Grippe und Lungenentzündung - Eine doppelte Infektion macht Erreger aggressiver

23.09.2016

Ichthyologie

Fische singen hormongesteuert

Männliche Bootsmannfische, die vor der Küste Kaliforniens leben, sind keine stummen Gesellen. Sie erzeugen lang anhaltende Summtöne, um damit Weibchen in ihr Nest zu locken. Allerdings singen sie nur nachts.

US-Forscher haben jetzt herausgefunden, dass der Fischgesang vom Schlafhormon Melatonin gesteuert wird, das bei vielen Organismen - auch beim Menschen - typische Tag-Nacht-Rhythmen des Körpers beeinflusst.

Als die Forscher in Versuchen Bootsmannfische einem Dauerlicht aussetzten, verstummten die Gesänge. Gaben sie den Tieren dann künstliches Melatonin, summten sie auch im Hellen.

Warum die Fische in freier Natur nur nachts tönen, ist noch unklar. Dass allerdings Melatonin bei ihnen eine so wichtige Rolle spielt, könnte sie zu einem interessanten Tiermodell zum Studium hormonell gesteuerten Verhaltens machen, so die Forscher.

Die Studie ist im Fachmagazin Current Biology erschienen.

Quelle: Current Biology

Grippe und Lungenentzündung

Eine doppelte Infektion macht Erreger aggressiver

Eine Grippe wird von Viren verursacht, eine Lungenentzündung typischerweise von Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae. Wenn beide Erreger in einem Patienten zusammenkommen, verläuft die Erkrankung besonders schwer, häufig sogar tödlich.

Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung haben in Versuchen mit Mäusen jetzt nachgewiesen, dass eine Vorinfektion mit Influenza-Viren dazu führt, dass bestimmte Stämme von Streptokokken ihrem Wirt deutlich aggressiver zusetzen. Das liegt offenbar an einer überschießenden Reaktion des durch die Viren schon alarmierten Immunsystems.

Die Erkenntnisse könnten helfen, neue Behandlungsstrategien bei solchen Doppelinfektionen zu entwickeln. Dabei ginge es nicht nur darum, Viren und Bakterien direkt zu bekämpfen, sondern auch die Immunreaktion des Körpers zu modulieren.

Die Studie ist im Fachmagazin Infection & Immunity erschienen.

Quelle: Infection & Immunity

Medizin

An Durchfall sind fast immer Krankheitserreger Schuld

Bei Kindern unter fünf Jahren ist Durchfall noch immer die zweithäufigste Todesursache, nach Lungenentzündung. US-Forscher berichten im Fachmagazin The Lancet, dass knapp 90 Prozent aller kindlichen Durchfallerkrankungen durch Bakterien, Viren und Parasiten verursacht werden. Frühere Studien hatten das nur für rund 50 Prozent der Fälle belegt.

Der Untersuchung nach lassen sich 80 Prozent der Krankheitsfälle sogar auf nur sechs unterschiedliche Erreger zurückführen. Diese Erkenntnis könnte helfen, Diarrhoe in Zukunft besser mit Medikamenten zu bekämpfen.

Für die Studie hatten die Forscher Stuhlproben von mehr als 10.000 Kindern aus Ländern in Afrika und Asien mit besonders empfindlichen genetischen Nachweisverfahren auf Spuren typischer Krankheitserreger untersucht.

Quelle: The Lancet

Schädlingsbekämpfung

Forscher finden eine Alternative zum Bt-Toxin

Seit Jahren wird ein Gen aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis verwendet, um gentechnisch veränderte Maispflanzen resistent gegen Schädlinge zu machen. Allerdings treten mittlerweile auf Maisäckern in den USA immer mehr Insekten auf, die ihrerseits eine Resistenz gegen das Bt-Toxin entwickelt haben.

Forscher des Saatgutproduzenten Pioneer haben jetzt eine Alternative gefunden. Im Bodenbakterium Pseudomonas chlororaphis entdeckten sie ein anderes Protein, das ebenfalls insektizide Eigenschaften besitzt. Als sie das zugehörige Gen aus den Bakterien in Maispflanzen übertrugen, wiesen diese deutlich weniger Fraßschäden durch Maiswurzelbohrer auf.

Experimente zeigten, dass das neue Protein auch gegen solche Insekten wirkt, die schon als Bt-resistent gelten. Die Studie ist in Science erschienen.

Quelle: Science

Medizin

DNA und Wasser liefern Medikamente

Impfstoffe und andere Medikamente in entlegene Gebiete der Welt zu transportieren, scheitert häufig an einer fehlenden Kühlung. US-Forscher der Harvard University haben jetzt im Fachmagazin Cell ein neues Verfahren vorgestellt, mit dem sich solche Wirkstoffe sehr einfach bei Bedarf direkt vor Ort herstellen ließen. Es basiert auf kurzen DNA-Strängen mit den Bauplänen für Proteine oder Antikörper.

Die DNA wird zusammen mit anderen Molekülen in Form kleiner Pellets gefriergetrocknet und ist so monatelang lagerfähig. Erst wenn man reines Wasser hinzugibt, wird die DNA in den Pellets binnen kurzer Zeit aktiviert, abgelesen, und die Wirkstoffproduktion beginnt.

Als ersten Beleg, dass die Technik funktioniert, erzeugten die Forscher einen Impfstoff gegen Diphterie, der sich in Versuchen mit Mäusen auch als wirksam erwies. Bis zum echten Feldeinsatz werden aber noch umfangreiche klinische Studien nötig sein.

Quelle: Cell

22.09.2016

50.000 Jahre

Die Aborigines sind die älteste noch bestehende Zivilisation der Erde

Laut einer Studie dänischer Genetiker, die im Fachjournal Nature erschienen ist, leben die australischen Ureinwohner seit etwa 50.000 Jahren auf dem Kontinent. Ihre Vorfahren trennten sich nach der Auswanderung aus Afrika vor knapp 60.000 Jahren von den späteren Europäern und Asiaten ab und kamen über den Ozean bis ins heutige Australien.

Für die Studie untersuchten die Forscher das Erbgut von 83 Aborigines, die über den gesamten Kontinent verteilt leben und kombinierten die Ergebnisse mit linguistischen Daten, um die Besiedlungsgeschichte Australiens nachzuzeichnen.

Ein weiteres Ergebnis: Innerhalb des Genpools gibt es eine überraschend große Vielfalt. Gruppen aus der südwestlichen Wüste unterscheiden sich so stark von denen aus dem Nordosten des Landes wie Menschen aus Europa und Ostasien.

Quelle: Nature

Raumstation

Chinas Himmlischer Palast könnte Richtung Erde stürzen

Chinas erste, nicht dauerhaft bemannte Raumstation, Tiangong 1 oder Himmlischer Palast, soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 zur Erde stürzen. Das berichtet der britische Guardian unter Berufung auf die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Unklar ist derzeit, wie viel Kontrolle die chinesische Raumfahrtbehörde noch über die Station hat, nachdem die Datenübertragung zur Erde bereits im März geendet hatte. Ohne Funkkontakt sei ein kontrollierter Absturz nicht mehr möglich, berichtet der Guardian.

Der größte Teil der Raumstation würde beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen, einzelne, besonders dichte Teile aus Titan oder Keramik könnten aber bis zum Erdboden fallen.

Die chinesischen Behörden wollen den Absturz deshalb eng überwachen und wenn nötig entsprechende Warnungen herausgeben.

Quelle: Guardian/Xinhua

Medizin

Zusätzliches Testosteron hat keinen gesundheitlichen Nutzen

Das ist das Ergebnis einer Analyse amerikanischer Pharmakologen, die über 200 Studien zum Einsatz von Testosteron-Ersatz ausgewertet haben. Das Hormon wird vor allem bei älteren Männern mit niedrigem Testosteronspiegel eingesetzt, um Herz-Kreislauferkrankungen vorzubeugen, sexuelle Dysfunktionen zu beheben oder Stimmung und kognitive Leistung zu verbessern.

Während damit klar sei, dass die zusätzliche Einnahme von Testosteron keine gesundheitlichen Vorteile bringe, seien die Risiken nicht eindeutig abzuschätzen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal PLOS One.

Quelle: PLOS One

Ichthyologie

Die Wirbelsäule von Haien wirkt wie eine Sprungfeder

Sie kann bis zu zehn Prozent der Energie aus den Schwimmbewegungen des Fisches aufnehmen, und am Ende eines Flossenschlags wieder abgeben. Der Hai kann so zusätzlich beschleunigen.

Möglich wird das durch die besondere Flexibilität seiner knorpeligen Wirbelkörper, die dabei zusammengestaucht werden und sich wieder ausdehnen. Wie Biologen aus Florida im Journal of Experimental Biology berichten, hilft die Wirbelsäule dem Hai mit dem gleichen Mechanismus auch beim Abbremsen, wenn er langsamer und mit größerem Ausschlag die Schwanzflosse bewegt.

Für ihre Studie hatten die Forscher ein Stück der Wirbelsäule eines Dornhais und die darin beim Flossenschlag wirkenden Kräfte im Labor vermessen.

Quelle: JEB

Lebensmittelchemie

Kaffeepulver kann Wasser reinigen

Chemiker aus Genua haben eine Methode entwickelt, um mit Hilfe von gebrauchtem Kaffeepulver giftige Schwermetalle aus dem Wasser zu filtern. Das Pulver bindet Blei und Quecksilber hoch effizient, musste bisher aber anschließend selbst wieder vom Wasser getrennt werden.

Um diesen Schritt zu sparen, fixierten die Wissenschaftler den Kaffee mit einem speziellen Schaum, der als Filter diente. Aus durchfließendem Wasser konnten so zwei Drittel des darin enthaltenen Bleis entfernt werden. Ließen die Forscher den Filter für 30 Stunden im Wasser stehen, banden bis zu 99 Prozent des Schwermetalls an den Kaffee.

Ihre Methode stellen die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Sustainable Chemistry & Engineering vor.

Quelle: PM ACS

Pferdekunde

Pferde können doch mit uns sprechen

Denn sie können lernen, Symbole zu nutzen, um sich mitzuteilen. Das haben norwegische Wissenschaftler gezeigt. Sie brachten 23 Reitpferden bei, anzuzeigen, ob sie eine Decke umgelegt haben wollten oder nicht. Die Tiere hatten dafür die Auswahl zwischen Symbolen auf einer Tafel, die für "Decke um", "Decke ab" und "keine Veränderung" standen. Nach zwei Wochen Training konnten alle Pferde ihre Vorlieben mitteilen, berichten die Forscher im Fachmagazin Applied Animal Behaviour Science.

Dabei hing die Entscheidung der Tiere klar vom Wetter ab. Bei warmem Wetter zeigten Pferde, die eine Decke trugen, auf "Decke ab", während diejenigen ohne Decke keine Veränderung wählten.

Bei kühleren Temperaturen oder Regen wählten Pferde ohne Decke "Decke um", Pferde mit Decke berührten das Symbol für "keine Veränderung".

Die Studie zeige, dass Pferde die Folgen ihrer Entscheidungen erkennen können, schreiben die Wissenschaftler.

Quelle: AAAS

20.09.2016

Fukushima

In den evakuierten Gebieten von Fukushima entwickeln sich die Tierbestände prächtig

Fünf Jahre nach der Reaktorkatastrophe bleiben die betroffenen Gebiete für Menschen unbewohnbar. Die Populationen von Wildschweinen, Bären und japanischen Marderhunden seien jedoch in die Höhe geschossen. Das berichtet die Zeitung "Nikkei" unter Berufung auf eine Erhebung der Universität Fukushima.

Die Zahl der Tiere in den verlassenen Gebieten liege im Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Gegenden um das Vier- bis Fünffache höher. Grund sei, dass die Tiere in den menschenlosen Gebieten leichter an Nahrung kämen.

Ähnliche Entwicklungen haben Forscher bereits in der Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl festgestellt.

Quelle: DPA

Wasserstoffantrieb

In Deutschland sollen bald die weltweit ersten Brennstoffzellen-Züge rollen

Ab Ende nächsten Jahres sollen zunächst zwei Prototypen zwischen Buxtehude und Cuxhaven fahren. Bis Ende 2020 sollen dort dann 14 Brennstoffzellen-Züge im Nahverkehr im Einsatz sein, sagte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies.

Die Züge kommen vom französischen Hersteller Alstom und wurden heute auf der Bahntechnikmesse Innotrans vorgestellt.

Sie haben einen Wasserstoff-Tank auf dem Dach und eine Brennstoffzelle, in der Energie aus dem Wasserstoff gewonnen wird.

Quelle: DPA, AFPD

Archäologie

Archäologen haben ein 2000 Jahre altes Skelett gefunden

Es befand sich auf einem bekannten Schiffswrack vor der griechischen Insel Andikythira. Der Fund umfasst einen Teil des Schädels mit drei Zähnen, zwei Armknochen, Teile der Rippen und zwei Oberschenkelknochen.

Das Skelett gibt Forschern die Möglichkeit, mehr über die Menschen an Bord des Schiffes zu erfahren. Vorläufige DNA-Analysen deuten darauf hin, dass es sich um die die Knochen eines jungen Mannes handele, heißt es im Magazin "Nature".

Weitere Untersuchungen sollen Rückschlüsse auf die Augenfarbe, die Haare und die geographische Herkunft des Mannes geben.

Sollte die umfassende DNA-Analyse gelingen, wäre es das erste Mal, dass Forscher menschliches Erbgut von einem antiken Schiffswrack untersuchen. Normalerweise werden die Leichen weggeschwemmt oder von Fischen gefressen.

Das Wrack vor der Insel wurde bereits im Jahr 1900 gefunden. Damals wurde dort auch ein antiker Zahnradmechanismus entdeckt, der als eine Art astronomische Uhr gedient haben könnte.

Quelle: http://www.nature.com/news/human-skeleton-found-on-famed-antikythera-shipwreck-1

Astrophysik

Französische Forscher haben berechnet, wie Pluto zu seinem "Herz" aus Eis gekommen ist

Aus Daten der Raumsonde "New Horizons" weiß man, dass der Zwergplanet Pluto eine herzförmige Region auf seiner Oberfläche besitzt. Darin befindet sich ein Gletscher aus gefrorenem Stickstoff mit Kohlenstoffmonoxid und Methan.

Die Wissenschaftler haben nun die atmosphärischen Bedingungen auf dem Zwergplaneten simuliert, um die Entstehung dieses Gletschers zu erklären. Im Magazin "Nature" berichten sie, dass eine vier Kilometer tiefe und 1000 Kilometer weite Senke für das Eis verantwortlich sei. In dieser Region sei die Atmosphäre Plutos am dichtesten, was wiederum günstige Bedingungen für das Eis schaffe.

Aus der Simulation ging außerdem hervor, dass das Eis auf der Nordhalbkugel Plutos in den nächsten zehn Jahren schmelzen werde. Sollte das tatsächlich eintreten, wäre das eine Bestätigen der Simulationsergebnisse, heißt es von den Forschern.

Quelle: http://nature.com/articles/doi:10.1038/nature19337

Medizin

Wenn Muskelfasern repariert werden, übernehmen Fresszellen die Aufräumarbeiten

Das konnten Karlsruher Forscher mit amerikanischen und britischen Kollegen mit Hilfe von hochauflösender Echtzeitmikroskopie zeigen.

Schon bei normaler Belastung bilden sich Risse in den Hüllen von Muskelzellen. Der Körper muss diese Risse schnell mit speziellen Flicken reparieren, sonst droht Muskelschwund. Wie die Forscher nun gezeigt haben, enthalten diese Reparaturflicken neben Eiweißen zur Abdichtung auch einen Stoff, der Fresszellen des Immunsystems anlockt.

Diese Zellen fressen die Reparaturflicken nach der Heilung auf und stellen so die Zellhülle wieder vollständig her. Dieses Wissen könnte dabei helfen, neue Therapien für Muskelschwund zu entwickeln, berichten die Wissenschaftler im Magazin "Nature Communications".

Quelle: http://www.nature.com/articles/ncomms12875

Meeresbiologie

Versauerung der Meere verlieren tropische Korallen viel Zooplankton

Durch den Ausstoß von Kohlendioxid dürften die Meere in Zukunft immer saurer werden. Um die Konsequenzen dieser Versauerung abzuschätzen, haben Forscher aus Australien und Deutschland Riffe vor der Küste Papua Neuguineas untersucht. Dort tritt Kohlendioxid aus vulkanischen Quellen aus. Das Wasser besitzt dadurch den Säuregrad, den Wissenschaftler für die Zukunft der Weltmeere vorhersagen.

Das Ergebnis: Durch die Versauerung verändert sich die Struktur der Riffe. Es entstehen weniger der verzweigten Geweihkorallen und dafür mehr Steinkorallen. Diese Steinkorallen jedoch bieten dem Zooplanton im Wasser kaum Unterschlupf, wodurch die Riffe zwei Drittel ihres Zooplantons einbüßen.

Weil sich Fische und Korallen von diesen kleinen Lebewesen ernähren, hat das Konsequenzen für die Lebensgemeinschaft im Riff, berichten die Forscher im Fachblatt "Nature Climate Change".

Quelle: DOI: 10.1038/nclimate3122

19.09.2016

Gehirnforschung

Von Geburt an blinde Menschen behandeln Rechenaufgaben im Kopf anders

Mathematisches Zahlenverständnis beruht beim Menschen auf einem speziellen neuronalen Netzwerk, unter anderem im Bereich des Parietallappens. US-Psychologen haben in einer "PNAS"-Studie untersucht, welchen Einfluss visuelle Erfahrung bei der Bildung dieses Netzwerkes spielt.

Die Forscher legten 17 von Geburt an blinden und 19 sehenden Menschen mit verbundenen Augen mathematische Hör-Aufgaben vor und verfolgten dabei deren Hirnaktivität mittels Magnetresonanztomografie. Bei beiden Gruppen zeigte das bekannte parietale Netzwerk Aktivität. Bei den blinden Teilnehmern war aber zusätzlich ein Bereich im visuellen Cortex der Großhirnrinde aktiv.

Bei geburtsblinden Menschen werde ein Teil der Sehrinde - wo sonst visuelle Informationen verarbeitet werden - zur Zahlenverarbeitung genutzt, schließen die Forscher. Die Ergebnisse zeigten, wie flexibel das Nervensystem in der frühen Entwicklung sei.

Quelle: PNAS

Châtelperronien-Kultur

Archäologen "überführen" Neandertaler mit Hilfe uralter Eiweiße

Die steinzeitliche Châtelperronien-Kultur war vor etwa 35.000 Jahren in Spanien und Frankreich verbreitet. Sie gilt als Übergangszeit zwischen Neandertaler und modernem Mensch. Molekulare Hinweise auf Neandertaler fehlten aber bislang. Jetzt haben Archäologen mit Hilfe von Proteinanalysen heraus bekommen, dass zur damaligen Zeit tatsächlich Neandertaler die französische Grotte du Renne bewohnten. Die Studie erscheint im Fachmagazin "PNAS".

Die Forscher untersuchten Knochenfragmente aus einer Sedimentschicht der Höhle, die zeitlich dem Châtelperronien zugeordnet wird. Die Analyse uralter Protein- und DNA-Fragmente zeigte schließlich, dass die Knochenstückchen von einem Neandertaler-Säugling stammten.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Neandertaler im Châtelperronien Artefakte hergestellt haben, die bislang nur modernen Menschen zugetraut worden waren.

Quelle: PNAS

Ornithologie

Tauben können Englisch lernen

Sie können zumindest existierende Wörter von sinnfreien Nicht-Wörtern unterscheiden. Und zwar auch solche, die sie nie zuvor gesehen haben. Wie Biopsychologen der Ruhr-Universität Bochum und ihre neuseeländischen Kollegen in "PNAS" berichten, orientieren sich die Tiere dabei unter anderem an wiederkehrenden Buchstaben-Kombinationen.

Zunächst lernten die Tauben am Monitor mittels Futterbelohnung 26 bis 58 englische Wörter aus vier Buchstaben, die sie von 8000 Nicht-Wörtern unterscheiden konnten. Dann zeigten die Wissenschaftler den Tieren je 50 unbekannte Wörter und Nicht-Wörter. Tatsächlich pickten die Vögel deutlich häufiger auf die existierenden Wörter.

Das Fazit der Forscher: Tauben lernen nicht nur auswendig. Sie wenden vielmehr Rechtschreib-Regeln an. Sie lernen zum Beispiel, welche Buchstabenpaare in einer Sprache besonders häufig zusammen auftreten.

Obwohl Tauben und Menschen sehr unterschiedliche Gehirne haben, lernten sie trotzdem auf äußerst ähnliche Weise orthografische Regeln, bemerken die Autoren.

Quelle: PNAS

Luftverschmutzung

Die Smog-Krise in Südost-Asien hat mehr als 100.000 Menschen getötet

Das haben Forscher der Universitäten Harvard und Columbia in den "Environmental Research Letters" berechnet. Im vergangenen Jahr hatten illegale Brandrodungen - verstärkt durch das Wetterphänomen "El Niño" - riesige Wald- und Torfmoorgebiete in der Region vernichtet und zu giftigem Smog geführt.

Anhand komplexer Modelle und im Vergleich mit den Daten zu einer ähnlich starken Smog-Entwicklung im Jahr 2006 rekonstruierten die Wissenschaftler die gesundheitlichen Folgen des giftigen Dunstes für die regionale Bevölkerung.

Demnach sind allein in Indonesien mehr als 90.000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben. Auch in Singapur und Malaysia gab es mehrere tausend Todesopfer.

Ihr Modell könne auch Regionen identifizieren, in denen es zum Schutz der Bevölkerung besonders wichtig sei Brände zu vermeiden, schreiben die Autoren.

Quelle: Environmental Research Letters

Raumfahrt

Die nächste Langzeitbesatzung der ISS bleibt vorerst auf der Erde

Ursprünglich hatte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos geplant, am kommenden Freitag zwei russische Kosmonauten und einen US-Astronauten zur Internationalen Raumstation zu transportieren. Bei Tests der Trägerrakete und des Raumschiffs "Sojus MS-02" am Weltraumbahnhof Baikonur hat es allerdings einen Kurzschluss gegeben.

Aufgrund der technischen Probleme wurde der Start nun verschoben. Agenturmeldungen zufolge könne die Verzögerung mehrere Wochen dauern.

Dadurch könnte der gesamte Raumflug-Plan der kommenden Monate durcheinandergeraten.

Die Raumfahrer sollen aber zunächst offenbar nicht ins Trainingszentrum nach Moskau zurückkehren, sondern in Baikonur bleiben.

Quelle: DPA, AFPD

Artenschutz

Elfenbeinhandel zu legalisieren, würde Elefanten nicht schützen

Zu diesem Schluss kommen zwei britische Wissenschaftler im Fachmagazin "Current Biology". Unter den Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens ist eine Diskussion aufgekommen, ob der Handel legalisiert werden sollte, um Wilderei zu bekämpfen.

Die Forscher haben nun berechnet, wie viel Elfenbein einer Elefanten-Population nachhaltig entnommen werden könnte. Das Ergebnis: 100 bis 150 Kilogramm pro Jahr für eine Herde aus knapp 1400 Tieren. Legt man die Elfenbein-Mengen zu Grunde, die Wilderer erbeuten, müssten aus der Modell-Population allerdings 400 bis 600 Kilogramm jährlich entnommen werden.

Eine nachhaltige Nutzung sei nicht vorstellbar, schließen die Autoren. Um Elefanten zu schützen, müsse vielmehr die Nachfrage nach Elfenbein eingedämmt werden.

Der internationale Handel mit Elfenbein ist seit dem Jahr 1989 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen verboten.

Quelle: Current Biology

16.09.2016

Medizin

Durch Zika könnte es zu einer globalen Mikrozephalie-Epidemie kommen

Davor warnen Mediziner im Fachmagazin "The Lancet Infectious Diseases". Ihre Studie untermauert bestehende Hinweise, dass die Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen durch eine Infektion mit dem Zika-Virus während der Schwangerschaft ausgelöst werden. Die Mikrozephalie-Epidemie werde sich auf alle Länder ausbreiten, wo das Zika-Virus übertragen wird.

In einem besonders betroffenen Gebiet im Nordosten Brasiliens untersuchten die Wissenschaftler Neugeborene mit und ohne Mikrozephalie und deren Mütter. Bei knapp der Hälfte der 32 betroffenen Babys konnten die Forscher auch eine Infektion mit dem Zika-Virus nachweisen. Das war bei keinem der 62 Neugeborenen ohne Mikrozephalie der Fall.

Quelle: The Lancet Infectious Diseases

13.000 Quadratkilometer

US-Präsident Barack Obama lässt ein weiteres Meeresschutzgebiet ausweisen

Und zwar im Atlantik vor der Küste Neu-Englands. Das Gebiet umfasst etwa 13.000 Quadratkilometer. Die Maßnahme soll den Lebensraum von Tiefsee-Korallen, Meeresschildkröten und bedrohten Wal-Arten schützen. Außerdem sollen in dem neuen Schutzgebiet wissenschaftliche Studien zum Klimawandel durchgeführt werden.

Es ist das erste US-Meeresschutzgebiet seiner Art im Atlantik. Im vergangenen Monat hatte Obama eine bestehende Schutz-Zone im Pazifik vor der Küste Hawaiis um mehr als das Vierfache ausgeweitet.

Mit dadurch 1,5 Millionen Quadratkilometer Größe ist es das größte Meeresschutzgebiet der Welt. Kein anderer Präsident in der US-Geschichte hat mehr Land- und Wassergebiete unter Schutz gestellt als Obama.

Die Fischerei-Branche kritisiert die Meeres-Schutzzonen. Sie befürchtet Umsatzeinbußen.

Quelle: AFPD, DPA, whitehouse.gov

PerúSAT-1

Eine Rakete hat Erdbeobachtungs-Satelliten ins All gebracht

Die Vega-Trägerrakete startete am frühen Morgen vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. An Bord transportiert das Weltraumunternehmen "Arianespace" fünf Satelliten für Peru und die USA.

"PerúSAT-1" ist der erste Erdbeobachtungs-Satellit des südamerikanischen Landes. Er soll unter anderem Informationen für die Agrarwirtschaft und die Bekämpfung des Drogenhandels liefern.

Die anderen vier Satelliten sammeln Daten für "Terra Bella" - ein Unternehmen, das für den US-Konzern Google Weltkarten aus einer Höhe von 500 Kilometern erstellt.

Die Vega-Rakete wiegt etwa 137 Tonnen. Seit 2012 ist sie nun zum siebten Mal ins All gestartet.

Quelle: DPA, arianespace.com

Mikroelektronik

Nanokristalle lassen sich gezielt in Form bringen

Nanokristalle sind aufgrund ihrer thermodynamischen und elektrischen Eigenschaften vielversprechend für mikroelektronische Geräte oder Messfühler. Forscher des Georgia Institute of Technology in Atlanta haben nun eine Methode entwickelt, mit der sie eindimensionale Nanokristalle mit genau definierten Formen und Eigenschaften herstellen können.

Damit könnten in Zukunft passgenaue Nano-Elemente als Grundbausteine für elektronische Geräte angefertigt werden. Die Studie erscheint in "Science".

Die Methode beruht auf einer molekularen Vorlage in Form einer Flaschenbürste mit einem Zellulose-Schaft und Seitenverzweigungen aus Polymeren, an denen das Wachstum winziger Nano-Strukturen gezielt gesteuert werden kann. So konnten Nanokristalle mit unterschiedlichen metallischen, magnetischen oder elektrischen Eigenschaften produziert werden.

Quelle: Science

Zoologie

Bei Lärm nutzen Fledermäuse andere Sinne um zu jagen

In ruhiger Umgebung lauschen die Tiere Geräuschen, um ihre Beute aufzuspüren. Bei Lärm verlassen sie sich dagegen zunehmend auf Echo-Ortung. Dabei machen sie sich durch die Reflexion eigener Schallwellen ein Bild der Objekte in ihrer Nähe. Das berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Ornithologie im Fachmagazin "Science". Die Studie gebe ein Beispiel, wie Arten auf zunehmende Lärmverschmutzung durch den Menschen reagieren.

Die Forscher untersuchten Fransenlippen-Fledermäuse. Die Tiere jagen Frösche, die sie gewöhnlich am Quaken orten. Im Experiment bekamen die Fledermäuse zwei Frosch-Attrappen vorgesetzt: Beide quakten, doch nur bei einer blähte sich dazu eine Schallblase auf. Das Ergebnis: Bei lauten Hintergrundgeräuschen attackierten die Fledermäuse bevorzugt das Modell mit der bewegten Schallblase, die sie mittels Echo-Ortung wahrnahmen.

Wenn Lärmverschmutzung eine Art dazu bringe, andere Sinne verstärkt zu nutzen, habe das weitreichende Folgen für die Räuber-Beute-Beziehungen der Spezies, schlussfolgern die Biologen.

Quelle: Science