Pony Paulinchen sollte Hundefutter werden - Rettung in letzter Minute

+Pony Paulinchen sollte Hundefutter werden - Rettung in letzter Minute

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Das Pony Paulinchen lebt jetzt auf Gut Aiderbichl. Ein Hundebesitzer hatte die Stute gekauft – um sie zu Hundefutter verarbeiten zu lassen!

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München - Der Schlachttermin für Paulinchen war schon fest vereinbart. Das Pony hätte getötet und zu Hundefutter verarbeitet werden sollen. Die Rettung kam in letzter Minute.

Nur 45 Minuten später und Paulinchen wäre tot gewesen: Der Schlachter hätte das Pony zunächst mit dem Bolzenschussgerät betäubt und ihm dann die Halschlagader zum Entbluten aufgeschnitten. Paulinchen sollte zu Hundefutter verarbeitet werden. Die Stute (7) hat ein hartes Leben hinter sich: Ursprünglich als Reittier für ein Mädchen angeschafft, landete sie auf verschlungenen Wegen bei einem Tiersammler, der gar nicht in der Lage war, das Pony zu versorgen. Der Amtstierarzt löste den Privatzoo auf, Paulinchen kam zu einem Händler. Als ein Hundebesitzer nun nach einem Schlachtpferd fragte, weil sein Hund auf normales Futter allergisch reagiert, wurde ihm Paulinchen für 250 Euro verkauft. Um 10.15 Uhr fuhren die alarmierten Tierretter von Gut Aiderbichl auf den Schlachthof, um elf Uhr war Schlachttermin.

Pferdefleisch als Hundefutter immer beliebter

Etwa 1000 Pferde werden jeden Monat in Deutschland geschlachtet, es gibt hier nur noch 50 Betriebe die sich auf Pferdefleisch spezialisiert haben, denn der Markt für diese Produkte ist klein. Zwar verzehrt jeder Mensch in Deutschland vom Säugling bis zur Uroma rund 60 Kilogramm Fleisch im Jahr, doch nur knapp 100 Gramm davon stammen von Pferden, Ponys und Eseln.

Immer beliebter wird Pferdefleisch jedoch als Hundefutter. Viele Tierärzte empfehlen es Tierhaltern, wenn die vierbeinigen Lieblinge auf das normale Futter allergisch reagieren. Die wenigsten Tierhalter machen sich jedoch Gedanken darüber, woher das Fleisch eigentlich stammt, das sie ihrem Tier verfüttern. Zum Glück kommen nur wenige Hundefreunde auf die Idee, sich selbst ein Pferd zu kaufen, nur um es schlachten zu lassen. Pferdebesitzer in Deutschland müssen sich von Anfang an entscheiden, ob ihr Tier einmal geschlachtet oder nach seinem Tod in der Tierkörperverwertungsanstalt verarbeitet werden soll. Im Equidenpass wird dementsprechend eingetragen: Zur Schlachtung geeignet. Schlachtpferde dürfen einige Medikamente nicht nehmen, daher entscheiden sich die meisten Besitzer dagegen. Bei Krankheit oder im hohen Alter lassen sie ihre Tiere dann vom Tierarzt einschläfern.

Jedes Jahr werden etwa 250.000 Schlachtpferde aus Deutschland ins Ausland transportiert. Das sind meist Tiere, die die in sie gesetzten Erwartungen im Sportbetrieb nicht erfüllen konnten, die den Zuchtkriterien nicht genügten oder aus anderen Gründen ausgemustert wurden. Sie werden nach Dänemark, Holland oder nach Italien transportiert, nur um dort getötet zu werden. Diese oft tagelangen Transporte sind für die Pferde sehr beschwerlich und die reinste Qual. Auch das sollten Tierfreunde bedenken, die zum Pferdefleisch in Dosen greifen. Ein besonders großer Exporteur von Pferdefleisch sind die USA, 50.000 Tonnen Fleisch kommen jedes Jahr in die EU. Auch diese Tiere haben sehr gelitten vor ihrem Tod (siehe Beitrag von Michael Aufhauser rechts). Weitere Produkte kommen aus Polen und anderen osteuropäischen Ländern, wo die Tiere extra für die Mast gezüchtet und gehalten werden. Am liebsten werden Fohlen der schweren Rassen für die Mast gehalten, da sie binnen sechs Monaten auf der Sommerweide genügend Gewicht zunehmen und im Herbst getötet werden können. Die EU fördert Betriebe, wenn sie außerhalb dieser Zeit Masttiere bereitstellen. Das Fleisch von Fohlen erzielt jedoch die höchsten Preise.

Typisch Tier

Durch ihre besondere Anatomie können Pferde ohne Muskelarbeit auch im Stehen schlafen. Fühlt sich ein Pferd sich in seiner Umgebung sehr sicher, ruht es auch im Liegen.

Das Pferd ist ein Steppentier und ein ausgesprochenes Fluchttier.

Mit allen Sinnen (Augen, Gehör und Geruch) beobachtet es seine Umgebung, um bei einer Gefahr schnell davonzugaloppieren..

Im Schlachthof riechen die Tiere das Blut der Artgenossen, hören ihr veränstigtes Wiehern. Die Tiere wollen nur noch fliehen und scheuen dabei oft, wenn das Bolzenschussgerät angesetzt wird.

Reißt das Tier den Kopf hoch und wird beim Betäuben die Arterie im Gehirn nicht komplett zerstört, erleidet das Pferd beim Töten große Schmerzen.

Der Bann des Papstes

Pferde gehören zu den ältesten Haustieren des Menschen, wobei schon immer mehr ihre Arbeitsleistung geschätzt wurde und weniger die Produkte Fleisch, Milch und Leder. Im Jahre 732 nach Christus wurde der Genusss von Pferdefleisch durch Papst Gregor III. sogar komplett verboten. Opferung und Verzehr von Pferden spielte in der germanischen Götterverehrung eine große Rolle, diese Glaubenskonkurrenz wollte der Papst aus dem Weg räumen. Tötung und Verwertung der Tiere fiel daraufhin den Abdeckern zu und galt als unehrenhaft. Erst in den Hungerjahren um 1800 wurde Pferdefleisch in Deutschland wieder rehabilitiert, 1847 eröffnete in Berlin die erste Pferdemetzgerei. Ernährungswissenschaftlich ist gegen den Verzehr von Pferdefleisch nichts einzuwenden, es enthält einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und ist eine gute Eisenquelle. Italiener essen pro Kopf etwa 900 Gramm Pferd pro Jahr, die Franzosen waren früher Spitzenreiter mit einem Verbrauch von 1,8 Kilogramm, doch nach mehreren Skandalen um mit Trichinen verseuchtes Fleisch ist der Konsum auf 300 Gramm gesunken.

Reste sind gut genug für Hund und Katze

Der Handel verlässt sich offensichtlich nach wie vor auf unsere Naivität, obwohl kein Tag vergeht, an dem wir nicht aufgeklärt werden. Da spielt natürlich auch die Verpackung eine große Rolle. Pferdefleisch in der romantisch beklebten Dose hat etwas von „Bio“. Ein Stück Natur für meinen Hund. Woher das Pferdefleisch kommt, spielt dann in diesem Moment keine Rolle mehr.

Außerdem gibt es banale Erklärungen, die nachgeplappert werden. Sicherlich ist es richtig, dass auch Rinder meist kein gutes Leben vor dem Tod und viel Angst beim Sterben haben. Warum also kein Pferdefleisch, wenn es darum geht, die Futtermittelauswahl für den vierbeinigen Freund zu erweitern? Die leiden halt alle, und das kann ich nicht ändern. Was geht mich das schon an? Ich will meinen Hund verwöhnen und nicht lange nachdenken.

Immer wieder testet der Handel die Akzeptanz von Pferdefleisch für den menschlichen Verzehr. Das gilt auch für Importe aus dem Ausland, von rassigen Mustangs zum Beispiel. Als es kürzlich einen Bericht über „Schlachtpferde“ aus den USA gab, machte sich allgemeines Entsetzen breit. In den USA selbst ist das Schlachten von Pferden verboten. Ein vermeintlich tierliebes Gesetz in einem Land, wo es erlaubt ist, jährlich viele Millionen gesunde Hunde und Katzen einzuschläfern, wenn man sie einfach nicht mehr will. Wer sein Pferd in den USA an einen Händler verkauft, muss damit rechnen, dass dem Tier die Hölle auf Erden bevorsteht. Exportunternehmen bringen die Tiere über Tausende von Kilometern nach Mexiko oder Kanada in die dortigen Schlachthöfe. Die meist geheim gefilmten Berichte belegen die Transportqualen.

Ich selbst bin ein großer Gegner des Konsums von Pferdefleisch. Wenn es nach mir ginge, dann könnten Hunde- und Katzenfutter ausschließlich aus den Resten der Schlachtungen, die für Menschen vorgenommen werden, hergestellt werden. Für mich ist der Gedanke unerträglich, dass ein Tier sterben muss, um unsere tierischen Begleiter vermeintlich zu verwöhnen.

Mehr als 30 Prozent des Fleisches von Rindern und Geflügel werden ungegessen weggeworfen. Da ist die Erweiterung auf Pferdefleisch als Tiernahrung völlig unnötig. Auch sollten die Pferdesportfreunde, in Anerkennung der Leistung und Treue ihrer Tiere, dafür sorgen, dass sie nach ihrer Karriere einen friedlichen Lebensabend haben. Ich begegne täglich vielen Pferden, manchmal mit ihren Fohlen, auf unseren Aiderbichl-Gütern.

Ihr Anblick ist so alltäglich für mich, dass ich keinen Unterschied zwischen ihnen, einem Hund, einer Katze, einem Schwein oder einer Ziege erkennen kann. Sie verdienen unsere Bewunderung. Und Leid sollte keines von ihnen erfahren müssen.

tz