Oft multiresistente Erreger im Hunde- und Katzenfutter – auch ein Gesundheitsrisiko für Menschen

(Bild: manushot/fotolia.com)

Teile den Artikel

Multiresistente Bakterien in jedem zweiten Rohfleisch-Futter

Sogenannte BARF-Menüs sind bei fleischfressenden Haustieren wie Hunden sehr beliebt. Die Rationen bestehen aus frischem oder tiefgekühltem Fleisch, Innereien, Knochen und Fisch. Ein Schweizer Forschungsteam untersuchte nun verschiedene Rohfleisch-Futter und stellte bei jedem zweiten Artikel gefährliche multiresistente Bakterien fest, die zunächst die Haustiere und anschließend auch den Menschen befallen können.

'

Forschende der Universität Zürich machten einen erschreckenden Befund bei Tiernahrung mit Rohfleisch. Das Team stellte zunächst fest, dass Hunde und Katze besonders häufig Keime mit Antibiotika-Resistenzen tragen. Auf der Suche nach der Ursache dafür, stießen sie auf die Rohfleisch-Produkte, die besonders häufig mit solchen Bakterien kontaminiert sind. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich in dem Fachjournal „Royal Society Open Science“ vorgestellt.

Bei einer aktuellen Untersuchung wurden in 61 Prozent der Tierfutter-Proben mit Frischfleisch multiresistente Erreger entdeckt. (Bild: manushot/fotolia.com)

Multiresistente Bakterien verbreiten sich zunehmend

„Die Situation mit den multiresistenten Bakterien geriet in den letzten Jahren immer mehr außer Kontrolle”, berichtet Professor Roger Stephan, ein Experte für Lebensmittelsicherheit an der Universität Zürich. Die „Wunderwaffe Antibiotika“ werde zunehmend stumpf. Durch übermäßige und falsche Anwendung von Antibiotika verbreiten sich immer mehr Keime, die das Enzym ESBL (Extended Spectrum Beta-Lactamasen) produzieren. ESBL schützt die Bakterien vor einer Vielzahl von Antibiotika. Besonders häufig findet man solche Keime in Hunden und Katzen.

Fleischfressende Haustiere tragen häufig ESBL-bildende Keime

„Gegen die Zunahme der Verbreitung ESBL-bildender Keime sind dringend Gegenmaßnahmen erforderlich”, betont der Professor. Dazu sei ein vertieftes Verständnis über die Aus- und Verbreitungswege solcher Keime erforderlich. Um dieses Verständnis zu vertiefen, untersuchte das Forschungsteam, warum resistente Keime so oft in fleischfressenden Haustieren zu finden sind. „Uns hat aufgeschreckt, dass diese Keime bei Hunden und Katzen so häufig nachgewiesen werden können”, erklärt der Lebensmittelexperte.

Mehr als jedes zweite Frischfleisch-Futter ist kontaminiert

„Als einen möglichen Übertragungsweg vermuteten wir die Verfütterung von rohem Fleisch“, so Stephan. Die Forschenden untersuchten verschiedene Futtermix-Produkte, die rohes Fleisch, Schlachtnebenprodukten oder Knochen beinhalten. Solche Produkte werden oft unter dem Kürzel „Barf (Biologically Appropriate Raw Food)“ angeboten. Insgesamt 51 verschiedene Proben von unterschiedlichen Anbietern wurden unter die Lupe genommen. Das erschreckende Ergebnis: In 61 Prozent der Proben wurden multiresistente Keime gefunden.

Die Ergebnisse der Untersuchung

„Dass wir bei über 60 Prozent der Proben ESBL-bildende Bakterien gefunden haben, ist wirklich erschreckend“, ergänzt Magdalena Nüesch-Inderbinen, die Erstautorin der Studie. Darüber hinaus überschritten 73 Prozent der Futterproben die Richtwert für Enterobakterien. In zwei Proben wurden zudem Salmonellen und in zwei weiteren Escherichia coli mit dem Colistin-Resistenzgen mcr-1 entdeckt. Dieses Gen wurde erst kürzlich zum ersten mal in China entdeckt – es überträgt Resistenzen gegen das Antibiotikum Colistin.

Auch für den Menschen eine Gefahr

Die Forschenden warnen, dass die resistenten Bakterien im Tierfutter auch für den Menschen zur Gefahr werden können. Zum einen kämen Tierbesitzer bei der Zubereitung des Futters mit den multiresistenten Bakterien in Berührung und zum anderen hätten die Haustiere engen Kontakt zu Menschen, wodurch das Risiko einer Übertragung von Tier auf Mensch steige. „Die Tierhalter sollten sich des Risikos bewusst sein, dass ihr Tier vielleicht multiresistente Bakterien in sich trägt und diese verbreiten kann“, so Nüesch-Inderbinen. Tierhalterinnen und -halter sollten vorsichtig mit Barf-Futter umgehen und strikte Hygiene bei der Fütterung einhalten. (vb)

Autoren- und Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.

Autor:

Diplom-Redakteur (FH) Volker Blasek

Quellen:

Magdalena Nüesch-Inderbinen, Andrea Treier, Katrin Zurfluh, Roger Stephan: Raw meat-based diets for companion animals: a potential source of transmission of pathogenic and antimicrobial-resistant Enterobacteriaceae, Royal Society Open Science, 2019, royalsocietypublishing.org

Universität Zürich: Hundefutter mit Rohfleisch ist ein Gesundheitsrisiko (Abruf: 16.10.2019), uzh.ch

Wichtiger Hinweis:Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.