Der Ex-Kommissar ist noch nicht im Ruhestand[53187]

Markus Melzl schreibt heute Kolumnen

Lange war Markus Melzl der allen bekannte Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft. Täglich gab er Interviews für Radio, Fernsehen und Zeitungen. Seit ein paar Jahren jedoch ist er pensioniert und wohnt in Möhlin. Verstummt ist er deswegen nicht: fleissig schreibt er Kolumnen für die «Basler Zeitung» und die «Schweizerzeit» des SVP-Politikers Ulrich Schlüer.

Edi Strub

Markus Melzl wurde gebeten, doch noch ein paar Jahre zu bleiben, als er mit sechzig seinen Dienst bei der Basler Staatsanwaltschaft quittieren wollte. Doch Melzl liess sich nicht erweichen. «Genug ist genug. Ich hatte mir mit 39 Dienstjahren die volle Pension verdient und keine Lust mehr auf ganze Wochenenden mit Pikettdiensten bis in die frühen Morgenstunden. Zeitweise hatte ich sogar im Büro auf einer dünnen Liegeunterlage geschlafen. Das zehrt an den Kräften.»

Mitgespielt habe auch, dass sich die Politik in Basel immer häufiger in die Polizeiarbeit einmischte. So sollte zum Beispiel der Einsatz von Gummischrot verboten werden – auch bei gewaltsamen Demonstrationen. Auf die Polizisten wurde mit Zwillen Stahlkugeln und Steine abgeschossen – dazwischen standen Mütter mit Kindern und Kinderwagen. Aber kritisiert wurde von diesen Politikern laut Melzl nur die Polizei.

Der Ex-Kommissar ist noch nicht im Ruhestand[53187]

Geärgert hat sich Melzl auch, dass man die Herkunft von Tätern nicht mehr nennen durfte ohne Schelte dafür zu bekommen. So zum Beispiel als zwei türkische Familien auf einem Parkplatz aufeinander losgingen und einem Mann dabei ins Bein geschossen wurde. Die Polizei habe den Angeschossenen als «Schweizer türkischer Abstammung» bezeichnet, um deutlich zu machen, dass es um eine innertürkische Familienfehde ging. Hätte man nur «Schweizer» gesagt, wäre das Bild ein anderes, ein falsches gewesen. Dennoch habe man die Polizei kritisiert.

Schreibt KolumnenMarkus Melzl hat seine kritische Haltung gegenüber einem Teil der Ausländer und gewissen Politikern in seine Arbeit als Kolumnist bei der «Basler Zeitung» und «Schweizerzeit» mitgenommen. Er ist nicht Mitglied der SVP und möchte das auch nicht werden, das wäre ihm zu «verpflichtend», wie er sagt. Aber er findet es gut, dass die SVP diese Dinge anspricht und nicht einfach unter den Teppich kehrt. Und so schreibt er auch häufig in seinen Kolumnen über solche Themen. «Political Correctness» hin oder her.

Bei der «Basler Zeitung» habe er freie Hand, über das zu schreiben, was ihm am Herzen liege. Manchmal kämen Anregungen oder Vorschläge, aber nie inhaltliche Vorgaben. Kürzlich hat Markus Melzl eine Kolumne über die umstrittene Anschaffung von Tesla-Wagen für die Basler Polizei geschrieben. Die Basler Polizei hätte die Wahl des Fahrzeugtyps nicht einem ökoaffinen Amt fern der täglichen Polizeiarbeit überlassen sollen, fand er. Darüber freuten sich nur die Schnitzelbänggler.

Begeisterter HundesportlerWenn Markus Melzl nicht Kolumnen schreibt, beschäftigt er sich gerne mit seinen zwei Hunden. Seine Frau und er sind begeisterte Hundesportler. Es reiche nicht, mit seinem Hund täglich spazieren zu gehen, man müsse sie geistig fordern, indem man sie zum Beispiel im Wald an der langen Leine Hundefutter aufspüren lasse oder mit ihnen ins Agility-Training gehe. Daran hätten sie unglaublich Spass, blieben gesund und würden nicht aggressiv.

«Schon als Bursche hatte ich immer Tiere: Goldhamster, Meerschweinchen und Papageien», sagt Melzl. An freien Schulnachmittagen sei er in den Zoo gegangen, um zu helfen. Dort durfte er dann unter Leitung eines Wärters in den Gehegen saubermachen und für die Wölfe, Wisente und Bisons Futter herbeischaffen. Das habe ihm sehr gefallen, da er damals noch keinen Hund hatte.

In Möhlin zu HauseMöhlin sei für ihn, den Basler, eine neue Heimat geworden. Hier hätten er und seine Frau viele Freunde und Bekannte gefunden. Er halte bei «Senioren für Senioren» und in der Kirchgemeinde Vorträge, wie sich ältere Menschen vor Überfallen, Diebstählen und Betrügereien schützen könnten. Das sei schliesslich sein Gebiet und verschaffe ihm Kontakte, die ihn und seine Frau in der Gemeinde Wurzeln schlagen lassen.

Manchmal, wenn er gerade nichts zu tun hat, schaut sich Markus Melzl auch einen Krimi an. Sein Liebling: «Hawaii Five-0». «Das ist zwar jenseits, wie das dort zu und hergeht», sagt er. Das habe nichts mit normaler, guter Polizeiarbeit zu tun. Auch beim «Tatort» sei das eigentlich so. In der richtigen Polizeiarbeit gebe es zum Beispiel keine Verhöre zwischen Tür und Angel wie in diesen Krimis. Wenn ein Opfer, ein Täter oder ein Zeuge aussagen wolle, müsse man ihn sofort vom Ort des Geschehens wegbringen und einem formellen Verhör gemäss Strafprozessordnung zuführen. Sonst würden die Aussagen von den Rechtsanwälten angefochten und vom Gericht für null und nichtig erklärt. Aber diese Dinge stören Markus Melzl nicht, wenn er vor dem Fernseher sitzt. Dann kann er nur schmunzeln, er ist ja schliesslich nicht mehr Kommissar Melzl bei der Basler Staatsanwaltschaft.