COVID-19, Schweinegrippe und Co.: Wie entstehen Krankheiten durch den Kontakt zwischen Mensch und Tier?

Tierbesitzer, die sich einen Infekt eingefangen haben, sollten achtsam sein. Denn Menschen übertragen Viren und Bakterien auch auf ihre Lieblinge - und umgekehrt. Krankheiten wie COVID-19 und Masern entstanden sogar erst durch den Kontakt von Mensch und Tier. Hygieneregeln im Umgang mit Haustieren schützen vor Infektionen.

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Viele Haustierhalter haben ein inniges Verhältnis zu ihren Begleitern. Wenn sie an einer Erkältung oder eine Grippe erkranken, sorgen sie sich daher auch um das Wohl ihrer Hunde und Katzen.

Auf Streicheln und Schmusen sollten Erkrankte daher verzichten, sagt Timm Harder, Professor für Virusdiagnostik im Gespräch mit unserer Redaktion, denn menschliche Influenza-Viren können auch für Haustiere gefährlich werden. Auf umgekehrtem Weg können infizierte Hunde, Schweine und Mücken Menschen mit Tollwut, Schweinegrippe und dem West-Nil-Virus anstecken. Tierärztin Astrid Behr rät daher zu einem hygienischen Umgang mit Tieren.

Coronavirus SARS-CoV-2 ist von Mensch zu Tier übertragbar

Infektionserkrankungen, die Menschen an Tiere weitergeben und umgekehrt, heißen Zoonosen. Weil es laut Robert-Koch-Institut (RKI) wohl von Fledermäusen stammt, zählt auch das Coronavirus SARS-CoV-2 zu den Zoonosen, gleichzeitig bildet es jedoch eine Ausnahme: Es ist im Unterschied zu anderen Erregern nicht spezies-spezifisch, daher kann es Untersuchungen zufolge von Menschen auf andere Tiere übertragen werden. Erkrankte sollten aus diesem Grund engen Kontakt zu Hunden, Katzen und frettchenartigen Lebewesen wie Nerzen meiden, um sie nicht anzustecken, sagt Behr.

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Influenza-Virus durch Mensch an Tier übertragen

Daneben gibt es wenige Erreger, die Halter an ihre Haustiere weitergeben können. Ein Beispiel ist das Influenza-Virus, sagt Harder. Er arbeitet als Laborleiter am Friedrich-Löffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Ihm zufolge passieren bei der Vermehrung von Influenza-Viren im Körper manchmal Fehler, wodurch sich ihr Erbgut verändert.

Solche Viren sind wegen ihrer abgewandelten Eigenschaften dann nicht mehr spezies-spezifisch und können daher auch andere Lebewesen wie Hunde und Katzen befallen. Das kann mittels Tröpfcheninfektion passieren, also über kleinste Flüssigkeitspartikel, die beim Atmen, Husten, Sprechen und Niesen ausgestoßen werden.

Schweinegrippe-Viren wandern zwischen Mensch und Schwein hin und her

Ist ein Haustier infiziert, findet in der Regel keine Rückübertragung zum Menschen statt, das Virus steckt dann im neuen Wirt fest, sagt Harder, doch es gibt Ausnahmen. Dazu zählen Schweinegrippe-Viren, die von Mensch zu Schwein sowie von Schwein zu Mensch weitergegeben werden können. "Und unter anderem wird auch das Bakterium Staphylococcus aureus zwischen Mensch und Tier hin und her übertragen." Dabei handelt es sich um einen Eiter-Erreger, der beispielsweise Lungenentzündungen hervorruft.

Gefährlich werden die Bakterien, wenn sie resistent gegen Antibiotika werden, weil das einen schweren Krankheitsverlauf nach sich ziehen kann. Solche unempfindlichen Erreger, die häufig im Krankenhaus-Umfeld zu finden sind, werden auch als Krankenhauskeime bezeichnet und mit MRSA abgekürzt.

Darüber hinaus gibt es das Bakterium Bartonella, das von der Katze auf den Menschen übertragen werden und die Katzenkratzkrankheit auslösen kann. Diese Zoonose befällt die Lymphknoten, Erkrankte bemerken eine Infektion durch Hautrötungen an der Stelle, an der der Erreger in den Körper gelangt ist. Dort können im weiteren Verlauf Pusteln entstehen, manche Patienten bekommen Fieber. Ein Großteil der Betroffenen ist aber zwei bis drei Wochen symptomfrei.

Tollwut breitet sich durch Bisse aus

Zu den gefährlichsten, durch Tiere übertragenen Infektionen für den Menschen zählt Tollwut, denn der Erreger löst eine Entzündung des Gehirns aus. "Tollwut ist in Deutschland und im westlichen Europa vollständig ausgerottet", sagt Harder. "Gefahr droht vor allem bei Kontakten mit Hunden und Katzen in Asien, Afrika und Südamerika."

Eine Erkrankung endet bei Tier und Mensch tödlich. Infizierte Hunde und Katzen fallen durch erhöhte Aggressivität auf, durch Schluckprobleme haben sie oft schäumenden Speichel vor dem Maul. Beißen sie Menschen, gehen bei ihnen mit Muskellähmungen ebenfalls Schluckbeschwerden einher, auch Wesensveränderungen sind ein Symptom.

Wer gebissen wurde, sollte deshalb schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen, der die Wunde reinigt und den Patienten impft, sagt Harder. "Die simultane Immunisierung muss innerhalb weniger Stunden stattfinden." Simultan bedeutet, dass Erkrankte gleichzeitig aktiv und passiv geimpft werden.

COVID-19, Schweinegrippe und Co.: Wie entstehen Krankheiten durch den Kontakt zwischen Mensch und Tier?

Bei der aktiven Impfung werden dem Körper abgeschwächte Erreger gespritzt, dadurch erkrankt er nicht, bildet jedoch selbstständig Antikörper. Bei der passiven Impfung werden dem Patienten Antikörper gespritzt, um sofortigen Schutz zu gewährleisten.

Menschliche Krankheiten sind meistens von Tieren

Seit Jahrtausenden leben Mensch und Tier zusammen, so haben sich viele Infektionen wohl überhaupt erst entwickelt, glauben Wissenschaftler. "Man geht davon aus, dass 75 bis 85 Prozent der Krankheiten durch den Kontakt entstanden sind", sagt Harder. Die menschliche Masern-Infektion ist demnach vermutlich auf einen Ausbruch von Rinderpest bei Wiederkäuern im 1. Jahrhundert vor Christus zurückzuführen.

Auch Insekten verbreiten Krankheiten: Mücken tragen das West-Nil-Virus in sich, das in allen Erdteilen vorkommt und über Zugvögel aus den Tropen nach Europa und Deutschland gelangt. Mücken, die sich an Vögeln infizieren, übertragen es auf Säugetiere wie Pferde oder den Menschen. Ein Fünftel aller Patienten zeigt zwei bis 14 Tage nach Ansteckung Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen, meistens heilt das West-Nil-Virus aber ohne Schwierigkeiten wieder aus.

Tierärztin empfiehlt Hygiene im Umgang mit Haustieren

Bisse, Tröpfcheninfektionen, Kratzer, Ausscheidungen – die Ansteckungswege zwischen Mensch und Tier sind vielfältig. Tierärztin Behr rät deswegen zu vorbeugender Hygiene: Um zu verhindern, dass sich Parasiten wie der Hundebandwurm im menschlichen Körper ansiedeln, sollten Haustiere in regelmäßigen Abständen entwurmt werden.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann eine Kotprobe beim Tierarzt untersuchen lassen. Ein weiteres Problem neben Parasiten, die im Inneren ihres Wirts leben, sind solche, die im Fell und auf der Haut leben. Ist ein Tier von Zecken oder Flöhen befallen, helfen Tabletten oder ein Mittel zum Auftragen dabei, die Parasiten abzutöten. Werden Flöhe zu spät bemerkt, können sie auch den menschlichen Körper befallen.

Haustiere genau beobachten

Behr empfiehlt allgemein einen hygienischen Umgang zwischen Menschen und Haustieren. Halter sollten ihre vierbeinigen Begleiter stets aufmerksam beobachten, um Anzeichen für Schwäche und Erkrankungen früh bemerken und rechtzeitig einen Arzt aufsuchen zu können.

Genaues Hinsehen ist dabei von enormer Bedeutung. Bakterielle Entzündungen bei Hund und Katze, wie etwa am Auge, können in den menschlichen Körper gelangen. Das passiert über Schmierinfektionen, bei denen die Erreger an den Händen haften und auf diesem Weg zu Augen, Mund und Nase gelangen. Weiterhin rät Behr davon ab, Hund und Katze im Bett schlafen zu lassen, weil sie dort oft Haare und Schmutz hinterlassen.

Über die Experten:

Astrid Behr ist Tierärztin und Sprecherin des Bundesverbands praktizierender Tierärzte (bpt).

Prof. Dr. Timm Harder ist Professor für Virusdiagnostik und Laborleiter am Friedrich-Löffler-Institut in Greifswald.

Verwendete Quellen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Aktive und passive Immunisierung - Was ist der Unterschied?"

Infektionsschutz.de: Schmierinfektion: "Wie werden Erreger bei einer Kontaktinfektion übertragen?"

Robert-Koch-Institut: "Coronavirus SARS-CoV-2 – Informationen zum Erreger"

Robert-Koch-Institut: West-Nil-Fieber im Überblick

impfen-info.de: Aktive und passive Immunisierung - was ist der Unterschied?

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