Experten in Sachen Tiernahrung

24.05.2017 | Ein Interview geführt von der LifeVERDE-Redaktion | Bild: Unsplash

"Als Mittler zwischen der Futterwirtschaft und der Land- und Ernährungswirtschaft, der Politik, den Medien sowie anderen Wirtschaftszweigen, den Behörden und der Wissenschaft sowie der Öffentlichkeit ist der Deutsche Verband Tiernahrung e.V. die zentrale Schnittstelle in Sachen Futtermittel". Erfahre mehr dazu im Interview mit Pressesprecherin Britta Noras.

LifeVERDE: Frau Noras, seit wann gibt es den Deutschen Verband Tiernahrung e.V. und welche Ziele verfolgen Sie?

Britta Noras: Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) wurde im Jahr 2000 gegründet. Er vertritt als unabhängiger Wirtschaftsverband klassischer Prägung die Interessen seiner Mitglieder. Die Mitgliedsfirmen sind Unternehmen, die Futtermittel (Tiernahrung wie Mischfutter, Mineralfutter, Einzelfutter etc.), Vormischungen und Zusatzstoffe für Nutz- und Heimtiere herstellen, lagern und damit handeln. Der Verband ist kompetenter Ansprechpartner für die Branche in Deutschland.

Was zählt zu Ihren Aufgaben?

Wir beschäftigen uns mit den Themen Futter und Fütterung und vertreten die Interessen der Mitglieder. Darüber hinaus beraten und unterstützen wir die Mitglieder in fachlichen Fragen. Als Mittler zwischen der Futterwirtschaft und der Land- und Ernährungswirtschaft, der Politik, den Medien sowie anderen Wirtschaftszweigen, den Behörden und der Wissenschaft sowie der Öffentlichkeit ist der Deutsche Verband Tiernahrung die zentrale Schnittstelle in Sachen Futtermittel.

Welches Futter ist für unsere liebsten Haustiere besonders gut geeignet?

Am wichtigsten ist es, dass der Bedarf des Tieres an allen nötigen Nährstoffen entsprechend seiner Bedürfnisse gedeckt wird. Wichtig für die tägliche Ernährung bzw. Fütterung unserer Haustiere ist, dass sie entsprechend ihrer Art, ihres Alters und Gewichts, der Rasse und Lebensweise/Aufgaben versorgt werden. Stellt man es sich bildlich vor, ist es also sehr einleuchtend – zum Beispiel: Ein kleiner, alter Dackel benötigt allein schon einmal weniger Energie und Nährstoffe wie Eiweiß und Kohlenhydrate als ein junger, im Wachstum befindlicher Riesenschnauzer. Ein großer Rettungshund mit viel Auslauf und großer Belastung im Einsatz hat einen ganz anderen/erhöhtem Bedarf an Makro- und Mikronährstoffen als ein kleiner Pinscher, der nicht so viele Kilometer läuft.

Das jeweilige Futter bzw. die Tagesration sorgen dafür, dass die Tiere gesund und fit bleiben. Die Wissenschaftler der Futterunternehmen beispielsweise arbeiten ständig an der optimalen Rezeptur – egal ob für Nutztiere oder Heimtiere.

Worin unterscheidet sich Trockenfutter von Nass- und Feuchtfutter? Und wann kann man Snacks gut einsetzen?

Trockenfutter ist eine einfache Form, den Hund oder die Katze optimal zu ernähren. Es lässt sich leicht dosieren und ist bei kühler, trockener Lagerung bis zu zwölf Monate lagerfähig. Trockenfutter werden als feste, einheitliche Stücke (Pellets, Biskuits, Kroketten) oder als Gemische (Flockenmix) angeboten. Das Trockenfutter wird durch Backen oder im Extrusionsverfahren hergestellt: Im so genannten Extruder wird die Rohstoffmischung in einer Schnecke unter hohem Druck und ggf. mit Wasserdampf in verschiedene Formen gepresst (z. B. Kroketten). Durch die Erhitzung beim Backen oder Extrudieren werden Kohlenhydrate aufgeschlossen und dadurch besser verdaulich. Abschließend wird das Futter getrocknet und gekühlt.

Nassfutter/Feuchtfutter wird in Dosen, in Aufreißschalen/-behältern oder Folienbeuteln angeboten. Es enthält 72-81 Prozent Wasser. Die Ausgangsmaterialien werden entweder homogenisiert oder in Stücken verarbeitet. In manchen Produkten wird eine durch Geliermittel gebundene saucenartige Flüssigkeit eingesetzt. Bei der Herstellung muss eine ausreichende Erhitzung sichergestellt werden.

Immer beliebter werden beim Heimtierfutter die Snacks. Darunter versteht man Ergänzungsfutter, die vor allem für Hunde hergestellt werden (Hundekuchen, Hundekekse usw.) und in vielen Geschmacksrichtungen, Formen und Farben erhältlich sind. Sie werden als Belohnung verfüttert und haben oft einen Zusatznutzen wie beispielsweise einen erhöhten Anteil an bestimmten Nährstoffen oder sie dienen der Zahngesundheit. Snacks sollten immer mit in die gesamte Versorgung mit eingerechnet werden, damit die Tiere nicht übergewichtig werden, weil sie in der Summe zu viel zu fressen bekommen. Das ist ja genauso wie bei uns Menschen: Wenn die Balance zwischen Energieaufnahme und -verbrauch nicht stimmt, gibt es Übergewicht und später weitere gesundheitliche Beschwerden.

Wie kann kontrolliert werden, dass nichts „Anderes“ in das Tierfutter gelangt? Wie wird Futtermittelsicherheit gewährleistet?

Experten in Sachen Tiernahrung

Wie bei Lebensmitteln haben Qualität und Sicherheit bei der Verwendung von Futtermitteln eine zentrale Bedeutung. Dazu ist es erforderlich, umfangreiche Kontrollen durchzuführen, um immer wieder zu testen, wie es darum steht. Denn das Futter ist die erste Stufe in der Kette bei der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln, wie Fleisch, Milch, Eier.

Futtermittel werden aus vielen verschiedenen Erzeugnissen der Landwirtschaft und der Ernährungsindustrie hergestellt, so dass man nicht von immer gleichbleibenden Eigenschaften ausgehen kann. Von daher müssen die Bestandteile, sogenannte Rohwaren wie beispielsweise Getreide, zuerst einmal auf ihren Feuchtigkeitsgehalt oder Nährstoffgehalte untersucht werden.

Darüber hinaus ist es wichtig, die Futterbestandteile auf Stoffe zu untersuchen, die nicht erwünscht sind oder festgelegte Grenzwerte (Höchstwerte) nicht überschreiten dürfen (z. B. Schadstoffe oder so genannte unerwünschte Stoffe).

Für die deutschen Futterhersteller existiert ein enges Netz aus behördlichen Kontrollen und darüber hinaus aus unternehmenseigenen Kontrollen.Die Durchführung von Eigenkontrollen wird zusätzlich im Rahmen von Qualitätsmanagementsystemen von externen Kontrollinstituten überprüft. Dies sind risikoorientierte Kontrollsysteme. Risikoorientierung bedeutet dabei, die Häufigkeit der Kontrollen nach Herstellungsverfahren und Bezugswegen festzulegen. Produkte, in denen bestimmte Schadstoffe auftreten können, werden besonders intensiv kontrolliert.

Generell ist jedes Unternehmen für seine abgegebene Ware verantwortlich. Jeder also, der Futter (Einzel-/Mischfutter, Zusatzstoff, Vormischung) herstellt, liefert oder damit handelt, muss dafür sorgen, dass das Produkt den Qualitätsansprüchen und gesetzlichen Vorgaben entspricht.In Mischfutterunternehmen werden zusätzlich beim Eingang der Rohwaren Stichproben gezogen und untersucht, um die verantwortliche Produktion der jeweiligen Vorstufe zu kontrollieren. Dies erfolgt nach dem so genannten HACCP-System (Hazard Analysis and Critical Control Points, Gefahrenanalyse). Dabei werden möglicherweise kritische Punkte beim Herstellungsprozess und im Warenfluss gezielt überwacht. Die Einhaltung dieser eigenen Kontrollsystematik wird wiederum aufgrund von europäischen Vorschriften durch die Futtermittelüberwachungsbehörden der Bundesländer kontrolliert.

Die Futterindustrie ist fester Bestandteil der Lebensmittelkette im QS-System (QS Qualität und Sicherheit GmbH). Das QS-System gibt für alle Futterhersteller ein Mindestmaß an Untersuchungen vor. Die Untersuchungsergebnisse dieser Eigenkontrollen werden im QS-System in einer Datenbank gesammelt und ausgewertet.

Wie wichtig ist den Menschen, Ihrer Meinung nach, dass das Tierfutter biologisch und nachhaltig ist? Geht der Trend immer mehr zu Bio und Fair?

Wir können hierzu keine allgemeinen Aussagen machen. Was wir wissen: Es gibt einen bestimmten Markt für Biofutter für Heim- und Nutztiere. Die Nachfrage wird insofern bedient. Der Markt ist sicherlich überschaubar.

Beim Stichwort „nachhaltig“ ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, was es genau bedeutet. Die Landwirtschaft und die Futtermittelwirtschaft haben von sich aus allein schon das Ziel, nachhaltig im Sinne von ökologisch, sozial, aber auch ökonomisch zu handeln und zu arbeiten. Hierzu gehört der maßvolle Umgang mit Ressourcen genauso wie die Nutzung und Schließung von Kreisläufen.

So sorgt allein schon die optimale Futterzusammensetzung dafür, dass möglichst wenig ungenutzte Nährstoffe „hinten rauskommen“. Verschiedene Zusatzstoffe verbessern ebenso die Effizienz der Futtermittel und damit die Nachhaltigkeit in der Tierernährung. Beispiel: Das Enzym Phytase sorgt für eine höhere Verdaulichkeit von Phosphor und führt dadurch zu geringeren Phosphorausscheidungen bzw. einem geringen Phosphoreinsatz im Futter. Die Nutzung von Neben- und Koppelprodukten aus der Lebensmittelherstellung ist ein anderer Aspekt, der hilft, nach genauen Regeln Nährstoffkreisläufe zu nutzen und Ressourcen zu schonen. Bei der Herstellung von Lebensmitteln fallen heutzutage sehr viele qualitativ hochwertige Produkte an, die nicht direkt für die menschliche Ernährung verwendet werden können. Die Gesundheit von Mensch und Tier hat auch hierbei oberste Priorität. Aus diesem Grund landen entgegen früherer Zeiten aus seuchenhygienischen Gründen keine Küchenabfälle und Speisereste mehr im Trog der Tiere.

Wasser- und Stromeinsparungsmöglichkeiten sind auch für die Futtermittelindustrie wichtige Bereiche: Ein großer Teil der Energie, die bei der Futterherstellung verbraucht wird, geht auf den Einsatz technischer Anlangen zurück, die das Futter mahlen, mit Hitze behandeln und pelletieren (pressen). Moderne Technik und Verfahren sowie die Optimierung der alltäglichen Abläufe haben bereits große Energieeinsparungen erreicht. Die Futtermittelfirmen werden auch in Zukunft durch die Weiterentwicklung von Technik und Energieversorgung ihre Möglichkeiten konsequent ausschöpfen.

Vielen herzlichen Dank für das Interview, liebe Frau Noras!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Britta Noras stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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