Nach Hochwasserkatastrophe an der Ahr: Menschen im Kreis

In nicht einmal drei Stunden ist das Lager der Sammelstelle beinahe restlos mit Spenden für die Hochwasseropfer gefüllt.

Foto: Margit Bach

Am Freitag hatte der DRK-Kreisverband Oberlahn einen Aufruf gestartet, um Hilfsgüter für die Opfer der Unwetterkatastrophe zu sammeln. Dieser stieß auf überwältigende Resonanz: „Wir mussten schon bald einen Aufnahmestopp verhängen, so viele Anrufer und Mailschreiber kündigten die Anlieferung von Kleidung und anderen Dingen an“, sagte Patrick Schmittel, der DRK-Kreisbereitschaftsleiter Ehrenamt.

Es sollten auch die Menschen, die ihre Hilfsgüter ohne Anmeldung abgeben wollten, am Wochenende noch kommen können. Dann war der Ansturm derjenigen, die mit ihren Sachspenden helfen wollten, so groß, dass wegen der vollen Lager für Sonntag endgültig ein Annahmestopp ausgesprochen werden musste. „Wenn es mit der Sammlung weitergeht, wenden wir uns wieder an die Öffentlichkeit“, teilte das DRK am Sonntag mit.

Patrick Schmittel berichtete am Rande der Sammelaktion, dass Kontakt zu einem hiesigen Veranstaltungsmanager bestehe, der eine Firma im Kreis Ahrweiler betreibe und am Sonntag mit einem 3,5-Tonner plus Tandemanhänger Hilfsgüter dorthin transportieren werde. Weitere Fahrer mit großen Lastwagen hätten ebenfalls ihre Hilfe angeboten.

Außerdem fahre das DRK mit eigenen Fahrzeugen voller Waren dorthin. Und vermutlich werde eine nächste Tour für Mittwoch geplant, denn die Apotheke des St.-Vinzenz-Krankenhauses in Limburg habe ebenfalls Materialspenden angekündigt.

Dies kläre sich am Montag, sodass eventuell übrig gebliebene Sachspenden noch mitgenommen werden könnten. Bereits am Samstagabend stellte dann das Unternehmen Herzberg einen Lkw-Anhänger bereit, um einen Teil der Spendenmenge geschützt aufbewahren zu können.

Nach Hochwasserkatastrophe an der Ahr: Menschen im Kreis

„Die Hilfsbereitschaft ist riesig“, sagte am Samstag Haide Leuninger. Die in Elkerhausen aufgewachsene Frau lebt seit 20 Jahren im Westerwaldort Oberrod und arbeitet beim DRK Oberlahn als ehrenamtliche Rettungsassistentin und hauptamtliche Fahrerin im Rettungsdienst. Zusammen mit rund 15 weiteren Aktiven nahm sie am Samstag die Sachspenden entgegen, während am Eingang zum DRK-Gelände Nicholas Rehbein dafür sorgte, dass kein Verkehrschaos entstand.Angelika Al-Rebaie hatte ihr Fahrzeug etwas entfernt geparkt und schleppte ihren Sack voller Hemden und Pullover zu Fuß zur Sammelstelle.

„Wir wissen gar nicht, wie gut wir es haben“, sagte sie, „und ich hoffe, dass das Land genug Geld für die Geschädigten zur Verfügung stellt.“ Die Ehefrau des früheren Kinderarztes Dr. Ismat Al-Rebaie verriet auch, dass ihr Mann zeitgleich auf der Bank Geld auf ein Spendenkonto für die Opfer der Naturkatastrophe überweise.

Aus Waldernbach war Claudia Streng gekommen und brachte vier Körbe voll Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, T-Shirts, Schuhe und anderes mit. Alles stammt aus dem aktuellen Bestand der Familie und der Schrank ist nun ein ganzes Stück leerer geworden. Gebügelt hatte sie vieles auch extra noch einmal. Ebenfalls aus Waldernbach stammt Anton Ickert, der Kleidung, Babykleidung, Spielsachen, Schuhe und einen leeren neuen Kanister ablieferte – alles gespendet von der Familie und den Nachbarn.

Aus Dehrn hatte sich Bernd Leber auf den Weg in die Residenzstadt gemacht und dies sogar schon zum zweiten Mal: Zuerst hatte er ein Auto voller Kleidung gebracht, bei der nächsten Fuhre war der Kofferraum mit Sachspenden, Hundefutter, Büchern und anderem gefüllt. Die Helfer sortierten die Waren in der großen Halle in die Sparten Kleidung, Hygieneartikel, Lebensmittel und Kinderspiele. Wenn die Hilfsgüter an ihrem Bestimmungsort eingetroffen sind, werden diese vom dortigen Einsatzstab zusammen mit dem Sozialministerium und den dortigen Hilfsorganisationen verteilt.

Kurz vor der Abfahrt zum 48-Stunden-Hilfseinsatz in Ahrweiler: (von links) Christopher Rennwanz, Verena Seewald-Stahl, Ilona Strobl und Josef Ilgem. Nicht auf dem Foto sind Fabien Skorno und Kevin Lean, die noch erwartet werden und auch mitfahren werden.

Foto: Margit Bach

Während an der Annahmestelle ständig neue Spender eintrafen, bereiteten sich sechs DRKler auf die Abfahrt mit zwei Rettungswagen zu einem 48-stündigen Hilfseinsatz in Ahrweiler vor: Verena Seewald-Stahl aus Wallmeroth bei Betzdorf, Christopher Rennwanz aus Aumenau, Ilona Strobel aus Waldhausen, Josef Ilgen aus Weilburg, Fabien Skorno aus Weilmünster und Kevin Lean aus Edelsberg wussten da noch nicht, was sie nach der etwa anderthalbstündigen Fahrt erwarten wird.

Bei ihrer Arbeit für das DRK hätten sie schon viel erlebt, aber solche Ausmaße an Zerstörung gingen über die Vorstellungskraft hinaus. „Kommt gesund zurück“ – so wurden die freiwilligen Helfer auf die Reise geschickt.

Bei einem Telefonat mit Patrick Schmittel am Sonntagmorgen berichtete dieser, dass die Sechs gut angekommen seien, aber das Dorf, in dem sie helfen sollten, sei nicht erreichbar. Einige der DRKler hätten versucht, zu Fuß in das Dorf zu gelangen, aber auch das sei nicht möglich gewesen. Inzwischen seien sie zu einem anderen Einsatzort geschickt worden. Das betreffende Dorf werde zurzeit von der Bundeswehr aus der Luft versorgt. Die Bundeswehr hätte auch die Aufgabe, die Zuwege frei zu räumen.

Patrick Schmittel selbst wurde am Sonntagmorgen ebenfalls zum Einsatz nach Ahrweiler berufen. Zunächst war er auf dem Weg nach Wiesbaden ins Ministerium, um von dort zum Nürburgring zu starten und dort als Verbandsführer die Strukturierung und Einsatzführung für die hessischen Einsatzkräfte zu übernehmen.