Nach Flutkatastrophe: Enorme Spendenbereitschaft in der Region

18. Juli 2021, 15:23 Uhr

18. Juli 2021, 15:23 Uhr

Update: 23. Juli 2021, 03:34 Uhr

Nach Flutkatastrophe: Enorme Spendenbereitschaft in der Region

Region

Zahlreiche Menschen aus der Region Heilbronn wollen die Notleidenden in den Krisengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unterstützen. Während etliche Privatpersonen, Feuerwehren und andere Organisationen Sachspenden sammeln, raten manch andere eher zu finanzieller Hilfe.

Von

Yvonne Tscherwitschke

und

Adrian Hoffmann

In Heilbronn und Hohenlohe wollen zahlreiche Menschen die Notleidenden in den Krisengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unterstützen. Während etliche Privatpersonen, aber auch Feuerwehren und andere Organisationen Sachspenden sammeln, raten manch andere eher zu finanzieller Hilfe. Die Schwarz Gruppe gibt zehn Millionen Euro, wie am Sonntag bekannt wurde.

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Hohenloher spenden für Flutopfer

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Ort: Schwabbach

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Ulf Dahm, Gemeinderat aus Neudenau, ist geboren in Bad Neuenahr im Landkreis Ahrweiler. Er hat viele Bekannte, Freunde und auch Familie, die von der Flutkatastrophe betroffen sind. Nach Telefonaten mit ihnen kommt er zum vorläufigen Schluss, dass Sachspenden sicher gut gemeint seien, Geldspenden aber momentan hilfreicher sein könnten. Er empfiehlt, Kreisverbände von bundesweiten Organisationen in den Krisengebieten zu unterstützen.

Private Sachspenden seien sicher auch nützlich, meint er, wenn es private Kontakte zu Bedürftigen vor Ort gebe, da sie dann direkt bei den Notleidenden ankämen. Die Verteilungszentren vor Ort seien seiner Information nach aber bereits überfüllt.

Private Hilfen

Schwer getroffen „Meine Geburtsstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ist quasi momentan nicht mehr bewohnbar, und die Orte, an denen ich meine Kindheit und Jugend verbracht habe, wurden ebenfalls sehr schwer getroffen“, schreibt Dahm in einer Neudenauer Facebookgruppe. Umso mehr freue ihn die hohe Spendenbereitschaft auch in Neudenau, „und die Flut der Sachspenden, die bisher im Kaufhaus Brechter abgegeben wurden“. Sie würden nun erstmal mit einem zentralen Hilfstransport der Spedition Wolf aus Sinsheim mitgegeben. Dahm: „Gegebenenfalls fahre ich kommendes Wochenende mit einer zweiten Ladung persönlich hoch, abhängig von der Lage vor Ort.“

Rennteam ist schnell vor Ort

Foto: privat

Auch das Rennteam „Extreme Racing“ aus Öhringen, das regelmäßig am Nürburgring zugange ist, startete eine private Hilfsaktion. Am Samstag sammelten Teammitglieder auf dem Gelände der Firma Bihlmaier in Bretzfeld-Schwabbach Sachspenden und befüllten damit einen Lastwagen und zwei Sprinter mit Hänger, die bereits Samstagabend ins Krisengebiet starteten und um 0.30 Uhr in Nürburg ankamen. Gefragt waren vor allem Hygieneartikel, lang haltbare Lebensmittel, Babynahrung, Kinderkleidung und einiges mehr.

„Wir haben einen guten Freund in der Gemeinde Schuld, die so hart getroffen wurde“, erklärt Claudia Wengel-Sacchi aus Weinsberg die kurzfristig gestartete Hilfsaktion des Racing Teams. „Es ist der Lkw-Fahrer eines mit uns befreundeten Racing-Teams.“ Nürburg ist nur wenige Kilometer von Schuld entfernt.

Große Bereitschaft Die Nacht verbrachte das Team bei einem Getränkehändler in Nürburg. Dort wurde der Transport auch zwischengelagert. Am Sonntag um sieben wurde begonnen, mit den Sprintern die Waren zu Michael Schweitzer aus Schuld zu bringen, berichtet Daniela Herwerth am Telefon. Acht Kilometer von dem Katastrophenort entfernt wolle man sich für die Übergabe treffen. Eine Garage sei organisiert. Der Ort sei nur mit den Sprintern zu erreichen, nicht mit dem großen Truck.

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Befreundete Familie hat alles verloren

„Er und seine Familie haben vieles verloren“, schildert Claudia Wengel-Sacchi. Die Familie hat drei Kinder, das jüngste ist gerade einmal drei Monate alt. Das Fachwerkhaus, in dem sie lebten, sei nicht mehr bewohnbar und stehe auf wackligem Grund. „Er hat geweint am Telefon“, sagt sie bedrückt. Die Hilfsmittel aus Heilbronn und Hohenlohe werde Schweitzer auch an weitere Bedürftige vor Ort verteilen, von denen viele nun in Notunterkünften untergebracht seien. „Es war beeindruckend, wie viele Menschen nach Schwabbach gekommen sind und etwas gespendet haben – auch Geld, obwohl sie uns nicht kennen. Wir haben spontan Leute mit dem Geld losgeschickt, um Schaufeln, Eimer und Besen zu kaufen.“ Das werde wie Windeln und Toilettenpapier ganz dringend gebraucht, sagt Daniela Herwerth.

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Hilfsorganisationen

Auffällig ist auch, dass sehr viele Feuerwehr-Ortsverbände in der Region bereits ebenfalls Spenden sammeln. So sei exemplarisch die Feuerwehr Leingarten genannt, die drei Sammeltermine am Feuerwehrhaus Leingarten bekannt gegeben hat. „Wir fahren nicht selbst direkt in das betroffene Gebiet“, sagt Feuerwehrfrau Steffi Walter aus Leingarten. Man habe sich zusammen mit der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft organisiert. „Diese bringe die Spenden in die Krisenregion.“ Vom Technischen Hilfswerk ist der Pfedelbacher Ortsverbandsleiter Gunnar Kreidel vor Ort, um mit seinem Wissen zu helfen.

Gezielt spenden

Manuel Steiger aus Bad Wimpfen, der regelmäßig Spendenaktionen im Raum Heilbronn für bedürftige Menschen organisiert, ist auch dieses Mal wieder dabei. „Viele haben mich gefragt, ob ich eine Spendenaktion für die Flutopfer mache, was ich wirklich toll finde“, schreibt er auf seinem Facebookprofil. „Ich bin jetzt schon ein paar Tage mit Organisationen vor Ort in Kontakt. Es ist alles nicht so einfach, denn die Wunde blutet noch, darum müssen die Spenden gezielt und sinnvoll sein.“

Kleiderspenden seien gut, aber es sei schon enorm viel zusammengekommen, es müsse auch alles sortiert werden. „Haltbare Lebensmittel, Konserven, kleine Saft und Wasserflaschen, Babynahrung, Tierfutter, Arbeitshandschuhe, Arbeitshosen, Arbeitsschuhe, Gummistiefel, Schaufeln, Besen, Eimer, große Müllsäcke, sind die Dinge, die jetzt benötigt werden." Er habe gestern den ersten Teil seiner Spende dem DRK Bad Wimpfen mitgegeben, so würden diese auch zeitnah ankommen.

Ulf Dahm aus Neudenau empfiehlt Spendenwilligen, die noch unschlüssig sind, folgende Organisationen und Institutionen im Krisengebiet zu unterstützen: Lebenshilfe Sinzig Die zentrale Koordination vom Hochwasserhilfen obliegt der Kreisverwaltung Ahrweiler

Ebenfalls eine Adresse für Spenden ist die

DLRG in Bad Neuenahr-Ahrweiler Dankbar für Spenden, so Ulf Dahm, seien auch die Freiwillige Feuerwehr Sinzig, sowie die Wehr im Ortsteil Bad Bodendorf. Hier existieren Fördervereine:Bankverbindung Förderverein St. Florian der Freiwilligen Feuerwehr Sinzig e.V. Kreissparkasse Ahrweiler: BIC MALDE51AHR, IBAN: DE38 5775 1310 0000 5175 40Volksbank Koblenz Mittelrhein eG: BIC: GENODE51KOB, IBAN: DE40 5709 0000 7118 3350 00Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Bad Bodendorf e.V. Kreissparkasse Ahrweiler: BIC MALADE51AHR, IBAN: DE69 5775 1310 1000 1981 09

Yvonne Tscherwitschke

stv. Redaktionsleiterin Hohenloher Zeitung

Yvonne Tscherwitschke ist seit 1994 bei der Heilbronner Stimme. Als gebürtige Hohenloherin weiß sie, welche Geschichten die Hohenloher interessieren.

yvonne.tscherwitschke@stimme.de

Adrian Hoffmann

Reporter

Adrian Hoffmann ist Redakteur im Reporterteam der Heilbronner Stimme. Diese Einheit berichtet über das tagesaktuelle Geschehen in der Region und kümmert sich um investigative Recherchen.

adrian.hoffmann@stimme.de