Landwirt geht neue Wege, um Qualität seines Bodens zu verbessern

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„Noch nie so einen gut entwickelten Raps gehabt!“ Carsten Zimdars schwört auf Naturprodukte.

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Julia Kreykenbohm

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Bassum - Sie verrichten ihre Arbeit lautlos und nahezu unsichtbar. Sie verlangen weder Gehalt noch Urlaub und leisten trotz ihrer geringen Körpergröße von 12 bis 30 Zentimetern Beachtliches. Für Carsten Zimdars sind diese besonderen „Mitarbeiter“ ein Segen. Zumal er sie nicht erst suchen oder einfliegen lassen musste. Sie waren schon immer da, weil sie hierhergehören. Der Landwirt aus Bassum musste ihnen einfach ein gutes Arbeitsumfeld schaffen, damit sie sich wohlfühlen.

Die Rede ist vom großen Tauwurm. Seit 2015 pflegt Zimdars eine gute Zusammenarbeit mit ihm und seinen Artgenossen, die auch als gemeine Regenwürmer bekannt sind. Der Grund: „Ich war mit der Struktur meines Bodens nicht zufrieden.“ Also informierte sich Zimdars, was er tun kann. Er stieß auf die Interessengemeinschaft gesunder Boden. Deren Motto lautet: gesunder Boden, gesunde Pflanzen, gesunde Tiere. Sie brachten ihn auf die Idee mit den Regenwürmern.

„Der Hauptfaktor ist der richtige Einsatz von Stallmist. Normalerweise wird er in den Boden eingearbeitet. Ich bringe ihn auf die Kultur auf“, erläutert Zimdars, der Kühe, Schafe, Esel und Pferde hält. Um den Rest kümmern sich die Würmer. „Sie arbeiten den Mist in den Boden ein. Dadurch werden Huminsäuren freigesetzt, die auch diesen typischen Boden-Geruch ausmachen. Das riecht dann wie im Kartoffelkeller Diese Säuren wirken wie ein Booster für die Würmer.“ Die Tierchen seien „die einzigen, die wissen, wie es geht. Alles andere ist auch wider die Natur, die kennt keinen Pflug und keinen Grubber.“

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Kollege Regenwurm kümmert sich gut um den Boden von Carsten Zimdars.

© Carsten Zimdars

Alles, was in den Boden eingearbeitet wird, wird zu Humus, der wiederum den Kohlenstoff im Boden festlegt. CO2-Emissionen entstehen nicht. „Und ein gesunder Boden sorgt für gesunde Pflanzen. Wenn sie gestresst sind, werden sie krank. Das kann nur durch einen guten Boden und Nährstoffe verhindert werden“, erläutert der Bassumer.

Die Pflanzen werden wiederum teilweise zu Tierfutter und damit zu dem Mist, der auf den Feldern landet. „Ein natürlicher Kreislauf“, sagt Zimdars. „Schon unsere Vorfahren wussten darum, aber dieses Wissen ist verloren gegangen.“

Damit es wieder mehr verbreitet wird, macht Zimdars mit seinen Auszubildenden regelmäßig Bodenansprachen. Das bedeutet, dass sie ein Stück Boden ausheben, es sich genau anschauen und anhand dessen bestimmen müssen, wie es dem Boden geht und was ihm womöglich fehlt. „Damit sollen sie ein Gefühl für Veränderung im Boden bekommen.“

Boden nimmt Wasser und Mineralien besser auf

Der Mist gelangt über vertikale Röhren in den Boden, die die Würmer graben. Diese Röhren versehen die Tiere mit einer Art Kleister, der sie stabil macht. Durch die Tunnel fließt auch das Regenwasser besser ab. „Die Infiltrationsleistung oder auch Drainageleistung liegt bei weit über 100 Liter pro Stunde“, so Zimdars. „Der Boden nimmt mehr auf. Und wenn es trocken ist, gehen die Wurzeln tiefer.“ Und dass die Würmer fleißig sind, kann der Landwirt genau beobachten. „In guten Jahren habe ich im Oktober Mist aufgebracht, der im Dezember schon eingearbeitet war. Unter dem Mist war ein sichtbares Loch entstanden.“

Gibt es auch schlechte Jahre? Zimdars nickt. „Die vergangenen Jahre waren schlecht, weil sie trocken waren. Das gefällt den Würmern gar nicht.“

Das Fazit des Landwirts fällt nach fünf Jahren Kooperation mit Kollege Regenwurm eindeutig aus: „Ich habe mit der schlechtesten Fläche meines Ackerlandes begonnen. Die ist mittlerweile eine der besten.“

Zimdars greift zum Spaten und hebt ein Stück Ackerboden aus. Er zeigt mehrere Tunnel und Löcher, die die Würmer hinterlassen haben. „Wichtig ist, dass es sich hierbei um einen langen und zähen Prozess handelt, bis man die Verbesserung in Pflanzen und Ertrag merkt. Das ist nach all den Jahren, in denen viel falsch gemacht wurde, nicht anders möglich.“

Ohne Pflug, aber weiterhin mit Grubber auf dem Feld

Seinen Pflug hat Zimdars mittlerweile verkauft, den Grubber nutzt er noch. „Das Bodenleben baut quasi ein Haus und durch das Pflügen geht das kaputt. Bakterien und Pilze, die Sauerstoff brauchen, landen auf der unteren Ebene und die Regenwurmgänge werden abgeschnitten“, sagt der Bassumer. Früher habe es auch mal vermehrt den Mykorrhiza-Pilz gegeben, der den Pflanzen Stickstoff zur Verfügung stellte. Der dümpele durch die intensive Bodenbearbeitung nur noch vor sich hin.

Seiner Meinung nach ist nun generell ein Umdenken in der Landwirtschaft gefragt. „Wir haben viele Probleme mit Düngemittelverordnung, Pflanzenschutz und Resistenzen. Da sind Alternativen gefragt.“

So greift Zimdars beispielsweise auch auf Mirkonährstoffe zurück. „Die haben eine Schlüsselfunktion, in dem sie dafür sorgen, dass kein Nährstoffstau in den Pflanzen entsteht.“

Raps ohne Fungizide und Insektizide großgezogen

Der Bassumer nutzt elementaren Schwefel und Borsalz, die als Naturprodukte gelten. „Durch sie habe ich meinen Raps in diesem Jahr ohne Fungizide und Insektizide großgezogen, und hatte noch nie so einen stark entwickelten Raps.“

Das Borsalz schützt vor Insekten, und wenn die Pflanze den flüssigen Schwefel aufnimmt, „atmet“ sie gewissermaßen Schwefel-Wasserstoff aus, der sowohl Insekten als auch Pilze fernhält. So hat sich auch der Raps-Glanz-Käfer nicht mehr blicken lassen, freut sich Zimdars.

Auch die Bienen der Kreisimker dürften sich freuen. Denn denen kann er in diesem Jahr ungespritzten Raps anbieten.