Tödliche Tiere: Die Top Ten der gefährlichsten Super-Killer

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n einem Strand in Massachusetts herrschte in der vergangenen Woche Ausnahmezustand. Hier, an der Ostküste der USA, stand ein Helikopter wenige Dutzend Meter vom Ufer entfernt in der Luft. Die Piloten hatten etwas entdeckt. Rettungsschwimmer forderten die Badegäste auf, den Strand zu verlassen.

Ohne Angabe von Gründen – es sollte keine Panik entstehen. Der Strand wurde gesperrt, weil ein Weißer Hai im flachen Wasser gesichtet worden war. Der Raubfisch schwamm zwei Stunden lang in Ufernähe umher, bis er abdrehte und ins tiefere Wasser verschwand.

Haie, Schlangen, Spinnen – vor solchen Tieren graut es den Menschen. Vor Klauen und Zähnen, gepaart mit Lautlosigkeit, Aggressivität, Schnelligkeit und tödlichem Gift. Doch die Liste der Tiere, denen am meisten Menschen pro Jahr zum Opfer fallen, führen keine großen Raubtiere an.

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Die Top-Killer sind winzige Tiere. Jährlich kosten Mückenstiche 725.000 Menschen das Leben. Zehntausende sterben an Fliegenbissen oder Wanzenstichen oder finden den Tod durch Krankheiten, die Süßwasserschnecken übertragen. Durch Haie sterben zehn.

Der Mensch merkt zunächst nichts

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Die Schnecken und Insekten bringen den Tod meist nicht direkt. Der Mensch merkt zunächst nicht, dass mit dem Speichel einer Mücke ein Malariaerreger oder ein Chikungunya-Virus in die Blutbahn eingedrungen ist.

Er spürt nicht, dass eine Raubwanze dem Erreger der Chagas-Krankheit Zutritt zum Körper verschafft hat oder dass sich beim Baden in einem tropischen See die Larven eines Pärchenegels durch die Haut gebohrt haben.

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Die Erreger wandern auf teilweise sehr komplizierten Wegen durch den Körper, setzen sich fest und vermehren sich in den Organen. Erst nach Wochen, manchmal Jahren, treten die ersten Symptome auf – für Menschen in Ländern ohne gute Gesundheitsversorgung bedeutet das häufig den Tod.

Tödliche Tiere: Die Top Ten der gefährlichsten Super-Killer

In den vergangenen Jahren ist die Sorge gewachsen, dass Tiere künftig häufiger und in bislang nicht betroffenen Regionen die todbringenden Erreger auf den Menschen übertragen. Die Globalisierung fördert die Ausbreitung von Überträgern und Erregern.

Paradiesische Zustände für Stechmücken

Klimaforscher prognostizieren wärmere Temperaturen und häufigere starke Regenfälle. Für Mücken und Insekten aller Art sind das paradiesische Zustände. Ihr Lebensraum vergrößert sich. Seit zwei Jahren werden am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin deshalb systematisch Mücken untersucht, die dem Institut aus allen Regionen Deutschlands zuschickt werden.

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Potenzielle Krankheitsüberträger wie Asiatische Tigermücke und Asiatische Buschmücke fliegen bereits in Deutschland, haben die Forscher festgestellt. Sie übertragen in ihren ursprünglichen Heimatländern Krankheiten wie Dengue-, Chikungunya- und West-Nil-Fieber.

Noch sind nur die Mücken, also die Überträger der Erreger, hier angekommen. Wenn die Temperaturen in Deutschland aber tatsächlich dauerhaft etwas steigen, könnten auch die Erreger in den Mücken überleben. Ob das so kommt, ist unklar.

Das Dengue-Virus hat es in Mücken schon aus den tropischen Regionen nach Madeira geschafft. Flugzeuge werden dort vor dem Start mit Insektiziden ausgesprüht, damit die Mücken nicht nach Berlin, Paris oder in andere europäische Länder gelangen.

Harnwegs-Bilharziose auf Korsika

Auch die Lebensräume anderer potenziell gefährlicher Tiere erweitern sich wegen des Klimawandels und der Globalisierung. Infektionskrankheiten, die ursprünglich nur in den Tropen und Subtropen grassierten, können so in neuen Regionen auftreten.

So haben französische Gesundheitsbehörden in den vergangenen Monaten in Deutschland und Frankreich elf Fälle von Harnwegs-Bilharziose registriert. Die Patienten hatten zwischen 2011 und 2013 am Unterlauf des Flusses Cavo in der Nähe von Porto Vecchio auf Korsika gebadet.

In diesem Fluss leben auch Schnecken, die Pärchenegeln als Zwischenwirte dienen. Die Schnecken nutzen die Pärchenegel, um sich zu vermehren. Dann gelangen ihre Larven ins Wasser.

Die bohren sich durch die Haut von Badenden, wandern in ihr Blutgefäßsystem, vermehren sich wiederum und legen ihre Eier im Darm der Menschen ab. Mit Fäkalien gelangen die Eier dann wieder in Flüsse und Seen – die geschlüpften Larven infizieren Schnecken. Der Kreis schließt sich.

Süßwasserschnecken werden zur Gefahr

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Durch Staudamm- und Bewässerungsprojekte und die Vermehrung von Süßwasserschnecken steigt die Gefahr, dass Menschen sich mit Pärchenegeln infizieren. Denn dort, wo es feucht ist, siedeln sich schnell ihre Zwischenwirte, die Schnecken, an.

Auch hier versuchen Forscher, die Gefahr besser einzuschätzen. Schneckenforscher wollen die Mechanismen verstehen, durch die sich Schnecken und ihre Erreger ausbreiten – um möglichst früh eingreifen zu können.

Vor allem in Australien ist man besorgt, da die in Indonesien häufigen Kronenschnecken Parasiten mit sich bringen. Wandern die Kronenschnecken nach Australien ein, würde die Gefahr für Krankheiten steigen.

Nach einem Monitoring der australischen Schneckenarten zeichnet sich hier eine Entwarnung ab. Die Evolutionsgeschichte scheint den Kontinent gegen die Kronenschnecken immun gemacht zu haben: Die australischen Schnecken besetzen bereits alle ökologischen Nischen. Für neu eingewanderte Arten ist kein Platz im Ökosystem.

Das Monitoring von winzigen, mitunter unsichtbaren Killern wie Schnecken und Mücken ist schwierig. Noch schwieriger ist es, Prognosen über die künftigen Gefahren durch Tiere zu treffen.

Da beruhigt es immerhin, dass die Gefahren durch große Räuber wie den Weißen Haie mittlerweile überschaubar sind. Dafür genügt ein Helikoptereinsatz, zwei Stunden lang, vor der Küste von Massachusetts.