Sachsen: Sorge über Schweinepest wächst

Dresden.

Bei 286 Wildschweinen in Sachsen ist bisher die Tierkrankheit Afrikanische Schweinepest festgestellt worden. Das ist die jüngste Angabe aus dem Dresdner Sozialministerium vom Montag. In Laborproben fanden sich die Erreger, nachdem die Schweine verendet gefunden oder vorbeugend geschossen wurden.

Damit habe sich die Zahl der bestätigten Fälle seit Februar etwa verdoppelt, teilte das Landwirtschaftsministerium in Dresden mit. Allerdings ist inzwischen verstärkt mit Hunden gesucht worden. In Brandenburg gab es rund 1.200 Fälle mit Laborbestätigung.

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Unter sächsischen Bauern wächst die Sorge vor der Tierkrankheit. Mehr Jäger müssten „angeheuert“ und Zäune permanent kontrolliert werden, fordert der Vizepräsident des Sächsischen Landesbauernverbands, Gunther Zschommler. In einem Brief an Sozialministerin Petra Köpping (SPD) klagt er, der Verwaltungsweg zur Ausschreibung neuer Zäune dauere zu lange.

Das Ministerium teilte dazu mit, das Vergabeverfahren sei „im Krisenmodus“ schon beschleunigt worden. Jedoch wäre es zur Tierseuchenbekämpfung hilfreich, aus Seuchenverschleppungen in bisher freie Gebiete "unverzüglich mit dem Bau neuer Zäune reagieren zu können". Insofern sei die Forderung nicht unbegründet.

Bauern sind versichert, aber immer mehr geben auf

Schon vor drei Jahren hatte der Sächsische Landesbauernverband gefordert, Zehntausende Wildschweine vorbeugend zu schießen. Zwar ist die Schweinepest für Menschen ungefährlich, aber Wildschweine können leicht Hausschweine anstecken. Ist erst einmal ein Schwein im Stall infiziert, müssen dort alle getötet werden.

Außerdem kann der Export in andere Staaten zum Erliegen kommen, wenn in einer Region die Schweinepest bei Hausschweinen aufgetreten ist. Die Bauern sind versichert, aber manche würden dann wohl die Schweinemast aufgeben – wie schon 400 von 1.100 Höfen in den vergangenen zehn Jahren.

Landesjagdverband will mit Infrarotlicht zielen

Aus dem Landesjagdverband Sachsen unterstützt Vizepräsident Wilhelm Bernstein die Forderung, mehr Wildschweine zu schießen und dafür nachts auch Infrarotlicht-Aufheller am Gewehr zu erlauben. „Wir stehen bereit, mal mit einer Hundertschaft von Jägern anzutreten“, sagt Bernstein.

Die Tierschutzbehörden hatten große Jagden bisher mit dem Argument abgelehnt, dabei könnten Wildschweine weiter nach Westen getrieben werden. Die Reduzierung sei eine „mehrjährige Aufgabe“, teilte das Sozialministerium mit. Das zeigten auch Erfahrungen aus Belgien und Tschechien. Nun würden auch wieder Fallen wie früher sowie Drohnen und Wärmebildkameras genutzt. Für "gezielte Entnahme" von Wildschweinen biete sich weniger das sächsisch-polnische Grenzgebiet an. Besser geeignet seien Flächen, "die vollständig gezäunt sind".

Das Virus selbst trägt dazu bei, 97 Prozent aller infizierten Wildschweine zu töten. Die Übertragung des Virus auf Hausschweine sei bisher verhindert worden, betont das Sozialministerium.

Tierschutz: Vogel löst Gaul ab

Bisher halten Zäune die Tiere auf: Die Schweinepest-Befunde in Sachsen beschränken sich auf den Kreis Görlitz. Allerdings beklagen Landwirte, dass immer mal Tore offengelassen oder Batterien von Elektrozäunen gestohlen wurden.

Nach Ärger im Krisenstab, dem auch die Bauern- und Jägervertreter angehören, zeigte sich Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) am Wochenende ebenfalls besorgt und forderte in einer Pressemitteilung mehr Zusammenarbeit. Günther betonte, er habe einen jagderfahrenen Mitarbeiter ans Landestierseuchenbekämpfungszentrum abgeordnet, um "die Entnahmen von Wildschweinen zu koordinieren und zu intensivieren".

Die Landesregierung beschäftigt sich an diesem Dienstag mit dem Thema: Ein neuer Staatssekretär wird beauftragt, sich schwerpunktmäßig mit der Schweinepest zu befassen. Im Sozialministerium bekommt Sebastian Vogel seine Ernennungsurkunde. Vogel war bisher Leiter der Abteilung Gesellschaftlicher Zusammenhalt. Vogel löst den Staatssekretär und Amtschef Uwe Gaul ab, der in den Ruhestand versetzt wird.

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In Kürze wird das Kabinett auch über eine personelle und finanzielle Aufstockung der Kapazitäten gegen die Schweinepest beraten, teilte das Sozialministerium am Montag mit. Die betroffenen Landkreise sollten weiter unterstützt werden. Eine "Pufferzone" reicht aus dem Kreis Görlitz in den Kreis Bautzen hinein.