Netflix und Dosensuppe: Stubenhocker-Aktien sind Krisengewinner

Es mag zynisch klingen, aber wer Kursgewinne an der Börse will, muss derzeit auf Aktien setzen, die von der Corona-Krise auf besondere Weise profitieren. Neben Pharmafirmen, die vielleicht den richtigen Impfstoff erforschen, wie BioNTech und Pfizer sind das vor allem die sogenannten "Stubenhocker-Aktien". Dazu gehört alles, was das erzwungene Leben zu Hause erträglicher, besser und schöner machen kann.

Alles, was den Lockdown erträglicher macht

Für einen längeren häuslichen Aufenthalt braucht man Lebensmittel wie sie der US-Hersteller Campbell Soup produziert, oder auch etwas Frisches, das man sich liefern lassen kann. Der Dax-Konzern Delivery Hero und Hellofresh im Mdax sind darauf spezialisiert.

Online-Händler wie Amazon, Zalando und alle anderen, die nach Hause liefern, zählten in der Pandemie bereits zu den Börsengewinnern der ersten Stunde. Dazu gehört auch Zooplus, einem Onlinehänder für Tiernahrung. Auch die Deutsche Post AG rechnet mit weiteren Rekordbestellungen für ihren Paketdienst DHL.

Für Unterhaltung zu Hause ist gesorgt

Damit daheim keine Langeweile aufkommt, setzen viele Menschen auf Streamingdienste wie Netflix. Außerdem steigt die Nutzung sozialer Medien wie Facebook, Twitter oder Youtube, das zu Google gehört. Spielehersteller wie Activision Blizzard oder Nintendo runden das Angebot ab.

Arbeiten zu Hause soll ein neuer Megatrend werden

Wer seine Kommunikation mit der Außenwelt verbessern will, kann auf Zoom Video, die Bürokommunikation von Slack oder bewährte Microsoft-Programme wie Teams oder Skype zurückgreifen, deren Aktien ebenfalls sehr gefragt sind.

Die Corona-Pandemie sorgt für einen weiteren Digitalisierungsschub in privaten Wohnungen. Davon wollen Telefonanbieter wie die Deutsche Telekom oder Vodafone profitieren, indem sie schnellere Internet-Anschlüsse verkaufen. Zur besseren Anbindung mit dem Büro gibt es Software-Installationen wie von Teamviewer oder Citrix Systems.

Gewinner und Verlierer bei Industrie-Aktien

Die klassische Industrie wie der Maschinen- und Fahrzeugbau werden von Anlegern und Aktien-Analysten neutral gesehen. So lange es nicht zu einem harten Lockdown kommt wie im Frühjahr, von dem auch Schulen und Kindergärten betroffen waren, kann die Arbeit in den meisten Industriebetrieben weitergehen. Wo die Geschäfte schon vor der Krise schlecht gelaufen sind und es hausgemachte Probleme gibt wie bei Thyssenkrupp, haben sich die Probleme zum Teil drastisch verschärft.

Deutsche Unternehmen richten Blick nach China

Die deutschen Maschinenbauer haben nach Aussage ihres Verbands VDMA den Tiefpunkt inzwischen durchschritten. Einige Automobilkonzerne wie VW können sich in der Krise mit Hilfe guter Geschäfte in China behaupten, das die Pandemie bereits hinter sich gelassen hat.

Börsianer empfehlen zum Teil chinesische Aktien von Internet-Händlern wie Alibaba, dem chinesischen Amazon, von JD.com oder von Tencent. Dort gab es in den letzten Wochen bereits kräftige Kursgewinne.

Verlierer bei zahlreichen Dienstleistungen

Umso klarer treten in vielen Bereichen die Verlierer der Pandemie hervor. In erster Linie sind das Fluggesellschaften wie Lufthansa, Tourismus-Konzerne wie Tui und Branchen wie Gastronomie und Hotellerie. Mit dem Aufkommen eines Corona-Impfstoffs hatten einige Anleger auf eine rasche Erholung dieser Branchen gesetzt.

Doch schon nach wenigen Tagen wurde deutlich, dass eine Kurserholung bei den betroffenen Aktien lange Zeit dauern könnte. So glaubt der globale Dachverband der Airlines IATA, dass den Fluggesellschaften noch ein sehr harter Winter bevorsteht.

US-Waffenproduzenten profitieren von Krisenstimmung

Zu den ausgefallenen Randerscheinungen an der Börse zählen US-Waffenhersteller wie Smith & Wesson. Sie profitieren davon, dass viele US-Bürger auf ihre Ängste in der Pandemie mit der Anschaffung von Schusswaffen reagieren.

Außerdem gibt es den Trend zum Indoor-Sport wie in Fitness-Studios. Peloton vertreibt Heimfahrräder und Laufbänder und bietet Livetrainings und Video-Aufzeichnungen für zu Hause an, also auch dort, wo der Studio-Besuch nicht möglich ist.

Gold und Bitcoin als Krisenwährungen

Wer keine Aktien kaufen und trotzdem Geld in Sachwerten anlegen will, kommt schnell auf Gold. Gerade deutsche Anleger gelten als ausgemachte Gold-Sammler, und zwar in Form von Barren und Münzen. Für dieses physische Gold sind aber inzwischen hohe Aufpreise zu zahlen.

Ein weiterer Corona-Trend sind Cyber-Währungen wie Bitcoin. Vor allem wenn Notenbanken ebenfalls rein elektronische Währungen wie den E-Euro herausgeben, soll das dem Cyber-Geld zum Durchbruch verhelfen. Ein Digitalisierungsschub wäre hier auch zu erwarten, wenn es Facebook gelingt, mit Libra eine eigene Währung über die sozialen Medien im Umlauf zu bringen.