Kreis Gütersloh: Tönnies-Schlachthof gräbt Haushalten das Wasser ab – Schwimmbad geschlossen, Einwohner sollen Wasser sparen

PETA ruft Bürger auf, bei Landrat Adenauer gegen Tönnies zu protestieren und Fleischkonsum einzustellen

Kreis Gütersloh: Tönnies-Schlachthof gräbt Haushalten das Wasser ab – Schwimmbad geschlossen, Einwohner sollen Wasser sparen

Borgholzhausen /Stuttgart, 12. August 2020 – Nach dem Corona-bedingten Lockdown im Tönnies-Schlachthof verursacht die Fleischproduktion erneut Probleme für den Landkreis: Inmitten der aktuellen Hitzewelle rief der Borgholzhausener Bürgermeister Dirk Speckmann vergangenen Freitag zum Wassersparen auf, da sonst ein Ausfall der städtischen Wasserversorgung drohe. Auch das Borgholzhausener Freibad musste vorübergehend geschlossen werden. Vorerst wurde der Wassernotstand durch die Wasserlieferung von umliegenden Kommunen abgewendet, jedoch gilt der Appell, Wasser zu sparen weiter. Während die Bewohner des Kreises Gütersloh ihren Verbrauch massiv einschränken müssen, verbraucht der Schlachtbetrieb Tönnies so viel Wasser wie alle Haushalte in Rheda-Wiedenbrück zusammen – das sind täglich rund vier Millionen Liter Trinkwasser [1]. PETA ruft deshalb die Bürger des Kreises Gütersloh auf, bei Landrat Sven-Georg Adenauer gegen den tier- mensch- und umweltfeindlichen Betrieb zu protestieren sowie ihren Fleischkonsum einzustellen. „Dass Tönnies seinen Betrieb trotz Wasserknappheit im Kreis Gütersloh weiterführt, zeigt erneut, dass für Tönnies nur der Profit gewichtet wird“, so Ilana Bollag, PETA’s Fachreferentin für Klima und Ernährung. „Der Betrieb und auch der Fleischkonsum sind ein Risiko für die menschliche Gesundheit, die Umwelt sowie das Grundrecht nach Wasser. Wir appellieren deshalb an die Bürger des Kreises Gütersloh, aktiv zu werden.“ Rindfleischburger vs. SojaburgerSchlachtbetriebe sind nicht nur Corona-Hotspots, wie sie bei Tönnies über 1.500 Infizierte gefordert hatte. Auch verbraucht die Fleischproduktion eine unglaubliche Menge an Wasser. Beispielsweise wird für nur ein Kilogramm Rindfleisch 15.500 Liter Wasser verschwendet. Mit dieser Wassermenge könnte man ein Jahr lang täglich duschen. Vergleicht man den Wasserverbrauch für die Herstellung eines Rindfleischburgers mit dem eines Sojaburgers oder den Wasserverbrauch für die Produktion von Milch gegenüber einem Sojadrink, dann zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen rein pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln. Die Herstellung eines 150-Gramm-Rindfleischburgers erfordert durchschnittlich 2.350 Liter Wasser, ein Sojaburger im Durchschnitt nur 158 Liter. Auch bei Sojadrinks ist dieser Unterschied eklatant: Während für einen Liter Kuhmilch durchschnittlich 1.050 Liter Wasser benötigt werden, sind es beim Sojadrink nur 297 Liter. [2] Auch belastet die Haltung der Tiere und somit der Konsum tierischer Produkte das Grundwasser: Durch die Ausbringung von Gülle auf den Feldern kann Stickstoff im Boden zurückbleiben, in Nitrat umgewandelt werden und schließlich in unser Grundwasser gelangen. Hohe Nitrat- und Nitritwerte wurden auch vom Umweltbundesamt nachgewiesen – vor allem in Regionen, in denen eine hohe Tierhaltung betrieben wird. Um die Gier nach Fleisch und anderen tierischen Produkten zu stillen, werden zusätzlich Millionen von Tieren in Ställen und Agraranlagen zusammengepfercht. Damit die Tiere die Zeit bis zum Schlachthof überstehen, wird ihnen eine hohe Menge an Antibiotika verabreicht. Ein Großteil dieser Medikamente wird von den behandelten Tieren unverändert ausgeschieden und mit der Gülle auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht. Dort können sie über das Sickerwasser bis ins Grundwasser gelangen. Dies kann zu Antibiotikaresistenzen führen. Vor allem in Gegenden mit einer hohen Zahl an Tierhaltungsbetrieben konnte Antibiotika im Grundwasser festgestellt werden. [3] In Europa sterben jährlich 33.000 Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Keimen. [4]

Auch Tiere leiden unter HitzewelleIn dem Tönnies-Betrieb im Kreis Gütersloh werden täglich rund 20.000 Schweine getötet. Die Tiere, die in den Schlachtbetrieb Tönnies transportiert werden, wo ihnen dann die Kehle aufgeschlitzt wird, leiden auch unter der Hitzewelle. Würden die rechtlichen Vorgaben der Tierschutztransportverordnung eingehalten, dann dürften bei 30 Grad oder mehr auf der Ladefläche keine Tiertransporte mehr rollen. [5] Die Realität sieht jedoch anders aus: Transportunternehmen beantragen trotz Rekordhitze weiterhin Transporte, die oftmals weit über acht Stunden dauern. Auf den Transportfahrzeugen, die meist über keine Klimaanlagen verfügen, kann es so zu Temperaturen bis zu 50 Grad oder mehr kommen. Für Rinder, Schweine und Hühner bedeutet dies eine enorme Belastung des Kreislaufes, die bis zum Tod führen kann. Vor allem, weil Schweine und Hühner nicht schwitzen können und ihre Temperatur hauptsächlich über das Hecheln regulieren müssen. Bei vollbelegten Transportern gelangen zudem nicht alle Tiere an die Tränken. Verschlimmernd kann hinzukommen, dass die Tränken bei enormer Hitze nicht genügend Wasser fassen und lange vor der Ankunft leer sind. Oftmals kommen die Tiere völlig ausgezehrt oder bereits tot am Zielort an. Tierische Produkte bergen Risiken für menschliche GesundheitBereits 2004 nannte die Weltgesundheitsorganisation WHO die steigende Nachfrage nach tierischen Produkten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zoonosen. [6] COVID-19, die Vogelgrippe H5N1, die SARS-Pandemie, das MERS-CoV, das gefährliche Ebolafieber, unzählige Opfer durch multiresistente Keime und sogar Aids – sie alle haben einen gemeinsamen Nenner: die Gier der Menschen auf Fleisch, Milch und Eier. [7] Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft betonte schon 2015 in einem Gutachten: „Tierische Lebensmittel bergen grundsätzlich Risiken für die menschliche Gesundheit. Mögliche Beeinträchtigungen der Gesundheit ergeben sich zum einen durch Erreger von Zoonosen, die in den Tierbeständen vorkommen und auf unterschiedlichen Wegen zu den Konsumenten/Konsumentinnen gelangen können, zum anderen durch verschiedene stoffliche Belastungen aus der Tierhaltung sowie durch die Entstehung von Resistenzen gegenüber Medikamenten.“ [8] Auch der im Juli 2020 veröffentlichte gemeinsame Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) und des International Livestock Research Institute (ILRI) verdeutlicht, dass unter anderem die steigende Nachfrage nach tierischen Produkten Zoonosen begünstigt. Die Chefin des UNEP warnt: „Wenn wir weiterhin die Tierwelt ausbeuten und unsere Ökosysteme zerstören, können wir einen stetigen Strom dieser Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, in den kommenden Jahren erwarten“. [9] [1] Neue Westfälische: Tönnies verbraucht so viel Wasser wie alle Haushalte in Rheda-Wiedenbrück zusammen https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/guetersloh/22588082_Toennies-verbraucht-so-viel-Wasser-wie-alle-Haushalte-in-Rheda-Wiedenbrueck-zusammen.html. (11.08.2020)[2] Ercin, A. E. / Aldaya, M. M. / Hoekstra, A. Y. (2011): The Water Footprint of Soy Milk and Soy Burger and equivalent Animal Products. Value of Water Research Report Series No. 49. UNESCO-IHE Institute for Water Education. Delft, Niederlande[3] Hannappel, Stephan et al. (2014): „Vorkommen von Tierarzneimitteln im oberflächennahen Grundwasser unter Standorten mit hoher Viehbesatzdichte in Deutschland“. Fachartikel in Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 58. Jahrgang, Heft 4, August 2014 doi: 10.5675/HyWa_2014,4_1[4] tagesschau.de: Mehr Tote durch resistente Keime. Online abrufbar unter: https://www.tagesschau.de/inland/antibiotika-keime-resistent-101.html. (11.08.2020)[5] Amtsblatt der Europäischen Union: „VERORDNUNG (EG) Nr. 1/2005 DES RATES über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen sowie zur Änderung der Richtlinien 64/432/EWG und 93/119/EG und der Verordnung (EG) Nr. 1255/97“. Stand: 22.12.20104. Online abrufbar unter: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32005R0001&from=DE. (11.08.2020)[6] WHO/FAO/OIE (2004): Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases. Online abrufbar unter: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf?fbclid=IwAR2ha8hDMHV8gDJYEadsk7-lxLS84Z3kSlq3E4-zG5kaWUh1Xc5vgJhTsJ4. (11.08.2020).[7] Bundesministerium für Bildung und Forschung (2011): Gefährliche Eindringlinge – Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?. Online abrufbar unter: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php. (11.08.2020).[8] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2015): Wege zu einer gesellschaftlich akzeptieren Nutztierhaltung. Gutachten. Online abrufbar unter: https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/82/Nutztiergutachten%20-%20Sonderheft%20221%20-%20B%C3%BCL-html. (11.08.2020).[9] UN Environment Programme: Unite human, animal and environmental health to prevent the next pandemic – UN Report. Online abrufbar unter: https://www.unenvironment.org/news-and-stories/press-release/unite-human-animal-and-environmental-health-prevent-next-pandemic-un. (11.08.2020) Weitere Informationen:PETA.de/wasserPETA.de/zoonosenPETA.de/corona-toenniesPETA.de/tiertransporte-hitzePETA.de/antibiotikaeinsatz-in-deutschen-staellen Pressekontakt:Valeria Goller, +49 711 860591-521,

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