Hochwasser drückt in die Straßen der Region – Verkehrsbehinderungen und Wasserschäden

Das Hochwasser in Koblenz beeinträchtigt nicht nur den Verkehr, es überwiegt aber die Erleichterung, nicht ganz so schlimm getroffen worden zu sein wie die Geschädigten im Kreis Ahrweiler. In Lay stand das Wasser am Freitagvormittag in den Straßen nahe der Mosel.

Foto: Erwin Siebenborn

Am Nachmittag vermeldete die VG-Verwaltung dann auch die Komplettsperrung der Fahrbahn in Richtung Koblenz auf der B 42. Bei der Nutzung der Umleitungsstrecke Hellenstraße und Ausfahrt in die L 308 könne es allerdings zu Problemen kommen, „da die A 48 zusätzlichen Umleitungsverkehr aus dem Katastrophengebiet aufnehmen muss“, so die Vallendarer Ordnungsbehörde.

Straßensperrungen in Koblenz

Im Koblenzer Stadtteil Lay steht das Wasser derweil so hoch wie lange nicht mehr. Die Stadt Koblenz berichtet am Freitagvormittag noch von einem „rapide ansteigenden Moselpegel“ und informiert über Straßensperrungen im Stadtgebiet: In Metternich betrifft das die B 416/Winninger Straße auf Höhe des Fährhauses am Stausee in Richtung Güls. Eine Sperrung der entgegengesetzten Fahrtrichtung sei nicht ausgeschlossen. In Moselweiß ist die B 49/Moselufer auf Höhe Kemperhofweg in Richtung Lay dicht – auch dort sei eine Vollsperrung möglich. Dicht sind in Moselweiß auch die Ober-, Mühlen-, Backes-, Schul- und Niedergasse für die Durchfahrt auf die B 49. Ebenfalls betroffen: die Gülser Straße. So lange wie möglich wolle man Anwohnern die Zufahrt zu ihren Wohnungen möglich machen, heißt es aus der Pressestelle der Koblenzer Stadtverwaltung.

In Güls, das wie Lay derzeit nur über die Höhen zu erreichen ist, sind Stege aufgebaut worden, Häuser stehen unter Wasser. „Außergewöhnlich ist es“, sagt Hermann-Josef Schmidt, mitten im Sommer kennt man solche Wetterlagen eigentlich kaum. „Aber die Menschen, die an der Mosel wohnen, sind daran gewöhnt“, sagt der Ortsvorsteher. „Man hilft sich gegenseitig, das ist schon eine gute Tradition.“ Insofern sei die Situation zwar belastend, aber im Vergleich zu den schrecklichen Bildern aus der Ahr-Region keine Katastrophe.

In der Innenstadt nehmen Spaziergänger das Wasser am gemächlich fließenden Rhein und der viel schnelleren Mosel unter die Lupe, viele Fotos werden gemacht. Die Biergärten am Deutschen Eck und am Rhein sind geräumt. Nur wenig entfernt, auf den Straßen und Plätzen der Stadt, ist die Stimmung eine ganz andere: Hier fließt nur der Verkehr am Mittag erheblich zäher, was an den Straßensperrungen liegen dürfte, aber auch daran, dass traditionell viele Menschen ihre Kinder am letzten Tag vor den Ferien von der Schule abholen.

Das im Juni nach der Corona-bedingten Schließung wiedereröffnete Freibad in Winningen in der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel ist aufgrund der Hochwassersituation wieder dicht – bis auf Weiteres, so heißt es in den Hochwasser-Informationen, die die VG auf ihrer Internetseite veröffentlicht.

Für Anwohner in Oberfell, Alken, Brodenbach, Kattenes und Löf werden Auskünften des VG-Bürgermeisters Bruno Seibeld zufolge aktuelle Wartungsarbeiten im Bereich der Staustufe Lehmen zum Problem. Aufgrund der Pegelmeldungen aus Trier und Cochem hätten sich die Anwohner auf niedrigere Höchststände des Wassers eingestellt. Durch die Arbeiten aber stünden nur zwei Stauwehre zum Wasserabfluss abgelassen werden. Seibeld: „Normalerweise gibt es bei derartigen Wartungsarbeiten bestimmte Sicherheitsmechanismen, die gewährleisten sollen, dass kein höherer Rückstau gegeben ist.“ Aufgrund der aktuellen Lage sei nun mit „weit höheren Schäden in den betroffenen Gemeinden zu rechnen“. „Ich kann nur empfehlen, dass alle Geschädigten – soweit möglich – diese höheren Schäden dokumentieren und gegebenenfalls auch Vergleiche zu anderen Hochwasserereignissen gezogen werden, die belegen, dass durch die verschlechterte Abflusssituation an der Stauanlage Lehmen im Oberstaubereich deutlich höhere Wasserstände und damit auch größere Schäden eingetreten sind“, so Seibeld in seiner Information an die VG-Einwohner.

Das Hatzenporter Werth steht im Wasser. In Rhein-Mosel sorgt die Mosel für Überflutungen.

Foto: Erwin Siebenborn

Zusätzlich bietet die VG auf ihrer Internetseite eine Übersicht, mit welchen Überflutungen bei welchen Pegelständen zu rechnen ist. Ein Pegelstand von 560 Zentimetern in Cochem etwa kann in Lehmen schon für Probleme sorgen. Erst ab 800 Zentimetern wird es im Normalfall demnach für Löf-Kattenes brenzlig (Pegelstand Cochem: 830 Zentimeter, fallend, Freitag, 13.45 Uhr).

Hilfe kommt aus vielen Richtungen

Bendorf und Weißenthurm vermelden keine größeren hochwasserbedingten Schäden, konzentrieren sich derweil auf die Hilfe in besonders betroffenen Gebieten. So war am Freitag ab 10 Uhr in der Stadthalle in Bendorf eine Sammelstelle eingerichtet worden, wo Sachspenden für die Betroffenen an der Ahr abgegeben werden konnten. Angenommen wurden sowohl Lebensmittel als auch Kleidung und Decken, Tierfutter und geladene Powerbanks, also tragbare Ladegeräte für Handys, Laptops oder Tabletcomputer.

Bereits am Donnerstagabend hatte die Verbandsgemeinde Weißenthurm auf RZ-Nachfrage eine Übersicht über die Hilfen geliefert, die die Feuerwehr der Verbandsgemeinde leistet. „Unsere Feuerwehreinheiten haben bis zum frühen Donnerstagmorgen Unterstützung geleistet für die Feuerwehren in der Eifel, in Mayen und im Kreis Ahrweiler. 55 Feuerwehrangehörige waren mit zwölf Fahrzeugen von 20 bis 6 Uhr morgens im Einsatz und haben 8500 Sandsäcke befüllt und verteilt“, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro.

Noch am Donnerstagabend seien die Kameraden damit beschäftigt gewesen, „Gerätschaften wie Pumpen in benachbarte, besonders betroffene Gebiete zu bringen“. Am Vormittag gingen fünf Pumpen auf das Maifeld, am Nachmittag sind 50 Feuerwehrleute mit neun Fahrzeugen nach Mayen aufgebrochen, um unter anderem zwölf Tauchpumpen dort einzusetzen, um etwa Keller leer zu pumpen. Zur Ausstattung gehören demnach auch zehn Generatoren für den Betrieb der Pumpen.

Die Feuerwehr Koblenz hatte bereits am Donnerstag von den Einsätzen im Kreis Ahrweiler unterstützt (die RZ berichtete), wo Regen und Fluten für weit schlimmere Schäden als im Kreis MYK gesorgt haben und auch am Freitag noch sorgen. Die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz und die Stadt Andernach helfen derweil bei der Unterbringung der Betroffenen aus dem Nachbarkreis. Rund 220 Personen wurden in der Nacht auf den 16. Juli kurzfristig in Notunterkünften des Deutschen Roten Kreuz (DRK) MYK im Andernacher Schulzentrum untergebracht und versorgt. „Für die Menschen in den Überschwemmungsgebieten sind es unvorstellbare Zeiten. Daher sind meine Gedanken bei den Opfern und Vermissten sowie ihren Angehörigen und allen Betroffenen. Ihnen gelten mein tiefstes Mitgefühl und meine Anteilnahme. Wir helfen, wo wir können und tun alles, um die Menschen bei uns im Landkreis bestmöglich zu versorgen“, sagte Landrat Alexander Saftig am Freitagmorgen bei einem Besuch in den Notunterkünften, die für 500 Personen ausgelegt sind.

Die dort untergebrachten Menschen sollten noch im Laufe des Tages in Andernacher Hotels sowie das leer stehende Bendorfer Krankenhaus verlegt werden. Man setze alle Hebel in Bewegung, sagte Andernachs Oberbürgermeister Achim Hütten, auch um den Betroffenen in der Notlage ein Stück Privatsphäre bieten zu können. Der Landkreis hatte auch aufgerufen, Sachspenden zu leisten.

Daniel Schauff und Doris Schneider