Das Herz: Alle wichtigen Infos zu Herzerkrankungen

17.02.2017, 13:54 Uhr

Das menschliche Herz ist ein schier unermüdlicher Arbeiter. Im Laufe eines Lebens schlägt es rund 3 Milliarden Mal und pumpt dabei immer Blut durch unseren Körper. Wir verraten Ihnen alle Fakten rund um dieses einzigartige Organ.

Schwächelt das Herz, können sich schwere Krankheiten entwickeln, die mitunter lebensbedrohlich sind. Erkrankungen des Herzens und Körperkreislauf sind in Deutschland nach wie vor häufigste Todesursache. Probleme mit dem Herzen oder den Gefäßen lassen sich aber durchaus vermeiden - lesen Sie, welche Maßnahmen wir Ihnen ans Herz legen.

Herz und Gefäße - Eine Erbfrage

Sie erben eine Menge von Ihrer Familie - Ihr Aussehen, politische Ansichten, Kochrezepte. Dieser Liste können Sie auch das Stichwort "Herzprobleme" hinzufügen. Wenn ein Elternteil oder enge Verwandte vor dem 60. Lebensjahr an den Herzkranzgefäßen erkrankten, ist Ihr Risiko, selbst Herzprobleme zu bekommen, wesentlich erhöht. Auch die Neigung zu höheren LDL-Cholesterinwerten oder zu Risikofaktoren wie hohem Blutdruck wird Ihnen in die Wiege gelegt.

Jeder, bei dem Herzkrankheiten in der Familie vorkamen, sollte besonders aufpassen. Prädisposition heißt aber nicht, dass Veranlagung an allem schuld ist. Eine viel größere Gefahr geht von Ihrer Lebensweise aus. Wenn Sie Ihre Feinde kennen, können Sie jedoch lernen, sich gegen sie zu wappnen. Sieben Maßnahmen helfen Ihrem Herzen, länger jung zu bleiben.

Maßnahme 1: Bringen Sie Ihr Herz auf Trab

Für Ihre Gesundheit sollten Sie wöchentlich zwischen 3500 und 6500 Kilokalorien durch Bewegung verbrennen, also 500 bis 930 Kilokalorien am Tag. Einen Großteil davon schaffen Sie allein mit Hilfe ganz normaler Alltagsaktivitäten, ohne dass Sie dafür auch nur irgendetwas an Sport zu treiben brauchen.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen allerdings, dass Sie zusätzlich ein Ausdauertraining von etwa einer Stunde pro Woche einplanen sollten, um eine Herz-Kreislauf-Aktivität zu erreichen, die Ihren Herzschlag um 80 Prozent oder mehr beschleunigt. Die Ihrem Alter angemessene maximale Pulsfrequenz lässt sich nach der Formel 220 minus Ihr Alter angeben.

Im Hinblick auf ein längeres Leben genügt es, dreimal pro Woche den Puls für 20 Minuten auf Tempo zu bringen.

Sport senkt den Blutdruck, stärkt die Gefäße

Sport ist aus einer ganzen Reihe von Gründen sehr wichtig. Jede Art von körperlicher Betätigung senkt den Blutdruck. Selbst wenige Minuten Spazierengehen täglich reduziert Ihr gefährliches LDL-Cholesterin und erhöht Ihr gutes HDL-Cholesterin. Wenn man einen Muskel beansprucht, kräftigt man ihn, daher ist klar, dass der Herzmuskel gestärkt wird, wenn man sein Herz regelmäßig belastet. Sport stärkt auch die Blutgefäße, da es sie elastischer macht.

Falls Sie schon längere Zeit keinen Sport mehr getrieben haben sollten, fangen Sie mit flottem Spazierengehen an. Wenn Sie sich daran gewöhnt haben, gehen Sie zum Krafttraining über. Wenn auch das klappt, fügen Sie noch eine andere Sportart hinzu, die Ihren Puls nach oben treibt - zum Beispiel Radfahren oder Schwimmen. Sie können sich auch auf einem Heimtrainer abrackern.

Dick macht krank

Einer der wichtigsten Gründe für ein moderates Sportprogramm ist, nicht den Umfang einer Dampfwalze anzunehmen. Das hat einen ästhetischen Aspekt, entscheidend ist aber, dass Fettleibigkeit die beste Methode ist, Herzerkrankungen zu züchten. Wenn Sie einen Body-Mass-Index (BMI = Gewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat) von über 35 haben (beispielsweise bei einer Größe von 1,72 Meter ein Gewicht von 104 Kilogramm) und Ihr Taillenumfang darüber hinaus mehr als 102 Zentimeter (bei Männern) beziehungsweise 89 Zentimeter (bei Frauen) erreicht - gemessen in Nabelhöhe - dann ist Ihr Herzinfarktrisiko erhöht.

Übergewicht hat schwerwiegende Folgen: Zu hoher Blutdruck, erhöhte Zuckerwerte, schlechte LDL-Werte und eine zu hohe Belastung der Gelenke verbinden sich zu einer gefährlichen Mischung. Ihr Risiko steigt nochmals, wenn die überflüssigen Pfunde sich in der Bauchgegend konzentrieren. Die Fettzellen dort scheiden nämlich ein Hormon aus, das Entzündungen in Ihrem Körper begünstigt.

Noch eins: Sport hilft Ihnen auch, Stress abzubauen. Und nichts macht so alt wie Hektik, Druck und Unausgeglichenheit.

Maßnahme 2: Achten Sie auf Ihre Werte

Je besser Sie Ihre Körperwerte kennen und interpretieren können, desto besser können Sie auch Ihr Risiko abschätzen, an Herzproblemen zu erkranken, und die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen in Gang setzen. Die Deutsche Herzstiftung bietet auf ihrer Webseite einen Test zur Ermittlung des Herzinfarkt-Risikos an.

Blutdruck

Er gibt an, welchen Druck Ihr Blut auf Ihre Arterienwände ausübt. Ein Blutdruck von unter 120 zu 80 gilt als ideal. Ein durchschnittlicher Deutscher bringt schon 136 zu 83 zustande. Und Sie? Dummerweise zeigt hoher Blutdruck zunächst keine Symptome. Aber glücklicherweise kann er auch ohne großen Aufwand gesenkt werden, sei es durch Medikamente oder eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Daraus folgt, dass jeder seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren sollte.

Cholesterin

Mittlerweile weiß man, dass der allgemeine Cholesterinwert im Blut nicht so bedeutend ist. Wichtiger ist es, zwischen den beiden Cholesterinvarianten LDL und HDL zu unterscheiden, weil sie etwas ganz Unterschiedliches aussagen. Die grundsätzliche Wirkungsweise können Sie sich gut anhand der ersten Buchstaben der beiden Cholesterinformen merken: L für lebensgefährlich, H für hilfreich.

Hohe LDL-Werte können das Ergebnis einer falschen Ernährung sein: zu viele Big Macs, zu viele Croissants, zu viele Pommes frites. Zum Teil kann das Problem aber auch genetische Ursachen haben - die Neigung zu hohen LDL-Werten vererbt sich. Senken lassen sich die Werte mit Bewegung, indem man einige Kilo abnimmt oder indem man schlechte Kohlenhydrate vom Speiseplan streicht: Machen Sie einen Bogen um Weißmehl und weißen Zucker.

Der HDL-Wert sollte mindestens 40 Milligramm pro Deziliter Blut betragen. Man kann ihn auf verschiedene Weise erhöhen:

Nehmen Sie gesunde Fette zu sich, zum Beispiel Olivenöl, Fisch und Walnüsse.

Treiben Sie täglich 30 Minuten Sport.

Nehmen Sie Niacin (Nikotinsäure) zu sich. In der Regel kann der Körper es aus dem Eiweißbaustein Tryptophan bilden. Hähnchenbrust, Kalbfleisch, Mais und Austernpilze sind gute Lieferanten.

Alkohol ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Zu viel Alkohol schwächt das Immunsystem. Möglicherweise weil er die Zellen, die Ihren Organismus schützen, in ihrer Aktivität einschränkt. Alles, was bei Männern über zweieinhalb Gläser, bei Frauen über eineinhalb Gläser täglich hinausgeht, erhöht die Gesundheitsrisiken überproportional.

Blutzucker

Halten Sie den Blutzuckerwert unter 100 Milligramm pro Deziliter. Zu viel Zucker schädigt Ihre Arterien, weil dann die Phosphokinase unterbunden wird, ein Enzym, das an der Regulation der Zellvermehrung beteiligt ist. Diese aber ist wichtig, damit sich Ihre Arterien unablässig dehnen und wieder zusammenziehen können. Passiert das nicht, kommt es zu Rissen oder gar Löchern in den Arterieninnenwänden.

Maßnahme 3: Halten Sie sich geistig fit und pflegen Sie Kontakte

Sie haben nicht nur bessere Laune, wenn Sie glücklich sind, Sie sind auch gesünder, wenn Sie die Dinge optimistisch sehen. Denn Gefühle haben einen enormen Einfluss auf Ihre Gesundheit.

Meiden Sie Ärger und Streit

Negative Gefühle können hohen Blutdruck erzeugen, die Abwehrkräfte Ihres Körpers schwächen oder die Blutgefäße verengen, sodass die Blutversorgung erschwert wird. Es gibt aber Möglichkeiten, Psyche und Körper in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen. Entspannungstechniken gehören dazu. Ebenso ein gutes Zeitmanagement sowie eine Lebenseinstellung, mit der man sich nicht immer wieder über die gleichen Vorkommnisse ärgert.

Negativer Stress

Bis jetzt ist noch nicht ganz erforscht, wie emotionaler Stress körperlichen Stress erzeugt, doch der Einfluss ist auf jeden Fall enorm. Chronischer Stress schädigt Ihr Herz, und umgekehrt wirkt sich der Abbau von Stress gesundheitsfördernd auf Ihr Herz aus. Meditation, Entspannungstechniken und unter Umständen auch Medikamente helfen, mit Stressfaktoren im Leben besser umzugehen.

Alle Menschen sind verschieden, die Art und Weise, wie wir Stress abbauen, muss deshalb auch ganz unterschiedlich sein. Dem einen gelingt es, durch Gespräche wieder zur Ruhe zu kommen, dem anderen durch religiöse Rituale, dem Dritten dadurch, dass er mit Hund oder Katze spielt. Zu den effektivsten Stresskillern gehören sportliche Betätigung, Meditation und soziale Kontakte.

Maßnahme 4: Ernähren Sie Ihr Herz

Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen belegen, welch enorme Auswirkungen die Ernährung auf den Körper hat - besonders auf Ihr Herz. Wir geben gerne zu, dass die Empfehlungen für die richtige Ernährung oft verwirrend, manchmal sogar widersprüchlich sind.

Genuss mit Nuss

Nüsse enthalten sowohl gesunde Fette als auch gesunde Proteine. Manche Arten enthalten auch Flavonoide, einen Pflanzenfarbstoff, der antioxidierend wirkt. Mehrere Studien haben ergeben, dass etwa 30 Gramm Nüsse pro Tag das Auftreten von Herzerkrankungen um 20 bis 60 Prozent verringern. Die beste Nuss ist die Walnuss, und zwar wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren.

Ihr tägliches Fett

Olivenöl enthält einfach ungesättigte Fettsäuren, die Ihr HDL-Cholesterin erhöhen - das "hilfreiche" Cholesterin, das von High-Density-Lipoproteinen durch Ihren Körper transportiert wird. Je höher Ihr HDL-Wert, desto besser. Auch Gemüse und Obst erhöhen den HDL-Wert.

Fit mit Fisch

Fisch, besonders fetter Fisch wie Lachs und weißer Fisch wie Barsch und Kabeljau, enthält Omega-3-Fettsäuren in hoher Konzentration, die gleich mehrere Vorteile aufweisen. Sie reduzieren die Triglyceridwerte im Blut, das heißt, es bildet sich weniger Plaque in Ihren Arterien. Zudem stabilisieren sie den Herzschlag (beziehungsweise reduzieren Unregelmäßigkeiten im Rhythmus), vermindern den Klebeeffekt der Blutplättchen und können auch den Blutdruck senken. Schon eine Fischmahlzeit pro Woche verringert Ihr Herzinfarktrisiko deutlich.

Gönnen Sie sich Flavonoide

Nehmen Sie täglich Flavonoide zu sich. Flavonoide sind Antioxidanzien und Entzündungshemmer zugleich. Außer in den bereits erwähnten Nüssen finden sie sich in grünem Tee, Rotwein, Weintrauben, Preiselbeeren, frisch gepresstem Orangensaft, Zwiebeln, Tomaten und Tomatensaft.

Behalten Sie Ihre Feinde im Auge

Reduzieren Sie den Konsum von Transfetten. Diese Art von Fetten entsteht bei starkem Erhitzen von Ölen oder bei künstlichen Härtungsprozessen von flüssigen Ölen. Transfette können den LDL-Cholesterinwert im Blut steigern und wirken sich so stark auf die Alterung der Blutgefäße aus. Frittierte Fast-Food-Kost, Margarine und beispielsweise Popcorn sollten Ausnahmen auf Ihrem Speiseplan sein.

Genauso müssen Sie bei Einfachzucker sparsam sein, auch bei einer bestimmten Kombination von Glukosesirup aus Trauben- und Fruchtzucker. Einfachzucker kann auch zu gesundheitsschädlichem Übergewicht führen, zu Insulinresistenz und letztlich zu Diabetes.

Maßnahme 5: Besser mit Pillen?

Unter Umständen kann eine gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und/oder Medikamenten einer Herzkrankheit vorbeugen. Sie sollten sich dazu aber unbedingt bei Ihrem Hausarzt beraten lassen und nicht wahllos Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Diese können sich unter Umständen auch negativ auf Ihre Gesunheiut auswirken.

Vitamine und Spurenelemente

Magnesium hilft, den Herzrhythmus im Takt zu halten; zusammen mit Kalzium senkt es auch den Blutdruck. Damit Ihr Körper Kalzium gut aufnehmen kann, benötigt er Vitamin D. Kalzium wirkt sich auch in Blutgefäßen entzündungshemmend aus. Vitamin C und Vitamin E zeigen ihre volle Wirkungskraft als Antioxidanzien. Kalium hält Ihre Arterien fit. Vor allem Früchte wie Bananen, Avocados und Melonen enthalten Kalium.

Folsäure ermöglicht neben der Blutbildung das Wachstum und die Vermehrung von Zellen. Sie kommt in fast allen tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln vor. In manchen Fällen - zum Beispiel für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende - empfiehlt es sich dennoch, durch Nahrungsmittelergänzungspräparate sicherzustellen, dass der Körper genügend Folate erhält.

Falls Sie Statine einnehmen, sollten Sie die Einnahme von Vitamin C und E nach dem Rat Ihres Arztes beschränken. Denn diese Vitamine verringern nachweislich ein wenig die entzündungshemmende Wirkung von Statinen.

Maßnahme 6: Erkundigen Sie sich nach Erkrankungen in Ihrer Familie

Wenn ein Elternteil oder ein naher Angehöriger schon früh Herz- oder Arterienprobleme hatte, besteht auch bei Ihnen ein überdurchschnittliches Risiko, solche Erkrankungen zu bekommen. Erblich ist auch die Veranlagung zu hohen LDL- oder niedrigen HDL-Werten und hohem Blutdruck. Sogar schlechte Angewohnheiten haben oft eine lange Familiengeschichte. Darin liegt Ihre Chance, Ihre persönlichen Risiken zu erkennen und mit regelmäßigen Untersuchungen früh genug anzufangen.

Maßnahme 7: Schlafen Sie gut

Wenn Sie sich weniger Schlaf gönnen, als Sie brauchen, beschleunigen Sie Ihre Arterienalterung und erhöhen Ihr Herzinfarktrisiko. Zu wenig Schlaf oder zu kurze Schlafphasen führen vermutlich dazu, dass weniger von dem Glückshormon Serotonin im Gehirn ausgeschüttet wird. Man ist niedergeschlagen, oft schlecht gelaunt, kurzum: einfach nicht leistungsfähig.

Ein kurzer Überblick: Diese sieben Maßnahmen tragen zur Gesundheit Ihres Herzens bei

Treiben Sie Sport:

Dreimal pro Woche für 20 Minuten genügt bereits um einer Herzkrankheit vorzubeugen.

Achten Sie auf Ihre Werte:

Behalten Sie Ihren Blutzucker, den Blutdruck und das Cholesterin im Auge. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie bereits an einer Herzschwäche leiden.

Das soziale Umfeld sollte stimmen:

Meiden Sie Stressfaktoren im sozialen Bereich, wie Ärger und Streit.

Du bist, was du isst:

Eine ausgewogene Ernährung kann sich sehr positiv auf die Verfassung Ihres Herzens auswirken. Meiden Sie Fastfood und greifen Sie zu gesunden Ölen und Fetten.

Sinnvolle Nahrungsergänzung:

Unter Umständen kann die gezielte Einnahme bestimmter Nährstoffe und/oder Medikamente einer Herzkrankheit vorbeugen. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt.

Kennen Sie Ihre Familiengeschichte:

Wenn Sie über das Vorkommen von Herzschwäche und ähnlichen Herzerkrankungen in Ihrer Familie informiert sind, können Sie gezielte Maßnahmen zur Vorsorge ergreifen.

Schlafen Sie ausreichend:

Ausreichend Schlaf hebt nicht nur die Laune sondern beugt auch einer vorzeitigen Alterung des Körperkreislauf s vor.

Krankheitsbild Herzinfarkt:

Bei einem Herzinfarkt (auch Myokardinfarkt genannt) werden Teile der Herzmuskulatur über einen längeren Zeitraum nicht mehr durchblutet, meist ist ein, manchmal mehrere Herzgefäße verschlossen. Hauptsächlich ist die sogenannte Koronare Herzkrankheit, bei der verkalkte Fettablagerungen die Herzkranzgefäße verengen die Ursache. Lösen sich diese Ablagerungen, kann es zu einer Unterbrechung der Blutversorgung in Teilen der Herzkranzgefäße kommen. Seltener entstehen Herzinfarkte durch Embolien. Bei einer Embolie löst sich ein Blutgerinnsel aus einer anderen Stelle des Körpers und wird über den arteriellen Blutkreislauf in die Herzkranzgefäße gespült. Dort kann es dann zu einem Verschluss kommen. Die Symptome können bei einem Herzanfall unterschiedlich ausfallen, ein Teil der Infarkte verläuft sogar ohne Symptome. Die meisten Menschen klagen aber über Schmerzen im Brustbereich, die unter Umständen in Arme, Rücken und Kiefer ausstrahlen – meistens konzentriert auf die linke Körperhälfte.

Nicht nur ein Manager-Syndrom

Lange galt der Herzinfarkt als typische Managerkrankheit. Nun haben Forscher herausgefunden, dass es genau umgekehrt ist: Je niedriger die soziale Stellung, desto höher das Infarktrisiko. Etwa zur Hälfte lässt sich dies auf einen häufiger gesundheitsschädlichen Lebensstil zurückführen. Die klassischen Risiken dabei sind ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und Rauchen. Ebenso wichtig ist jedoch eine dauerhafte Stressbelastung vor allem im Beruf oder in der Familie. Stress bedeutet dabei nicht ein ab und zu hektischer Alltag, sondern eine dauerhaft als Belastung empfundene Situation, die Überforderungsgefühle auslöst.

Ein Berufsbild mit wenig Kontrolle über die eigene Tätigkeit sowie eine starke Beanspruchung ohne angemessene Belohnung durch Geld, Anerkennung, Aufstiegschancen oder Arbeitsplatzsicherheit verdoppeln demnach das Risiko für eine koronare Herzkrankheit. Auch das Gefühl der Enttäuschung spielt eine große Rolle: Wer trotz harter Arbeit nicht mit Aufstiegschancen oder Anerkennung belohnt wird, kann das als sehr belastend empfinden.

Konflikte und Vereinsamung sind Risikofaktoren

Dabei ist Geld zwar ein Faktor, wichtiger ist jedoch oft das Gefühl der Anerkennung und die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Bei niedrigerem sozialen Status sind belastende Bedingungen am Arbeitsplatz häufiger und können meistens weniger gut ausgeglichen werden. Das gilt auch für dauerhafte Konflikte in der Familie sowie Vereinsamung.

Neuere Forschungsergebnisse zeigten darüber hinaus, dass solche Belastungen den Konsum gesundheitsschädlicher Substanzen fördern: Einige Menschen trinken bei Stress etwa mehr Alkohol, rauchen mehr oder hören auf Sport zu treiben.

Gezielter Ausgleich gegen Stress

Auf der körperlichen Ebene ist für das Herz an derartigen psychosozialen Belastungen die dauerhafte Aktivierung des so genannten autonomen Nervensystems riskant. Dieser Teil des Nervensystems kontrolliert lebenswichtige Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung und Stoffwechsel und beeinflusst das Blutgefäßsystem.

Der aktivierende Anteil des autonomen Nervensystems, das sympathische Nervensystem, ermöglicht es dem Körper unter anderem bei besonderen Belastungen oder in Gefahrensituationen, seine Leistungsfähigkeit zu steigern. Eine dauerhafte Aktivierung fördert jedoch Schäden am Herz-Kreislauf-System. Das kann sich dann unter anderem als dauerhaft erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte oder größere Zähflüssigkeit des Bluts zeigen. Die Behandlung von Risikopatienten mit Arzneimitteln ist trotz der Bedeutung von mentalem Stress unverändert wichtig. Ärzte und Patienten sollten aber auch den Risikofaktor Stress ernst nehmen und gezielt für Ausgleich sorgen.

Ursprung im Zentralnervensystem

Laut Florian Lederbogen vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim ist für die schädlichen Auswirkungen mentaler Stressfaktoren im Körper wahrscheinlich eine Störung der so genannten stressregulierenden Systeme verantwortlich. Nach dem Stresskonzept wird unterschieden zwischen "Eustress", der sogar einen positiven Effekt haben kann, und "Distress", der durch seine Schwere, seine Dauer und die fehlende Kontrolle des Betroffenen schädliche Wirkungen hat. Akute mentale Belastungen führten genauso wie körperliche Belastungen zu Reaktionen des Herz-Kreislauf-Systems, erklärt Lederbogen. Ziel dieser Reaktionen sei es, den Körper auf Flucht oder Kampf vorzubereiten.

Die Reaktion des Körpers auf akute oder chronische Stressfaktoren habe ihren Ursprung im Zentralnervensystem. Die ausführenden Organe würden über Nerven und Hormone gesteuert. Normalerweise gingen die körperlichen Veränderungen nach dem Ende der Belastung rasch wieder zurück. Bei einer Vorschädigung des Herz-Kreislauf-Systems oder bei verzögerter Abschaltung der Aktivierung könne diese jedoch schädliche Auswirkungen haben, erklärt Lederbogen. Warum manche Menschen mit einer längeren Aktivierung reagierten, sei jedoch unklar: "Einige reagieren auch auf einen bestimmten Stressor stark, andere lässt dieselbe Situation kalt."

Auch der Taillenumfang bestimmt das Risiko

Das Herz: Alle wichtigen Infos zu Herzerkrankungen

Forscher schlagen Alarm: Dreimal so viele Menschen wie bisher angenommen haben ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko. Die Gefahren eines dicken Bauchs wurden offenbar lange unterschätzt.

Mit jedem Pfund zuviel steigt das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden - das weiß inzwischen fast jeder. Forscher haben nun herausgefunden, dass die Lage der Pölsterchen hierbei eine entscheidende Rolle spielt: Einer neuen Studie zufolge lässt sich das für das Infarktrisiko bei Übergewichtigen am besten am Umfang von Taille und Hüfte ablesen. Speckrollen am Bauch sind gefährlicher als "Hüftgold".

Aufgrund dieser Ergebnisse müsse man rund drei Mal so viele Menschen als herzinfarktgefährdet einstufen wie bisher, berichten kanadische Forscher im britischen Fachjournal "The Lancet". "Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine umfangreiche Neubewertung bei der Bedeutung der Fettleibigkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in vielen Regionen der Welt nötig ist", sagt Studienleiter Salim Yusuf.

Der Body-Mass-Index hat ausgedient

Dass Fettleibigkeit das Risiko von Herzkrankheiten steigert, hatten bereits zahlreiche Studien gezeigt. Die Forscher orientierten sich dabei am so genannten Body-Mass-Index (BMI): Er berechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm, geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat, und liegt bei Normalgewicht zwischen 18,5 und 25.

Je höher der BMI, desto größer die Gefahr auf einen Herzinfarkt - das war bisher die gängige Lehrmeinung. Sie basierte aber fast ausschließlich auf Studien mit Europäern und Nordamerikanern. Yusuf und seine Kollegen wollten nun testen, ob bei anderen Völkern andere Maßeinheiten - insbesondere die so genannte "Waist-to-hip-Ratio" - ein besseres Maß für das Herzinfarktrisiko sind.

Sie untersuchten den BMI sowie den Taillen- und Hüftumfang bei mehr als 27.000 Probanden aus 52 Ländern. Die Hälfte der Teilnehmer hatte zuvor einen Herzinfarkt erlitten, die andere Hälfte war in Alter und Geschlecht vergleichbar.

Waist-to-Hip gilt für Männer wie Frauen

Das erstaunliche Ergebnis: Der BMI der Infarktpatienten lag nur wenig höher als in der Kontrollgruppe; im Nahen Osten und in Südasien gab es sogar keinerlei Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Unabhängig von anderen Risikofaktoren hatten die Infarktpatienten aber eine auffallend höhere "Waist-to-Hip-Ratio". Dies gilt für Männer und Frauen, für alle Altersgruppen und in allen untersuchten Regionen. Ein großer Taillenumfang deute auf viel gesundheitsgefährdendes Bauchfett, erläutern die Forscher. Ein größerer Hüftumfang sei dagegen ein Hinweis auf tiefer liegende Muskeln und wirke schützend.

Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Koronare Herzkrankheit: Die wichtigsten Risikofaktoren im Überblick

Risikofaktor

Stress

Stress im Arbeitsleben, aber auch Konflikte im Privaten und Vereinsamung erhöhen die Gefahr für eine Erkrankung des Herzens deutlich - versuchen Sie gezielt für Ausgleich zu sorgen.

Bauchfett

Bauchfett scheint gefährlicher zu sein als die restlichen Fettpölsterchen am Körper. Maßstab für eine Risikobewertung für Erkrankungen des Herzens wäre demnach nicht mehr der BMI (Body-Mass-Index), sondern das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang. Die Konsequenz daraus bleibt aber die gleiche: Bewegen sie sich, versuchen Sie regelmäßig Sport zu treiben und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Das stärkt die Herzmuskulatur und schont die Gefäße.

Unterschiede bei den Geschlechtern

Herzinfarkte: Frauen müssen auf der Hut sein

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sieht man gemeinhin eher als männerspezifisches Problem. Doch Frauen sterben an Herzinfarkten weitaus öfter als Männer.

Herzinfarkte und Gefäßerkrankungen sind für Frauen Studien zufolge besonders gefährlich. "Zwar haben insgesamt mehr Männer Herzinfarkte, aber während nur jeder zwölfte daran stirbt, ist es bei den Frauen jede fünfte Patientin", sagt Anne Hinrichs, Mitglied der Gesellschaft für Gefäßmedizin. Das gehe aus dem Berliner Herzinfarkt-Register hervor. "Dieser Geschlechterunterschied zieht sich durch alle Studien der vergangenen 20 Jahre." Vorbeugung - durch genügend Sport und gesunde Lebensweise - sei für Frauen deshalb besonders wichtig.

Medikamente wirken bei Frauen anders

Probleme der geschlechtsspezifischen Diagnose und Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen sind ein zentrales Thema in der Forschung. "Es gibt mehrere Aspekte, an denen wir arbeiten müssen", betont Hinrichs. So zeigten Studien, dass Frauen als Patientinnen offenbar nicht so ernst genommen und im Krankenhaus viel seltener den Leitlinien gemäß behandelt würden.

Auch die Frage, ob Medikamente bei Frauen anders wirken als bei Männern, die bislang im Mittelpunkt der Gefäß-Studien standen, müsse mehr Beachtung finden, forderte Hinrichs. Denn eines sei durch diverse Studien belegt: Risikofaktoren für Gefäß- und Herzleiden, wie Diabetes, Übergewicht oder Bluthochdruck, haben für Frauen schlimmere Auswirkungen. "Die Gefahr, durch Diabetes einen Schlaganfall oder eine Arterienverschluss-Krankheit zu bekommen, ist für Frauen deutlich größer." Bei letzterer etwa ist das Risiko mehr als doppelt so groß.

Diese Faktoren gelte es deshalb so gering wie möglich zu halten. Hinrichs schlägt vor: "Fünf mal pro Woche 30 Minuten Aerobic wären prima - aber auch schon regelmäßiges Nordic Walking hilft, die Gefäße gesund zu halten."

Studie: Verkehrslärm erhöht Infarktrisiko für Männer

Chronischer Verkehrslärm erhöht das Herzinfarktrisiko bei Männern um bis zu 30 Prozent. Auch Lärm am Arbeitsplatz vertragen sie schlechter als Frauen - die leiden am meisten unter nächtlichem Fluglärm.

Chronischer Verkehrslärm erhöht das Herzinfarktrisiko. Bei Männern steigt die Gefahr um etwa 30 Prozent, wenn sie längere Zeit in Gebieten mit hohem Verkehrslärm wohnen, wie eine Studie des Umweltbundesamtes ergab. Dies sei dann der Fall, wenn der mittlere Schallpegel im Außenbereich tagsüber über 65 Dezibel liege. Nach Angaben der Behörde bestätigte die Untersuchung von insgesamt 4.115 Patienten aus 32 Berliner Kliniken Ergebnisse früherer Forschungen zur Auswirkung von Verkehrslärm auf die Gesundheit der Anwohner.

Bei Studienteilnehmern, die an stark befahrenen Hauptstraßen wohnten, stellten die Wissenschaftler einen leichten Anstieg des Infarktrisikos gegenüber jenen fest, die in vergleichsweise ruhigen Nebenstraßen wohnten. Deutlich war der Zusammenhang mit dem Verkehrslärm bei Männern, die schon länger nicht umgezogen waren. Warum Frauen davon allerdings nicht betroffen waren, konnten die Experten nicht klären. Möglicherweise spielten hormonelle Einflüsse oder andere Aktivitätsprofile eine Rolle, erklärte das Umweltbundesamt.

Ein erhöhtes Infarktrisiko haben Frauen der Studie zufolge aber bei Belästigung durch nächtlichen Fluglärm. Bei Männern war zusätzlich die Lärmbelastung am Arbeitsplatz mit einem Anstieg der Erkrankungsrate verbunden. "Entscheidend für den Effekt scheint hier die Belästigung durch nicht selbst erzeugte Geräusche im Arbeitsraum zu sein - verursacht zum Beispiel durch Telefongespräche von Kollegen oder Bürogeräte", berichtete die Behörde.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Infarkte durch Bakterien?

Kieler Forscher haben in Herzkranzgefäßen die Spuren von Mikroben nachgewiesen, die sonst in den Atemwegen oder auf der Haut zu finden sind - und argwöhnen, dass sie tödlich sein könnten.

Die Ermittler gingen professionell und akribisch vor, sie suchten mit modernsten Methoden und waren auf allerlei gefasst. Doch mit dem, was sie schließlich fanden, hatten sie nicht gerechnet. Nicht an diesem Ort. Nicht in dieser Art. "Das war schon eine große Überraschung für uns", sagt Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin in Kiel.

Schreiber und seine Kollegen wiesen in einer Studie Erbsubstanz (DNA) von mehr als 50 verschiedenen Bakterien aus Mund, Haut oder Atemwegen dort nach, wo man sie nun gar nicht vermuten würde: in Plaques von Herzkranzarterien. Plaques sind Ablagerungen in Gefäßwänden, die eine sogenannte koronare Herzkrankheit (KHK) verursachen und einen Herzinfarkt auslösen können.

Die Untersuchung, die im Fachblatt "Circulation" erschien, wirft nun mancherlei Fragen auf, von denen die entscheidenden lauten: Was haben Spuren etwa von Hautbakterien in den Plaques zu suchen? Und: Sind solche Bakterien womöglich verantwortlich für die Entstehung der Plaques und damit letztendlich für Herzinfarkte?

Antibiotika waren wirkungslos

Der Verdacht ist nicht neu. In den vergangenen Jahren setzte sich etwa die Erkenntnis durch, dass Entzündungsprozesse entscheidend an der Gefäßkrankheit Arteriosklerose beteiligt sind, die wiederum zur KHK führen kann. Auch sind Infektionen mit Keimen schon seit langer Zeit als eine Ursache für diese Vorgänge in den Gefäßen im Gespräch. Aber vier besonders verdächtigen Keimarten konnte man bislang nichts Handfestes nachweisen. Im Gegenteil: Die Indizien sprechen eher für ihre Unschuld.

So hatte man Patienten vorsorglich Antibiotika verabreicht - in der Hoffnung, damit die Keime zu vernichten und so ihre Auswirkungen auf die Gefäße abzuwenden. Doch das Konzept scheiterte: Im vergangenen Jahr zeigten mehrere große Studien, "dass Antibiotika keine Rolle spielen bei der Behandlung der KHK", sagt Gerd Assmann, ehemaliger Direktor des Leibniz-Instituts für Arterioskleroseforschung in Münster. Die Patienten, die Antibiotika einnahmen, waren nicht seltener von Herz- und Hirninfarkten betroffen als Vergleichsprobanden. Damit schien für viele Forscher die These von der Beteiligung einer Infektion an der KHK erledigt.

Bakterien - Ursache oder Verstärkung?

Mit der neuen Arbeit von Schreiber und seinem Team könnte nun wieder Bewegung in die Diskussion kommen. Denn die Kieler Forscher wiesen Spuren von Bakterien in den Plaques nach, gegen die bislang eingesetzte Antibiotika womöglich gar nicht wirksam waren. Die Keime könnten somit trotz der Medikamente ihrem tödlichen Werk in den Gefäßen nachgegangen sein. "Eines scheint mit unserer Studie klar", sagt Schreiber, "die Entzündung, die in den Plaques die Gewebszerstörung vorantreibt, hat mit Bakterien zu tun."

Ob der Forscher Recht hat, muss nun geprüft werden. Schließlich weiß bislang niemand, ob das gefundene Bakterienerbgut tatsächlich von Keimen stammt, die sich in den Plaques aufhielten. Der Kardiologe Richard Shannon vom Allegheny General Hospital in Pittsburgh vermutet, dass Abwehrzellen die Erbsubstanz aus anderen Bereichen des Körpers, etwa der Haut, in die Plaques transportiert haben.

Shannon, der in "Circulation" einen kritischen Kommentar zur Studie mitgeschrieben hat, bezweifelt, dass "Bakterien eine pathogene Rolle spielen" bei der Arteriosklerose. Aber auch das ist nur eine These. "Wir haben mit unserer Studie eine neue Tür geöffnet", sagt Schreiber. "Es werden jetzt Untersuchungen folgen, die die Rolle der Bakterien als Ursache oder als begleitende Verstärkung genauer analysieren."

Blutversorgung: Lachen ist gut fürs Herz

Lachen ist gesund - den wissenschaftlichen Nachweis brachten nun amerikanische Forscher: Sie zeigten Freiwilligen Komödien wie "Verrückt nach Mary" - und stellten fest, dass das die Durchblutung anregte. Anders wirkten schockierende Szenen.

Eine Komödie im Fernsehen oder Kino verbessert deutlich messbar die Durchblutung. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei Tests mit 20 Freiwilligen gezeigt, denen sie Filme wie "Kingpin" oder "Verrückt nach Mary" mit Ben Stiller und Cameron Diaz zeigten. Dramatische Szenen wie im Spielberg-Film "Der Soldat James Ryan" wirkten sich hingegen negativ auf den Blutfluss aus. Ihre Ergebnisse stellen Michael Miller von der Universität von Maryland in Baltimore und seine Kollegen im Fachmagazin "Heart" vor.

Die Wissenschaftler wählten für ihre Studie 20 gesunde Probanden aus, die sich einen Tag vor dem Film weder sportlich betätigen noch Alkohol trinken durften. Kurz vor der Vorführung maßen die Forscher den Blutfluss in der Oberarm-Arterie. Diese versorgt den Arm mit Blut und eignet sich daher gut für Referenzmessungen von Veränderungen des Blutflusses im ganzen Körper oder auch in Organen wie beispielsweise dem Herzen. Nach den Filmszenen wiederholten die Forscher die Messungen.

Lösen Hormone die Wirkung aus?

Bei 19 der 20 Probanden hatte sich nach den lustigen Filmszenen der Blutfluss verbessert, ergab die Auswertung. Hingegen verschlechterte sich bei 14 Probanden die Durchblutung nach den schockierenden Filmszenen. Insgesamt unterschied sich der Blutfluss zwischen den lustigen und den schockierenden Filmszenen um rund 50 Prozent, fanden die Wissenschaftler heraus.

Wie die positive Wirkung des Lachens und der negative Effekt durch die belastenden Filmszenen auf den Blutfluss zu Stande kommen, darüber können die Forscher bislang nur spekulieren. Möglicherweise beeinflussten ausgeschüttete Hormone die so genannten Endothelzellen, schreiben die Wissenschaftler. Diese Zellen kleiden die Arterienwand aus und spielen bei der Regulierung des Spannungszustandes der Blutgefäße eine Rolle.

Kunstherz: Unscheinbarer Lebensretter

Weil es nicht genug Spenderherzen gibt, müssen herzkranke Patienten oft lange warten. Ein neues Kunstherz verbessert nun die Überlebenschancen für Herzkranke - eine Transplantation ersetzen kann es aber nicht.

Ein neues Kunstherz bietet Patienten, die auf eine Transplantation warten, verbesserte Überlebenschancen. "Es gibt keine Anzeichen, dass das Gerät nach zwei bis drei Jahren die Funktion aufgibt", sagte Martin Strüber von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bei der Vorstellung des Gerätes. Damit ist das System "HeartMate II" langlebiger als frühere Kunstherzen.

Nach einer zweijährigen Studienphase ist das Kunstherz jetzt europaweit zugelassen worden. Die MHH hatte sich als einziges europäisches Herzzentrum mit 19 Patienten an der Studie beteiligt.

Zu wenige Spenderherzen

Der Einsatz künstlicher Systeme sei notwendig, weil es nicht genug Spenderherzen für eine Transplantation gebe. In diesem Jahr stehen mehr als 700 herzkranke Patienten auf der Warteliste, berichtete Strüber. Mangels Spenderorganen könnten aber nur 400 Herzen verpflanzt werden. "Herztransplantationen gibt es nur noch für Patienten, die hochdringlich auf der Intensivstation liegen", sagte Strüber. "Deswegen brauchen wir eine zweite Möglichkeit, einen Rettungsfallschirm." Auch für Menschen, die an einer Herzmuskelentzündung leiden oder für Patienten, die für eine Transplantation nicht geeignet sind, komme "HeartMate II" in Frage.

Eine Transplantation kann "HeartMate II" nicht ersetzen

Das System wird an der linken Herzkammer angesetzt. Ein kleiner Motor pumpt Blut in die Aorta. Die Steuerungselektronik sowie zwei Batterien zur Stromversorgung tragen die Patienten in einem Halfter außerhalb des Körpers. Da das Blut - im Gegensatz zu pulsartig pumpenden Kunstherzen - kontinuierlich fließt, gibt es nach Strübers Angaben einen geringeren Verschleiß des etwa 60.000 Euro teueren Gerätes, das von einer amerikanischen Firma entwickelt wurde.

Wie lange "HeartMate II" tatsächlich hält, sei aber noch nicht geklärt. "Man schätzt etwa fünf Jahre", sagte Strüber. Denkbar sei eine noch längere Funktionsfähigkeit. Der Mediziner betonte aber auch: "Das Gerät ist nicht so gut wie eine Herztransplantation." Von den Patienten, die ein Spenderherz bekommen haben, lebten 60 Prozent nach zehn Jahren noch. Strüber: "Diese Zahlen kann man mit dem Gerät nicht erreichen."

Herzschrittmacher: Neue Zellen für die Pumpe

Heute sind Herzschrittmacher metallene Fremdkörper im Brustkorb, die elektrische Impulse aussenden. Das könnte sich bald ändern: Forscher haben einen Schrittmacher aus Körpergewebe entwickelt.

Amerikanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, einen biologischen Schrittmacher aus Körpergewebe herzustellen: Sie koppelten Herzmuskelzellen mit Bindegewebszellen, die dank einer genetischen Veränderung selbstständig elektrische Spannung in einem regelmäßigen Rhythmus erzeugen konnten. Die Forscher um Hee Cheol Cho von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hoffen, das System so weiterentwickeln zu können, dass es irgendwann die herkömmlichen elektrischen Herzschrittmacher ersetzen kann.

Normalerweise kontrollieren zwei Gruppen von Steuerzellen den Herzrhythmus, indem sie die Muskelzellen dazu animieren, sich zusammenzuziehen. Sind diese Schrittmacherzellen jedoch so geschädigt, dass sie ihre Signale nicht mehr regelmäßig aussenden können, muss ein künstlicher Taktgeber diese Aufgabe übernehmen. Momentan werden dazu kleine Elektroden in den Herzmuskel implantiert, die mithilfe eines batteriebetriebenen Taktgebers elektrische Impulse an die Zellen leiten. Um jedoch die Abhängigkeit von Batterien und die Notwendigkeit eines permanenten äußeren Zugangs zum Gerät zu umgehen, suchen Wissenschaftler nach einer Möglichkeit, die elektrischen Geräte durch biologische zu ersetzen.

Alternative für Kinder und Immunschwache

Für ihre Variante benutzten die Forscher Bindegewebszellen aus dem Lungen von Meerschweinchen, in die sie zwei zusätzliche Gene eingesetzt hatten. Diese Gene trugen Informationen für so genannte Kanalproteine, durch die elektrische Ladungsträger transportiert werden. Schon drei Minuten nach der Vereinigung mit herkömmlichen Herzmuskelzellen begannen die veränderten Zellen, ihre Arbeit aufzunehmen und die gleichen Spannungsmuster zu erzeugen wie die natürlichen Taktgeberzellen. Diese Fähigkeit behielten sie etwa zwei Wochen, berichteten die Wissenschaftler.

Auch im Körper erfüllten die modifizierten Bindegewebszellen ihre Aufgabe, zeigte ein weiterer Test: Als die Wissenschaftler einigen herzkranken Meerschweinchen die Zellen ins Herz injizierten, fusionierten sie mit dem Herzmuskel und halfen tatsächlich, den Herzschlag zu regulieren - von einem Schlag alle zwei Sekunden auf zwei Schläge pro Sekunde, was praktisch dem natürlichen Herzschlag entspricht. Die Bioschrittmacher könnten nach Ansicht der Wissenschaftler eine wichtige Alternative für Patienten werden, bei denen die herkömmliche Methode wegen der Infektionsgefahr zu viele Risiken birgt, oder für Kinder, deren Herz für ein elektrisches Gerät zu klein ist.

Gentechnik: Herzschwäche ausgeschaltet

Bluthochdruck steht am Beginn eines Teufelskreises: Um die Pumpleistung zu erhöhen, vergrößert sich das Herz - wobei alles nur noch schlimmer wird. Mit einem Gen-Schalter konnten Forscher den Teufelskreis bei Mäusen durchbrechen.

Berliner Forscher haben durch die Blockade eines Gen-Schalters Mäuse mit Bluthochdruck vor einer Herzschwäche bewahrt. Nun hoffen die Wissenschaftler, mit Hemmstoffen für den Gen-Schalter NF-kappaB in klinischen Versuchen beim Menschen ähnliche Erfolge zu erzielen. Christian Freund von der Franz-Volhard-Klinik der Berliner Charité und Ruth Schmidt-Ullrich vom Max-Delbrück-Centrum Berlin-Buch samt Kollegen haben ihre Ergebnisse im US-Journal "Circulation" veröffentlicht.

Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen von Herzschwäche (Herzinsuffizienz), an der in Deutschland Millionen Menschen mit Atemnot und Müdigkeit leiden. Das Herz dieser Patienten ist zu schwach, um das Blut durch den Körper zu pumpen und ihn ausreichend zu versorgen. Die Herzmuskelzellen versuchen durch Bildung neuer Muskelfasern dieses Defizit zu kompensieren. Dabei vergrößern sich jedoch die einzelnen Zellen, so dass schließlich die linke Herzkammer versteift und sich die Beschwerden in einem Teufelskreis noch verschlimmern.

Die Mäuse-Versuche konnten jedoch zeigen, dass die Vergrößerung der Herzzellen von NF-kappaB reguliert wird. Die Gen-Schalter- Blockade reiche möglicherweise aus, den Teufelskreis zwischen eingeschränkter Pumpleistung und Herzmuskelzellen-Vergrößerung zu durchbrechen. "Entscheidend ist, dass dieser Prozess im lebenden Organismus gezeigt werden konnte", betonte Mitautor Martin Bergmann von der Franz-Volhard-Klinik.

Populäre Irrtümer: Legenden um unseren wichtigsten Muskel

Fett schadet, Rotwein schützt und die Gene sind wichtiger als der Lebensstil - verbreitete Legenden über das Herz.

"Fettreiche Nahrung schadet dem Herzen." Auch wenn selbst medizinische Fachgesellschaften diese Lehre vertreten, gibt es dafür keine soliden Belege. Forscher haben festgestellt, dass die Fett-These auf einer höchst selektiven Wahrnehmung von Studienergebnissen basiert: Untersuchungen, die keinen Zusammenhang zwischen fettreicher Ernährung und Krankheitsrisiko auswiesen, waren in Fachkreisen jahrzehntelang ignoriert worden. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass fettreduzierte Ernährung das Schlaganfall-Risiko erhöht.

"Je stärker die Verengung der Herzkranzgefäße, umso höher ist das Risiko eines Herzinfarkts." Verengungen der Herzkranzgefäße können zu Schmerzen und Beklemmungsgefühlen im Brustraum (Angina pectoris) führen. Die Blutgerinnsel, die Herzinfarkte verursachen, entstehen jedoch meist, weil sich verkalkte Fettablagerungen lösen - und das kann an kaum verengten Stellen der Gefäße ebenso passieren wie an einer Stelle, an der die Herzkranzgefäße bereits verengt sind.

"Cholesterin ist schlecht fürs Herz." So einfach ist es nicht. Rund 50 Prozent der Menschen, die einen Herzinfarkt bekommen, haben keinen erhöhten Cholesterinspiegel. Viele leben mit hohen LDL-Werten, ohne zu Schaden zu kommen.

"Die Neigung zu Herzinfarkten, Herzschwäche und Schlaganfällen ist eine Frage der Gene. Da spielt es keine Rolle, ob man besonders gesund lebt oder nicht." In der Tat kommen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Angina Pectoris oder die Koronare Verschlusskrankheit in manchen Familien gehäuft vor. Ausschließlich erblich bedingt sind sie aber nur in einem Prozent der Fälle. Viel wichtiger ist der (durch das soziale Umfeld geprägte) Lebensstil.

"Täglich ein Glas Rotwein schützt das Herz." Das klingt verlockend. Aber es gibt keine methodisch einwandfreie Untersuchung, die belegt, das Viertele am Abend hätte irgendeinen medizinischen Nutzen. Ein klein wenig Rotwein, mit Genuss getrunken kann jedoch sehr entspannend wirken - und das wirkt sich wiederum positiv auf Ihre Herzgesundheit aus.

Auf welche Warnzeichen Sie bei akuten Herzbeschwerden in jedem Fall achten sollten verraten wir Ihnen hier: Akute Herzbeschwerden.

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