Haustiere in Corona-Zeiten: Was muss ich bei der Anschaffung beachten?

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Haustiere in Corona-Zeiten: Was muss ich bei der Anschaffung beachten?

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„Langfristig planen, nicht impulsiv entscheiden“: Worauf man beim Kauf von Haustieren achten sollte

Katze oder Hund statt Einsamkeit: Während der Corona-Pandemie nutzen mehr Menschen die Gelegenheit, sich ein Haustier zuzulegen.

Aber worauf muss man achten, wenn man ein Tier adoptieren möchte?

Lea Schmitz vom Tierschutzbund Deutschland gibt Tipps für die Anschaffung.

Kira von der Brelie

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29.04.2021, 17:39 Uhr

Sich ein Tier gerade in Corona-Zeiten anschaffen – da gilt es einiges zu beachten.

© Quelle: Silvia Marks/dpa-tmn

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Sozialer Kontakt auf Abstand, lange Abende zu Hause und Spaziergänge statt Strandurlaube: Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag stark verändert, die Psyche kämpft gegen Angst, Einsamkeit und Langeweile. Eine Folge: Mehr Menschen nutzen die Gelegenheit, um sich ein Haustier zuzulegen.

Fast eine Million mehr Haustiere als in 2019 leben in deutschen Haushalten im Corona-Jahr 2020, meldeten der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF). Auf Platz eins stehen dabei Katzen, auf Platz zwei Hunde. Aber was muss man beachten, wenn man sich ein Haustier anschafft? Wie viel kostet ein Hund und was muss vorab geklärt werden? Die wichtigsten Fragen im Überblick.

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Welches Tier passt zu mir?

Ein Hund muss dreimal am Tag raus, eine Katze braucht Platz – wer sich ein Tier anschaffen will, sollte nicht nur nach der Lieblingsart gehen. Viel wichtiger ist die Frage: Welche Bedürfnisse hat das Tier und kann ich diese erfüllen? „Wer voll berufstätig ist, kann den Hund nicht alleine zu Hause lassen, und auch eine Katze will regelmäßig geschmust und bespaßt werden“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. In der Broschüre „Welches Tier passt zu mir?“ hat der Tierschutzbund Deutschland alle Informationen auf einen Blick versammelt.

Kann ich mir ein Haustier leisten?

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Ein Tier kann ganz schön teuer werden. Denn zu den Anschaffungs- und Futterkosten können hohe Tierarztrechnungen kommen. „Das ist etwas, das viele nicht mit einkalkulieren“, warnt Schmitz. Besonders bei Hunden würden viele die Sonderkosten für Hundesteuer, Hundeschule und Hundehaltehaftpflichtversicherung nicht mitdenken. Das sei natürlich je nach Größe unterschiedlich, aber dennoch nicht zu verachten: Ein 14-jähriger Hund koste zwischen 12.000 und 17.000 Euro, eine 16-jährige Katze mindestens 11.450 Euro.

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Wer übernimmt welche Aufgaben?

Wer geht mit dem Hund, wer macht das Katzenklo sauber? Diese Fragen sollten vor einer Anschaffung zweifelsfrei geklärt werden. „Gerade Kinder versprechen schnell, dass sie das übernehmen. Da können sich Erwachsene aber nicht immer drauf verlassen“, sagt Schmitz. „Die Eltern müssen damit rechnen, dass sie im Zweifel einspringen müssen.“ Ideal ist da ein Probesitting: „Vielleicht gibt es die Möglichkeit bei Bekannten oder Verwandten mal probeweise ein Tier zu betreuen“, sagt Schmitz. „Da können die Kinder schon mal testen, ob das was ist.“

Wo finde ich mein Wunschtier?

„Wir empfehlen immer, zuerst im Tierheim zu schauen“, sagt Schmitz. „Dort sind viele tolle Tiere, die auf ein Zuhause warten.“ Wenn das Tier vom Züchter sein soll, sollte man besonders auf einen direkten Kontakt achten. „Es ist wichtig, den Züchter im Vorfeld persönlich kennenzulernen, um sicherzustellen, dass man nicht an einen illegalen Händler gerät“, sagt Schmitz.

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Empfehlungen von Freunden, dem lokalen Tierarzt oder Tierschutzverein und eine tiergerechte Umgebung mit Familienanschluss für die Welpen seien außerdem wichtige Indikatoren. „Man muss die Tiere vor Ort beim Züchter zu Hause besuchen können, um sich ein Bild zu machen, ob es passt“, sagt Schmitz. „Bei einem seriösen Züchter ist das auch trotz Corona möglich.“

Kann ich mir auch online ein Tier kaufen?

„Ich würde immer sagen: Finger weg von Kleinanzeigen“, sagt Schmitz. Man wisse nicht, an wen man gerate und woher diese Tiere kommen. Händler können im Internet anonym agieren – die blauäugigen Käufer merken oft erst zu spät, dass sie weder Kaufvertrag haben noch die wahre Identität des Verkäufers kennen. „Tiere sind einfach keine Ware, die man online shoppt“, sagt Schmitz.

Auch den Verkauf von Tieren im Zoofachhandel oder in Baumärkten sieht der Tierschutzbund kritisch: Die Zurschaustellung auf begrenztem Raum, ohne menschliche Bezugsperson, bedeute Qual und Stress. Und auch bei kleinen Heimtieren sei nicht klar, woher diese letztlich kommen. „Es ist aus unserer Sicht auch gar nicht notwendig, ständig neue Tiere zu züchten“, sagt Schmitz. „Im Tierheim gibt es in der Regel genug Tiere, die ein Zuhause suchen.“

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Was ist, wenn das Tierheim in der Nähe kein passendes Tier hat?

„Gerade ist es tatsächlich so, dass die Nachfrage so extrem hoch ist, dass auch einige Tierheime leergefegt sind“, sagt Schmitz. „Da kann ich immer nur um Geduld bitten.“ Jetzt sofort einen Hund und am liebsten einen Welpen haben zu wollen sei ohnehin eine problematische Haltung. „Es ist wichtig, langfristig zu planen und nicht impulsiv zu entscheiden beim Tierkauf“, sagt Schmitz. „Man kann auch in einem anderen Tierheim fragen oder eben ein paar Wochen oder Monate warten, bis sich ein passendes Tier im Tierschutz findet.“

Kann ich auch einen Straßenhund aus Griechenland adoptieren?

„Tierschutz macht nicht an der Grenze Halt und man darf die Augen nicht vor dem Leid der Straßentiere verschließen“, sagt Schmitz. „Aber auch hier gilt: Seriosität ist alles.“ Sinnvoll sei, sich an eine deutsche gemeinnützige Organisation zu wenden, die mit einem Tierheim im Ausland kooperiert. „Wichtig ist auch, dass nicht ,nur ́ Tiere nach Deutschland importiert werden, sondern auch vor Ort daran gearbeitet wird, die Situation zu verändern“, so Schmitz. Auch sollte man bei der Organisation abfragen, ob die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Das heißt unter anderem: Sind die Tiere gechipt? Gibt es einen EU-Heimtierausweis? Ist das Tier gegen Tollwut geimpft? Und ist der Transport über das EU-System Traces angemeldet?

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Außerdem rät Schmitz von Direktadoptionen ab. Man sollte sich die Tiere nicht nur via Foto aussuchen, sondern das Tier vorher persönlich kennenlernen. „Viele Tierschutzvereine und -heime haben Partnertierheime, zum Beispiel in Rumänien oder Spanien, und nehmen regelmäßig Tiere von dort auf.“ Beim lokalen Tierheim könne man erst einen Spaziergang machen und dann entscheiden, ob das Tier zu einem passt. Außerdem könne es sein – je nachdem, was die Tiere mitgemacht haben –, dass eine intensivere Betreuung notwendig sei. Holt man das Tier im Tierheim um die Ecke, hat man auch im Nachhinein noch einen Ansprechpartner.

Wie geht es nach Corona weiter?

Die wichtigste Frage aber ist: Passt das Haustier auch noch ins Leben, wenn die Pandemie vorbei ist? Der Deutsche Tierschutzbund und seine angeschlossenen Tierheime warnen vor einer Abgabewelle von Haustieren infolge des coronabedingten Haustierbooms. „Wenn alle wieder normal zur Arbeit gehen und in den Urlaub fahren, fällt das Tier vielleicht schnell hinten runter“, sagt Schmitz.

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Wichtig sei deswegen, die Anschaffung auch zu Nicht-Corona-Bedingungen durchzudenken. Insbesondere das Thema Urlaub sei heikel: „Kann das Tier betreut werden? Oder will man es mitnehmen? Das empfehlen wir eigentlich nur für Hunde, die – solange es keine Flugreisen sind – meist gerne mitverreisen“, sagt Schmitz. Aber auch da müsse man sich bewusst machen, dass die Auswahl der tierfreundlichen Urlaubsunterkünfte begrenzt sei – und häufig Mehrkosten mit sich bringen.