Tiermedizin: Immer mehr Hunde leiden unter einer Fleischallergie

Anzeige

E

in Hund, der allergisch auf Fleisch reagiert? So kurios es klingt – selten ist das nicht. Immer häufiger vermuten Tierbesitzer bei ihren Vierbeinern Allergien und Unverträglichkeiten. Der Markt für teures Spezialfutter wächst.

Die Ohren entzündet, die Haut blutig gekratzt, die Verdauung spielt verrückt: Hunde mit solchen Symptomen könnten eine Unverträglichkeit oder Allergie haben – beispielsweise auf Rindfleisch.

Auch wenn es seltsam klingt: Viele Tierhalter berichten von Hunden mit Fleischallergie, Anbieter reagieren mit Spezialfutter. Und auch die Geschäfte für Heimtierbedarf haben sich darauf eingestellt.

Anzeige

„Gelegentlich ... bin ich dem Wahnsinn nahe, aber es hilft ja nichts“, klagt eine Hundebesitzerin ihr Leid im Internet. Ihr Vierbeiner vertrage weder Pferdefleisch noch Rind, Pute, Schwein oder Lamm.

Diese Familie lebt komplett vegan - auch die Hunde

Veganer liegen im Trend: Etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland verzichten bereits auf alles Tierische. Die Zahl steigt jährlich um 25 Prozent. Bei Familie Bröder leben alle vegan, sogar die Hunde.

Quelle: N24

Lesen Sie auch

Neurotechnologie

Er bringt Querschnittgelähmten das Gehen bei

Per Ausschlussdiät suchte sie daher nach der richtigen Ernährung – eine aufwendige Arbeit. Dabei wird gezielt über acht bis zwölf Wochen nur eine einzige Fleischsorte – oder wie die Experten sagen „Proteinquelle“ – gefüttert; andere werden strikt gemieden.

Das sei mühsam, aber die einzige Möglichkeit für eine sichere Diagnose, sagt Professor Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin. „Wenn man das Futter danach wieder gibt und sich die Problematik wieder einstellt, kann man sich ziemlich sicher sein, die Ursache gefunden zu haben.“

Anzeige

Labortests mit dem Blut oder der Haut, wie sie inzwischen oft gemacht werden, könnten nur einen Anhaltspunkt über mögliche Allergien geben. Verlässliche Ergebnisse lieferten sie nicht.

Fast schon erschreckende Ausmaße

Kontrollierte Studien, wie viele Hunde eine (Fleisch-)Allergie haben, gibt es bislang nicht, wie Zentek sagt. Auffällig sei aber, dass immer mehr Besitzer Hunde mit solchen Problemen vorstellten. Davon seien alle Rassen betroffen.

„Besitzer und Tierärzte sind heute einfach stärker für dieses Thema sensibilisiert. Und auch die Verfügbarkeit von entsprechenden Bluttests war früher nicht gegeben.“

Tierschützer warnen vor Billig-Kauf in Osteuropa

„Süße Hundebabys günstig abzugeben“: Der Tierschutzbund warnt vor genau diesen Anzeigen. Dahinter stecken oftmals unseriöse Hundezüchter aus Osteuropa, die kranke und nicht sozialisierte Tiere verkaufen.

Quelle: Die Welt

Tiermedizin: Immer mehr Hunde leiden unter einer Fleischallergie

Anzeige

Frank Weber, Geschäftsführer vom Tierzubehöranbieter Hundemaxx in Bayern, sagt: „Das nimmt fast schon erschreckende Ausmaße an. Es ist erstaunlich, wie viele Hunde hier Probleme haben.“ Weber bietet in seinen Heimtiergeschäften daher inzwischen eine große Auswahl von speziellem Allergikerfutter verschiedener Marken an.

Dies sei „zunehmend ein Thema bei den Tierhaltern und damit auch ein Markt“, bestätigt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. Die Zahl der Anbieter sei in den vergangenen Jahren gestiegen.

Manche Firmen haben nur Futter für „sensible“ Hunde im Programm, andere haben sich regelrecht auf Allergiker spezialisiert. Die speziellen Dosen mit Büffel-, Straußen- oder Kängurufleisch kosten leicht das Zehnfache im Vergleich zum Hundefutter vom Discounter.

Aber warum Strauß oder Känguru? Bei Verdacht auf eine Allergie sollte man etwas füttern, was der Hund zuvor noch nie gefressen hat, sagen Tierärzte. Dann sei die Wahrscheinlichkeit für eine allergische Reaktion gering. Rind ist dagegen sehr häufig in Hundefutter.

Händler bieten Allergikernahrung an

„Auf Rind und Getreide gibt es relativ oft allergische Reaktionen“, sagt Heike Feld, Futterberaterin bei Herrmann's Manufaktur im bayerischen Aßling. Das Familienunternehmen bietet unter anderem Futter an, in dem nur eine bestimmte Fleischsorte verarbeitet ist.

App warnt Hundebesitzer vor tödlichen Gift-Ködern

Immer häufiger legen Tierhasser vergiftete Köder, zum Beispiel Wurststücke mit Rasierklingen, aus. Wenn Vierbeiner den Köder fressen, kann das tödlich enden. Eine App warnt nun davor.

Quelle: N24

Außerdem ist hier alles in Bioqualität. Im vergangenen Jahr machte Herrmann's damit einen Umsatz von 3,8 Millionen Euro. Laut Geschäftsführer Erich Herrmann liegen die Steigerungen jährlich im zweistelligen Bereich – zuletzt bei 34 Prozent.

Auch bei der Firma Vet-Concept in Föhren in Rheinland-Pfalz ist Allergikernahrung ein Schwerpunkt. „Wir sehen hier für uns ein großes Wachstum“, sagt die leitende Tierärztin Anne Dörries. Das Unternehmen verkauft sein Dosenfutter mit Pferde-, Straußen- oder Büffelfleisch sogar nur gegen Vorlage einer Diätempfehlung.

Anzeige

„Diätfutter wie Allergikerfutter sind für einen ganz speziellen Ernährungszweck konzipiert. Es ist futtermittelrechtlich so festgelegt, dass man bei Diätfuttern immer einen Fachmann zurate ziehen sollte, bevor man es verfüttert.“ Mitarbeiter bieten Kunden eine Telefonberatung an.

Mehr zum Thema Hunde

Einfühlsame Wesen

Auf diese Reaktion von Menschen reagieren Hunde am schnellsten

Tiere

Wie Hunden das Bellen abgewöhnt werden kann

Haustiere

Warum Katze und Hund im Bett nichts verloren haben

Hundehaltung

Wie aggressive Hunde das Pöbeln verlernen

Auch andere Unternehmen sind auf den Geschmack gekommen: Wolfsblut aus Leipzig bietet Trockenfutter mit Kängurufleisch und Kürbis an. Bei Royal Canin aus Köln gibt es Futter mit Ente und Tapioka. Und bei Hill's aus Hamburg kann der Hund Wild oder Lamm schlemmen.

Ein Problem ist jedoch: Exotische Fleischsorten werden immer häufiger für Hundefutter verwendet – zum Teil aus Marketinggründen. So kann das Allergierisiko steigen; die Alternativen werden weniger. „Tierhaltern mit gesunden Tieren empfehlen wir daher kein Pferd, Strauß oder Känguru. Das ist eine Ressourcenfrage“, sagt Tierärztin Dörries.

Professor Zentek betont: „Wenn man so einen Problemhund hat, sollte man sich vernünftig beraten lassen. Viele behandeln ihr Tier jedoch jahrelang auf eigene Faust.“ Das mache es meist aber eher schlimmer, die Beschwerden könnten chronisch werden.