Faktencheck: Bevölkern Parasiten Masken und Teststäbchen?

Es klingt wie ein Science-Fiction-Film: Kleine Tierchen bevölkern FFP2-Schutzmasken und Teststäbchen und gelangen so in unseren Körper. Diese Verschwörungstheorie geht seit Kurzem in den sozialen Medien viral.

Dabei würde es sich um sogenannte Morgellons oder Morgellonen handeln. Also parasitäre Würmer, die krank machen. Ein Wissenschaftler räumt auf mit dem Mythos.

Videos von wurmartigen Gebilden im Netz

Mund-Nase-Schutz und Tests sollen uns vor dem Coronavirus schützen. Doch seit einiger Zeit sorgt ein neuer Verschwörungshype für Wirbel: Sind Masken und Tests etwa verseucht?

In den sozialen Netzwerken wollen mehrere Userinnen und User auf den Hygieneprodukten winzige schwarze Würmer entdeckt haben. Unter dem Mikroskop werden sie sichtbar: Ihrer Meinung nach sogenannte Morgellonen.

Videos wie dieses wurden in letzter Zeit massenhaft auf Social Media geteilt.

Das Wort ist in aller Munde und keinesfalls neu. Es wurde erstmals im 17. Jahrhundert in einem Werk des englischen Arztes Sir Thomas Browne erwähnt. Vor zwanzig Jahren dann etablierte sich der Begriff der Morgellonen-Krankheit.

Betroffene klagen über Parasiten unter der Haut beziehungsweise Fasern, die ihnen aus der Haut wachsen. Die Folge: Es kribbelt und sticht. Von den meisten Medizinern wird das auf eine psychische Störung zurückgeführt. Die Parasiten seien Einbildung.

Faktencheck: Bevölkern Parasiten Masken und Teststäbchen?

Begünstigt werde der Irrglaube bei einigen Patienten durch Drogenkonsum aber auch Hirnverletzungen oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Und dadurch, dass sich unter Lupe oder Mikroskop tatsächlich oft kleine Gebilde erkennen lassen, die sich oft sogar bewegen. Wie kann das sein?

Eingerollte Fremdkörper wirken wie Würmer

Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke ist ein Experte auf dem Gebiet. Er kennt die kleinen „Racker“, wie er die Morgellonen nennt, seit über zwanzig Jahren und hat Dutzende Fälle im Labor untersucht.

Sein Fazit: Es handelt sich um Kleidungsfasern, kleine Insekten- oder Pflanzenteile, Dreck oder Hautschuppen, die durch das Drücken und Kratzen zusammengerollt würden. „Das kann dann schon mal aussehen wie beispielsweise winzige Muskeln“, sagt er im Interview mit der dpa. Um Parasiten oder Würmer handle es sich nicht.

Auch dafür, dass sich die Fasern scheinbar von allein bewegen, gebe es eine Erklärung. Das passiere in der Regel dann, wenn man nah rangehe an das untersuchte Objekt: "Wenn man auf die Fasern draufhaucht, nehmen sie die Feuchtigkeit und Wärme aus der Atemluft auf und bewegen sich dann. Auch elektrostatische Anziehungskräfte können für diesen Effekt sorgen." Ähnlich wie wenn man einen Luftballon ein seinen Haaren reibe.

Fasern auf frisch verpackter Maske?

Aber wie kommen solche Fremdkörper auf Hygieneprodukte, die frisch aus der Packung genommen wurden? Nachdem Benecke eine ganze Reihe Anfragen besorgter Masken- und Testkäuferinnen und -käufer erhalten hat, legt er seit einigen Wochen immer wieder auch Mundschutze und Abstrich-Stäbchen unters Mikroskop.

Und: Krabbelt da tatsächlich was? Auf den ersten Blick könne man das meinen. Aber laut Benecke handelt es sich hier um Textilfasern, die bei der Produktion bereits in die Packung gelangt seien. Masken wie Teststäbchen würden nämlich nicht in komplett steriler Umgebung hergestellt. Und selbst bei der Sterilisation würden zwar etliche Keime abgetötet, aber keine ungewollten Textilfasern beseitigt.

„Sie bewegen sich, wenn sie Feuchte oder Wärme aufnehmen und sich dann biegen – sieht ein bisschen wie Würmer aus, aber es sind keine. Probiert es mir eurer eigenen Kleidung und einem Abriebstäbchen aus“, sagt Benecke in einem Video auf seiner Facebook-Seite.

Würmer, Morgellonen, Nano-Roboter – laut Benecke alles Quatsch. Wer dennoch glaube, etwas Ungewöhnliches gefunden zu haben, könne eine Probe ins Labor schicken und das untersuchen lassen.

Und bis das Ergebnis kommt, sollte man sich besser mit dem Weitererzählen der vermeintlichen Entdeckung zurückhalten. Denn Falschinformationen verbreiten sich in Zeiten von Social Media und Corona schneller als das Virus selbst.