Solidarität mit Hochwasser-Opfern: So helfen Brandenburger in der Not

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Potsdam

Die Solidarität mit den Flutopfern in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Rheinland-Pfalz, wo viele Menschen ihr Leben oder Hab und Gut verloren haben und noch immer etliche Menschen vermisst werden, ist in Brandenburg groß. Viele erinnern sich an die Flutkatastrophen an Oder und Elbe.

Benefizspiel und Fraktionsspende

Die Michels Gruppe, zu der unter anderem die Brandenburgklinik Berlin-Brandenburg und die Seniorenresidenzen Ulmenhof und Buchenhof sowie das Wachkomazentrum Regine-Hildebrandt-Haus gehören, spendet am Samstag (24. Juli) anlässlich eines Benefizspiels zwischen den Fußballvereinen SV Rüdnitz/ Lobetal 97 und SG Biesenthal/Marienwerder mindestens 50.000 Euro, die den Hochwasseropfern zu Gute kommen.

Die Abgeordneten der Linksfraktion im Brandenburger Landtag spendeten 7.000 Euro für die Opfer der Hochwasserkatastrophe. „Mit unserer Spende wollen wir helfen, Leid zu lindern und den Betroffenen neue Zuversicht zu geben“, erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer, Thomas Domres.

20.000 Euro für die am stärksten betroffenen Regionen

Der Verein Pro Brandenburg e.V. überreichte am Donnerstag dem Bevollmächtigten des Landes NRW, Staatssekretär Mark Speich, einen Spenden-Scheck über 20.000 Euro. Damit soll ein Wiederaufbauprojekt in den am stärksten betroffenen Regionen in NRW unterstützt werden.

Jutta Jahns-Böhm, Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, Oliver Günther, Vorsitzender von Pro Brandenburg und Präsident der Uni Potsdam, NRW-Staatssekretär Mark Speich und Andreas H .E. Kimmel, Geschäftsführer von Pro Brandenburg und Beauftragter Gesellschaftliche Verantwortung + Politik E.DIS Netz GmbH

Quelle: Pro Brandenburg

Viele private Hilfsaktionen

Vielerorts sind lokale Unterstützungsprojekte entstanden. In Potsdam etwa sammelte der Unternehmer Sebastian Frenkel bereits 150.000 Euro. Er will mit dem Geld Bautrockner organisieren, die in den Katastrophengebieten zum Einsatz kommen sollen. Der Potsdamer ist mittlerweile auf dem Weg in die betroffenen Gebiete.

In Niedergörsdorf sorgte eine spontaner Hilfsaufruf für großen Andrang im Pfarrhaus. In Königs Wusterhausen spendete der Imbiss am Kanal am Dienstag pro verkaufte Wurst 50 Cent für die Flutopfer.

Gezielte Fluthilfe für Sinzig aus Senzig

Als die Meldungen von der Flutkatastrophe in Westdeutschland die Runde machten, erinnerte man sich in Senzig (Königs Wusterhausen) an eine alte Bekanntschaft. Zur Kleinstadt Sinzig in Rheinland-Pfalz, die im Hochwasser versank, gab es einst rege Kontakte. Deshalb soll die Fluthilfe nun ganz gezielt dorthin gehen. Senziger helfen Sinzigern in der Not.

Aus der Idee wurde schnell ein konkretes Projekt. Kinder aus Sinzig sollen zu einem einwöchigen Ferienlager ins Dahemeland eingeladen werden. Dafür sammelt das Netzwerk Senzig gerade Spenden. „Die Idee kommt sehr gut an“, berichtet der Vereinsvorsitzende Jürgen Müller. Wenige Tage nach dem Aufruf sind schon rund 5.500 Euro auf dem Spendenkonto. Die Fußballer wollen ein Benefizspiel veranstalten. Die Angler bereiten einen Spendenlauf vor.

Wer spendet, bekommt Freikarte

Ebenfalls in Königs Wusterhausen hat sich Daniel Gropp, Wirt der „Schmitz Katze“, mit den Netzhoppers-Volleyballern was besonderes überlegt: Wer in seinem Lokal für die Flutopfer spendet, bekommt eine Freikarte für das am Freitag startende Beachvolleyball-Turnier.

Auch im Örtchen Oberbaar können sich Flutopfer auf die Unterstützung aus Brandenburg verlassen: Ein erster Lkw mit Sachspenden aus Dahme-Spreewald ist am Freitagmorgen im pfälzischen Ort in der Nähe von Ahrweiler angekommen. Die Spenden waren innerhalb der vergangenen Woche von zahlreichen Menschen aus Dahme-Spreewald zusammengetragen worden.

Und während andere Bekleidung oder Geld für die Flutopfer in Westdeutschland spenden, spendet Landwirt Felix Schneermann aus Schönfließ (Kreis Oberhavel) 39 Heuballen. Das sind insgesamt rund 7,8 Tonnen feinstes Tierfutter. „Das reicht fast einen Monat lang für 50 Pferde“, sagt der 27-Jährige, auf dessen Hof fast 90 Pferde leben.

Viele Helfer: Manche Unterstützung nicht mehr erforderlich

Wie existenziell wichtig das Futter nach einer Flut werden kann, das hat der Landwirt nach dem Starkregen 2017 selbst erlebt.

Eine gute Nachricht ist: Die Welle der Solidarität ist in ganz Deutschland groß. So groß, dass 200 ehrenamtliche Helfer aus Brandenburg/Havel überraschend wieder ausgeladen wurden. Sie werden wohl in dem Einsatzgebiet in Rheinland-Pfalz, in dem sie angefordert wurden, schlicht nicht mehr gebraucht. Auch Helfer aus Teltow-Fläming bleiben am Wochenende zuhause, obwohl sie eigentlich auch angefordert worden waren.

Helfer aus der Prignitz planen dennoch ihre Fahrt ins Katastrophengebiet im Westen Deutschlands. Am Sonntag früh geht es für vier Helfer los. Außerdem stellte der Landkreis 100 000 Euro für den Wiederaufbau bereit.

Dramtische Tage liegen hinter den Einsatzkräften

Andere Einsatzkräfte, die bereits seit Tagen in den betroffenen Gebieten, haben aber viel zu berichten – auch Schlimmes. So rechnen die Helfer aus Potsdam-Mittelmark leider auch noch damit, Leichen zu finden. Dennoch sei die Kameradschaft unter den Einsatzkräften äußerst lobenswert. Am Samstag treten sie den Heimweg an.

Von MAZ-Online