Joggen: Sieben Sportmythen – und was wirklich dahinter steckt

von Alexandra Kraft

Schadet Laufen den Knien? Ist Dehnen gesund? Und helfen Massagen bei der Regeneration? Wir schauen, ob weit verbreitete Sportmythen über das Laufen dem Wahrheits-Check standhalten.

Nicht alles, was unter Läufern gilt ist auch wahr. Viele Sportlerweisheiten wurden inzwischen als Mythen entlarvt.

1. Joggen verursacht Hängebusen

Während des Trainings hüpft die weibliche Brust mehr als lange angenommen, bis zu 21 Zentimeter in alle Richtungen. Und, wie Dr. Joanna Scurr von der Universität Portsmouth in einer Studie herausfand, klagen auch mehr als 50 Prozent aller Frauen über Brustschmerzen während des Lauftrainings. Ein guter Sport-BH reduziert die Belastung für den Busen aber auch um etwa 70 Prozent. Und grundsätzlich sind Sportwissenschaftler heute überzeugt, dass die Bewegungen beim Joggen das Bindegewebe des Busen nicht schadet, oder gar ausleiert. Im Gegenteil, durch Sport wird die Durchblutung gesteigert, was sich positiv auswirkt. Außerdem baut Ausdauertraining Fett ab – auch an der Brust. Ohnehin sind wohl in weiten Teilen die Gene einer Frau für die Form des Busens verantwortlich. Das gilt übrigens auch für den Po.

2. Laufen schadet den Knien

Nein. Man bekommt auch keine Arthrose vom Joggen. Dieser Mythos hält sich seit vielen Jahren, ist aber Quatsch. Es liegen heute Studien vor, die belegen, dass Joggen das Kniegelenk stärken. Richtig dosiert profitieren alle Gelenke von der Bewegung. Denn der Knorpel, der wichtige Puffer zwischen den Knochen, enthält keine Blutgefäße. Um weich, elastisch und gesund zu bleiben, muss er regelmäßig durchgeknetet werden. Wer jahrelang nicht trainiert, dessen Knorpel wird spröde. Und erst damit steigt die Gefahr von Gelenkschäden.

3. Asphalt ist Gift für die Gelenke

Der menschliche Körper kann sich hervorragend anpassen. Auch an Asphalt. Mediziner sind sich inzwischen sehr sicher, dass Laufen auf harten Untergrund nicht schädlich ist. Messungen haben gezeigt, dass sich der Körper darauf einstellt. Überhaupt brauchen unsere Knochen regelmäßig kleine Schläge. Sie stärken die Knochen und schützen vor Osteoporose. Auch deswegen raten Mediziner von zu stark gepolsterten Schuhen ab. Sie können den positiven Effekt des Laufens auf die Knochen deutlich verringern. Radfahrer und Schwimmer haben übrigens diesen besonderen Schutz vor Osteoporose auch nicht.

4. Weniger als eine halbe Stunde Sport am Stück bringt nichts.

Joggen: Sieben Sportmythen – und was wirklich dahinter steckt

Falsch. Jede Minute zählt – und das von der ersten an. Es gilt der Grundsatz: Wer losläuft, hat schon sehr viel getan. Die Kurve über den positiven Nutzen von Bewegung verläuft steil. So sind es die ersten 20 Minuten, in denen man sein Sterberisiko dramatisch reduziert und die größten Effekte für das Herz-Kreislaufsystem sowie die Gesundheit erzielt. Danach ist in diesem Bereich kaum mehr etwas zu holen. Was die Fettverbrennung angeht, sieht es anders aus. Die beginnt tatsächlich erst nach 20 bis 30 Minuten.

5. Dehnen ist gesund!

Wir haben es wohl alle in der Schule erlebt. Vor dem Sportunterricht mussten wir uns dehnen. Angeblich, um Verletzungen vorzubeugen. Heute weiß man: Stretching macht uns schwächer. So wurde in einer Studie der Florida State University belegt, dass Testpersonen, die sich vor ihrem Lauftraining intensiv gedehnt hatten, viel langsamer liefen. Außerdem verbrauchten ihre Muskeln deutlich mehr Sauerstoff. Was darauf hinweist, dass sie nicht mehr so ökonomisch arbeiten. In einer weiteren Studie zeigte sich, dass Basketballer, die sich dehnen, weniger hoch springen. Denn Dehnen senkt den Muskeltonus. Deswegen raten viele Wissenschaftler davon ab, sich vor dem Sport zu dehnen.

Eine weitere Erkenntnis: Wer sich dehnt ist auch nicht seltener verletzt. Und vor Muskelkater schützt es auch nicht.

6. Wer mit leeren Magen läuft verbrennt viel mehr Fett!

Ja, das stimmt schon. Aber es geht in Wirklichkeit nur ein paar Prozent. Zwar ist beim Start ohne Frühstück der Fettanteil an den verbrannten Kalorien höher. Das bedeutet aber nicht, dass man so schneller abnimmt. Wer hungrig trainiert, tut das meist mit weniger Intensität und damit auch weniger Gesamtverbrauch. Plus: Die insgesamt verbrauchten Kalorien sind fürs Abnehmen entscheidend, nicht nur der Anteil aus der Fettverbrennung.

7. Massage hilft bei der Regeneration

Leider auch nicht. Wissenschaftler aus Kanada haben gezeigt, dass Massage den Blutfluss in den Muskeln reduziert. Und so der Abbau von Laktat länger dauert. Aber immerhin: Psychologisch tut Massage gut. Das ist doch auch schon mal was.

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