Warum Katzen so verrückt nach Katzenminze sind

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enn sie den Duft in die Nase bekommen, geraten sie völlig aus dem Häuschen. Katzenminze berauscht die Vierbeiner geradezu. Sie reiben ihren Körper an dem Kraut, wälzen sich darin, rollen sich auf Spielzeug und allem, was Nepeta cataria enthält. Warum die Pflanze Katzen in einen derart euphorisierenden Zustand versetzt, war bisher nicht klar. Forscher unter der Leitung der japanischen Universität Iwate sind der Frage nachgegangen und kamen mit ihrer Studie, die sie im Fachblatt „Science Advances“ veröffentlichten, zu dem Ergebnis:

Katzenminze wirkt nicht nur berauschend auf die Tiere, sondern schützt sie auch noch vor Stechmücken.

Quelle: pa/imageBROKER/Verena Scholze

Unsere felinen Freunde stehen nicht nur auf die Echte Katzenminze, sondern auch auf die asiatische Variante, den Japanischen Strahlengriffel, auch Silberwein oder Matatabi genannt.

„Das erste Mal tauchte Silberwein als Katzenlockstoff vor mehr als 300 Jahren in der japanischen Literatur auf. 1859 gezeichnete, folkloristische Ukiyo-e (Anm. d. Red.: ein Genre der japanischen Kunst) zeigen eine Gruppe von Mäusen, die Katzen mit dem Geruch von Silberwein verführen wollen. Die Vorteile dieses Katzenverhaltens waren jedoch nicht bekannt“, erklärt der Studienleiter, Masao Miyazaki von der Uni Iwate, in einer Pressemitteilung.

High, so high

Warum Katzen so verrückt nach Katzenminze sind

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Die Substanz Nepetalacton in Katzenminze verursacht den rauschartigen Zustand der Tiere. Im Japanischen Strahlengriffel erzielt das verwandte Nepetalactol diese Wirkung, wie die Wissenschaftler in Versuchen herausfanden. Dafür haben sie den Stoff auf Papier gegeben und die Reaktion von insgesamt 17 verwilderten sowie 18 Hauskatzen beobachtet: Die Tiere rieben ihren Körper daran und wälzten sich darauf. Außerdem stieg nach dem Kontakt mit Nepetalactol ihr Endorphinspiegel im Blut an. Die Substanz wirkt also tatsächlich wie eine Droge auf die Katzen. Laut den japanischen Forschern reagieren sogar Jaguare, Amur-Leoparden und europäische Luchse ähnlich euphorisiert wie ihre kleinen Verwandten auf das Nepetalactol.

Links der Japanische Strahlengriffel der Art Actinidia polygama und rechts die Echte Katzenminze

Quelle: Wikipedia Qwert1234/CC BY-SA 3.0/pa/GWI/Rita Coates

Die Miezen schätzen aber nicht nur den Rausch, sondern auch den natürlichen Nutzen der Wirkstoffe: Denn sie dienen als Antimückenmittel.

Um das zu beweisen, brachten die Wissenschaftler in Nepetalactol getränkte Papierstreifen an Wänden und Boden an. Die Katzen rieben ihren Kopf daran und rollten sich darauf, um die Substanz auf ihrem Fell zu verteilen. Im Anschluss setzten die Forscher die Tiere Stechmücken aus. Tatsächlich landeten auf den Katzen, die sich vorher mit Nepetalactol eingerieben hatten, weniger Insekten als auf denen, die nicht in Berührung mit dem Stoff gekommen waren. Damit schützen sich die Stubentiger nicht nur vor juckenden Stichen, sondern auch vor Krankheiten, die von den Insekten übertragen werden könnten. Eine Frage, die sich die Forscher aber nun stellen:

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Mit weiteren Experimenten wollen sie das nun beantworten. Außerdem möchten Miyazaki und seine Kollegen herausfinden, ob sich aus den beiden Substanzen auch ein bei uns Menschen wirksames Insektenschutzmittel herstellen lässt. Und gegen ein ungefährliches Rauschmittel hätten wir in dieser nervigen Corona-Zeit sicherlich auch nichts einzuwenden.