Darf man Schnee essen?

Schnee aus dem Garten

Dass man grauen Schnee vom Strassenrand nicht essen darf, liegt auf der Hand und ist Kindern leicht beizubringen. Aber wie sieht es mit dem vermeintlich weißen Schnee im eigenen Garten oder auf dem Auto aus? Meereseisphysikerin Dr. Stefanie Arndt vom Alfred Wegener Institut am Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung gibt Entwarnung: „Schnee essen ist definitiv ok! Selbst im Trinkwasser oder alltäglichem Essen finden sich Mikroteilchen, das ist das gleiche beim Schnee. Natürlich muss man beim Schnee von der Wiese darauf achten, dass die Schneeauflage dick genug ist, damit man nichts vom Untergrund mit aufnimmt.“

Der selbe Hinweis kommt von der Sprecherin des Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL): „Da reiner Schnee nur aus Wasser besteht, ist eine Aufnahme von kleinen Mengen in der Regel unproblematisch. In der Praxis besteht das Problem jedoch darin, dass unter der Schneeoberfläche möglicherweise vorhandene Kontaminationen, wie z. B. Ausscheidungen von Tieren, nicht erkannt werden und gegebenenfalls aufgenommen werden könnten.“

Darf man Schnee essen?

Wieviel Schnee ist gesund?

Grauer und gelber Schnee sind also tabu. Dann bliebe noch die Frage nach der Menge an Schnee, die man essen darf. Ist eine Handvoll erlaubt, oder ein halber Schneemann noch im verträglichen Bereich? Dr. Arndt berichtet, „dass auf Polarexpeditionen, Schnee als Flüssigkeitslieferant und zum Kochen genutzt wird. Der vorhandene Schnee wird geschmolzen, um darin Essen zu garen oder ihn als Basis für Tee und Kaffee zu nutzen.“ Dabei ist Abkochen kein Muss, denn „Schnee in Reinform muss man nicht abkochen. Höchstens Schnee aus tieferen Schichten, der also schon ein gewisses Alter hat, kann wegen der Abtötung von Keimen abgekocht werden. Normalerweise kann man Schnee aber genau so nehmen wie er ist.“

Theoretisch könnte der Mensch also seinen Durst mit Schnee stillen. Praktisch gibt es allerdings Probleme: Schnee hat als gefrorenes Wasser eine viel geringere Dichte als Wasser in flüssiger Form. Man müsste ungefähr zehn Liter Schnee im Mund schmelzen, um einen Liter Wasser zu trinken. Das Schmelzen lässt den Mund nach kurzer Zeit einfrieren und kostet den Körper wertvolle Energie. Das kann in einer Notsituation zum Problem werden. So ist es schon vorgekommen, dass Bergsteiger im Schnee verdurstet sind.

Hinzu kommt, dass der Mensch vom Schnee allein nicht leben kann, eine ausgewogene Ernährung ist wie immer wichtig. Schnee ist frei von Mineralsalzen und wirkt damit ähnlich wie destilliertes Wasser auf den Körper, dessen gestörter Salzhaushalt dann mit Übelkeit, Kopfschmerzen oder Herzrasen reagiert. „Schnee wird auf dem Weg durch die Atmosphäre nicht mit Mineralien angereichert. Das ist der Unterschied zu beispielsweise Flusswasser. Fällt der Schnee als reine Schneeform aus der Atmosphäre, fehlt ihm natürlich diese Anreicherung. Das heisst, ich sollte mich nicht wochenlang ausschließlich von Schnee ernähren, denn dann fehlen Mineralien, die für den Körper wichtig sind“, so die Meereseisphysikerin.

Galerie: Selbst gemachte Gletscher