Münchner Unternehmen: Hausmannskost für Hunde

Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können." Schrieb einst der deutsche Dichter Theodor Fontane. Die Münchnerin Birgitta Ornau ist Optimistin. Und sie liebt Austern. Es muss ja nicht immer gleich ein Dutzend sein. Und auch auf die Perle in der Schale muss Ornau nicht mehr warten.

Denn sie startet 2017 nun ins zwölfte Erfolgsjahr mit dem von ihr gegründeten Unternehmen Terra Canis. Die Münchnerin macht also heuer das Dutzend Jahre voll mit einer Geschichte, die selbst für den erfolgsverwöhnten Münchner Mittelstand so außergewöhnlich ist wie das Produkt selbst: Hundefutter.

Jungunternehmer

Verrückt nach Erfolg

Im Entrepreneurship Center der Universität stellen sich 16 neue Start-up-Teams mit ihren Konzepten vor. Alle hoffen, sich am Markt zu etablieren nach dem Vorbild der Gründer von Flixbus und Tandemploy

Von Jan Nico Schott

Nun muss man wissen, dass zum einen Hundefutter nicht gleich Hundefutter ist. Und dass zum anderen Hundebesitzer heutzutage an der optimalen Ernährung ihrer Lieblinge in einer Art interessiert sind, die manchmal schon schwer ins Dekadente lappt. War es vor zwanzig, dreißig Jahren noch normal, den Hund, egal ob groß oder klein, ob Männchen oder Weibchen, ob Mischling oder Rassetier, mit den Resten aus der Küche, angereichert mit billigen Flocken oder geschmacksintensiviertem Pressfutter zu ernähren, so locken heute die Großanbieter mit Werbung, die ans Gemüt geht und Verantwortung seitens Herrchen und Frauchen anmahnt.

Mit Erfolg: Der Jahresumsatz von Hundefutter liegt in Deutschland laut Industrieverband Heimtierbedarf bei mehr als 1,3 Milliarden Euro. Und wenn man nun Birgitta Ornaus aktuelle Zahlen dazustellt, wird klar, warum sich die 39 Jahre alte Unternehmerin mehr als ein Stockwerk in der Schwabinger Friedrichstraße und 30 Mitarbeiter leisten kann und muss, um den Laden am Laufen zu halten und weiter auszubauen.

Allein 2016 stieg der Umsatz der Terra Canis GmbH um 25 Prozent, für 2017 rechnet Ornau mit einem Gesamtumsatz von 21 Millionen Euro. Keine schlechten Aussichten zwölf Jahre nach der Gründung der Firma, in einem Markt, der so heiß umkämpft ist wie der um Waschmittel und Zahnpasta, von Konzernen, die weltweit agieren und oft sogar konkurrierende Unternehmen im Portfolio haben.

Ein kranker Hund brachte Ornau auf die richtige Fährte

Birgitta Ornaus Unternehmensgeschichte begann mit einem kranken Hund aus einer Tötungsstation in der Nähe der südspanischen Stadt Malaga.

Ihr Vater arbeitete damals dort als Unternehmensberater. Und weil Ornau gerade das Abi geschafft und sich somit auf den Weg in eine neue Selbständigkeit jenseits der Familie begeben hatte, erfüllte sie sich einen Wunsch, der schon lange in ihr geschlummert hatte, von den Eltern aber verweigert wurde: einen Hund. Groß sollte er sein, langbeinig und auch ein wenig stolz. Doch dieser Hund, eine Mischung aus Neufundländer und irischem Wolfshund (Kenner werden ahnen, wie mächtig dieses Tier gewesen sein mag), war sehr, sehr krank: Lungenwürmer, Herzwürmer, Ehrlichose, eine schwere Infektionskrankheit.

Ornau versuchte, ihn mit bestem Futter aufzupäppeln, kochte viel selbst dafür, machte sich so kundig über die richtige Zusammensetzung, über das beste Fleisch für Hunde, über Zusatzstoffe, Getreide, Vitamine, Kalzium und was sonst noch so alles in den Napf gehört oder auch nicht. Doch es half alles nichts, nach einem Jahr musste Ornau sich zum ersten Mal von einem Hund für immer verabschieden. Ein Erlebnis, "das man nie vergisst, egal, wie oft es einem passiert", sagt sie heute.