite fünf oder 35 zu lesen ist, sondern als Leitartikel auf Seite eins und somit nach allgemeinem Verständnis im Einklang steht mit der Tendenz und Richtung der Zeitung und der Redaktion insgesamt. Der Artikel trägt den Untertitel „Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet andere. Das rechtfertigt Zwangsmaßnahmen“. Im weiteren Verlauf gipfelt der Artikel in der Forderung „Und wenn das alles nicht hilft: eine Impfpflicht, zumindest für bestimmte Berufe.“

Für mich stellen diese Sätze eine völlig unerträgliche Missachtung des im Grundgesetz im Art.2 geschützten Grundrechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit dar, das Verfassungsrang genießt – mithin eines der am stärksten geschützten Güter unseres Rechtsstaats.

Die Forderung, dieses Grundrecht einzuschränken in einem Leitartikel der Zeit zu lesen ist für mich erschreckend, sofern Sie nicht Beweise für die Wirksamkeit Ihrer Forderung bezogen auf das Infektionsgeschehen liefern können. Ich werde mich weiter unten detaillierte mit einer Diskussion dieser Forderung befassen. Vorab noch eine Anmerkung zu einem weiteren Satz des Artikels. Es hat mich stark verwundert, wie so ein Satz es in einen Leitartikel der Zeit schaffen kann, die ich weiterhin für eine Produkt des Qualitätsjournalismus halte.

„Die Verweigerung der Impfung verursacht Kosten, die der Allgemeinheit aufgebürdet werden.“ Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal in einem Leitartikel der Zeit gelesen zu haben, dass die Raucher mit ihrer Weigerung, dass Rauchen aufzugeben, Kosten verursachen, die der Allgemeinheit aufgebürdet werden – verbunden mit einer Forderung, Raucher mit einem generellen Rauchverbot zu belegen. Ich habe so etwas vermutlich deshalb bisher nicht gelesen, weil es evident ist, wie unsinnig solche Sätze sind bei der Menge der Handlungen von Menschen, die dann alle verboten werden müssten. Also bitte mehr Qualität in einem Leitartikel!

Zurück zur Frage einer Impfpflicht. Es sollte Konsens sein, dass sich eine Pflicht nur dann herleiten ließe, wenn damit umfangreich eine Gefährdung von anderen Personen durch die geimpfte Person vermieden wird. Die Entscheidung für das eigene Wohlergehen – und damit die Entscheidung, ob ich mich zu meinem eigenen Wohl impfen lassen möchte – liegt in einem liberalen Staat wie dem unseren immer in der Eigenverantwortung, wenn wir über eine Erkrankung wie SARS Covid 19 reden. Die später im Artikel vorgenommene Zitierung der Pflicht zur Pockenschutzimpfung ist sehr weit hergeholt. Die Pockenerkrankung hat z.B. eine Letalität von 30%, bei Corona wird für Deutschland eine Letalität von 2,5% angegeben.

Kommen wir zurück zur Frage, ob durch eine Impfpflicht die Gefährdung anderer Personen umfangreich vermieden werden kann bei Zumutbarkeit für den Impfling. Im Artikel wird ausgeführt „Die Impfung schützt bei bislang überschaubaren Risiken und Nebenwirkungen nicht nur die Geimpften...“. Bitte bedenken Sie: Die Impfung ist irreversibel und alle Impfstoffe werden immer noch nur auf Basis einer Notfallzulassung verabreicht. Die „überschaubaren Risiken und Nebenwirkungen“ stellen sich lt. aktuellem Sicherheitsbericht „Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 30.06.2021“, Herausgeber Paul-Ehrlich- Institut, so dar:

Auf Seite 10 unter der Überschrift „Ausgang der gemeldeten Reaktion“ bezogen auf gemeldete Komplikationen werden über alle Impfstoffe hinweg 682 Todesfälle und 1.238 bleibende Schäden aufgeführt. Hierbei bitte immer bedenken – die Todesfälle und bleibenden Schäden sind bei gesunden Menschen aufgetreten, es ging dabei nicht um die Bekämpfung einer Krankheit dieser Personen. Allein diese Zahlen verbieten meiner Meinung nach jeden Gedanken an eine Impfpflicht bezüglich der Zumutbarkeit. Sehen Sie das anders?

Wie steht es nun mit der Vermeidung einer Gefährdung Dritter? Sie kann nur darin bestehen, dass eine geimpfte Person, die trotz Impfung symptomatisch oder asymptomatisch an Corona erkrankt oder auch nur mit Viren infiziert wird, dann eine vielfach geringere Virenlast an die Umgebung abgibt als eine nicht geimpfte Person und als eindeutig nachgewiesene Folge deutlich weniger ansteckend ist. Bei der Bedeutung einer Impflicht bezogen auf das hohe Schutzgut gemäß Art.2 GG impliziert dies einen wissenschaftlichen Nachweis einer solchen Wirkung (Stichwort „evidenzbasierte Medizin“). Ich gehe davon aus, dass dieser Aspekt in der Erarbeitung des Leitartikels umfassend untersucht wurde (z.B. von Ihre r Wissenschaftsredaktion), um keine voreiligen oder nicht belastbaren Forderungen nach einer Zwangsimpfung zu stellen. Dies hielte ich im Hinblick auf die Reputation Ihrer Zeitung für fatal.

Ich selbst habe zu dieser Frage nur genau eine einschlägige Veröffentlichung des Robert- Koch-Instituts gefunden, das „Epidemiologisches Bulletin 19/2021“ vom 12.05.21 mit einem Kapitel „Wie gut schützt die COVID-19-Impfung vor SARS-CoV-2-Infektionen und – Transmission?“. In diesem Kapitel wird seitens der Verfasser die Aussage getroffen: „Bei Personen, die trotz Impfung PCR-positiv getestet wurden, konnte darüber hinaus eine signifikant geringere Viruslast und auch eine verkürzte Dauer der Virusausscheidung nachgewiesen werden.“ (Hervorhebung von mir).

Für diese Aussage, die nicht auf eigenen Untersuchungen des RKI basiert, werden drei Quellen zitiert, die glücklicherweise alle frei im Internet eingesehen werden können. Es handelt sich um die Quellen 12, 21 und 27 aus Unterkapitel 3.3 zum o.g. Kapitel. Ich erlaube mir nun, die Hauptaussagen aus diesen drei Studien zu zitieren gegenüber der Behauptung des RKI eines Nachweises geringerer Viruslast und verkürzter Dauer und der daraus abzuleitenden geringeren Ansteckungsgefahr. Quelle 12, Schlüsselsatz in der Lancet-Publikation:

„The viral load among those with a NAAT-positive swab in the ChAdOx1 nCoV-19 vaccinated group was statistically significantly lower than among those who were in the control group. Taken with our recent analysis,46 which showed a 64% reduction in any NAAT-positive result after a single dose of ChAdOx1 nCoV-19, our findings suggest that even those vaccinees with a NAAT-positive swab could be less likely to transmit the virus than an unvaccinated NAAT- positive individual.“ Quelle 21, Schlüsselsatz in der Lancet-Publikation:

“We also found that PCR cycle threshold values, which are negatively associated with the ability to isolate virus, were significantly higher in infections occurring at 28 days or longer after vaccination than in infections that occurred during the unvaccinated period, suggesting that vaccination might reduce onward transmission of SARS-CoV-2 from individuals with breakthrough infections.” Quelle 27, Schlüsselsatz in der medRxiv-Publikation, für die noch kein Peer-Review stattgefunden hat:

“Beyond their substantial protection of individual vaccinees, it is hoped that the COVID-19 vaccines would reduce viral load in breakthrough infections thereby further suppress onward transmission. Here, analyzing positive SARS-CoV-2 test results following inoculation with the BNT162b2 mRNA vaccine, we find that the viral load is reduced 4-fold for infections occurring 12-28 days after the first dose of vaccine. These reduced viral loads hint to lower infectiousness, further contributing to vaccine impact on virus spread. ... However, the effect of vaccination on viral loads in COVID-19 post-vaccination infections is yet unknown.”

Alle Hervorhebungen wurden von mir vorgenommen. Die vom RKI vorgenommene Behauptung eines Nachweises ist unzureichend, weil keinerlei Nachweis einer geringeren Ansteckungshäufigkeit geführt wird. Eine “Suggestion“ ist ebenso wie ein „Hint“ eine Andeutung und kein Nachweis, das wäre eine „Evidence“. Auch der letzte Satz aus Quelle 27 macht es geradezu unerträglich, dass das RKI diese Quelle für einen „Nachweis“ heranzieht.

Ich sehe diese drei Quellen als Arbeiten von wissenschaftlichen Standards verpflichteten Forschern, die sich in der Bewertung zurückhaltend äußern, weil eben genau kein Nachweis aus ihren Untersuchungen ableitbar ist. Aber ich gehe davon aus, dass Ihnen sicherlich deutlich belastbarere Quellen im Sinn eines Nachweises, einer „Evidence“ der verringerten Ansteckungsmöglichkeit vorliegen. Für die Offenlegung dieser Quellen wäre ich Ihnen dankbar.

Mich stimmt es darüber hinaus noch skeptischer, wenn ich einen aktuellen Artikel der „Washington Post“ vom 28.07.21 lese mit den Schlüsselsätzen einer Zitierung des CDC: “New recommendations from federal health officials this week on when vaccinated Americans should don face masks came with a startling bolt of news: People who have had their shots and become infected with the delta variant of the coronavirus can harbor large amounts of virus just like unvaccinated people. That means they could become spreaders of the disease and should return to wearing masks indoors in certain situations, including when vulnerable people are present.

But the Centers for Disease Control and Prevention did not publish the new research. In the text of the updated masking guidance, the agency merely cited “CDC COVID-19 Response Team, unpublished data, 2021.” Quelle https://www.washingtonpost.com/health/breakthrough-infections-cdc-data/2021/07/28/dcaaa6b2-efce-11eb-a452- 4da5fe48582d_story.htmlAuf Basis der Informationslage des Bulletins vom RKI wäre aus meiner Sicht die Einführung einer Impflicht rechtswidrig, weil keine angemessene Begründung der Vorteilhaftigkeit auf Basis eines Nachweises für einen solchen erheblichen Eingriffs in ein Grundrecht vorliegt. Und wenn Sie für Ihre im Artikel erhobene Forderung nach einer Impfpflicht keine belastbaren Nachweise herangezogen haben, muss ich Ihnen leider den Vorwurf eines erschreckenden und inakzeptabel leichtfertigen Umgangs mit postulierten Einschränkungen der verfassungsmäßig garantierten Grundrechte machen.

Da es sich um einen Leitartikel handelt, beziehe ich dann die gesamte Redaktion in meinen Vorwurf ein. Für eine Antwort darauf wäre ich Ihnen dankbar. Ein anderer Punkt, der mir an Ihrem Artikel nicht gefällt: Auch bei Ihnen scheint die Herstellung einer guten Immunlage gegen Corona ausschließlich an die Impfung gekoppelt zu sein. Warum wird nicht der Frage Raum gegeben, wie die Menschen insgesamt ihr Immunsystem stärken und damit einen dämpfenden Einfluß auf das Pandemiegeschehen nehmen können? Als Beispiel: Die Publikation des RKI „Medikamentöse Therapie bei COVID-19 mit Bewertung

durch die Fachgruppe COVRIIN am Robert Koch-Institut“ (Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/COVRIIN_Dok/Therapieuebersicht.pdf?__blob=publicationFile) führt unter „Fazit“ aus: „Die aktuell vorliegenden Studiendaten lassen einen potenziellen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Status und einem erhöhten Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion bzw. für einen schwereren COVID-19-Verlauf vermuten. Allerdings reicht die derzeitige Datenlage nicht aus, um einen kausalen Zusammenhang zu belegen.“ (Hervorhebung von mir) Unbestritten ist in der genannten Publikation und darüber hinaus, dass ein zu geringer Vitamin-D-Spiegel immer nachteilig auf den Immunstatus der jeweiligen Person wirkt.

Wenn man berücksichtigt, auf welch dünner Faktenlage (s.o. Bulletin) immer wieder in der Pandemie weitreichende Entscheidungen begründet und getroffen wurden und werden, frage ich mich: Was hindert das RKI und die Medien daran, eine Kampagne zu initiieren, dass sich jeder vor Beginn des Herbstes um einen ausreichenden Vitamin-D-Status kümmern soll als gute Möglichkeit, sein Immunsystem zu stärken?

Das wirkt dann übrigens nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen andere Viren- oder bakterielle Infektionen. Diese Maßnahme ist niedrigschwellig und verglichen mit anderen Maßnahmen im Pandemiegeschehen sehr kostengünstig. Außerdem ist sie auch all den Menschen zugänglich, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht impfen lassen können – auch so kann man versuchen, auf sehr einfache Weise Risikogruppen besser zu schützen und Ansteckungen zu reduzieren.

Abschließend noch eine Anregung für einen zukünftigen Leitartikel: Eine Verteidigung des Art. 8 GG als eines der entscheidenden Grundrechte für das demokratische Zusammenleben in unserem Staat halte ich für dringend geboten bezüglich der Maßnahmen der Exekutive, dieses Grundrecht unter Vorgabe einer Begründung aus den Coronaverordnungen heraus einzuschränken. Zumindest wäre gleiches Recht für alle zu fordern. Hier ist beispielhaft die Durchführung des CSD in Berlin zu nennen ohne irgendeine polizeiliche Ahndung der massiven Überschreitung der angemeldeten Teilnehmerzahl um mehr als das Doppelte und die ausgiebig in Bild- und Videodokumenten dokumentierten massenhaft und vorsätzlich aufgetretenen Verstöße gegen Abstandsgebot und Maskenpflicht (dass das nicht geahndet wurde, begrüße ich aber ausdrücklich!).

Im krassen Gegensatz steht dazu das Verbot der nur wenige Tage später geplanten Demonstrationen in Berlin von den sogenannten „Querdenkern“. Ich kann überhaupt nicht erkennen, welche schwerwiegenderen Verstöße gegen die in Berlin geltenden Corona-Regeln es bei diesen Demonstrationen hätte geben sollen im Vergleich mit den seitens der Polizei wenige Tage vorher anstandslos akzeptierten massiven Verstößen bei der CSD-Kundgebung.

Hier drängt sich der schlimme Verdacht auf, dass die Exekutive nicht genehme Demonstrationen in klarer Herabwürdigung und Missachtung des Art.8 GG unter dem Vorwand von Coronaregelungen verbietet. Hier kann ich nur sagen: Wehret den Anfängen und lasst die Exekutive damit nicht kommentarlos und „ungestraft“ durchkommen! Das sind wir alle unserer Verfassung schuldig. – Manfred Wolf

Als Apotheker engagiere ich mich in einem Impfzentrum und bin von den positiven Effekten der Impfkampagne zu 100 Prozent überzeugt. Trotzdem: Sollte eine freiheitliche, demokraktische und rechtsstaatliche Gesellschaft nicht einfach ein bisschen Querdenkertum aushalten? Wie glaubhaft wäre diese Grundordnung eigentlich, wenn sie sich nur mit repressiven Methoden behaupten kann? Liegt es nicht im Selbstverständnis eines gelebten Pluralismus, dass es verschiedene Perspektiven gibt, die auch unterschiedliche Entscheidungen zulassen? Wer garantiert, dass unsere Annahmen über die geforderte Impfquote und Herdenimmunität überhaupt richtig sind? Ist eine staatlich erzwungene Impfquote wirklich mehr wert als die Freiheit in unserem Land? – Frank Hepke

Die Zeit als mediale Plattform für populistische, unwissenschaftliche Parolen, die keiner evidenzbasierten Studie standhalten? Wie kann es sein, dass eine seriöse Zeitung so etwas auf ihrer Titelseite veröffentlicht: Wer sich nicht impfen lässt, wird mit einer „Dreckschleuder“ verglichen, mit einer „Fabrik, die die Umwelt verschmutzt“? So so, der Volkskörper muss also gereinigt werden von „schmutzigen“ Elementen. Das erinnert an ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte.

Was soll der absurde Vergleich mit Pocken-Epidemien, die über Jahrhunderte bis zu einem Drittel der Bevölkerung dahinrafften. Überlebende litten an schweren Folgen, ein Drittel erblindete. Unzählige Kinder starben – und nicht etwa vorwiegend gebrechliche alte Menschen, insgesamt ca 0,1 % der Gesamtbevölkerung Deutschland’s, die mit einem positiven PCR-Test als COVID-19-Tote in die Statistik eingingen. 89% der COVID-Toten in Deutschland waren über 70 Jahre alt; gegen das Pockenvirus hatten auch Kinder und Jugendliche kaum eine Überlebens-Chance.

Die behauptete hohe Gefährlichkeit einer a-symptomatischen Krankheitsübertragung von Coronaviren ist längst widerlegt sowie die Behauptung, dass allein ein positives PCR Test-Ergebnis bei symptomlosen Menschen eine Erkrankung nachweist. Warum wird d a s! nicht auf der Titelseite der ZEIT veröffentlicht, statt weiterhin die Werbetrommel notzugelassene Impfungen zu rühren und deren erhebliche Nebenwirkungen inkl. Thromboserisiko und möglichen Herzmuskelentzündungen bei Jugendlichen zu verharmlosen? – Elke Krause

Impfverweigerung: Die derzeit diskutierte Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen ist voraussichtlich juristisch nicht durchsetzbar. Das ändert nichts an der grundsätzlichen gesellschaftlichen Relevanz der Frage: Impfgegnerschaft belastet Mitbürger durch Ansteckung und die Krankenkassen durch nicht notwendige Infektionsbehandlungskosten. Das ist ein ethisch/moralisches Moment, es geht um die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Im Grundgesetz sind leider ausschließlich Rechte definiert, Pflichten resultieren allenfalls aus den Respekt gegenüber den Rechten anderer.

Was wäre, wenn man mit der Impfgegnerschaft wie folgt umgeht: 1. Niemand muss sich impfen lassen. 2. Die Krankenkassen übernehmen keine Behandlungskosten von ungeimpften infizierten Kranken. 3. Voraussetzung: Das gilt nur für Infektionskrankheiten, die epidemisch auftreten können (z. B. auch bei Masern). Kann der Kranke ein ärztliches Attest vorweisen, das feststellt, das eine Impfungen aus medizinischen Gründen nicht geboten war, ist der Versicherungsschutz gesichert. Dieses Modell nimmt niemand die Freiheit, aber jeder muss sich genau überlegen, welches Risiko er eingehen will. Das würde die Impfbereitschaft deutlich befördern. – Dr. F. Kleiner

Seit 76 Jahren bin ich Nichtraucher, habe mir aber schon viele Kubikmeter Zigaretten-, Zigarren- und Pfeifenqualm zwangsweise durch die Lungen geblasen. Nur der Gesetzgeber war es, der meinem passiven Rauchen vor Jahren ein Ende bereitet hat. Nicht anders wird es mit Covid-19 gehen. Mit so vielen Impfgegnern und Covid-19-Leugnern bekommen wir die Pandemie nicht in den Griff. Viele Politiker*Innen halten hier nichts von Zwangsmaßnahmen – ich schon. Vor Tabakqualm bin ich heute weitestgehend geschützt. Das wünsche ich mir nun auch beim Corona-Virus. Impfstoff ist genug da, nur die Einsicht fehlt. – Reinhold Biggeleben

Der Artikel „Frei und immun“ von Mark Schieritz in der Zeit No. 31 ist im Rahmen der Berichterstattung zur SARS CoV2 Pandemie von seiner inhaltlichen Ausrichtung her bemerkenswert. Schon die Überschrift des Artikels „Frei und immun“ kann nicht ohne Widerspruch bleiben. Ist doch bekannt, dass die bisher eingesetzten Impfstoffe keine sterile Immunität erzeugen, sondern „...vor schwerer Covid 19 – Erkrankung, vor Hospitalisierung und Tod in Folge einer SARS CoV 2 Infektion...“ schützen sollen (Die Zeit No.28 – Nicht jeder Test ist hilfreich).

Pressemitteilungen ist zu entnehmen, dass auch doppelt Geimpfte sich erneut infizieren können (z.B. Israel, England). Auch die jetzt scheinbar notwendige Drittimpfung („Boosterimpfung“) spricht nicht für eine bereits erworbene Immunität. Darüber hinaus ist in der Diskussion, inwieweit Geimpfte mit einer zweiten, asymptomatischen Erkrankung das Virus nicht weitergeben können. Geimpfte können daher auch nicht frei, im Sinne von ungebunden an alle Auflagen sein, die der Ausbreitung des Virus entgegenwirken sollen! Bei dieser Faktenlage zu suggerieren, der Einzelne Geimpfte sei „frei und immun“, wie es der Verfasser des Artikels tut, ist verwegen!

Auch eine Herdenimmunität wird mit diesen Impfstoffen auf Grund fehlender steriler Immunität niemals erreicht werden können, selbst wenn man neue Virusvarianten nicht berücksichtigt. Klärungsbedarf besteht auch dahingehend, inwiefern auch von Geimpften – Stichwort Durchbruchinfektionen –eine Gefährdung im Hinblick auf die Ausbildung neuer Mutationen ausgeht. Denn eine aktive Schutzimpfung in einem laufenden Infektionsgeschehen erzeugt, wie aus der Evolutionsbiologie bekannt, einen Selektionsdruck auf die Viren im Hinblick auf sogenannte Escape- Mutationen.

Höchst brisant ist die Aussage, dass die “Verweigerung der Impfung Kosten verursacht, die der Allgemeinheit aufgebürdet werden“ und deshalb “...die Impfverweigerer die Kosten ihrer Entscheidung, in der Form eingeschränkten Zugangs zum gesellschaftlichen Leben selbst tragen (müssen), statt sie bei anderen abzuladen.“ Der Autor bleibt vage, worauf er konkret abzielt. Der eingeschränkte Zugang zum gesellschaftlichen Leben kann es nicht sein, denn diesen hätte jeder selbst zu tragen. (Wobei offen bleibt, aus welchen Gründen negativ getesteten Personen ein solcher Zugang verwehrt werden sollte). Es bleiben monetäre Kosten im Zusammenhang mit Tests oder einer medizinischen Behandlung.

Damit öffnet sich allerdings ein weites Feld, wo sich ähnliche Überlegungen anstellen ließen. Wie steht es mit Menschen, die eine Risikosportart betreiben und sich selbst einer hohen Verletzungsgefahr aussetzen? Wie verhält es sich mit Rauchern, die nicht nur sich selbst, sondern durch Passivrauchen auch andere gefährden? Wie steht es mit denen, die sich in ein Auto setzen, und dadurch sich und andere potentiell gefährden (ca. 3000 Unfalltote in 2019-Stat. Bundesamt)? Und wie beurteilen wir die Situation bei den Menschen, die durch eine ungünstige Lebens- und Ernährungsweise ihr Risiko für eine Herz-/Kreislauferkrankung stark erhöhen?

Sollen diese zukünftig die Kosten für ihre Entscheidungen in Form einer notwendigen medizinischen Behandlung auch selbst tragen? Oder bleiben wir beim Solidarsystem unseres Gesundheitswesens?

Als kritischsten Punkt erachte ich jedoch die unterschwellig und unausgesprochen mitschwingenden Konnotationen dieses Artikels. „Verantwortungslos“, wer sich nicht der Ausbreitung des Virus durch Impfen entgegenstellt.“ Unsozial“, wer dadurch die Ausbildung einer (behaupteten) Herdenimmunität verhindert und „parasitär“, wer die Folgekosten seiner Entscheidung der Allgemeinheit aufbürdet.

Diese im Artikel mitschwingende Zuschreibung von Einstellungen und Werthaltungen gegenüber einer Gruppe sehr unterschiedlicher Menschen ist eine große Gefahr. Sie erzeugt ein WIR – die Verantwortungsvollen, die Sozialen, die Altruistischen – und ein DIE ANDEREN, die das Gegenteil davon sind, also eine Polarisierung. Folgt man dieser spalterischen Denkweise, wie im vorliegenden Artikel geschehen, fördert man Unversöhnlichkeiten, ein Schwarz-Weiß- Denken – genau das Gegenteil, von dem, was wir brauchen, nicht nur im Umgang mit der Pandemie.

Nämlich: Das Eingeständnis, bei Weitem nicht alles wirklich gesichert zu wissen, ein Ringen um einen möglichst differenzierten und damit angemessene Umgang mit dem Geschehen, Toleranz und die Bereitschaft, einander zuzuhören, wohl wissend, dass niemand, angesichts eines höchst komplexen Geschehens, die alleinige Wahrheit für sich in Anspruch nehmen kann. – Dr. Jürgen Oelschläger

Zunehmend, zumal in der anhaltend „repressiven“ Pandemie, stellt sich (anthropologisch gewiss wiederholt) die Frage, was Aufklärung leisten muss und kann und wie damit qua konsequenter Vernunftanwendung gesamtgesellschaftlich umzugehen ist. Auf diese existenzielle (und permanente) Aufgabenstellung sollten wir als Gesellschaft/Gesellschafter im 21. Jahrhundert eine sehr klare, kluge und konsequent souveräne Antwort geben können: Eine allgemeine Impfpflicht darf es, insbesondere nach dem derzeitigen medizinischen Wissenstand (Impfungen mit erprobten, sogenannten Tot- oder Lebendimpfstoffen gegen Covid-19 nicht möglich) nicht geben.

Eine Antwort, die zudem von nichts weniger als von unserer Verfassung getragen wird. Im Übrigen sollte uns allen, Politikern wie Nichtpolitikern, auch in diesen gewiss nicht einfachen Zeiten – eben Pandemie und anstehende Bundestagswahl! – der erforderliche Sinn für die ebenfalls höchstranginge Rechtsnorm hinsichtlich der Meinungsfreiheit auf keinen Fall verloren gehen. Bemühe in diesem Zusammenhang Kant, der bekanntlich die Aufklärung maßgeblich mitgeprägt hat: Er definiert den Begriff der Pflicht folgendermaßen: „Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz“.

Die Vernunft ermöglicht uns, das Sittengesetz zu erkennen. Eine Handlung aus Pflicht ist also eine Handlung aus Achtung für das Gesetz. Hiernach gilt festzustellen: Corona ist nicht nur eine außerordentliche Herausforderung, sondern ein Lackmustest für unsere Zivilisation, freiheitlich demokratische Rechtsordnung und Zivilität. – Matthias Bartsch

Natürlich freue ich mich, dass der Staat uns Geimpfte per Verordnung für gesund erklärt, obwohl bei den Studien zur Wirksamkeit der Impfungen schon nach 2 Monaten 209 Geimpfte (mit Symptomen) erkrankt waren, darunter 7 mit „schwerem Verlauf“. Aber Ihr Vergleich von Ungeimpften mit einer umweltschädlichen Fabrik geht doch arg an der Wirklichkeit vorbei. In den oben genannten Studien waren nach 2 Monaten auch mehr als 98,5% der ungeimpften Vergleichsgruppe gesund geblieben (97% bis 99% je nach Studie). Mit derselben Logik könnte man unsere demokratische Kultur verteidigen und für Politiker und Journalisten Robert-Hare-Checklisten, MAOA-Gentests und Hirn-Scans fordern.

Damit spreche ich mich nicht gegen begründete Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung aus, deren Wirkung empirisch überprüft wird (zur Zeit eher „überprüft werden könnte“ :-(). Die regelmäßigen, kostenlosen Schnell-Tests hatten vermutlich einen großen Beitrag zur Senkung der Inzidenzen geleistet. Umso unverständlicher erscheint mir deshalb die Debatte über ihre Abschaffung. Angesichts der Virus-Varianten könnte auch eine Ausweitung auf Geimpfte ein wichtiger Beitrag zur Pandemiebekämpfung werden, und wenn es nur um die Beobachtung der Immunitäten geht. Aber dann würden sich ja vielleicht noch weniger impfen lassen. – Wilfried Schollenberger

Das Beispiel externer Effekte weitergedacht, werden wir dann in der Zukunft einen persönlichen Klima-Pass besitzen, der unsere Freiheiten an individuelle CO2 Verursachung koppelt? Die freiheitlichen Grundrechte zu differenzieren in Geimpfte und Nicht-Geimpfte gleicht einer Zertifizierung (Impfpass) um in den Kreis der Freien zu gelangen. Die Beweislast wird einfach umgekehrt.

Es muß nicht der konkrete Nachweis geführt werden, dass jemand durch ein bestimmtes Verhalten oder Handeln andere schädigt, sondern jeder ist jetzt verpflichtet den Nachweis zu führen, dass er/sie ausschließt, andere zu schädigen. Dadurch werden die Bürger, die nicht geimpft sind, unter Generalverdacht gestellt. Sie werden sanktioniert und stigmatisiert. Damit ist FREIHEIT abgeschafft, denn die Ausübung von Freiheit und Gewährung Grundrechten ist dann an die Genehmigung und Zertifizierung (Impfpass) von staatlichen Institutionen gebunden.

In unserer liberalen Demokratie ist jeder Person bedingungslos die Würde und die Grundrechte anzuerkennen. Ihre Geltung kann keinem höheren Ziel untergeordnet werden. Die Aussetzung von Grundrechten kann nur erfolgen, wenn der Staat in seiner Existenz selbst gefährdet ist, also im Verteidigungsfall. Covid 19 gefährdet nicht den Staat in seiner Existenz, aber der Staat gefährdet die Demokratie durch die Aussetzung der freiheitlichen Grundrechte für Nicht-Geimpfte. – Michael Braun

Zunehmend, zumal in der anhaltend „repressiven“ Pandemie, stellt sich (anthropologisch gewiss wiederholt) die Frage, was Aufklärung leisten muss und kann und wie damit qua konsequenter Vernunftanwendung gesamtgesellschaftlich umzugehen ist. Auf diese existenzielle (und permanente) Aufgabenstellung sollten wir als Gesellschaft/Gesellschafter im 21. Jahrhundert eine sehr klare, kluge und konsequent souveräne Antwort geben können: Abstrakt bedeutet Aufklärung, das Pro und Contra zu einer Sache bzw. Zielsetzung umfassend und klar zu benennen und zu erörtern.

Aufklärung bedeutet, dass jeder Mensch ob seiner Vernunftbegabung durch eigenes Denken und Abwägen zu einer eigenen Entscheidung kommen kann; selbst dann, wenn viele Entscheidungen für uns Menschen unvermeidbar in einer (subjektiven wie objektiven) Unlösbarkeit oder Kalamität enden könn(t)en. „Tatsächliche“ Aufklärung, die Erfassung der stets komplexen Wahrheit vor dem Hintergrund menschlicher (Un-)Möglichkeiten bedeutet gewiss höchste geistige und ethische Beanspruchung; sie bedeutet indes nicht die Befriedigung von Einzel-, Mehrheits- oder Machtinteressen, bedeutet nicht die Anwendung von Opportunitäten und Nutzwertanalysen.

Bezüglich Covid-19 darf es eine allgemeine Impfpflicht, insbesondere nach dem derzeitigen medizinischen Wissenstand (Impfungen mit erprobten, sogenannten Tot- oder Lebendimpfstoffen nicht möglich) nicht geben. Eine Antwort, die zudem von nichts weniger als von unserer Verfassung getragen wird. Im Übrigen sollte uns allen, Politikern wie Nichtpolitikern, auch in diesen gewiss nicht einfachen Zeiten – eben Pandemie und anstehende Bundestagswahl! – der erforderliche Sinn für die ebenfalls höchstranginge Rechtsnorm hinsichtlich der Meinungsfreiheit auf keinen Fall verloren gehen. Bemühe in diesem Zusammenhang Kant, der bekanntlich die Aufklärung maßgeblich mitgeprägt hat: Er definiert den Begriff der Pflicht folgendermaßen:

„Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz“. Die Vernunft ermöglicht uns, das Sittengesetz zu erkennen. Eine Handlung aus Pflicht ist also eine Handlung aus Achtung für das Gesetz. Hiernach gilt festzustellen: Corona ist nicht nur eine außerordentliche Herausforderung, sondern ein Lackmustest für unsere Zivilisation, freiheitlich demokratische Rechtsordnung und Zivilität. Zu wünschen bleibt uns als Gesellschaft – freilich neben Gesundheit und Gesundung -, dass wir alle nach besten Wissen und Gewissen urteilen, aber eben nicht verurteilen. – Matthias Bartsch

Ich habe spätestens seit diesem Artikel schlaflose Nächte. So, wie sicherlich die Eltern der beiden Jungs, die im Alter von 13 bzw. 15 Jahren nach einer Impfung gegen Covid 19 (in Kassel und Landkreis) vertorben sind. Sie und die Eltern deren Kinder seither Herzmuskelentzündungen haben. Vorher gesunde Kinder, die eine COVID 19- Infektion sicher lebend durchstanden hätten. Es macht Angst, was gerade passiert und was der Autor mit der Bühne der Titelseite Ihrer Zeitung da vorantreibt: Die Demontage einer wissenschaftlich sorgfätig arbeitenden demokratisch legitimierten Institution! Ein Skandal sondergleichen, wie ich meine.

Ob aus wahltaktischen Profilierungsmotiven oder durch eigene Panik, dass das Leben endlich ist, gesteuert. Das vermag ich nicht zu entscheiden. Aber ich sehe klar, dass die Gesundheit unserer Kinder nichts wert ist – lediglich ein Spielball. Erst wird von den Generationen zuvor dieser schöne Planet Erde ausgebeutet, vergiftet und vermüllt, dann werden monatelang die Kinder eingesperrt und dann fahrlässig geimpft. Da werde ich mir überlegen, wer da aktuell unsere Interessen als Eltern mit Fürsorge für die eigenen Kinder vertritt. Und so bekloppt es ist, die aktuelle Diskussion treibt uns geradezu in die Arme der Corona-Gegner, da es ein Dazwischen gar nicht gibt. Kritische Stimmen werden medial reflexhaft den Leugnern zugeschrieben.

So wird jede kritische Geist mundtot gemacht. Das hat totalitäre Züge! Und noch eins: Der Autor fordert die Verantwortung dessen, der etwas tut, sollte er mit seinem Handeln andere schaden, und legitimiert daraus Zwangsmaßnahmen. Warum aber meldet sich der selbe Autor, nicht zu Wort, wenn täglich Menschen an den nachweislich bekannten Folgen des Autoverkehrs und seiner Abgase erkranken und vorzeitig sterben? Was mit den mehr als 1000 Toten jährlich im Straßenverkehr? Das sind Zahlen, die Corona bei zuvor nicht erkrankten Menschen noch lange NICHT erreicht! Diese Doppelmoral erregt Pure Übelkeit. Bei Corana kann sich jede/r schützen und das Risiko einer Impfung eingehen, wer möchte – vor den Abgasen, die Waldsterben und Klima- und Gesundheitsschäden verursachen, gibt es keinn Schutz, kein Entrinnen.

Unentrinnbare Kippeffekte stehen unseren Kindern ins Haus. Davon lenken diese Debatten ab. Dass wir genau so nicht weitermachen können. Tiefenpsychologisch dürfte das die eigentliche Angst sein, die den Autor da umtreibt und er versucht noch zu steuern und zu regeln, wo der Kampf längst verloren ist. Lasst unsere Kinder in Ruhe. Sorgt nach Jahren in denen medial lediglich brav und linientreu die Begleitmusik zu dem politischen Gang zum Begräbnis der Natur gespielt wurde, endlich für echte Debatten. Sagt den Menschen die Wahrheit. Sagt, dass es schlimm ist. Ganz schlimm. Sagt ihnen, dass es so, wie sie es kennen nicht mehr weitergeht.

Nicht immer mehr, mehr, mehr. Schluß mit lustig. Jetzt wird gespart, wir müssen den Prass der letzten Jahre zahlen. Bitter. Und jetzt lenken die Täter und Profiteure, die sich in den letzten Jahrzehnten die Taschen dicke voll gemacht haben noch einmal davon ab. Skandalös auf Kosten der Kinder! Meiner Kinder! Als Mutter sage ich „Nein“! Und die Älteren und politischeren unter Ihnen, sollten erkennen, dass dies ein altes und leider immer noch aktuelles Thema ist. Dass Mütter sich einem Regime entgegenstellen, sich verweigern. Sollte es zur Impfpflicht kommen – und bei den Masern wurde es ja schon durchexerziert – werden wir auswandern. Jetzt aber kündige ich erst eiinmal unser ABO dieser Zeitung, die statt Information gesellschaftliches Gift verbreitet. – Patty Sirrenberg

Schieritz? Sind Sie da? Ja, stehen Sie ruhig auf, wenn ich mit Ihnen rede. Sagen Sie mal, was ist denn in Sie gefahren? Wo haben Sie denn diesen unpolitischen Männchen-/Weibchen-Aufmacher her, den Sie über Ihren Aufsatz geklebt haben? Wollten Sie mich damit mürbe menscheln? Na, wie auch immer... – Sicher, jeder kriegt mal einen Wutanfall, aber beim Aufschreiben und dem dazu benötigten Denken nimmt die Wut gewöhnlich ab... Bei Ihnen leider nicht. Am Beatmungsgerät kommt man mit dem Grundgesetz vielleicht nicht weiter, beim Verfassen politischer Texte durchaus. Merken Sie sich das, Schieritz!

Bitte lesen Sie sich unser Merkblatt zum Recherchieren nochmal gründlich durch. Das mit den Intensivstationen und diesen möglicherweise impfstoffresistenten Mutationen – das ist doch nur allgemeines Blabla, das haben wir doch besprochen, Schieritz. Und Zahlen bitte nur, wo’s passt. 80 Prozent und dann ausgerechnet bei den Franzosen 99,8 Prozent – solche Zahlen müssten Ihnen doch aus dem Geschichtsunterricht etwas sagen. Und wie sie zustande kommen. Und Ihr Zynismus in Bezug auf Minderheiten – seien Sie damit auf der Journalistenschule etwas vorsichtiger! Sie wollten doch Redakteur werden? Und ein guter dazu, hoffe ich.

Da kommt aber noch einiges an Arbeit auf Sie zu, tut mit leid. Und dann die Kosten für die Allgemeinheit. Schieritz! Wenigstens haben Sie – hoffentlich nicht zufällig – das Wort von den Volksschädlingen hier vermieden. Wofür zum Kuckuck halten Sie sich? Für den Robespierre eines revolutionären Gesundheitsausschusses? Am ärgsten – Schieritz, ich muss es leider sagen – steht es um Ihre Vergleiche. Die Pocken und dann Corona, ich bitte Sie! Machen Sie sich mal die Mühe, schlagen nach und schreiben mir fünf Gemeinsamkeiten und fünf Unterschiede auf, zur Übung für differenziertes Argumentieren.

Und dann diese Geschichte mit dem Fabrikanten und dem Fischer, um Himmels willen! Einmal historisch daneben. Lesen Sie mal Wilhelm Raabes Erzählung ‚Pfisters Mühle‘. Da können Sie lernen, wie das Gesetz in der Regel mit Ihren externen Effekten umging und wer das Nachsehen hatte... Ja, richtig, die Fischer oder Müller oder... Heute aber, meinen Sie? Was denken Sie, ist an und in den Flüssen da los, wo Ihre Designerklamotten herkommen? Ja gerne, wenn Sie das recherchiert kriegen, ist notenmäßig vielleicht noch was gutzumachen. Aber was schlimmer ist: Sie vergleichen den Austausch des menschlichen Körpers mit seiner Umwelt, also Atmung, Stoffwechsel undsoweiter, mit der Einleitung toxischer Abwässer in einen Fluss...!? Schieritz, sind Sie irgendeiner Sekte beigetreten? Der menschliche Körper als ekles Fass voller zu Viren säkularisierter Sünde? Homo homini virus? Da lässt Günther Anders grüßen... Sagt Ihnen nichts? Sollte es!

Bitte, Schieritz, Sie sind noch jung und haben ja Talent zu schreiben... Wenn Sie aller Liberalität, wenn Sie unseren humanistischen und demokratischen Traditionen begründet eine Absage erteilen wollen – nun, das mag sich wieder einrenken, aber dem physischen Menschsein selbst den Kampf anzusagen – da sollten Sie vielleicht doch einmal mit einem Arzt Ihres Vertrauens... Sie meinen, das ist Ihre Privatsache? Bitte sehr! Also, mangelhaft, Schieritz, setzen Sie sich. Ich will Ihnen eine Chance geben – schreiben Sie mir mal auf: „Meine Vergleiche waren so unpassend wie...“ 20 Beispiele Minimum. Ja, mein letztes Wort dazu und basta! Ich gebe Ihnen ein Beispiel: „... wie mein Aufsatz auf der Titelseite einer renommierten deutschen Wochenzeitung es wäre.“ Und nun ran an die Arbeit! – Volker Friederichsen

Der Vergleich mit den beiden Fabriken hingt auf beiden Beinen. Prämissen Ihres Artikels und der dort propagierten Impfpflicht sind erstens Ungeimpfte schaden Geimpften und zweitens die Allgemeinheit muß keine Folgekosten von Menschen übernehmen, die sich freiwillig selbst gefährden. Beide Prämissen sind falsch. Geimpfte sind vor einer Infektion geschützt, das ist der Sinn einer Impfung, sie schützt den Menschen vor einer neuerlichen Infektion. Der Ungeimpfte kann dem Geimpften also keinen Schaden zufügen; es sei denn, die Impfung wäre nicht (richtig) wirksam. Das wäre dann aber eher ein Problem der Impfung und nicht des Ungeimpften. Für die Wirksamkeit der Impfung kann man den Ungeimpften nicht heranziehen. Sich nicht impfen zu lassen, ist also nicht unsolidarisch sondern eine individuelle Entscheidung. Geimpfte werden dadurch nicht gefährdet.

Die Allgemeinheit übernimmt in Deutschland in nahezu allen Fällen Folgekosten eigenverantwortlicher Selbstgefährdung. Warum soll, was für Raucher und Alkoholtrinker gilt, nicht auch für Ungeimpfte gelten? Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für notwendige Behandlungen von Rauchern und Alkoholtrinkern und ich meine hier nicht einmal Alkoholabhängige, deren Behandlungskosten aber auch übernommen werden. Unser Staat richtet sogar extra Zonen für Raucher an Bahnhöfen, Flughäfen etc ein. Die Kosten hierfür übernimmt die Staatskasse und nicht die Raucher. Krankenkassen übernehmen auch Behandlungskosten von Nicht-Joggern, die dadurch ihr Herz-Kreislauf-System quasi jeden Tag gefährden, aber auch von Extremsportlern, von Profisportlern, die anfälliger für bestimmte sportartabhängige Verletzungen sind, von streßgeplagten Managern und und und ...

Wenn der Auto nun Nichtraucher ist, keinen Alkohol trinkt, keinen Extremsport betreibt aber regelmäßig joggt, nicht streßgeplagt ist, zahlt er für alle, die sich fehlverhalten, mit – durch höhere Beiträge. Falls er zu einer der genannten oder der vielen ungenannten Risikogruppen gehört, sollte er sich freuen, daß die Allgemeinheit für seine kostenintensiven Vorlieben mitbezahlt, die er sich ansonsten nicht leisten könnte. Schlußendlich gestatten Sie mir den Hinweis, daß es der Zeit nicht gelungen ist, die Freiheit im Denken eines Helmut Schmidt nach dessen bedauerlichem Tod aufrechtzuerhalten. Ihr Blatt entwickelt ein kleinkariertes und engstirniges Denken, daß einen Mann, der bis zuletzt in jedem geschlossenen Raum in Ruhe seine Zigarette rauchte, wahrlich nicht zur Ehre reicht. Äußerst schade. – Volker v. Moers

Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein! Folgende Geschichte: „Ein Bauer kam zu seinem Feld, ihm war ein Pferd weggelaufen. Die Dorfbewohner meinten: Was ein Unglück! Am nächsten Tag kam es mit zwei weiteren Pferden zurück. Die Dorfbewohner sagten: Was für ein Glück. Als der Sohn das eine Pferd reiten wollte, schmiß es ihn ab und er brach sich ein Bein. Welch ein Unglück, meinten die Nachbarn. Bald brach ein Krieg aus und alle jungen Männer wurden eingezogen, bis auf den Sohn mit seinem kaputten Bein. Welch ein Segen, meinten die Dorfbewohner.“

Glück und Unglück, Richtig und Falsch, Gut und Schlecht sind nur Konzepte unserer eigenen Wahrnehmung. Sie liegen häufig so nah beieinander, so dass wir sie oft verwechseln. Bewertungen und Urteile sind die Ursache allen Leids, sagt Buddha. In Ihrer Sichtweise, Herr Schieritz, zeigt sich für mich ein stark vereinfachtes, mechanistisches und kapitalistisches Weltbild, ganz nach dem Motto: Impfen, endlich wieder frei und alles ist gut. Ein schnelles richtiges Ergebnis, Haken dran und weitermachen. Als gäbe es DIE eine und richtige Meinung und die darf durchaus mit Gewalt durchgesetzt werden, wenn es Unwillige gibt.

Menschen sollen, nach Ihrer Meinung, tatsächlich gezwungen werden, einen Impfstoff zu erhalten, der bisher nur eine vorläufige Zulassung hat? Bei denen wir längerfristige Nebenwirkungen noch gar nicht kennen. Die Phase 3 von Biontech ist noch nicht mal 10 Monate abgeschlossen, es gibt noch gar keine Follow-up Studien nach 12 oder gar 18 Monaten. Wir haben den Goldstandard der Impfstoffzulassung extrem verkürzt. In der Krise der Pandemie war das auch nicht anders möglich. Es blieb einfach keine Zeit für eine saubere Erforschung der neuen Impfstoffe.

Es sollte uns allen aber doch auch klar sein, dass diejenigen, die jetzt geimpft sind, an einem sehr großen Versuch teilnehmen. Man „versucht“ mit der Impfung die Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Impfstoffhersteller übernehmen aktuell keine Verantwortung, sie tragen kein Risiko, wenn es zu Schäden an der Bevölkerung kommt. Diese Verantwortung hat der Staat übernommen. Das kann man stimmig finden, nur zeigt es doch, dass es Risiken gibt, die noch Niemand kennen kann!

Und jetzt kommen die Ersten, vor allem Politiker und Journalisten wie Sie, und fangen an die Impfung – direkt oder indirekt – unter Zwang verabreichen zu wollen? Zwangsmaßnahmen gegen Menschen zu fordern, denen das ganze noch zu heikel ist? Berufsverbote für Menschen zu fordern, die sich um Ihre Gesundheit durchaus berechtigte Sorgen machen, wenn sie sich impfen lassen würden? Es gibt jetzt schon schwerwiegende Nebenwirkungen, sogar Tote durch die Impfungen! Sinusvenenthrombosen und Myokardits sind meines Wissens offiziell anerkannte Impfkomplikationen. Aber die externen Effekte der Impfung gelten ja dann als vernachlässigbar gering. Wer würde denn eigentlich wirklich die Verantwortung bei Zwangsimpfungen tragen? Der spritzende Arzt des Gesundheitsamtes, die Politiker oder wer genau?

Impfunwillige verhalten sich, Ihrer Meinung nach, unsolidarisch. Doch was ist, wenn wirklich langfristige Nebenwirkungen, wie vielleicht eine Schwächung (z.B. Autoimmuneffekte) der geimpften Immunsysteme, auftreten sollten? Wäre es dann nicht gut, wenn Kinder und Jugendliche noch nicht geimpft wären und auch noch vielleicht 30 % der Erwachsenen? Die könnten dann für ihre geschwächten Mitmenschen da sein und ihnen helfen, um wieder auf die Beine zu kommen! Wir sollten vielleicht nicht alles auf eine Karte setzen.

Gesundheit ist doch viel weitreichender und komplexer, als nur die Anwesenheit eines Virus auf der Rachenschleimhaut zu betrachten! Ständig hält unser Immunsystem unzählige Viren und Bakterien, die sich auf jeder ganz gesunden Haut und Schleimhaut finden lassen, einfach so im Griff! Was gehört also zur Gesundheit noch dazu: Wo bleibt die Soziologie? Ist der Mensch in glücklichen Beziehungen, fühlt er sich innerhalb seiner Familie wohl oder einsam? Wie erlebt er seinen beruflichen Alltag und gibt es einen unterstützenden Freundeskreis? Erfährt der Mensch gerade Liebe, wird er gebraucht, freut man sich über ihn?

Wo bleibt die psycho-emotionale Seite der Gesundheit? Erlebt der Mensch viel Angst und hat so ein geschwächtes Immunsystem, aufgrund der Stresshormone Cortisol und Adrenalin? Trauert der Mensch gerade, liebt er sich und andere oder ist er voller Zorn und Wut? Lebt er im Stress, weil er zu viel arbeitet und zu wenig Ruhe und Erholung hat? Oder erlebt er Not, weil sein Einkommen oder die Rente nicht zum Leben reicht? All diese Dinge sind maßgebend wichtig, wenn wir über die Gesundheit der Menschen sprechen!

Was ist mit Bildung? Ungebildete Menschen sind laut Studien deutlich stärker von Covid 19 betroffen als gebildetere Menschen, weil sie oft nicht wissen, was schützt und was schadet. Was ist mit der Ernährung und der Prävention? Welche Lebensmittel nimmt der Mensch zu sich? Bewegt er sich so, dass seine Gesundheit gestärkt ist? Warum sollte sich ein gesunder Mensch, der ein wenig Gesundheitssport treibt, sich gesund ernährt, genügend schläft, seinen Stress mit Yoga, Meditationen, Lachen oder Spaziergängen reguliert, der liebt, tanzt und sich am Leben erfreut, warum sollte sich dieser Mensch impfen lassen MÜSSEN? Die eigene Gesundheit ist für einen Menschen das allerhöchste Gut! Warum soll er riskieren müssen, seine Gesundheit durch eine Impfung zu gefährden oder zu schwächen? Warum möchten Sie hier zur zwangsmäßigen und bewußten Körperverletzung greifen?

Was machen wir mit den vielen Genesenen, die nur leider keinen positiven PCR Test nachweisen können, weil sie einfach keinen gemacht haben als sie krank waren. Weil klar war, dass es Covid 19 ist oder weil noch nicht genügend Tests zur Verfügung standen? Diese Personen haben heute nachweisbar Antikörper und vollen Immunschutz, fallen aber dennoch durch die 3-G Regel, nur weil damals kein PCR Test gemacht wurde! Sollen die sich jetzt etwa auch noch impfen lassen müssen? Was ist mit den Schwangeren und den stillenden Frauen? Was ist mit den vielen Menschen, die an einer Autoimmunerkrankung leiden und deren Immunsystem sowieso schon stark durcheinander geraten ist? Hier ist für viele Erkrankungen die Studienlage noch sehr dünn!

Und jetzt kommen Sie, Herr Schieritz, mit diesem bösartigen „externen Effekt“ der Impfunwilligen: Diese sind „wie eine Fabrik, die ihr Abwasser in den Fluss leitet!“ – Ihr Vergleich ist für mich einfach nur unverschämt! Warum haben wir denn dann nicht schon lange vor Corona die Diskussion über externe Effekte geführt? Wenn Menschen keinen Sport machen, die Umwelt zerstören, nicht auf ihre Ernährung achten, Tiere essen, Rauchen, Saufen, einen BMI von über 30 haben oder ihren ganzen inneren Stress kaum oder gar nicht regulieren und mit ihrer Wut Menschen bedrohen.

Sollen wir Depressive auch zu Glück und Lachen zwingen dürfen, damit ihr externer Effekt nicht die Gesundheit der Anderen belastet? Sollen wir Übergewichtige zum Abnehmen zwingen oder Einsame in Kontakt zwingen, damit deren externen Effekte auf die Volksgesundheit ausbleiben? Sollten wir kaltherzige Manager und Kapitalisten zu Spenden und Altruismus zwingen, weil ihre externen Effekte definitiv auf die Gesundheit der Mitmenschen schlagen? Sollten wir Kreuzfahrer und Flugreisende auch zum Naturschutz, Wald- und Meerreinigen zwingen, damit deren egoistischen Entscheidungen nicht dem Gemeinwohl schaden? Sollen wir Fleischesser zum Tierschutz zwingen, weil ihre Ernährungsweise externe Effekte an Tier und Natur hinterlässt?

Sollen wir durchgeknallte Milliardäre für Ihre 10 minütigen Allflüge bestrafen, weil sie damit die Natur Aller zerstören? Sollen wir für Menschen mit schnellen und PS starken Autos die Autobahn verbieten, weil deren externen Effekte sich in Verkehrstoten niederschlägt? Sollen wir Menschen, die sich ein T-Shirt für weniger als 10 Euro kaufen, bestrafen, weil dafür auf der anderen Seite der Weltkugel Kinder arbeiten müssen und nicht zur Schule gehen können? Sollen wir Leute enteignen, die mit Nahrungsmitteln an der Börse spekulieren, so dass Menschen hungern und verhungern? Sollen wir Einfamilienhausbesitzer bestrafen, weil der hohe Energieverbrauch ihres Hauses große externe Effekte für die Umwelt aller hat? Sollen wir Zeitungen und Fernsehsender abschalten, weil deren Berichterstattung viel zu viel Angst und Stress verbreitet und die Immunsysteme der Leser und Zuschauer derart schwächt und stört, dass sie nachweisbar schneller und schwerer krank werden?

(Angst ist neben Übergewicht ein recht großer Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf bei Covid 19!) Sollen wir Politiker bestrafen, wenn sie nachweisbar Entscheidungen getroffen haben, die zu große negative externe Effekte auf die BürgerInnen des Landes erzeugen? Wir könnten mit Frau Klöckner anfangen, die die Ampel auf Nahrungsmitteln verhindert hat und so viele Menschen weiter ungesunde und krankmachende Lebensmittel essen und trinken. Frau Klöckners Entscheidung hat einen ungünstigen externen Effekt auf den Verlauf der Pandemie, vielleicht sollten wir ihr den Beruf verbieten und die Pension streichen?

Wo fangen wir an, Herr Schieritz, menschliche Entscheidungen als falsch und richtig einzuordnen? Wo fangen wir an, Herr Schieritz, menschliche Entscheidungen als gut und böse zu verurteilen, so dass man Zwang und Gewalt gegen Menschen mit anderer Meinung ergreifen will? Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein! Und wer soll sowas entscheiden? Der Ethikrat, die Justiz oder gar die Politik?

Aus meiner Sicht, ist Ihr Artikel ein Artikel gegen die Freiheit, die Sie, so wie wir alle, so sehr zurück haben möchten. Meiner Meinung nach, ruft Ihr Artikel zur Spaltung der Gesellschaft auf und begrüßt asoziales Verhalten. So könnten wir ja gleich anfangen, Punkte für „richtiges“ Verhalten zu sammeln und uns für noch mehr Punkte gegenseitig diffamieren, so wie in China und freuen uns dann des (freien) Lebens! Die Menschen mit „falschem“ Verhalten werden dann ganz einfach bestraft, können sich nicht mehr frei bewegen oder ihre erlernten Berufe ausführen und sind dann einfach Menschen zweiter oder dritter Klasse!

Ich bin – ganz einfach – für eine freie Impfentscheidung. Wer sich impfen lassen möchte und sich damit sicherer fühlt, soll sich impfen lassen. Wer noch warten will, soll noch warten dürfen. Wer gar nicht will, bleibt ungeimpft. Wenn er dann doch an Covid 19 erkrankt oder stirbt, so ist es seine individuelle Entscheidung gewesen. Können wir hier Eigenverantwortlichkeit walten lassen? Können wir Menschen zumuten, sich eigenverantwortlich um sich Selbst zu kümmern oder müssen wir dafür viele Menschen zum Impfen zwingen?

Wir sollten doch vielmehr lernen, uns mit unserer Natur und auch der Endlichkeit unseres Lebens zu konfrontieren. Auch mit der Endlichkeit unseres Planeten – wir sind ein Teil dieses Planeten und was für unsere Gesundheit gut ist, ist auch für unsere Erde gut. Wir können lernen, die Unterschiedlichkeit der Lebensarten aller Menschen zu respektieren und zu tolerieren. Eine Demokratie hat eben nie DIE EINE richtige Meinung. Gerade die Vielfalt an Meinungen stärkt die Demokratie. Es ist in Deutschland noch nicht allzu lange her, da wurde eine einzige Meinung für richtig erklärt und vom Staat brutal durchgesetzt und „Andersartigkeit“ gebrandmarkt und schlimm bestraft! Ich bin mir sehr sicher, dass Sie und ich das nicht wollen.

Herr Schieritz, ich bin wie Sie für Freiheit – nur verstehe ich diesen Begriff komplett anders als Sie. Freiheit erhalten wir nicht durch Androhung von Strafe, Kontrolle, Zwangsmaßnahmen und Gewalt, sondern durch gelebte Toleranz, empfundene Liebe und echte Empathie. Es ist für mich sehr schwer nachzuvollziehen, warum ein Artikel mit solch spaltendem Inhalt als Leitartikel auf der Titelseite der ZEIT erscheinen kann und was sich die Chefredaktion dabei gedacht hat? – Carsten Seichter

Obwohl es an manchen Tagen laut RKI keinen einzigen Toten gab, wird der Druck auf Ungeimpfte aggressiv forciert. Es gibt aber nicht DIE eine Wahrheit bei diesem Thema. Wir hatten z.B. den Tod einer betagten Verwandten zu beklagen, die wenige Stunden nach der Impfung starb. Obduktion zum Ausschließen eines Zusammenhangs – Fehlanzeige! Inzwischen sind im Bekanntenkreis schon die ersten Geimpften an Corona erkrankt. Die Impfung schützt nicht vor Übertragung. Herdenimmunität schafft sie allenfalls dadurch, dass Geimpfte die Krankheit weiterverbreiten also ist jede Ungleichbehandlung rechtswidrig.

Die politisch legitimierte Sorglosigkeit der Geimpften wird, wie man in Israel und UK bereits sieht, die Inzidenzwerte massiv in die Höhe und uns in den Dauerlockdown treiben. Dass totalitäre Politiker einer ehemaligen Friedenspartei die Ungeimpften als Solidaritätsverweigerer und Pandemietreiber diffamieren, entbehrt nicht nur jeder Faktenlage, sondern treibt die Spaltung gezielt voran. Leute die ohne Maske gegen diese irrationalen politischen Entscheidungen demonstrieren werden kriminalisiert, maskenlosen Fußballfans, die sich zu Zehntausenden um den Hals fielen, wurden in der Tagesschau als schöne emotionale Sportbilder präsentiert.

Das ist das neue „Normal“. Wenn es um Milliarden geht spielt der Virus keine Rolle. In einem demokratischen Land würden solche willkürlichen Ungleichbehandlungen längst von Gerichten gekippt. Fürsorge-Radikalisten wie Kretschmann und Söder müssten für ihre demokratiezerstörende hetzerische Polemik die Konsequenzen tragen. Statt dessen werden Richter die, wie in Weimar, ein unerwünschtes Urteil fällen, mit Hausdurchsuchungen eingeschüchtert. Wo treibt unser einst gut funktionierender Rechtsstaat hin? – Hary Wille

Die Regierungsmitglieder sind zerstritten und haben Angst vor den Wählern, sonst hätten sie längst eine Impfpflicht- zumindestens für das gesamte Pflegepersonal und alle Personen die im Puplikumsverkehr tätig sind verordnet. Sie überschlagen sich stattdessen, daß sie gegen eine Impfpflicht sind. Welchen Wählern wollen sie gefallen-Den über 50% Geimpften. Diese werden bestimmt nicht begeistert sein wenn sie Mühe und Risiken einer Impfung auf sich genommen haben und nun die Verweigerer – Querköpfe- fälschlich Querdenker genannt- machen können was sie wollen.

Wissenschaft und Medizin-zumindestens Intensivmedizin- empfehlen dringend eine Impfpflicht um vielleicht doch noch die Herdenimmunität bis zur 4. Coronawelle im Herbst zu erreichen. Das Grundgesetz und die individuelle Freiheit ? Die Väter unseres Grundgesetzes wollten bestimmt nicht,daß sich dabei Leben und Gesundheit unterordnen müssen! Wenn die Regierenden sich nicht ein Eigentor geschossen haben und am Wahltag die Quittung bekommen. – Horst Tiator

Da es derzeit schon schwierig ist einen Teil unserer Mitbürger davon zu überzeugen, dass es eine soziale Pflicht ist sich impfen zu lassen und ein definitiver Impfzwang vermutlich noch mehr Gegenwehr verursachen würde, schlage ich vor, dass willentlich ungeimpfte, wenn es sie erwischen sollte, in Zukunft die Kosten für die Behandlung eines schweren Verlaufs auf der Intensivstation selber bezahlen. Impfen wäre gratis. – Willi Krebser

Als Leserin schätzte ich DIE ZEIT seit vielen Jahren für ihre seriösen, interessanten, gut recherchierten, kritischen und aus mehreren Perspektiven beleuchteten Berichte. Als ich jedoch die letzte Ausgabe in den Händen hielt, stockte mir bereits beim Lesen der Unter-Überschrift der Atem. Es folgte eine einseitige, reißerische Hetzrede mit äußerst unpassendem Beispiel.

Der Artikel verurteilte und prangerte Menschen anderer Meinung auf das Übelste an. Es fehlte jegliche kontroverse und kritische Grundlage zur individuellen Meinungsbildung. So muss man denken. Punkt. Überdenken Sie bitte, ob Sie diesen Ton in Ihrer Zeitung wirklich haben möchten. Mich haben Sie als Abonnentin verloren. Trotzdem vielen Dank für viele bereichernde Jahre. – Heike Moll-Breunig

Ich möchte mich als langjähriger Abonnent heute über den Leitartikel „Frei und immun“ von Mark Schieritz beschweren. Wie kann es passieren, dass Die Zeit derartigen Unfug auf so flapsige und oberflächliche auf Ihrer Titelseite platziert? Die Aussagen von Herrn Schieritz sind in weiten Teilen schlicht falsch. So verhindern Impfungen nicht in erster Linie die Verbreitung eines Virus, sondern die Erkrankung der geimpften Person. Dass der Autor das nicht weiß, oder absichtlich falsch darstellt geht in eine Richtung, die ich weder sozial, noch liberal, noch akzeptabel finde. Im Gegenteil. Herr Schieritz begibt sich mit seinem Artikel in ein „rechtes“ Fahrwasser, das ich persönlich für sehr gefährlich halte.

Er forderte zum Schutze der Allgemeinheit, einen Zwang des Einzelnen, weil er seinen Standpunkt für den einzig richtigen hält. Dies ist, nach meiner Auffassung, nicht mit den Ansprüchen an unser Verständnis einer freiheitlichen Gesellschaft vereinbar. Diejenigen die sich vor dem Virus schützen wollen, können dies tun indem sich sich impfen lassen. Wie ich es getan habe. Folglich habe ich und alle Geimpften das Risiko einer schweren Erkrankung an Cov-19 um ein vielfaches verringert. Nicht etwa vermeiden, oder ausgeschlossen. Und schon gar nicht habe ich oder die anderen Geimpften die Verbreitung des Virus eingeschränkt. So zumindest stellt sich die aktuell Lage nach meinen Informationen dar. Geimpfte sind besser geschützt. Nichtgeimpfte werden ggf. schwer krank oder sterben sogar. Gleiches gilt für viel andere Impfungen: Masern, Windpocken bei Erwachsen, usw..

Herr Schieritz behauptet weiterhin, dass Cov-19 durch die Impfungen ausgerottet werden könnte. Auch das ist falsch, oder zumindest sehr unwahrscheinlich soweit ich die Sache verstehe, oder darüber gelesen habe. Die Pocken sind nicht ausgerottet, sie sind nur zurück gedrängt. Auch lässt sich das Pockenvirus nicht mit den Corona-Viren vergleichen. Es „funktioniert“ einfach ganz anders.

Er erwähnt weiter, dass 80% der Bevölkerung sich impfen lassen wollen, es aber manchmal nicht tun, weil „was dazwischen kommt“. Das ist schon arg läppisch und extrem überheblich. Wenn sich 70% impfen lassen, was ja seiner Aussage nach passieren wird, wenn auch nicht in dem Tempo, das er sich wünscht, dann sind wir als Gesellschaft auf einem sehr hohen Sicherheitslevel. Einen Zwang aber rechtfertigt das noch lange nicht, denke ich.

Bei 70% Geimpften ist eine Überlastung der Kliniken nahezu ausgeschlossen, so liest und hört man von Ärzten, Wissenschaftlern und Politikern. (Dass es bisher scheinbar doch keine solchen Überlastungen gab, dass Betten erfunden wurden, Zahlen im Nachgang angepasst, das steht auf einem anderen Blatt.) Auch der anfängliche Vergleich hinkt nicht nur, er stolpert arg in eine unappetitliche Richtung: Verschmutz wer einen Fluß, schädigt er wen anders der mit dem Fluß ggf. seinen Lebensunterhalt verdient. In seinem Beispiel der Farbrikant den Fischer flussabwärts.

Seine Annahme Ungeimpfte verschmutzen den Fluss bzw. die Luft ist in meinen Augen aber kaum unterscheidbar von der Annahme Geflüchtete würden Arbeitsplätze wegschnappen und Sozialleistungen abgreifen. Ohne jede Differenzierung behautet er, eine gewisse Gruppe von Menschen tut einer (seiner) Gruppe von Menschen etwas an, das mit staatlichen Mitteln verhindert werden muss. Genau diese Argumentation verwenden auch die rechten Hetzer:innen und Brandstifter:innen. Die sog „Anderen“ sind Schuld, dass „Wir“ nicht so leben können wie wir wollen oder könnten gäbe es nicht diese anderen Leute.

Ob eine „Aussortierung“ von Menschen über Impfung, Religion, Geschlecht oder andere „Unterschiede“ erfolgt ist dabei nicht relevant. Das Ergebnis ist das selbe. Eine Gruppe von Menschen erhebt sich moralisch über eine andere und zwingt diese sich ihr anzuschließen. Wenn dies nicht passiert wird eine Drohkulisse aufgebaut und letztlich werden harte Strafen oder andere Maßnahmen eingefordert. Im Fall der Geflüchteten z.B. Abschiebung. Was will Herr Schieritz für die Ungeimpften vorsehen?

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin bereits doppelt geimpft, ich teste mich regelmäßig und lasse mich testen, wenn nötig. Ich habe überhaupt eine Lust auf Cov-19 und die möglichen Folgen. Aber Artikel wie der von Herrn Schieritz bringen uns als Gesellschaft weder weiter, noch enger zusammen, noch helfen sie das Virus in den Griff zu bekommen. Sie verbreiten hingegen unreflektierte Vorbehalte und Zwietracht auf einem inhaltlichen Niveau wie ich es sonst nur aus der Bild kenne.

Allein die Tatsache, dass sich der Autor auf der richtigen Seite wähnt, macht ihn nicht selbstverständlich zu einem liberalen Menschen. Ganz im Gegenteil. Und, ja, auch diese paar Zeilen hier sind nicht „wasserdicht“. Ich nehme mir hier aber heraus, diese in der Kürze auch nicht wasserdicht formulieren zu müssen, denn ich veröffentliche diese Zeilen nicht auf der Titelseite der „Zeit“ und ich Ende nicht mit dem Schulhofsprüchlein „Her mit dem Stoff“ wie es Herr Schieritz tut, sondern mit freundlichen Grüßen. – Ralph du Carrois

Ich kann meiner Enttäuschung gar nicht genug Ausdruck geben, so das es angemessen wäre auf ihre Feststellung im Leitartikel zu reagieren, das ich ein Verbrecher bin, weil nicht gegen Covid geimpft. Selten hab ich mich morgens schon so aufregen müssen. Den ganzen Tag über, bis zum Wochenende, hat mich ihr Leitartikel beschäftigt. Wenn ihr Leitartikel nur Provokation auslösen wollte, um zu schauen ob ihre Leserschaft noch alle Sinne hat., kann ich ihnen sagen, ist ihnen dann in meinem Fall vollumfänglich gelungen. Aber wenn der Leitartikel ernst gemeint, würden das eine tiefe Narbe der Enttäuschung bei mir hinterlassen. Reporter sollen doch, können mich gerne korrigieren, überbringen, zurücktragen, auf lateinisch reportare.

Wer sagt ihnen denn jetzt das sie mir überbringen müssen, das ungeimpfte Verbrecher sind. Oder ist der Leitartikel gar persönliche Meinung? Dann sollte der Reporter nach einem anderen Job Ausschau halten, vielleicht ist er bei youtube besser aufgehoben. Da unterhalten sich viele Blinde über Farben. Vielleicht wollten Sie aber mit ihrem grotesken Leitartikel versuchen Überzeugungsarbeit zu leisten pro Impfung. Ein Schulterschluss der Trompeter im Corona-Panikorchester. Mit Tunnelblick, das nur eine Lösung gibt. – Alternativlos – Das ist leider mittlerweile normal.

Kritische Fragen werden ja zugelassen, aber, man muss sich das mal vorstellen das eine, wie soll ich sagen, ein bedrucktes Papier bei dem ich den kausalen Zusammenhang zwischen Bild und Zeitung nicht zusammen bekomme, jetzt kritisch mit Inzidenzzahlen umgeht, Impfpflicht hinterfragt, kann doch nur einen Grund haben. Das die letzten Kritiker verstummen, weil mit diesem Blatt, kein Querdenker und Kritiker in Verbindung gebracht werden möchte. Ja richtig gelesen Querdenker. Jahrzehnte war ich für viele ein Querdenker.

Ich weiß, heute werden Querdenker dargestellt als Hooligans, Neonazis und Reichsbürger sowie Esoteriker, Blumenkinder und Hare-Krishna-Anhänger und Menschen, die Regenbogen-Fahnen schwenken. Nun, jeder Mensch möchte gerne ernst genommen werden, wer aber Kritik an den Corona- Maßnahmen äußert wird zu schnell in diesen bunten Topf geworfen. Da sind dann alle Zutaten im Topf, die es braucht damit die Mehrheit die Kritiker nicht ernst nimmt. Ist Perfekt gemacht. Klasse! Sollte man jetzt diese Harmonie stören in dem man fragt, warum sind die Rechten immer da wo demonstriert wird, gegen die Corona- Maßnahmen? Hat mal einer bei denen nachgefragt. Mir kommt es so vor das die Rechtsradikalen augenscheinlich benötigt werden, um die anderen Demonstranten in Misskredit zu bringen.

Gereicht ja irgendwo auch zum Vorteil das die Kritiker viel leichter abzugrenzen sind. Und die Rechtsradikalen haben den großen Vorzug das ihre Hemmschwelle Gewalt auszuüben sehr niedrig ist. Das ist praktisch für die Berichterstattung. Hat denn jemals einer drüber nachgedacht warum ein Querdenker sich den Rechtsradikalen oder Hooligans, oder Reichsbürgern anschließen sollte wenn dadurch sein Aussage nur geschwächt wird. Das würde keiner machen der wirklich Kritik äußern möchte. Ich sehe da keine Logik die dem Querdenker helfen würde.

Drehen wir die Frage um, wem helfen die Rechtsradikalen? Und warum gehen sie plötzlich auf Demos, wo nicht gegen Ausländer gehetzt werden kann. Ich hab die noch nie auf einer Demo gesehen wo es um Arbeiterrechte geht. oder Klimaschutz oder gar, ich lach mich gerade kaputt, Apartheit. Wer sich heute, wie ich, als alter Querdenker outet, benötigt ein schnelles Pferd. – „Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein.

Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Das ist uralt, aber immer noch gut. Immanuel Kant, Was ist Aufklärung? – Zeiten ändern sich. Menschen nicht. Ich bin aber jetzt in den Augen des Verfassers ihres Leitartikels Verbrecher geworden, nur durch nicht Impfung. Einfach so, zack, stellt sich mir kurz die Frage wenn jetzt ein geimpfter Drogendealer am Airport steht und will einreisen und ich stehe ungeimpft daneben will auch einreisen ohne dringenden Grund.

Komm ich dann in Gewahrsam? Ich denke schon, denn der Dealer ist geimpft und hat ja wichtiges zu tun. Kann ich nachvollziehen und aus heutiger Sichtweise auch richtig. Vielleicht sollte man, uns ungeimpfte einfach erschießen. Ist auch okay. Wer will mich schon. Ich versteh ja auch nix. Ich lese und das Fernsehen sagt, das Krankenhäuser alle überlastet sind. Intensivstationen komplett voll, alle kurz vorm Kollaps und drüber hinaus, Kranke sterben auf dem Flur, wobei ich bis heute nicht verstanden hab, warum verstorbene in Thüringen im Sarg in Frischhaltefolie gepackt wurden. Frag mich, sind die dann länger tot?

Aber Menschen applaudieren und singen auf dem Balkon für die völlig unterbezahlten Retter auf dem Nachhauseweg. Und hinten geht die Sonne unter, Kinder spielen auf der Strasse usw, usw. Auf jeden Fall hab ich den Bericht Analysen zum Leistungsgeschehen der Krankenhäuser und zur Ausgleichspauschale in der Corona-Krise Ergebnisse für den Zeitraum Januar bis Dezember 2020 im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit vom 30. April 2021 mehrfach gelesen. Wenn ich dort ja Hinweise gefunden hätte, die auf eine, wie in den Medien nur allzu gerne beschriebene Situation des totalen Zusammenbruches der Intensivstationen hinweisen, würde es mir mit Sicherheit besser gehen. Aber leider ist es nicht so.

Da steht allen ernstes u.a. auf Seite 4 Im Resultat sank die Bettenauslastung auf ein Allzeittiefpunkt von 67,3% (und 68,6% auf den Intensivstationen). Früher hätten die Menschen solche Zahlen verstanden. Zeiten ändern sich. Wo ich gerade schon mal drüber plaudere, Insgesamt wurden laut Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) bis zum 31. Dezember 2020 rund 10,2 Mrd. Euro für die Einnahmeausfälle der Krankenhäuser bezahlt. Aber nicht vergessen möchte ich die aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds an die Krankenhäuser geflossenen Mittel zu nennen: 690 Mio. Euro für zusätzliche Intensivbetten. Bei gleichzeitigem Rückgang der Belegung von Intensivbetten im Jahre 2020.

So etwas muss man erst mal hinbekommen, großen Respekt ich hab davor. Beim sparen einfach mal keine Kosten scheuen. So ist richtig. Zeiten ändern sich. Ich verstehe ja auch nicht das geimpfte ihre Freiheiten zurückbekommen. Und wir ungeimpfte, eingesperrt bleiben. Nach heutigem Wissensstand ist es dem Virus scheißegal wer ihn trägt, wer sein Wirt ist und ihn übertragen darf. Der unterscheidet nicht zwischen geimpft und ungeimpft. Er ist sehr demokratisch. Das freut mich außerordentlich. So, aber unsere eigentlichen Demokraten im Lande unterscheiden da sehr wohl, natürlich, wichtig nicht vergessen, im Deckmäntelchen zum Wohle des Volkes. Trotz Verständnislosigkeit meiner einer wird mir richtig warm ums Herz, ach ist das schön.

Ich freu mich so, das Politiker endlich dem Menschen selbstlos helfen wollen und unterstützend Masken kaufen und verkaufen. Zeiten ändern sich, Menschen nicht. Unsere Demokraten, einer davon ist auch Gesundheitsminister Spahn zeigte seine Durchsetzungskraft und verkündete das FFP2-Masken über Apotheken verteilt werden müssen, gut die Aktion kostet dem Steuerzahler am Ende mehr als zwei Milliarden Euro. Die Masken wurden für ein Euro bis 1,50 Euro eingekauft, der Bund kalkulierte aber mit einem Erstattungspreis von sechs Euro pro Maske. Dabei hatten sich Spahns Beamte frühzeitig gegen die Verteilaktion über Apotheken ausgesprochen.

Das ging aus internen Unterlagen hervor, die NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) mit Hilfe des Informationsfreiheitsgesetzes erlangten. Nicht schlecht, aber, Apotheker haben sich zumindest dumm und dämlich verdient Wenn ich jetzt noch an die Bestellung der minderwertigen Masken denke. Erst eine freiwillige Verteilaktion an besondere Menschen, dann der Plan aus dem Gesundheitsministerium die nutzlosen Masken in der nationalen Reserve Gesundheitsschutz einzulagern. Von dort sollen sie nur in einem Katastrophenfall ausgegeben werden dürfen.

Dann jedoch Notreserve, dann Müllverbrennung, ja Mensch verdammt, irgendwie müssen ja diese unbrauchbare Masken im Wert von einer Milliarde Euro verschwinden. Ich liebe es wie man Geld, welches einem nicht gehört, einfach planlos ausgeben darf. Herr Spahn muss sich lange mit dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Andreas Scheuer unterhalten haben. Der kennt sich mit Geldausgeben von Van Andern und Demokratie bestens aus. Und dann kam diese eine sensationelle Idee, Die Taskforce zur Beschaffung von Corona-Tests bestehend aus Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Verkehrsminister Andreas Scheuer. Es gibt Geschichten die kann man nicht erfinden. Zeiten ändern sich, nicht.

Sitzen eigentlich im Bundestag die Bundestagsabgeordneten ihren Mangel an Phantasie nur auf den ihnen zugewiesenen Stühlen ab? Sie sitzen herum wie domeszitierte Dackel wenn es donnert und folgen einer falschen Soldatenmentalität, die da sagt, das man auf dem Posten bleiben muss, ganz egal wo die Truppe steht. Ja wie, Zeitgenossen, Hauptsache ich habe meine Zeit genossen. Bundestagspräsident a.D. Thierse hat bei seiner Eröffnungsrede im hohen Hauses in Berlin gesagt, „ ...es gibt immer zwei Arten der Einigung. Das eine ist die Konversation das Abwägen des für und wider und das Andere ist die Erpressung und er hoffe das in diesem hohen Hause die Erstere immer als die bessere Möglichkeit genommen wird...“ zumindest ist es mir im Wortlaut noch so in Erinnerung. Ach Herr Thierse das ist doch nach heutiger Sicht und vorhandener Alternativlosigkeit völliger Unsinn. Gut das der Herr in Rente ist.

Zeiten ändern sich. Momentan ist, ich gebe zu sehr grotesk, wohl damit zu rechnen das wir Ungeimpfte, der Gesellschaft entzogen werden. Maskiert, denunziert und entwertet. Unsere Kinder, wenn ungeimpft, werden in kleinen dreckigen und bildungsfernen Schulen von ungeimpften Verschwörungstheoretikern unterrichtet, teilnahmen am Sportunterricht nur unter Tage oder auf Halde, im Dunkeln und nur wenn es regnet. Kunst, Musik, Sport oder Theaterteilnahmen bleiben ihnen für immer verwehrt. Medizinische Hilfe wird untersagt und oder unbezahlbar. Ungeimpfte werden enteignet, und das Wahlrecht entzogen in Gettos verfrachtet. Beziehungen nur unter Ungeimpften. Beziehungen mit geimpften werden ungeimpften unter Strafe gestellt, man munkelt von 5 Jahren Straflager und Umerziehung.

Arbeitsmöglichkeiten bieten Ungeimpften nur noch die Mafia oder Nordkorea an. Wobei die USA sich meldet, sie hätten noch Baumwollfelder frei und bei den Russen muss noch ein Atomkraftwerk einbetoniert werden. Das Getto darf offiziell nur noch verlassen werden, von Händen getragen, Mumifizierte den Leichnam, mit den Füßen zuerst der Körper in Frischhaltefolie gepackt zum Krematorium. Verstoßen, verkauft, erniedrigt zum Ende verbrannt. So ist richtig. – Claus Scheller

In welchen Zeiten sind wir angekommen das sogenannte Impfgegner generell als Gefährder beschimpft und verurteilt werden. Nein, man darf nicht mal mehr kritisch sein.Wo würde das auch hinführen in einer offenen Gesellschaft. Man muss folgen weil man kein Recht hat zu entscheiden. Der Staat entscheidet über unseren Körper. Wo bleibt da der Respekt. Ach ja.. Ich muss dem Mainstream folgen, wenn nicht werde ich ausgegrenzt , in meinen Grundrechten beschnitten und muss mit den Folgen leben. In was für einer Welt sind wir gelandet?Stellt sich niemand diese Frage. – Miriam Lenz

Leserbriefe zu „Spendenflut“ von Anna Mayr

Mit Ihrem Bericht haben Sie, so kurz nach der Katastrophe, den Opfern einen „Bärendienst“ erwiesen. Danke...... – Manfred Mierse

Beim ersten Lesen fühlt sich der Artikel über weite Strecken mitleidlos und zynisch an, schon die Überschrift Spenden“flut“, aber es stimmt: Wer sich wissentlich in Gefahr begibt, sollte sich nicht wundern, wenn er zumindest Hab und Gut verliert, und nicht erwarten, dass andere Menschen ihm den Verlust ersetzen. Und leider ist der „Glauben, dass es auch anders sein könnte,“ wohl wirklich unangebracht: Viele Menschen leugnen oder ignorieren ihnen durchaus bekannte Gefahren, bis sie die Katastrophe „überrascht“.

So ist es mit Pandemien, Überflutungen, Waldbränden, Erdbeben, Vulkanausbrüchen, aber auch mit Alkohol, Nikotin, Fehlernährung, Bewegungsmangel und im globalen Maßstab mit Überkonsum, Überbevölkerung und eben auch dem Klimawandel. Nichts liegt vielen Menschen offenbar ferner als Mäßigung, Vorsorge und Vernunft – und entsprechend verhalten sie sich und wählen sie ihre Volksvertreter*innen. – Dr. Ulrich Willmes

Aus Ihren Thesen zur Flutkatastrophe spricht soviel kalte Rationalität, dass es einen graust. Allein schon die im Untertitel gestellte Frage, wem wir helfen, wenn wir helfen, impliziert Fragwürdigkeit und Skepsis gegenüber der Hilfsbereitschaft der Menschen. Mit Herablassung beschreiben Sie die zahlreichen Hilfsaktionen als „rührend“. Merke: Auch eine Spende von 10 € ist für manche Menschen viel Geld. Im Ton einer zynischen Oberlehrerin werfen Sie den Opfern indirekt vor, an ihrer Misere selbst schuld zu sein und vergleichen die Flutopfer mit verantwortungslosen Rauchern.

Nur übersehen Sie dabei, dass Raucher sich aus freier Entscheidung schädigen. Es folgt dann ein Fußtritt für die Helfer, denen es Ihrer Meinung nach nicht gelingt, das Leid komplett aus der Welt zu schaffen. Wäre Ihre Konsequenz dann lieber nicht zu helfen, da wir wie Sysiphus nie zu einem Happy End gelangen und es immer Leid und Unheil geben wird? Was für ein Fatalismus! Sie schreiben aus der an Zynismus und Gefühllosigkeit nicht zu überbietenden Pose einer Besserwisserin heraus, deren Maxime wohl lautet: Hinterher ist man immer schlauer. Hoffentlich müssen Sie im Laufe Ihres Lebens nicht allzu oft erfahren, wie wahr diese Erkenntnis ist. – Mia Herber

Welch ein abgehobener Beitrag! Natürlich stimmt es, dass Prävention vor Flutkatastrophen viel besser als das Spenden hinterher ist. Dennoch ist es einfach ein Gebot der Menschlichkeit und uneingeschränkt richtig, jetzt den Flutopfern auch mit Geld zu helfen. Das ist viel mehr als „wirklich rührend“. –Detlev Lipphard

Der Analyse Anna Mayrs zur Hilfsbereitschaft und Spendenflut der Bürger und dem immer wiederkehrenden, aber nicht wirklich zufriedenstellenden Schema staatlicher (Not-) Hilfe nach einer Katastrophe stimme ich zu. Ich frage mich allerdings schon, wie und wie viel von den unzähligen Hilfsorganisationen eingesammelten Millionen konkret verteilt werden. Wer entscheidet eigentlich, wohin das viele Geld geht.

Nach welchen Kriterien werden die Spenden ausgeschüttet? Wer koordiniert die Verteilung, um zu verhindern, dass nicht die einen gar nichts bekommen und andere vielleicht doppelt kassieren? Irgendwie traue ich den Spendenorganisationen nicht zu, das Geld zügig, gerecht und auch ordentlich dokumentiert zu verteilen. Dazu braucht es doch den Überblick der gesamten Tragödie.

Mir wäre es daher lieber, der Staat würde das Katastrophenmanagement systematisch (also vor dem Eintritt von Katastrophen) und professionell (mit modernen und effizienten Hilfsmitteln) organisieren, um sicherzustellen, dass die dingliche und finanzielle Hilfe schnellstmöglich und nach Dringlichkeit erbracht wird. Meine Steuern stehen dafür gerne bereit. – Peter Breuninger

Vielen Dank für diesen gelungenen Beitrag. Er fasst in treffende Worte, was mir seit Tagen durch den Kopf geht. – Marita Kruckewitt

Wir benötigen auch das: die nüchterne, abgeklärte Analyse aus der räumlichen und emotionalen Distanz heraus. Ich war sieben Tage in meiner Heimatstadt Bad Neuenahr, in der meine Herkunftsfamilie gleich drei Mal betroffen ist, als Helfer. Inzwischen erhole ich mich auf der Insel Juist und genieße das ewige Wechselspiel von Ebbe und Flut. Während ich hier schreibe, kämpfen meine Verwandten weiter um eine Zukunftsperspektive – unterstützt von Profis und vielen freiwilligen Helfern.

Es geht mir um einen Kerngedanken, den ich bei Anna Mayer – ernüchtert – aufgreife, und den ich vertiefen möchte; sie schreibt sozusagen krisenübergreifend und krisenverlaufstypisch: „Nach dem erschütternden Ereignis tritt die Gemeinschaft kollektiv in die ‚Flitterwochen-Phase‘ ein. Es gibt ungewöhnlich viele Hilfsangebote, politisch wie persönlich. Dann, nach ein paar Wochen, folgt die Phase der Desillusionierung. Die Opfer merken, dass die Hilfen nicht gerecht verteilt sind und nicht so leicht zu kriegen. Sie spüren auf einmal unbefriedigte Bedürfnisse, die der Schock abgestellt hatte. Sie fragen, wer Schuld hat.“

Ihrer ernüchternden und fatalistisch anmutenden Argumentationslinie setzt Anna Mayr folgende, zarte Version für eine Revolte entgegen: „Diese zynisch klingende Vorhersage entsteht nicht aus Fatalismus, sondern aus dem naiven Glauben, dass es auch anders sein könnte. Dass der Mensch sich für das Rationale entscheiden kann, gegen das eigene Leid in der Zukunft.“ Ich greife ihre Flitterwochen-Metapher auf und versuche ihr eine zukunftsfähige Perspektive zu verleihen. Dabei muss man Anna Mayr‘s Annahmen sicherlich ernst nehmen, wenn sie davon ausgeht, dass

– Hilfe und Wiederaufbau sich so ungerecht vollziehen werden, wie die Welt selbst eben sei; •am Ende nicht alles gut werde, weil viele so weitermachen, wie bisher – „ohne Nahrungsmittelreserven im Haus, aber mit einem SUV vor der Tür“ – wer heute zehn Euro an die Flutopfer spende, müsse nicht darüber nachdenken, zu welchen Zumutungen er im eigenen Leben bereit wäre, damit es keine Flutopfer mehr gibt; • im akuten Fall Nothilfe als heroisch wahrgenommen werde, vorsorgende Hilfe hingegen als Bevormundung: „Unheroische Prävention sollte uns gerade jetzt viel, viel näher sein als heroische Nothilfe. Denn Nothilfe schafft dort, wo sie nötig ist, wieder Leid.“

Wie gelangt man nun zu einer Perspektive, die sowohl das Situative überdauert als auch das strukturelle Moment transformiert? Peter Fuchs spricht – um Anna Mayr’s Flitterwochen-Metapher aufzugreifen – im Soziologendeutsch von der „wechselseitigen Komplettberücksichtigung im Modus der Höchstrelevanz“. Und der Paartherapeut Arnold Retzer plädiert – weil er weiß, dass die romantische Flitterwochenphase eher begrenzt ist, auf lange Sicht für eine vernunftbasierte, vertraglich abgesicherte Partnerschaft im Eheverhältnis, das auf Wechselseitigkeit beruht.

Ich räume gerne ein, dass ich – wenn auch von Juist aus mit Abstand – gleichwohl noch aus der unmittelbaren Betroffenheit argumentiere. Gleichwohl frage ich mich, wie viele Katastrophen wir benötigen, bis dass nicht nur die Politik, sondern jeder einzelne begreift, dass wir innerhalb einer dynamisierten Risikogesellschaft (Ulrich Beck) nicht alleine – gegen alle – überleben können. Die gigantische, über alle Maßen beeindruckende Hilfswelle wird abflauen.

Anna Mayr schreibt vorausschauend: „In die Phase der Desillusionierung fällt der Jahrestag des Ereignisses. In einem Jahr werden Sie wahrscheinlich einen Text in der ZEIT lesen, in dem eine Betroffene (sie heißen dann nicht mehr ‚Opfer‘) über die Bürokratie klagt, die es braucht, um die staatlichen Hilfen zu erhalten... Auf einem Grundstück wird noch zu erkennen sein, wo einst ein Haus stand und nie wieder eines stehen wird.“

Und ich möchte folgende These in den Raum stellen: Eine vorsorgende, gleichermaßen klimabegleitende wie klimasensible Politik wird nicht in einem (welt-)gesellschaftlichen Kontext gelingen, in dem weiterhin – wie der SPIEGEL-Autor Arno Frank schreibt – „Reichtum so absurd verteilt ist, dass ein paar wenige Clowns mit großem Trara in den Kosmos aufbrechen können, während das Gros auf einem Planeten verharren muss, der in ökonomischer und ökologischer Hinsicht apokalyptischen Verhältnissen entgegentrudelt...“; wobei – nebenbei bemerkt, auch den Clowns die Rückkehr aus dem Orbit nicht erspart bleibt.

Und niemand kann mir noch die Idee verkaufen, dass das Vordringen in unanständige pecuniäre Galaxien das Antriebsmoment sei vor allem auch für eine Intelligenz, die sich wissenschaftlicher und innovativer Forschung und ihrer ökologisch angemessenen Anwendung verschreibt. Die Zurechnung von geistiger Leistung und die faktische Verfügung über große (Geld)Vermögen hat vermutlich noch nie wirklich verfangen – eine neoliberal genährte Tellerwäscher-Ideologie gehört in die Mottenkiste der Geschichte. Die grundgesetzlich verbriefte Vorstellung davon, dass Eigentum verpflichtet, muss in einem weltgesellschaftlichen Maßstab neu gedacht werden.

Fatih Birol (Direktor der Internationalen Energieagentur) vertritt – ebenfalls in der ZEIT (31/21, S. 21) in einem Interview mit Mark Schieritz die Auffassung, dass es möglich sei, „die Nettoemissionen von Kohlenstoffdioxid bis 2050 auf null zu senken, um hoffentlich die globale Erwärmung wie international vereinbart auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen“. Er habe selten so viel politisches Engagement erlebt wie derzeit beim Thema Klimaschutz – im Norden wie im Süden, in den reichen Ländern genauso wie in den armen Staaten.

Die Leute wollten, dass weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen werde. Das sei überall zu spüren. Ich glaube, mit den Leuten, die Fathi Birol im Visier hat, dessen eigentliche Aufgabe die Sicherung der globalen Ölversorgung ist und der jetzt einen Plan vorlegt, wie die Welt ohne Öl auskommt, sind (auch) wir gemeint; wir, die wir im September mit unserem Votum auch darüber entscheiden, wie ernst Klimapolitik als das entscheidende Politikfeld genommen wird. – Dr. Franz Josef Witsch-Rothmund

In ihrem Artikel schlägt er wieder durch, der Neid. Es wird nicht gerecht zugehen beim Wiederaufbau behaupten Sie, ohne irgendeinen Beleg für Ihre Behauptung zu liefern. „Der Prallbau (!) am Berg erhält netto mehr zurück als derjenige, der einen uralten Camper verloren hat.“ Gott-sei-Dank ist das so, denn das wäre ja noch schöner, wenn der für seinen spezifischen Wert teurer versicherte Keller weniger zurückbekommen würde, als jemand für einen uralten Camper, bei dem man davon ausgehen darf, dass er auch in Zeiten des Camping-Booms kaum noch einen Wert hat. Und daher ist es auch vollkommen richtig, dass grössere verlorene Werte durch grössere Werte ersetzt werden. Oder wollen Sie jedem pauschal und ohne Rücksicht auf seinen erlittenen und versicherten Schaden 5000 Euro zahlen? Ist es das, was Sie unter „gerecht“ verstehen? – Andi Pfaff

Nach der Lektüre dieses Beitrages bleibt mir dessen wirkliche Botschaft verschlossen. Die Frage: „Wem helfen wir?“ halte ich ebenso für unangebracht wie das Lachen des Herrn Laschet während der Rede des Bundespräsidenten dort, wo fast 200 Menschen von den Fluten in den Tod gerissen wurden und Überlebende über Nacht vor dem Nichts stehen. Ähnliche Katastrophen in den vergangenen dreissig Jahren waren kein Anlass, eine offene, unvoreingenommene Debatte über Gerechtigkeit geleisteter Hilfe zu führen. Woran lag es?

„Wenn Leid erträglich werden könnte, dann wäre es kein Leid“. Experten mögen Ihre Feststellung beurteilen. Wer einmal selbst völlig allein mit seiner Familie vor dem Nichts stand, betrachtet dieselbe als völlig daneben und als vollkommen überflüssig. Ertragen bedeutet keinesfalls, „das Schreckliche verneinen“ oder gar „positiv umdeuten“. Aus persönlicher Erfahrung als Betroffener komme ich zu völlig anderen Einsichten.

Wenn über den Grundsatz der Gerechtigkeit bei gesellschaftlichen Hilfeleistungen eine Debatte geführt werden soll, dann gehören alle Hilfen, auch die Hilfen für Migranten dazu. Dabei ist es ja so: Wenn Leid erträglich werden könnte, dann wäre es kein Leid mehr. Das Schreckliche ist in der Welt, es lässt sich nicht verneinen und auch nicht positiv umdeuten. Ein Hochwasser geschieht nicht, damit wir uns endlich wieder an der Zivilgesellschaft berauschen können

Die Situation der hier ankommenden Migranten 2015 ff. ähnelte der Lage vieler Flutopfer damals wie heute. Die Hilfsbereitschaft war ebenfalls groß. Ich war ehrenamtlich jeden Tag dabei. Von einem „Berauschen an der Zivilgesellschaft“, von der „eigenen Rührung über die große Hilfsbeitschaft“ zu sprechen, betrachte ich als Abwertung der erbrachten Leistungen. Menschlichkeit war meine Motivation – kein „Berauschtsein“.

Hilfe nach Bedürftigkeit zu leisten, war damals kein Thema. Syrer, die ich in der Flüchtlingshilfe kennenlernte, kamen abseits vom Krieg gegen den Islamischen Staat aus Latakia, Damaskus, Saudi-Arabien, den Emiraten. Sie waren Gewerbetreibende, hatten Geschäfte, Restaurants. Rechtsanwälte, Ärzte hatten sehr lange im Ausland gearbeitet. Sie waren nicht gerade mittellos. Ein vertrauter Syrer, verheiratet, drei Kinder, ging zum Jobcenter und erklärte seinen Verzicht auf Sozialleistungen („er habe genug Geld“). Niemand stellt hier die Frage nach der Gerechtigkeit der geleisteten Hilfe. – R. Renaux

Zwei Tage nachdem ich in Mayschoß in den Weinbergen gearbeitet habe, lese ich in der Zeit: „Denn es ist ja wirklich rührend“ (wenn Menschen für die Flutopfer spenden), lese davon, dass es einen „tollen Zusammenhalt am Ort“ gibt. Der ist bitter nötig. „Dabei ist es ja so: Wenn Leid erträglicher werden könnte, dann wäre es kein Leid mehr“, heißt es. Frühmorgens waren wir an der Mosel aufgebrochen, um in Mayschoß in den Weinbergen der Winzergenossenschaft zu helfen, weil die mit Aufräumarbeiten beschäftigten Winzer keine Zeit für ihre Weinberge haben. Die Triebe einer Rebe können in einer Woche bis zu einem Meter wachsen und sind kaum mehr zu bändigen; wenn es warm ist und ausreichend geregnet hat – es hat.

Wir kamen mit dem Auto bis Rech. Die Bundesstraße nach Mayschoß war nur mehr mit SUVs, LKWs und Traktoren befahrbar. Mit unserem Passat ließ uns der Ordner nicht durch, obwohl wir vorab das Kennzeichen durchgegeben und bis dort hin alle mit Ordnern besetzten Barrieren passiert hatten. Also schulterten wir unsere Heckenscheren, Wasserflaschen und Butterbrote und gingen oben am Fels entlang den Rotweinwanderweg bis Mayschoß.

Statt der unter Normalbedingungen großzügig bemessenen 2 Stunden Leiwen-Mayschoß hatten wir 3,5 Stunden gebraucht. „Die Gruppe von A. (ein Online-Versender) wird auch gleich hier sein“, sagte der Winzer von der Genossenschaft zur Begrüßung – „die haben noch länger gebraucht“. Mit 10-15 Personen kann man Weinberge zügig durcharbeiten – auch, wenn die Freiwilligen in der Arbeit ungeübt sind, aber guten Willens. Der Online-Versender A. hängt es nicht an die große Glocke, stellt aber offenbar Mitarbeiter 5 Tage bezahlt frei, wenn sie währenddessen in den Weinbergen im Katastrophengebiet arbeiten, stattet sie mit Sonnencreme, Stiefeln ... aus.

Spät am Nachmittag brachte der Winzer eine Gruppe von erschöpften, freiwilligen Helfern mit dem Traktor nach Rech; so, wie später auch uns: durch einen Brückenstumpf fahrend, vorbei an den kläglichen Resten eines Hauses, einer Kette von Menschen, die sich die Eimer voller Schlamm aus einem Haus weiterreichten, vorbei an ausgehöhlt wirkenden Häusern, Mauerresten und Bäumen, in denen Kleider hingen. Wir kürzten weiter in einem Weinberg die Triebe, oben und an der Seite, damit Licht und Luft an die Trauben kommen und Pilzkrankheiten fernbleiben. Als wir grade in den nächsten Weinberg gingen, kam uns ein älterer Herr entgegen: „Wo kommt Ihr her?“

„Aus Baden-Baden“, „von der Mosel“ riefen wir mit Abstand. Er strahlte: „Die Hilfsbereitschaft ist nicht zu fassen. Unglaublich, von wo die Leute herkommen“, und fuhr fort: „Meine Frau ist krank und ich geh jetzt endlich nach meinem Weinberg schauen. Ich bin über achtzig und normalerweise mache ich die Arbeit hier in den Reben gerne, aber in diesem Jahr komme ich nicht hinterher – auch, wenn es nur ein paar Reihen sind.“ Wir lachten: „Den haben wir wohl grade gebändigt“. Nie zuvor habe ich ein Geschenk machen dürfen, über das sich jemand so sehr gefreut hat. Stilles Glück. „Nach dem erschütternden Ereignis tritt die Gemeinschaft kollektiv in die `Flitterwochenphase`“ heißt es in Ihrem Artikel.

Ich kenne den Namen des älteren Herren nicht, ich weiß nicht, ob oder wie viele Angehörige er bei dem Hochwasser verloren hat, ob sein Haus noch bewohnbar ist. In diesem kurzen Moment, in dem er uns anlachte, schenkte er mir einen unvergesslichen. Dann breiten sich Pilzkrankheiten aus und können die potenzielle Ernte 2021 zerstören. Dann stecken die Reben ihre Energie in die Triebe statt in die Beeren. Viele Häuser in Mayschoss sind aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Hätte man sie verlassen und leerstehen lassen sollen, als die Wissenschaft so weit war, Szenarien zu entwickeln, dass sie vom Hochwasser geflutet werden können? Die Ahr-Hochwasser im 19. und 20. Jahrhundert scheinen milder verlaufen zu sein.

Vielleicht sollte sich die Verfasserin des Artikels „Spendenflut“ eine Heckenschere schnappen, in den Weinbergen an der Ahr arbeiten und abends Winzer fragen, ob sie diesen Satz unterschreiben: „Wenn Leid erträglicher werden könnte, dann wäre es kein Leid mehr.“ Manche Winzer besitzen nur mehr ihr Land und die Reben, die darauf stehen und die Trauben, die an den Reben wachsen, wenn sie den Sommer überstehen. Fässer voller Wein, leere Fässer, gefüllte Flaschen, Traktoren, Anhänger, Füllanlagen, Keltern, Etikettiermaschienen ... ganze Wirtschaftsgebäude hat die Flut weggerissen oder unbrauchbar gemacht.

Es wird von einer Winzerin erzählt, über die sonst Hochglanzmagazine schreiben, die mit ihrer Schwester in einem Baum kauernd die Flutnacht überstanden haben soll, hoffend, dass er der Strömung standhält. Er hat. Bilder ihrer kilometerweit weggespülten Weinfässer rauschten durch Facebook und Instagram. „Das Wissen war da“, heißt es in dem Artikel. „ ... Nothilfe schafft dort, wo sie nötig ist, wieder Leid.“ Ich kann diesen Satz nicht unterschreiben. – Annette Köwerich

„Denn die einen sind im Dunkeln Und die andern sind im Licht Doch man sieht nur die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht.“ (B. B.) „Im Licht“ sind die Helfer, die die gröbsten sichtbaren Trümmer einer menschengemachten Naturkatastrophe wegräumen; sind auch die „Täter“, die sich mit Nichtstun, Verdrängen, Verschleppen, Verschieben von Verantwortung hervorgetan haben! Sie werden auch künftig im Rampenlicht stehen, wo sie empört jede (Mit)Schuld von sich weisen und sich geschickt davor drücken, wenigstens ein einziges Mal Verantwortung zu übernehmen!

Sie könnten sonst plötzlich „im Dunkeln“ aufwachen, bei den Opfern, den vielen, noch immer namenlosen Toten und denen, die sich zwar retten oder gerettet werden konnten, deren gesamtes Hab und Gut aber, deren Existenz, deren bisheriges Leben das Wasser mitgerissen und der Schlamm begraben hat! Darunter werden ihre Seelen noch lange leiden, im Verborgenen, denn sie eignen sich nicht für Schlagzeilen! – Dr. med. Ulrich Pietsch

Leserbriefe zu „Letzte Runde für den Rechtsstaat?“ von Heinrich Wefing

Im Artikel wird erneut das EU-Recht und das Nationales-Recht zum Thema gemacht. Zunächst, es muss davon ausgegangen werden, dass in mehreren EU-Mitgliedsländern das Demokratieverständnis unterschiedlich ausgeprägt bzw. eine steigende Tendenz gegen demokratische Grundsätze sichtbar ist. Mitentscheidende Ursachen sind offensichtlich die demokratischen/rechtsstaatlichen Mängel in der EU-Politik selbst. Wie kann sich die EU-Politik als demokratisch bezeichnen, wenn z.B. die EU-Kommissionspräsidentin am Willen der Wählerschaft vorbei dieses wichtige politische Amt erhalten hat? Die EU-Politelite muss auch zur Kenntnis nehmen, dass die EU ein Staatenbund und kein Bundesstaat ist. Äußerungen wie: „EU-Recht geht vor Nationales Recht“ haben keine allgemeingültige politische Berechtigung.

Kürzlich wurde gegen Deutschland von der EU ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet mit der Begründung, das Bundesverfassungsgericht habe gegen EU-Recht verstoßen. Dies geschah offensichtlich in Unkenntnis darüber, dass das Grundgesetz die Grundlage aller staatlichen Gewalt in Deutschland ist. Die Auslegungsarbeit des Bundesverfassungsgerichtes gehört zur Grundlage aller staatlichen Gewalt in Deutschland, nicht jedoch EU-Verträge, mögen sie noch so wichtig sein. Einige Personen der EU-Politelite wären bestimmt gut beraten, wenn sie sich mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vertraut machen.

Nur das deutsche Volk (nicht der deutsche Bundestag, auch nicht die EU) könnte gemäß Grundgesetz in freier Entscheidung eine EU-einheitliche Verfassung beschließen. Solange es also keine derartige EU-einheitliche Verfassung gibt, kann EU-Recht nicht gängig vor nationalem Recht gelten. Versuche von einigen Personen der EU-Politelite dagegen zu argumentieren sind falsch und werden letztendlich leider zum Auseinanderbrechen der EU führen. Die Problemlösung liegt bei der EU selbst. Sie muss zuerst die vielzitierten eigenen demokratischen Werte tatsächlich verwirklichen und dies unter Mitwirkung der Menschen in den Mitgliedsländern. – Ludwig Degenhart

Möglicherweise stellte ein Austritt Polens aus der EU zumindest für den nicht religiösen und demokratiefreundlichen Teil der polnischen Bevölkerung eine Katastrophe dar. Ist aber nicht der Schaden für die EU durch einen Verbleib von Polen und Ungarn bereits jetzt katastrophal? Wie will Europa denn zukünftig Russland oder der Türkei glaubhaft entgegentreten, wenn in den eigenen Reihen Länder geduldet und nicht einmal sanktioniert werden, deren Staatsformen sich nur noch graduell von den genannten Diktaturen unterscheiden?

Da es offenbar keine Möglichkeit gibt, Polen und Ungarn aus der EU zu entfernen, bleibt als einzige Chance eine Auflösung und sofortige Neugründung und zwar dann ohne die Länder, welche die Werte Europas nicht teilen. Dabei ließe sich dann auch gleich das Einstimmigkeitsprinzip abschaffen und eine solche Union wäre wieder handlungsfähig. – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel

Als ein hohes Gericht in Italien formuliert hatte „Eine Vergewaltigung der Fahrschülerin kann nicht stattgefunden haben, da in der Tatzeit die Fahrschülerin eine Jeans anhatte“ haben sich tags darauf die intellektuellen Frauen des Landes fast geschlossen in der Öffentlichkeit mit Jeans statt Rock gezeigt, und ich schrieb an das höchste deutsche Gericht in Karlsruhe, man möge doch in Italien vorstellig werden und kollegial für Aufklärung sorgen.

Dafür bekam ich allerdings kein Lob, sondern eine Strafandrohung im vierstelligen Bereich, hatte also offenbar in ein „Fettnäpfchen getreten“. In ein anderes Fettnäpfchen ist Heinrich Wefing getreten mit seinem Artikel „Letzte Runde für den Rechtsstaat“, der gesamt-europäische Sprengkraft entwickeln könnte ; doch hoffe ich trotzdem auf eine Entwicklung wie bei der Todesstrafe in der Hessischen Verfassung, die längst durch unser Grundgesetz außer Kraft gesetzt war , aber erst durch Volksentscheid getilgt werden konnte. – Dietrich Bauer

Wer mich in ihrer Redaktion kennt, weiß, was ich ihnen zu Europa immer geschrieben habe. Ich lebe auch in Singapur und dort haben daß die führenden Politiker schon vor 20 Jahren gesagt. Die Demokratie ist ein Auslaufmodell. Was nach wie vor kein Politiker in Deutschland in seinen Künsten Träumen glaubt. In Singapur herrscht auch eine Demokratie, aber mit angezogener Handbremse (Autokratie). Singapur kennt kaum Kriminalität.

Mord und Totschlag ist dort undenkbar. Bei uns fast an der Tagesordnung. Die Bildung einer der besten auf unserem Globus. In Deutschland ist ohnehin die dümmste Demokratie in Europa etabliert. England hat die Konsequenzen gezogen und ist ausgetreten. Deswegen wird die Wirtschaft mit England genauso florieren. Und Biten in USA ist für sein Land genauso verkehrt wie Merkel für Deutschland. – Gunter Knauer

„Das Bundesverfassungsgericht bewahrt als unabhängiges Verfassungsorgan die Funktion der Grundrechte, das politische und staatsorganisatorische System und entwickelt sie weiter. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in seiner heutigen Form schreibt eine perpetuierte und legitimierte Staatsverfassung fest. Sie kann nur durch Beschluss einer neuen Verfassung durch das Volk abgelöst werden (Art. 146). „ Schreibt das Lexikon. „ Wenn jedes nationale Verfassungsgericht so agieren würde wie das Bundesverfassungsgericht, also ausschließlich aus der nationalen Perspektive zu argumentieren, dann führt das in die Katastrophe. „ Sagt Frau Barley.

Wenn das Bundesverfassungsgericht anfängt, sich bei der Beurteilung der Verfassungskonformität von politischen Vorgängen nach anderen Kriterien als dem deutschen Grundgesetz zu richten, z.B. nach der Opportunität im Konflikt zwischen der EU und der polnischen Regierung, dann können wir unser Grundgesetz direkt in den Reißwolf stecken. Sage ich.

Das Problem wurde dadurch geschaffen, dass deutsche Regierungen Verträge unterzeichnet haben, die im Effekt dem Grundgesetz zuwider laufen (unbegrenzte Kreditaufnahme durch die EU auf Rechnung der Nationalstaaten, Unterstellung des Verfassungsgerichtes unter den EuGH), ohne zuvor ein formal korrektes verfassungsänderndes Verfahren zu durchlaufen. Den Richtern in Karlsruhe bleibt nichts anderes übrig, als sich an das geschriebene Grundgesetz zu halten, wenn es zu diesen Dingen angerufen wird.

Jetzt die Verfassungsrichter zu schelten, statt die Verantwortlichen aus den entsprechenden Bundesregierungen dafür haftbar zu machen, dass sie Unterschriften geleistet haben, zu denen sie nicht befugt waren, ist der falsche Weg. Heilen lässt sich das alles nur, indem die Unterschriften für ungültig erklärt werden, oder indem nachträglich das Grundgesetz entsprechend den Verträgen mit der EU geändert wird – formal korrekt, mit 2/3-Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat. – Hans List

Bitte erklärt, in wiefern europäischen Recht dem nationalen Recht vorzuziehen sei. Es setzt sich- auch bei mir- das Gefühl durch, dass das Leben durch europäische Rechtsprechung nur verkompliziert wird und dem Neoliberalismus entgegenkommt. Durch das Europaparlament fühle ich mich nicht vertreten. Und die Kommision ist nicht vom Bürger gewählt Europa selbst ist nicht demokratisch durchorganisiert. Wieso eigentlich wird „Europa“ in Brüssel mit Demokratie gleichgesetzt? Das „System Europa“ steht aber in Verdacht, eher den Lobbisten eine Platform zu sein, als dem eurpäischen Bürger. Klärt gerne besser auf. Macht Europa demokratischer- im Wortsinn: Herrschaft des Volkes. – Gabriele Dreßler

Der Vergleich der derzeitigen Lage des polnischen Verfassungsgerichts mit dem Urteil des 2. Senats des deutschen Bundesverfassungsgerichts (BVG) vom 5.5.2020 hinsichtlich der Vereinbarkeit mit europäischem Recht ist schief, da er zwei entscheidende Aspekte außer Acht lässt: Die Veränderungen am polnischen Verfassungsgericht sind strukturell, so dass man es hier potenziell mit einer strukturellen – und dies heißt auch: dauerhaften – Nichtvereinbarkeit mit europäischem Recht zu tun hat. Die potenzielle Nichtvereinbarkeit des Urteils des BVG vom 5.5.2020 ist dahingegen lediglich punktuell, d.h. sie bezieht sich nur auf ebendieses Urteil, das eventuell nicht mit europäischem Recht vereinbar ist, wobei das BVG explizit begründet, warum es aus seiner Sicht eben doch damit vereinbar ist.

Die inhaltliche Ebene des BVG-Urteils wird praktisch überhaupt nicht betrachtet, sondern lediglich die Tatsache, dass sich das BVG vermeintlich über das europäische Recht hinweggesetzt habe und es die „Fernwirkung“ des Urteils unterschätzt und damit als Stichwortgeber für unbotmäßige Akteure fungiert habe. Dabei wäre es zielführend, sich die Begründung des BVG-Urteils zu Gemüte zu führen, die zusammengefasst lautet, a) bei dem EuGH-Urteil handelt es sich um ein ultra vires-Urteil, d.h. der EuGH überschreitet den ihm von den nationalen höchsten Gerichten zugestandenen Kompetenzrahmen, und b) das konkrete EuGH-Urteil thematisiert nicht die Verhältnismäßigkeit der betreffenden EZB-Maßnahmen, was aber geboten sei, so dass die vom EuGH angewandte Methode zur Urteilsfindung nicht adäquat gewesen sei. Wenn man der Meinung ist, das Bundesverfassungsgericht überschreite mit diesem Urteil seinerseits seine Kompetenz, dann muss man beurteilen, ob die von ihm angeführten Gründe stichhaltig sind. Alles andere würde einem von allem Inhaltlichen abstrahierenden Pauschalurteil gleichen.

Dadurch erweckt der Artikel und mit ihm viele EU-Vertreter (insbesondere die im Artikel zitierten) den Eindruck, das Urteil des BVG vom 5.5.2020 gleiche einem Affront, weil es sich in einem Anflug von nationalem, institutionellen oder richterlichem Egoismus dem EuGH entgegenstellt. Das ist unnötig zuspitzend und polarisierend und damit der Sache nicht dienlich.

Die Kompetenzverteilung zwischen Nationalstaaten und europäischen Behörden ist naturgemäß eine heikle, aber gleichzeitig zentrale Angelegenheit, die viel Fingerspitzengefühl und auch einer gewissen Zurückhaltung im sprachlichen Ausdruck bedarf. Die Holzhammermethode im Form vom Frontalkritik, BVG-Bashing und Hysterie sind hier fehl am Platze. Wenn auf diese Weise EU-Skepsis und überzogenes nationales Aufbegehren Einhalt geboten werden soll, droht der Schuss nach hinten loszugehen, so dass man am Ende mit weniger Integration und weniger EU dasteht als vorher.

Das erste Gebot sollte daher sein, ruhig und besonnen zu agieren und damit klarzustellen, dass es die EU und ihre Institutionen nicht nötig haben, sich hier aus der Ruhe bringen zu lassen, dass sie es sich leisten kann, konstruktiv mit an ihr geübter Kritik umzugehen und sogar in der Lage ist, sich gegebenenfalls so weiterzuentwickeln, dass der Kritik die Grundlage entzogen wird. – Berthold Heymann

Bei der Lektüre des relativ ausgewogenen Berichtes von Herrn Heinrich Wefing über den Konflikt zwischen Polen/Ungarn und der EU fragt man sich, warum ein zentraler Punkt beharrlich verschwiegen wird: Deutschland als die dominierende europäische Nation versucht eine „immer enger werdende Union“ und damit auch die „Europäisierung“ des eigenen Landes durchzusetzen, (was angesichts der unerfreulichen Vergangenheit verständlich ist), während die kleineren Staaten, aufgrund ihrer leidvollen Geschichte, ein „Europa der Nationen“ im Sinne von General de Gaulle aufrechterhalten wollen. Die unterschiedlichen Visionen der europäischen Zukunft liegen den meisten Konflikten und der gegenseitigen Animosität zu Grunde. Da die Europäische Union unter Legimitätsmangel leidet, wäre eine „lärmend argumentierende“ offene Debatte zu diesem Thema besser als ein ohrenbetäubendes Schweigen. – Christoph Hanski

Deutschland war nach dem letzten Weltkrieg bis hin zur Jahreswende 2019/2020, der fast ideale Lehrmeister, wenn es um die Vermittlung von wahrer Demokratie und den wahren demokratischen Werten ging. Deutschland besitzt ein sehr altes Grundgesetz, an dem verhältnismäßig wenig hergedoktert worden ist, das zwar im Lauf der vergangenen Jahrzehnte auch etwas Staub angesetzt angesetzt hat, in dem aber irgendwie immer wieder geblättert wurde. So weit, so gut, seit März 2020 haben wir nun eine offizielle GroKo-Pandemie-Regierung im Amt.

Diese GroKo kann mit diesem verstaubten Regelwerk fast nichts mehr anfangen. Deshalb wurde in einer Nacht- und Nebelaktion ein neues Flickschuster-Regelwerk, das sogenannte Infektionsschutzgesetz, auf die Schnelle zusammengeschustert und auf den Weg gebracht. Ob man damit irgendwo auf der Welt gleich eine Missionsstation, mit dem Schwerpunkt Demokratievermittlung, eröffnen sollte, das möchte ich stark bezweifeln, das ist einfach absurd. Da könnte glatt jemand auf die Idee kommen, den lupenreinen Demokraten „W. Putin“ zu fragen, wie man das eigentlich so macht, das mit dem Demokratiespielen! – Klaus P. Jaworek

Heinrich Wefing kolportiert aus seinen Gesprächen das Folgende als den einen „glimpflichen“ Weg aus dem Kompetenzstreit zwischen EUGH und dem Bundesverfassungsgericht, die Bundesregierung möge erklären, sich stets an das Unionsrecht gehalten zu haben und zu wollen, dann könne der EUGH „feststellen, dass das Karlsruher Urteil gegen Unionsrecht verstoßen“ habe.

Was ihm als salomonischer Ausweg erscheint, hat aber den einen entscheidenden Haken, dass es nur einen Sieger gäbe, den EUGH. Von „glimpflich“ kann da keine Rede sein. Welfling berichtet ja selbst, dass viele Verfassungsrechtler die große Linie der Luxemburger Richter skeptisch sehen, weil der EUGH nicht im Sinne der Gewaltenteilung agiert, sondern selbst die Agenda der stets zu vertiefenden Integration verfolgt.

In der Tat kontrolliert der EUGH nicht die anderen europäischen Instanzen, sondern hat im Zweifel bislang stets zugunsten der von diesen gesetzten Kompetenzübernahmen und Vertragsaufweichungen geurteilt, zumal in Sachen der EZB. Es ist allerhöchste Zeit für eine Debatte, ob das ewig so weitergehen soll, und worin eigentlich die politische Legitimation dafür besteht, die Verfassungsgerichte der EU-Staaten nicht mehr als oberste Instanz in Verfassungsfragen zu betrachten. Es ist dem BVG nur zu danken, dass es wenigstens Akzente liefert, wo gegen die laufende Selbstermächtigung der europpäischen Instanzen eine Grenze einzuziehen ist. – Dr. Konrad Clewing

Leserbriefe zu „Sollten die Corona-Regeln bald fallen?“. Streit von Joachim Stamp und Susanne Schreiber

Kaum zu glauben, dass ein FDP-Politiker mir aus dem Herzen spricht. Auch wenn ich die Rede von Grundrechtseinschränkungen ebenso übertrieben finde, wie die Angstmacherei, die er beklagt; da könnte er ebensogut rote Ampeln als Grundrechtseinschränkung begreifen. Die Idee halte ich für sehr gut: Jetzt bereits den Tag der Deutschen Einheit 2021 zum Tag der Eigenverantwortung zu erklären. Alle Zahlen, auch die Entwicklung in Großbritannien, sprechen dafür, dass das Virus in einer Weise zu Krankheitsverläufen und Krankheitszahlen führt, wie es auch eine schwere Grippe macht. Es gibt daher keine Gründe mehr, uns anders als bei einer schweren Grippesaison zu verhalten.

Und wir können ja zum Glück davon ausgehen, dass sehr viele Menschen dazugelernt haben und sich ab sofort immer umsichtiger verhalten werden (Mund-Nasenschutz in öffentlichen Innenräumen tragen, bei Krankheitssymptomen Abstand halten und häufig Hände waschen etc.). Wir sind und bleiben bis auf weiteres verletzliche Wesen und leben in dem ständigen Risiko, das schlicht daher rührt, Teil der Natur zu sein. Es wäre gut, auch daran mal zu erinnern, anstatt den deutschen Perfektionismus so weit zu treiben, dass wir alle irgendwann an chronischem Erschöpfungssyndrom leiden. – Dr. med. Sibylle Riffel

Ich lese Ihre Zeitung jede Woche sehr gerne – es ist mein Wochenend-Ritual mich mit der donnerstags eintreffenden Ausgabe hinzusetzen und mir Ihre Artikel durchzulesen. Dadurch bekomme ich neue Impulse. Ich kann Dinge differenzierter betrachten und neue Sichtweisen auf Themen erlangen. Themen, mit denen ich mich mal besser, mal schlechter auskenne. Mit dem Thema genderneutrale Sprache habe ich mich das ein oder andere Mal auseinander gesetzt. Nie sehr detailliert, aber detailliert genug, um bei Ihrem Interview „Sollten die Corona-Regeln bald fallen“ ins Stocken zu geraten.

Gestolpert bin ich über folgenden Absatz, in dem die Aussage von Susanne Schreiber, der Vize-Vorsitzenden des Ethikrats, wiedergegeben wird. „(...) 1,7 Millionen Menschen befinden sich aktuell in Quarantäne. Überall fehlen Arbeitskräfte, weil Pflegerinnen, Verkäufer und Ärzte als Kontaktpersonen in Isolation sind.“ Ich habe diesen Satz einmal gelesen. Zweimal. Dreimal. Ungeachtet der Tatsache, dass ich mich selbst schon häufig gefragt habe, ob genderneutrale Sprache zielführend ist, muss ich in diesem Fall sagen: Diese Aussage ist höchst diskriminierend. Leben wir immer noch in einer Zeit, in der man ganz selbstverständlich von weiblichen Pflegerinnen und männlichen Ärzten spricht?

Leben wir immer noch mit dem Bild des Gottes in Weiß, dem Herrn Doktor? Ich bin mir nicht sicher, was mich mehr verwundert. Eine solche Aussage von einer Person, die in ihrer Position doch genug Bewusstsein dafür haben sollte, eine solch stigmatisierte Kategorisierung nicht zu tätigen, oder die Tatsache, dass eine Zeitung wie die Zeit eine solche Aussage abdruckt ohne die Verfasserin auf diesen Fauxpas hinzuweisen oder das Zitat mit Hinweis auf Änderung der Originalaussage zu korrigieren. Ich würde mir wünschen, dass ein intellektuelles Leitmedium wie es Ihre Zeitung für mich darstellt, zukünftig mehr darauf achtet, Inhalte und Aussagen genderneutral darzustellen. – Jasmin Janß

Das Blog der Leser - Leserbriefe an DIE ZEIT

Frau Schreiber beschreibt differenzierte Beschränkungen, die auf unbestimmte Zeit erforderlich bleiben werden. Herr Stamp fordert, dass ab Oktober alle Beschränkungen fallen, öffnet aber durch seine weiteren Ausführungen wieder eine Hintertür mit freiwilliger Beteiligung an Schutzmaßnahmen. Dabei kann aus den Erkenntnissen über die Impfungen und der Impfquote, die ab Oktober nicht mehr entscheidend gesteigert werden kann, ein klares Ziel formuliert werden:

Nach völlig einleuchtenden Ausführungen von Epidemiologen, werden die nicht geimpften Menschen unweigerlich früher oder später infiziert und genesen danach in den allermeisten Fällen. Folglich sind dann in einer absehbaren Zeit alle Menschen entweder geimpft oder genesen und damit immun. Die Herdenimmunität ist dann hergestellt. Besser als Stamps (aufgeweichter) Forderung, alle Beschränkungen fallen zu lassen, ist allerdings ein Plan, Beschränkungen so in Stufen aufzuheben, dass die Krankenhausbelastungen beherrschbar bleiben.

Das kann durchaus flott erfolgen, da die Auswirkungen alle 2-3 Wochen ausgewertet werden können um die nächste Stufe der Lockerungen einzuleiten. Bis Ende 2021 sind dann sicher die Voraussetzungen zu Stamps Vorschlag gegeben, allerdings ohne Hintertüren. Anmerkung: Folgeimpfungen müssen mindestens so gut klappen wie die derzeitigen Impfaktionen! – Siegfried Veile

Alles liegt, wie immer, nur an diesem Inzidenzwert, einer vollkommen statistischen und willkürlich festgelegten Zahl, mit einem Aussagewert, die gegen Null tendiert. Hängt unser Leben wirklich nur noch an einem halbseidenem theoretischen Inzidenzfaden! Dieser Inzidenzfaden, der gehört endlich ersatzlos gekappt. Es gab auch vor dem Inzidenzwert ein Leben, aber auch das scheint auch schon längst vergessen worden zu sein.

Zum x-ten Male, infizierte Menschen sind keine kranken Menschen, und die Viren gehören einfach zum Leben dazu. Der Mensch sollte einfach wieder selbst entscheiden, wie er leben will. Diese „guten“ Ratschläge der Herren Söder, Lauterbach, Schäuble, Spahn & Co. sind überflüssig! „Delta“ ist übrigens erst der 4. Buchstaben im griechischen Alphabet. 20 griechische Buchstaben stehen noch in der Warteschlange an. Die Hoffnung soll ja bekanntlich zuletzt sterben, na dann Prosit, Mahlzeit! – Klaus P. Jaworek

„Streit“ setzt voraus, dass man bereit ist, andere als die eigenen Positionen in der Auseinandersetzung verstehen zu wollen und eigene Positionen in Frage zu stellen. In diesem Sinne war Frau Schreiber für das hier initiierte Streitgespräch leider ein Missgriff. 1. Gleich zu Beginn beruft sie sich auf eine „höhere Instanz“, Herrn Drosten. Hat der Ethikrat/haben seine Mitglieder selbst so wenig Sachverstand? 2. Nicht ein einziges der Argumente von Frau Schreiber deutete darauf hin, dass sie eigene Positionen entwickelt.

Alle Beiträge kennen wir aus regierungsamtlichen Auftritten. 3. Leider zeigt sie sich auch nicht gut informiert. Die Zahl der intensivpflichtigen Corona-PatientInnen stagniert derzeit auf niedrigem Niveau, mit einem leichten Anstieg am aktuellen Rand. Der Anteil der Beatmeten sinkt allmählich (ich beziehe mich auf die Tagesreports des divi). Herr Stamp hätte eine Gesprächspartnerin verdient, die bereit und fähig gewesen wäre, Brücken zu bauen über das verminte Coronagelände, mit einem Mindestmaß an Diskursethik. – Sabine Hübner

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts stellte der englische Dichter und Freigeist Richard Jefferies sinngemäss fest, Man solle sich niemals mit einer bestimmten Betrachtungsweise, sondern sich stets bewusst sein, dass eine andere Sichtweise möglich ist. Ohnehin bietet ein Wechsel der Perspektive Aussichten auf neue Erkenntnisse. Deshalb sollte die Betrachtungsweise des Herrn Joachim Stamm Anlass für eine offene, Debatte unter Einbeziehung aller betroffenen Bereiche der Gesellschaft sein. Unverantwortlich ist es aus meiner Sicht allerdings, wenn sich fachfremde Politiker über die zuständigen Fachgremien hinweg setzen und im Bewusstsein ihrer Macht weitreichende Entscheidungen treffen. – R. Renaux

Mit Verwunderung habe ich den Vorschlag von HerrnJoachim Stamp gelesen am 3. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben. Ich wußte bisher nicht, dass sich das Infektionsgeschehen nach bestimmten Feiertagen richtet. Der Satz „Deshalb sollten wir den Tag der Deutschen Einheit zum Tag der Freiheit und Eigenverantwortung machen“ ist übelste Demagogie.

Das dieser Herr in einem Bundesland Vizeregierungschef und Familienminister sein kann ist mir unverständlich. Das die FDP mit solchen dummen Vorschlägen Wahlkampf macht finde ich einfach nur ekelhaft. Sie unterscheidet sich dabei nicht wesentlich von der AFD außer in der Wortwahl. Sie können gern mein Schreiben an Herrn Stamp weiterleiten, da ich seine Adresse nicht habe. – Matthias Hönig

Leserbriefe zu „Der Traum vom grünen Öl“ von Roman Pletter und Marc Widmann

Das chemische Element Wasserstoff ist ja auch wie das Wasser selbst in unserem Verständnis positiv besetzt. Kein Wunder also, dass in Wahlkampfzeiten alle Politiker wie nach einem rettenden Strohhalm danach greifen, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Schön, aber reichlich spät, dass DIE ZEIT diesen Stoff nun gründlich entmythologisiert. Bald werden die Zeiten nämlich vorbei sein, wo Energiekommissionen ausschließlich mit Theologen, Ethikern, Soziologen und Volkswirten besetzt sein werden. Vorbei die Energiepolitik aus dem hohlen Bauch. Denn nicht sie bestimmen, was machbar ist, sondern die einschlägigen Gesetze der Physik. – Dr.-Ing. Ulrich Tillessen

Das mit dem grünen „Öl“ wird leider wohl ein Traum bleiben, jedenfalls in der notwendigen zeitnahen Brücke. Die Pyrolyse ist nicht blau, wie ich annahm, sie ist türkis, obwohl das Infoblatt der deutschen Ingenieure die Pyrolyse dem blauen Wasserstoff zuordnet. Wie es funktioniert, und dass es theoretisch CO2- und methanneutral möglich ist, ergibt sich aus dem auch dem vergangenen Klimabürgerrat als Wissensquelle zugrundegelegten „EP-Energielexikon“. Manko, der Bund hat in den letzten 15 Jahren kein Konzept zum Schlumpfmethan entwickelt hat und auch nicht der Wissenschaft folgend, nach Russland neue Explorationen organisiert. Schlumpfmethan ist beherrschbar. https://www.energie-lexikon.info/methanpyrolyse.html

Ihre Gesprächspartner bewegen sich überwiegend im zurückhaltenden Terminus, es geht offensichtlich darum nicht gegen eine Mehrheit des „guten Gefühls“ anzuargumentieren. Eine Zusammenfassung zum möglichen Gamechanger findet man unter folgendem link: https://www.ingenieur.de/fachmedien/bwk/erneuerbare-energien/es-funktioniert-auch-mit-blauem-wasserstoff/ Betrachtet man das Jahr 2050, so werden wir bei rein grünem Wasserstoff jaehrlich 45 Millionen Tonnen gruenen Wasserstoff aus Afrika importieren muessen, weil das Staatsgebiet der BRD nicht ausreichend gruenen Wasserstoff produzieren kann. Das Afrika ein Garant für sichere Lieferungen sein kann, bleibt leider ein Märchen. Aber ja, man will den Weltspiegel abschaffen. Mehr „Brot und Spiele“. – Michael Rother

Ein Eiswürfel besteht nur aus Wasser – nicht aus Wasserstoff und Sauerstoff. Schmilzt ein Eiswürfel, so besteht die farblose Flüssigkeit auch wieder nur aus Wasser. Der Stoff Wasser besteht aus winzig kleinen Teilchen, den Wassermolekülen. Es handelt sich dabei um eine chemische Verbindung, in der je zwei Wasserstoffatome mit einem Sauerstoffatom chemisch verbunden sind. Und die können unter Energieaufwand bei einer Elektrolyse voneinander getrennt werden. Erst dabei bilden sich aus den Wassermolekülen zwei neue Stoffe, deren einzelne Teilchen aus zweiatomigen Molekülen bestehen – eben Wasserstoff und Sauerstoff, zwei bei Raumtemperatur gasförmige chemische Elemente, die bei sehr tiefen Temperaturen und/oder hohem Druck flüssigen Zustand aufweisen. – Wolfgang Schwarz

Ihr Beitrag zeigt, wie dramatisch weit wir noch von einer klimaneutralen Energiewirtschaft entfernt sind. Es gäbe aber durchaus eine Möglichkeit, große Flächen für Photovoltaikstrom zu mobilisieren, nämlich durch das sog. Mieterstrommodell, bei dem in Mehrfamilienhäusern selbsterzeugter Strom vom Hausdach von den Bewohnern (z.T. mit Batteriezwischenspeicherung) genutzt wird. Dieses Prinzip funktioniert bereits gut bei Einfamilienhäusern.

Bei Mehrfamilienhäusern ist es technisch ebenfalls unkompliziert, wird allerdings durch erhebliche juristische Hürden behindert und ist kaum rentabel. Eine Politik, die es mit der Energiewende ernst meint, sollte hier schnell praktikable Lösungen schaffen. Bei zunehmender Elektromobilität würde der Strom vom eigenen Dach direkt zur Ladestation am Kfz-Stellplatz außerdem die öffentlichen Netze entlasten, die in Spitzenzeiten kaum auf die benötigten Strommengen ausgelegt sind. – Arno Pfeifenberger

Erstmal Danke für den Artikel, der für mich erstmal ein Einstieg in das Thema war. Die ersten Fragen, die sich mir stellten: 1.Wenn in einem Elektroauto die Energie nur zu 2/3 umgesetzt wird, was ist daran der Energie-Vorteil (abgesehen vom CO2 Ausstoß) zu Direktverbrennern wie Diesel, Gas oder Benzin? Müsste man nicht eine sparsamere Verbrennung entwickeln? Wo ist z.B. die Entwicklung von einem 1l/ 100km – Auto geblieben? Der kleine VW- Lupo war ja schon mal auf dem Weg zu sparsameren Motoren. 2. Müssen wir nicht eher Energie, auch geistige und mediale Energie in Konzepte stecken, die nicht „höher, weiter, größer...“ fantasieren, sondern in Richtung „Weniger ist mehr“?

3. Hat man errechnet, wieviel Sauerstoff in die Athmosphäre gepumpt werden kann, wenn wir weiter atmen wollen? Ich meine ja nur, weil mit der Wasserstoffproduktion in einer zukünftigen Welt dann statt Co2 nun Sauerstoff in die Atmosphäre gepumpt wird. Wo ist die Grenze des Sauerstoffsgehaltes in der Atmosphäre, die noch dem Leben dient? Und müssten weltweit nicht zeitgleich Wälder geschützt und aufgeforstet werden, statt gerodet, damit der Sauerstoff umgewandelt werden kann? Welche Flächen sind dafür notwendig? Haben wir diese, auch bei 11 Mill Menschen? 4. Ich habe noch nicht verstanden, woher der „Rohstoff Wasserstoff“ kommt. Aber vielleicht habe ich etwas überlesen. – GAbriele Dreßler

Der Bericht und das Interview beschreiben die Situation einerseits korrekt, andererseits wird das Hauptproblem ausgeblendet. Dabei springt dies anhand Ihrer Schilderungen geradezu ins Auge: die Illusion, als könne unsere Konsumkultur klimaneutral werden, wenn nur genügend grüner Strom bereitstünde. Baerbock, Lindner, Laschet und Scholz bilden zum Thema Wasserstoff eine „Super-Groko“. Da sind sie auf einer Linie mit Wirtschaftsbossen – eine Koalition der Super-Illusionisten. Wenn Birol und Busch dann noch von tollen Kostensenkungen fabulieren, was steht der schönen Welt eigentlich noch im Wege?

Der Bericht zeigt sehr schön an Beispielen, dass der erforderliche Apparatepark die Grenzen des Machbaren kräftig übersteigen würde, wenn alle Teilsektoren konsumgerecht ausgestattet würden. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass in einer nachhaltigen Welt auch die Bauten und Maschinen für diese Zwecke auf grünem Wasserstoff für Beton, Stahl und Chemiebausteine basieren würden. Neben Wasserstoff brauchten wir noch einen gewaltigen Apparate- und Energieaufwand zur Gewinnung von atmosphärischem CO2 als Kohlenstoffquelle für unsere Synfuels; das Potenzial pflanzlichen Kohlenstoffs ist längst ausgereizt und dafür nicht verfügbar.

Gerade in der Woche dieser ZEIT-Ausgabe war der globale Weltüberlastungstag. Wie passt der Spuk dieser Zukunftsszenarien dazu? Ist es schon zu spät, der Öffentlichkeit zu sagen, dass ein nachhaltiges, klimaneutrales Leben deutlich anders aussehen würde als das, was uns die Super –Groko und ihre Einflüsterer vorgaukeln? P.S.: Als altem Menschen (Jahrgang 1944) sollte mir das Thema Energiewende allmählich egal sein. Ist es aber nicht. Zu sehr war ich als Akteur in Forschung, Produktion und Kommunikation damit beschäftigt. – Hermann Pütter

Schade, dass auch im Qualitätsjournalismus immer wieder falsche Behauptungen übernommen werden und sich damit Vorurteile verfestigen. Die Aussage in dem Artikel „Der Traum vom grünen Öl“ von Roman Pletter und Marc Widmann, dass es „mehr Energiebedarf als Platz für die Produktion (durch erneuerbare Energie) in Deutschland“ gibt, ist schlichtweg falsch (eine Quellenangabe zu dieser Aussage wird auch nicht geliefert). Ein bisschen Dreisatz und eigene Recherchen hätten dem vorbeugen können. Der erwähnte jährliche Energiebedarf von 3200 Terawattstunden kann zum Beispiel alleine mit Photovoltaik auf einer Fläche von 16.000 Quadratkilometern erzeugt werden. Dies entspricht einer Fläche von nur 4,4 Prozent der Fläche der Bundesrepublik.

Zum Vergleich: mehr als 7 Prozent sind bereits überbaut; d.h. man braucht nur einen Teil der überbauten Flächen mit PV-Modulen zu bestücken, um den gesamten Energiebedarf der Bundesrepublik zu decken. Dies ist natürlich nur ein Extrembeispiel, um die technischen Möglichkeiten aufzuzeigen. Ein weiteres Beispiel ist Windkraft: allein die Gebiete der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik in der Nord- und Ostsee reichen aus, um die gesamte Energieversorgung durch Windkraft in diesem Land zu gewährleisten.

Natürlich benötigen wir einen sinnvollen Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energieanlagen, um eine vollständige Energiewende zu erreichen. Technisch und physikalisch ist das aber kein Problem. Schwierigkeiten gibt es nur auf politischer und gesellschaftlicher Ebene (s. Interview mit Anita Engels in der Zeit-Online vom 30.07.2021, https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2021-07/anita-engels-klimaschutz-1-5-grad-ziel-cliccs-treibhausgase-klimaneutralitaet)

Bisher unerwähnt ist die immense Energieeinsparung durch die Umstellung auf eine ‚Stromwirtschaft‘ (eWende) durch den Verzicht auf Verbrennungsprozesse. Verbrennungsprozesse haben für die meisten Anwendungen einen miserablen Wirkungsgrad. Energieeinsparungen von 50 Prozent und mehr sind durch die Elektro-Umstellung auf jeden Fall möglich (z.B. kommt man mit einem Kilo Dieselkraftstoff maximal 20 Kilometer weit, wohingegen man mit einem Kilo Wasserstoff in einem Elektroauto hundert Kilometer erreicht). – Prof. Dr. Robi Banerjee

Leserbriefe zu „Warum heiraten?“ von Henning Sußebach

Vor 37 Jahren habe ich aus Liebe geheiratet. Damit ist alles gesagt. – Reinhard Schmitz

Ich möchte Ihnen gerne etwas zur S.29 zum Bildlayout zurückmelden. Mit Erstaunen habe ich diese Seite betrachtet. Es gab die verschiedensten Paar aus der ganzen Welt und aus unterschiedlichen Zeiten. Daraus habe ich geschlossen, dass es Ihnen um die verschiedensten Eindrücke aus der Welt und Diversität in Bezug auf das Thema Ehe und Eheschließung ging. Mich hat allerdings eines stutzig gemacht: Die überproportionale Darstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren! Ich kann verstehen, dass dieses Klientel gerne und lautstark Aufmerksamkeit einfordert, allerdings wäre hier ein Blick in die Statistischen Zahlen in Deutschland hilfreich:

Im Jahr 2020 haben mehr als 360.000 Paare – Mann und Frau – die Ehe geschlossen, dagegen haben rund 10.000 gleichgeschlechtliche Paar diesen Schritt gewagt. Also ein Verhältnis von 36:1. Stattdessen haben wir in Deutschland knapp 8 Millionen Menschen mit Behinderungen, diese Gruppe findet sich in ihrer Kollage überhaupt nicht wieder. Ich würde mir daher wünschen, dass sie in Bezug auf Diversität die Verhältnismäßigkeit im Blick behalten und auch die Gruppen mit einschließen, die nicht so eine lautstarke Lobbyarbeit betreiben. Vielen Dank für Ihre Arbeit. – Matthias Graf

Wir sind seit 25 Jahren in einer festen Partnerschaft mit 2 leiblichen Kindern, nicht verheiratet. Trotzdem glücklich, physisch und psychisch gesund. Der Grund, warum wir demnächst wohl doch heiraten (müssen) ist der, dass es sonst keine Witwen/Witwer-Rente gibt, auf die niemand von uns verzichten kann. ( Die Risikolebensversicherung endet mit dem 60. Lebensjahr ) Der finanzielle Aspekt ist m.E. sowieso mit ein Hauptgrund, warum hierzulande geheiratet wird. Dieser Punkt gehört bei dem „Pro und Contra zur Heirat“ ganz klar zu „Ja“ und nicht zu „Vielleicht“... – Christoph Förster

Ich bin für die bürgerliche Ehe, auch wenn mir dazu der geliebte Kurt Tucholsky einfällt, der sich schwer tat mit der Bindung: „In der Ehe pflegt gewöhnlich einer der Dumme zu sein. Nur wenn zwei Dumme heiraten – das kann mitunter gut gehen.“ – Günter H. Schullenberg

Dieses Titelthema verlockte mich zum Kauf dieser Ausgabe. Aber wie meistens in diesem Zusammenhang fehlt auch hier das Wichtigste, nämlich die Schilderung der „Rechtsfolgen des JA- Wortes“. Erklärt deren Verheimlichung etwa, warum die Hochzeit als der „schönste Tag“ im Leben bezeichnet wird? Eine Eheschließung ist schließlich i.d.R. die größte Rechtsveränderung im Leben eines Menschen. Kaum jemand ist sich im Klaren darüber, dass der gesetzliche Güterstand bei Eheschließung, sofern vertraglich nichts anderes festgelegt wurde, während der Ehe eine Gütertrennung ist und erst nach Beendigung dieser, durch Scheidung oder Tod, eine Zugewinngemeinschaft.

Es wäre an der Zeit, endlich ein Eherecht auf Augenhöhe einzuführen, denn in einer Familie sind Familien- und Erwerbsarbeit gleich wichtig. Auch während der Ehe muss für beide Partner eine gesetzlich verankerte gegenseitige Auskunftspflicht über Einkommen und Vermögen gelten. Über das während der Ehe Erworbene müssen – anders als heute – beide gleichberechtigt verfügen können. Wäre es nicht eine journalistische Aufgabe einer der führenden Wochenzeitungen für Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur, bei einer solchen Gelegenheit darüber aufzuklären? – Thea Philipp-Schöllermann

Danke für Ihren durchaus lesenswerten Beitrag. Ich bin zum zweiten Mal verheiratet und erlebe täglich die Vorzüge meiner zweiten Ehe. Allerdings verwechseln Sie in Ihren Antworten auf Ihre Frage: Warum heiraten? meines Erachtens Korrelation und Kausalität. Die gelingende Ehe ist meines Erachtens nicht Ursache, sondern Folge und Haus der gelebten Solidarität zweier Ehepartner. – Gernot Henseler

Auf seinem interessanten Streifzug durch die Geschichte des Heiratens hat sich Henning Sussebach bei Heinrich VIII. von England verzählt, vielleicht kein Wunder bei der Vielzahl der Ehefrauen. Die Gemälde Holbeins sollten Heinrich die Suche nach seiner vierten Frau erleichtern, wobei die Wahl auf die deutsche Prinzessin Anna von Kleve fiel, die er Anfang 1540 heiratete. Als Heinrich seine Braut unmittelbar vor der Eheschließung zum ersten Mal sah, fand er sie jedoch wesentlich unattraktiver als in Holbeins Darstellung. Noch im selben Jahr ließ der König die Ehe annullieren.

Fatale Folgen hatte die Geschichte für Thomas Cromwell, den führenden Minister und engen Vertrauten Heinrichs, der die Ehe aus politischen Gründen befürwortet hatte. Er fiel in Ungnade und wurde nur wenige Monate später hingerichtet. Ebenfalls noch 1540 heiratete Heinrich seine fünfte Frau, die dreißig Jahre jüngere Hofdame Catherine Howard. Hier spielte tatsächlich Erotik eine wesentliche Rolle. Aber auch diese Ehe endete unglücklich. Keine zwei Jahre später ließ der König seine Frau unter dem Vorwurf der Untreue hinrichten. – Dr. Dieter Leidig

Leserbriefe zu „Meine Haut gehört mir“ von Carla Baum

Was geht hier in Deutschland ab,Jahrhundert lange Traditionen werden in Frage gestellt,Gendern und dje Sprache hierzu, Neger ,schwarze darf man nicht mehr sagen,das Wort schwarz fahren, in der Werbung werden Uralt begriffe wie Mohrenkopf zB. nicht mehr verwendet, wann gibt es denn den Scharzwald im Sprachgebrauch nicht mehr und nun unsere Turnerinnen in Ihrer Kleidung. Nicht genug mit dem Sprachgebrauch mit englichen Begriffen in der Werbung unsere Journalisten mit englichen Wörtern ist unsere Sprache so schlecht das wir das alles benötigen,wo ist unser Stolz deutscher zu sein und deutsch zu sprechen,da lobe ich mir die Franzosen ob in der Werbung oder Sprache sie sind Stolz und die Regierung lässt was bei uns ab geht nicht zu. – E. Oberkehr

Der Kommentar auf der Titelseite ist grundsätzlich auf den Punkt, insofern eigentlich nichts hinzuzufügen... Ach doch, es handelte sich nämlich um die norwegischen Beachhandballerinnen! Ist nicht olympisch, stimmt, aber es gab sehr wohl die besagte EM und die Weigerung der Norwegerinnen! Sehr anerkennenswert! Das darf und sollte, schon gar auf der Titelseite und bei einem wichtigen Thema, nicht passieren! Auch bei Randsportarten einfach mal googeln :-) – Sven Loeckel

Interessant, wie die ZEIT heutzutage die Prioritäten setzt: auf der Titelseite (!) verteidigt Frau Carla Baum vehement das Recht der Olympia-Turnerinnen auf blickdichte Ganzkörper-Anzüge. Nanu? Wer hat denn dieses Recht ernsthaft bestritten? Gibt es für Turner/innen tatsächlich eine offizielle „Kleiderordnung“, gegen die „rebelliert“ werden musste? Frau Baum bezieht sich zu Anfang auf eine ganz andere Sportart. Originell war ihr Beitrag auch nicht: schon vor Wochen blies Frau Petra Gerster im ZDF in das gleiche Horn.

Ein Hinweis auf die Schattenseite: Sollte eine deutsche Olympiaturnerin den bisherigen“unmoralischen“ Dress bevorzugen (gewiß undenkbar für Frau Baum), würde sie nach diesem titelseitigen Fanfarenstoß (und anderen gleichgerichteten Publikationen) mit Sicherheit des Schielens nach wohlwollenden Prüferbewertungen und der fehlenden weiblichen Solidarität bezichtigt. Wer würde auf einer Titelseite die Wahlfreiheit in dieser Richtung verteidigen? Das wäre auch grotesk: es gibt Wichtigeres in der Welt als Turnanzüge. – Friedrich Schweikert

Meine Tochter (5) hat sich mit mir die Olympischen Wettbewerbe angeschaut. Als Beachvolleyball lief, fragte sie mich verwundert, wieso die „Mädchen in Bikini und die Jungen im T-Shirt spielen“. Zum Glück hab ich vorher durch die Norwegerinnen von der Lage erfahren und konnte korrekt antworten. Sportverein ist bei ihr jetzt unten durch. Das Gegenteil war beabsichtigt. – Andreas Pinkert

„Sex sells“ ist auch im Spitzensport angekommen. An den immer knapper gewordenen Trikots der Leichtathletinnen kann man das schon länger beobachten. Die Beachvolleyballerinnen haben noch weniger an. Angeblich soll dieser knappe Dress das authentische Bild am Strand beim Beachvolleyball wiedergeben (das habe ich irgendwann einmal gehört), deshalb diese Kleiderordnung. Das ist natürlich Quatsch, denn konsequenterweise müssten die Männer dann auch mit nacktem Oberkörper auftreten.

Sportkleidung soll natürlich zweckmäßig sein, Fechter würden ja kaum in Badehose zum Turnier erscheinen und Schwimmer nicht in Fechtmontur. Aber wenn es Alternativen gibt, muss die Wahl der Bekleidung offen bleiben. Die deutschen Turnerinnen haben es treffend formuliert, sie wollen sich in ihren Trikots auch wohlfühlen. Die Initiative der norwegischen Beachvolleyballerinnen war goldrichtig und es ist schön, dass sie damit weltweite Aufmerksamkeit bekommen haben. Hoffentlich ändert sich nun etwas.

Nicht nur für den Sport muss gelten, dass Frauen selbst bestimmen, wie sie ihren Körper „präsentieren“ und dabei sicher sein können, nicht als Sexualobjekt wahrgenommen zu werden. Eine erzwungene Verhüllung von Frauen ist für mich übrigens auch eine Form von Sexualisierung. Solange Frauen sich immer noch über ihren Körper mit bewerten lassen müssen bzw. darüber definiert werden, ist die Gleichberechtigung nicht erreicht. – Regina Stock

Endlich setzen sich junge Sportlerinnen gegen diese sexistischen Auswüchse zur Wehr. Darauf warte ich schon über 20 Jahre. Weiter so, Mädels! Zeigt den Notgeilen Alten Männern die Stirn. Die Ganzkörperanzüge sind pfiffig und schön. – Stephanie Büttgenbach

Leserbriefe zu „Die Weiber der Zukunft“ von Christine Lemke-Matwey

Was war das ein Genuss, den Verriss des Fliegenden Holländers in Bayreuth und den Lobgesang auf Don Giovanni in Salzburg zu lesen. Durch die sehr anschauliche Beschreibung beider Aufführungen durch Frau Lemke-Matwey hatte ich das Gefühl, im jeweiligen Zuschauerraum gesessen zu haben. – Hartmut Wagener

Im Jahr 2020 sollten in Salzburg zum 100. Jahrestag des Jedermanns einige Veranstaltungen stattfinden. Hugo von Hoffmannsthal lebte in Rodaun bei Wien, dort liegt er auch begraben. Zwischen dem Hoffmannstahl Schösschen und der Bergkirche von Rodaun sollte im Vorjahr ein „ Jedermann „ aufgeführt werden. Frau Jedermann. Zum 110. Geburtstag kehrt das bekannte Theaterstück „Jedermann“ an seinen Geburtsort zurück. Im Schatten der Rodauner Bergkirche in Wien-Liesing hat Hugo von Hofmannsthal das Stück geschrieben. Am Platz vor der Kirche wird das Mysterienspiel nun das erste Mal als frauJEDERmann aufgeführt . Die Produktion frauJEDERmann ist texttreu, ungekürzt und zugleich modern inszeniert. Ein Heimspiel in Rodaun.

Aus dem reichen Herrn JEDERMANN wird in Rodaun die erfolgreiche Geschäftsfrau JEDERMANN. Auch sonst gibt es viel Frauenpower: Die VETTERN werden zu COUSINEN, der ARME NACHBAR wird zur ARMEN NACHBARIN und auch der TEUFEL ist weiblich. Aber: Die BUHLSCHAFT wird zum BUHLER. Ein spannendes Spiel mit den Geschlechtern! Das engagierte Ensemble arbeitet seit 2019 an der Produktion. Gespielt wird von 3. bis 12. September 2021. Man sieht am Geburtsort des Jedermann gibt es schon die Frauenpower im Stück. – Norbert W. Scheele

Mit großer Freude habe ich Ihre Kritik, Ihre Rezension des „Don Giovanni“ gelesen und mich über Ihre Sachkenntnis als auch Ihre Formulierungskunst gefreut!!! DAS ist wirklich ein Genuß! Wunderbar! – Barbara Sayler

Wenn Ihre Musikkritikerin zu Beginn der Salzburger „Don Giovanni“-Ouvertüre dramatische Klänge in g-Moll gehört haben will, dann irrt sie. Beim sorgfältigen Lesen der Mozart-Partitur hätte sie die wahrlich berühmten, furchterregenden Akkorde als d-Moll (!) erkennen müssen. Angesichts der seinerzeit noch gültigen und nachvollziehbaren Charaktere der Tonarten sollte es bei dieser falschen Bezeichnung in einer sonst so brillanten Kritik nicht bleiben. – Bruno Dumbeck

Eine zeitgemäße Inszenierung stellt an jeden Regisseur eine Herausforderung dar, das Bühnengeschehen aus vergangener Zeit aktuell zu vermitteln, den Plot neu zu erzählen, ohne die Substanz, das eigentliche Anliegen des Werks zu verändern. Dies macht jede Neuinszenierung zum Gegenstand immer wieder neu aufflammender Diskussionen um die Spannung zwischen Interpretation und Werktreue, historischer Aufführungspraxis, neuer Sichtweisen und zeitgemäßer Verstehenszusammenhänge.

Diese Problematik der Zeitlosigkeit eines Kunstwerks und seiner Darstellung in der Gegenwart stellt sich bei Operninszenierungen in besonderer Weise und ist anders als die Kuratierung einer Gemäldeausstellung einer früheren Epoche, in der das Bild als opus factum nur neu gehängt und damit in einen neuen Kontext gestellt wird, der in der begleitenden Kommentierung des Katalogs neu beleuchtet werden kann.

Anders als beim Bild, das als Objekt selbst unverändert bleibt und bei dem sich nur die Rezeptionsgewohnheiten ändern, bringt das Schauspiel ein in Sprache gefasstes Geschehen auf die Bühne, das immer wieder aufs Neue aktualisiert werden muss, weil die Sprache, in der es abgefasst wurde, selber sich wandelt und damit auf die Wahrnehmung des Geschehens einwirkt. Vermittelnd tritt der Schauspieler zwischen Text und dessen Realisierung im Stück.

Bühnenbild und Inszenierungsabsicht können den Text erheblich beeinflussen, selbst wenn er textgetreu rezitiert wird. Häufig erlebt man jedoch auch, dass in die Textgestalt eingegriffen wird und nur eine Idee aufgegriffen und neu vermittelt wird. Solche Aufführungen heißen dann z.B. „Drei Schwestern nach Anton Tschechow“. Dann weiß der Zuschauer, dass er es mit einer Bearbeitung des Sujets von Tschechow zu tun hat.

Weitaus komplexer stellt sich die Situation bei der Operninszenierung dar. Denn hier haben wir es nicht nur mit mindestens vier Wirklichkeitsebenen zu tun, die sich überlagern und gegenseitig durchdringen: dem realen oder legendären historischen Geschehen (z.B. Julius Caesar, der Fliegende Holländer), seiner fiktiven Bühnengestalt, der Interpretation dieses Geschehens durch einen Komponisten (z.B. G.F. Händel, R. Wagner) und der realen Situation der Lebenswirklichkeit der Zuschauer im Theater, die alle zusammen die Deutung dessen, was wir wie erleben, beeinflussen, sondern im Unterschied zum Schauspiel tritt noch eine interpretierende Instanz hinzu: der Komponist.

Denn seine Vertonung (d.h. die Partitur) bietet bereits eine Deutung, wie dieser das Libretto verstanden hat. Die Musik einer Oper ist die Klang gewordene Interpretation des vorliegenden Operntexts. Mit den Mitteln von Harmonik, Motivik, Rhythmik, Dynamik, Form, Struktur, Orchestrierung oder Gattungszuschreibung wird das Geschehen ausgeleuchtet und gedeutet. Das ist weit mehr als nur eine emotionale Grundierung des Geschehens. Wenn Mozart seinen Don Giovanni als „dramma giocoso“ (also als komische, heitere Oper) ausweist, legt er sein Verständnis des Don Juan Mythos fest, das bestimmten historischen Konventionen entspricht.

Und wenn Mozart in der Tanzszene am Ende des ersten Akts die gesellschaftlichen Stände in der simultanen Aufführung von drei verschiedenen Tänzen (Menuett, Contredance, Deutscher Tanz) mit ihren unterschiedlichen Metren (3/4, 2/4, 3/8) und drei Bühnenorchestern kombiniert, ist mit der Zuordnung von höfischen und volkstümlichen Tänzen zu den Akteuren der Oper musikalisch und szenisch bereits eine gesellschaftliche Hierarchie auf die Bühne gebracht, die deren Bedeutung eindeutig festlegt. Wenn nun eine moderne Inszenierung eine völlig neue Sicht dieser Szene vornehmen und das gesamte Geschehen umdeuten wollte, müsste man konsequenterweise auch die Musik ändern. Anderenfalls widersprächen sich Musik und Bühnengeschehen.

Dass eine Inszenierung den Bruch mit dem komponierten Text (Libretto und Partitur) zuweilen durchaus in Kauf nimmt und so zu einer oft kaum bemerkten und zu wenig hinterfragten Diskrepanz zwischen Bühne und Orchestergraben führt, wird deutlich, wenn die Musiker sich um historisch informierte Aufführungspraxis mit alten Instrumenten und historischer Spielweise bemühen, währen oben auf der Bühne eine moderne Übertragung des Operngeschehens gezeigt wird.

Dies ist aber häufig nicht einer künstlerischen Absicht geschuldet, in der die Antagonie von Musik und Handlung neue kreative Impulse freisetzen soll, sondern erscheint als Folge davon, dass die Musik nur als Begleitung für die Sänger angesehen wird, deren Eigengehalt gar nicht analytisch befragt wird. Die Inszenierung dient dann nicht dazu, die komponierte Inszenierung bühnenadäquat und zeitgemäß darzustellen, sondern sie ignoriert, was kompositorisch bereits vorgegeben ist. Die Partitur enthält aber bereits eine komponierte Interpretation, die eine Inszenierung nicht übergehen sollte.

Diese Problematik entzündet sich erneut an der diesjährigen Bayreuther Inszenierung von Dmitri Tcherniakov, der Wagners romantischer Oper „Der Fliegende Holländer“ als „Dorf-Thriller“ auf die Bühne bringt, wie Bernhard Neuhoff in seiner Besprechung der Premiere von Wagners Oper in der Sendung „Allegro“ vom 26.07.2021 auf BR-KLASSIK titelte. Man hat diese Inszenierung zwar auch als interessant, kurzweilig, spannend oder handwerklich gut gemacht gelobt, aber meist auch konstatiert, dass das alles mit Wagners Oper nur noch wenig bis nichts mehr zu tun habe. Die psychologisierende Vorgeschichte, dass der Holländer als kleiner Bub miterlebte, wie seine Mutter eine Affäre mit Daland hatte und vom Dorf verstoßen und schließlich in den Tod getrieben wurde, ist reine Erfindung eines neuen Plots, der die Holländer Handlung als Racheakt „erklären“ soll.

Wagner nannte seinen Holländer eine Romantische Oper und stellt sie damit in die Tradition der romantischen Erlösungsidee. Die alte Legende vom Geisterschiff (vgl. Wilhelm Hauffs gleichnamige Erzählung von 1826) mit dem auf den Meeren herumirrenden verfluchten Seefahrer wurde zuerst 1827 als „Flying Dutchman“ von Edward Fitzball im Londoner Adelphi Theater in eine Bühnenfassung gebracht wurde, die Heinrich Heine dort gesehen haben könnte. Seit 1822 beschäftigte sich Heine mit dem „Memoiren des Herren von Schnabelewopski“, die im 7. Kapitel die Fabel vom Fliegenden Holländer enthalten, die dann die stoffliche Grundlage für Wagners Oper gegeben hat.

All das kann man als historischen Ballast abtun, aber auch als Bedeutungskontext hinzuziehen. Denn es geht darin um die Erlösung des Verdammten durch eine liebende Frau, die Wagner zum Gegenstand seiner Oper gemacht hat. Wenn man in einem neuen Schluss dann die Rache des Holländers an den Dorfbewohnern zeigen will, müsste man folgerichtig die Erlösungsmusik tilgen und die Musik neu konzipieren. Aber das ist dann nicht mehr Wagners Fliegender Holländer, sondern eben die Holländer Sage neu erzählt „nach Wagner“.

Das Regietheater hat – nicht nur in der Oper – einen neuen Umgang mit alten Vorlagen hervorgebracht, die ihre Reize und Vorzüge hat, bei der man aber klar machen muss, inwieweit die neue Erzählweise und Handlungsdeutung noch durch die Musik, die man unverändert singen und spielen lässt, gedeckt ist. Dies erforderte, dass vor der Entwicklung eines neuen Regiekonzepts die gründliche musikalische Analyse der Partitur stände. Oder man bekennt sich zu einem neuen Stück nach ... mit allen formalen Konsequenzen. Oder soll das Festspielpublikum Wagner hören, aber Tcherniakov sehen? – Wilfried Gruhn

Leserbriefe zu „Stimmt’s? Man soll Medikamente nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr verwenden“ von Christoph Drösser

Dafür steht ja das Verfallsdatum drauf.Aber viele Schlaumeier glauben, das steht nur drauf , weil die gierige Pharmaindustrie frische Pillen und Säfte verkaufen will.Na klar wollen die Pillendreher verkaufen und verdienen. Dafür stecken sie ja auch Millionen in Forschung und Entwicklung.Sterben müssen wir alle, ob mit frischen oder abgelaufenen.Aber mit frischen lebt es sich vielleicht doch länger und besser ? – Hans Emil Schuster

Stimmt’s? Medikamente gehören nicht in den Hausmüll, wie im Artikel geschrieben, oder inzwischen doch? Ich dachte die sollten in die Apotheke zurückgegeben werden. – Simon Alsdorf

Als gelernter Apotheker habe ich Ihre Kolumne aus der Reihe „Stimmt’s?“ zum Thema Arzneimittelstabilität (DIE ZEIT vom 29.07.21, Wissen) mit einigem Unbehagen gelesen. Ich halte es unter keinen Umständen für vertretbar, Laien ohne pharmazeutisches oder chemisches Fachwissen zur Anwendung abgelaufener Arzneimittel zu ermuntern, da dies leicht mit erheblichen Gesundheitsrisiken einhergehen kann. Die Einnahme einer Tablette noch „ein paar Jahre“ nach dem Verfallsdatum zu empfehlen, nur weil sie vermeintlich unverändert aussieht, ist schlicht fahrlässig.

Zunächst ist es nicht falsch, dass ausgewählte Arzneimittel durchaus länger als 5 Jahre haltbar und auch anwendbar sind, so etwa die von Ihnen genannten Iodid-Tabletten mit einem sehr stabilen anorganischen Salz als Wirkstoff. Doch erstens gelten für den inner-militärischen Katastrophenschutz deutlich andere Maßstäbe als für die zivile Arzneimittelsicherheit, und zweitens werden die Arzneimittelschränke Ihrer Leserschaft wie überall in der westlich geprägten Welt zahlenmäßig am häufigsten mit Mitteln gegen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen sowie einem Vorrat von Schmerzmitteln gefüllt sein – Indikationen, in denen fast ausschließlich komplexe organische Wirkmoleküle mit ebenso komplexer Formulierung, also Hilfs- und Trägerstoffen, zum Einsatz kommen.

Für die pharmazeutische Qualität dieser hochentwickelten Produkte hat, anders als beim Riechen und Schmecken von Lebensmitteln, der Mensch kein angeborenes Sensorium, plakative Ausnahmen wie der Essiggeruch von Aspirin lassen sich im gesamten Arzneischatz an den Fingern zweier Hände abzählen. Hinzu kommt, dass moderne Rezepturen gerade bei Tabletten häufig mit Überzügen aufwarten, die die Tabletteninhaltsstoffe schützen oder unerwünschte Magenbeschwerden vermeiden helfen – ein direktes Sehen und Riechen der eigentlich wirksamen Bestandteile ist so gar nicht möglich.

Anders als Ihr Artikel nahelegt, ist nicht der Verlust an Wirkstoffgehalt und damit von Wirksamkeit das große Problem alternder Arzneimittel, sondern der Verlust an Reinheit und damit die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen. Arzneistoffe zerfallen allzu oft nämlich nicht in harmlose unwirksame Bestandteile, sondern mit der Zeit in Abkömmlinge mit schädlicher Wirkung. Um Ihr Beispiel Aspirin aufzugreifen: Nach Abspaltung von Essigsäure entsteht Salicylsäure, ein gängiges Ätzmittel zur äußeren Anwendung bei Warzen, das auf keinen Fall in Tablettenform eingenommen werden sollte.

Solche Abbauprodukte sind deshalb im Arzneimittelrecht streng kontrolliert und werden auf wenige Zehntel- bis Hundertstel-Prozent des Wirkstoffgehalts begrenzt, in absoluten Zahlen oft nur wenige Mikrogramm pro Dosis. Das von Ihnen genannte Beispiel eines noch zu 90% vorhandenen Wirkstoffgehalts ist also bestenfalls für spezifische Anwendungen im militärischen Gebrauch ein akzeptables Ergebnis. Auf ein alltägliches Arzneimittel übertragen bedeutet das potentiell 10% unerwünschte Abbauprodukte, ein Vieltausendfaches der gesetzlich zulässigen Grenzen.

Des Weiteren kommt hinzu, dass ganz unabhängig von der chemischen Stabilität des Wirkstoffs gerade Tabletten über die Jahre auch physikalischen Veränderungen unterliegen und je nach Zusammensetzung poröser oder auch härter werden können. Das wiederum bedeutet, dass sich das Freisetzungsprofil der Tablette dramatisch ändern kann, wodurch zu viel oder zu wenig Wirkstoff im Körper freigesetzt wird, es drohen Über- oder Unterdosierungen.

Und schließlich muss auch noch erwähnt werden, dass Arzneimittel unter Umständen sogar innerhalb des angegebenen Verfallsdatums Qualitätsminderungen unterliegen können. Stabilitätsstudien garantieren die Qualität in vollständiger Umverpackung und unter standardisierten Temperatur- und Luftfeuchtebedingungen. Ist ein Tablettenblister zum Beispiel ohne Umkarton für längere Zeit höheren Temperaturen und/oder höherer Luftfeuchtigkeit ausgesetzt, wie das in parkenden Autos, Badezimmern oder Karibikurlauben durchaus vorkommen kann, ist selbst vor dem aufgedruckten Datum Vorsicht geboten. Kurzum, es gibt sehr viele sehr gute Gründe für den Gesetzgeber, die Laufzeit nach streng wissenschaftlichen Kriterien begrenzen zu lassen. Anders als beim Joghurt im Biomarkt um die Ecke ist es deshalb für Apotheken sogar gesetzlich verboten, abgelaufene Arzneimittel in Umlauf zu bringen. – Dr. Nikolaus Hilz

Im vorletzten Absatz wird geraten, abgelaufene oder angebrochene Medikamente in flüssiger oder Salbenform „schmeißen Sie am besten in den Mülleimer.“ Ich wunderte mich. In Österreich wird gerade davor dringend abgeraten, wie auch den meisten Beipackzetteln zu entnehmen ist: „Entsorgen Sie Medikamente keinesfalls Im Müll!“ Apotheken beraten zur jeweiligen richtigen Entsorgung oder übernehmen diese selbst. Ist Herr Drössler Pharmazeut? – Christine Preyer

Herr Drösser weiß ja viel, aber hier irrt Herr Drösser. Medikamente gehören nicht in den Mülleimer, sondern in die rote Tonne der Apotheke. Von dort werden sie als Sondermüll entsorgt. – Wolfgang Schäfer

Leserbriefe zu „Revolution in der Honigwabe“ von Merlind Theile

Herr Schiffer vertritt Ideen, die von den meisten Imkern nicht geteilt werden, auch von mir nicht. Ich habe nichts dagegen, wenn er mit dem Fischertree experimentiert. Ob die Völker dort langfristig und auch angesichts der Varroa-Milbe überleben, muss sich erst noch zeigen. Das ist seine Verantwortung. Ich versuche Schwärme zu verhindern, weil ich davon ausgehen muss, dass sie es gegen diesen für die westliche Honigbiene artfremden, weil importierten Schädling nicht alleine zu überleben schaffen. Ich behandle aber nicht mit Ameisensäure, sondern der deutlich verträglicheren Oxalsäure und komme damit der gesetzlichen Pflicht zur Varroabekämpfung nach.

So neu ist der Schiffertree sicher auch nicht. Er ähnelt den seit Jahrhunderten verwendeten Klotzbeuten, nur dass Imker diese nicht in Bäume hochgezogen haben. Aber dass er mangels natürlicher Baumhöhlen dies so nachstellt, kann ich auch noch nachvollziehen; es wäre ein interessante Versuchsanstellung zu sehen, ob Bienenvölker in einem Fischertree in 5 m Höhe dem auf der Erdboden verbliebenen überlegen ist bezogen auf die Überlebensdauer der Völker. Und ob es die Lösung ist, um bei Wegfall der imkerei die Bestäubung in de Lebensmittelproduktion sicherzustellen, kann man auch in Zweifel ziehen. 1.000.000 Fischertrees, betreut durch eine große Anzahl ehrenamtlicher Menschen, die keinen Honig ernten wollen, ist ein herausfordernde Szenario.

Ich habe allerdings noch Anmerkungen zu einigen Informationen in ihrem Artikel: Es gibt keine Bienenvölker mit 80.000 Individuen: alle Populationsschätzungen zeigen, dass es kaum Völker mit wesentlich mehr als 40000 Bienen gibt. Woher Sie diese falsche Zahl haben, wäre interessant, leider haben falsche Uahlen eine sehr lange Halbwertzeit. Welche Bienenpoplationen haben abgenommen? Meinen Sie die der Wildbienen? Das ist richtig und alarmierend, hat aber nichts mit den Honigbienen zu tun: dass die mehr oder weniger werden, hat mit dem Interesse am Imkern zu tun: denn die Honigbiene ist ein Haustier.

Wenn es einen Rückgang bei wild lebenden Honigbienen gibt, dann liegt es sicher an vielen Faktoren, dem Rückgang der Höhlen, den Herr Schiffer bekämpfen will, den Faktoren, die auch andere Insekten betreffen und die Varroa, die leider in der Umwelt ist und wo es leider kein Zurück gibt. Jedenfalls hat der Schwund in der freien Natur wenig bis nichts mit Imkern zu tun. Denn Wildbienen und wild lebende Honigbienen sind ja gerade weit weg von Imkern, insofern bitte keine falschen Verknüpfungen.

Umweiseln ist nicht das „abquetschen“ von heranwachsenden Königinnen, sondern das Herausnehmen der alten Königin, die durch eine schon geschlüpfte Königin ersetzt wird. Manchmal lässt man auch die neue Königin in das Volk hinein schlüpfen. Imkerei ist Lebensmittelerzeugung: da ist es nicht ehrenrührig, wenn man gezielt eine von 40.000 Bienen „vorzeitig“ ersetzt; jedenfalls ist es in meinen Augen nicht so kritisch, als Völker in großer Zahl unkontrolliert schwärmen zu lassen und dann diese 40.000 dem fast sicheren Varroatod zu überlassen.

Ich kenne Imker, die mit den Tränen kämpfen und deren Kinn zittert, wenn sie den Thesen von Herrn Schiffer zuhören, nicht weil sie hassen, sondern weil sie sich missverstanden fühlen: sie sind Tierhalter, für die andere Vorgehensweisen und auch gesetzliche Vorschriften gelten, und nicht Naturschützer, die wild lebende Tiere dem Schicksal der Natur überantworten, in vielen Fällen dem Tod. Insofern ist das Vorgehen von Herrn Schiffer keine imkerei, sondern die Auswilderung eines Haustiers.

Der Versuch, die Varroabekämpfung mit dem Bücherskorpion zu machen, ist bei mir bekannten Imkern leider fehlgeschlagen und hat mehreren Völkern das Leben gekostet. Auch ich gehöre zur Kategorie der Hobbyimker. Den Hobbyimkern, die ich kenne, geht es auch um Honig. Ich will die Bienen schützen, weil ich dazu als Tierhalter verpflichtet bin und weil ich es ohnehin für richtig halte. Einen Unterschied zwischen gerissenen Erwerbsimkern und fehlgelenkten Hobbyimkern aufzubauen, die auch noch dumm und fehlgelenkt sind, halte ich für eine Verkennung der Wirklichkeit.

Zum Schluss: Wenn Sie wieder einen Artikel über Bienen schreiben, wäre es schön, wenn Sie ihn hinsichtlich der sachlichen Grundlagen von neutralen Fachkundigen gegenlesen lassen würden, das Thema ist zu wichtig, als dass die Diskussion aufgrund von erforderlicher Kritik über Falschinformationen an dem eigentlich Thema vorbei geht. – Dr. Antonius Woltering

Beim Lesen des Artikels habe ich als Imkerin ein paar Male geächzt und mit den Zähnen geknirscht. Als ehemalige Journalistin ärgert mich, dass Merlind Theile sich nicht die Mühe gemacht hat, die teilweise kruden Thesen zu hinterfragen, einiges hat sie auch falsch wiedergegeben. 1. Torben Schiffer bezeichnet die Imkerei als „Massentierhaltung“. Das ist übrigens ein typisches Totschlagargument von Veganern. Richtig, wie in der konventionellen Schweine- und Geflügelhaltung haben wir auch in der Imkerei eine hohe Besatzdichte. Die liegt aber daran, dass Bienen staatenbildende Insekten sind. Während Hühner und Schweine sich in kleinen Gruppen am wohlsten fühlen, wäre ein Dutzend Bienen zum Tode verurteilt. Hier gilt: the more, the merrier. Zu einem gesunden Bienenvolk gehören deshalb 5000 bis 80.000 Bienen (je nach Jahreszeit), eine fruchtbare Königin und das Wabenwerk mit Brut.

2. Theile schreibt, dass Imker heranwachsende Königinnen umweiseln und zerquetschen. Weisel nennt man die geschlechtsreife (nicht eine heranwachsende) Bienenkönigin. Wenn man umweiselt, tauscht man eine (z.B. ältere, nicht mehr legende) Königin gegen eine andere (jüngere) aus. Auch das Bienenvolk weiselt die Königin um, wenn sie ihm nichts mehr taugt. Es zieht sich dann selbst eine neue und tötet die alte. Ohne eine fruchtbare Königin ist jedes Bienenvolk zum Tode verurteilt!

Was Theile meint, ist die Schwarmverhinderung durch Zellenbrechen. Kurz bevor das Volk schwärmt, versucht es nämlich, eine oder mehrere Königinnen nachzuziehen, damit das Restvolk im Kasten überleben kann. Diese Königinnenzellen sind größer als normale Arbeiterinnenzellen und deshalb gut zu erkennen. Drinnen schwimmt manchmal noch nichts, manchmal eine Made im Futtersaft (jedenfalls keine süße Bienenprinzessin). Solange man diese Zellen immer wieder entfernt, kann man Schwärme zuverlässig verhindern. 3. Imker und Honigbienen sollen mitschuldig oder sogar schuldig sein, dass die Wildbienen auf der Roten Liste stehen. Daran sind meiner Ansicht nach die Agrarwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden schuld, aber nicht die Honigbiene oder der Imker.

Honigbienen haben gegenüber Wildbienen tatsächlich einen Überlebensvorteil dadurch, dass sie imkerlich betreut und bei Bedarf gefüttert werden. Und sie sind bei der Nahrungssuche unglaublich effizient: Sie schicken Botschafterinnen aus, die potenzielle Nahrungsquellen erkunden. Und dann fliegen alle Bienen zur besten Nektarquelle, bis diese versiegt ist. Das nennt man Blütenstetigkeit. Hummeln hingegen und andere Wildbienen fliegen ziellos in der Gegend herum, bis sie zufällig eine nektarliefernde Pflanze finden. Das verbraucht natürlich viel Energie, und da liegt die Crux. Im Konkurrenzkampf um die wenige Nahrung auf dem Lande ziehen die Wildbienen den Kürzeren. In der Stadt ist die Nahrungsvielfalt heute viel größer als auf dem Land.

Doch durch die zunehmende Stadtimkerei kommt es auch hier zur Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen. 4. Fast jedes Mal, wenn ich einen kritischen Artikel über die Imkerei lese, habe ich den Eindruck, dass wir deutschen Imker allesamt hinterwäldlerische Tierquäler sind. Ob es daran liegt, dass den meisten Menschen und damit auch den Autoren solcher Artikel Bienen viel fremder sind als Katzen, Hunde oder Meerschweinchen? Viele Leute können Honigbienen nicht von Wespen unterscheiden und finden beide gleichermaßen unheimlich. In deren Weltbild sind Imker wahrscheinlich seltsame Dompteure oder Alchimisten, denen man nicht über den Weg trauen kann.

Dabei gibt es so viele Imkertypen, wie es Imker gibt: Bienenstreichler, Honigsammler, Bee-Splainer, H0-Imker, Materialschlächter, Immen-Nationalisten und wat haste nicht gesehen. Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie ihre Bienen mögen und sie sicher nicht quälen wollen! 5. Ein paar Zahlen und Fakten: 1921 gab es in Deutschland knapp unter 2 Mio. Bienenvölker (Quelle: Wikipedia), heute noch etwa eine Million (Quelle: Deutscher Imkerbund D.I.B.). Diese Völker werden von 140.000 Imkern versorgt (Quelle: D.I.B.). – Anne Pohl

Scheint, die Querdenker sind auch in Ihre Reihen eingedrungen. Selten habe ich nach meinem Eindruck bei Ihnen einen solch verworrenen Text gelesen, der von Verallgemeinerungen und steilen Thesen nur so wimmelt. Vorweg: Ich habe rund vierzig Jahre Bienen gehalten und glaube zu wissen, wovon hier die Rede ist. Aber der Reihe nach! Wer ist denn nun vom Aussterben bedroht?

In der Tat stehen viele der fünfhundert Solitärbienenarten Mitteleuropas auf der Roten Liste für bedrohte Spezies. Die mitteleuropäische Unterart der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera mellifera), also die Wildart, auch Dunkle Biene genannt, gibt es im mitteleuropäischen Gebiet nicht mehr. Alle hier gehaltenen Bienen sind als Haustiere zu betrachten und keineswegs gefährdet, wenn es auch aus unterschiedlichen Gründen immer wieder zu Verlusten kommt.

Ihrem famosen Bienenexperten muss man sagen, die Honigbiene hat im Laufe der Evolution völlig unabhängig vom Menschen die Massentierhaltung als Überlebensstrategie erfunden. Als wechselwarmes Wesen ist sie darauf angewiesen, dass sie in einem Bereich deutlich über +10°C lebt. Die geniale Erfindung der Honigbiene ist die Wintertraube, die es möglich macht, dass die einzelnen Individuen in einem Temperaturbereich bleiben können, der ein Erstarren und Sterben verhindert.

Die Erfahrung lehrt, dass der Bien zum einigermaßen sicheren Überwintern mindestens fünftausend Tiere haben muss, besser mehr, so um zwanzigtausend wäre prima. Was Ihr Experte mit achtzigtausend als Volksstärke angibt, ist zwar nicht falsch, stellt aber den Extremfall nach oben dar. Gute normale Wirtschaftsvölker liegen sommers in der Regel bei fünfzig- bis sechzigtausend, überwinternde sind wesentlich schwächer.

Was soll das Schlagwort „Versklavung“. Ich kenne ganz viele Imker, die sehr artgerecht mit ihren Bienen umgehen. Sicher gibt es leider auch andere. Ich halte es für ethisch vertretbar, Bienen zur Gewinnung von Honig einzusetzen und auch züchterisch zu bearbeiten. Die Idee, über den „Schiffertree“ Bienenhaltung l ́art pour l ́art zu betreiben, scheint mir doch ein wenig eigen. Dass es in unserer dicht besiedelten Landschaft Sinn macht, positiv gesagt, die Sanftmut durch Auslese zu verstärken, negativ gesagt, den Verteidigungstrieb zu dämpfen, liegt doch auf der Hand. Hier nur dies. Das Gesamt der Züchtung darzulegen, dürfte den Rahmen der Darlegung sprengen. Das Verteufeln der eckigen Beuten kommt natürlich bei laienhafter Betrachtung gut an. Woher weiß Experte Schiffer eigentlich, dass Bienen ursprünglich und ausschließlich in schnuckeligen, runden Baumhöhlen lebten?

Die Ausprägung der Unterkunft ist den Bienen vermutlich eher egal, wenn das Raumvolumen in einem angemessenen Verhältnis zum Raumbedarf steht. Schimmelbildung und zu viel Raum (kalte Ecken), auf die Herr Schiffer als Makel verweist, beruhen auf Kunstfehlern, die kenntnisreiche Imker vermeiden. Natürlich gibt es in der Imkerei, wie in der gesamten Tierhaltung, auch Fehlentwicklungen. Ob der „Schiffertree“ da die Lösung ist, wage ich sehr zu bezweifeln. Es gibt auch in der Imkerei Evidenzen, die kein Bienenhalter missachten kann. In jeder Imkergeneration stehen Leute auf, die das „Rad neu erfinden“ wollen. Wie Dr. Gerhard Liebig, Uni Hohenheim, zu sagen pflegt: Der größte Feind der Bienen steht hinter der Beute!

Die hohen Völkerverluste über den Winter 20/21 kommen nicht von ungefähr. Es ist im Moment hipp, sich ein Volk in den Garten zu stellen. Es gibt in der Tat hier viel Tierquälerei, weil die Leute den Arbeits- und den Zeitaufwand unterschätzt haben, das Notwendige zur falschen Zeit bzw. gar nicht machen oder ihnen schlicht die Kenntnis fehlt. Ich habe den nicht unbegründeten Verdacht, dass nicht wenige aus diesem Dunstkreis offen sind für die Prophetie Ihres Experten. Hier sei anzumerken, dass Imker immer noch ein Lehrberuf ist. Die Varroamilbe stellt bekanntlich für unsere Bienen das Hauptproblem dar. Sie schädigt direkt. Sie ist zudem Überträger für eine Reihe bienenpathogener Viren. Leider ist unsere Westliche Honigbiene an diesen Parasiten nicht angepasst, weil er von einer asiatischen Bienenart, der Apis cerana, stammt.

Ihr Experte müsste eigentlich wissen, dass mit Hochdruck an der Resistenz gezüchtet wird. Evolution ist leider nicht so einfach zu beschleunigen. Es gibt in Moment zu den organischen Säuren keine verantwortbare Alternative. Der Bücherskorpion wird es jedenfalls nicht richten! Das ist wissenschaftlich belegt. Es gibt keine einfache Lösung! Auch wir Imker versuchen, mit den verschiedenen Anwendungsmethoden das Übel für die Bienen so gering als möglich zu halten. Natürlich werden da oft Fehler gemacht. Das ist sehr bedauerlich. Aber auch hier ist wieder mangelnde Sachkenntnis das Hauptproblem. Was nun den Gewährsmann von Herrn Schiffer, den Herrn Professor Tautz betrifft, so ist seine Einlassung zu dem, was Ihr Experte äußert, ja butterweich.

Herr Tautz, das muss der Neid im lassen, schreibt auch und vor allem für Laien spannende und schön anzusehende und zu lesende Bücher über Bienen. In seinem Buch, Phänomen Honigbiene, schreibt er u.a. etwas über den Hochzeitsflug der Bienen, was mir als erfahrenem Imker eigenartig erscheint und meines Wissens auch in der Fachliteratur nirgendwo so gesehen wird. Solides Wissen zum Paarungsverhalten der Honigbiene ist zu finden unter dem Stichwort Gudrun Koeniger, Nikolus Koeniger, Friedrich Karl Tiesler. Sehr kritisch äußert sich Herr Prof. Rudolf Menzel in seinem Buch, Die Intelligenz der Bienen, auf S. 275 f zu dem, was Herr Prof. Tautz zu manchen Sachverhalten zum Besten gibt.

Wo Herr Tautz wiederum recht hat, dass, wenn flächendeckend die Theorie Schiffer angewandt würde, dies möglicherweise, aus meiner Sicht ziemlich sicher, unter mitteleuropäischen Verhältnissen zum Zusammenbruch der Population führen würde. In Brasilien ist unter tropischen Bedingungen die Anpassung gelungen. Dort entstand aus einer Mischung der europäischen Honigbiene, meines Wissens der italienischen Unterart, A. mellifera ligustica, und einer ostafrikanischen Unterart, A. mellifera scutellata, eine Population, etwa marktschreierisch als Killerbiene apostrophiert, die ohne menschliches Zutun der Varroa gewachsen ist.

Wenn sich Herr Schiffer als meistgehasst im Kreis der Imkerschaft sieht, so überschätzt er sich vermutlich ein wenig. Vielleicht liegt es nur daran, das es ihm schwer fällt, auf sachlicher Basis zu argumentieren. Hier schließt sich der Kreis zur Querdenkermentalität, wo es allem Anschein nachschwierig ist, der argumentativen Blase zu entkommen. Fazit: Was ich im kritisierten Artikel lesen musste, scheint mir deutlich unter dem von mir beobachteten allgemeinen Niveau der „Zeit“ zu liegen. Da ist noch Luft nach oben. – H. Kaußen

Wenn im Sommerloch die (wievielte?) Revolution ausgerufen wird, ist Vorsicht geboten. Nicht jedem selbsternannten Experten bietet sich die einmalige Gelegenheit, aus bekannten Schwachstellen eines Systems gleich die alleinseeligmachende Erkenntnis zu verbreiten. Klar ist, dass der Bienen-Hype ja irgendwann von Gefühlsduselei in harte imkerliche Praxis umschlagen muß. Wer imkert – gleich nach welchem der fast nicht zählbaren Systeme allein in Deutschland – spürt ab und an einen Schmerz. Nicht nur von den Bienen, auch von den oft leider besserwisserischen Belehrungen der Imkerkollegen und -kolleginnen. Ich pflege meine Bienen seit etlichen Jahren. Nicht die von Herrn Schiffer beklagten kalten Ecken einer Honigbienenbehausung oder die Varroabehandlungen sind das Problem.

Man muß nicht immer mit dem Wabenformat Deutsch-Normal sic! arbeiten. Ich erlaube mir, unter Beachtung des Tierwohls auch zu experimentieren (andere Beuten, weniger Honigernte...). . Eine Königin zu töten, nur weil sie alt ist, sehe auch ich als kritisch und vermeidbar. Das Bienenvolk weiß besser, wann der richtige Zeitpunkt ist. Für die alte Königin ist das Ergebnis das gleiche, sie wird getötet, allerdings ohne menschliche Emotionen in einem natürlichen Prozeß. Problem sind für mich die vielen wenig wissenden Hobby-Imker und -Imkerinnen, die ohne fachliche Ausbildung und Anleitung mal eben so aus gutem Glauben an ihre gute Tat manch Unheil anrichten und oft weniger Nutzen. Im Internet billig und global gekaufte Gerätschaften, Bienen und Königinnen werden Krankheiten weiter verbreiten, das Leid der Bienen verschärfen.

Frau Theile empfehle ich, näher hinzusehen und zwischen Wildbienen und Honigbienen besser zu unterscheiden. Honigbienen sind NICHT gefährdet, Wildbienen sehr, einige sind sogar regional bereits vor dem Aussterben. Wer Bienen nach den Regeln des Deutschen Imkerbundes hält, betreibt Naturpflege, unter anderem auch durch Anbau und Pflege ganzjähriger Futterangebote für Wild- und Honigbienen. Fragen Sie mal, wie nützlich das Aufstellen eines Insekten-Hotels aus dem Baumarkt in Granitvorgärten und Rasenteppichen für unsere Wildbienen ist. Da sollten Herr Schiffer die Tränen kullern. – Helmut Schug

Leserbriefe zu „Warum seht ihr uns nicht?“ von Alice Bota

Danke für Ihren Aufruf. Er hat mich weinen gemacht, beschämt ob der westlich-feministischen Ignoranz und weil in ihm Ihre Liebe zu den mutigen belarussischen Frauen spürbar ist. Weiter so! – Lisa Kirchner

Vielen Dank an Alice Bota für diesen eindrücklichen, berührenden wie fordernden Artikel. Beim Lesen ist man gleichzeitig beschämt angesichts der eigenen Ahnungslosigkeit, gerührt von der Solidarität und Stärke der Frauen und danach entschlossen, selbst aktiv zu werden. – Nina Kirst

Vielen Dank für Ihren Artikel zu den Frauen in Belarus und das mangelnde Interesse dt Feministinnen. Solidarität wäre so wichtig. Wie gut, dass Sie das Scheinwerferlicht mal wieder angemacht haben. – Anja Desai

Ich muss sagen, dass ich mich schon beim Lesen und auch beim Nachdenken über den Artikel „Warum sehr ihr uns nicht“ geärgert haben. Keine Frage, die weißrussischen Frauen leisten Ungeheures und verdienen jede Unterstützung von Frau wie Mann.. Aber es ist doch kein Kampf von Feministinnen um Frauenrechte. Es geht um Menschenrechte, um Freiheit, Demokratie und gegen einen Diktator, der sich besessen an die Macht klammert. Das Recht auf Abtreibung, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, für Betreuungsmöglichkeiten für Kinder etc.... – das wären Themen, die eine feministische Unterstützung bekommen würden, aber ich denke zur Zeit sind die Frauen damit beschäftigt zu überleben und die Menschenrechte erstmal durchzusetzen.

Was soll „Emma“ schreiben? Dass Frauen auch Menschen sind und für Menschenrechte eintreten? Man kann uns allen hierzuland vorwerfen, nicht genug Unterstützung zu leisten. Da bin ich dabei. Da stimme ich zu. Obwohl Robert Habeck sich sehr engagiert und vielfach das Thema Weißrussland genannt hat. Aber sicher nicht nur den Feministinnen. Aber dafür sind Artikel ja da, dass sie polarisieren und zum Denken anregen. Das ist Frau Bota perfekt gelungen. Es gab bessere Artikel in der letzten Ausgabe, aber keiner, der mich so lange beschäftigt hat, und insofern vielleicht doch keinen besseren. Vielen Dank wie immer für eine tolle ZEIT. – Afrodite Traboini

Leserbriefe zu „Dausend Prozent“ von Peter Dausend

Wie dekadent. Jeff Bezos der Amazon Gründer fliegt mal kurz ins All. Milliarden hat er und seine beiden „ Mitstreiter“ Branson und Musk in den letzten Jahren ausgegeben um als erster Privatmensch ins All zu gelangen. Keine elf Minuten dauerte das Vergnügen des Superreichen Space Cowboy. Schon der britische Milliardär Richard Branson der nur wenige Tage zuvor ins All flog zeigt genauso wie seine Kollegen kein großes Interesse für die Probleme auf der Erde. Branson geht es in erster Linie künftig mit Touristen Geld zu verdienen.

Benzos hingegen verfolgt einen anderen Plan. Er will der Menschheit eine zweite Heimat eröffnen. Es gibt viele Gründe, das dekadent, ja sogar obszön zu finden, schließlich haben diese drei ihre Milliarden auf dem Rücken prekärer Arbeitsverhältnisse verdient und Steuerschlupflöcher aggressiver noch als andere ausgenutzt. Besser wäre es gewesen diesen Größenwahn und Geldverschwendung in den Klimawandel, Artensterben, Hunger, Pandemien oder wirtschaftliche Ungerechtigkeiten zu investieren. – Horst- Dieter Steinert

Die Begegnung mit neuen, bisher nicht vorstellbaren Tatsachen kann einen Kulturschock auslösen. Der syrische Psychiater Prof. Dr. Malek Bajbouj in Berlin hatte 300 arabische Männer als Patienten. Diese kamen mit der Lebensweise in Deutschland, insbesondere mit dem Verhalten der Frauen nicht zurecht – ein Kulturschock für patriarchalisch denkende Männer. Kennzeichnend für diese Erscheinung der Witz über ein neureiches Ehepaar: Sie wollten den Säugling adoptieren, um in dann, wenn der Säugling anfängt zu sprechen, vom Säugling die Sprache seiner Mutter zu erlernen. Geld hat für Bran­son, Be­zos und Elon Musk keinen Wert. Sie suchen nach Selbstbestätigung. Dabei geht der Sinn für das Ganze verloren. – R. Renaux

Leserbriefe zu „Paradox über den Schauspieler“ von Andreas Bernard

Identitätspolitik und kein Ende! Das unheilvolle, empathiefeindliche, ja inhumane „Verbot der kulturellen Aneignung“ breitet sich krakenhaft in alle Richtungen aus, die Diversity-Maßnahmen der Amazon Studios sind ja nur ein winziger Ausschnitt. Eine solche Haltung zerstört in barbarischer Weise die Grundlagen nicht nur künstlerischer Einfühlung sondern auch menschlicher Annäherung. Angesichts der globalen Bedrohung durch Pandemien und Klimawandel muss das universell Menschliche im Vordergrund stehen und dürfen nicht neue künstliche Solidaritäts-Trennwände errichtet werden, die zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. – Ludwig Engstler-Barocco

Das wird schwierig mit diesen Richtlinien: Wie soll man denn in Zukunft die ganzen Mörder-Rollen besetzen? So viele Gärtner gibt es doch gar nicht! – M. Neuser

Leserbriefe zu „Krisen ohne Gewinner“ von Ferdinand Otto

Im Grundgesetz Artikel 21 Abs. 1 steht: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Offensichtlich haben die CDU/CSU, die SPD und die Grünen, bei den anderen im Bundestag vertretenen Parteien scheint es ebenso, diesen Auftrag nicht mehr auf dem Schirm und verlieren zunehmend die Menschen aus dem Auge um sich vorwiegend mit sich selbst zu beschäftigen. Transparenz ist in der Politik ein Unding oder gar ein Fremdwort. Die Kanzlerkandidatin, Frau Baerbock, und die Kanzlerkandidaten, Herr Laschet und Herr Scholz, sind meines Erachtens alle drei mehr oder weniger ungeeignet Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler zu werden.

Ein schmutziger, intriganter und zunehmend unerträglicher Kandidatinnen / Kandidaten Wahlkampf ohne wichtigste Zukunftsfragen mutig zu thematisieren: Umsetzbare und Bezahlbare Klimapolitik, Ausbau der Digitalisierung, Bekämpfung der Kinder -und Altersarmut, Steuergerechtigkeit, Umgang mit der Corona-Pandemie und ein Krisenmanagement in den Hochwassergebieten das den Menschen vor Ort hilft und so weiter und so fort.

Warum nicht mal ausgewiesene Fachleute und nicht nur Quotenpolitiker als Kanzlerin / Kanzler und Ministerin / Minister berufen? Das hätte wahrscheinlich den Vorteil, dass diese Fachleute zumindest wissen wovon sie reden und in der Lage wären zukunftsorientierte, umsetzbare Lösungsansätze aufzuzeigen. Das wäre neu und das Volk hätte es verdient. – Felix Bicker

„Wenn es eine Chance zum Umdenken gibt, dann gibt es auch eine Chance zum Nachdenken in der Krise.“ (Richard David Precht, 1964, deutscher Publizist, Schriftsteller, Philosoph & Moderator) Unsere Mitglieder der Pandemie-Verwaltung suchen ständig nach irgendwelchen Fettnäpfchen, in die sie ganz sportlich hineintreten müssen, weil selbiges Hineintreten erstens auch einen Heidenspaß macht, zweitens total kirre und irre ist. Auch der Klang von Fett, in das man gerade getreten ist, könnte wohl sehr wohltemperiert klingen, vielleicht!

Außerdem dürfte es bald nur noch regierungskonformes Denken geben, nix mehr da mit unkontrollierter Querdenkerei. Wird der Querdenker, beim Querdenken ertappt, dann dürfte das Querdenken sicherlich bald mit einem gepfefferten Bußgeld belegt werden. Da bleibt wirklich nur eins, nur noch ganz kurz im eigenen stillen Kämmerlein querdenken und aus. – Riggi Schwarz

Leserbriefe zu „Zehn Jahre Wut“ von Andrea Böhm

Warum will die Öffentlichkeit nicht wahrhaben, was jeder sehen kann, wenn er dazu bereit ist? Etwa die Hälfte der muslimischen Migranten hier lehnen die Gesetze, die verbindlichen Werte ab. Sie gehören mehr oder weniger zum konservativen Islam. Wer sich der Ehre der Familie nicht unterordnet, wird drastisch, schlimmstenfalls mit dem Tode bestraft. Ähnlich ist die Situation in Tunesien.

Statt Tunesien, dem einzigen Land, in dem der arabische Frühling nicht niedergeknüppelt wurde, zu helfen, wird der gemäss der Verfassung des Landes handelnden Präsidenten ermahnt, diese Verfassung einzuhalten. Die Tatsache, dass die islamisstische Regierung mit sich selbst beschäftigt war, nichts gegen die wachsende Korruption unternahm und das Land in wirtschaftliche Konflikte führte, wird negiert.

Diese Haltung ähnelt der finanziellen Förderung der Herausgabe von Schulbüchern für die Pastinenser, ohne hinzuschauen, welche Werte in diesen Büchern über die gesamte Schulzeit hinweg vermittelt werden. Wer sich nicht selbst schützen kann, hat irgendwamm keine Zukunft mehr. – R. Renaux

Im Falle Tunesiens stellt sich eine nicht nur für Thunesien wichtige Frage: Was kann eine gute Regierung tun angesichts eines negativen Wirtschaftswachstum von -8.8 % und einer Jugendarbeitslosigkeit von 41% ? Um aus ähnlichen Zuständen herauszukommen bzw. um sie zu vermeiden gab’s früher mal die Möglichkeit der ausreichend umfangreichen Migration oder der Erhöhung der Erdölproduktion.

Auch das Roden von Urwäldern war und ist eine leider genutzte (aber natürlich in Tunesien nicht gegebene) Möglichkeit. Eine weitere aktuelle Möglichkeit wäre das Schaffen und Ausnützen von Spannungen durch gegenseitige Schuldzuweisungen. Das ergäbe eine Situation, in der Jugendarbeitslosigkeit keine grosse Rolle mehr spielte. Angesichts der negativen Erfahrungen in Lybien, Syrien, Jemen, etc. kommt diese Möglichkeit für Tunesien hoffentlich nicht in Betracht.

Letztlich ist unabdingbar, ein realistisches Bild der Situation zu zeichnen und daraus einen gangbaren Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Dies geht wohl nicht ohne auf das Thema Demographie einzugehen. Es geht dabei auch um die Frage: Was tun, um den notwendigen Übergang von einer hohen Geburtenrate auf eine angemessene niedere Geburtenrate zu gestalten. Auszugehen ist von folgender Situation: Es gibt in Verwaltung, Handwerk, Landwirtschaft, Tourismus etc. nur eine beschränkte Zahl von Arbeitsplätze. Wenn die Zahl der Pensionierungen wesentlich unter der Zahl der jungen Arbeitsuchenden liegt, dann gibt es Jugendarbeitslosigkeit. Eine Reaktion der Jugendlichen ist das Verbleiben im elterlichen Haushalt.

Es werden weniger neue Haushalte gegründet, was einerseits die Arbeitslosigkeit weiter erhöht. Zugleich müsste das andererseits bewirken, dass die Geburtenrate sinkt. Irgendwann müsste sich dann ein einigermassen befriedigender Zustand ergeben. Es ist dies eine Situation, für die es wenig Erfahrung gibt. Gewohnt ist man eher Krisen, die mit massiver Zerstörung und Reduktion der Bevölkerungszahlen einhergingen (Seuchen, Kriege, etc.). Auf solche Krisenzeiten folgte dann oft eine Aufbauphase.

Die folgenden Zahlen zeigen, dass die Situation in Tunesien nicht ungewöhnlich ist: Die Bevölkerung Tunesien ist von 3.605 Millionen im Jahre 1950 auf 11.819 im Jahre 2020 angewachsen (Wachstum von 227,8 %). Weltweit gesehen beträgt das entsprechende Wachstum 207,3 %. Übrigens, in Deutschland waren es nur 19.7%. Laut einer UN-Tabelle betrug die Geburtenrate in Tunesien (1960-1965) 6.99, sank dann auf 2.04 (2000-2005) um dann wieder auf 2.24 (2010-2015) anzusteigen. Der Trend nach unten darf nicht unterbrochen werden.

Denn er spielt langfristig eine Schlüsselrolle und ist eine Voraussetzung für den langfristigen Erfolg von auswärtiger Unterstützung, um mit Nachhaltigkeit verbundene Perspektiven zu liefern, was aber nicht den Rückgang der Geburtenraten verringern darf, um die Kopfzahl der Zahl der verfügbaren Arbeitsplätze und Ressourcen anzupassen. Es gibt da vermutlich eine lange Dursstrecke, die Ehrlichkeit und Solidarität erfordert. – Dr. Gernot Gwehenberger

Leserbriefe zu „Die alten Lügen leben noch“ von Götz Aly

Das Geschehen vor der kriegsmässigen Strafaktion wird in dieser Betrachtung weitgehend ausgespart. Das gehört jedoch m. E. zum Gesamtbild, das dem Leser zu vermitteln sein sollte. Sind Historiker nicht stets bemüht, geschichtliche Tatsachen im Zusammenhang zu betrachten? Die Motivation zu diesem Beitrag hat das Ziel, das in Rede stehende Boot auf das Her­mit-Atoll in Pa­pua-Neu­gui­nea zu bringen. Die heutigen Gesellschaften sollten sich gemeinsam um Lösungen bemühen. Eine könnte darin bestehen, dass ein Duplikat gefertigt und bei Streit über „rechtmässigen“ Kauf oder unrechtmässiger „Beschaffung“ Papua-Neuguinea angeboten wird.

Unsere Rechts- und Wertvorstellungen werden heute noch immer wieder weltweit missachtet. Von Lippenbekenntnissen und erfolglosen symbolischen Akten abgesehen, kann die internationale Gemeinschaft de facto dagegen nichts unternehmen. Die Geschichte der Menschheit war voller Unrecht. Verstösse gegen die Menschlichkeit waren an der Tagesordnung. Zu allen diesen Tatsachen, begangen von vielen Seiten, muss man sich heute bekennen. Fraglich ist jedoch, ob sich diese Geschichte heute nach unseren Wert- und Rechtsvorstellungen beurteilen und korrigieren lässt. Im Sinne der Gleichbehandlung stellt sich die Frage, welches Unrecht soll gesühnt werden, wo wird der Mantel des Schweigens darüber gedeckt?

Gilt dieser Anspruch auch für von Historikern selten erwähnte Tatsachen wie die Niederschlagung der MauMau in Kenia, für die Verschleppung von 10.000 Buren nach St. Helena, für die Versklavong von Matrosen europäischer Handelsschiffe und den Menschenraub an den europäischen Küsten durch die arabischen Barbaresken ausNordafrikas? Unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung stellt sich die Frage, wer kann heute Ansprüche erheben? Werden die aus den Kolonien verbrachten Rohstoffe heute noch einmal nach europäischen Maßstäben bewertet und Ausgleich geleistet? Wie wird die Verschleppung von 10.000 Buren in Vernichtungslager nach St. Helena, die Vernichtung der Mau-Mu in Kenia bewertet? – R. Renaux

Beim Lesen des Artikels von Götz Aly wurde wieder mal deutlich, wie wir Deutschen in den Nachkriegsjahren, teilweise bis heute, die Erinnerung an die deutschen Kolonien kritiklos verherrlichen, „Ausreisser“ beschönigen. In der Schule (meine Schulzeit 1946>1956), im Fach Geschichte, bedauerten die Lehrer immer wieder den Verlust der deutschen Kolonien und wie beliebt die Deutschen doch gewesen seien. Damals in Deutsch-Ost, Deutsch-Südwest, Togo, Kamerun, und in Tsingtao wurde Bier nach deutschem Rezept gebraut. Die Kolonien im Pazifik wurden nie erwähnt, wirtschaftlich zu unbedeutend ? Und da die gleichen kolonialen Scheußlichkeiten wie in Afrika. – Hartmut Wagener

Leserbriefe zu „Kreuz, Schleife, Doppelstocktunnel“ von Ronald Düker

Für die A100 müssten Kleingärten weichen. Wenn es Demonstrationen gibt, heißt es: viele wollen die A100 nicht. Und ein Großteil der Anwohner*innen und direkt Betroffenen ist bestimmt gegen die Autobahn. Was wollen Leute, die die A100 vielleicht niemals nutzen, mit dieser Autobahn? Und dann die Möglichkeit, die A100 weiter durch den Treptower Park zu bauen. Das geht gar nicht. Die A100 ist die teuerste Autobahn in Berlin! Wir wollen Parks, Spielplätze, Fahrradständer und Schwimmbäder! – Lennox, 8, und Jael Rollin

Bitte heben Sie Ihr journalistisches Niveau wieder etwas an. Einen ganzen langen Artikel auf eine Umfrage zu stützen, die dann nirgends im Artikel näher erläutert wird, ist sehr dünn. Wer etwas googelt, findet sie dann. Vom Tagesspiegel, von gerade einmal 1001 Befragten. Also genauso dünn. Verständlich, dass sie im Artikel nicht Erwähnung findet. – Achim Michael Hasenberg

Leserbriefe zu „Was ist so faszinierend am großen Crash?“ von Alexander Rupflin

Die Crash-Propheten Max Otte, Marc Friedrich und Matthias Weik haben schon vor der Corona-Krise in ihren Büchern und Vorträgen nicht nur einen Finanz-Crash, sondern auch den Zusammenbruch der politischen und sozialen Weltordnung prognostiziert. Das war insofern nicht verwunderlich, als sie mit ihren düsteren Prognosen gleichzeitig ihre eigenen finanziellen Interessen als Anlageberater verfolgen, indem sie bei ihren Lesern und Zuhörern Ängste und später das „Lächeln der Wissenden“ auslösten.

Dennoch haben die Gefahrenherde für das internationale Finanzsystem seit der Finanzkrise 2008/09 und mit Beginn der Corona-Krise im März 2020 in ihrer Vielfalt trotz der umfangreichen Regulierungen, höherer Kapital- und Liquiditätspuffer und Stresstests der Banken, die jedoch auch zu einem stetig wachsenden Schattenbanksektor geführt haben, eher noch zugenommen. Durch die Pandemie-Krise mit den überbordenden globalen Schuldenbergen haben sie stabilitätsgefährdende Ausmaße erreicht, die einer zukunftsorientierten Politik enge Grenzen setzen.

Die Realwirtschaft ist zunehmend in Abhängigkeit des Finanzsektors mit den aufgeblähten Notenbankbilanzen (fiskalische Dominanz) geraten, dessen Dynamik die wirtschaftliche, politische und soziale Landschaft weltweit dramatisch verändert hat. Das Entstehen neuer Krypto- und Digitalwährungen wie Bitcoin und Libra/Diem von Facebook, das schnelle Wachstum der Plattformökonomie ohne jede Regulierung und die immer häufigeren Schäden durch Cyberangriffe von Hackern sind nur einige Negativfaktoren, die die Stabilität des Finanzsystems bedrohen.

Hinzukommt der wirtschaftliche und politische Kampf der beiden hoch verschuldeten Kontrahenten USA und China um die Weltherrschaft mit Sanktionen und der daraus resultierenden Schwächung des Multilateralismus und der regelbasierten Weltordnung. Und die EU-Kommission hat mit ihrem leichtfertigen Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland die Lunte an das Pulverfass Europa gelegt, sodass Heinrich Wefing mit Recht die bange Frage stellt: „Letzte Runde für den Rechtsstaat?“

Mit der Agenda der EU-Kommission und des EuGH „mehr Integration, mehr Union, mehr Europa“ sind beide zum Scheitern verurteilt, denn in der Bevölkerung der 26 EU-Mitgliedstaaten wird sich für eine solch einseitige Ausrichtung keine Mehrheit finden. Die EU ist zwar supranational, aber nicht postnational! Alle diese Krisensymptome spielen den Crash-Propheten und ihren Anhängern in die Hände, denn die Reformer sind an den vielen Baustellen überwiegend Getriebene, statt in kluger Vorausschau zu handeln.

Carolin Emcke hat das Dilemma so zusammengefasst: „Wie viele Krisen, wie viele Finanzschocks sollen denn noch kommen, bis wir etwas lernen? Die Frage ist doch, ob sich aus dem Ausgang aus dieser (Pandemie-) Krise jene Restrukturierungen, jene Transformationen angehen lassen, die uns durch die Klimakrise ohnehin abverlangt werden und die bisher systematisch verhindert wurden. Es muss schon eine soziale, ökologische Lehre aus dieser Pandemie-Zeit gezogen werden“, damit uns die Crash-Szenarien erspart bleiben. – Hans-Henning Koch

Das fragt man sich,was ist so faszinierend am grossen Crash? Bei jeden grossen Crash wird immer schwer abgekocht, für Einige . Aber das Volk wird beschissen. P.S.: So lange spielen bis die richtige Zahl kommt ? Das kann teuer werden.Und wenn die richtige Zahl kommt,dann deckt der Gewinn doch nicht die vorigen Verluste, es sei denn man erhöht ständig den Einsatz. Was auch nicht geht wegen des Maximumlimits. Das gane leidige Thema ist besten abgehandelt bei Fjedor Dostojewski in seiner Studie „DER SPIELER“ Eine alte Dame setzt verbissen auf die ZERO, immer und immer wieder. Aber zwecklos,und verlässt das Casino. Fjedor aber , aus reinem Jux, setzt was auf die Zero. Und siehe da, die Null kommt..So kann’s gehen. Und das Trinkgeld für die Angestellten nicht vergessen.Heutzutage natürlich nur mit Maske.- Hans-Emil Schuster

Leserbrief zu „»Wir müssen raus aus den fossilen Energien«“. Gespräch mit Fatih Birol geführt von Mark Schieritz

Ein toller Vorschlag.Da soll man erst mal drauf kommen.Geradezu genial.Aber woher kommt dann der Strom aus der heimischen Steckdose? Doch mal wieder ein AKW? Oder Kohle,nein ist auch fossil.Oder Fracking,nein ist auch fossil. Oder die Sonne,nein ist schliesslich auch nur ein AKW.Oder Wind,und Land und Meer vollstellen mit diesen Stahlgerüsten? Also sollen wir uns den Arsch abfrieren und nur Kalte Küche machen? Alles kein Problem. Andere Länder sind da weniger zimperlich und verkaufen uns gerne,was sie so an Strom übrig haben. Ob fossil,AKW oder Wind. Der Artikel viel Lärm um nichts. – Hans-Emil Schuster

Leserbrief zu „Alex kommt zum Häkeln“ von Anna Mayr

47.000 Obdachlose, die auf der Strasse leben und über 700.000 Menschen ohne eigene Wohnung, das sind seit vielen Jahren Probleme in Deutschland, die immer wieder festgestellt werden. Ähnliche Probleme scheint es in Italien zu geben. damit beschäftigen sich leider weder die Politik, die Öffentlichkeit, noch die Medien. Offensichtlich sind diese Tatsachen normal und kein Problem.

Ich habe Hochachtung vor den Persönlichkeiten, die die Initiative zu diesem Projekt ergriffen haben und es am Leben erhalten. Voraussetzung für diese Lösung ist der der hundertprozentige persönliche Einsatz des Hausleiters und seiner Mitarbeiter. Es bringt uns leider nicht weiter, sich an einem Einzelfall „zu berauschen“ wie an der „Spendenflut“ (s. Ihr Beitrag dazu in dieser Ausgabe der ZEIT). Tragfähige Strategien und Konzepte sind dafür notwendig. – R. Renaux

Leserbrief zu „Die todkranke Freundin“ von Iris Radisch

Ihre Besprechung regt, wie die von Frau Adorjan in der SZ, s.u., zum Lesen des Buches an. Warum Sie – siehe ebenfalls unten, zweiter Absatz – Bedeutungsinterschiede aus praktisch identischen Formulierungen herauslesen, habe ich allerdings nicht verstanden. – R.E.Apfelbacher

Leserbrief zu „»Sie wollen meinen Kopf«“ Gespräch mit Enrico Crasso geführt von Marco Ansaldo et al.

Als ehemaliger Angeklagter des Loveparade-Prozesses verachte ich den inflationären Anspruch der Presse, Glauben und Zweifel im Vorfeld einer juristischen Sachaufklärung zu säen. Auch dieser Artikel bedient diesen fadenscheinigen Anspruch. Die Funktion der Presse ist es nicht, vor einer juristischen Sachaufklärung Lücken zu schließen, die moralisches Empfinden nicht hinnehmen darf. Sie hat auch keinen „Auffangtatbestand“ zu ersetzen,

weil sie glaubt, gar für sich reklamiert, Handlungen allein deshalb vorab betrachten zu müssen, weil sie sich selbst und fälschlicherweise zu einer juristischen Einschätzung des Tatbestandes – teilweise mit der Unterstützung selbsterklärter Experten – berufen und befähigt ansieht. Hier dient journalistischer Voyeurismus der Manipulation gerichtlicher Entscheidungen zum Nachteil aller Beteiligten. – Jürgen Dressler

Leserbrief zu „Im Osten gibt’s nicht nur Wölfe“ von Petra Pinzler

Dieses Beispiel zeigt, Initiativen sind dann erfolgreich, wenn der Initiator nicht nur Vorstellungen entwickelt, sondern ebenso Strategien zu deren Umsetzung. Die Initiative der Vergabe von von überschaubaren, kleinen Krediten (Mikro-Krediten) an Frauen in Bangladesh führte zu landesweiten wirtschaftlichen Entwicklung, Rückgang der Armut und des Bevölkerungswachstums – ebenfalls eine Erfolgsgeschichte auf Landesebene. Auf Landesebene sind wirkliche Initiativen mit Weitblick eine Seltenheit. Es fehlt an kompetenten Initiatoren. – R. Renaux

Leserbrief zu „Ein Psychopath?“ von Bastian Berbner

Vielen Dank für den spannenden und ausgezeichnet recherchierten Artikel! Die vielen Annekdoten und Interviews bauen eine wirklich kohärente überzeugende Erzählung auf. Was mir am Ende oder über den ganzen Artikel hinweg ein wenig fehlt, ist eine moderne (natur-)wissenschaftliche Perspektive. Das also nur als Ergänzung. Es ist klar, dass meine Perspektive (theoretische Physik) eine sehr spezielle ist, trotzdem denke ich, dass sie in diesem Zusammenhang vielleicht einen Punkt zum Verständnis von Psychpathologie beitragen könnte: Nun gibt es diese Gene, diese Gehirnregionen, die frühen Kindheitserlebnisse: Doch wie würde eine moderne Theorie diese Aspekte miteinander verbinden?

Diese sehr statische Perspektive, dass IQ-tests, Checklisten oder Interviews wirklich etwas über eine Person aussagen, ist nun schon etwas antiquiert. Der Artikel antizipiert natürlich, dass in diesen Konzepten etwas fehlt, aber nicht, was an ihrer Stelle treten könnte; außerdem gibt es dann doch dieses sehr starke Beharren auf diesen 30-Punkte Psychopathentest. Ich finde es gut, diesen Test zu erwähnen, und welche wichtige Rolle er über die Jahrzehnte in der Kriminalistik gespielt hat.

Ein kleiner Blick in die moderne Neurobiologie sollte aber doch zeigen, dass viele diese Konzepte (aus den 60ern?), die sehr mechanistisch geprägt sind, längst durch sehr viel dynamischere Theorien ersetzt worden sind. Das Gehirn als komplexes dynamisches System (i.e. Chaostheorie, Theorie offener, selbstregulierender Systeme der 70er Jahre) ist geprägt von Attraktoren (analog z.B. zum Lorenzattraktor beim Lorenzsystem). Attraktoren können Bifurkationen durchlaufen, und in ein völlig anderes metastabiles Gleichgewicht übergehen.

Selbst wenn nicht dieses Vokabular verwendet wird, ist das Bild einer Persönlichkeit ein völlig anderes: Der Mensch nicht als Maschine, die gegeben ihrer Bestandteile einfach „funktioniert“, sondern die menschliche Persönlichkeit eher als „Wetterereignis“, geprägt vom psychologischen „Klima“, welches durch vielerlei Faktoren geprägt ist. Es ist unmöglich (mathematisch wie konzeptionell), ein chaotisches dynamisches System nur anhand von äußerden Faktoren zu beschreiben. Natürlich lassen

sich diese Systeme anhand von statistischen Merkmalen klassifizieren, doch diese Klassifikationen greifen zu kurz (inbesondere, weil die statistischen Klassifikationen oft von einer Normalverteilung ausgehen, die ein wohldefinierten Mittelwert und Varianz besitzt). Viel aussagekräftiger sind aber funktionale Zusammenhänge: Wie reagiert ein dynamisches System auf einen bestimmten Input? Wie korrelieren die Systemreaktionen mit verschiedenen Inputs (sind sie unabhängig voneinander, oder hängen sie stark von einander ab?).

Ich würde es daher folgende Versprachlichung vorschlagen: Gegeben eine bestimmte Persönlichkeit (in einem regulären Bewusstseinszustand, i.e. ein bestimmtes lokales Minimum in der Erregungspotenziallandschaft eines Attraktor des Dynamischen Systems, begriffen als neuronales Netzwerk immersiert in einer gewohnten Umgebung), welches Psychopathologisches Potenzial besitzt diese Persönlichkeit als Reaktion auf Impulse aus der Umgebung?

Mit anderen Worten: Wie stabil ist dieser „prosoziale“ Attraktor? Ich denke, es ist offensichtlich, dass Gene etc. eine Persönlichkeit irgendwie prägen, aber es ist z.B. im statischen Bild nicht klar, in welchem Umfang diese Verhaltensweisen therapierbar sind, oder in welchem Umfang solche Verhaltensweisen durch eine extreme Situation getriggert werden können. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren klar wurde, dass das Gehirn noch nicht einmal physiologisch statisch ist.

Diese Neuroplastizität könnte also nochmal mehr dazu führen, dass diese Potenziallandschaft veränderbar ist, oder dass verschiedene Attraktoren als lokales Minimum infrage kommen (auch in negativer Weise). Müssen nun Individuen, die an Völkermord, Kriefsverbrechen oder Massakern Anteil haben, alle dieses „Kriegergen“ aufweisen, oder Traumata in ihrer Kindheit? Ich würde diese Phänomene als massive Synchronisation von Attraktoren antiempathischen Verhaltens- als Gruppenattraktor sozusagen- versuchen zu beschreiben. Während einzelne Gewalttäter nun durch Triggerereignisse dazu gebracht werden, zu töten, wäre es in diesem Fall anders; der Attaktor des Verhaltens wird durch die extreme Umgebung stark modifiziert, die krassen Einwirkungen fördern dieses grausame Verhalten zutage, obwohl viele diese Menschen in einer gewohnten, normalen Umgebung niemals so handeln würden.

Im Artikel wird des weiteren angeführt, dass die Empathie bei diesen Personen einfach nicht vorhanden wäre. Viel plausibler finde ich das Modell, dass Empathie ein gerichtetes Verhalten, also eine „Reaktion“ des Attraktors ist, was von Person zu Person stark variieren kann. Triggert ein bestimmtes Ereignis ein bestimmtes Systemverhalten (also ein Kippelement in der Potenziallandschaft, ein Übergang von einem lokalen Minimum zu einem anderen), ist es vielleicht so, dass „empathisches Fühlen“ von anderen, intensiveren Gefühlen/ Bewusstseinszuständen/ Rauschen überlagert wird:

Nehmen wir als Beispiel eine Person, die in ihrer Kindheit ein Trauma erfahren hat: Triggert Jahre später eine andere Person (Robert Spangler?) diese Situation d.h. fühlt sich die Person in genau diese Traumasituation zurückversetzt, kann sie vielleicht die Gegenwart gar nicht mehr wahrnehmen, und handelt gemäß dieser Vergangenheitssituation. Die Empathielosigkeit rührt vielleicht in diese Situation genau von der Unfähigkeit, im Zustand der eigenen Verletzung eine Verletzung des Gegenübers wahrzunehmen. Das Gewaltpotenzial rührt also aus dem massiven Kippen des Attrakors in einen anderen Zustand mit völligen anderen Verhaltenseigenschaften, die aus der Reaktion auf das Trauma rühren (analog übrigens zum Kippen des Klimasystems in den „Hot Earth“ Zustand).

Außerdem folgt aus der obrigen Analsye, dass viel der Begriff „Psychopath“ auch dahingehend zu kurz greift, als dass diese Charaktereigenschaften nicht statisch sind. Psychische Krankheiten wie Schizophrenie können eben auch erst in viel späteren Jahren „ausbrechen“ (natürlich auch, wie im Artikel beschrieben, abhängig vom „chemischen“ Gleichgewicht im Gehirn). Auch in diesem Beispiel müsste man vielleicht von einem Potenzial sprechen, dass das Gehirn in einen solchen Attraktor kippen kann.

Zusammengefasst es handelt sich also um ein fragiles, metastabiles chemisch/ biologisch/ psychologisches Gleichgewicht einer Person, welches zusätzlich Kräften durch die Gesellschaft und ihre Umgebung ausgesetzt ist. Strukturelle Probleme wie Rassimus, Patriarchat, Leistungsgesellschaft etc. wirken auch auf dieses Gleichgewicht ein (interessante Randdiskussion dazu: Begünstigt unsere Gesellschaft Empathielosigkeit? Kann eine Demokratie in einer empathielosen Gesellschaft überhaupt funktionieren?).

Dieses Gleichgewicht kann kippen (in ein von außen betrachtet völlig anderes Gleichgewicht) und ist dynamisch, verändert sich also stetig in der Zeit. Einzelne Verhaltensweisen sind stark miteinander korreliert, viele Systemeigenschaften lassen sich nicht durch Gaußverteilungen, also durch Mittelwerte fassen (wie fälschlicherweise angenommen im IQ-Wert, Psychopathencharaktertest, etc.). Viele diese Punkte kommen im Artikel schon vor, nur nicht in dieser Form, daher vielen Dank für den Artikel! – Volker Karle

Leserbrief zu „Retten meine Coins das Klima?“ von Jens Tönnesmann

Braucht die Menschheit eine solche zerstörerische Unsinnigkeit wie die Kryptowährung? (Wieder nur ein Werkzeug für wenige, sich auf Kosten anderer zu bereichern!) Auch das wird wohl wieder von den Regierungen verschlafen, wie über die letzten Jahrzehnte(!) der Klimawandel, bis er nun zur kaum mehr zu beherrschgenden Krise geworden ist! Der Mensch lässt wirklich nichts aus, um sich selbst abzuschaffen! – Ernst Gugel

Leserbrief zu „Durchschaut: Die Pflanzenkrankheit“

Das Bild auf der WISSEN Seite ist sehr schön, aber gemäß „guter“Tradition wieder ohne Maßstab!! Dieses Manko habe ich schon häufig kritisiert. Mehrfach habe ich auch mit dem ABO ENDE gedroht. Wenn dieser Mangel nicht behoben wird, so werde ich nach Ablauf meines Jahresabo nur mehr ein halbes Jahr anhängen. – DI Manfred Uttenthaler

Leserbrief zu „Er ist weg“ von Deborah Steinborn

Donald Trump hatte wenigsten noch einen gewissen Unterhaltungswert, irgendwo zwischen Skurrilität, und absurdem Absurdistan-Theater. Gewürzt mit einer Spur von Ironie, Witz und einem Schuss von Wahnwitzigkeit. Dieser Joe Biden hat die Spritzigkeit eines stillen Mineralwassers, er macht auf faden Langweiler der Nation, ist aber trotzdem ein brandgefährlicher älterer Herr im fortgeschrittenem Rentenalter, der kaum, dass er im Amt sitzt, schon mit den Kriegssäbeln rasselt.. Alles hat wie immer seine Zeit, und vielleicht kehrt ein Donald, the first Trump, nochmals zurück, ins höchste US-Amt! – Klaus P. Jaworek

Leserbrief zu „Macht das Jurastudium vielfältiger!“ von Mehrdad Payandeh und Emanuel V. Towfigh

In dem Artikel ist allein die Anregung nachvollziehbar, dass man im Jurastudium thematisieren könnte, an welchen Stellen die Objektivität des Rechts in der Praxis leidet. Die Forderung, dass die Studentenschaft diverser werden müsse, ist reichlich absurd. Die Autoren verkennen, dass wir alle gar nicht wissen, wie divers z.B. Anwaltschaft und Richterschaft schon heute sind. Was geht es die Öffentlichkeit auch an, welches tatsächliche Geschlecht die Spruchkörper haben oder welchen sexuellen Orientierungen in der Anwaltschaft nachgegangen oder welcher Gott angebetet wird.

Wir wissen es nicht, weil es uns nichts angeht und in den überwiegenden Fällen keine Rolle spielt. Wer steuern hinterzieht muss mit Strafe rechnen unabhängig davon, wie Täter, Anwalt oder Richter (generisches Maskulin) sexuell orientiert sind. Und Universitäten nehmen den akademischen Nachwuchs in der Regel nach NC auf und wissen nichts über tatsächliche Geschlechter, sexuelle Orientierung oder Glaube der Bewerbungen. Neutraler geht es doch gar nicht! – Andreas Hagenkötter

Leserbrief zu „Im September 2019 ereignete sich an einer Ampel in Berlin ein Unfall mit vier Toten (...)“ von Miguel Helm

»Im September 2019 ereignete sich an einer Ampel in Berlin ein Unfall mit vier Toten. Das ganze Land diskutierte über SUVs. Aber eigentlich ging es um etwas anderes«. Die Schlagzeile suggeriert, dass das Problem nicht in den SUVs sondern in der Leichtsinnigkeit des Fahrers liegt, der zuvor unter epileptischen Anfällen gelitten hatte und nicht am Steuer hätte sitzen dürfen. Nun ist rücksichtsloses Fahren eine alltägliche Erscheinung: Die meisten Fälle haben keine schwerwiegenden Folgen, aber einige schon, und je größer das Fahrzeug, desto schlimmer sind die Folgen. Es gibt keinen Grund, PKWs zu dulden, die für unsere Städten völlig überdimensioniert sind. Von der Umweltverschmutzung ganz zu schweigen. – Álvaro CEBALLOS VIRO

Leserbrief zu „Steht zusammen – nur dieses eine Mal!“ von Akram Baker

Es gab schon einige gute Ideen zur Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. Bekanntermaßen keine ist jemals umgesetzt worden. Auch dieser Vorschlag erscheint plausibel, sehr sogar. Und er wird dasselbe Schicksal erleiden, was Akram Baker als Politikberater sicher auch weiß. Warum?

In der Politik geht es nicht darum, gesellschaftliche Probleme zu lösen, sondern ausschließlich um den politischen Erfolg. Wenn Politik – und sei es nur temporär – gesellschaftliche Probleme lösungsorientiert behandelt, dann nur deshalb, weil sie sich davon Erfolgschancen verspricht. In parlamentarischen Demokratien sind das Wählerstimmen und generelle Akzeptanz. Doch welche Wählerstimmen sollten von Politikern in den unterschiedlichen daran zu beteiligenden Ländern mit einem lösungsorientierten Engagement im israelisch-palästinensischen Konflikt zu gewinnen sein, der dort bestenfalls unter Sonstiges firmiert?

Innerhalb der EU sind die Interessenlagen und ideologischen Präferenzen zudem sehr disparat. Eine einheitliche, konsequente und nachhaltige Haltung in dieser Frage ist nicht zu erwarten. Auch in Israel und Palästina dürften die vorherrschenden politischen Kräfte keine (eigenen politischen) Chancen in dem Vorschlag erkennen – nachdem man jahrzehntelang mit einer Konfrontationspolitik leidlich erfolgreich war. Und zu guter Letzt würden auch die Medien, deren Geschäftsmodell darauf basiert, Konflikte in die Gesellschaft zu tragen, einen gehörigen Anteil am Scheitern konstruktiver Ideen beitragen. So sorry. – Helmut Fangmann

Leserbriefezum Wochenmarkt „SOMMERKUCHEN MIT APRIKOSEN“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Gestern habe ich versucht, den Aprikosenkuchen aus dem Zeitmagazin nach Ihrer Rezeptangabe zu backen. 300 g Zucker zu 40 g Mehl schien mir doch recht unwahrscheinlich, dennoch war ich neugierig die vorgegebenen Angaben trotzdem zu testen......leider ein trauriger Misserfolg. Wie lautet bitte das korrekte Rezept? Stimmen evtl. auch weitere Mengen- Angaben der einzelnen Zutaten nicht? Sehr, sehr schade! – Jutta Holz-Nauert

Hatten Sie gerade Urlaub? Dieses Rezept haben Sie bestimmt nicht vorher ausprobiert. Ich war schon skeptisch, als ich die Menge an Flüssigkeiten las und das bisschen Mehl. Aber nun hatte ich schon alles eingekauft und mich auf den Kuchen gefreut. Frau R. wird’s schon wissen....Als ich die Form in den Ofen geschoben hatte, entdeckte ich, dass ich die Milch vergessen hatte hineinzurühren. Macht nix, dachte ich, ist schon flüssig genug. Na ja, heraus kam ein fetter Eierkuchen mit versunkenem Aprikosenmus, ziemlich braun obenauf vom aufgestreuten Zucker. Ich glaub, ich bleib beim österreichischen Rezept. – Barbara Sevecke

Wir und vor allem mein Gatte sind begeisterte Zeit-Leser. In der aktuellen Ausgabe im Zeitmagazin/Wochenmarkt, Aprikosenkuchen, hat sich offensichtlich ein Druckfehler eingeschlichen. Die Mehlmenge kann unmöglich 40 g sein, es müssten vielleicht 400 g sein. – Barbara Kubitschek-Bulian

Gerne kochen und backen meine Töchter und Ich die Rezepte im Wochenmarkt des Zeitmagazins nach. Bisher mit stetigem Erfolg,doch an diesem Kuchenrezept sind wir verzweifelt. Hier stehen sich 460ml Flüssigkeit ( Milch, Öl, Creme Fraiche) plus 4 Eier der winzigen Menge von 40g Mehl gegenüber. Der Teig hat also die Festigkeit einer dünnen Sosse und auch nach einer deutlich verlängerten Backzeit von einer Stunde ist die Konsistenz des Kuchens mehr als weich. Handelt es sich bei der Mengenangabe für das Mehl vielleicht um einen Druckfehler, oder hat Frau Raether die Eier nicht ,wie im Rezept beschrieben, mit anderen Zutaten ein paar Minuten lang vermengt, sondern diese getrennt und Eischnee untergehoben? Für ein paar sachdienliche Hinweise wären wir Ihnen sehr dankbar! – Familie Welp

Kann es sein, dass Ihr Rezept für den Aprikosenkuchen einen Schreibfehler enthielt? Mit 40 Gramm Mehl gebacken (wir hatten Zweifel) ergab es jedenfalls schönen Aprikosenmatsch. Muss es evt. 400 Gramm lauten? Zum Glück hatten wir noch einige Cannoli, die wir füllen konnten. Ggf. Sollten Sie aber andere Leser und Leserinnen vorwarnen. – Christina und Werner Link

Habe gerade ihr Rezept ausprobiert – leider fehlten in der Printausgabe 300 Gramm !!!! – Ursula Heindl

Ich backe selten, wollte Ihren Aprikosenkuchen versuchen- leider sind in der Printausgabe nur 40 Gramm Mehl vorgesehen- es ist sehr matschig geworden...ich habe an das Wunder des Backens geglaubt...wäre so ein Fehler nicht eine Warnmeldung über die News wert? Ich freue mich trotzdem weiter über Ihre Rezepte! – Isabelle Ferrari

Mit großem Interesse lese ich wöchentlich DIE ZEIT. Dabei greife ich voller Neugier immer zuerst zum ZEIT-Magazin und studiere das neue Rezept von Frau Raether. Gerade in der Corona-Zeit haben wir ihre Vorschläge sehr oft probiert und es als sehr bereichernd empfunden. Unsere gelegentlichen Gäste übrigens auch! Jetzt habe ich eine Frage zu dem neuen Rezept „Aprikosenkuchen“. Beim Nachmachen habe ich festgestellt, dass der Teig so flüssig war, dass ich mich nicht getraut habe, ihn so in den Backofen zu schieben. Ich habe solange Mehl dazugegeben, bis es er ein wenig mehr Festigkeit hatte. Statt 40 g Mehl sind es jetzt wohl ca. 140 bis 180 g geworden.

Das Ergebnis war schon mal sehr vielversprechend und schmeckte gut. Meines Erachtens fehlt noch die Lockerheit. Und die Kuchenhöhe erreichte nicht das Format, wie es auf der Abbildung gezeigt wird. Es stellt sich die Frage, ob die Angabe der Zutaten so richtig ist? Ich weiß, und das macht ja auch den Charme dieser Rezepte aus, daß man die Mengenangaben nicht auf die Goldwaage legen sollte. Ich würde mich freuen, wenn Sie die angegebenen Mengen nochmal überprüfen würden und mir gegebenenfalls eine Korrektur schicken würden. Für Ihre Bemühungen danke ich schon jetzt und freue mich auf Ihre Antwort! – Günter Roggel

Leserbriefe zu „Unter uns Türken“ von Emilia Smechowski und Özlem Topçu im ZEIT Magazin

„Unter uns Türken“ — eine sehr schöne redaktionelle Idee, ein sehr spannendes und informatives Gespräch im jüngsten ZEITmagazin. Ich erlaube mir, auf einen sprachlichen Aspekt hinzuweisen: Redaktionell sprechen Sie stets von „Deutschtürken“, was auch von den Gesprächsteilnehmern aufgegriffen wird. Ich glaube, dass Sie damit das „ewig türkische“ verfestigen, denn Türke ist der bestimmende Teil des zusammengesetzten Wortes, Deutsch wird zu einer zusätzlichen Eigenschaft des Türkischen (eine ethnische Vereinnahmung, die von Erdogan gerne benutzt wird, was ja im Gespräch thematisiert wird).

Ich kommentiere dies nicht aus Gründen irgendeiner sprachlichen Korrektheit, sondern des Inhalts wegen — alle Personen in diesem Gespräch haben (nehme ich zumindest an) deutsche Staatsbürgerschaft, sind somit „Deutsche“ (solange wir auf solche Identitäten zurückgeworfen bleiben). Vergleichsweise sprechen wir von Wolgadeutschen oder Sudetendeutschen... und nicht von Deutschrussen oder Deutschtschechen. Auch im Englischen heißt es Italian Americans oder African Americas, wenn die Herkunft eines (US) Amerikaners benannt wird. Ich halte es für wert, diesen Unterschied wahrzunehmen und in unserer Sprache darauf einzugehen. – Helmut Spudich

Die Nr. 1 der Folge „Unter uns Türken“ trägt sicherlich dazu bei, dass Integration und Zusammenhalt in der Gesellschaft befördert wird. Als eine der nächsten Folgen schlage ich das Thema „Unter uns Deutschen“ vor; z. B., um die verschiedenen Identitäten, Einstellungen und Mentalitäten darzustellen: Wenn es den Oberpfälzer nach Hildesheim verschlagen hat, wenn der Ostfriese in Oberammergau lebt, wenn der Hesse an der schleswig-holsteinischen Schlei zu Hause ist, wenn ... Die Erfahrungen der Zugewanderten und die der Einheimischen, die Schwierigkeiten, aber auch die Vorteile können verdeutlichen, dass Weggehen und Ankommen immer auch Prozesse sind, die ein humanes Verständnis und ein Bewusstsein notwendig machen, dass wir Menschen in EINER WELT leben. – Dr. Jos Schnurer

Ich habe Ihr Interview „Türkisch für Fortgeschrittene“ gelesen und möchten Ihnen gleichzeitig danken, Sie kritisieren, weiterdiskutieren. Die Lektüre war emotional und aufwühlend. Ich bin froh, dass es dieses Interview gibt und wütend über die vielen sprachlichen Begrenzungen. So interessant das Interview auch ist, das Label „Deutschtürk*in“ wird weiter zementiert und normalisiert. Der Artikel ist leider nicht sehr fortschrittlich, wie es im Titel heißt. Ich hätte auch in diese Runde gepasst und dann wiederum auch nicht. Beziehungsweise: ich möchte partout nicht reinpassen. Denn eine Frage beschäftigt mich schon seit Langem und sie taucht auch im Interview auf: Ab wann ist man denn nun endlich Deutsch?

Einfach nur Deutsch, ohne Zusatz, ohne Anführungszeichen, ohne Nebensatz? Meiner Meinung nach, ist das die derzeit wichtigste Frage, mit der wir uns als Gesellschaft beschäftigen sollten. Vielleicht können Antworten darauf erhellend für andere Konflikte sein? Kayikci erzählt, dass ihr Vater bereits in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Wie wird es dann mit Kayikcis Kindern aussehen? Werden die dann immer noch zu einer Interviewreihe unter „Migrant*innen“ eingeladen? Wann hört das auf mit diesem Label von außen, aber auch von innen? Es scheint mir wie ein unlösbares Rätsel, aus dem wir nicht rauskommen. Wir drehen uns im Kreis und das mach mich manchmal verrückt, wenn ich zu lange darüber nachdenke.

Denn ich habe keine perfekte Lösung. Einerseits weiß ich es sehr zu schätzen, dass sie diesen fünf individuellen Menschen eine Plattform geben, ihre Geschichten und Erfahrungen auszutauschen. Das war sehr interessant und hat absolute Berechtigung und auch Notwendigkeit in der öffentlichen Debatte. Andererseits werden sie mit dem Label „Deutschtürk*in“ gleichzeitig marginalisiert und ich bin mir sicher, dass das nicht Ihre Absicht ist. 60 Jahre nachdem türkische Gastarbeiter*innen dieses Land betreten haben, sind sie und ihre Nachfahren Teil von Deutschland geworden. Das mag man gut oder schlecht finden, aber so ist es.

Ich erwarte förmlich, dass alle verstehen, dass diese Gesprächsrunde mit fünf Deutschen stattgefunden hat. Punkt. Ich glaube, der Punkt nach „Deutsch“ ist ausschlaggebend. Sobald eine Präposition wie „mit“ folgt, sind wir ein Objekt der Analyse, das verständlich gemacht werden muss und damit nicht mehr Teil der Norm. Kübra Gümüsay verdeutlicht in ihrem Buch sehr aufschlussreich, wie Sprache und Sein (Buchtitel) zusammenhängen. Ich bin hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen, studiert, gereist, gelebt, geliebt. Die Türkei kenne ich aus Urlauben und einem Praktikum. Das Adjektiv „deutschtürkisch“ passt überhaupt nicht zu mir und meiner Person. Ich habe keine Migrationsgeschichte, keinen Hintergrund. Zumindest nicht mehr als alle Menschen irgendeinen Hintergrund – sei es familiär, kulturelle, politisch oder was auch immer – mit sich schleppen, der sie ausmacht.

Bei Menschen wie Cem, Nazan, Ülkü usw. bedarf es immer einer Erklärung während andere einfach nur Deutsch sind. Das ist meine Wahrnehmung in Gesprächen, in den Medien, der Politik. Diese Unterscheidung ist problematisch. Sie werden eingeordnet unter dem Label Deutschtürkisch – das begrenzt ihre Individualität und auch die Diversität der Menschen, die aus der Türkei eingewandert sind und deren Nachfahren. Das wiederum prägt die öffentliche Wahrnehmung, die immer noch sehr einseitig ist. Ich glaube, wir müssen mit der Sprache beginnen. Unsere derzeitige Sprache reicht nicht aus, mich zu beschreiben.

Nicht nur anderen mich zu beschreiben, sondern auch ich mich selber. Ich möchte Sie anregen, sich noch eine Stufe tiefer mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Einfach in der Hoffnung, dass Sie Antworten finden, denen ich noch nicht auf die Spur gekommen bin. Ich habe ein paar Texte über dieses Thema geschrieben, die ich gerne teilen würde. Ich bin aber nicht sicher, wie. Falls das irgendwie von Interesse sein und passen sollte, freue ich mich über Rückmeldung. – Ebru Ahuja

Wenn der Titel die Immigranten aus der Türkei und ihre Nachkommen als „Deutschtürken“ bezeichnet, reproduziert der Beitrag unkritisch den fundamentalen Webfehler der deutschen Immigrationspolitik. Für diesen Sprachgebrauch sind und bleiben diese Mitglieder der deutschen Gesellschaft „Türken“, während das Deutsche nur ein sekundäres Merkmal ist. Denn in zusammengesetzten Wörtern ist das rechte das Grundwort, das vom linken dann näher erläutert wird.

Eine Weinflasche ist eine unter anderen Flaschen, ein Flaschenwein ist einer unter anderen Weinen. Niemand käme daher auf die Idee, die Nachkommen deutscher Einwanderer in den USA als „Amerika-Deutsche“ zu bezeichnen; sie sind „Deutsch-Amerikaner“. Prämisse aller Beiträge in diesem Artikel ist also, dass da Deutsche sprechen; wie unser Grundgesetz in Artikel 116 ohne Wenn und Aber festlegt. Nur weil das für die Redenden selbstverständlich ist, kann die türkische Herkunft für sie subjektiv bedeutsam sein. Also: Türkei-Deutsche oder Türkisch-Deutsche. – Dr. Lutz Hoffmann

Langsam verliert man die Geduld, wenn immer wieder das Gleiche Falsch gemacht wird. Wir, damit sind wir Deutsche gemeint, müssen die Ausländer integrieren. Wir müssen gar nichts. Interessieren müssen sich die Ausländer selbst. Wer das nicht kann oder will, muß halt in sein Heimatland zurück. Was soll daran so schwer sein. Die Türken, die schon seit über 60 Jahren hier sind, können heute noch kein Deutsch sprechen – besonders bei den Frauen ist das verstärkt festzustellen. Mein Bekanntenkreis ist ziemlich groß, da kennt keiner einen Türken, eine Türkin gleich gar nicht. Sagen sie das bitte Herrn Özdemir. – Gunter Knauer

Vielen Dank für die sehr spannende Geschichte und die Einblicke in die türkische Community, mit der die meisten Menschen in Deutschland und Österreich vermutlich wenige persönliche Kontakte haben. Mir ist aber aufgefallen, daß die 5 GesprächspartnerInnen alle in einer privilegierten Gesellschaftsposition sind (bzw.dorthin aufgestiegen sind) und alle „Zeit“-LeserInnen sein könnten. Die anderen Schichten kommen nicht vor.

Keine, wie die Mutter eines Schulkollegen meines Sohnes, die nach 16 Jahren in Östereich noch kein einziges Wort deutsch spricht, niemand, der nach 30 oder 40 Jahren in D oder Ö noch kaum Deutsch kann und keine Kontakte zur Mehrheitsbevölkerung hat. Kein Kebabverkäufer, kein Gemüsehändler. Niemand, der seine Kinder zwangsverheiratet oder die Ehen seiner Kinder arrangiert. Auch deren Sichtweisen und Lebenswelten wären interessant. Freue mich auf die Weiterführung der Serie, bitte aber um etwas mehr Ausgewogenheit bei der Auswahl der GesprächsparterInnen und nicht nur um die Intergrationsweltmeister. – Rainer Hamet

Eine Anregung an alle (Leser:innen, Journalist:innen). Versuchen Sie mal das Wort „Türkdeutsche“. Es fühlt sich am Anfang etwas verdreht an, das gibt sich jedoch bald. „Türkdeutsche“ sind Personen, die einen deutschen Pass haben und einen engen Bezug zur Türkei, eventuell durch Migrationshintergrund oder auch durch Sympathie. Nun weiß ich nicht, welchen Pass die Teilnehmer:innen in der Gesprächsrunde hatten, ich nehme mal an, dass „Türkdeutscher“ für Herrn Özdemir gelten könnte.

Dieser Sprachansatz lässt sich auch für alle anderen Verbindungen verwenden, z.B. Afrodeutsche, Kroatischdeutsche, Chinadeutsche, usw. Deutschtürke besagt „Einmal türkisch – immer türkisch“, auch wenn die Person einen deutschen Pass hat. Das ist ärgerlich und ungerecht. Mit „Türkdeutsche“ wird die Zugehörigkeit zu Deutschland ins Bewusstsein gehoben. Wünsche interessante Entdeckungen mit dem „Türkdeutschen“ und hoffe auf viele Mitnutzer:innen. – Mechtild Neuberger

Leserbriefe zu „Über die Enge in den Straßen und die Enge im Denken“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich fand, wie so oft, Ihre Kolumne großartig und wollte Ihnen hierzu kurz eine Anekdote aus meinem Leben schildern: Auch in Wien gibt es viele enge Straßen, die auf beiden Seiten zugeparkt und keine Einbahnstraßen sind. Ich befand mich auf so einer Straße und hatte diese bereits zu 7/8 durchquert als mir ein anderes Auto entgegenkam. Da ich ca. 100m zurückfahren hätte müssen und der andere Fahrer (männlich, über 40 Jahre alt, also ca. so alt wie ich damals) ca. 3m, fühlte ich mich im – wenn auch ungeschriebenen – Recht und sah ihn freundlich und erwartungsvoll an.

Er allerdings machte eine wegwerfende Handbewegung, so als würde er sagen: ‚Husch, Husch, zurück mit Dir!‘ Woraufhin ich den Motor abstellte, ein Buch zur Hand nahm und zu lesen begann. Darauf bin ich heute noch stolz! Was genau er mich alles genannt hat, als er zurücksetzte – es blieb ihm ja nichts anderes übrig – möchte ich allerdings nicht wissen. – Elke Rattacher

Die Antwort ist JA, solchen Leuten gehört die Zukunft... – Christine Jüngling

Was Herr Martenstein „über die Enge in den Straßen und die Enge im Denken“ schreibt, trifft den Nagel auf den Kopf. Endlich wagt es mal jemand zu sagen. Auf was für eine schöne neue Welt steuern wir zu ? Am besten die ganze Weltliteratur auf den Müll, die Museen von allen rassistischen Werken befreien und Theater und Film zensieren? Auf den Straßen und im Netz darf dagegen weiter gepöbelt, gehtzt und beleidigt werden. Aber das ist ja nur die Meinung einer alten weißen Frau und das ist ja fast genauso schlimm wie ein alter weißer Mann zu sein. – Gaby Steininger

Leserbrief zu „Unter Strom. Mirko Borsche nimmt eine Kaffeemaschine mit amerikanischem Flair in Betrieb“. Augezeichnet von Franziska Herrmann im ZEIT Magazin

In Ihrem Artikel „Unter Strom“ taucht ein Fehler auf. Es müsste, siehe Link „Epos“ statt „Epour“ heißen. – Bernd Vögelein

Leserbrief zu „HILFE! Was ist der beste Weg, um sich von jemandem zu trennen?“ Gespräch mit Tara Christopeit geführt von Francesco Giammarco im ZEIT Magazin

Schönen guten Abend an die superreichen, in Lofts und edler Einsamkeit lebenden Zeitredakteuren*Innen. Jeder und jede aus dem Team ein in Polyamorie lebender bevökerungspolitischer Blindgänger*In. Interviewt wird eine Frau, die nicht wirkt, als hätte Sie außer Arbeit, Interviews geben und wichtig sein, sehr viel für Kinder, Heranwachsende, Schwererziehbare oder sozial Benachteilite getan. Ja, liebe Zeit, ich schätze Ihre unaufgeregte Nähe zu Scheidungskindern, Familientragödien und unspektakulären Ehestreitigkeiten. Hoffentlich hat jede*r von Ihnen im Leben viele Male die Möglichkeit den abgehoben Quatsch dieser Frau selbst zu erleben. Natürlich ohne Kinder, denn die passen gar nicht in die Glitzerwelt der Paartherapeutin. Oh je. – Mike Schenker

Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

Seit Jahrzehnten lese ich die Zeit, und mehr und mehr ärgere ich mich über zunehmende sprachliche Nachlässigkeiten. Oder sollte es sich gar um fehlende Sprachkenntnisse bei einigen Redakteuren handeln? Jüngstes Beispiel im Zeitmagazin S. 6: ...wenn sie aus einer Box...quillen. Gemeint ist ja hier wohl das starke Verb quellen. Starke Verben haben einen Vokalwechsel in der 2. und 3. Person Singular Präsens, alsö – quellen, ich quelle, du quillst, er /sie /es quillt – schmelzen, ich schmelze, du schmilzst, er/ sie/ es schmilzt etc. etc. Lault Duden finden sich sogar seltene Beispiele für ein schwaches Verb quillen, das aber völlig veraltet sei. Und altmodisch möchte Claire Beermann gewiss nicht sein! – Birgit Kammer