GameStop, AMC und Co - «Spiel mit dem Feuer»: Wo Anleger die nächsten «Meme Stocks» vermuten

Ein "Meme" ist ein Thema, das auf Social Media oder im Internet blitzartig sehr bekannt und verbreitet wird. Das kann ein Song sein, der sofort sehr populär wird, ein Bild-Sprach-Witz, der sich rasch über Smartphones um die Welt geht, oder auch eine Aktie. Ende Februar beobachteten Börsianer weltweit mit Erstauen oder Entsetzen, wie die wirtschaftliche angeschlagene Aktie der antiquierte Videospiel-Ladenkette Gamestop plötzlich massiv nach oben getrieben wurde und zeitweise ein Plus von 2500 Prozent an den Tag legte.

Auch andere Unternehmen wie die unter Corona-Schliessungen leidende Kinokette AMC katapultierte es an der Börse danach im ählichen Stil nach oben. Auf diesen Aktien hatte es zum Zeitpunkt ihres enormen Kursausbruchs grössere Shortpositionen gegeben. Der Grund: Oft noch junge Anlegerinnen und Anleger (wobei es wohl hauptsächlich männliche Börsenteilnehmer waren) mit wenig Kapital sprachen sich in Internetforen ab, auf welche Aktie sie nun losgehen sollten. Das Spiel hat nun schon einige Male funktioniert. Und dies nicht nur bei Aktien, sondern auch bei einer Kryptowährung wie Dogecoin, die zunächst, so wird berichtet, als "Witz" begonnen hat.

Mit dem fieberhaften Aufkommen der "Meme Stocks" mitzuhalten, ist für Analysten und Investoren ein bisschen wie "Blinde Kuh spielen". Einen Anhaltspunkt geben allerdings die Shortpositionen. In den Fokus sowohl der Social-Media-Trader als auch der Marktstrategen geraten Aktien, bei denen die Leerverkäufer in grösserer Zahl fallende Kurse erwarten.

230 kotierte US-Unternehmen kommen in Frage

Allerdings gibt es am US-Markt fast 230 Unternehmen, die am Markt mit mindestens 100 Millionen Dollar kapitalisiert sind und bei denen die Shortpositionen 15 Prozent oder mehr ausmachen. Bei vier von fünf dieser Unternehmen ist der Kurs über die vergangenen vier Wochen gestiegen. Im Durchschnitt betragen die Kurszuwächse 18 Prozent: Der US-Index S&P 500 ist in der gleichen Zeit um 2,3 Prozent angestiegen.

Die grössten Leerverkaufsbestände gibt es beim Krankenversicherer Clover Health Investments, beim Nutzfahrzeughersteller Workhorse Group oder beim Gefängnisbetreiber Geo Group. Diese sind aber bereits auf dem Radar der Social-Media-Trader gelandet.

Nun richten sich die Augen auf Unternehmen wie Bumble, das eine Dating-App betreibt, oder Petco Health and Wellness, ein Händler von Haustieren und Haustierzubehör. Beide sind erst dieses Jahr an die Börse gegangen und haben sich kursmässig vergangenen Monat nicht sonderlich gut entwickelt. Auch beäugt wird die Werbe-Techfirma PubMatic, bei der sich die Leerpositionen auf 54 Prozent belaufen, oder der Freizeitboot-Bauer MarineMax und das Biotech-Unternehmen Black Diamond. Letzteres verlor Mitte Mai an der Börse schlagartig rund 50 Prozent des Werts.

Die Euphorie stoppt schnell

Doch so leicht ist es nicht. Die Meme Stocks bleiben sehr volatil und allzu schnell verbrennen sich Anlegerinnen und Anleger auf Jagd nach Riesen-Renditen die Finger. Die Clover-Health-Aktie war mit einem Kursplus von 32 Prozent in die vergangene Woche gesprungen und legte um weitere 140 Prozent zu. Am Donnerstag allerdings fielen die Kurse und alle, die im Eifer und oft erst spät zugekauft hatten, mussten Verluste hinnehmen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass all dies in dieser Form noch lange weitergehen wird", sagte Barry Schwartz, Anlagechef beim kanadischen Vermögensverwalter Baskin Wealth Management. "Nur, weil etwas geshortet ist, heisst dies noch nicht, dass ein Kauf sich für einem auszahlt." Schwartz richtet eine eindeutige Warnung an alle, die bei leerverkauften Aktien eine Kursrakete vermuten: "Ihr spielt mit dem Feuer."

(cash/Bloomberg)