Online-Welpenhandel: Vorsicht bei DIESEN Hunde-Rassen

von Andrea KahlmeierOnline-Welpenhandel: Vorsicht bei DIESEN Hunde-Rassen

Köln. Sie hätte auf ihr Bauchgefühl hören sollen, sagt Martina Del Monaco (47) heute. Aber die Anzeige sah doch so seriös aus: „Malteser-Welpe aus liebevoller Hobbyzucht in Köln-Rodenkirchen zu verkaufen“. Dass die ganze Sache nicht sauber ist, war ihr bei der Übergabe klar, als ein junges Mädchen ihr den Welpen in die Hand drückte.

Dass der putzige „Carlo“ die nächsten zwei Wochen nicht überleben würde, hätte sie niemals geahnt. Der Tod war qualvoll, die Tierarztkosten horrend, der Sohn tieftraurig. Jetzt schaltet sich die Politik ein. Doch das reicht Tierschützern bei Weitem nicht.

Illegaler Welpenhandel: 304 Tiere in NRW sichergestellt

Endlich Zeit für Kuscheltier in Coronazeiten – das ist ein lukratives Geschäft für illegale Tierzüchter aus Osteuropa. Die Tierschutz-Stiftung „Vier Pfoten“ geht davon aus, dass der Online-Handel mit Welpen in Europa jährlich mehr als eine Milliarde Euro Umsatz einbringt – Tendenz steigend.

Nach Zählung der Organisation wurden innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres bereits 1157 Tiere aus illegalem Handel, Transporten oder Zuchten sichergestellt, vor allem in Bayern (472 Tiere) und NRW (304 Tiere). Ende Juni 2020 waren es gerade mal 242.

Bis zu 10.000 Euro pro Woche mit Online-Welpenhandel

„Ein Aussteiger, der hierzulande Hunde aus dem Osten verkaufte, erzählte uns, dass er in der Woche bis zu 10.000 Euro gemacht hätte“, sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei „Vier Pfoten“. Aussteiger Andreas K. schätzt sogar, „dass 90 Prozent der Tieranzeigen auf eBay Kleinanzeigen von illegalen Hundehändlern stammen“.

Massenzüchter halten die sogenannten Vermehrer-Hunde in verdreckten, engen Käfigen. Die Tiere bekommen wenig und schlechtes Futter. Je öfter die Hündinnen werfen, desto besser. Medizinische Betreuung gibt es keine. Nach vier, fünf Jahren können die Hündinnen keinen Nachwuchs mehr bekommen und sind wertlos, werden ausgesetzt oder brutal umgebracht.

Online-Welpenhandel: Die Anzeigen sehen zuerst seriös aus

Dass es Welpenhandel gibt, davon hatte auch Martina Del Monaco gehört, als sie sich im Oktober 2020 bei Ebay Kleinanzeigen nach einem Spielgefährten für ihren Malteser „Idefix“ umschaute. „Aber die Anzeige klang seriös“, erinnert sie sich. „Ich habe mit einer älteren Frau, angeblich aus Rodenkirchen, sehr nett telefoniert.“

Doch schon auf der Fahrt zu ihr gab es erste Unstimmigkeiten. Sie selbst sei bei der kranken Mutter in Neuss und habe das Muttertier mitgenommen, deshalb würde die Tochter mit dem Tier auf der Landstraße in Meschenich auf uns warten. „Das stinkt gen Himmel“, sagte Alvaro Del Monaco beim Anblick der jungen Frau skeptisch.

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Der kleine „Carlo“ starb nach wenigen Tagen in seiner neuen Familie.

„Aber als ich diesen kleinen Welpen sah, sauber und putzmunter, da konnte ich einfach nicht anders – und wollte ihn retten“, gesteht seine Partnerin heute reumütig. Schon wenige Stunden später nimmt das Drama seinen Lauf. „Carlo“ bekommt Durchfall. Die Aufregung? Ab zur Tierärztin.

Illegaler Welpenhandel: Hunde werden viel zu jung abgegeben

„Der Hund ist niemals drei Monate alt, höchstens acht Wochen“, sagt die. Papiere – gefälscht. Also erst mal impfen. Der Durchfall wird nicht besser – im Gegenteil. Die Tierärztin testet den Kleinen auf Parovirose, eine hochansteckende und meist tödlich verlaufende Viruserkrankung, die besonders bei illegal gehandelten Welpen auftritt. Bingo!

„Carlo“ bekommt Medikamente und Infusionen (die Tierarztkosten belaufen sich da schon auf 1500 Euro), doch er stirbt nach wenigen Tagen dennoch qualvoll. Die Kölnerin schaltet ihren Ex-Mann bei der Kripo ein, eine Sondereinheit nimmt sich des Falls an – und da die Del Monacos von allen Nachrichten Screenshots gemacht haben, können die Welpenhändler sogar ausfindig und bei einem Scheinkauf verhaftet werden.

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Nur ein Fall von Tausenden. Deshalb hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) jüngst angekündigt, mit einer „Informationsoffensive“ kriminellen Machenschaften das Handwerk legen zu wollen. Es sei eine Branchenvereinbarung der digitalen Verkaufsplattformen in Arbeit. Allerdings nur auf freiwilliger Basis, wie Tierschützerin Daniela Schneider kritisiert.

„Wenn sich nicht alle daran halten, inserieren Händler eben auf einer anderen Plattform. Um den illegalen Handel und das Leid der Tiere zu beenden, brauchen wir wirksame Gesetze: Alle Plattformen müssten dazu verpflichtet werden, die Herkunft von Tieren sowie der Händler zuverlässig zu überprüfen.“

Online-Welpenhandel: Bei diesen Hunderassen ist Vorsicht geboten

Jedes Jahrzehnt hat seine Trends, leider auch bei Hunden: Mal ist es der Labrador, dann der Jack-Russel oder der Mops. In Corona-Zeiten sind offensichtlich Golden Retriever, Chihuahuas, Französische Bulldoggen oder – ganz aktuell – Pomeranian-Zwergspitze schwer angesagt.

Verantwortungsvolle Züchter können die Nachfrage nicht decken, illegale Welpenhändler haben so leichtes Spiel. Deshalb Augen auf beim Online-Kauf! „Viele der Inserate auf Kleinanzeigen-Portalen wie Quoka.de oder eBay Kleinanzeigen sehen auf den ersten Blick seriös aus“, sagt Daniela Schneider von der Tierschutz-Organisation „Vier Pfoten“.

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„Fotos von niedlichen Welpen aus vermeintlicher Hobbyzucht verschleiern die wahre Herkunft der Hunde aus osteuropäischer Massenzucht.“ Früher hätte ein günstiger Preis die Käufer stutzig machen können, doch der unterscheide sich heute kaum noch von seriösen Händlern.