Guterres: Eine Million Tote „qualvoller Meilenstein“, steigende Zahl von Spitalspatienten in Österreich

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Guterres: Eine Million Tote „qualvoller Meilenstein“, steigende Zahl von Spitalspatienten in Österreich

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Guterres: Eine Million Tote „qualvoller Meilenstein“, steigende Zahl von Spitalspatienten in Österreich

++ Update 29.09.2020 – UN-Chef: Eine Million Tote sind „qualvoller Meilenstein“ – Zahl der Spitalspatienten steigt österreichweit stetig – Experten fordern adäquten Umgang mit SARS-CoV-2 – Ärmere Länder sollen 120 Mio. Tests erhalten

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 13 Uhr) auf 44.370 gestiegen, aktuell erkrankt sind 8.329 Personen, davon befinden sich 401 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 90 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 4.442 Fällen an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 1.095, Oberösterreich mit 694 und der Steiermark mit 589. Es wurden 796 Todesfälle wurden gemeldet, 774 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Zahl von mehr als einer Million Menschen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben sind, als „qualvollen Meilenstein“ bezeichnet. „Es ist eine betäubende Zahl“, sagte Guterres laut Mitteilung in der Nacht auf Dienstag in New York.Guterres rief die Menschen weltweit auf, sich weiter an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten sowie Masken zu tragen. „Wir können diese Herausforderung überwinden.“ Dafür brauche es verantwortungsbewusste Führungsstärke, Wissenschaft und weltweite Zusammenarbeit.Zuvor war aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervorgegangen, dass seit Beginn der Corona-Pandemie weltweit bereits mehr als eine Million Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben sind. Mehr als 33,2 Millionen Infektionen wurden nachgewiesen. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.Die Webseite der Hopkins-Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen zuletzt aber auch wieder nach unten korrigiert. Die WHO erfasste bis Montag mehr als 996.000 Todesfälle und gut 33 Millionen bekannte Infektionen. (APA/dpa)

609 SARS-CoV-2-Neuinfektionen in 24 Stunden sind am Dienstag von Innen- und Gesundheitsministerium mit Stand 9.30 Uhr vermeldet worden, was eine leichte Steigerung gegenüber Montag bedeutet. Dem gegenüber stehen 864 Genesungen, womit sich die Zahl der aktiv Erkrankten in Österreich auf 8.329 um rund drei Prozent verringert hat. Negativ ist die Bilanz jedoch sowohl bei den Toten, die mit plus sechs Personen auf 796 stieg, wie auch bei der Zahl der Hospitalisierungen.„Immer stärker schlägt sich die zu hohe Zahl an Neuinfektionen auch in den Spitälern nieder, bereits 491 Erkrankte werden in Spitälern behandelt, das ist ein Plus von 25 Prozent innerhalb einer Woche. Unter den Hospitalisierten befinden sich 90, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen. Auch diese Zahl steigerte sich in den vergangenen sieben Tagen um ein Fünftel. 49 Personen befinden sich davon in intensivmedizinischer Betreuung in Wien“, merkte Gesundheitsminister Rudolf Anschober zur aktuellen Entwicklung an. Im 24-Stunden-Sergleich beträgt der Anstieg bei den Spitalspatienten 22 Personen oder 4,7 Prozent, zwei Intensivpatienten kamen in diesem Zeitraum dazu.Der Gesundheitsminister rief jedenfalls Bezirke und Bundesländer mit höherem Risiko dazu auf, „das neue Covid-Gesetz zu nützen und zusätzlich zu den umfassenden Bundesmaßnahmen jetzt punktgenau auf die regionalen Ausbreitungsursachen ausgerichtete Zusatzmaßnahmen zu verankern.“ Man müsse die Neuinfektionen in ganz Österreich deutlich verringern. Es sei zwar gelungen, die starken Steigerungen von Mitte September zu begrenzen und ein exponentielles Wachstum zu verhindern, „aber die Zahlen sind für diesen Zeitpunkt weiterhin viel zu hoch“. (APA)

SARS-CoV-2 ist nicht mehr auszurotten. Auch Österreich muss lernen, mit einem bleibenden Risiko zu leben. Drastische Maßnahmen sind bei weitem nicht immer verhältnismäßig, aufgestaute Reformen im Gesundheitswesen notwendig, erklärten am Dienstag Experten der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und der Plattform Patientensicherheit bei einem Hintergrundgespräch in Wien.„Wir haben gelernt, dass Hydroxychloroquin nicht wirkt. Wir haben gelernt, dass Cortison wirkt. Wir haben gelernt, dass eine Antikoagulation bei Covid-19-Patienten wirkt. Viel mehr haben wir nicht gelernt. Ich glaube wir sollten uns vor Augen halten, dass wir dieses Virus nicht mehr ausrotten können werden. Wir werden irgendwie lernen müssen, damit umzugehen“, sagte Harald Willschke, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für digitale Gesundheit und Patientensicherheit in Wien, vom Beruf Anästhesist und Intensivmediziner am Wiener AKH.Was man laut dem Experten in den vergangenen Monaten in Österreich versäumt habe: Das Entwickeln einer einheitlichen Teststrategie sowie Maßnahmen, um die medizinische Versorgung in den Krankenhäusern für alle Patienten auch unter den nun wieder zusätzlichen Belastungen steigender Infektions- und Erkrankungszahlen durch SARS-CoV-2 sicherzustellen. Hier könne man bald wieder in Kapazitätsprobleme kommen. „Der Föderalismus gehört abgeschafft“, sagte Willschke. Eine Pandemie-Krise könne man nur nach dem Top-Down-Prinzip managen.Vor Langzeitschäden und der Gefährdung der Sicherheit aller Patienten durch überzogene Lockdown-Maßnahmen im Gesundheitswesen warnte Andreas Sönnichsen, Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin der MedUni Wien. Die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen sei zum Teil vorübergehend um 90 Prozent zurückgegangen. Es hätte um bis zu 40 Prozent weniger Hospitalisierungen wegen Herzinfarkten und minus 20 Prozent bei den Spitalsaufnahmen wegen Schlaganfällen gegeben. „Geplante Krebs-Chemotherapien haben nicht stattgefunden“, sagte Sönnichsen. Dabei seien die Maßnahmen zum Teil keinesfalls mehr verhältnismäßig gewesen. zurückgegangen.“ Er wies darauf hin, dass mit neun Todesfällen pro 100.000 Einwohner durch Covid-19 die Mortalitätslast in Österreich ähnlich hoch sei wie durch Verkehrsunfälle in Österreich. Seit Jahren für das österreichische Gesundheitswesen kritisierte Zustände würden jetzt schlagend werden.Weiterhin sollte man sich bei den Verantwortlichen um die Hochrisikogruppen, speziell um die Hochbetagten, die Bewohner von Pflegewohnhäusern und durch ambulante Pflege Betreuten kümmern, forderte Thomas Wochele-Thoma, ärztlicher Leiter der Caritas Wien. Es fehle auch Rechtssicherheit über die Maßnahmen, wie man die Betreuten in den Pflegeheimen schützen müsse und wie man mit den Besuchern umgehen könne. Hier fehle es auch an den entsprechenden Regeln je nach „Ampelschaltung“. Hier mangle es an den entsprechenden Vorgaben. Das Einsperren von Betreuten und das Aussperren von Besuchern sei gegen jedes moderne Prinzip der Betreuung. Doch Wissenschaft, Verantwortliche im Gesundheitswesen und Politik lege auch rund um Covid-19 viel zu wenig Augenmerk auf das Pflegewesen. (APA)

Ärmere Staaten sollen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge etwa 120 Millionen Corona-Tests mit einem Stückpreis von höchstens fünf US-Dollar (4,30 Euro) erhalten. Dies hätten die Hersteller Abbott and SD Biosensor mit der Stiftung Bill and Melinda Gates Foundation vereinbart, kündigt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus an. Die Test sollen über einen Zeitraum von sechs Monaten zur Verfügung gestellt werden. (APA/Reuters)

++ Update 22.09.2020 – Gerechte Verteilung von Impfstoffen gefordert – Kosten pro Impfdosis fünf bis 15 Euro – Drastischer Anstieg von Neuinfektionen in Europa – Tschechien bereut frühe Lockerungen – Studie: Erschöpfung infolge von Covid-Erkrankung – Änderungen bei Quarantäne an Volksschulen empfohlen

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 12 Uhr) auf 39.598 gestiegen, aktuell erkrankt sind 8.220 Personen, davon befinden sich 315 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 75 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 4.350 Fällen an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 1.074, Oberösterreich mit 737 und Tirol mit 597. Es wurden 771 Todesfälle wurden gemeldet, 753 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Entwicklungsorganisation One hat die Weltgemeinschaft aufgefordert, gemeinsam für eine gerechte Verteilung von künftigen Corona-Impfstoffen zu sorgen. „Impf-Nationalismus ist wie ein Gift – und das ist das letzte, was wir gerade brauchen“, sagte der deutsche One-Direktor Stephan Exo-Kreischer mit Blick auf die Dienstag in New York beginnende Generaldebatte zum 75-jährigen Bestehen der Vereinten Nationen.In der Pandemie schienen viele Regierungen zu vergessen, „dass es für globale Herausforderungen keine nationalen Lösungen gibt“, beklagte Exo-Kreischer. Viele Länder schlössen Geschäfte mit Pharmafirmen ab, um sich Vorrechte für einen Impfstoff zu sichern. „Dabei denkt kaum einer daran, wie dieser Impfstoff auch den Menschen zugänglich gemacht werden kann, die am stärksten von Armut betroffen sind.“ Im Schnitt seien neue Medikamente bisher mit sieben Jahren Verzögerung in Entwicklungsländern angekommen.„Wir fordern die Weltgemeinschaft auf, endlich an einem Strang zu ziehen“, sagte Exo-Kreischer. „Konkret heißt das, dass insbesondere die reichen Industrieländer Geld in die Hand nehmen und es in die Covax-Initiative investieren.“ In diesem Vorhaben arbeiten die WHO und die globalen Allianzen Gavi und Cepi daran, einen Impfstoff zu entwickeln und diesen auch den Ländern zur Verfügung zu stellen, die am stärksten von Armut betroffen sind – und das zu einem bezahlbaren Preis. (APA/dpa)

Corona-Impfstoffe könnten nach Aussagen des Europäischen Pharmaverbands (EFPIA) pro Einheit zwischen fünf und 15 Euro kosten. Dies sei ein angemessener Preis pro Dosis, sagte die Vorsitzende der Verbandsgruppe Impfungen Europa, Sue Middleton, bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments am Dienstag in Brüssel.Genaue Preise seien in den bisher geschlossenen Vereinbarungen zwischen Impfstoff-Herstellern und der Europäischen Union aber nicht festgelegt worden. Der Vizepräsident des Herstellers Sanofi, Thomas Triomphe, versicherte, dass es einen fairen und niedrigen Preis geben werde. Ein reduzierter Preis solle für Entwicklungsländer gelten. Wie viel genau eine Impfdosis kosten werde, könne man noch nicht sagen. Die Forschung sei noch nicht weit genug, um etwa die genaue Dosierung des Wirkstoffes zu kennen.Die EU-Kommission hatte mit den Herstellern Sanofi und GSK sowie mit AstraZeneca Rahmenverträge über die Lieferung von mehreren Hundert Millionen Dosen Impfstoff geschlossen. Mit weiteren Herstellern sind Sondierungsgespräche abgeschlossen. Bisher ist allerdings noch keiner der Impfstoffe abschließend getestet und zugelassen. (APA/dpa)

Das Coronavirus breitet sich derzeit weltweit immer schneller aus, betroffen ist von dieser Entwicklung vor allem Europa. In der vergangenen Woche seien weltweit fast zwei Millionen Neuinfektionen registriert worden, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf in der Nacht auf Dienstag mit. Damit steckten sich innerhalb von sieben Tagen so viele Menschen mit Corona an wie nie zuvor seit Auftreten des Virus Ende vergangenen Jahres in China. Im Gegenzug sei die Zahl der Todesfälle rückläufig. Der WHO-Statistik zufolge wurden in der vergangenen Woche weltweit 1.998.897 neue Corona-Fälle registriert. Dies sei ein Anstieg um sechs Prozent gegenüber der Vorwoche und „die höchste Zahl an registrierten Fällen innerhalb einer Woche seit Beginn der Epidemie“. In Europa nahmen die Neuinfektionen exponentiell um elf Prozent zu, in Afrika dagegen gingen sie laut den gemeldeten Zahlen um zwölf Prozent zurück.Die Zahl der zusätzlichen Corona-Todesfälle weltweit lag laut WHO bei 37.700 in der vergangenen Woche – die Zahl ging demnach um rund zehn Prozent gegenüber der Vorwoche zurück. Allerdings galt dieser Trend nicht für Europa, wo die Zahl der Toten binnen einer Woche rapide auf über 4.000 stieg. Dies sei ein Anstieg um 27 Prozent gegenüber der Vorwoche, erklärte die WHO. (APA/AFP)

Tschechiens Regierungschef Andrej Babis hat Versäumnisse bei der Bekämpfung des neuartigen Coronavirus eingeräumt. Seine Regierung habe falsch gehandelt, als sie die Corona-Maßnahmen vor den Sommerferien gelockert habe, sagte Babis am Montagabend in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. Wegen der zuletzt stark steigenden Infektionszahlen war zuvor der tschechische Gesundheitsminister Adam Vojtech zurückgetreten. Er habe sich von der Sommerzeit und der „allgemeinen Stimmung mitreißen“ lassen, sagte Babis. „Das war ein Fehler, den ich nicht wiederholen möchte.“Die Regierung in Prag hatte zunächst mit strengen Maßnahmen auf die Corona-Pandemie reagiert und unter anderem eine auch im Freien geltende Maskenpflicht verhängt. Vor Beginn der Sommerferien lockerte die Regierung dann jedoch einen Großteil der Maßnahmen.Zuletzt waren die Fallzahlen in Tschechien wieder stark gestiegen. Am vergangenen Donnerstag verzeichneten die Behörden eine Rekordzahl von 3.130 Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus.Die Situation sei „ernst“, betonte Innenminister Jan Hamacek. „Experten sagen, dass die Krankenhausbetten knapp werden, wenn wir mehr als 120.000 Neuinfektionen im Monat haben.“ Die Regierung werde ihr Bestes tun, um ein solches Szenario zu verhindern. Wegen des rapiden Anstiegs bei den Neuinfektionen trat Gesundheitsminister Vojtech am Montag zurück. Zu seinem Nachfolger wurde der Epidemiologe Roman Prymula ernannt, der bereits am Krisenmanagement der Regierung mitgewirkt hatte. (APA/AFP)

Einer kleinen Studie zufolge könnte anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung eine recht häufige Folge überstandener Covid-19-Erkrankungen sein. Frauen seien dabei häufiger betroffen als Männer, berichten Forscher um Liam Townsend vom Trinity College in der irischen Hauptstadt Dublin. Von 128 einbezogenen Patienten fühlten sich demnach etwas mehr als die Hälfte nach der Genesung noch für Wochen abgeschlagen. Ein Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung war nicht erkennbar, wie das Team im Vorfeld einer Konferenz zu Corona-Themen mitteilte.Die Teilnehmer waren nach im Mittel zehn Wochen nach der Genesung in die Analyse einbezogen worden. 67 Prozent aller Probanden mit Ermüdungssyndrom waren weiblich. Häufiger betroffen waren zudem Menschen, bei denen früher Angstzustände oder Depressionen diagnostiziert worden waren. Von 61 Teilnehmern ohne andauernde Abgeschlagenheit hatte nur einer bereits eine solche psychische Störung. Von 67 Personen mit anhaltender Müdigkeit hatten neun zuvor Angstzustände oder Depressionen.Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 50 Jahre alt. Zusammenhänge etwa mit Entzündungswerten im Blut schlossen die Experten aus. Sie plädieren dafür, das Phänomen genauer zu untersuchen. Die Forscher wollten ihre Ergebnisse auf einer Online-Konferenz zum Coronavirus präsentieren, die vom 23. bis 25. September stattfindet. (APA/dpa)

An Kindergärten, Volksschulen sowie den ersten Klassen AHS-Unterstufe und Mittelschule könnte es demnächst zu Änderungen bei Quarantänevorgaben kommen. Laut einer Empfehlung des Gesundheitsministeriums aus der Vorwoche können Kinder bis zu zehn Jahren bei einem bestätigten Covid-19-Fall bei einem Mitschüler in der Klasse bzw. in der Gruppe auch nur als „Kategorie II-Kontakt“ eingestuft werden. Sie müssten dann nicht mehr automatisch in Quarantäne.Derzeit ist das übliche Vorgehen an der Schule anders: Wird bei einem Kind eine Covid-19-Infektion festgestellt, wird es abgesondert. Sämtliche Mitschüler werden als „Kontaktpersonen der Kategorie I“ ebenfalls für zehn Tage nach dem Letztkontakt mit dem infizierten Mitschüler in die Quarantäne geschickt. Laut den Ministeriums-Empfehlungen könnte das künftig anders gehandhabt werden. Abgesondert wird dann nur das betroffene Kind. „Angesichts des geringen Risikos einer Übertragung durch Kinder unter zehn Jahren kann der Klassen- oder Gruppenverband bzw. die Betreuungspersonen in Bildungseinrichtungen bis zur 5. Schulstufe jedoch lediglich als Kategorie II-Kontakt eingestuft werden“, heißt es dort. Diese müssen nicht abgesondert werden. Allerdings sollen diese Kinder einen PCR-Test absolvieren. Werden dabei mehr als zwei Kinder in einem Abstand von weniger als zehn Tagen in derselben Klasse bzw. Gruppe positiv getestet oder ist dies bei einer Lehrkraft bzw. Betreuungsperson der Fall, kann die Gesundheitsbehörde die ganze Klasse oder Gruppe bzw. Teile dann doch in Quarantäne schicken. Keine Änderung der Vorgangsweise soll es dagegen bei Kindern über zehn Jahren geben: Hier sollen weiter alle engen Kontakte nach Vorgabe der Gesundheitsbehörde abgesondert werden. An den Wiener Schulen, wo die meisten Infektionen zu verzeichnen sind, sind diese Empfehlungen vorerst noch nicht in Geltung, hieß es aus der Bildungsdirektion. Derzeit werden hier also auch an Volksschulen noch alle Kinder bei einem positiven Covid-19-Test in einer Klasse abgesondert. Schon jetzt im Regelfall nicht in Quarantäne geschickt werden dagegen Mitschüler eines Kindes oder Jugendlichen (unabhängig vom Alter), der vorerst lediglich als Verdachtsfall eingestuft wird. Hier wird nur darauf geachtet, dass die betreffende Klasse oder Gruppe nicht mit anderen vermischt wird – etwa im Turn-, Werk- oder Religionsunterricht.Auch von einer anderen an vielen Schulen verbreiteten Maßnahme rät das Gesundheitsministerium ab, sogenannte Symptomuntersuchungen wie etwa das Fiebermessen bei Schülern. Dieses bringe relativ wenig, weil einerseits Fieber ein Symptom vieler Krankheiten ist und andererseits bei vielen Kinder selbst bei Covid-19-Infektion kaum oder gar keine Symptome auftreten. „Aus den genannten Gründen wird empfohlen, von Routine-Symptomuntersuchungen an Bildungseinrichtungen abzusehen.“ (APA)

++ Update 16.09.2020 – Corona-Ampel: Anschober will Kommunikation wieder einfacher machen – Impfkommission in Deutschland rechnet mit mehreren Corona-Impfstoffen – WHO-Europa-Chef: Müssen Covid-Müdigkeit vermeiden – Emirate impfen Mitarbeiter des Gesundheitswesens

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 12 Uhr) auf 35.129 gestiegen, aktuell erkrankt sind 6.660 Personen (ein Plus von 768 in den letzten 24 Stunden), davon befinden sich 267 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 54 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 3.605 Fällen an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 812, Tirol mit 704 und Oberösterreich mit 565. Es wurden 758 Todesfälle wurden gemeldet, 739 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat Konfusionen im Zusammenhang mit der Corona-Ampel eingestanden und will wieder zu einer „einfacheren, klaren Kommunikation“ kommen. „Das war teilweise ein bisschen verwirrend und teilweise in bisschen zu viel“, sagte er in der „ZiB2“ am Dienstag. Er appellierte gleichzeitig eindringlich an die Bevölkerung, die Corona-Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.Auf die Frage, ob die Ampel schlecht umgesetzt wurde, antwortete Anschober: „Wir versuchen in einer ernsten Situation, richtig zu reagieren.“ Die Ampel sei dabei eine umfangreiche, sehr qualitative Bewertung der Corona-Lage. Es sei immer so geplant gewesen, dass die Expertenkommission eine Einschätzung des Risikos mache und die Regierung „am Ende des Tages über Maßnahmen entscheidet“. „Aber wir müssen klarer und einfacher werden in der Kommunikation. Das war teilweise ein bisschen verwirrend und teilweise in bissen zu viel.“ Die Ampel werde künftig auch nicht jede Woche umgestellt.Anschober appellierte eindringlich an die Bevölkerung, „konsequent und verantwortungsvoll gemeinsam wieder zu den Grundmaßnahmen zurückzufinden“. Denn die Zahlen „bei uns sind drastisch gestiegen“. „Wir haben Prognosen, die uns sehr nachdenklich machen.“ Eines der berechneten Modelle gehe von bis zu 1.300 Neuansteckungen pro Tag aus.Auch Simulationsforscher Niki Popper von der Technischen Uni (TU) warnte im ORF-„Report“ vor einer zweiten Welle. Diese „ist dann da, wenn Testen, Tracen und Isolieren nicht mehr funktioniert“. „Die Zahlen deuten darauf hin, dass wir schon ein Problem haben“, bekräftigte Popper seine Aussagen in der „Presse“, wonach „die Testen-Tracen-Isolieren-Strategie zusammenbricht“. (APA)

Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut erwartet, dass es in Deutschland mehrere unterschiedliche Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus geben wird. Dies sei angesichts der großen Zahl von Impfstoffkandidaten „wahrscheinlich“, sagte die Stiko-Vizevorsitzende Sabine Wicker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Dabei könne es sein, dass einzelne Impfstoffe besonders für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie etwa ältere Menschen geeignet seien. Die Impfkommission hat den Auftrag, Prioritäten festzulegen für den erwarteten Fall, dass ein Impfstoff zunächst nur in begrenzter Menge zur Verfügung steht. Dafür müsse geprüft werden, bei welchen Bevölkerungsgruppen das höchste Infektionsrisiko bestehe und „wer am meisten von einer Impfung profitieren würde“, sagte Wicker. Eine solche Nutzen-Risiko-Analyse sei ein zentrales Element der standardisierten Vorgehensweise der Stiko.Im Fall des Coronavirus gehörten zu den besonders schutzbedürftigen Gruppen unter anderem das medizinische Personal sowie die chronisch Kranken und die Älteren, erläuterte die Medizinerin. Die Stiko habe bereits im Frühjahr eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um Impfempfehlungen in der Corona-Pandemie zu erarbeiten. Damit könne die Kommission nicht warten, bis ein konkreter Impfstoff zugelassen sei. Sie müsse vielmehr bereits vorher „einen Rahmen für Empfehlungen“ festlegen.Die deutsche Forschungsministerin Anja Karliczek und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) hatten sich am Dienstag zuversichtlich gezeigt, dass im kommenden Jahr ein Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. Karliczek sagte allerdings auch: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass es erst Mitte nächsten Jahres einen Impfstoff geben wird“. Bei der Entwicklung des Serums habe Sicherheit „absolute Priorität“.Die beiden Minister gaben bekannt, dass die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs durch deutsche Firmen im Rahmen eines Sonderprogramms mit 750 Millionen Euro unterstützt wird. An das Mainzer Unternehmen Biontech sollen 375 Millionen Euro fließen, an den Tübinger Hersteller Curevac 230 Millionen Euro. Ferner soll die Firma IDT Biologika aus Dessau-Rosslau unterstützt werden. (APA/AFP)

Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht den Kontinent deutlich besser im Kampf gegen das Coronavirus aufgestellt als zu Beginn der Pandemie. Der Ausbruch im Frühjahr habe sowohl Stärken als auch Schwächen der Region offengelegt, aus denen man bereits jetzt wichtige Erkenntnisse ziehe, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Dienstag in Kopenhagen.Auch wenn sich die Lage im Winter verschlechtern werde, könne man auf diesen Erfahrungen aufbauen. Zugleich warnte er vor einer Corona-Müdigkeit und einem zunehmenden Mangel an Vertrauen in die Wissenschaft. Entscheidend sei unter anderem, den Sorgen der Menschen zu begegnen und die Gesundheit gleichzeitig weit oben auf die politische Agenda zu setzen, sagte Kluge. „Wir müssen eine Covid-Müdigkeit vermeiden.“ Das gelte ganz besonders dabei, die Jüngeren der Gesellschaft im Corona-Kampf an Bord zu holen. Man müsse sich klarmachen, dass Jugendliche wegen der Pandemie einen Sommer ihres Lebens verpasst hätten. „Viele junge Leute haben das Gefühl, dass die Pandemie für sie mit einem geringen Risiko und hohen Kosten kommt.“ Für den daraus entstehenden Frust müsse Verständnis aufgebracht werden. Zugleich müsse man gemeinsam mit der jungen Generation nach Lösungen suchen, ohne Verbote auszusprechen, sagte Kluge, und man müsse Wege finden, soziale Kontakte auf sichere Weise zu pflegen.Kluge rechnet damit, dass die derzeit zunehmenden Infektionszahlen in Europa in den kommenden Monaten weiter steigen werden, blieb aber dennoch optimistisch. (APA/dpa)

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben die Impfung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens mit einem noch in der Testphase befindlichen Coronavirus-Impfstoff genehmigt. Das Mittel werde „unseren Helden an der Front zur Verfügung stehen, die am stärksten gefährdet sind, sich mit dem Virus zu infizieren“, teilte die Notfallschutzbehörde (NCEMA) am Montag im Onlinedienst Twitter mit.Der Impfstoff durchläuft derzeit noch die letzte Testphase, in der das Mittel an Menschen erprobt wird. Der chinesische Pharmakonzern Sinopharm hatte im Juli die dritte Testphase für seinen Impfstoff in den Emiraten gestartet. Nach Angaben der emiratischen Behörden fielen die Ergebnisse positiv aus. Demnach wurde der Impfstoff an 31.000 Probanden getestet. Dabei seien nur „milde und erwartbare“ Nebenwirkungen aufgetreten.Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den VAE steigt derzeit wieder stark an. Am Samstag wurde mit 1.007 Neuinfektionen ein Allzeithoch erreicht. Insgesamt infizierten sich in dem Golfstaat bisher mehr als 80.000 Menschen mit dem neuartigen Virus, 401 starben an den Folgen der Infektion. (APA/AFP)

++ Update 11.09.2020 – Ab Montag gelten wieder verschärfte Maßnahmen in Österreich – AstraZeneca will Impfstoff-Wirksamkeit bis Jahresende klären – Phase-III-Studie von „Sputnik V“ in Russland gestartet – Schneller Speicheltest in Italien entwickelt – Neuer Test mit RT-LAMP-Methode in Österreich in Entwicklung ++

Derzeit (Stand 11.9., 10 Uhr) sind in Österreich 4.820 Personen an COVID-19 erkrankt, wobei es in den letzten Tagen starke Zuwächse von 500 bis 650 Fällen pro Tag gab. Davon befinden sich 163 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 41 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 2.778 Fällen an erster Stelle, gefolgt von Tirol mit 531 Fällen, Niederösterreich mit 468 und Oberösterreich mit 397. Bisher wurden 1.316.819 Tests durchgeführt (davon 31.860 positiv). Insgesamt wurden 750 Todesfälle gemeldet, 732 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Aufgrund der steigenden Fallzahlen werden die Coronavirus-Maßnahmen in manchen Bereichen für ganz Österreich wieder verschärft. Das kündigte die Regierung am Freitag bei einer Pressekonferenz an. Konkret kommt es zur Ausweitung der Maskenpflicht und zu verschärften Regeln bei Veranstaltungen und der Gastronomie. Die Verschärfungen sind ab Montag gültig.Konkret wird das Tragen von Mund-Nasen-Schutz (MNS) im Handel, in Dienstleistungsbereichen, in Behörden und in Schulen außerhalb des Klassenverbandes verpflichtend. Auch bei Veranstaltungen gibt es Verschärfungen: Ohne zugewiesene Sitzplätze beträgt die maximale Personenzahl im Inneren 50 Personen, im Freien 100 Personen. Bei Großveranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen innen liegt sie bei 1.500 Personen, im Freien bei 3.000 Personen. In der Gastronomie gibt es eine Maskenpflicht für Kellner. Diese Maßnahmen gelten vorerst und könnten, wenn nötig, noch weiter verschärft werden. Einen zweiten Lockdown wolle man jedenfalls verhindern, sagte Kurz.Mit der zweiten Schaltung der Coronavirus-Ampel wurden am Freitag sieben Regionen in Österreich auf Gelb geschaltet. Betroffen sind Wien, Graz, Innsbruck, der Bezirk Korneuburg und die Stadt Wiener Neustadt in Niederösterreich sowie die Bezirke Kufstein und Schwaz in Tirol. Die zuletzt täglich stark steigenden Infektionszahlen seien ihm zu hoch, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Anschober bat die Bevölkerung zudem, wieder mehr Verantwortung zu übernehmen. (orf.at)

Der Pharmakonzern AstraZeneca zeigt sich trotz der Unterbrechung seiner vielbeachteten Corona-Impfstoffstudie zuversichtlich. Vorstandschef Pascal Soriot betonte am Donnerstag, dass ein solcher Stopp nicht ungewöhnlich sei und häufig vorkomme. Wenn die Studie fortgesetzt werden könne, sollte man – wie zuvor in Aussicht gestellt – noch vor Jahresende wissen, ob der Impfstoff vor dem Virus schütze, sagte Soriot in einer Online-Konferenz. AstraZeneca hatte die Studien mit dem Corona-Impfstoffkandidaten, den die WHO als einen der vielversprechendsten ansieht, wegen einer ungeklärten Erkrankung bei einem Studienteilnehmer unterbrechen müssen und damit Sorgen vor einer Verzögerung bei der Zulassung geschürt.Medienberichten zufolge leidet der Proband unter transverser Myelitis, einer Entzündung des Rückenmarks, die oft durch Virusinfektionen ausgelöst wird. Soriot sagte, AstraZeneca kenne die Diagnose noch nicht und es sei noch nicht klar, ob es sich um transverse Myelitis handelt. Weitere Tests seien nötig. Der Vorgang werde nun von einem unabhängigen Ausschuss geprüft, der entscheide, ob die Studie fortgesetzt werde. „Das kommt sehr häufig vor und viele Experten werden ihnen das bestätigen“, sagte der Manager zur Unterbrechung. „Der Unterschied zu anderen Impfstoffversuchen besteht darin, dass die ganze Welt sie natürlich nicht beobachtet. Studien werden gestoppt, überprüft und fortgesetzt.“AstraZeneca hat bereits mit mehreren Ländern wie Großbritannien, den USA aber auch der Europäischen Union vorab Kaufverträge über Hunderte Millionen Dosen seines Impfstoffes geschlossen. Soriot sagte, das Unternehmen werde das Mittel gleichzeitig liefern, um eine faire und gerechte Verteilung zu gewährleisten. Der Konzern stehe kurz davor, drei Milliarden Dosen herstellen zu können, bekräftigte er. (APA/ag)

In der russischen Hauptstadt Moskau haben die Impfungen im Rahmen der Phase-III-Studie für den Corona-Impfstoff „Sputnik V“ begonnen. Ersten Freiwilligen sei das Präparat gespritzt worden, sagte die Vize-Bürgermeisterin Anastassija Rakowa am Mittwoch in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Mehr als 35.000 Moskauer hätten sich bereits als Freiwillige gemeldet. Geimpft werden soll demnach in 20 Spitälern in der Stadt. Der russische Impfstoff mit dem Namen „Sputnik V“ wurde vor rund einem Monat für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben – trotz internationaler Bedenken. Die Freigabe erfolgte vor Abschluss der wichtigen Phase III klinischer Studien. Erst in dieser Phase wird gewöhnlich an sehr vielen Teilnehmern überprüft, ob und wie gut ein Wirkstoff vor einer Infektion schützt und welche eventuell nur seltenen Nebenwirkungen auftreten.Nach Angaben von Gesundheitsminister Michail Muraschko sollen landesweit 40.000 Menschen an den Tests teilnehmen. Parallel dazu sollten bald auch die Impfungen von Risikogruppen beginnen. Vor allem Klinikpersonal und Lehrern soll demnach das Vakzin gespritzt werden – den Angaben nach freiwillig. Die Impfung besteht dem Ministerium zufolge aus zwei Teilen: Nach der ersten Spritze bekommen die Freiwilligen nach 21 Tagen eine zweite. (APA/dpa)

In Italien ist ein schneller Speicheltest entwickelt worden, mit dem festgestellt werden kann, ob sich eine Person mit SARS-CoV-2 angesteckt hat. In lediglich drei Minuten kann man ergründen, ob eine Person COVID-19-Träger ist. Der „Daily Tampon“ genannte Test wurde von einem Unternehmen aus der lombardischen Stadt Merate entwickelt. Der Speicheltest hat bereits die Genehmigung des Gesundheitsministeriums erhalten. Die Produktion kann daher beginnen. „Der Speicheltest ist eine große Innovation in Richtung der Selbstdiagnose“, kommentierte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, der Projekte für die Entwicklung von Schnelltests aktiv unterstützt.Circa 100.000 SARS-CoV-Tests werden derzeit in Italien pro Tag genommen. Diese Zahl soll sich im Herbst auf 300.000 verdreifachen, hieß es in Regierungskreisen in Rom. Der angesehene Virologe Andrea Crisanti schlug vor, Labors auf Lkw einzurichten, um auch abgelegene Gemeinden in den Bergen zu erreichen und dort die Einwohner zu untersuchen.In Hinblick auf die am Montag geplante Wiedereröffnung der Schulen sollen circa zwei Millionen Lehrer Antikörper-Tests unterzogen werden. Sie erfolgen auf freiwilliger Basis. Lediglich ein Drittel der Pädagogen signalisierte jedoch bisher Bereitschaft, sich den Tests zu unterziehen. (APA)

Täglich rund 100.000 Personen könnten österreichweit zukünftig auf das SARS-CoV-2-Virus getestet werden. Die Kosten pro Test würden unter fünf Euro liegen, so die Pläne einer Expertengruppe. Im Zentrum dieser Idee steht die RT-LAMP-Methode, die belastbare COVID-19-Nachweise in rund 35 Minuten liefert. Bis diese Schnelltestvariante zur Anwendung kommen kann, wird es aber noch dauern. Hinter der Abkürzung RT-LAMP verbirgt sich der Terminus „Loop-mediated isothermal amplification“. Diese Methode hat Vorteile gegenüber dem derzeit für den Nachweis einer Covid-19-Infektion eingesetzten PCR-Test: die notwendige Vervielfältigung des Virus-Erbguts geht einfacher und rascher vonstatten.Bereits vor dem Sommer gelang es Wiener Forschern vom Institut für Molekulare Biotechnologe (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) die RT-LAMP-Methode in Bezug auf den Nachweis des neuen Coronavirus zu verbessern. Die Forscher arbeiten momentan an der Entwicklung des Schnelltests, der allerdings noch nicht unmittelbar zur Verfügung stehen wird. Bei der seit rund 20 Jahren bekannten und etablierten biologischen Reaktion erfolgt die DNA-Vermehrung nicht in Zyklen, in denen die Temperatur punktgenau getaktet werden muss, sondern bei einer konstanten Temperatur von 63 Grad Celsius. „Der gerätetechnische Aufwand des Verfahrens ist sehr gering“, schreiben die Experten, wodurch das Verfahren etwa auch dezentral (z.B. bei Verdachtsfällen bei Großveranstaltungen). Der entscheidende Vorteil gegenüber dem PCR-Verfahren sei, dass innerhalb von rund 35 Minuten mit einem Ergebnis zu rechnen ist. Der Nachteil: Das Virus kann nur mit etwas reduzierter Genauigkeit detektiert werden. „Eine Leistungs-Studie, welche die Falsch-Positiv und Falsch-Negativ-Raten genau bestimmt, ist noch ausständig“, heißt es.Eine etwas verminderte Sensitivität würde bei solchen Massenscreenings jedoch zugunsten der höheren Geschwindigkeit in Kauf genommen. Indem Pools gebildet werden – also eine gewisse Anzahl an Proben gemeinsam getestet werden, und erst dann einzeln überprüft wird, wenn zuvor die gesamte Probe ein positives Ergebnis liefert – würde der Durchsatz erhöht. „Durch Schaffung einer effizienten Proben-Logistik“ sowie den pool-basierten PCR-Testungen und der RT-LAMP-Methode erscheine es möglich, schon bald auf 100.000 pro Tag getestete Personen zu kommen. (APA)

++ Update 10.07.2020 – US-Experte Fauci bezeichnet Coronavirus als „schlimmsten Albtraum“ – WHO setzt Prüfausschuss zu Corona-Pandemie ein – Generikaversion von Remdesivir in Indien zugelassen – Corona-Ampelsystem und weitere geplante Maßnahmen in Österreich – Mehrheit der Österreicher für Maskenpflicht ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 11 Uhr) auf 18.625 gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.195 Personen (Zuwachs gegenüber letzter Woche: 408), davon befinden sich 71 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 9 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten hat Oberösterreich (518 Fälle) mittlerweile Wien (391 Fälle) überholt, an dritter Stelle liegt Niederösterreich mit 92 Fällen. Bisher wurden 683.484 Tests durchgeführt, 16.808 Infizierte sind wieder genesen, 706 Todesfälle wurden gemeldet, 681 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Zahl d

er Corona-Neuinfektionen in den USA, dem am stärksten vom Coronavirus betroffenen Land der Welt, hat wieder einen neuen Höchststand erreicht. Binnen 24 Stunden gab es rund 63.200 neue Fälle, wie aus Zahlen der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore am Freitag hervorgeht. Bisher wurden mehr als 3,1 Millionen Menschen nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert. Rund 133.000 Menschen starben an oder mit dem Virus. Die Zahl der Neuansteckungen in den USA ist seit Mitte Juni im Zuge der Lockerung der Corona-Auflagen dramatisch gestiegen – vor allem im Süden und Westen des Landes. Zuletzt hatte die Universität am Mittwoch mit rund 60.000 Fällen binnen eines Tages einen Rekord verzeichnet.Nach Einschätzung von US-Immunologe Anthony Fauci sind die aktuellen Corona-Ausbrüche in vielen Teilen der Vereinigten Staaten auf die zu frühe Wiedereröffnung einiger Bundesstaaten zurückzuführen. „In einigen Staaten sprangen die Gouverneure und Bürgermeister im wesentlichen über die Richtlinien und Kontrollpunkte und öffneten etwas zu früh“, sagte Fauci dem Podcast „FiveThirtyEight“. Der Experte und Regierungsberater nannte Florida als Beispiel, das einige Richtlinien außer Acht gelassen habe. Dass die USA mit momentan täglich um die 60.000 nachgewiesenen Neuinfektionen hohe Anstiege verzeichnen, führte Fauci dabei auch auf die Zerstrittenheit der amerikanischen Politik zurück: „Ich denke, man muss davon ausgehen, dass es ohne eine solche Spaltung einen koordinierteren Ansatz geben würde“. Einigen Politikern in den Vereinigten Staaten, allen voran Präsident Donald Trump und einigen Gouverneuren, wurde mehrfach vorgeworfen, in der Pandemie Entscheidungen unter politischen und nicht gesundheitlichen Gesichtspunkten zu treffen. Auf einer Veranstaltung des US-Mediums „The Hill“ bezeichnete Fauci das Coronavirus wegen seiner leichten Übertragbarkeit unterdessen als „schlimmsten Albtraum“. Die Effizienz, mit der das Virus Menschen anstecke, sei „wirklich bemerkenswert“, sagte Fauci. Er riet den besonders betroffenen Bundesstaaten, geplante Lockerungen der Corona-Auflagen auf Eis zu legen.In Mexiko stieg die Zahl der festgestellten Ansteckungen ebenfalls an. Die Zahl der Infektionen stieg am Donnerstag um 7.280 auf 282.283, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Der Zuwachs bedeutet einen Rekordwert bei den täglichen Neuinfektionen. Die Zahl der registrierten Todesfälle legte um 730 auf 33.526 zu. (APA/ag./dpa)

Nach Kritik an ihrer Reaktion auf SARS-CoV-2 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Einsetzung eines Prüfausschusses zum Umgang mit der Pandemie angekündigt. Das Mandat des Expertengremiums werde mit den WHO-Mitgliedstaaten ausgearbeitet, teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus Donnerstag in Genf mit. Weltweit kam es in vielen Regionen zu einem weiteren Anstieg der Neuinfektionen. Den Vorsitz in dem Gremium sollen demnach die frühere neuseeländische Ministerpräsidentin Helen Clark und Liberias Ex-Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf übernehmen.Seit Beginn der Pandemie Ende vergangenen Jahres wurden bereits mehr als zwölf Millionen SARS-CoV-2-Infektionen weltweit nachgewiesen, rund 550.000 Infizierte starben. Dank der Arbeit dieses Gremiums werde die Welt „die Wahrheit, was geschehen ist“, verstehen, sagte Tedros. Er rief die internationale Gemeinschaft zur Einigkeit im Kampf gegen die Corona-Pandemie auf. „Wir können die Pandemie nicht besiegen, wenn wir gespalten sind“, sagte er vor Diplomaten der mehr als 190 WHO-Mitgliedsländer. Die Lösungen im Kampf gegen das neuartige Coronavirus müssten gemeinsam gefunden werden, „es sei denn, wir wollen dem Feind einen Vorteil verschaffen, dem Virus, das die Welt als Geisel genommen hat“.Insbesondere die US-Regierung hat der WHO vorgeworfen, zu spät über das neuartige Coronavirus informiert zu haben. US-Präsident Donald Trump bezeichnete die UN-Unterorganisation als zu China-freundlich und leitete den WHO-Austritt seines Landes ein. Dieser kann allerdings erst in einem Jahr vollzogen werden. Kritiker des US-Präsidenten meinen hingegen, Trump wolle nur vom eigenen Versagen rund um Covid-19 in den USA ablenken. (APA/AFP/dpa/Reuters)

Es gibt etwas Hoffnung für COVID-19-Patienten in Indien, dem am drittstärksten von dem Virus betroffenen Land mit bisher mehr als 740.000 Infektionen: Eine Generikaversion des Medikaments Remdesivir für umgerechnet 57 Euro (4.800 Rupien) pro 100-mg-Fläschchen wurde von der indischen Arzneimittelbehörde zugelassen. Das ist nach Auskunft des Arzneimittelherstellers Mylan mehr als 80 Prozent weniger als der Preis des Originalmedikaments in entwickelten Ländern. Das Generikum soll nach den Richtlinien des indischen Gesundheitsministeriums für Notfälle verwendet werden.Der US-Pharmakonzern Gilead Sciences hat nach eigenen Angaben mit mehreren Generika-Produzenten in Indien, Pakistan und Ägypten Lizenzverträge abgeschlossen, damit diese zunächst für 127 hauptsächlich ärmere Länder eine Nachahmerversion von Remdesivir herstellen können.Remdesivir wird per Infusion verabreicht und hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist. Erste positive Ergebnisse im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) zeigen, dass das Medikament den schweren Corona-Verlauf abmildert und die Krankheitsphase um einige Tage verkürzt. Ein Einfluss auf die Mortalität von COVID-19-Patienten konnte bisher nicht nachgewiesen werden.Um das Medikament gab es vor Kurzem eine Kontroverse, weil US-Präsident Donald Trump einen Großteil der Produktion des Originalmedikaments der nächsten Monate für die USA reserviert hat. Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir wird nach Unternehmensangaben bei Bestellung durch die US-Regierung 2.340 Dollar (etwa 2.000 Euro) pro Patient kosten. Dieser Preis dürfte auch für Europa gelten. Die EU-Kommission hatte Remdesivir vergangenen Freitag unter Auflagen als erstes Mittel zur Therapie von COVID-19 in Europa zugelassen. In Indien wären für eine fünftägige Behandlung 600 mg des Medikaments nötig, wie das indische Gesundheitsministerium schrieb. Das würde rund 340 Euro kosten. In Krankenhäusern der Regierung ist die Behandlung für Patienten aber generell subventioniert. (APA/dpa)

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat am Donnerstag erste Details für das bis September geplante Corona-Ampelsystem genannt. Insgesamt soll die Ampel vier Kriterien berücksichtigen. Und je nach Ampelstufe – von grün bis rot – sollen dann in den betreffenden Bezirken Maßnahmen verhängt werden, sagte der Gesundheitsminister nach einer Videokonferenz mit den Landeshauptleuten. Ziel der Ampel ist es, bei lokalen Ausbrüchen möglichst kleinräumige Eingriffe auf Bezirks- oder sogar Gemeindeebene zu ermöglichen: „Wir wollen uns österreichweite Maßnahmen so lange wie möglich ersparen“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Anders als die deutsche Corona-Ampel wird das österreichische System, das über den Sommer erstellt werden soll, nicht nur die Infektionszahlen im jeweiligen Bezirk erfassen. Zusätzlich sollen auch die Spitalskapazitäten, das Verhältnis der positiven zu allen Coronatests sowie die Frage berücksichtigt werden, ob alle Infektionscluster zurückverfolgt werden konnten. Je nach Ergebnis soll die Ampel dann auf grün, gelb, orange oder rot schalten. Für die Bundesländer und Bezirkshauptmannschaften wird es laut Anschober einen Leitfaden geben, welche Maßnahmen bei welcher Ampelstufe gesetzt werden sollen. Erarbeitet wird der Maßnahmenkatalog bis zum Sommerministerrat von einer „Coronakommission“. Als Vorbild nannte Anschober die Lawinenwarnstufen.

Beim „Contact-Tracing“ sollen künftig auch 300 Soldaten und 500 Polizisten helfen. Aufgabe der Soldaten wird laut Kurz vor allem der Telefondienst sein. Eine Gesetzesänderung ist für diesen Assistenzeinsatz laut Innenminister Karl Nehammer nicht nötig.

Ausbauen will Anschober das Screening wichtiger Bereiche. Dazu zählt der Gesundheitsminister auch die Pflege. Angesichts der Reisewarnung der Regierung für Rumänien und Bulgarien wird laut Anschober derzeit außerdem geprüft, wie ein gutes Testangebot für 24-Stunden-Pflegerinnen aussehen könnte. Diese müssen, wenn sie aus einem Land mit Reisewarnung kommen, nämlich entweder in Quarantäne oder einen negativen Corona-Test vorweisen.Mit den bisherigen Maßnahmen zeigte sich Anschober zufrieden. Die „ganz große Herausforderung“ komme aber im Herbst. „Diese zweite Welle, die wollen wir mit aller Kraft vermeiden. Und ich bin wirklich optimistisch, dass wir das können.“ Allerdings habe das Risikobewusstsein in Teilen der Bevölkerung zuletzt abgenommen und das müsse sich wieder ändern. Auch die Corona-App werde man unterstützen. Auch Vizekanzler Werner Kogler) sieht Österreich gut durch die erste Phase der Pandemie gekommen. Nun sei eine gute Balance der Maßnahmen wichtig: „Man kann ja das Virus nicht dadurch bekämpfen, dass man alles andere tot macht.“

In Hinblick auf den Widerstand einiger Bundesländer gegen die Beteiligung der Polizei beim Contact-Tracing forderte Nehammer SPÖ und FPÖ auf, die kürzlich im Nationalrat beschlossene Mitwirkung der Polizei bei der Erhebung von Corona-Symptomen nicht im Bundesrat zu blockieren. Die Kritik der Opposition an den angekündigten Maßnahmen ließ indes nicht lange auf sich warten. Während die SPÖ das ihrer Meinung nach zu langsame Tempo anprangerte, warf die FPÖ den Regierungsparteien vor, weiter Angst zu schüren. (APA)

Weit mehr als die Hälfte der Österreicher, nämlich 59 Prozent, sind für eine Maskenpflicht. Das ergab eine Umfrage des Research Affairs Instituts unter 1.000 Personen im Auftrag der Tageszeitung „Österreich“. Vor allem Frauen sind für die Wiedereinführung des Mund-Nasen-Schutzes (63 Prozent), bei den Männern sind es 56 Prozent. Die stärksten Befürworter der Maskenpflicht sind übrigens ÖVP-Wähler (73 Prozent), bei den SPÖ-Wählern sind es 70 Prozent und bei den Grün-Wählern 67 Prozent. FPÖ-Wähler sind hingegen mehrheitlich gegen eine Maskenpflicht (58 Prozent dagegen). Eine klare Mehrheit spricht sich auch für strengere Kontrollen aus. 64 Prozent sind der Meinung, dass die Strafen für die Nichteinhaltung der Maßnahmen wieder verschärft kontrolliert werden sollen. (APA)

++ Update 03.07.2020 – Schweden kündigt Überprüfung seines Krisenmanagements an – WHO: Tests an Menschen mit 17 Impfstoffkandidaten – Rheumamedikament wirkt auch subkutan – Remdesivir erhält Zulassung in der EU – Spitalsärzte: Spitäler krisensicher machen ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 17.967 gestiegen, aktuell erkrankt sind 787 Personen (Zuwachs gegenüber gestern: 109!), davon befinden sich 65 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 7 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 283 Fällen weiter an erster Stelle, gefolgt von Oberösterreich mit 277 (starker Anstieg in den letzten Tagen und infolgedessen umstrittene Schulschließungen) und Niederösterreich mit 97. Bisher wurden 635.505 Tests durchgeführt, 16.558 Infizierte sind wieder genesen, 705 Todesfälle wurden gemeldet, 680 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Das wegen seines Sonderwegs in der Bewältigung der Corona-Pandemie massiv in der Kritik stehende Schweden hat eine Überprüfung seines Krisenmanagements angekündigt. Die Regierung in Stockholm beauftragte am Donnerstag die staatlich finanzierte Schwedische Agentur für Verteidigungsforschung (FOI) mit der Analyse.

Am Mittwoch hatte die Agentur einen Bericht vorgelegt, in dem eine mangelnde Vorbereitung Schwedens auf die Corona-Krise beklagt wurde – obwohl es mehrere „Warnschüsse“ gegeben habe. Trotz der Erfahrung anderer Epidemien wie SARS, der Vogelgrippe und der Schweinegrippe habe es in Schweden „wie in anderen Ländern eine unvollständige Vorbereitung gegeben, als die Corona-Pandemie einschlug“, stellten die FOI-Experten fest. Die Corona-Pandemie habe Schwächen im schwedischen Krisenmanagement und der „Robustheit der Bevölkerung ans Licht gebracht“. Die Autoren des Berichts kritisierten auch unzureichende Schutzbekleidung sowie einen Mangel an medizinischer Ausrüstung. Unterbrechungen in den Lieferketten deuteten demnach zudem auf einen Mangel an „Planung auf oberster Ebene“ hin.International hat der Umgang Schwedens mit der Coronakrise für Kritik gesorgt. Anders als die meisten anderen europäischen Staaten verhängte Schweden keine Ausgangsbeschränkungen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Schulen, Cafés, Bars, Restaurants und die meisten Unternehmen blieben geöffnet. Inzwischen verzeichnet das nordeuropäische Land eine wesentlich höhere Sterberate als seine skandinavischen Nachbarländer. Nach offiziellen Angaben wurden seit Beginn der Pandemie mehr als 70.000 Infektionen nachgewiesen, mehr als 5.400 Menschen starben. (APA/AFP)

Im weltweiten Kampf gegen das Coronavirus werden inzwischen 17 Impfstoffkandidaten an Menschen getestet. Am weitesten fortgeschritten ist ein Impfstoff, den die Universität Oxford entwickelt hat, wie die WHO am Donnerstag nach einer zweitägigen Corona-Forschungskonferenz berichtete. Selbst wenn diese Kandidaten nicht erfolgreich sind, ist die WHO optimistisch: „Wir haben eine breite Pipeline mit vier verschiedenen Impfstofftypen“, sagte Ana Maria Henao Restrepo, bei der WHO für Forschung und Entwicklung zuständig. Es werde an mehr als 150 Wirkstoffen geforscht. Der Impfstoff AZD1222 aus Oxford gehe als erster in die Phase III einer klinischen Studie. Damit sind große Tests an vielen Menschen zu Wirksamkeit und Sicherheit gemeint. Fünf weitere Kandidaten seien in Phase II.Ob ein Impfstoff bereits Ende des Jahres vorliegt, könne nicht vorhergesagt werden. Diese Hoffnung hatte die Chefwissenschafterin der WHO, Soumya Swaminathan, im Juni geäußert. Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffs zehn bis 15 Jahre. Die weltweite Verbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 hat aber unzählige Forscher, Pharmafirmen und Regulierungsbehörden zu beispiellosen Anstrengungen gebracht, um die Entwicklung zu beschleunigen. (APA/dpa)

Das in der Behandlung von chronischer Polyarthritis seit Jahren mit guter Wirkung eingesetzte Medikament Tocilizumab scheint bei schwerem COVID-19-Verlauf einen sehr positiven Effekt zu haben. Der monoklonale Antikörper kann laut italienischen Infektiologen auch einfach per subkutaner Injektion verwendet werden, heißt es in einer aktuellen Beobachtungsstudie.Tocilizumab als Rezeptorblocker für den starken Entzündungsfördernden Immunbotenstoff Interleukin-6 ist schon vor einigen Monaten als mögliches Therapeutikum bei schwerem COVID-19-Verlauf genannt worden. In diesem Stadium der durch SARS-CoV-2-verursachten Erkrankung kommt es zu einer massiv verstärkten Immun- und Entzündungsreaktion, was zu Lungen- und Multiorganversagen führen kann.Laut Antonio Mastroianni von der Infektionsabteilung des Annunziata-Spitals in Cosenza in Kalabrien in Süditalien und seinen Co-Autoren zeigte bisher vor allem eine Beobachtungsstudie mit Tocilizumab-Infusionen bei 21 Patienten in China positive Resultate. So wurde der Bedarf an künstlicher Sauerstoffzufuhr 75 Prozent von 21 schwerkranken COVID-19-Patienten nach der Behandlung binnen weniger Tage reduziert. Der Zustand der meisten Patienten besserte sich signifikant.

Die Ärzte in Cosenza berichten (1. Juli) über die Therapie von zwölf COVID-19-Patienten im mittleren Alter von 58 Jahren. Alle benötigten entweder Sauerstoff via Nasenkanüle oder nicht-invasive mechanische Beatmung und wiesen bereits ein „Zytokinsturm“-Syndrom vom Grad 1 bis 3 auf. Zwei Kranke erhielten Tocilizumab in einmaliger Dosis (324 mg), zehn Patienten zweimal je 324 mg. Das erfolgte nicht per Infusion, sondern einfach per subkutaner Applikation unter die Haut. Das Hauptergebnis: Keiner der Patienten entwickelte einen schweren „Zytokinsturm“. Stattdessen

besserten sich die Entzündungszeichen infolge der überschießenden Immunreaktion durch COVID-19 schnell und stark und alle Patienten zeigten eine Verbesserung der CT-Befunde der Lunge.Tocilizumab wird auch in Österreich bei manchen Patienten zur Behandlung von schwerer COVID-19-Erkrankung verwendet. (APA)

Der Wirkstoff Remdesivir wird in der Europäischen Union unter Auflagen zur Behandlung schwerer Fälle von COVID-19 zugelassen. Diese Entscheidung gab die EU-Kommission am Freitag bekannt.

Vorausgegangen war eine entsprechende Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. Remdesivir gilt als eines von wenigen wirksamen Mitteln bei der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19. Es kann Studien zufolge den Krankenhausaufenthalt um einige Tage verkürzen. Die EMA empfiehlt die Behandlung für Patienten ab zwölf Jahren, die eine Lungenentzündung haben und mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden müssen. (APA/dpa)

Spitalsärzte sind alarmiert wegen der wieder steigenden Coronavirus-Fallzahlen. Sie fordern, die Krankenhäuser vor einer möglicherweise drohenden zweiten Ansteckungswelle krisensicher zu machen. „Wir müssen bereits jetzt anfangen, die Spitäler für den Herbst ausreichend auszurüsten“, sagte Wolfgang Weismüller, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien. Neben der Bundesebene sieht er die Stadt Wien und den Wiener Gesundheitsverbund besonders gefordert: „Runde eins wurde in Wien zwar gut gemeistert, allerdings könnte Runde zwei gemeinsam mit der gleichzeitig eintretenden jahresüblichen Grippewelle bedeutend schwerer ausfallen.“ Weismüller erinnerte zudem an die Zusagen für mehr Personal: „Die 250 zusätzlichen Dienstposten für die Wiener Spitäler, die zu Beginn des Jahres zugesagt wurden, werden wir im Herbst dringend brauchen.“ Auch müsse für ausreichend Medikamente und Schutzausrüstung vorgesorgt werden. (APA)

++ Update 24.06.2020 – Coronavirus-Infektionen auch in niedersächsischem Schlachthaus – Verteilung eines Coronavirus-Impfstoffes fair gestalten – COVID-19: Katastrophale Folgen für zwölf Millionen Mütter in Hochrisikoländern – Coronafälle in den USA nehmen zu – Fast 40.000 Neuinfektionen in Brasilien – Mehr als 50 Corona-Neuinfektionen in Tokio ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 17.359 gestiegen, aktuell erkrankt sind 474 Personen, davon befinden sich 59 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 11 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 271 Fällen an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 83 und Oberösterreich mit 43, die Steiermark liegt mit 29 Fällen nun an vierter Stelle. Bisher wurden 578.584 durchgeführt, 16.282 Infizierte sind wieder genesen, 693 Todesfälle wurden gemeldet, 666 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Nach dem Ausbruch der Coronavirus-Infektionen unter Beschäftigten eines Schlachthofes vom Fleischverarbeiter Tönnies in Nordrhein-Westfalen ist nun auch ein Betrieb der für die Marke Wiesenhof bekannten PHW-Gruppe betroffen. Beim Test von 50 Personen aus dem Betrieb im niedersächsischen Wildeshausen habe es bei 23 ein positives Ergebnis gegeben, teilte der Landkreis Oldenburg am 23. 6. mit.Das Unternehmen Geestland Putenspezialitäten (GPS), das den Schlachthof führt, kündigte an, dass nun alle 1.100 Mitarbeiter auf Covid-19 getestet werden sollen. Die Ergebnisse sollten bis 26. 6. vorliegen. GPS gehört mehrheitlich der PHW-Gruppe. (APA/Reuters)

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat einen ersten Plan veröffentlicht, wie ein allfälliger Impfstoff, mit dem die Bevölkerung weltweit gegen das Coronavirus immunisiert werden soll, möglichst fair verteilt werden kann. Der Plan sieht die bevorzugte Behandlung von Gesundheitspersonal, Personen über 65 sowie vulnerablen Gruppen wie Personen mit Mehrfacherkrankungen vor. Wann welche Länder versorgt werden, soll anhand einer Risikobewertung entschieden werden, und zwar aufgrund des Zustands des jeweiligen Gesundheitssystems und der Bevölkerungsstruktur eines Landes. „Wichtig ist, diese Frage der Versorgung möglichst fair zu lösen, denn es werden nicht gleichzeitig acht Milliarden Dosen eines Impfstoffes zur Verfügung gestellt werden können. Daher muss man einerseits einen Plan ausarbeiten, wie die Verteilung erfolgen kann und andererseits auch Verständnis in der Bevölkerung dafür schaffen, dass bestimmte Gruppen bevorzugt behandelt werden und werden müssen“, so Mag. Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG. (OTS)

Infolge der COVID-19-Pandemie zeichnet sich ab, dass die Mütter- und Säuglingssterblichkeit in Hochrisikoländern ansteigt. Das geht aus einer Analyse der Hilfsorganisation CARE hervor, die auf Daten des INFORM-Risikoindex beruht. Besonders betroffen dürften die acht Länder mit den höchsten gesundheitlichen Risiken weltweit sein: In Somalia, Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik, Südsudan, dem Tschad, Haiti und Burundi leben rund 12 Millionen Mütter und mehr als 1,6 Millionen schwangere Frauen. Sie drohen unter den Einschränkungen der medizinischen Grundversorgung sowie durch Ernährungsunsicherheit besonders zu leiden. „In vielen Ländern Afrikas ist die Nutzung von medizinischen Einrichtungen seit dem Ausbruch von COVID-19 aufgrund von Lockdown-Maßnahmen erheblich zurückgegangen“, erklärt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „Gerade Schwangere und Mütter sind aber auf einen uneingeschränkten Zugang zu Gesundheitseinrichtungen angewiesen. Fehlt dieser, könnte die schon jetzt sehr hohe Müttersterblichkeitsrate in einigen Regionen weiter steigen.“ (OTS)

Der führende US-Virologe in der Corona-Krise, Anthony Fauci, hat sich besorgt über deutlich steigende Fallzahlen von Coronavirus-Infektionen in mehreren US-Bundesstaaten geäußert. Fauci sprach am Dienstag bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus von einem „beunruhigenden Anstieg von Infektionen“ in Florida, Texas, Arizona und anderen Bundesstaaten.Die nächsten paar Wochen würden entscheidend dafür, diesem Anstieg entgegenzuwirken. Rund die Hälfte der 50 US-Bundesstaaten verzeichnen eine Zunahme von Fällen.Fauci sagte, es gebe aber auch Erfolge im Kampf gegen das Virus in den USA. So sei es etwa im Bundesstaat New York gelungen, die Fallzahlen zu senken.Dennoch seine die USA schwer von der Pandemie getroffen worden. Die Vereinigten Staaten sind das Land mit den meisten nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen weltweit. Mehr als 2,3 Millionen Fälle wurden seit Beginn der Pandemie verzeichnet. Mehr als 120 000 Menschen starben nach einer Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2.Präsident Donald Trump hingegen lässt sich von den steigenden Zahlen nicht beeindrucken und macht die Krankheit mit rassistischen Bezeichnungen wie „Kung Flu“ lächerlich. Die meisten renommierten Experten lehnen Trumps Erklärung ab, wonach die Zunahme der Infektionen vor allem auf eine Zunahme von Tests zurückzuführen sein soll. Sie machen vorrangig die Lockerung von Corona-Beschränkungen verantwortlich. Die täglich neu registrierten Fälle in den USA liegen wieder bei rund 30.000 – das ist nur etwas weniger als zum Höhepunkt der Krise im April. (APA/dpa)

Brasilien verzeichnete nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Dienstag binnen 24 Stunden 39.436 neue bestätigte Coronavirus-Fälle sowie mit 1.374 weiteren Toten eine Verdopplung der Todesfälle innerhalb eines Tages. Seit Beginn der Pandemie sind mehr als 1,1 Millionen Infektionen registriert, die weltweit zweithöchste Zahl nach den USA. Die Zahl der Todesfälle stieg auf 52.645.In ganz Lateinamerika hat es damit bisher über 100.000 Todesfälle wegen dem Coronavirus gegeben, zeigt eine Aufstellung von Reuters. Auch in Mexiko gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit 6.288 neuen Infektionen und 793 Todesfällen einen neuen Tagesrekord. Seit Ausbruch der Pandemie verzeichnete das Land 191.410 Erkrankungen und 23.377 Tote. (APA/Reuters)

In Tokio sind erstmals seit Wochen wieder mehr als 50 Neuinfektionen binnen eines Tages mit dem Coronavirus bestätigt worden. Wie der japanische Fernsehsender NHK am Mittwoch berichtete, wurden 55 Menschen positiv auf das Virus getestet. Das ist die höchste Zahl seit dem 5. Mai. Kürzlich hatte die Gouverneurin der Hauptstadt, Yuriko Koike, das Alarmsystem „Tokio Alert“ wieder aufgehoben. (APA/dpa)

++ Update 10.06.2020 – Aktuelle Zahlen – MNS-Maske kann Nährboden für Mikroben sein – Kinderarbeit verschlimmert sich – Australien im Juli weitgehend Corona-frei – 17.598 Neuinfektionen in den USA – Dramatische Lage in Südamerika ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 12 Uhr) auf 16.908 (Montag: 16.885) gestiegen, aktuell erkrankt sind 422 Personen (Montag: 457), davon befinden sich 63 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 17 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 293 Fällen (Montag: 305) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 66 (Montag: 77) und Oberösterreich mit 27, die Vorarlberg liegt mit 12 Fällen nun an vierter Stelle. Bisher wurden 506.344 494.761 Tests (+ 11.583 seit Montag) durchgeführt, 15.910 Infizierte sind wieder genesen, 673 Todesfälle wurden gemeldet, 647 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Der deutsche Virologe Hendrik Streeck sieht den Einsatz von Schutzmasken im Alltag wegen der oft falschen Anwendung skeptisch. Die Leute würden sie in die Hosentasche knüllen, ständig angreifen und ungewaschen immer wieder verwenden, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Das ist ein wunderbarer Nährboden für Bakterien und Pilze“, so der Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Bonn.Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht das allgemeine Tragen von einfachem Mund- und Nasenschutz in der Öffentlichkeit weiter skeptisch. Sie hatte ihre bis dahin kritische Haltung gegenüber dem Tragen von Mundschutz in der Allgemeinbevölkerung zwar kürzlich geändert: Selbstgemachte Masken aus Stoff oder solche aus dem Supermarkt seien durchaus empfehlenswert in öffentlichen Verkehrsmitteln, Läden und anderen Einrichtungen, wo ein Abstand von mindestens einem Meter nicht eingehalten werden könne, heißt es in Anfang der Woche veröffentlichten Empfehlungen.Die Organisation warnte aber erneut, dass solche Masken das Risiko einer Ansteckung auch erhöhen können. Etwa, wenn die Masken oft angegriffen oder zeitweise nach unten ans Kinn und dann wieder über Mund und Nase gezogen würden. Außerdem könne ein falsches Sicherheitsgefühl die Träger veranlassen, weniger oft die Hände zu waschen oder weniger Abstand zu halten. Die Masken machten nur Sinn, wenn sie sachgemäß verwendet und alle anderen Vorgaben eingehalten werden, so die WHO. (APA)

Anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni warnen mehrere Hilfsorganisationen davor, dass sich die Situation für Kinderarbeiter durch die Corona-Pandemie verschlechtert hat. Wie die Kindernothilfe berichtete, arbeiten derzeit laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 152 Millionen Kinder weltweit, rund 72 Millionen sogar unter besonders schweren Bedingungen. Laut der Kindernothilfe droht die Corona-Pandemie, Millionen von Kinder und ihre Familien in ausbeuterische Verhältnisse zu treiben.Peter Schissler, Vorsitzender von „weltumspannend arbeiten“, betonte in einer Aussendung, dass die Folgen der Corona-Pandemie „die bisherigen Erfolge im Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit zunichtemachen“ könnten. Besonders akut sei das Problem in Afrika, wo fast die Hälfte der Kinderarbeiter (72,1 Millionen) zu finden seien. Er appellierte auch an die österreichische Bundesregierung, dass das Ziel, die Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) auf ein internationales Niveau zu heben, beibehalten wird. „0,7 Prozent des BIP sind das Mindeste!“, forderte Schissler. (APA)

Australien rechnet damit, dass das Coronavirus bis Juli weitgehend ausgerottet sein wird. Man habe gehofft, dass dies bis Juni oder Juli erreicht sein werde, sagt der führende Virologe Bill Rawlinson in New South Wales. „Also sind wir ziemlich auf Kurs.“ Am Montag hatte sich das benachbarte Neuseeland für Coronavirus-frei erklärt. (APA/Reuters)

Die USA melden 17.598 bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus. 550 weitere Menschen seien im Zusammenhang mit der Pandemie gestorben, teilt die Seuchenschutzbehörde CDC am Dienstag mit. Die Gesamtzahl der Infektionen steigt damit auf 1.956.421, die der Todesfälle auf 110.925. Die USA haben rund 330 Millionen Einwohner. (APA/Reuters)

Während sich in Europa die Coronavirus-Situation weiter entspannt, hat sich der Hotspot der Pandemie auf Südamerika verlagert. Peru ist besonders stark betroffen: Das Gesundheitssystem ist kollabiert, der Alltag ein „Drama“, hat der in Lima tätige Priester und Autor P. Juan Goicochea Calderon jüngst im Telefoninterview mit Kathpress geschildert.Wie für viele Länder des globalen Südens gilt auch für Peru: „Die offiziellen Coronavirus-Angaben zeigen nicht die Realität der Pandemie“, betonte P. Goicochea. In Lima ist das Spitalswesen bereits zusammengebrochen: Betten auf Intensivstationen gelten als „unerreichbares Luxusgut“ und viele Patienten seien in den Warteschlangen vor den Spitälern schon gestorben, berichtete P. Goicochea, der selbst schon öfters Covid-19-Erkrankte aus seiner Pfarre mit dem Pickup dorthin chauffiert hat. Öffentliche Spitäler gelten bei den Menschen als Hochrisikozone, welche viele meiden: „Wird man aufgenommen, so endet alle Kommunikation nach außen. Oft erhalten Angehörige dann Tage später nur noch eine telefonische Todesnachricht oder die Asche überreicht“, schilderte der Priester.Sauerstoff ist die Währung, um die sich in Peru derzeit alles drehe, sagte der peruanische Ordensmann, der zugleich eine „ungeheure Geschäftemacherei“ anprangerte. „Ein Sauerstofftank kostet derzeit bis zu 6.000 Peruanische Sol (1.548 Euro), eine Nachfüllung 500 Sol (130 Euro) – mehr als das Fünffache des Normalpreises.“ (APA)

In Nicaragua sind Berichten zufolge mehrere Ärzte wegen Kritik am Umgang der Regierung mit der Coronakrise entlassen worden. Die autoritäre Regierung von Präsident Daniel Ortega und seiner Vizepräsidentin und Ehefrau, Rosario Murillo, hat bisher praktisch keine Anti-Corona-Maßnahmen eingeführt. Sie hat im Gegenteil Massenveranstaltungen gefördert und organisiert. Nach offiziellen Zahlen hat es in Nicaragua bisher 1464 Corona-Infektionen und 55 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung gegeben.Die Opposition zweifelt den Wahrheitsgehalt dieser Statistik jedoch an. Eine unabhängige Gruppe registrierte bis zum 3. Juni mehr als 5000 Infektionen und 1114 Todesfälle. In den wenigen von der Regierung unabhängigen Medien gibt es Berichte über zahlreiche Todesfälle, die „atypischen Lungenentzündungen“ zugeschrieben werden, sowie über heimliche, sogenannte Express-Beerdigungen.Es häuften sich zuletzt außerdem Berichte über Covid-Erkrankungen unter hochrangigen Funktionären. Die Regierung bestätigte vor wenigen Tagen mehrere Todesfälle von ihr nahe stehenden Personen, darunter des Chefs der staatlichen Telekommunikationsbehörde und des Bürgermeisters der Stadt Masaya, Orlando Noguera. Letzterem wurde eine prominente Rolle bei der brutalen Unterdrückung von Demonstrationen seit April 2018 mit mehr als 300 Toten vorgeworfen. Zu den Todesursachen machte die Regierung jedoch keine Angaben. (APA/dpa)

Einer Entscheidung des Obersten Gerichts folgend, gibt Brasiliens Regierung wieder die Zahlen der Corona-Fälle komplett preis. Auf der Website des Gesundheitsministeriums wurden am Dienstagabend (Ortszeit) sowohl die in den vorherigen 24 Stunden neu registrierten Zahlen von Infizierten und Todesopfern als auch die jeweiligen Gesamtzahlen bekanntgegeben, wie dies ein Richter am Montag verfügt hatte.Seit dem Wochenende waren täglich nur noch die in den vorherigen 24 Stunden neu registrierten Zahlen veröffentlicht worden. Nachdem an mehreren Tagen hintereinander Negativ-Rekorde bei der Zahl der Corona-Toten registriert worden waren, hatte die Regierung schon in der vergangenen Woche begonnen, die Corona-Zahlen statt um 19 Uhr um 22 Uhr zu veröffentlichen. Damit kamen sie erst nach Ende der am meisten geschauten Nachrichtensendung des Landes.Gesundheitsexperten, Parlamentarier und Juristen kritisierten die Änderungen scharf. Brasilien ist das von der Coronavirus-Pandemie am stärksten betroffene Land in Lateinamerika. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag sind 1.272 weitere Patienten im Zusammenhang mit dem Coronavirus innerhalb eines Tages gestorben. Die Zahl der Corona-Opfer stieg auf 38.406. Nachweislich mit dem Virus infiziert haben sich bisher 739.503 Menschen. (APA/dpa)

++ Update 08.06.2020 – Aktuelle Zahlen – Keine Infektionsfälle mehr in Neuseeland – AstraZeneca beginnt mit Produktion von Corona-Impfstoff – WHO rät bei schwierigem Abstandhalten zu Schutzmasken – Corona-App wird in Kürze in Deutschland vorgestellt ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.885 (Freitag: 16.742) gestiegen, aktuell erkrankt sind 457 Personen (Freitag: 429), davon befinden sich 65 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 17 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 305 Fällen (Freitag: 268) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 77 (Freitag: 74) und Oberösterreich mit 22, die Steiermark liegt mit 18 Fällen nun an vierter Stelle. Bisher wurden 494.761 Tests (+ 15.312 seit Freitag) durchgeführt, 15.839 Infizierte sind wieder genesen, 672 Todesfälle wurden gemeldet, 645 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt. Weltweit sind bereits über 400.000 Tote und über sieben Millionen Infizierte zu verzeichnen.

Neuseeland hat sich für Coronavirus-frei erklärt. Es gebe keine aktiven Infektionsfälle im Land mehr, teilte am Montag der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Ashley Bloomfield, mit. Der – zumindest vorerst – letzte Coronavirus-Patient in Neuseeland zeigte nach Angaben des Ministeriums 48 Stunden lang keine Symptome mehr und gilt deshalb als genesen.Neuseeland hatte zur Eindämmung des Virus strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt, die sieben Wochen lang dauerten und im Mai endeten. Innerhalb des Landes sind nur noch wenige Corona-Restriktionen – etwa für die Größe von Menschenansammlungen – in Kraft, deren Aufhebung Regierungschefin Jacinda Ardern noch am Montag verkünden könnte. Die Einreisebeschränkungen werden aber voraussichtlich bestehen bleiben.

Insgesamt wurden in Neuseeland 1.154 Coronavirus-Infektionsfälle und 22 Todesfälle gezählt. (APA/AFP)

Das britische Pharmaunternehmen AstraZeneca rechnet für September mit Ergebnissen zur Wirksamkeit seines in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffs. „Im September dürften wir wissen, ob wir einen wirksamen Impfstoff haben oder nicht“, sagte Unternehmenschef Pascal Soriot am Freitag dem Sender BBC. Um keine Zeit zu verlieren, werde das Mittel aber jetzt schon massenhaft hergestellt. „Wir fangen jetzt an, diesen Impfstoff zu produzieren“, erläuterte Soriot. Der Impfstoff müsse fertig vorliegen, „bis wir die Ergebnisse haben“. Damit gehe AstraZeneca zwar ein „finanzielles Risiko“ ein, „aber es ist die einzige Weise, um einen Impfstoff verfügbar zu haben, wenn er funktioniert“.AstraZeneca entwickelt das Mittel in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford, die britische Regierung fördert das Projekt. Die klinischen Tests des Mittels am Menschen hatten Ende April in Großbritannien begonnen. Soriot sagte, außerdem fänden Tests in Brasilien statt, das sich mittlerweile zum „Epizentrum der Epidemie“ entwickelt habe. Rund 10.000 Probanden beteiligen sich demnach an den Tests. AstraZeneca hat nach eigenen Angaben Verträge für parallele Versorgungswege in Europa, den USA und Asien geschlossen, etwa mit dem Serologischen Institut von Indien (SII) für eine Milliarde Impfdosen für das Schwellenland. Das Institut ist einer der größten Impfstoffhersteller der Welt.Bereits am Donnerstag hatte die britische Firma mitgeteilt, dass sie einen Vertrag im Umfang von 750 Mio. Dollar (666 Mio. Euro) mit den internationalen Impfbündnissen Gavi und Cepi für die Produktion von 300 Millionen Dosen Corona-Impfstoff geschlossen habe. Die Auslieferung soll Ende des Jahres beginnen. Ein wirksamer Corona-Impfstoff gilt als sicherstes Mittel, die Pandemie zu überwinden. Weltweit werden etwa zehn potenzielle Corona-Impfstoffe bereits am Menschen getestet. Die deutsche Firma Biontech hat in Zusammenarbeit mit dem Pharmariesen Pfizer klinische Tests mit einem potenziellen Impfstoff gestartet. (APA/ag)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Freitag ihre Richtlinien zum Tragen von Atemschutzmasken gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus aktualisiert. Sie rät nun zum Gebrauch von Masken besonders an Orten, an denen das Virus weit verbreitet ist sowie in Situationen, in denen Abstand halten nur schwer möglich ist. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte als Beispiele den öffentlichen Nahverkehr, Geschäfte sowie andere geschlossene und stark frequentierte Bereiche. „Überall dort, wo es zu Übertragungen in der Öffentlichkeit kommen kann, raten wir Menschen über 60 Jahren oder Menschen mit Vorerkrankungen zudem, eine medizinische Maske zu tragen“, fügte er hinzu. Die Richtlinien machen außerdem Angaben über die Beschaffenheit von nicht-medizinischen Stoffmasken. Demnach sollten diese aus mindestens drei Lagen unterschiedlichen Materials bestehen.Ghebreyesus warnte zugleich davor, sich ausschließlich auf Masken zu verlassen. Diese seien nur eine von mehreren Maßnahmen und könnten Abstandhalten und Handhygiene nicht ersetzen. „Masken alleine werden Sie nicht vor COVID-19 schützen“, sagte er. Zudem müssten weiterhin Infizierte konsequent isoliert, Kontaktpersonen gefunden und Verdachtsfälle getestet werden. „Das ist für jedes Land die beste Verteidigung gegen COVID-19“, sagte Ghebreyesus. Weltweit wurden bisher 6,6 Millionen Menschen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet, 390.000 Menschen sind bisher daran gestorben. (APA/AFP)

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn will die neue Corona-App in den kommenden Tagen präsentieren. „Wir werden die App im Laufe der nächsten Woche vorstellen“, sagte der CDU-Politiker der „Rheinischen Post“ laut Voraus-Bericht aus der Montag-Ausgabe. Die bisherige Zeit habe man gebraucht für die Entwicklung, „weil wir hohe Anforderungen stellen: Die App muss auf allen Endgeräten genutzt werden können und soll beispielsweise auch dann messen, wenn man mit dem Handy Musik hört“. Sie müsse strenge Vorgaben beim Datenschutz, der Datensicherheit und bei der Energieeffizienz erfüllen. Auch solle sie allen Bürgern zugänglich sein.„Wenn wir in den kommenden Wochen einige Millionen Bürger von der App überzeugen, dann bin ich schon zufrieden“, sagte Spahn. Eine zusätzliche gesetzliche Grundlage für die App lehnte der Minister unter Verweis auf die Datenschutzgrundverordnung ab. Die App sei aber kein Allheilmittel. „Sie ist aber ein weiteres, wichtiges Werkzeug, um die Infektionszahlen niedrig zu halten.“Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems arbeitet gemeinsam mit dem Walldorfer Softwareanbieter SAP an einer App zur Kontaktverfolgung von COVID-19-Infizierten. Ursprünglich sollte eine solche App in Deutschland ähnlich wie in Österreich bereits im April auf den Markt kommen. Sie gilt als eine wesentliche Hilfe, um Beschränkungen weiter zu lockern. (APA/Reuters)

++ Update 05.06.2020 – Aktuelle Zahlen – Brasilien hat Italien bei der Zahl der Toten überholt – Sprunghafter Anstieg von Neuinfektionen in Südafrika – Schweden bietet kostenlose Corona-Tests an – Lancet zieht Chloroquin-Studie zurück – Novavax produziert Corona-Impfstoff für US-Verteidigungsministerium – Mittel gegen Bluthochdruck könnten das Sterberisiko senken ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.742 (gestern: 16.724) gestiegen, aktuell erkrankt sind 429 Personen (gestern: 418), davon befinden sich 55 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 20 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 268 Fällen (gestern: 252) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 74 (gestern: 73) und der Steiermark mit 26 (gestern: 31). Bisher wurden 479.449 Tests (+ 7.983 seit gestern) durchgeführt, 15.742 Infizierte sind wieder genesen, 672 Todesfälle wurden gemeldet, 645 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien übersteigt die Zahl der Opfer der Pandemie in Italien. Binnen 24 Stunden seien 1.437 Menschen im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung gestorben, teilte das brasilianische Gesundheitsministerium mit. Die Gesamtzahl der Toten liege nun bei 34.021. Das Land hat damit die meisten Toten nach den USA (108.000) und Großbritannien (40.000) zu beklagen. Die Zahl der jemals mit dem Virus infizierten Personen stieg um 30.925 auf 614.941. 1.437 bedeutet die höchste Todeszahl innerhalb von 24 Stunden.Das Coronavirus breitet sich auch immer stärker unter brasilianischen Ureinwohnern aus. Die Todesfälle in diesem Teil der Bevölkerung verfünffachten sich im vergangenen Monat, wie ein Verband der Urvölker mitteilte. Viele Epidemiologen hatten vergebens gehofft, dass die Stämme durch ihre sehr abgelegenen Siedlungsgebiete geschützt würden. (APA/Reuters)

Südafrika hat einen sprunghaften Anstieg der Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte, wurden innerhalb von 24 Stunden 3.267 neue Infektionen registriert, so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Fälle konzentrieren sich auf die Provinz Westkap. Insgesamt wurden nach Angaben des Ministeriums seit dem Auftreten der ersten Fälle in Südafrika 40.792 Infektionen mit dem Erreger SARS-CoV-2 verzeichnet. Die Zahl der erfassten Todesfälle erhöhte sich zuletzt binnen 24 Stunden um 56 auf 848. (APA/AFP)

Menschen mit den entsprechenden Symptomen können sich künftig in Schweden kostenlos auf COVID-19 testen lassen. Der Staat werde für die Kosten der Tests aufkommen und im Falle einer Infektion zudem die Rückverfolgung von Kontaktpersonen übernehmen, sagte Finanzminister Per Bolund am Donnerstag. Die Regierung werde zusätzliche 5,9 Mrd. Schwedische Kronen (mehr als 564 Mio. Euro) zur Finanzierung der Maßnahme zur Verfügung stellen, hieß es weiter. Sowohl Tests auf eine akute Corona-Infektion sowie Bluttests auf eine zurückliegende Erkrankung würden zur Verfügung stehen, hieß es weiter. Ziel der Maßnahme sei die weitere Eindämmung der Virusausbreitung in Schweden.Ab dem 13. Juni werden laut Regierung zudem Inlandsreisen wieder erlaubt sein, weiterhin müssten aber die erforderlichen Distanzregeln eingehalten werden. „Die Lage ist nach wie vor ernst. Diese Ankündigung bedeutet nicht, dass die Gefahr vorüber ist. Sie bedeutet nicht, dass das Leben zur Normalität zurückkehrt“, sagte Regierungschef Stefan Löfven.In Schweden wurden bisher fast 42.000 Infektionen mit dem Coronavirus registriert, mehr als 4.500 Menschen starben. Das Land war in der Pandemie einen Sonderweg ohne Ausgangsbeschränkungen gegangen. Schulen für Kinder unter 16 Jahren blieben ebenso geöffnet wie Cafés, Bars, Restaurants und Geschäfte. Die Menschen waren lediglich aufgefordert, in Eigenverantwortung die Abstandsregelungen zu respektieren. Der schwedische Sonderweg steht jedoch in der Kritik. Das nordeuropäische Land verzeichnet mittlerweile eine wesentlich höhere Sterberate als seine skandinavischen Nachbarländer. (APA/AFP)

Das Fachjournal „The Lancet“ hat eine Studie zum Einsatz von Chloroquin und Hydroxychloroquin gegen das neue Coronavirus zurückgezogen. Drei der vier Autoren verwiesen darauf, dass sie Zweifel an der Richtigkeit der von ihnen genutzten Daten nicht ausräumen können, wie das Journal am Donnerstagabend mitteilte.Nach der nun zurückgezogenen Studie sollten die beiden Wirkstoffe sich wahrscheinlich nicht zur Behandlung von COVID-19 eignen und sogar womöglich die Todesrate erhöhen und zu Herzrhythmusstörungen führen. Die Forscher aus den USA und der Schweiz um Mandeep Mehra von der Harvard Medical School hatten die Studie in „The Lancet“ vom 22. Mai veröffentlicht. Sie hatten nach eigenen Angaben Daten von gut 96.000 Patienten ausgewertet. Wegen der negativen Ergebnisse waren mehrere Studien zu Chloroquin und Hydroxychloroquin ausgesetzt worden. (APA/dpa)

Der US-Biotechkonzern Novavax erhält vom US-Verteidigungsministerium bis zu 60 Mio. Dollar (53 Mio. Euro) für die Produktion eines in der klinischen Erprobung befindlichen COVID-19-Impfstoffes. Teil des Geschäfts sei die Lieferung von zehn Millionen Dosen des Impfstoffes an das Ministerium in diesem Jahr, erklärte Novavax. Für kommendes Jahr peile der Konzern die Herstellung von mehr als einer Milliarde Dosen an. Erste vorläufige Daten aus der Erprobung des Impfstoffes an Menschen werden im kommenden Monat erwartet. (APA/Reuters)

Gängige Medikamente gegen Bluthochdruck könnten einer neuen Studie zufolge zu einem gewissen Maß vor schweren COVID-19-Erkrankungen schützen. Eigentlich hätten Patienten mit hohem Blutdruck ein zweimal so großes Risiko, an COVID-19 zu sterben, berichten die Forscher im „European Heart Journal“. Sie müssten auch häufiger beatmet werden. Bei denjenigen Patienten, die irgendeinen Blutdrucksenker nahmen, sei das Sterberisiko jedoch deutlich reduziert gewesen. Die Studie umfasste 2.900 Kranke, die im Februar und März in einem Hospital in Wuhan behandelt wurden. (APA/Reuters)

++ Update 04.06.2020 – Aktuelle Zahlen – US-Studie: Hydroxychloroquin schützt nicht vor Ansteckung – Deutsche Studie zu häuslicher Gewalt während der Ausgangsbeschränkungen veröffentlicht – EU will Unabhängigkeit in der Medikamentenversorgung sichern – Auch Südkorea genehmigt den Einsatz von Remdesivir ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.724 (Dienstag: 16.663) gestiegen, aktuell erkrankt sind 418 Personen (Dienstag: 469), davon befinden sich 65 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 22 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 252 Fällen (Dienstag: 261) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 73 (Dienstag: 93) und der Steiermark mit 31 (Dienstag: 43). Bisher wurden 471.466 (+ 19.646 seit Dienstag) durchgeführt, 15.717 Infizierte sind wieder genesen, 670 Todesfälle wurden gemeldet, 642 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Das Mittel Hydroxychloroquin schützt Kontaktpersonen von SARS-CoV-2-Infizierten nicht vor einer Ansteckung. Das hat eine Studie US-amerikanischer Wissenschafter ergeben. Sie hatten Personen das Mittel verordnet, die sich ohne Mund- oder Augenschutz mit einem Abstand von weniger als 1,80 Meter für mindestens zehn Minuten in der Nähe eines nachweislich Infizierten aufgehalten hatten. Die Betroffenen erkrankten später selbst mit der gleichen Wahrscheinlichkeit an COVID-19 wie Kontaktpersonen, die ein wirkungsloses Scheinmedikament bekommen hatten. Die Forscher stellen ihre Ergebnisse im „The New England Journal of Medicine“ (doi: 10.1056/NEJMoa2016638: http://dpaq.de/CghX8) vor. Teilnehmer für ihre Studie hatte das Team um David Boulware von der University of Minnesota in Social-Media-Kanälen und auf traditionellen Medien-Plattformen gesucht. Die Freiwilligen bekamen das Mittel, das ursprünglich zur Behandlung von Malaria und bestimmten Immunerkrankungen entwickelt wurde, per Post mit der Aufforderung, es den Anweisungen entsprechend einzunehmen. Die Einnahme musste spätestens vier Tage nach dem ungeschützten Kontakt erfolgen. In den Wochen danach befragten die Forscher die Teilnehmer mehrfach nach ihrem Gesundheitszustand. 107 der 821 Kontaktpersonen erkrankten innerhalb von 14 Tagen an COVID-19. Nicht bei allen Erkrankten wurde die Infektion mit einem Test bestätigt, in den meisten Fällen schlossen die Forscher aufgrund der Symptome auf die Erkrankung. Der Anteil der Erkrankten war in beiden Gruppen, der Hydroxychloroquin- und der Placebo-Gruppe, etwa gleich hoch. Das Mittel eigne sich somit nicht zur Vermeidung einer Erkrankung, schreiben die Forscher über das Mittel. Sie schränken ein, dass ihre Teilnehmer vornehmlich jung waren und zu keiner Risikogruppe gehörten. Ob das Mittel bei Hochrisikopatienten zur Vorbeugung nutze, müsse weiter untersucht werden.Die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei bestehender Erkrankung wird derzeit in Studien getestet. Bisherige Untersuchungen brachten keinen Hinweis, dass es die Symptome bessert oder die Erkrankungsdauer verkürzt. Das Mittel steht auch deshalb unter besonderer Beobachtung, weil US-Präsident Donald Trump es wiederholt als Wundermittel gepriesen und angegeben hatte, es prophylaktisch einzunehmen, um sich vor dem Virus zu schützen. (APA/dpa)

Während der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wuchs die Sorge, dass Frauen und Kinder vermehrt unter häuslicher Gewalt leiden könnten. Doch da nicht alle Opfer Anzeige erstatten oder Hilfsangebote nutzen, blieb die tatsächliche Dimension bisher im Dunkeln. Prof. Dr. Janina Steinert, Professorin für Global Health an der Technischen Universität München (TUM), und Dr. Cara Ebert vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung haben deshalb rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren online nach ihren Erfahrungen in der Zeit der strengsten Ausgangsbeschränkungen, also etwa zwischen Mitte März und Mitte April, befragt.Die erste große deutsche Studie zu diesem Thema zeigt Folgendes: Rund 3 Prozent der Frauen in Deutschland wurden in dieser Zeit zu Hause Opfer körperlicher Gewalt, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 4,6 Prozent der Fälle regulierte der Partner Kontakte der Frauen mit anderen Personen, auch digitale Kontakte. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft. Waren die Frauen in Quarantäne oder hatten die Familien finanzielle Sorgen, lagen die Zahlen deutlich höher. Nur ein sehr kleiner Teil der betroffenen Frauen nutzte Hilfsangebote, am häufigsten das „Elterntelefon“, das 44,3 Prozent der Frauen bekannt war und bei dem 21,5 Prozent Hilfe suchten, während andere Dienste wie etwa die Telefonseelsorge weit seltener genutzt wurden.Aus den Erkenntnissen der Studie leiten die Wissenschaftlerinnen mehrere Empfehlungen für bestehende und eventuelle künftige Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen während einer möglichen „zweiten Welle“ der Pandemie ab: „Es sollten Notbetreuungen für Kinder geschaffen werden, die nicht nur Eltern in systemrelevanten Berufen zur Verfügung stehen“, so Janina Steinert. „Da Depressionen und Angstzustände das Gewaltpotenzial erhöhen, sollten psychologische Beratungen und Therapien auch online angeboten und ohne Hürden genutzt werden können. Frauenhäuser und andere Stellen, die Hilfen anbieten, müssen systemrelevant bleiben.“ Und Cara Ebert sagt: „Die bestehenden Hilfsangebote müssen zudem besser in der Öffentlichkeit beworben werden, zum Beispiel durch große Plakate in Supermärkten und Apotheken sowie durch Online-Anzeigen.“

Die Europäische Kommission will die Pharmaindustrie in der Europäischen Union stützen und mehr Unabhängigkeit in der Versorgung mit Medikamenten schaffen. Dazu veröffentlichte die Kommission am Mittwoch ein erstes Eckpunktepapier für eine EU-weite Pharmastrategie. Die Corona-Pandemie zeige deutlich, dass es ein gemeinsames koordiniertes Vorgehen brauche, um derartigen Herausforderungen zu begegnen. Die Versorgung Europas mit sicheren und erschwinglichen Arzneimitteln sei dabei ebenso Ziel wie der Erhalt der weltweiten Führungsposition der hiesigen Pharmaindustrie. Dazu solle die Abhängigkeit von Produzenten in Drittstaaten reduziert werden. Um diese Ziele zu erreichen, soll bis zum Ende des Jahres eine konkrete Pharma-Strategie unter Einbeziehung der EU-Staaten, der Öffentlichkeit sowie verschiedener Experten entwickelt werden. (APA/dpa)

Nach dem Einsatz in den USA und Japan zieht auch Südkorea bei der Zulassung des Medikaments Remdesivir für Corona-Patienten nach. Die Regierung in Seoul erteilte am Mittwoch eine Dringlichkeitsgenehmigung und will nun die Importe des Mittels beschleunigen. Dies solle in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Gilead Sciences erfolgen, kündigte die Regierung an. Der Dringlichkeitsgenehmigung war eine Untersuchung vorausgegangen, die die positive Wirkung von Remdesivir bei Corona-Patienten bestätigte. Zuvor hatte bereits eine Studie des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten ergeben, dass Remdesivir die Heilung von Corona-Patienten beschleunigt.Südkorea war zu Beginn der Pandemie eines der am stärksten von der Verbreitung des Coronavirus betroffenen Länder in Asien. Zwar brachte es die Ausbreitung durch ein Rückverfolgungs-, Test- und Behandlungsprogramm schnell unter Kontrolle. Trotzdem sind immer noch 800 Patienten in Behandlung beziehungsweise unter Beobachtung. Die Behörden meldeten bisher 11.590 Infektions- und 273 Todesfälle. (APA/AFP)

++ Update 02.06.2020 – Aktuelle Zahlen – Langsame Beruhigung der Lage in Spanien – Viele Neuinfektionen in Chile – Politiker und Forscher fordern wegen Corona-Krise baldigen G20-Gipfel – Versorgung anderweitig Erkrankter während der Corona-Krise beeinträchtigt – Deutsche Forscher unterbrechen Studie mit Chloroquin ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.663 (Freitag: 16.565) gestiegen, aktuell erkrankt sind 469 Personen (Freitag: 640), davon befinden sich 68 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 29 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 261 Fällen (Freitag: 404) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 93 (Freitag: 108) und der Steiermark mit 43 (Freitag: 50). Bisher wurden 451.820 Tests (+ 17.518 seit Freitag) durchgeführt, 15.596 Infizierte sind wieder genesen, 668 Todesfälle wurden gemeldet, 640 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Spanien hat seinen ersten Tag ohne Corona-Toten seit drei Monaten gemeldet. In den vergangenen 24 Stunden seien keine weiteren Opfer der Pandemie gemeldet worden, sagte der Leiter des spanischen Koordinationszentrums für Gesundheitsnotfälle, Fernando Simón, am Montag in Madrid. Dies sei „sehr, sehr positiv“. Auch die Zahl der Neuinfektionen sei gefallen. Simón betonte, dass in Spanien Ansteckungen mit dem Coronavirus mittlerweile sehr schnell festgestellt würden. Zugleich mahnte er zur Vorsicht und zum Verzicht auf große Menschenansammlungen.In Spanien gab es am 13. Februar den ersten Toten des neuartigen Coronavirus, seit dem 3. März wurden in dem Land täglich neue Opfer gemeldet. Mit mittlerweile 27.127 Todesfällen und 239.638 Infektionen zählt Spanien zu den am schwersten von der Corona-Pandemie getroffenen Ländern weltweit. Die Regierung verhängte daher den Notstand und erließ am 14. März eine der strengsten Ausgangssperren weltweit. Die Ausgangsbeschränkungen wurden inzwischen deutlich gelockert. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez will denn Notstand aber ein letztes Mal bis zum 21. Juni verlängern. Die nunmehr sechste Verlängerung soll am Mittwoch vom Parlament in Madrid beschlossen werden. (APA/ag.)

In Chile haben sich nach Angaben der US-Universität Johns Hopkins bereits mehr als 100.000 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Über 1.100 sind den Angaben zufolge nach einer Infektion ums Leben gekommen. Zuletzt war es in Chile immer wieder zu Protesten gekommen. Um die Ausbreitung des Virus zu stoppen, steht der Großraum Santiago seit Wochen unter Quarantäne. Erst am Montag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewarnt, dass der Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie in Süd- und Zentralamerika noch nicht erreicht sei. Zu den Ländern mit hohen Zahlen von neuen Infizierten zählt die WHO neben Chile vor allem Brasilien, Peru und auch Mexiko. Die Gesundheitssysteme in den Ländern stünden unter Druck. In Chile hatte die Ärztekammer angesichts des Ansturms auf die Krankenhäuser bereits vor wenigen Tagen gewarnt, dass fast alle Intensivbetten belegt seien. (APA)

225 früher hochrangige Politiker, Gesundheitsexperten und Forscher haben einen zeitnahen G20-Gipfel gefordert, um armen Ländern in der Corona-Krise zu helfen. Die Pandemie treibe Millionen Menschen in die Armut, erklärten die Unterzeichner am Dienstag in einem offenen Brief. Zu ihnen zählen auch der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der frühere UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon. Auch der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer sowie die britischen Ex-Premierminister Gordon Brown, Tony Blair und John Mayor sind unter den Unterzeichnern. Sie fordern unter anderem einen erheblichen Schuldenerlass für arme Staaten sowie wirkungsvolle Finanzspritzen zur Unterstützung von Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung sowie für Impfstoffe gegen das Coronavirus.Saudi-Arabien hat in diesem Jahr den Vorsitz in der „Gruppe der 20“, die zwei Drittel der Weltbevölkerung, 85 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 75 Prozent des Welthandels repräsentiert. Der G20 gehören die Europäische Union und 19 führende Wirtschaftsnationen an, darunter die USA, China, Russland und Deutschland. Der nächste reguläre G20-Gipfel soll nach bisherigen Planungen erst in der zweiten Novemberhälfte in der saudischen Hauptstadt Riad stattfinden. Die Unterzeichner des Briefes halten das angesichts des Ausmaßes der Corona-Krise für zu spät. Werde nicht früher gehandelt, könnte eine zweite COVID-Welle die ärmsten Länder erfassen, hieß es. (APA/dpa)

Die Corona-Pandemie hat die Versorgung von anderweitig Kranken weltweit schwer beeinträchtigt. Das geht aus einer Umfrage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai in 155 Ländern hervor. „Länder müssen innovative Lösungen finden, um während des Kampfes gegen COVID-19 die wichtigen Gesundheitsdienste auch bei nicht übertragbaren Krankheiten aufrechtzuerhalten“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.Nach der Umfrage mussten 31 Prozent der Länder die Versorgung bei akuten Herz-Kreislauf-Problemen einschränken oder ganz unterbrechen. 42 Prozent beschnitten die Versorgung bei Krebspatienten, 49 Prozent bei Diabetes-Patienten und mehr als die Hälfte konnte die Versorgung bei Menschen mit Bluthochdruck nicht wie sonst aufrechterhalten. Reha-Programme wurden in 63 Prozent der Länder zurückgefahren. Auch Vorsorgeprogramme, etwa zur Erkennung von Brustkrebs, waren betroffen. Besonders stark waren die Einschnitte in Ländern mit niedrigen Einkommen.In den meisten Fällen wurden Termine abgesagt, weil Personal für die Behandlung von COVID-19-Patienten abgezogen wurde oder weil Menschen wegen der Ausgangsbeschränkungen nicht zu Terminen kommen konnten. An nicht übertragbaren Krankheiten sterben nach Schätzungen der WHO jedes Jahr 41 Millionen Menschen. Das sind 71 Prozent der Todesfälle weltweit. (APA/dpa)

Das Tübinger Institut für Tropenmedizin unterbricht seine Studie mit dem Medikament Chloroquin zur Behandlung von COVID-19-Patienten. Wie Institutsdirektor Peter Kremsner mitteilte, soll sie bis zu zwei Wochen ausgesetzt werden, weil es Berichte über schwere Nebenwirkungen des Malaria-Mittels gegeben hat. In dieser Zeit solle ein unabhängiges Sicherheitsgremium die ersten Ergebnisse zur Patientensicherheit anschauen. Danach solle eine Entscheidung fallen, ob die Studie fortgesetzt werde. Zuerst hatte der SWR darüber berichtet. Die Studie hatte Ende März begonnen. Kremsner geht davon aus, dass die Sorgen um Nebenwirkungen übertrieben sind. Das Medikament sei seit Jahrzehnten bekannt und gut verträglich. Voraussetzung sei allerdings, dass es bei vielen Vorerkrankungen nicht eingesetzt werden dürfe und nicht in Kombination mit vielen anderen Medikamenten.Unterdessen wies die Europäische Arzneimittelbehörde EMA Ärzte erneut daraufhin, bei der Behandlung von COVID-19-Patienten mit Chloroquin und dem verwandten Hydroxychloroquin besondere Vorsicht walten zu lassen. Eine positive Wirkung sei noch nicht belegt, die Behandlung könne schwere Nebenwirkungen haben, etwa bei Patienten mit Herzerkrankungen. Frankreich hatte diese Woche die Behandlung mit Hydroxychloroquin ganz verboten. Einen entsprechenden Erlass veröffentlichte die Regierung am Mittwoch.Die Tübinger Tropenmediziner wollten früheren Angaben zufolge mit Chloroquin eine moderat an COVID-19 erkrankte Testgruppe behandeln und einer Kontrollgruppe Placebos verabreichen. Im Augenblick gebe es nur sehr wenige Corona-Patienten in Tübingen, mit denen er seine Studie hätte fortsetzen können, sagte der Wissenschafter dem SWR. (APA/dpa)

++ Update 29.05.2020 – Aktuelle Zahlen – EU-Kommission will Reserven an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung anlegen – Österreich: weitere Lockerung von Corona-Maßnahmen und baldige Grenzöffnungen – E-Rezept ist für Apothekerkammer keine Dauerlösung ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.565 (gestern: 16.543) gestiegen, aktuell erkrankt sind 640 Personen (gestern: 674), davon befinden sich 78 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 25 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 404 Fällen (gestern: 419) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 108 (gestern: 115) und der Steiermark mit 50 (gestern: 60). Bisher wurden 434.302 Tests (+ 6.930 seit gestern) durchgeführt, 15.347 Infizierte sind wieder genesen, 668 Todesfälle wurden gemeldet, 638 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Europaweit gesehen ist die Zahl der Corona-Toten am Donnerstag auf mehr als 175.000 gestiegen. Mit knapp 2,1 Millionen Infizierten ist Europa weiter der am schwersten von der Pandemie betroffene Kontinent, wie Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben ergaben. Die meisten mit dem neuartigen Coronavirus infizierten Todesopfer registrierte Großbritannien mit 37.919 Fällen, gefolgt von Italien mit 33.0142 Toten, Frankreich mit 28.599 und Spanien mit 27.119 Corona-Toten.Mehr als 100.000 Corona-Tote gibt es indes in den USA. Noch vor einigen Wochen war das Institut IHME der Universität Washington in Seattle davon ausgegangen, dass sich die Opferzahl in den USA im Hochsommer bei etwa 90.000 stabilisieren würde. „Wir haben gerade eine sehr traurige Wegmarke erreicht“, meinte Donald Trump, der US-Präsident sprach den Angehörigen und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus. Mitte April hatte Trump erklärt, seine Regierung rechne mit insgesamt 60.000 bis 65.000 Toten im Land. (APA/Reuters/AFP/dpa)

Die EU-Kommission will aus den Erfahrungen der Coronakrise Konsequenzen ziehen, indem sie das Anlegen einer Reserve an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung plant. Das wurde am Donnerstag in Brüssel ebenso bekannt wie die Abhaltung einer weiteren Online-Geberkonferenz, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ankündigte.Die Lagerhaltung der EU-Notreserve soll aus dem neuen Gesundheitsbudget im Volumen von 9,4 Mrd. Euro bezahlt werden. Die Reserve werde einen Notfall-Bestand im Wert von 380 Mio. Euro ergänzen, den die Gemeinschaft angelegt hat, nachdem vielen Ländern zu Beginn der Coronakrise Schutzmasken, Tests, Beatmungsgeräte und Medikamente für die Behandlung auf der Intensivstation und anderes lebenswichtiges Material gefehlt hatte. Auch sollen europäische Pharma-Firmen zur Impfstoff-Entwicklung gewonnen werden. (APA/Reuters/AFP/dpa)

Die Bundesregierung hat am Freitag weitere Lockerungsschritte der Corona-Maßnahmen bekannt gegeben. Ab 15. Juni fällt die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit großteils, gab Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Pressekonferenz bekannt. Die Sperrstunde in der Gastronomie wird von 23.00 Uhr auf 1.00 Uhr ausgeweitet, das Vier-Personen-Limit fällt.

Masken sollen dann nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Gesundheitsbereich inklusive der Apotheken sowie bei Dienstleistungen getragen werden, wo der Mindestabstand von einem Meter nicht eingehalten werden kann. Kurz nannte hier als Beispiele Friseure oder Mitarbeiter der Gastronomie. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz etwa in Schulen ist damit dann nicht mehr verpflichtend.

Was den weiteren Umgang mit den Einreisebeschränkungen betrifft, könnte es bereits kommende Woche weitere Entscheidungen geben. Am 15. Juni sollen ja Österreichs Grenzen zu Deutschland und der Schweiz geöffnet werden. Auch mit den östlichen Nachbarn Tschechien, Slowakei und Ungarn plant die Bundesregierung ein gemeinsames Ende der Reisebeschränkungen Mitte Juni. Wie es etwa mit Italien weitergehen soll, ist hingegen noch offen. (APA)

Wie bereits zuvor sind es auch jetzt während der Coronavirus-Pandemie rund 230 Medikamente in Österreich, die nicht lieferbar sind, sagte Christian Wurstbauer, Vizepräsident der Apothekerkammer und Apotheker in der Donaustadt. Es würden sich die Medikamente und die Firmen ständig abwechseln, die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente bleibe aber konstant. Es koste die Apotheken bis zu zwei Stunden täglich, für die Kunden Ersatzmedikamente aufzutreiben. Wurstbauer sprach von einem stetigen Auf und Ab, den Kunden Tag für Tag in der Situation bestmöglich zu helfen. Das sei auch gelungen. Bisher habe es für jedes nicht vorhandene Medikament noch Ersatz gegeben. Verglichen mit Jänner habe sich also die Situation nicht verschlechtert, aber auch nicht verbessert.Durch die Coronavirus-Pandemie hinzugekommen ist aber laut Wurstbauer noch ein anderes Problem: das elektronische Rezept. Patienten hätten nicht immer einen Vorteil, wenn der Arzt das Rezept direkt an die Apotheke schickt. Das Versenden des Rezepts per Mail oder Fax sei ein höchst unsicherer Weg, Gesundheitsdaten zu verschicken. Der Arzt schickt das Rezept an eine Apotheke, der Patient geht aber in eine andere oder glaubt, das Rezept sei schon da und muss dann ein zweites Mal kommen, wenn es tatsächlich eingetroffen ist, schilderte Wurstbauer die Problemfelder. Er hoffe auf ein rasches Ende dieses Verfahrens mit dem Auslaufen der Pandemie. Die E-Medikation sei nie dafür gedacht gewesen, elektronische Rezepte auszustellen. Zu Beginn der Pandemie habe man sich gemeinsam sehr bemüht, in dieser schwierigen Zeit rasch eine Krücke zu finden, um kontaktlose Rezepte zu ermöglichen. Aus seiner Sicht sei aber klar, das müsse mit der Krise enden. Stattdessen müsse ein ordentliches, datensicheres und auch für den Patienten sicheres E-Rezept geschaffen werden, so Wurstbauer. Von der Gesundheitskasse waren dazu Signale zu hören, dass Rezepte auch künftig elektronisch übermittelt werden können.

++ Update 28.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Korridorzüge für Pflegekräfte aus Rumänien wurden eingestellt – Regelungen für Risikogruppen werden bis 30. Juni verlängert – GSK will eine Milliarde Dosen Impfstoff-Adjuvans herstellen – Sonderbeauftragter des Gesundheitsministeriums Clemens Auer zur Corona-Situation in Österreich und weltweit ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.543 (gestern: 16.511) gestiegen, aktuell erkrankt sind 674 Personen (gestern: 718), davon befinden sich 122 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 36 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 419 Fällen (gestern: 440) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 115 (gestern: 123) und der Steiermark mit 60 (gestern: 62). Bisher wurden 427.372 Tests (+ 8.666 seit gestern) durchgeführt, 15.286 Infizierte sind wieder genesen, 668 Todesfälle wurden gemeldet, 638 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Korridorzüge für rumänische Pflegekräfte sind eingestellt worden. „Aufgrund der nunmehr gelockerten Reisebestimmungen für Charterflüge oder Busse durch die rumänische Regierung ist eine Weiterführung des Zugkorridors nicht mehr notwendig“, teilte der Fachverband Personenbetreuung der Wirtschaftskammer der APA auf Anfrage mit. Der Zug am Mittwoch, dem 27.5., aus Timisoara (Temeswar) nach Wien-Schwechat war damit der letzte. „Sollte es coronabedingt notwendig werden und ein Bedarf vorhanden sein, kann die Zugverbindung jederzeit wieder hochgefahren werden“, hieß es weiter. Insgesamt gab es 1.600 Passagiere in den sechs Zügen seit 11.5. zwischen Österreich und Rumänien.Die Wirtschaftskammer hatte die Zugverbindung gemeinsam mit den ÖBB eingerichtet, weil aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Reise der 24-Stunden-Betreuerinnen nach Ende ihres Turnusses in ihre Heimat nicht möglich war. Ein Hindernis für einige war auch, dass sie nach der Rückkehr nach Rumänien in eine zweiwöchige staatliche Quarantäne gehen hätten müssen. Diese Regelung wurde Mitte Mai gelockert. Eine Woche später gab die rumänische Regierung bekannt, dass auch Charterflüge von und nach Österreich wieder möglich seien. (APA)

Die Regelungen für sogenannte COVID-19-Risikogruppen werden bis einschließlich 30. Juni verlängert. Noch diese Woche soll es zur Kundmachung der diesbezüglichen Verordnung kommen, teilte das Sozialministerium am Mittwoch mit. Für Menschen aus der Risikogruppe gelten während der Coronakrise Ausnahmeregeln. So sollen sie zum Schutz vor einer Ansteckung von der Arbeit freigestellt werden oder wenn möglich von zu Hause arbeiten. Betroffene sollen vom Sozialversicherungsträger über ihren Status informiert werden, der Arzt kann dann ein Risiko-Attest ausstellen. Der besondere Schutz gilt allem für Personen mit chronischen Grunderkrankungen wie Nieren-, Lungen- oder Herzerkrankungen. (APA)

Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) hat seine Absicht bestätigt, im kommenden Jahr eine Milliarde Dosen seines Pandemie-Impfstoff-Adjuvans herzustellen. Damit könne die Entwicklung von mehrfach adjuvierten Impfstoffkandidaten gegen COVID-19 unterstützt werden, hieß es in einer Aussendung des Gesundheitsunternehmens vom Donnerstag.

Wie laut Angaben bei der letzten Grippe-Pandemie nachgewiesen wurde, kann das Pandemie-Adjuvans von GSK die Menge des pro Dosis benötigten Impfproteins reduzieren, wodurch mehr Impfstoffdosen hergestellt werden können. Darüber hinaus kann ein Adjuvans die Immunantwort verstärken und nachweislich eine stärkere und länger anhaltende Immunität gegen Infektionen erzeugen.

Laut GSK seien die Bemühungen vorrangig darauf ausgerichtet, den Hilfsstoff Partnern zur Verfügung zu stellen, die vielversprechende COVID-19-Impfstoffkandidaten entwickeln. Kooperationen gebe es bereits mit Kandidaten in Nordamerika, Europa und China. Angesichts des noch nie da gewesenen Bedarfs an der Entwicklung von Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus hat der Konzern schon mit der Herstellung des Adjuvans begonnen. Man befinde sich in Gesprächen mit Regierungen und globalen Institutionen über die Finanzierung der Produktion und Lieferung des Adjuvans, hieß es.

Wie GSK schrieb, sehe man sich verpflichtet, einen fairen Zugang für Menschen auf der ganzen Welt zu dem Hilfsstoff zu ermöglichen. (APA)

Der Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium, Clemens Auer, sieht die weltweiten Corona-Notmaßnahmen als einmalig an. „Wir werden uns nicht erlauben können, beim nächsten krassen Influenza-Virus, der zu einer Pandemie werden könnte, oder Corona-Geschichte wieder einen mehr oder weniger globalen Shutdown zu machen“, sagte Auer am Mittwoch in einer Online-Tagung der „SDG Watch Austria“. Für einen Shutdown brauche es „ein sehr wohl dosiertes Risiko-Adjustment“, sagte Auer unter Verweis auf die Corona-Opferzahlen. Schließlich seien von den 661 Corona-Todesopfern lediglich 38 Personen jünger als 65 Jahre gewesen, „sozusagen im arbeitsfähigen Alter“, betonte das Mitglied des Corona-Krisenstabes im Gesundheitsministerium. Österreich habe „riesiges Glück“ gehabt, dass es Überkapazitäten bei der stationären Versorgung gab. Bereits „seit der zweiten März-Hälfte“ habe man gewusst, dass es bei der Spitalsversorgung nie zu einer ernsthaften Krise gekommen wäre, räumte Auer ein. Allerdings sei noch unklar gewesen, wie hoch die Sterblichkeit der Krankheit sei. Diese sei „hoch, was die Risikogruppe angeht“, sagte er mit Blick auf ältere Personen. „Daher testen wir wie verrückt in Seniorenheimen und Pflegeheimen.“Eine weitere neue Erkenntnis sei, dass auch „in prekären sozialen Verhältnissen“ lebende Menschen eine Risikogruppe seien. „Da würde man heute einen anderen Fokus setzen“, sagte Auer mit Blick auf ursprüngliche „misleading“ Einschätzungen, wonach es sich bei COVID-19 um eine „Wohlstandsseuche“ handelte. Erst seit drei, vier Wochen sehe man, dass es auch eine Häufung unter Leiharbeitern gebe, „die aus dem Migrantenmilieu“ kämen und schlechte Wohnbedingungen hätten, sagte er mit Blick auf die Cluster in ostösterreichischen Postverteilerzentren, deutschen Fleischfabriken oder auch „in einem Möbelhaus in Wien“.Auer äußerte sich dabei auch in seiner Eigenschaft als Mitglied des Exekutivrates der WHO. Diese sei zwar „ganz gut im epidemiologischen Assessment“. „Was wir nicht gelernt haben und was wir nicht können, ist ein umfassendes holistisches Assessment, wie wir mit solchen Pandemien umgehen“, so Auer. Er räumte ein, dass die Welt, Europa und auch Österreich „schlecht vorbereitet“ gewesen seien auf die Corona-Pandemie.Große Versäumnisse sieht Auer auch im Forschungsbereich. Die internationale Forschung zu Influenza- und Coronaviren habe „in den letzten 20 Jahren versagt“. Man wisse viel zu wenig über diese Bereiche, und die Grippeimpfstoffe würden heute immer noch so hergestellt wie in den 1950er-Jahren. „Da ist der industriellen Forschung in den letzten 50 Jahren nichts Neues eingefallen“, äußerte der Experte die Hoffnung auf einen „massiven Forschungspush“ unter dem Eindruck der aktuellen Pandemie. (APA)

++ Update 27.05.2020 – Raucher durch Corona gefährdeter – Medikamentenversorgung in Österreich stärken – Indien empfiehlt Einsatz von Hydroxychloroquin gegen Coronavirus

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 11 Uhr) auf 16.511 (gestern: 16.480) gestiegen, aktuell erkrankt sind 718 Personen (gestern: 732), davon befinden sich 84 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 32 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 440 Fällen (gestern: 439) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 123 (gestern: 126) und der Steiermark mit 62 (gestern: 75). Bisher wurden 418.706 Tests (+ 7.521 seit gestern) durchgeführt, 15.228 Infizierte sind wieder genesen, 645 Todesfälle wurden gemeldet, 634 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai hat die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) am Mittwoch die wichtigsten Erkenntnisse rund um das Coronavirus zusammengefasst. Als gesichert gilt, dass aktive Raucher, die an Covid-19 erkranken, ein weitaus größeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen aufweisen.Lungenspezialist Bernd Lamprecht erläuterte: „Eine rezente Metaanalyse, in der Studien mit in Summe 2.473 bestätigten Covid-19-Fällen analysiert wurden, zeigt, dass aktive Raucher ein um 45 Prozent höheres Risiko haben, einen komplikationsbehafteten schweren Verlauf einer Covid-Erkrankung zu erleiden.“ Eine weitere Studie zeige, dass sie eine 2,4-mal höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, auf eine Intensivstation verlegt und beatmet werden zu müssen. Auch die Sterblichkeit ist deutlich erhöht.Ob das Infektionsrisiko per se höher ist als für Nichtraucher, ist noch umstritten und lässt sich zur Zeit aufgrund der Dunkelziffer nicht mit Bestimmtheit sagen. „Aber prinzipiell ist davon auszugehen, da Raucher anfälliger für Influenzaviren und Infekte der oberen Atemwege und der Lungen sind“, so Lamprecht. Patienten, die an COPD leiden, also einer Erkrankung, die im Regelfall als Folge des Rauchens auftritt, haben gar ein 88 Prozent höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.Zweifel äußerte der Pneumologe an einer französischen Beobachtungsstudie im April, die zu dem Schluss kam, Nikotinkonsum könne vielleicht sogar vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen. Der vermutete Grund: Nikotin belege bestimmte Rezeptoren und könne dadurch die Vermehrung der Viruszellen bremsen. Doch die Studie weise schwere Mängel auf: Sie umfasst nur Patienten eines einzigen Spitals, wodurch keine Schlüsse auf die Gesamtbevölkerung zulässig sind. Auch wurden die am schwersten betroffenen Patienten, also jene auf Intensivstationen, nicht berücksichtigt. Die Studie wurde außerdem veröffentlicht, bevor sie von unabhängigen Experten desselben Fachgebiets bewertet wurde – ein absolut ungewöhnliches Vorgehen in der Wissenschaft. Zudem weise der Haupt-Studienautor seit Jahren ein gewisses Nahverhältnis zur Tabakindustrie auf.(APA)

Nur 20 Prozent der in Europa zugelassenen Wirkstoffe werden auch lokal produziert. Der Preisdruck sorgte für eine Verschiebung insbesondere nach China und Indien. Lieferengpässe von lebenswichtigen Medikamente waren infolge ein Problem, das während der Coronakrise nochmals deutlicher wurde, so Wolfgang Andiel, Präsident des Generikaverbandes, am Mittwoch, der die Versorgungssicherheit stärken möchte.Ein erster Schritt zur besseren Versorgungssicherheit sei mit dem Transparenzregister für Vertriebseinschränkungen gesetzt worden, in dem seit April 2020 alle Medikamente erfasst werden, die nicht mehr oder nur eingeschränkt lieferbar sind. Weitere müssen laut Andiel folgen – vor allem zur Verbesserung der ökonomischen Rahmenbedingungen und für eine bessere Planbarkeit. „Es geht zunächst darum, die klaffende Schere zwischen steigenden Anforderungen an Arzneimittel und beständig sinkenden Preisen zu verkleinern. Im Weiteren müssen dann auch Investitionen in robuste Herstell- und Lieferprozesse im Preis berücksichtigt werden können.“Mögliche Lösungsansätze auf Ebene der Herstellung wären laut Generikaverband etwa eine Sicherstellung der Produktion krisenkritischer Arzneimittel. Dies könnte durch länderübergreifende Versorgungsmodelle erreicht werden, bei denen das wirtschaftliche Risiko für die Bereitstellung von Produktionskapazitäten öffentlich abgesichert wird, um Anreize für ansonsten unwirtschaftliche Produktionen zu erzeugen. Dazu gehöre etwa auch die Einpreisung von mehr als einem Wirkstoffhersteller in den Produktionsprozess.Notwendig seien aber auch robustere Lieferketten. Diese zeichnen sich aus durch geringe Komplexität des Produktions-Setup (Zahl der Zulieferer und Lohnhersteller), durch Vorratshaltung wichtiger Ausgangs-, Wirk- und Hilfsstoffe sowie durch sinnvolle Redundanzen in der Versorgungskette aus. Das beinhaltet Zweitlieferanten für wichtige Komponenten, insbesondere für den Wirkstoff. (APA)

Trotz der Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor möglichen Gesundheitsrisiken beim Einsatz von Hydroxychloroquin gegen die Coronavirus-Infektion ist das Mittel jetzt in Indien offiziell für den Kampf gegen die Pandemie empfohlen worden.Die oberste biomedizinische Forschungseinrichtung des Landes erklärte am Dienstag, indische Studien hätten ergeben, dass Hydroxychloroquin „keine größeren Nebenwirkungen“ habe. Das Malaria-Medikament verursache „keinen Schaden“ und „könne vielleicht Nutzen haben“, sagte der Generaldirektor des Indischen Rats für Medizinische Forschung (ICMR), Balram Bhargava. Die Einrichtung ist beim Kampf der indischen Regierung gegen die Pandemie federführend. Das ICMR empfiehlt das Malaria-Mittel zur Vorbeugung gegen das Coronavirus.Personal des Gesundheitswesens soll nach den Vorgaben des ICMR das Malaria-Mittel bis zu mehrere Wochen lang einnehmen, allerdings unter strenger medizinischer Aufsicht. Aus Indien kommen 70 Prozent des weltweiten Produktion von Hydroxychloroquin. In dem Land wurden bis Dienstag 145.380 Coronavirus-Infektionsfälle sowie 4.167 Todesfälle der Pandemie verzeichnet.Die WHO hatte am Montag bekanntgegeben, ihre klinischen Tests von Hydroxychloroquin wegen Sicherheitsbedenken vorübergehend gestoppt zu haben. Die Entscheidung sei aufgrund einer Studie gefallen, wonach eine Behandlung mit dem Mittel möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöht. (APA)

++ Update 26.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Hohe Infektionsraten und viele Todesfälle in Brasilien und Chile – WHO stoppt vorerst Tests mit Hydroxychloroquin wegen Sicherheitsbedenken – Paul-Ehrlich-Institut rechnet mit bezahlbarem Impfstoff – Biotech-Unternehmen Marinomed profitiert von der Corona-Krise – Japan: vorerst keine Zulassung für das Medikament Avigan – Wurzer: herbe Verluste für die Sozialversicherungen ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.480 (gestern: 16.457) gestiegen, aktuell erkrankt sind 732 Personen (gestern: 760), davon befinden sich 95 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 32 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 439 Fällen (gestern: 435) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 126 (gestern: 141) und der Steiermark mit 75 (gestern: 84). Bisher wurden 411.185 Tests (+ 5.844 seit gestern) durchgeführt, 15.182 Infizierte sind wieder genesen, 643 Todesfälle wurden gemeldet, 614 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Brasilien hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums erstmalig binnen 24 Stunden mehr COVID-19-Todesfälle verzeichnet als die USA. An den Folgen der Lungenkrankheit sind in Brasilien am Montag 807 Menschen gestorben, in den Vereinigten Staaten 620. Das lateinamerikanische Land verzeichnet nach offiziellen Angaben mit insgesamt 374.898 Infektionsfällen weltweit den zweitgrößten Ausbruch des Coronavirus, hinter den USA mit 1,637 Millionen Erkrankten. Die Gesamtzahl der Todesfälle in den USA liegt gemäß einer Zählung der Nachrichtenagentur Reuters bei 97.971, im Vergleich zu Brasilien mit 23.473.Auch in Chile nimmt die Ausbreitung des Coronavirus weiter stark zu. Innerhalb von 24 Stunden wurden 4.895 neue Infektionsfälle verzeichnet, wie die Gesundheitsbehörden am Montag mitteilten. Dies ist die bisher höchste Zahl von Neuinfektionen im Land. Ferner wurden 43 weitere Todesfälle registriert. Unter den zuletzt positiv auf das Virus getesteten Patienten sind auch zwei Minister der Regierung von Präsident Sebastian Pinera. Die Gesamtzahl der verzeichneten Infektionsfälle in Chile stieg auf 73.997, die Zahl der Todesopfer auf 761. Die Arbeit des Kabinetts von Präsident Pinera wurde durch die Pandemie zuletzt stark beeinträchtigt, nachdem sich mehrere Minister nach Kontakt mit Infizierten bzw. positiven Tests in Quarantäne begeben hatten; einige von ihnen haben mittlerweile wieder ihre Arbeit aufgenommen. In der chilenischen Hauptstadt Santiago gilt seit Mitte Mai wegen der Pandemie eine strikte Ausgangssperre. (APA/AFP/Reuters)

Die WHO hat klinische Tests des Malariamittels Hydroxychloroquin zur Behandlung von Coronavirus-Infektionen wegen Sicherheitsbedenken ausgesetzt. Die Tests in mehreren Ländern seien „vorübergehend“ eingestellt worden, während die Sicherheit des Medikaments überprüft werde, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag. Die Entscheidung sei aufgrund einer Studie gefallen, die besagt, dass eine Behandlung mit Hydroxychloroquin möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöht. In Brasilien will die Regierung das Mittel dennoch weiterhin empfehlen.Ein Forschungsteam der Harvard Medical School in Boston und des Universitätsspitals Zürich hatte für die vergangene Woche in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Studie die Daten von 96.000 Patienten in Hunderten Krankenhäusern weltweit ausgewertet. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Hydroxychloroquin und Chloroquin keinen Nutzen bei COVID-19-Patienten zeigen. Vielmehr weisen die Daten nach ihren Angaben auf ein erhöhtes Sterberisiko hin. Die Mittel könnten schwere Nebenwirkungen verursachen, vor allem Herzrhythmusstörungen. Ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind, war bereits vor dieser Studie umstritten.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, rechnet mit einem bezahlbaren Corona-Impfstoff. Er erwarte, dass die Hersteller einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus „nahe am Selbstkostenpreis“ anbieten werden, sagte Cichutek am Dienstag in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“. Das PEI ist das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. „Es ist natürlich eine Prestigefrage, dass sich die Unternehmen gefordert fühlen, der Welt zu helfen, und insofern die Welt nicht überfordern können hinsichtlich der Preise“, so Cichutek. Eine flächendeckende Durchimpfung der Bevölkerung in Deutschland ist Cichutek zufolge „eine Sache von Monaten“. Er forderte die Politik auf, über faire Verteilungsmechanismen auf der Welt zu sprechen. „Das muss tatsächlich neu diskutiert werden, wie genau so etwas passieren kann.“ Diesmal habe es die Welt mit einem Erreger zu tun, von dem man täglich Neues lerne. Daher brauche es ein anderes Reglement.Das Paul-Ehrlich-Institut ist für die Zulassung von Impfstoffen in Deutschland zuständig. Cichutek zufolge stehen zwei weitere deutsche Impfstoffforschungsprojekte „nahe an der klinischen Prüfung“. Bisher bekam nur die Firma BioNTech aus Mainz eine Genehmigung für erste klinische Tests an Freiwilligen. (APA/AFP)

Die seit Februar 2019 in Wien börsennotierte Marinomed Biotech AG profitiert von der Coronakrise. Im ersten Quartal stieg die Anfrage nach den Carragelose-Rachen- und Nasensprays zur Behandlung viraler Atemwegsinfekte stark an und damit der Umsatz. Zurzeit erforscht Marinomed, ob der aus Rotalgen gewonnene Wirkstoff auch gegen das Coronavirus helfen könnte. Der Ausblick für 2020 ist gut. Man erwarte eine gute Auftrags- und Umsatzentwicklung, getragen von der starken Nachfrage nach Carragelose-Produkten, teilte Marinomed am Dienstag mit. Jedoch seien auch für 2020 und die Folgejahre wegen der großen Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) weiterhin operative Verluste zu erwarten.Im ersten Quartal legte der Umsatz des 2006 als Spin-off der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegründeten Unternehmens um 35 Prozent auf knapp über 1 Mio. Euro zu. Der Betriebsverlust (Ebit) verringerte sich auf 1,41 Mio. Euro, nach einem Minus von 2,63 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Unterm Strich blieb im ersten Quartal 2020 ein Verlust von 1,57 Mio. Euro, nach einem Fehlbetrag von 3,24 Mio. Euro.

Derzeit erhebt Marinomed in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien klinische Daten zur Wirksamkeit von Carragelose auf das SARS-CoV-2-Virus. „Wir haben gute Chancen, mit einer Carragelose-Inhalationslösung im globalen Wettlauf um effektive Gegenmaßnahmen eine Rolle zu spielen“, so Firmenchef Andreas Grassauer. Das Marinomed-Produkt wäre nicht nur bei vom Coronavirus verursachter Lungenentzündung einsetzbar, sondern auch bei Lungenentzündungen, die durch andere Viren ausgelöst werden. Die Nachfrage nach den bereits vorhandenen Carragelose-Produkten (Sprays und Pastillen) ist seit März, seit die Coronakrise in Europa angekommen ist, so stark, dass Marinomed seine Produktionskapazitäten ausbauen muss. (APA)

Die japanische Regierung rückt einem Medienbericht zufolge zunächst von einer Zulassung des Medikaments Avigan des Herstellers Fujifilm für die Behandlung von COVID-19 ab. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo News unter Berufung auf einen Regierungsbeamten berichtete, werde keine Zulassung des Grippemedikaments wie ursprünglich geplant bis Ende Mai erfolgen. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hatte Anfang des Monats gesagt, er hoffe, dass das Medikament irgendwann im Mai zugelassen werde, wenn seine Wirksamkeit und Sicherheit bestätigt werden könne. Die Fujifilm-Aktie brach in der vergangenen Woche ein, nachdem Kyodo berichtet hatte, dass eine Zwischenstudie keine eindeutigen Beweise für die Wirksamkeit von Avigan bei der Lungenerkrankung COVID-19 zeigte.Forscher der an der Fujita Health University durchgeführten Analyse sagten, dass die Zwischenstudie durchgeführt worden sei, um die wissenschaftliche Gültigkeit zu gewährleisten, nicht um die Wirksamkeit des Medikaments überprüfen. Das Unternehmen reagierte nicht sofort auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters zur Stellungnahme. Das Medikament ist derzeit Gegenstand von mindestens 16 klinischen Studien auf der ganzen Welt. Der Einsatz von Avigan ist umstritten, da es in Tierstudien nachweislich Geburtsfehler verursacht hat. (APA/Reuters)

Die Coronakrise beschert auch den Sozialversicherungen herbe Verluste. Allein im April wurden den Unternehmen um 187,8 Mio. Euro oder 5,31 Prozent weniger an Beiträgen für die Erwerbstätigen vorgeschrieben als im gleichen Monat des Vorjahres. Dieses Geld fehlt den Sozialversicherungen tatsächlich als verminderte Einnahmen, erläuterte der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer.Grund dafür ist die stark gestiegene Arbeitslosigkeit und die gesunkene Beschäftigung. Im März hatten die Vorschreibungen der Beiträge im Vergleich zum Vorjahresmonat noch um 86,8 Mio. Euro oder um 2,43 Prozent zugelegt, obwohl zur Mitte dieses Monats schon die Coronakrise ausgebrochen war. Die Rückstände, die die Dienstgeber bei den Krankenkassen für ihre Mitarbeiter haben, lagen im März schon bei 1,77 Mrd. Euro und sind laut Prognose im April auf 2,6 Mrd. Euro angewachsen. Ein Grund dafür ist auch die Möglichkeit einer verzugszinsenfreien Stundung der Sozialversicherungsbeiträge für die Unternehmer aufgrund der Coronakrise. Wie Wurzer im Gespräch mit der APA erläuterte, handelte es sich bei dabei zunächst vor allem um ein Liquiditätsthema. Wie viel von diesen Forderungen die Sozialversicherungen tatsächlich noch einheben können und wie viel sie abschreiben müssen, lässt sich derzeit aber noch nicht sagen. Das hängt auch davon ab, wie viele Betriebe die Krise überleben und wie hoch die Beschäftigung sein wird. Normalerweise liegen die Dienstgeber-Rückstände bei den Sozialversicherungen im Schnitt um die 600 Millionen Euro, erläuterte der ÖGK-Generaldirektor. Wurzer sieht aber schon einen kleinen Silberstreif am Horizont. Er spricht von einer „leichten Trendwende“, weil es angesichts einer zuletzt schon leicht gesunkenen Arbeitslosigkeit wieder mehr An- als Abmeldungen von Beschäftigten gebe.Eine Prognose, wie sich die Krise auf das gesamte Jahresergebnis der ÖGK auswirken wird, traut sich der Generaldirektor vorerst noch nicht abzugeben. Die eigentlich für 15. Mai vorgeschriebene Gebarungsvorschau ist aufgrund der unsicheren Lage ausgefallen. Die nächste Prognose, die am 15. August fällig wird, soll aber nach derzeitigem Stand wie geplant vorgelegt werden, zeigte sich Wurzer zuversichtlich. Laut der im Februar veröffentlichen Gebarungsvorschau hatte die ÖGK bereits vor der Coronakrise mit einem Bilanzverlust von 175,3 Mio. Euro für heuer gerechnet, der bis zum Jahr 2024 auf insgesamt 544 Mio. Euro steigen sollte. Damals wurde argumentiert, dass man immer sehr vorsichtig budgetierte und die Ergebnisse in der Vergangenheit immer besser ausgefallen seien als die Prognosen, aber jetzt ist aufgrund der Krise mit deutlich schlechteren Zahlen zu rechnen. (APA)

++ Update 25.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Erfolgreiche Lungentransplantation an COVID-19-Patientin am Wiener AKH durchgeführt – Umfrage: Mehrheit der Österreicher ist für eine verpflichtende COVID-19-Impfung – Ärztekammer ruft Genesene zu Plasmaspenden auf – Italien startet Antikörper-Tests mit 150.000 Personen – Burgenland sieht Handlungsbedarf bei 24-Stunden-Pflege ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.457 (Freitag: 16.360) gestiegen, aktuell erkrankt sind 760 Personen (Freitag: 796), davon befinden sich 108 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 31 auf der Intensivstation, wobei es nur mehr in vier Bundesländern (Wien, NÖ, Steiermark und Tirol) Intensivpatienten gibt. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 435 Fällen (Freitag: 452) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 141 (Freitag: 137) und der Steiermark mit 84 (Freitag: 98). Bisher wurden 405.341 Tests (+ 14.853 seit Freitag) durchgeführt, 15.138 Infizierte sind wieder genesen, 641 Todesfälle wurden gemeldet, 608 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

An der MedUni Wien/AKH Wien ist am vergangenen Montag erstmals in Europa an einem COVID-19-Erkrankten eine Lungentransplantation durchgeführt worden. Die 45-jährige Patientin wäre aufgrund eines schweren Lungenversagens sonst nicht mehr zu retten gewesen. Der Eingriff war daher dringend notwendig, aber auch höchst kompliziert. Die Kärntnerin ist eine knappe Woche danach auf dem Weg der Besserung.„Aus unserer Sicht geht es ihr jetzt hervorragend, wir haben kein gravierendes Problem bisher. Sie wacht jetzt langsam auf“, sagte Walter Klepetko, der Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien/AKH Wien, am Sonntag im Gespräch mit der APA. Die kritischste Phase sei vorbei, es könnte allerdings noch etwas passieren. „Wir sind aber optimistisch, dass wir die Karten wieder voll in der Hand haben.“Die Patientin war nach Informationen der MedUni Wien/AKH Wien ohne Vorerkrankungen und vor der vor acht Wochen erfolgten Corona-Infektion bei bester Gesundheit gewesen. Das hat letztlich zum positiven Verlauf der Transplantation beigetragen. Bald nach der Erkrankung habe sich der Zustand der Frau so sehr verschlechtert, dass sie beatmet werden musste. „Die Lage war aussichtslos. Die Lunge war wie ein Klotz, da war nichts mehr über“, klärte Klepetko auf. Es entwickelte sich bei der 45-Jährigen ein Totalversagen der Lunge, sodass sie nicht mehr künstlich beatmet werden konnte und nur noch durch eine Kreislaufpumpe (ECMO – Extracorporale Membran Oxygenation) am Leben gehalten wurde. „Drei, vier Wochen ist sie an dieser Pumpe gehangen“, so Klepetko. Die Entscheidung zur Transplantation wurde schließlich gefällt, da keine Chance auf Erholung der Lunge bestand und die anderen Organe der Kärntnerin einigermaßen einwandfrei funktionierten. Eine Woche vor dem Eingriff war die Frau aus Klagenfurt mit einem Blackhawk-Helikopter des österreichischen Bundesheeres nach Wien auf die Intensivstation gebracht worden. Zu diesem Zeitpunkt waren in ihrem PCR-Test noch Coronaviruspartikel feststellbar, die jedoch nicht mehr als infektiös eingestuft wurden, was letztlich über sieben Tage durch eine negative Viruskultur bewiesen wurde, wie Klepetko betonte. „Das war der Zeitpunkt, wo wir gesagt haben, ‚go‘, wir gehen zur Transplantation.“ Denn es sei eine Null-Chance gewesen, dass die Lunge je wieder hätte kommen können. Die Transplantation ist laut dem Mediziner unter extrem schwierigen Umständen erfolgt. „Die Patientin hatte keine ausreichende Zahl an Blutplättchen, und da auch Antikörper nachweisbar waren, mussten diese mittels Immunapherese zuerst ausgewaschen werden, damit sie das Organ nicht abstößt.“ Auch beim Transport der Lunge und bei der Vorbereitung auf die Operation hätten insbesondere wegen der erforderlichen COVID-19-Logistik mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen erschwerte Bedingungen geherrscht.Vor diesem Fall in Wien sind nur zwei Lungentransplantationen an COVID-19-Patienten in China bekannt. Von da gab es im AKH aber keine Erfahrungswerte, vielmehr stütze man sich auf die langjährige eigene Erfahrung. Diese sei insbesondere mit vielen komplexen Fällen aus dem Ausland aufgebaut worden. „Über eine derartig umfangreiche Erfahrung verfügen nur wenige Zentren weltweit“, erläuterte Klepetko. Neben Toronto, Cleveland und Hannover gehöre Wien mit 100 Lungentransplantationen im Jahr zu den weltweit größten Programmen. (APA)

Laut einer von Unique research für die nächste Ausgabe des Nachrichtenmagazins „profil“ durchgeführten Umfrage ist eine Mehrheit der Österreicher für eine verpflichtende Impfung gegen COVID-19, sobald ein Impfstoff zugelassen ist. Bei einer Schwankungsbreite von plus/minus vier Prozent sind 30 Prozent der 500 Befragten „sehr“, 25 Prozent „eher“ dafür. 28 Prozent lehnen eine Impfpflicht klar ab. Wähler der beiden Regierungsparteien ÖVP und Grünen sprechen sich zu je zwei Dritteln „eher“ oder „sehr“ für eine Impfpflicht aus. Bei den SPÖ-Anhängern beträgt die Zustimmung 61 Prozent, bei Neos-Wählern sogar 72 Prozent. FPÖ-Wähler scheren deutlich aus dem Meinungsspektrum aus, 62 Prozent dieser Gruppe sind demnach „sehr“ gegen eine Impfpflicht.Christine Druml, Leiterin des UNESCO-Lehrstuhls für Bioethik und Vorsitzende der Bioethik-Kommission im Kanzleramt, sprach sich unterdessen in einem „profil“-Interview bei Vorhandensein eines gut verträglichen und wirksamen Impfstoffes im Zweifel für eine Impfpflicht gegen COVID-19 aus. „Sollten die Menschen nicht freiwillig die Ordination stürmen, dann muss man überlegen, wie man eine Impfung verpflichtend machen kann“, sagt Druml. Bei der Abwägung einer Impfpflicht müsse im Fall von Corona neben der Schwere der Erkrankung und des hohen Ansteckungsrisikos auch der wirtschaftliche Schaden der Pandemie miteinfließen. (APA)

Österreichs Ärztekammer hat vom Coronavirus genesene Menschen aufgerufen, für Plasmaspenden zur Verfügung zu stehen. Ehemalige COVID-19-Patienten könnten einen wesentlichen Beitrag leisten, um Leben zu retten, betonte Präsident Thomas Szekeres am Montag. Es gibt in Österreich schon über 15.000 Menschen, die von einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus genesen sind. „Mit einer Plasmaspende kann auch ein Teil der gebildeten Antikörper entnommen und binnen weniger Tage einem kranken Menschen verabreicht werden. Damit können COVID-19-Erkrankte schneller die Krankheit abwehren und es werden Komplikationen vermieden“, meinte Szekeres. Für den Spender sei der Vorgang völlig ungefährlich, hielt die Ärztekammer fest. Es seien beispielsweise auch nach einer Spende ausreichend Antikörper vorhanden, um weiter vor dem Coronavirus geschützt zu sein.Szekeres appellierte an die Gesundheitsbehörden, die die Listen mit den infizierten Personen haben, diese zu kontaktieren und ebenfalls zur Spende aufzurufen. „Diese klassische und bewährte Art der Bekämpfung von Infektionskrankheiten kann entscheidend sein, wenn es zu einer zweiten Infektionswelle kommt“, so der ÖÄK-Präsident. Plasmaspenden sind derzeit unter anderem beim Roten Kreuz und im AKH Wien möglich. (APA)

Italien will herausfinden, wie viele Personen gegen das Coronavirus Antikörper entwickelt haben und will Informationen über das Ausmaß der Infektion im Land sammeln. Deshalb beginnen am heutigen Montag Antikörper-Tests bei 150.000 Personen in 2.000 der 8.000 italienischen Gemeinden. Die Tests erfolgen auf freiwilliger Basis. Bürger, die eingeladen werden, sich dem Test zu unterziehen, sind nicht dazu verpflichtet. Die lokalen Gesundheitsbehörden haben bereits Interessenten aufgerufen, sich den Antikörper-Tests zu unterziehen, die mithilfe des Roten Kreuzes durchgeführt werden. Den Beteiligten wird Blut in Labors oder bei Senioren zu Hause entnommen. Die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI sendete einen Spot über den Test, auch in Apotheken wurden Plakate ausgehängt, um die Bevölkerung zur Teilnahme zu bewegen.Die Lombardei, die von der Epidemie am stärksten betroffene Region, testet ab sofort 20.000 Personen. Kleinere Regionen mit weniger Infizierten werden ca. 4.000 Personen unter die Lupe nehmen. Die Tests werden ausschließlich einen wissenschaftlichen Zweck haben, versicherte Premier Giuseppe Conte vor dem Parlament. Die Resultate werden streng anonym bleiben und die Angaben der Beteiligten nicht veröffentlicht.Die Ergebnisse sollen für wissenschaftliche Studien verwendet und mit ähnlichen Analysen in anderen europäischen Ländern verglichen werden. Wer sich dem Test unterzieht, muss einige Fragen beantworten. Ihm wird auch das Ergebnis mitgeteilt. Sollte die Person positiv getestet werden, muss sie unter Heimquarantäne gestellt werden.Inzwischen bemüht sich Italien um einen Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Das auf Infektionskrankheiten spezialisierte römische Krankenhaus „Lazzaro Spallanzani“ startet im Juli die ersten Experimente mit Menschen. „Sollten die ersten Tests positiv ausfallen, werden wir ab 2021 beginnen, eine hohe Zahl gefährdeter Personen zu impfen“, sagte der Direktor des Krankenhauses, Francesco Vaia. Das römische Krankenhaus ist dabei, einen Flügel des Spitals einzurichten, in dem der Impfstoff an gesunden Freiwilligen getestet wird. Die Suche nach Freiwilligen, ca. 50 Personen, hat bereits begonnen. Der Impfstoff wurde von einem auf Biotechnologie spezialisierten römischen Unternehmen entwickelt. Die Region Latium, zu der Rom gehört, hat 5 Mio. Euro für das Spallanzani-Krankenhaus bereitgestellt. (APA)

Der burgenländische Soziallandesrat Christian Illedits ortet Handlungsbedarf bei der 24-Stunden-Betreuung. Klare Regelungen bei der Organisation und Durchführung seien notwendig, teilte er am Samstag in einer Aussendung mit. Dabei gehe es um verpflichtende Testungen der Betreuerinnen, unterschiedliche Einreisebestimmungen aus EU-Ländern und ungleiche Vorgehensweisen der Agenturen.Illedits verwies auch auf Beschwerden. So habe ihn am Freitagnachmittag ein E-Mail erreicht, in dem eine besorgte Angehörige ausführlich ihre Erlebnisse mit einer 24-Stunden-Betreuungsagentur schildere. Bei einer neuen Betreuerin für die 82-jährige Mutter der Verfasserin des Schreibens seien Sicherheits- und Einreisebestimmungen missachtet worden. Die Frau aus Rumänien sei mit einem Bus und weiteren 14 Betreuerinnen durch Ungarn befördert worden. Das Ersuchen um Testung sei aufgrund der nicht vorhandenen gesetzlichen Verpflichtung von der Agentur abgelehnt worden. Sollten sich diese Schilderungen bewahrheiten, „wovon leider auszugehen ist“, so der Landesrat, zeige dies den „dringend notwendigen Handlungsbedarf“. Dem Wunsch einer Testung der Betreuerin auf eine COVID-19-Erkrankung sei seitens des Krisenstabes des Landes nachgekommen worden. Der aktuelle Fall zeige, dass der gesamte 24-Stunden-Betreuungsbereich auf neue Beine gestellt werden müsse, sagte Illedits. Der Verdacht liege nahe, dass es „weitere solche Fälle in ganz Österreich“ gebe. (APA)

++ Update 22.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Wiener Forscher wollen Rolle von Blutdrucksenkern bei COVID-19 klären – USA gibt Geldspritze von 1,2 Mrd. Dollar für Impfstoff-Projekt von AstraZeneca – Dritte Stichprobenuntersuchung in Österreich startet nächste Woche – Sozialversicherung will Corona-Maßnahmen evaluieren – Anschobers Anfrage-Beantwortung zu Ischgl erfolgte ohne Kritik an Tiroler Behörden ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.360 (Mittwoch: 16.277) gestiegen, aktuell erkrankt sind 796 Personen (Mittwoch: 838), davon befinden sich 128 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 31 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 452 Fällen (Mittwoch: 471) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 137 (Mittwoch: ebenfalls 137) und der Steiermark mit 98 (Mittwoch: 112). Bisher wurden 390.488 Tests (+ 10.896 seit Mittwoch) durchgeführt, 15.005 Infizierte sind wieder genesen, 635 Todesfälle wurden gemeldet, 604 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Zahl der jemals offiziell mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist Donnerstagvormittag (MESZ) auf mehr als fünf Millionen gestiegen. Die Übersicht der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore wies um 10.00 Uhr 5.000.561 bisher mit dem Virus Infizierte aus. 328.191 Personen sind demnach daran verstorben, das sind gut 6,5 Prozent der Gesamtzahl. Die USA als Spitzenreiter der Statistik nähern sich mit mittlerweile 93.439 Todesfällen allmählich der Marke von 100.000, mehr als 1,55 Millionen Menschen in den Staaten haben sich infiziert. Russland folgt mit 308.705 Infektionen (2.972 Tote), dahinter das immer stärker betroffene Brasilien (291.579/18.859), Großbritannien (249.61/35.786), Spanien (232.555/27.888), Italien (227.364/32.330) und Frankreich (181.700/28.135).Österreich befindet sich in diesem Ranking mit mehr als 16.000 bisher Infizierten und mit Stand Mittwoch 633 Toten unter 188 Ländern mit zumindest einem Fall auf Rang 40. Gegen Ende März war Österreich mit seinen Fallzahlen weltweit noch um Rang elf und zwölf gelegen. (APA)

Medikamente gegen Bluthochdruck stehen im Verdacht, das Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung zu erhöhen. Wiener Mediziner wollen nun klären, ob das tatsächlich der Fall ist. Sie erhalten für eine klinische Studie 400.000 Euro aus der Corona-Akutförderung des Wissenschaftsfonds FWF – das erste Projekt aus dieser „Fast-Track-Schiene“ für Corona-relevante Forschung.Schon bald nach Beginn der Corona-Pandemie wurde diskutiert, ob Patienten, die Blutdrucksenker einnehmen, diese absetzen sollen; wovor Experten allerdings gewarnt hatten. Es wird auch vermutet, dass die hohe Zahl an älteren Menschen in Italien, die Blutdrucksenker einnehmen, mit ein Grund für die vielen schweren Krankheitsverläufe in dem Land waren.Wie der FWF am Freitag mitteilte, geht es in der Studie konkret um Wirkstoffe, die auf das sogenannte Renin-Angiotensin-System (RAS-Blocker) wirken. Zu diesem Hormonsystem gehört auch jener Rezeptor (ACE2), den das SARS-CoV-2-Virus nutzt, um in menschliche Zellen zu gelangen. „Mit der FWF-Förderung werden wir detailliert analysieren können, wie Corona das Renin-Angiotensin-System des Menschen beeinflusst. Wir erwarten erste Ergebnisse innerhalb weniger Wochen“, so Manfred Hecking von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien, der in dem Projekt mit Forschern des Kaiser-Franz-Josef-Spitals und der Wiener Biotech-Firma Attoquant Diagnostics kooperiert. Derzeit sei noch nicht klar, ob Blutdrucksenker tatsächlich zu schwereren Krankheitsverläufen führen oder ob es möglicherweise sogar eine positive Beeinflussung der Erkrankung gibt, so der Mediziner. (APA)

Die USA stecken bis zu 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Mrd. Euro) in die Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffes beim britischen Pharmakonzern AstraZeneca. Zugleich bestellt die Regierung in Washington 300 Millionen Dosen des Mittels vor, wie Gesundheitsminister Alex Azar am Donnerstag mitteilte. Er hoffe, dass die ersten Dosen des Impfstoffs, der zusammen mit der Universität Oxford entwickelt wird, bis Oktober zur Verfügung stehen. Die restliche Bestellung solle bis Anfang 2021 ausgeliefert werden. AstraZeneca betonte, dass es noch unsicher sei, ob der Impfstoff überhaupt wirke. Der Konzern warte noch auf Ergebnisse eines Tests im frühen Stadium in Südengland, bevor man sich mit der späten Versuchsphase befasse. Die USA wollen mit dem Geld AstraZeneca bei fortgeschrittenen klinischen Studien und anderen Entwicklungsaktivitäten unterstützen, etwa bei der Ausweitung der Produktion, um die Markteinführung des potenziellen Impfstoffs zu beschleunigen. Der US-Beitrag sieht zudem eine mögliche klinische Studie in den USA im Sommer vor, an der 30.000 Freiwillige teilnehmen sollen. AstraZeneca hat für den Erfolgsfall bereits eine Vereinbarung über die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen an die britische Regierung unterzeichnet. Der Konzern bekräftigte die Hoffnung, im September mit der Lieferung beginnen zu können.US-Präsident Donald Trump hatte erst kürzlich erklärt, dass die Vereinigten Staaten finanziell an 14 Projekten zur Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs beteiligt seien. So auch beim französischen Pharmakonzern Sanofi. In diesem Zusammenhang war es kürzlich zu einem Streit darüber gekommen, ob die USA bevorzugt einen Impfstoff bekommen könnten. Sanofi hatte erklärt, die US-Regierung habe das Recht auf die größte Vorbestellung, da sie das Risiko finanziell mittrage. Nach scharfer Kritik der französischen Regierung ruderte das Unternehmen zurück. Es werde sicherstellen, dass ein solches Mittel in allen Regionen der Welt zeitgleich verfügbar sei.Angesichts der schweren Folgen der Pandemie arbeiten mehr als 100 Projekte unter Hochdruck an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus, auch in Deutschland. Viele Experten rechnen damit, dass es 12 bis 18 Monate dauern kann, bis ein sicherer und wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht. (APA/Reuters)

Die Tests für die dritte repräsentative Stichprobenuntersuchung auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 starten kommende Woche. Im Auftrag des Wissenschaftsministeriums hat Statistik Austria dazu eine repräsentative Stichprobe von 3.500 Personen ab 16 Jahren ausgewählt, die derzeit verständigt und vom 27. bis 30. Mai getestet werden. Die Ergebnisse sollen Mitte Juni vorliegen. Es ist die dritte Studie zur Abschätzung der Dunkelziffer der Infizierten und gleichzeitig die mit der bisher größten Stichprobe. Ziel der COVID-19-Prävalenzstudie ist es, Aufschluss über die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 in der österreichischen Wohnbevölkerung zum Testzeitpunkt zu erhalten.

Dafür wurde in einem Zufallsverfahren eine Stichprobe von 3.500 Personen ab 16 Jahren aus dem Zentralen Melderegister gezogen. Sie erhalten in diesen Tagen ein Informationsschreiben und werden gebeten, bis 24. Mai einen Online-Fragebogen auszufüllen und dabei auch die Bereitschaft zur Teilnahme zu erklären. Personen ohne Internetzugang können diese Bereitschaft auch mittels SMS erklären und die Fragen telefonisch beantworten. Die Teilnahme erfolgt freiwillig, es ist nicht möglich, sich aktiv für die Teilnahme an der Studie zu melden, betont man seitens Statistik Austria. Die Tests werden von Mitarbeitern des ÖRK durchgeführt. Dabei werden Abstriche gemacht und die Proben mittels PCR-Test von der Medizinischen Universität Wien ausgewertet. Für das Erstellen der Statistik werden alle Ergebnisse ausschließlich anonym verarbeitet und gespeichert. Den Studienteilnehmern wird aber das Ergebnis ihres Coronavirus-Tests mitgeteilt. Erste Ergebnisse der Studie sollen Mitte Juni vorliegen. Bei der Online- bzw. telefonischen Befragung werden neben soziodemographischen

Merkmalen Informationen zu Gesundheitszustand, gesundheitlichen Risikofaktoren, chronischen Krankheiten, potenziellen COVID-19-Symptomen, einer COVID-19-Diagnose bzw. Betroffenheit im Familien- und Bekanntenkreis, sozialen Kontakten, subjektiver Risikowahrnehmung und subjektiver Bewertung der Coronavirus-Maßnahmen eingeholt.Die erste Dunkelziffer-Studie (Stichprobengröße: 2.000) hatte Anfang April noch eine maximale Dunkelziffer von rund 60.000 Infizierten in der Bevölkerung über 16 Jahren ausgewiesen. Den Ergebnissen der zweiten derartigen Untersuchung (Stichprobengröße 2.800) zufolge gab es Ende April höchstens 11.000 COVID-19-Infizierte zusätzlich zu den Erkrankten in Spitälern. (APA)

Nachdem die Sozialversicherung in der Akutphase der Corona-Krise Maßnahmen wie das E-Rezept, die E-Ordination und partielles Aussetzen der Bewilligungspflicht implementiert hat, sollen diese nun evaluiert und weiterentwickelt werden. Man müsse sich ansehen, wie alltagstauglich und sinnvoll diese Maßnahmen seien, so Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, am Freitag.In einer Aussendung sprach er von einem Innovationsschub. „Die Corona-Krise hat eindrucksvoll die Kraft und die Möglichkeiten der Digitalisierung aufgezeigt“, meinte er: „Darauf lässt sich eine zeitgemäße, kundenorientierte Interaktion aufbauen.“ Das Zusammenspiel moderner digitaler Services mit individueller Beratung werde das künftige Kundenservice bestimmen. Er betonte auch, dass die Definition und zielgerichtete Information der Risikogruppen einzig aufgrund der vorhandenen Daten der Sozialversicherung möglich gewesen sei. „Daten können Leben retten“, so Lehners Fazit.Anfang der Woche hatte bereits der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer, erklärt, dass die Möglichkeit, ein Rezept auch elektronisch zu übermitteln, auch nach Abklingen des Coronavirus bestehen bleiben könnte. (APA)

Nach einer von der SPÖ an Gesundheitsminister Rudolf Anschober gerichteten parlamentarischen Anfrage zu Ischgl ist die Beantwortung ohne Kritik am Vorgehen der Tiroler Behörden ausgefallen. Die Behörden hätten den Krisenstab im Innenministerium ab dem 6. März „über den spezifischen Fortgang der Erhebungen zu Ischgl informiert“, hieß es etwa in der Beantwortung, die der APA vorlag. Persönlich informiert wurde Anschober von Tirols Landeshauptmann Günther Platter über die Situation in Ischgl erstmals am 6. März „bei einer zufälligen Begegnung am Flughafen Schwechat“. Die erste Information der isländischen Behörden über Ischgl sei am 4. März um 21.35 Uhr im Ministerium eingegangen. Am 5. März sei man über die Hotels informiert wurden, in denen die infizierten Isländer nächtigten. Anschober führte gegenüber Antragstellerin Julia Herr (SPÖ) aus, dass die Einschätzung anderer Staaten über die Tiroler Situation, die ins sogenannte Early Warning & Response System (EWRS) eingingen, vom Gesundheitsministerium und den Tiroler Behörden „ernst genommen“ wurden. Den Informationen sei unverzüglich nachgegangen worden.Zudem war in der Anfragebeantwortung keine Rede von einer Missachtung eines Erlasses des Gesundheitsministeriums, was die Testung von Kontaktpersonen in Ischgl betrifft. Das Nachrichtenmagazin „profil“ hatte am vergangenen Wochenende berichtet, dass das Land bzw. die zuständige BH Landeck einen Erlass von Ende Februar missachtet haben soll, wonach alle engen Kontaktpersonen von Corona-Infizierten per Bescheid für 14 Tage in Heimquarantäne zu schicken sind. Anschober nahm auf diesen Erlass zur Vorgangsweise bei Verdachtsfällen und Kontaktpersonen Bezug und hielt fest: „Auf Basis dieser Erlässe sowie des Epidemiegesetzes veranlassten die Tiroler Behörden ab 6. März die Testung von symptomatischen Personen, die Kategorisierung von Kontaktpersonen sowie deren Absonderung in Ischgl“. Auch die Vorgangsweise bezüglich der Ischgler Bar „Kitzloch“, in der ein Barkeeper am 7. März positiv getestet worden war, wurde vom Minister nicht beanstandet: „Dieses Vorgehen entsprach der damaligen Test- und Kontaktpersonen-Management-Strategie“. (APA)

++ Update 20.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Weltärztepräsident für allgemeine Corona-Impfpflicht – Streit um Impfstoff: Sanofi-Spitzenmanager bei Macron – Volksanwaltschaft rechnet mit Flut an Corona-Beschwerden ++

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.277 (gestern: 16.240) gestiegen, aktuell erkrankt sind 838Personen (gestern: 1.011), davon befinden sich 137 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 37 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 471 Fällen (gestern: 606) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 137 (gestern: 171) und der Steiermark mit 112 (gestern: 120). Bisher wurden 379.592 Tests (+ 7.157 seit gestern) durchgeführt, 14.882 Infizierte sind wieder genesen, 633 Todesfälle wurden gemeldet, 600 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat eine allgemeine Impfpflicht zum Schutz gegen das neuartige Coronavirus gefordert. Wenn künftig ein Serum gegen das Virus zur Verfügung stehe und sich manche Bürger dann der Impfung verweigerten, stellten sie ein hohes Risiko für ihre Mitbürger dar, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden könnten, warnte Montgomery.„Wir müssen deshalb möglichst viele Menschen impfen“, sagte der Präsident des Weltärztebundes den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Montgomery warnte nun auch davor, die weltweite Verteilung des Impfstoffes dem freien Markt zu überlassen. Um die Weltbevölkerung zu schützen, würden sieben Milliarden Impfdosen benötigt: „Das darf nicht der freie Markt regeln. Dazu brauchen wir eine internationale Regelung.“ (APA/ag.)

Nach Irritationen über den künftigen Corona-Impfstoff und eine mögliche Bevorzugung der USA hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zwei Spitzenvertreter des Pharmakonzerns Sanofi empfangen. Bei dem rund 45-minütigen Treffen waren Generaldirektor Paul Hudson, Präsident Serge Weinberg und auch Frankreich-Chef Olivier Bogillot dabei, wie Kreise des Élyséepalastes am Dienstag in Paris bestätigten.In dem Gespräch sei es primär um den Entwicklungsstand eines Impfstoffes gegangen, hieß es. Die Sanofi-Chefs teilten demnach die Forderung Macrons, dass das Impfmittel ein globales öffentliches Gut sein müsse. Auch in der Ansicht, dass Europa eine stärkere Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich brauche, stimme man überein. (APA/dpa)

Die zahlreichen Corona-Schutzmaßnahmen sorgen auch bei der Volksanwaltschaft für ein erhöhtes Beschwerdeaufkommen. Obwohl die Volksanwälte während des Lockdowns nur eingeschränkt Beschwerden entgegennehmen durften, sind bisher 281 Fälle eingelangt und man rechnet mit einem „erheblichen Anstieg“, wie Volksanwalt Werner Amon bei der Präsentation des Jahresberichts sagte.Die Beschwerden betrafen alle Bereiche: Strafen und Anzeigen, den Härtefonds, die Quarantänebestimmungen, die Ein- und Ausreisen und vieles mehr. Die drei Volksanwälte Werner Amon, Bernhard Achitz und Walter Rosenkranz haben in der Coronakrise „auch unter besonderen Bedingungen gearbeitet“. Es habe keine Sprechtage gegeben, Besuche im Haus in der Wiener Innenstadt waren nicht erlaubt, schilderte Amon. Gleichzeitig durften auch sie keine Alten- und Pflegeheime, Jugend- und Kindereinrichtungen sowie Justizanstalten und Polizeianhaltezentren besuchen, ergänzte Achitz und kritisierte, dass das Gesundheitsministerium bis heute keine Richtlinien vorgegeben habe, unter denen man wieder Kontrollen in diesen Einrichtungen durchführen dürfe.Die Beschwerden bezüglich Covid19 betreffen die Anwendung von Verordnungen des Gesundheitsministers, Besuchsverbote in Alters- und Pflegeheime, Ausgehverbote, die Quarantänebestimmungen sowie die Ein- und Ausreisebestimmungen. Was Strafen von Polizei, Magistrats- und Bezirksverwaltungsbehörden betrifft, sei die Volksanwaltschaft erst dann zuständig, wenn alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind, erklärte Achitz. Bei diesbezüglichen Beschwerden rate man daher den Bürgern, zuerst die Rechtsmittel auszuschöpfen.Laut Rosenkranz betreffen die Hälfte der bisherigen Corona-Beschwerden die Polizei, den Härtefonds, Schulen, Kindergärten und den Verkehr. Er berichte, dass man „nicht ganz untätig war in Corona-Zeiten“ und sich etwa über die Infektionszahlen in Polizeianhaltezentren informiert habe. Dort habe es keine einzige Infektion gegeben, in Bundesbetreuungsstellen des Innenministeriums habe es 14 Infektionen gegeben. Davon seien 13 Personen wieder genesen, eine Frau mit Krebs-Vorerkrankung sei verstorben.Auffällig sind laut Rosenkranz vermehrte Beschwerden über die scharfen Kontrollen von österreichischen Staatsbürgern bei der Einreise ins Land. Er kritisierte zudem, dass es bis heute keine Handlungsanleitungen für Polizisten auf der Straße, die einer enorme Belastung ausgesetzt seien, gebe. Die Beamten wüssten oft nicht, was sie tun dürfen und nicht. Als Beispiel nannte er den Fall einer Frau in Judenburg, bei der die Polizei eine Kontrolle der Einkaufstasche nach Verlassen eines Lebensmittelgeschäftes durchgeführt habe.Amon und Achitz betonten, dass die Situation in Hinblick auf die Einhaltung der Menschenrechte schwierig sei, man aber trotz Lockdown ein „scharfes Auge auf Einhaltung der Menschenrechte“ habe. (APA)

++ Update 19.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Bereits mehr als 90.000 Todesopfer in den USA, 300.000 Infizierte in Russland – China stellt im Kampf gegen Corona 2 Mrd. US-Dollar bereit – Trump droht WHO mit endgültigem Zahlungsstopp –Chinesische Wissenschafter entwickeln vielversprechendes Medikament auf Basis von Antikörpern – Wiener „Gurgelmethode“ soll Probenentnahme erleichtern

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.240 (gestern: 16.191) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.011 Personen (gestern: 1.026), davon befinden sich 143 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 39 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 606 Fällen (gestern: 596) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 171 (gestern: ebenfalls 171) und der Steiermark mit 120 (gestern: 132). Bisher wurden 372.435 Tests (+ 6.366 seit gestern) durchgeführt, 14.678 Infizierte sind wieder genesen, 632 Todesfälle wurden gemeldet, 599 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind in den USA nach Angaben von Wissenschaftlern mehr als 90.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus ums Leben gekommen. Das ging am Montagabend (Ortszeit) aus den Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor. Die Zahl der bestätigten Infektionen in den USA lag der Uni zufolge bei mehr als 1,5 Millionen. Weltweit sind mehr als 4,7 Millionen Fälle bekannt.

Noch vor wenigen Wochen war das Institut IHME der Universität Washington in Seattle davon ausgegangen, dass sich die Opferzahl im Hochsommer bei etwa 90.000 stabilisieren würde. Mittlerweile gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Zahl der Toten in den USA bis Ende des Monats auf rund 110.000 Tote ansteigen könnte. Erst ab Ende Juli könnte sich die Opferzahl dann bei rund 145.000 stabilisieren. Das Modell wird immer wieder aktualisiert, auch weil es vielerorts in den USA Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen gibt. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat das IHME-Modell mehrfach für ihre eigenen Prognosen herangezogen. Die Webseite der Forscher der Johns-Hopkins-Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand bestätigter Infektionen als die offiziellen Zahlen der WHO und der US-Gesundheitsbehörde CDC. In manchen Fällen wurden die Zahlen der Universität zuletzt allerdings auch wieder nach unten korrigiert. (APA/dpa)

In Russland sind nach offiziellen Angaben inzwischen rund 300.000 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. In den vergangenen 24 Stunden sei die Zahl der landesweiten Corona-Fälle um 9.263 auf 299.941 gestiegen, teilten die Gesundheitsbehörden am Dienstag mit. Die Zahl der Todesopfer habe sich um 115 auf 2.837 erhöht.

Russland steht bei den Infektionen inzwischen weltweit an zweiter Stelle hinter den USA. Die Zahl der Corona-Toten in Russland liegt im internationalen Vergleich sehr niedrig. Kritiker werfen den russischen Behörden allerdings vor, Todesfälle durch das Virus zu verschleiern. Die russischen Behörden bestreiten dies.

Unterdessen nahm Russlands Regierungschef Michail Mischustin nach seiner überstandenen Corona-Infektion wieder seine Amtsgeschäfte auf. Präsident Wladimir Putin ordnete nach Angaben des Kremls am Dienstag an, dass der Ministerpräsident wieder die Verantwortung für die Regierungsgeschäfte übernehme. Mischustin hatte sich am 30. April in Quarantäne begeben und ließ sich seitdem von Vize-Ministerpräsident Andrei Belousow vertreten. (APA/AFP)

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie stellt China zwei Milliarden Dollar (1,85 Mrd. Euro) bereit. Der chinesische Staatschef Xi Jinping sagte am Montag in einer Videobotschaft zum Auftakt des Jahrestreffens der Weltgesundheitsversammlung (WHA) in Genf, sein Land sei „immer“ transparent im Umgang mit der Pandemie gewesen. Sollte China einen Impfstoff gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln, werde dieser weltweit zur Verfügung gestellt werden, versprach der chinesische Präsident. Xi sprach zum Beginn der WHA, die eines der Hauptorgane der WHO ist. Die Jahrestagung der 194 WHO-Mitgliedstaaten findet wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr erstmals virtuell statt. Hauptthema der auf zwei Tage verkürzten Konferenz ist die globale Antwort auf die Ausbreitung des neuartigen Erregers, an dessen Folgen bereits mehr als 310.000 Menschen gestorben sind.In der chinesischen Provinz Wuhan war das neuartige Coronavirus im Dezember erstmals bei Menschen festgestellt worden. Vor allem die US-Regierung unter Präsident Donald Trump macht China schwere Vorwürfe. Nach Darstellung Washingtons hätten weltweit viele Tote vermieden werden können, wenn die Führung in Peking transparenter mit dem Ausbruch der Krankheit umgegangen wäre. (APA/AFP)

US-Präsident Donald Trump hat der WHO mit einem endgültigen Zahlungsstopp gedroht. Sollte sich die WHO binnen 30 Tagen nicht zu „wesentlichen Verbesserungen“ verpflichten, werde er zudem die Mitgliedschaft der USA in der Organisation überdenken, heißt es in einem Schreiben an WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus, das Trump am Montagabend auf Twitter veröffentlichte. Kurz zuvor bezeichnete Trump die WHO als „Marionette“ Chinas. China für seinen Teil sollte für die Ausbreitung des Coronavirus zur Rechenschaft gezogen werden. Das Land habe der Welt schwer geschadet, indem die Ausbreitung des Virus nicht gestoppt worden sei. „Die ganze Welt wurde infiziert.“ Trump wirft der WHO seit Wochen „Missmanagement“ in der Coronakrise sowie Einseitigkeit zugunsten Chinas vor. Die USA sind der größte Beitragszahler der WHO. Die US-Zahlungen an die UNO-Unterorganisation belaufen sich laut Trump auf rund 450 Millionen Dollar (412 Millionen Euro) jährlich.

Derzeit findet die Jahrestagung der WHO-Mitgliedstaaten (WHA) statt, die wegen der Pandemie per digitaler Kommunikation abgehalten wird. Auch bei der Tagung griffen die USA die Organisation frontal an. (APA/dpa/AFP)

Chinesische Wissenschafter haben nach eigenen Angaben ein vielversprechendes Medikament gegen das neuartige Coronavirus entwickelt. Das Mittel auf der Grundlage von Antikörpern sei bereits erfolgreich an Tieren getestet worden, teilten die Forscher von der renommierten Peking-Universität mit. Es könnte demnach bei der Behandlung von Infizierten eingesetzt werden und deren Genesung beschleunigen, aber auch kurzfristig vor einer erneuten Ansteckung schützen. Das Mittel basiert auf Antikörpern, die die Forscher aus dem Blut von 60 Menschen gewonnen haben, die die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bereits durchgemacht haben. Diese Antikörper wurden infizierten Mäusen injiziert – nach fünf Tagen sei die Viruslast bei den Versuchstieren um den Faktor 2.500 zurückgegangen, sagte der Leiter des Pekinger Innovationszentrums für Genetik, Sunney Xie. Er hofft nun, aus den Antikörpern ein „hoch spezialisiertes Arzneimittel“ herzustellen, „das die Pandemie stoppen würde“.Die Wissenschafter, die ihre Forschungsergebnisse bereits im Fachmagazin „Cell“ veröffentlicht haben, hoffen darauf, dass das fertige Medikament schon Ende des Jahres zur Verfügung stehen könnte – und damit noch vor der erwarteten zweiten Infektionswelle im Winter. Eine klinische Studie ist nach Angaben von Xie bereits in Vorbereitung. Weil die Zahl der akut Erkrankten in China mittlerweile zu gering sei, werde das Medikament an Patienten in Australien und anderen Ländern getestet. (APA/AFP)

Die Entnahme eines Nasen-Rachen-Abstriches für den PCR-Test zum Nachweis des Erbguts des SARS-CoV-2-Virus mittels Wattestäbchen über die Nase kann eine unangenehme bis schmerzhafte Angelegenheit sein. Wiener Forscher verfolgen mit der „Gurgelmethode“ eine Alternative. Tests zeigen nun, dass diese ebenso verlässlich funktioniert. Rund eine Minute gurgeln mit einer Lösung genügt, um eine Probe zu gewinnen, in der Tests das neuartige Coronavirus nachweisen können. In mehreren Versuchen haben Forscher von der „Vienna COVID-19 Diagnostics Initiative“ (VCDI) – einem Zusammenschluss von 21 Wiener Forschungsinstituten unter Leitung von Alwin Köhler von den Max Perutz Labs der Uni Wien und der Medizin-Uni Wien – bisher „keinen Nachteil“ gegenüber dem Nasen-Rachen-Abstrich entdeckt, wie der Molekularbiologe Michael Wagner im Gespräch mit der APA erklärte.Entwickelt wurde der Ansatz von einem Team rund um Johannes Zuber vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Das Verfahren der VCDI wird über eine in Eigeninitiative entstandene Test-Pipeline am Vienna BioCenter in Wien-Erdberg abgewickelt, in der aktuell rund 2.000 PCR-Tests pro Tag durchgeführt werden können. Beteiligt sind unter anderen Institute der Universität Wien, der MedUni Wien, der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität für Bodenkultur. Das Ziel der Forscher ist es auch, Forschung und Entwicklung in Richtung „smartere Tests“ zu betreiben, wie Wagner erklärte.Die „Gurgelmethode“ eröffne neue Möglichkeiten zu Proben-Entnahme, zeigte sich der Professor für Mikrobielle Ökologie an der Universität Wien überzeugt. So können die Proben beispielsweise zu Hause selbst gewonnen werden. Vorstellbar ist, ein Päckchen mit allen für das Gurgeln notwendigen Dingen zu erhalten – die Probe wird verpackt, an einer Sammelstelle eingeworfen und dem Labor zur Untersuchung weitergeleitet. Zu beachten sei dabei, dass beim Gurgeln Aerosole – sprich kleine Tröpfchen – entstehen können, durch die das Virus potenziell übertragen werden kann. „Das heißt, man sollte zum Beispiel nicht in der Arbeit neben dem Kollegen, sondern eher alleine zu Hause oder im Freien gurgeln“, sagt Wagner. Bei der Gurgelflüssigkeit habe man es mit einer homogenen Lösung zu tun, in der sich das Virus auch länger nachweisen lässt. Man könnte sich daher vorstellen, dass etwa Personen in exponierten Berufen im Zeitverlauf immer wieder die eigenen, codierten Proben einfach im Becher selbst zum Testen bringen. Wagner: „Jeder, der gurgeln kann, kann diese Beprobung machen.“ Das gilt auch für Kinder ab einem gewissen Alter, für die die Entnahme von Nasen-Rachen-Abstrichen besonders unangenehm ist. Der Ansatz sei zwar „keine Raketenwissenschaft“, aber „eine wichtige Ergänzung, vor allem für regelmäßige Testungen“ und Gruppen, bei denen man sonst auf Ressentiments oder andere Hindernisse trifft.Im Rahmen der VCDI arbeite man außerdem gerade an neuen Methoden, um Arbeitsschritte beim Testen zu automatisieren, um so die Kapazitäten hochzuschrauben. Die Einrichtung könnte in absehbarer Zeit bis zu 4.000 Überprüfungen am Tag schaffen. „Wir sehen uns aber nicht als Konkurrenz für kommerzielle Anbieter“, betonte Wagner. Die Infrastruktur sei eher für Testungen unter Risikogruppen, im Bildungssystem oder bei Forschungsprojekten gedacht. (APA)

++ Update 18.05.2020 – Aktuelle Zahlen – WHO untersucht möglichen Zusammenhang zwischen Corona und multi-entzündlichem Syndrom bei Kindern (MIS-C) – Anschober zieht Bilanz zwei Monate nach Beginn des Lockdowns – Vermehrtes Auftreten von Infektionen bei Leiharbeitern in Wien und NÖ – AGES-Expertin zu Clusteranalysen und Contact Tracing – Vienna Insurance Group investiert in Penninger-Firma Apeiron

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.191 (Freitag: 16.047) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.026 Personen (Freitag: 1.009), davon befinden sich 151 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 45 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 596 Fällen (Freitag: 566) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 171 (Freitag: 165) und der Steiermark mit 132 (Freitag: 137). Bisher wurden 366.069 Tests (+ 14.718 seit Freitag) durchgeführt, 14.614 Infizierte sind wieder genesen, 629 Todesfälle wurden gemeldet, 597 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Weltgesundheitsorganisation untersucht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem neuartigen Coronavirus und einer seltenen entzündlichen Erkrankung bei Kindern. Es gebe erste Berichte darüber, dass jüngste Fälle der Kinderkrankheit mit SARS-CoV-2 in Verbindung stünden, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag. Er forderte Mediziner in aller Welt dazu auf, mit der WHO und den nationalen Gesundheitsbehörden zusammenzuarbeiten, um das Syndrom „besser zu verstehen“. Erstmals hatten Ärzte in Großbritannien im April auf das multi-entzündliche Syndrom bei Kindern (MIS-C) hingewiesen, das Ähnlichkeiten mit dem seltenen Kawasaki-Syndrom aufweist. Inzwischen wurde es auch bei mehr als hundert Kindern in New York nachgewiesen, drei von ihnen starben. Am Freitag meldete ein Krankenhaus im französischen Marseille den ersten Todesfall durch das Syndrom in Frankreich. Ein Neunjähriger sei infolge „neurologischer Schäden im Zusammenhang mit einem Herzstillstand“ gestorben, sagte der zuständige Arzt Fabrice Michel. Insgesamt wurden aus Frankreich seit Anfang März 135 Fälle des Syndroms gemeldet. Die Patienten waren zwischen einem und 14 Jahre alt. Je ein Fall einer solchen schweren Entzündung bei Kindern im Kontext mit COVID-19 trat auch in Österreich in Graz und in Wien auf, berichtete Volker Strenger von der Universitäts-Kinderklinik in Graz der APA. Beide Patienten sind bereits wieder aus den Krankenhäusern entlassen, der Bub in Graz war zuvor neun Tage auf der Intensivstation.WHO-Chef Ghebreyesus betonte, es sei von höchster Wichtigkeit, das Syndrom genau zu beschreiben, die Auslöser der Krankheit zu ergründen und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC forderte Krankenhäuser, in denen Minderjährige mit Symptomen von MIS-C behandelt werden auf, die Fälle zu melden. Die CDC-Experten ersuchte Ärzte, bei Todesfällen von Kindern, die nachweislich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert waren, eine MIS-C-Erkrankung zu erwägen. Es sei bisher aber nicht gesichert, dass das Syndrom nur bei Kindern auftreten könne.

Zu den bekannten Symptomen von MIS-C zählen Fieber, Entzündungen an mehreren Organen sowie eine bestätigte Coronavirus-Infektion. Einige Ärzte verglichen das Krankheitsbild mit dem Kawasaki-Syndrom, das Entzündungen der Blutgefäße hervorruft und zu extrem schmerzhaften Schwellungen am ganzen Körper führt.

Der Kinderarzt Sunil Sood an der Cohen-Kinderklinik in New York sagte, rund die Hälfte der jungen Patienten mit MIS-C in seiner Klinik hätten wegen Herzmuskelentzündungen auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Bei anderen Kindern habe die Krankheit dagegen einen milden Verlauf genommen. In den meisten Fällen sei das Syndrom vier bis sechs Wochen nach einer Coronavirus-Infektion aufgetreten. In der Regel hatten die Kinder demnach bereits Antikörper gegen den Erreger SARS-CoV-2 entwickelt. Sood sprach von einer „verspäteten und übersteigerten Immunabwehrreaktion“ des Körpers.Bisher wurden Fälle des mysteriösen Syndroms nur aus Europa und Nordamerika gemeldet. In Asien wurden dagegen noch keine MIS-C-Fälle registriert. Einige Mediziner vertreten die These, dass manche Bevölkerungsgruppen genetisch anfälliger für das Syndrom seien als andere, sagte Sood. Wissenschaftlich belegt sei diese Theorie jedoch nicht. (APA/AFP)

Vor genau zwei Monaten, am 16. März, hat das COVID-19-Maßnahmengesetz Rechtskraft erlangt – es galten Ausgangsbeschränkungen, Handel, Dienstleister, Gastronomie sowie Freizeit- und Sportbetriebe mussten zusperren. „Zwei Monate danach sind wir konstant unter einem Prozent Neuinfektionen pro Tag“, zog Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Samstag eine Zwischenbilanz. „Stabil sind seit Wochen mit ganz wenigen Ausnahmen täglich mehr Menschen genesen als erkrankt gemeldet. Und in etlichen Bezirken Österreichs gibt es pro 100.000 Einwohner bereits seit Tagen keine Neuerkrankungen mehr“, so der Ressortchef. „Die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt“ hätten dank der konsequenten Umsetzung durch die Bevölkerung „hervorragend gewirkt“. „Jede und jeder ist seit Wochen ein Teil der Lösung“, bedankte sich Anschober.Die aktuelle zweite Phase im Kampf gegen SARS-CoV-2 mit der etappenweisen Öffnung sei besonders schwierig, betonte der Ressortchef. Der erste Schritt am 14. April, als kleine Geschäfte, Baumärkte und Gartencenter aufsperren durften, und der zweite Schritt am 1. Mai mit dem Ende der Ausgangsbeschränkungen und dem Öffnen aller weiteren Geschäfte sowie des Großteils der Dienstleistungen führten zu keiner neuerlichen Zunahme der Erkrankungen. Am Freitag wurde daher der dritte Schritt mit der Gastronomie und den ersten Kultureinrichtungen gesetzt, am Montag folgen die Schulen, per 29. Mai unter anderem Beherbergungsbetriebe, Freibäder und weitere Teile des Kulturbereichs.In der ersten Junihälfte werde eine vertiefende wissenschaftliche Evaluierung des Verlaufs der Pandemie in Österreich durchgeführt. Die Ergebnisse werden zeigen, „ob wir das Tempo bei den Öffnungen erhöhen können“, kündigte Anschober an. „Das Ziel bleibt, Österreich mit ruhiger Hand durch die schwerste Pandemie seit Jahrzehnten zu führen. Bisher sind wir dabei auf einem sehr guten Weg.“ (APA)

Wien nimmt nach dem gehäuften Auftreten von Coronavirus-Infektionen bei Leiharbeitern nun verstärkt deren Arbeitgeber nun verstärkt deren Arbeitgeber ins Visier. Dort soll verstärkt getestet werden. Auch Auftraggeber derartiger Unternehmer, also Firmen, die Leiharbeiter beschäftigen, werden intensiver untersucht. Das Innenministerium hat am Sonntag dabei einmal mehr Unterstützung angeboten.Bei einem aktuellen größeren Cluster wurden Verbindungen zwischen Leiharbeitsfirmen und Post-Verteilungszentren in Wien und Niederösterreich registriert. Auch die Fälle in einem Flüchtlingsheim in Erdberg sollen damit in Zusammenhang stehen, da dortige Bewohner bei den Firmen beschäftigt waren. Laut dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker dürfte Erdberg aber nicht der Ausgangspunkt der Infektionskette sein. Im Büro des Stadtrats wurde am Sonntag auf APA-Anfrage bekräftigt, dass nun verstärkt Tests bei Leiharbeitsfirmen geplant sind – und zwar nicht nur bei jener, die im Zentrum der aktuellen Fälle steht. Unternehmen, die auf Leiharbeiter zurückgreifen, stehen nun ebenfalls verstärkt im Fokus, wie betont wurde. Laut Rathaus ist vor allem problematisch, dass Leiharbeiter kein Geld erhalten, wenn sie krank werden. Darum würden viele trotz einer Infektion in die Arbeit kommen.Innenminister Karl Nehammer bot der Stadt am Sonntag erneut verstärkte Zusammenarbeit an: „Dieser dramatische Fall zeigt, dass es mehr braucht, als bisher getan wurde. Ich habe dem Wiener Bürgermeister mehrmals Hilfe beim Containment angeboten, um das Virus einzugrenzen. Spätestens jetzt wäre es Zeit, diese anzunehmen. Wir müssen jetzt zusammenhelfen“, betonte er in einer Mitteilung. Ihm gehe es um die Information der Infizierten und Verdachtsfälle sowie die Überwachung der Quarantäne-Maßnahmen etwa bei Flüchtlingen, sagte er. „Es reicht nicht aus, Migranten einfach nur einen Zettel in die Hand zu drücken, um sie als Verdachtsfall zu informieren. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Quarantäne dann überhaupt eingehalten wird. Auch hier kann ich der Stadt Wien erneut anbieten, seitens der Polizei zu unterstützen.“ Im Wiener Rathaus wurde auf APA-Anfrage am Sonntag jedoch einmal mehr betont, dass man die Unterstützung der Exekutive als nicht nötig erachte.Mit harscher Kritik meldete sich am Sonntag die Rathaus-Opposition. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp sprach dabei von „Corona-Asylanten“: „Jetzt ist klar geworden, dass die neue Coronavirus-Welle im Asyl-Quartier seinen Ursprung hat und von dort in zwei Post-Verteilerzentren und einen Kindergarten geschwappt ist.“ Jetzt müsse unter anderem geklärt werden, wie es zu den Ansteckungen in den Post-Verteilzentren gekommen sei – und warum die „infizierten Asylanten“ nicht in Quarantäne gesperrt worden seien, forderte er. Der nicht amtsführende ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch forderte Gesundheitsstadtrat Hacker auf, endlich „aktiv gegenzusteuern“. Der Stadtrat, so befand er in einer Aussendung, habe die Coronakrise nämlich „noch nie richtig ernst genommen“. (APA)

Damit es nach der Lockerung der Maßnahmen gegen das neuartige Coronavirus nicht zur unkontrollierten „zweiten Welle“ kommt, setzen die österreichischen Behörden auf Clusteranalysen und Contact Tracing. Weil Infizierte schon vor dem Beginn von Symptomen andere anstecken können, ist die Zeitspanne, einen angesteckten Menschen zu finden, kurz.

„Ist das serielle Intervall – wie bei COVID-19 – kürzer als die mittlere Inkubationszeit, stecken Infizierte weitere Menschen schon vor dem Ausbruch der Symptome an. Diesen kurzen Zeitraum hat man also Zeit, den angesteckten Menschen zu finden und zu quarantänisieren, damit weitere Übertragungen verhindert werden können“, erläuterte Daniela Schmid, Leiterin der Abteilung Infektionsepidemiologie der AGES. „Wir nehmen zwei Tage vor Beginn der Symptome als Start der Suche nach Kontakten, da es nachgewiesen präsymptomatische Übertragungen gibt.“ Die Expertin wurde vom Science Media Center Germany (SMC) zu Clusteranalysen befragt. Das serielle Intervall meint die Zeit vom Beginn der Erkrankung einer Person bis zum Beginn der Erkrankung einer weiteren von ihr infizierten Person in einer Infektionskette. „Ein Cluster ist nach Definition der WHO eine Häufung an Fällen nach Zeit oder Ort beziehungsweise eine Häufung von Fällen, die sich durch eine gemeinsame Exposition auszeichnen, beispielsweise eine gemeinsame Reise, der Besuch einer Party oder eines Kochkurses“, erklärte Schmid weiter. Das Auffinden eines Clusters läuft so ab: „Durch rasche PCR-Tests können wir einen neuen Infektionsfall feststellen, von dem aus wir dann mit klassischem Case and Contact Tracing die weitere Analyse starten. Wir suchen also bis zu 14 Tage – der maximalen Inkubationszeit – rückwärts nach einem Kontakt, bei dem sich der Fall angesteckt haben kann, dem Primärfall. Vom Erkrankungsdatum des Indexfalls aus suchen wir dann auch wiederum zwei Tage rückwärts und bis zur Isolation des Falls nach weiteren Kontakten, die der identifizierte Fall angesteckt haben könnte. Das sind Menschen, die kumulativ mehr als 15 Minuten engen Kontakt hatten, die eine Tröpfchenübertragung möglich gemacht hätte.“ Die Kürze des seriellen Intervalls bei SARS-CoV-2 mache das Virus so tückisch: „Ich habe einfach wenig Zeit, die Kontakte in den Folgegenerationen ausfindig zu machen, bevor sie selbst zum Fall und damit zum Spreader werden“, so die Expertin laut SMC.

Beim Contact Tracing werden Fälle und Kontakte mithilfe eines standardisierten Fragebogens befragt, wann sie Symptome entwickelt haben und welche. Der Erkenntnisgewinn hängt dabei einerseits von der Erinnerung an das Erkrankungsdatum ab. „Andererseits haben sich aber auch im Zeitverlauf die abzufragenden Symptome verändert. Zu Beginn waren das vor allem trockener Husten und Fieber, mit der Zeit sind Geruchs- und Geschmackslosigkeit hinzugekommen, die vielleicht sogar früher auftreten. Somit haben wir zu Beginn die Dauer der Erkrankung unterschätzt und andere Kontaktpersonen verfehlt“, berichtete Schmid. Schwer tun sich viele Menschen auch damit, sich zu erinnern, welchen Aktivitäten sie nachgegangen sind, wo Kontakte stattgefunden haben können. Vor dem Lockdown sei das noch ein viel größeres Problem gewesen. „Hier in Österreich möchte die Regierung am liebsten, dass ab sofort jeder kleinste Ausschlag in den Fallzahlen erfasst wird und einer Transmissionskette zugeordnet wird“, zitierte SMC die Epidemiologin. „Deutschland wird dabei ein bisschen als Vorbild angebracht mit seinen speziellen Scouts für das Contact Tracing. Ein solches Konzept ist in der hiesigen Struktur kaum möglich.“ Man müsse die lokalen Gesundheitsstrukturen „da stärker unterstützen“, zudem werde man nie in der Lage sein, „jeden einzelnen Fall retrospektiv einer Häufung zuzuordnen“. Je geringer das Niveau der aktuellen Fallzahlen wird, desto eher könne man aber Fälle auch kleinen Clustern zuordnen. (APA)

Die Vienna Insurance Group (VIG) will in die Entwicklung eines Wirkstoffs gegen das Coronavirus investieren. Österreichs größter Versicherungskonzern plant, Ende Mai über eine Kapitalerhöhung bei der vom Genetiker Josef Penninger gegründeten Wiener Firma Apeiron einzusteigen, berichtetet der „Kurier“ (Samstagsausgabe). Am Donnerstag beschloss der Aufsichtsrat der Apeiron Biologics AG eine Kapitalerhöhung über 12 Mio. Euro für die Finanzierung einer Corona-Studie. Größter Investor mit sieben Mio. Euro soll die VIG sein, der Rest wird von den bestehenden Aktionären aufgebracht. Gegenüber der Zeitung wollte niemand einen Kommentar über die Details der Kapitalerhöhung abgeben. Laut „Kurier“ wird der Firmenwert von Apeiron am Kapitalmarkt derzeit auf rund 100 bis 120 Mio. Euro geschätzt.Ein internationales Team um Penninger testet laut der Zeitung derzeit den Wirkstoff-Kandidaten APN01 in einer zweiten Studienreihe an SARS-CoV-2-Infizierten. Dahinter verbirgt sich biotechnologisch hergestelltes menschliches Angiotensin Converting Enzym 2 (rhACE2), das einerseits den Virus blockieren und andererseits vor Lungenversagen schützen soll. APN01 könnte damit ein erster Therapieansatz gegen COVID-19 sein. (APA)

++ Update 15.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Coronavirus befällt laut Studie neben Lunge auch zahlreiche andere Organe – Tilg: Starker Rückgang von akuten Magenblutungen während des Lockdowns zu verzeichnen – Herzog: Weltweite Verteilung von Corona-Impfstoff muss sichergestellt werden

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.047 (gestern: 16.000) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.009 Personen (gestern: 1.027), davon befinden sich 165 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 47 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 566 Fällen (gestern: 559) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 165 (gestern: 171) und Niederösterreich mit 139 (gestern: 137). Bisher wurden 351.351 Tests (+ 6.745 seit gestern) durchgeführt, 14.471 Infizierte sind wieder genesen, 628 Todesfälle wurden gemeldet, 595 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt. Weltweit gibt es bereits über 300.000 Todesopfer.

Laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) befällt das Coronavirus neben der Lunge auch zahlreiche andere Organe. „SARS-CoV-2, das neuartige Coronavirus, ist nicht nur ein Lungenvirus, sondern ein Multiorganvirus“, sagte der Leiter der Studie, Tobias Huber, in Hamburg. Das hätten Untersuchungen von 27 an COVID-19 gestorbenen Patienten gezeigt.Das bei Erkrankten nach der Lunge am zweithäufigsten betroffene Organ seien die Nieren, „nicht selten bis hin zum totalen Organausfall“, sagte Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik am UKE. Außerdem habe man den Erreger in Herz, Leber, Gehirn und Blut der Patienten nachweisen können. Die höchsten Konzentrationen hätten sich aber in den Zellen der Atemwege gefunden. Der Befall der Nieren sei vermutlich die Ursache dafür, dass COVID-19-Erkrankte häufig Auffälligkeiten im Urin aufwiesen, sagte Huber. „Zudem könnte dies die extrem hohe Rate von bis zu 50 Prozent an akuten Nierenversagen bei COVID-19-Patienten erklären.“ Der mögliche Befall weiterer Organe müsse bei der Behandlung von Corona-Patienten berücksichtigt werden. In weiteren Studien solle auch geklärt werden, inwieweit Veränderungen im Urin als Frühwarnsystem für schwere COVID-19-Verläufe dienen könnten. (APA/dpa)

Der Mitte März in Österreich wegen des Coronavirus vollzogene Lockdown hat offenbar positive Auswirkungen in einem gänzlich anderen Medizin-Bereich zur Folge gehabt. Die Zahl der Notfälle aufgrund von akuten Magenblutungen in Österreichs Spitälern ging um rund 40 Prozent zurück, erklärte Herbert Tilg, Direktor für Innere Medizin I an der Med-Uni Innsbruck, im APA-Gespräch. Dies gehe aus einer gerade publizierten Studie hervor. „Wir haben österreichweit 98 Krankenhäuser mit entsprechenden Fragebogen angeschrieben, die Notfallendoskopien durchführen“, so Tilg. Von zwei Dritteln der Spitäler seien dann Rückmeldungen eingelangt, darunter von allen Landeskrankenhäusern und Universitätskliniken.Das Ergebnis: In den drei Wochen vor dem Lockdown am 16. März traten insgesamt 575 Blutungen im oberen Verdauungstrakt (GI) auf (90 Prozent Magenblutungen, zehn Prozent Speiseröhren-/Varizenblutungen). In den drei Wochen während des Shutdown waren es um rund 40 Prozent weniger, nämlich 341. Im Vergleich zwischen der ersten und letzten Woche des Untersuchungszeitraumes betrug der Rückgang der Magenblutungen sogar 55 Prozent. Die Zahl der Fälle von sogenannten Varizenblutungen, die auch auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen sind, änderte sich hingegen nicht.Für Tilg gibt es vor allem eine mögliche Erklärung für diese Untersuchungsergebnisse und den „substanziellen Einfluss auf akute Krankheitsbilder“: Die aufgrund der Zwangsmaßnahmen verordnete „Ruhe“, das „Daheimbleiben“ und vor allem der in Folge ausbleibende Stress in Form des Hetzens von Termin zu Termin: „Wir haben es mit einer dramatischen Änderung unseres Lebensstils zu tun gehabt.“ Andererseits könne die erzwungene Situation zwar bei vielen Menschen auch psychischen Stress in anderer Form erzeugen. Aber es scheine, dass das Herunterfahren bzw. die Ruhe dem „übergeordnet“ gewesen war. Eine finale Erklärung gebe es aber derzeit nicht, betonte der Mediziner und wies auf die Wichtigkeit weiterer Untersuchungen hin. (APA)

Sobald sich einer der vielen Impfstoff-Kandidaten, die derzeit in Entwicklung sind, als erfolgreich erweist, muss dessen weltweite Verteilung sichergestellt sein. „Wir stehen hier vor einer besonderen Herausforderung, dass wir ein Medikament nach dessen Zulassung möglichst rasch möglichst überall auf der Welt zur Verfügung stellen müssen. Damit einher geht die Frage, wie und wo diese Mengen produziert und wie sie in den einzelnen Ländern weltweit auch verfügbar gemacht werden können. Das müssen wir frühzeitig diskutieren und Lösungen finden, und zwar gemeinsam mit der Politik und den nationalen Behörden“, erläutert Alexander Herzog, Generalsekretär der PHARMIG.Viele Firmen, die an möglichen medikamentösen Therapien und an Impfstoffen arbeiten, entwickeln bereits jetzt Strategien, wie sie, im Falle einer Zulassung, ihr Produkt in hohen Mengen produzieren können. Unter anderem werden hier Kooperationen mit anderen pharmazeutischen Unternehmen angedacht. „Die Frage der Produktion ist das eine, aber wer wann in welcher Reihenfolge Zugang zu einem Impfstoff erhalten soll, das ist eine Entscheidung, die die pharmazeutischen Unternehmen nicht allein treffen. Hier brauchen wir eine Strategie, die von der Politik und den Zulassungsbehörden in den einzelnen Ländern gemeinsam mit der pharmazeutischen Industrie ausgearbeitet werden muss. Daher ist es gut, wenn wir bereits jetzt intensiv über die verschiedenen Möglichkeiten diskutieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier gemeinsam eine Lösung finden werden. Denn diese besondere Situation braucht das Engagement aller Beteiligten“, so Herzog. (OTS)

++ Update 14.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Popper: Mehr Neuinfektionen in Wien sind kein Grund zur Sorge – Studie: Coronavirus wird vor allem beim Sprechen übertragen – Sanofi will Zugang zu Impfstoff beschleunigen – Takeda will Studie zu Therapie auf Basis von Antikörpern im Juli starten, Roche will Antikörpertests in England verkaufen – EU-Mitgliedstaaten haben sich auf koordiniertes Vorgehen bei der Entwicklung von Tracing-Apps verständigt – In Sammelunterkünften besteht hohes Ansteckungsrisiko

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 16.000 (gestern: 15.939) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.027 Personen (gestern: 1.069), davon befinden sich 180 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 54 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 559 Fällen (gestern: 539) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 171 (gestern: 193) und Niederösterreich mit 137 (gestern: 150). Bisher wurden 344.606 Tests (+ 8.354 seit gestern) durchgeführt, 14.405 Infizierte sind wieder genesen, 626 Todesfälle wurden gemeldet, 593 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Für den Simulationsexperten Niki Popper sind mehr Corona-Neuinfektionen in Wien kein Anlass zur Sorge. Solange man wisse, wo die Fälle auftreten, sei dies kein Problem, sagte Popper am Mittwoch in „Ö3“. Für eine Zwei-Millionen-Stadt habe Wien lange Zeit untypisch niedrige Zahlen gehabt und für Neuinfektionen gelte: „Solange lokale Effekte identifiziert werden und solange ich das Cluster finde, ist es kein Problem“, sagte Popper. Problematisch wäre, wenn man sie nicht aufklären könnte. „Wir brauchen überall die Prozesse, dass wir schnell testen, dass Tests schnell ausgewertet werden und dass wir auch Maßnahmen setzen“, also Quarantäne in der Familie und am Arbeitsplatz. (APA)

Das Coronavirus könnte einer neuen Studie zufolge möglicherweise vor allem beim Sprechen übertragen werden. Wie eine am Mittwoch im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlichte Untersuchung zeigt, können beim Sprechen ausgestoßene Mikrotröpfchen in einem geschlossenen Raum mehr als zehn Minuten lang in der Luft bleiben.Die Forscher des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) ließen für die Studie eine Testperson in einem umschlossenen Raum 25 Sekunden lang laut den Satz „Stay healthy“ (bleib gesund) wiederholen. Ein in den Raum projizierter Laser beleuchtete die Tröpfchen, wodurch sie sichtbar gemacht und gezählt werden konnten. Im Durchschnitt blieben die Tröpfchen zwölf Minuten lang in der Luft.Angesichts der bekannten Konzentration des Coronavirus im Speichel gehen die Wissenschafter davon aus, dass jede Minute lauten Sprechens mehr als 1.000 virusbelastete Tröpfchen produzieren kann, die acht Minuten oder länger in einem geschlossenen Raum in der Luft hängen bleiben. Dieselben Forscher hatten in einer im April veröffentlichten Studie beobachtet, dass leiseres Sprechen weniger Tröpfchen produziert.Sollte sich das Ausmaß der Ansteckungsgefahr durch Sprechen bestätigen, könnte dies die schnelle Ausbreitung des Virus erklären. Zugleich würden Empfehlungen in vielen Ländern wie auch Österreich für das Tragen von Gesichtsmasken wissenschaftlich untermauert. (APA/ag.)

Das französische Pharmaunternehmen Sanofi hat versichert, einen künftigen Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 allen anzubieten. „Der Impfstoff gegen COVID-19 wird allen Bürgern zur Verfügung gestellt werden, ungeachtet ihrer Nationalität“, zitierte Sanofi France am Mittwochabend den Generaldirektor Paul Hudson.Die Mitteilung folgte einem Interview mit Hudson, das die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg veröffentlicht hatte. Hudson habe dabei deutlich gemacht, dass die USA bei dem Impfstoff Vorrang hätten, berichtete Bloomberg auf seiner Internetseite. Die USA hätten als erste die Forschung unterstützt. Die US-Regierung habe „das Recht für die größte Vorausbestellung“, zitierte die Agentur den Sanofi-Chef.Die beiden Pharmakonzerne Sanofi und GlaxoSmithKline hatten bereits im April mitgeteilt, sie wollten gemeinsam an einem Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 arbeiten. Sollten Tests erfolgreich verlaufen, könnte ein Impfstoff in der zweiten Jahreshälfte 2021 verfügbar sein. Sanofi teilte nun via Twitter mit, die Teams des Unternehmens seien bemüht, die Entwicklung eines Impfstoffs zu beschleunigen. (APA/dpa)

Der japanische Arzneimittelhersteller Takeda könnte bereits im Juli eine klinische Studie für eine Behandlungsmethode von COVID-19 auf Basis von Antikörpern beginnen. Die Tests würden nach Unternehmensangaben Hunderte von Patienten umfassen und mehrere Monate in Anspruch nehmen. Im Erfolgsfall könnte die Therapie noch in diesem Jahr der US-Zulassungsbehörde zur Genehmigung vorgelegt werden, sagte Julie Kim, Präsidentin der Therapieeinheit von Takeda. „Wann das Produkt über die klinische Studie hinaus verfügbar sein wird, ist noch etwas unklar“, sagte Kim.Der Schweizer Pharmakonzern Roche will nach einer erfolgreichen Überprüfung durch die Public Health England (PHE) seine Antikörpertests in England verkaufen. Roche sei nun in Gesprächen mit der britischen Regierung über die Markteinführung, teilte das Unternehmen mit. Die PHE habe in der vergangenen Woche eine unabhängige Bewertung des Antikörpertests durchgeführt und festgestellt, dass der Roche-Test eine Genauigkeit von 100 Prozent aufweise. „Dies ist eine sehr positive Entwicklung, weil ein so hochspezifischer Antikörper-Test ein sehr zuverlässiger Marker vergangener Infektionen ist“, sagte John Newton, Koordinator des britischen Coronavirus-Testprogramms. Dies könne wiederum auf eine gewisse Immunität gegen zukünftige Infektionen hinweisen, „obwohl das Ausmaß, in dem das Vorhandensein von Antikörpern auf Immunität hindeutet, unklar bleibt“, fügte Newton hinzu. (APA/Reuters)

Die EU-Mitgliedstaaten haben sich auf ein koordiniertes Vorgehen bei der Entwicklung von Handy-Apps zur Kontaktverfolgung bei Corona-Infektionen verständigt. Wie die EU-Kommission am Mittwoch weiter mitteilte, soll erreicht werden, dass die verschiedenen nationalen Apps miteinander kompatibel sind. Ziel ist es demnach, dass „Bürger vor einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus gewarnt werden können, auch wenn sie innerhalb der EU reisen“.Die Idee sogenannter Tracing-Apps ist es, Kontaktpersonen im Nachhinein zu ermitteln, um Infektionsketten nachzuverfolgen. Wer positiv auf den Erreger getestet wurde, kann das in der App angeben. Diese soll dann Menschen informieren, die sich in einem bestimmten Zeitraum in der Nähe des Infizierten aufgehalten haben. Viele Länder arbeiten an der Entwicklung solcher Anwendungen, einige sind bereits in Gebrauch wie etwa in Österreich.Eine europaweit einheitliche App soll es nicht geben, Brüssel pocht aber auf enge Absprachen. Unter Leitung der Kommission einigten sich die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten nun auf gemeinsame Richtlinien für die App-Entwickler. „Benutzer sollten sich auf eine einzige App verlassen können, unabhängig davon, in welcher Region oder in welchem Mitgliedstaat sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden“, heißt es darin. Technisch ist diese „Interoperabilität“ der verschiedenen Apps allerdings kompliziert, insbesondere weil die Mitgliedstaaten auf verschiedene Ansätze bei der Speicherung der persönlichen Daten setzen. Frankreich favorisiert eine zentrale Speicherung auf einem Server. Deutschland entschied sich letztlich für einen dezentralen Ansatz, bei dem die Daten nur auf den Mobilgeräten gespeichert werden. In Österreich werden die Daten der „Stopp Corona“-App dezentral gespeichert, aber noch zentral kommuniziert.Die Kommission vermied es bisher, explizit eine zentrale oder dezentrale Speicherung zu empfehlen. Um den europäischen Datenschutzregeln zu entsprechen, sollte die Verwendung der Apps Brüssel zufolge aber in jedem Fall freiwillig und zeitlich begrenzt sein, persönliche Daten sollten anonymisiert und geschützt werden. Auch rät die Kommission von der Verwendung von Standortdaten ab. (APA/AFP)

Wie hoch das Ansteckungsrisiko in Sammelunterkünften ist, zeigen die jüngsten Coronavirus-Ausbrüche in der deutschen Fleischindustrie. Auch in Österreich gibt es Branchen, in denen Arbeiter in Mehrbettzimmern untergebracht sind oder es zumindest vor der Covid-19-Pandemie waren. In der österreichischen Fleischwirtschaft selbst sei das Risiko jedoch geringer, weil die Schlachtbetriebe hierzulande kleiner seien als in Deutschland, hieß es von der Gewerkschaft Pro-GE auf APA-Anfrage. Anfällig sei in Österreich aber etwa die Land- und Forstwirtschaft. Aufgrund der wiederkehrenden Berichte über schlechte Unterkünfte für Erntehelfer oder aber auch über ausländische Holzschlägertrupps, die in Waldbaracken untergebracht seien, gebe es hier die Gefahr, dass sich das Coronavirus ausbreiten könnte, so der Gewerkschafter.Im April sorgte ein Landwirt in Oberösterreich für Aufregung. Er soll seine 15 Erntehelfer aus Angst, sie könnten sich mit dem Coronavirus infizieren, über Nacht eingesperrt haben. „Allerdings sollte man nicht alle Bauern und Forstbesitzer über den gleichen Kamm scheren“, wird seitens der Gewerkschaft betont. Neben schwarzen Schafen gebe es auch viele, die mit positiven Beispiel vorangehen.Auch am Bau und in der Montage gab es bisher oft Quartiere für mehrere Arbeiter, nicht alle Unterkünfte oder Baubaracken waren geräumig genug für Einzelzimmer. Das Ansteckungsrisiko betrifft aber nur kleine Unterkünfte oder gemeinsame Sanitäranlagen, sondern auch gemeinsame Fahrten im Firmenbus. Am Bau haben sich die Sozialpartner deshalb auf strenge Regeln zum Schutz vor einer Infektion verständigt. So dürfen Schlafräume seit Ausbruch des Virus nicht mit mehr als einer Person belegt sein und im Auto muss ein Abstand von einem Meter zwischen den Arbeitern eingehalten werden.Auch die Anreise per Charterflugzeug stellt ein grundsätzliches Risiko dar. Zuletzt mussten 19 Erntehelfer aus der Ukraine in Quarantäne, weil von den 213 eingeflogenen Arbeitern eine Person positiv getestet wurde. Das Risiko der gemeinsamen Anreise gilt auch für die osteuropäischen Frauen in der 24-Stunden-Pflege. (APA)

++ Update 13.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Blutverdünnung bei Covid-19-Patienten kann Leben retten – Wiederaufnahme der Vorsorgeuntersuchungen – Gilead verbündet sich mit Generikaherstellern – Experte: Bis Ende Juli fast 150.000 Tote in den USA

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 11 Uhr) auf 15.939 (gestern: 15.893) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.069 Personen (gestern: 1.190), davon befinden sich 188 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 55 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 539 Fällen (gestern: 565) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 193 (gestern: 222) und Niederösterreich mit 150 (gestern: 174). Bisher wurden 336.252 Tests (+ 6.938 seit gestern) durchgeführt, 14.304 Infizierte sind wieder genesen, 624 Todesfälle wurden gemeldet, 592 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Bei Covid-19-Patienten, die im Spital behandelt werden müssen, kann massive Blutverdünnung das Leben retten. Der Fall eines Patienten im Spital Emmental in der Schweiz wurde jetzt im internationalen Fachmagazin Thrombosis Research publiziert.Der Pensionist in gutem Allgemeinzustand suchte demnach Anfang März mit Atemproblemen und Fieber das Spital auf. Er wurde in einem Isolationszimmer behandelt. Nach sechs Tagen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide; er musste auf die Intensivstation verlegt und künstlich beatmet werden.Die Blutproben während der Intensivpflege zeigten einen massiven Anstieg gewisser Blutgerinnungsfaktoren. Gegen die dadurch erhöhte Thrombosegefahr erhielt der Patient gerinnungshemmende Medikamente in wesentlich höheren Dosen als bisher üblich.Mit dieser Behandlung kam es zu einer langsamen aber stetigen Besserung. Nach rund drei Wochen konnte der Patient die Intensivstation verlassen. Nach Angaben des Spitals führte der Fall nicht nur im Spital Emmental zu neuen Behandlungserkenntnissen, denn in dieser Richtung werde weltweit geforscht.In den vergangenen Wochen sind in der wissenschaftlichen Literatur immer mehr Hinweise auf mit Covid-19 vermehrt auftretende Blutgerinnungsstörungen mit Thromboembolien und Mikrozirkulationsstörungen aufgetaucht. (APA/sda)

Die aktuelle Entspannung in Sachen Covid-19-Epidemie sollte zur Wiederaufnahme wichtiger gesundheitlicher Vorsorgemaßnahmen führen. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verschickt ab sofort wieder Einladungen an Frauen, die am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilnehmen, um sie an die zweijährliche Brustkrebs-Früherkennungs-Untersuchung zu erinnern.Als erstes werden Einladungen an jene Frauen verschickt, die diese Schreiben bereits im April hätten erhalten sollen. Aufgrund der allgemeinen Situation durch SARS-CoV-2 der Bewegungseinschränkungen war das Einladungsmanagement für das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm vorübergehend ausgesetzt worden.Selbstverständlich würden auch bei der Früherkennungsmammografie die generellen Sicherheitsvorschriften gelten: Maskenpflicht, Handhygiene und mindestens einen Meter Abstand halten. Nähere Vorschriften und alles über den Ablauf der Untersuchung erfahren Frauen bei der untersuchenden Röntgeneinrichtung. (APA)

Der US-Pharmakonzern Gilead verbündet sich mit Generikaherstellern in Indien und Pakistan, um die Versorgung mit seinem experimentellen Covid-19-Medikament Remdesivir zu erhöhen. Mit den Unternehmen seien nicht-exklusive Lizenzvereinbarungen zur Produktion und zum Verkauf des Mittels in 127 Ländern geschlossen worden, teilte Gilead am Dienstag mit.Gilead erhielt vor kurzem die US-Zulassung für die Verwendung von Remdesivir in Notfällen, nachdem der Arzneimittelhersteller Daten zur Verfügung gestellt hatte, die zeigten, dass das Medikament den Krankheitsverlauf bei Patienten verkürzen kann. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA empfiehlt den Einsatz des noch nicht als Medikament zugelassenen Mittels außerhalb klinischer Studien (compassionate use). (APA/Reuters)

US-Wissenschaftler gehen in einer aktualisierten Modellrechnung davon aus, dass es in den Vereinigten Staaten bis Ende Juli fast 150.000 Corona-Tote geben wird. Die höhere prognostizierte Opferzahl liege unter anderem an der in vielen Landesteilen beginnenden Lockerung der Corona-Auflagen, erklärten die Forscher des Instituts IHME der Universität Washington in Seattle.Die Prognosen der Forscher werden in den USA viel beachtet, weil die Regierung von US-Präsident Donald Trump sie mehrfach zitiert hat, um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu erklären. Die Experten hatten ihr Modell zuletzt erst am 10. Mai aktualisiert und erklärt, die Opferzahl würde sich ab Ende Juli bei etwa 134.000 Toten stabilisieren. Nun prognostizieren sie für den 4. August rund 147.000 Tote. Noch vor wenigen Wochen war die Universität davon ausgegangen, dass im Hochsommer bei etwa 90.000 Toten ein Plateau erreicht würde.Bisher sind in den USA bereits 82.000 Menschen nach einer Corona-Infektion gestorben. Trump macht inzwischen großen Druck, die Corona-Beschränkungen der Bundesstaaten schnell wieder zu lockern, um die dramatischen wirtschaftlichen Folgen zu begrenzen.Das IHME-Modell stellt keine genaue Prognose dar: Jedes Rechenmodell kann nur so gut sein wie die ihm zugrundeliegenden Daten, Annahmen und die daraus gezogenen Schlüsse. Der Wert von 147.000 Toten bis Anfang August stellt denn auch einen Mittelwert der Berechnungen der Forscher dar. Mindestens gehen die Experten von 113.000 Todesfällen aus, maximal könnten es dem Modell zufolge 227.000 werden.Daten der Universität Johns Hopkins zufolge gibt es in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, bisher 1,36 Millionen bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2. Das entspricht etwa jeder dritten weltweit nachgewiesenen Infektion. (APA/dpa)

++ Update 12.05.2020 – Aktuelle Zahlen – WHO mahnt nach Lockerungen von Corona-Maßnahmen zu Vorsicht – EMA weitet Empfehlungen für den begrenzten Einsatz von Remdesivir aus – USA bezichtigen China des versuchten Diebstahls von geistigem Eigentum bei der Suche nach Corona-Impfstoff – Lehner: Bund, nicht Sozialversicherung muss Ärzte entschädigen

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.893 (gestern: 15.815) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.190 Personen (gestern: 1.201), davon befinden sich 205 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 59 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 565 Fällen (gestern: 520) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 222 (gestern: 251) und Niederösterreich mit 174 (gestern: ebenfalls 174). Bisher wurden 329.314 Tests (+ 9.830 seit gestern) durchgeführt, 14.148 Infizierte sind wieder genesen, 623 Todesfälle wurden gemeldet, 591 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Angesichts von Lockerungen bei den strengen Corona-Maßnahmen in vielen Ländern hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) „extreme Vorsicht“ angemahnt. Zwar gebe es sehr große Erfolge bei der Eindämmung des neuartigen Coronavirus, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf, der Abteilungsleiter der WHO für Gesundheitsnotfälle, Michael Ryan, warnte jedoch vor der Gefahr einer zweiten Ansteckungswelle. Die schrittweisen Lockerungen in etlichen europäischen Ländern bezeichnete Ryan als Zeichen der Hoffnung. Zugleich rief er Regierungen weltweit auf, dafür Sorge zu tragen, dass Neuinfektionen schnell festgestellt und alle Kontaktpersonen von Infizierten identifiziert und isoliert werden könnten. Dies könne helfen, „eine riesige zweite Welle zu verhindern“. Länder müssten in der Lage sein, Ansteckungsherde schnell auszumachen, sagte Ryan weiter. Andernfalls drohe selbst bei einer zum jetzigen Zeitpunkt niedrigen Infektionsrate ein rasanter Neu-Anstieg an Corona-Fällen. Wichtig sei deshalb eine drastische Erhöhung von Testkapazitäten sowie der Möglichkeiten, Kontaktwege von Infizierten nachzuvollziehen.Tedros warnte vor der in manchen Ländern verbreiteten These, dass sich in der Bevölkerung mit der Zeit automatisch eine sogenannte Herdenimmunität herausbilden werde. Erste Studien deuteten darauf hin, „dass ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung COVID-19-Antikörper hat“, sagte der WHO-Chef. Die meisten Menschen könnten sich daher nach wie vor mit dem Erreger SARS-CoV-2 anstecken. Weltweit wurden inzwischen mehr als 90 serologische Studien vorgenommen, mit denen sich die Grundimmunität der Bevölkerung gegen das neuartige Coronavirus feststellen lässt. Deren Ergebnisse seien von der WHO zwar noch nicht abschließend überprüft worden, sagte die WHO-Expertin Maria van Kerkhove. Jedoch sei auf der Basis erster Daten davon auszugehen, dass bisher nur zwischen ein und zehn Prozent der Menschen Antikörper gegen COVID-19 hätten. Ryan hob hervor, dass diese vorläufigen Ergebnisse im Widerspruch zu der Annahme stünden, dass die meisten Coronavirus-Infektionen milde verliefen und deshalb gar nicht erst erkannt würden. Vielmehr sei davon auszugehen, dass anteilsmäßig mehr Menschen ernsthaft an COVID-19 erkrankten als zunächst angenommen. (APA/ag.)

Zur Behandlung schwerer Coronavirus-Infektionen hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA ihre Empfehlungen für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs Remdesivir ausgeweitet. Es könne nun zusätzlich bei bestimmten stationären Patienten angewandt werden, die nicht auf Beatmungsgeräte angewiesen seien, teilte die EMA mit. Eine klinische Studie aus den USA hatte darauf hingewiesen, dass die Verabreichung bei COVID-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung um mehrere Tage verkürzen könnte. Den ersten Ergebnissen zufolge führte das Medikament allerdings nur zu einer geringfügig niedrigeren Sterblichkeitsrate. Auch fehlen noch gesicherte Angaben zu Nebenwirkungen und dazu, welche Patienten am ehesten von einer Behandlung profitieren könnten. Die EMA werte vorliegende Daten derzeit im Rahmen der fortlaufenden Prüfung von Remedesivir aus, hieß es. Verwendet werden kann das Mittel nach der EMA-Empfehlung nun etwa auch bei nicht-invasiver Beatmung oder wenn der schwer erkrankte Patient mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt wird.Remdesivir, das vom Biotech-Unternehmen Gilead hergestellt wird, wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt und ist bisher in keinem Land der Welt als Medikament zugelassen. Es gilt als mögliches Mittel zur Behandlung schwerer Coronavirus-Infektionen. Die USA erteilten Anfang Mai eine Ausnahmegenehmigung für den begrenzten Einsatz des Wirkstoffes in Krankenhäusern. Gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gibt es bisher keine vorbeugende Impfung und auch keine zuverlässig wirkende zugelassene medikamentöse Therapie für die vom Virus verursachte Krankheit COVID-19. (APA/dpa)

Die US-Regierung bezichtigt laut Medienberichten China des versuchten Diebstahls von geistigem Eigentum bei der Suche nach einem Corona-Impfstoff. Die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ berichteten am Montag, das FBI und das US-Heimatschutzministerium gäben „innerhalb der nächsten Tage“ eine offizielle Warnung wegen Spionage-Versuchen durch chinesische Hacker heraus. Diese hätten versucht, „auf illegale Weise an wertvolles geistiges Eigentum und Daten über Impfstoffe, Behandlungen und Tests zu gelangen“. Im Visier des FBI stehen den Berichten zufolge Hacker, die im Auftrag der chinesischen Regierung arbeiteten. Außerdem gehe die US-Bundespolizei davon aus, dass Wissenschafter und Studenten beauftragt worden seien, Informationen aus wissenschaftlichen Instituten und öffentlichen Laboren zu stehlen, in denen sie arbeiten.Chinas Außenministerium wies am Montag jeden Verdacht auf Diebstahl von geistigem Eigentum von sich. „Wir lehnen alle Arten von Cyberangriffen durch Hacker entschieden ab und bekämpfen sie“, sagte Außenamtssprecher Zhao Lijian vor Reportern. „Wir sind weltweit führend in der Forschung nach einem Impfstoff und einer Behandlung von COVID-19. Es ist unmoralisch, China mit Gerüchten und Verleumdungen ins Visier zu nehmen, wenn keine Beweise vorliegen“, sagte Zhao weiter.Die USA werfen China seit Langem Wirtschaftsspionage vor und haben die Verteidigung des geistigen Eigentums zu einer Priorität im Handelskrieg zwischen den beiden Großmächten gemacht. Die nun offenbar vorgebrachten Anschuldigungen der USA bergen die Gefahr einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zwischen Washington und Peking, die seit wegen der Corona-Pandemie bereits angespannt sind. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump wirft China vor, die Welt zu spät über den neuartigen Erreger informiert und das Ausmaß seiner Verbreitung verschwiegen zu haben. US-Außenminister Mike Pompeo hielt China vor, es gebe „überwältigende Beweise“ dafür, dass das neuartige Coronavirus aus einem Forschungslabor in Wuhan stamme. China weist die Vorwürfe entschieden zurück. (APA/ag.)

„Es ist die Aufgabe des Bundes, die Ärzte zu entschädigen, die durch die Pandemie einen massiven Honorarrückgang hatten und nicht jene der Sozialversicherung“, stellt Peter Lehner, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, klar. „Die Ärzte müssen sich wie alle anderen Berufsgruppen direkt an den Finanzminister wenden. Die in der Diskussion angesprochenen Rücklagen der Sozialversicherung sind klar dafür bestimmt, die Leistungen für die Versicherten sicherzustellen und nicht die durch die Corona-Pandemie entstandenen Honorarrückgänge zu kompensieren“, betont Lehner und bekräftigt, dass er eine Absicherung der Ärzte inhaltlich unterstütze, da eine flächendeckende Versorgung im niedergelassenen Bereich für das gesamte Gesundheitssystem „elementar ist“ und diese aufrechterhalten werden müsse. (OTS)

++ Update 11.05.2020 – Aktuelle Zahlen – AGES sieht relativ stabile Entwicklung in Österreich – Lockerung der Beschränkungen in Frankreich, Spanien, Belgien und Israel – Erster Sonderzug mit Betreuerinnen aus Rumänien in Wien-Schwechat angekommen – Gesundheitsministerium: NMS-Masken bei der Geburt nicht empfohlen

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.815 (Freitag: 15.686) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.201 Personen (Freitag: 1.324), davon befinden sich 211 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 68 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 520 Fällen (Freitag: 531) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 251 (Freitag: 273) und Niederösterreich mit 174 (Freitag: 179). Bisher wurden 319.484 Tests (+ 15.415 seit Freitag) durchgeführt, 14.061 Infizierte sind wieder genesen, 620 Todesfälle wurden gemeldet, 588 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sieht die Entwicklung in Österreich mit Blick auf die vergangenen beiden Wochen relativ stabil. Die effektive Reproduktionszahl der Coronavirus-Ansteckungen sei demnach vom 24. April bis 6. Mai bei 0,81 gelegen, die Zahl der Neudiagnosen sank täglich um 6,8 Prozent. Auch in Wien sei die Situation offenbar unauffällig. AGES-Experte Franz Allerberger entwarnte zusätzlich. „Dieses Virus ist nicht so ansteckend, wie manche annehmen“, sagte er der neuen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Profil“. So gut wie keine Gefahr sieht der Facharzt für Infektionskrankheiten, der auch im Beraterstab der Coronavirus-Taskforce des Gesundheitsministers vertreten ist, bei Aufenthalten an der frischen Luft. Überhaupt sei die Wirkung einzelner Maßnahmen unklar, etwa ob der Lockdown oder das wärmere Wetter die Rückgänge bei Neuinfektionen verursacht habe. (APA)

Frankreich, Spanien und Belgien haben ihre Corona-Beschränkungen gelockert. In Frankreich durften die Bürger am Montag erstmals seit acht Wochen ihre Häuser ohne Auflagen verlassen. Auch Geschäfte und viele Schulen öffneten wieder. In Spanien darf die Hälfte der 47 Millionen Einwohner in einer ersten Phase der Lockerung unter Abstandsvorkehrungen wieder auf die Straße. In der besonders betroffenen spanischen Hauptstadt Madrid sowie in Barcelona bleibt die Ausgangssperre dagegen bestehen. In Belgien öffnen am Montag die Geschäfte wieder. Restaurants, Bars und Cafes bleiben jedoch weiterhin geschlossen.Die drei Länder hatten wegen der langsamer steigenden Infektions- und Todeszahlen beschlossen, nach fast zwei Monaten einen Schritt in Richtung Normalität zu machen. Spanien und Frankreich gehören zu den am stärksten betroffenen Ländern in Europa. Dort starben nach offiziellen Angaben jeweils mehr als 26.000 Menschen an den Folgen des neuartigen Coronavirus.Israel lockerte unterdessen die Quarantänebestimmungen für Rückreisende. Nach der Einreise können Israelis statt eines zweiwöchigen Aufenthalts in „Corona-Hotels“ in Heimquarantäne gehen, wie das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Nacht auf Montag mitteilte. Wer nicht die Möglichkeit hat, sich zu isolieren, muss weiterhin in Hotel-Quarantäne, allerdings auf Staatskosten. Die Regierung billigte am Sonntagabend ein Budget von sechs Millionen Schekel (1,5 Mio. Euro), um israelischen Staatsbürgern bei der Rückkehr aus dem Ausland zu helfen. Für Ausländer gilt weiterhin ein Einreiseverbot. Die israelische Regierung entschied am Sonntagabend ferner, Parks wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen. Spielplätze bleiben dagegen geschlossen. (APA/ag./dpa)

Nach wochenlangem Ringen ist am Montag in der Früh der erste Korridorzug mit Pflegepersonal aus Rumänien in Wien-Schwechat angekommen. An Bord des Nachtzuges befanden sich rund 80 vorwiegend weibliche Betreuer, die für die 24-Stunden-Pflege in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland zum Einsatz kommen. 350 Personen hätten in dem Zug Platz gehabt. Vereinbart sind vorerst sechs Züge: Nach dem Zug vom Montag erfolgt die Rückreise der ausgetauschten Betreuungskräfte am Dienstag, 12. Mai. Pflegepersonal für die Bundesländer Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, die Steiermark, Vorarlberg und Tirol soll am Donnerstag ankommen. Weitere Verbindungen sind am 20., 24. und 27. Mai geplant.Der Zugkorridor aus Rumänien wurde von der Wirtschaftskammer in Kooperation mit den ÖBB organisiert. Die Einrichtung der Verbindung sei eine „Herausforderung“ gewesen, sagte der Obmann des Fachverbands der Personenbetreuer in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Andreas Herz. Die ÖBB-Vorständin für den Personenverkehr, Michaela Huber, ergänzte, dass derartige Züge normalerweise eine monatelange Planung erfordern. Die Kooperation mit Rumänien habe gut funktioniert.Die Ankunft des Pflegepersonals auf dem Bahnhof des Flughafens Wien-Schwechat fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zahlreiche Polizisten und Sicherheitskräfte begleiteten die Passagiere zum Hotel auf dem Flughafengelände, wo sie auf das Coronavirus getestet werden. Bei einem negativen Test können sie von den Familien und Agenturen abgeholt werden. Positiv Getestete müssen in Quarantäne.Die Betreuerinnen wurden auch von der Pflege-Selbsthilfegruppe „D.R.E.P.T pentru îngrijire“ mit einem Willkommensplakat begrüßt. Eine Vertreterin der Gruppe, Flavia Matei, erklärte, dass sich ihnen rund 5.000 rumänische Pflegerinnen angeschlossen hätten, weil es „viel Missbrauch“ in der Branche gebe. (APA)

Für Geburten in Zeiten der Coronavirus-Pandemie gibt es unterschiedliche Regeln. Wie der „Kurier“ (Samstagsausgabe) berichtete, müssen in manchen Spitälern werdende Mütter einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) tragen, in anderen nicht. Das Gesundheitsministerium betonte in einer Aussendung, dass ein derartiger MNS-Schutz während der Geburt aus medizinischer Sicht nicht empfohlen wird. Krankenhäuser müssen andere, geeignete Schutzmaßnahmen treffen, um ihre Mitarbeiter, Gebärende und Kinder zu schützen, hieß es in der Aussendung. Das Gesundheitsministerium werde daher für eine einheitliche Vorgangsweise auch in dieser Frage das Gespräch mit den Krankenanstaltsträgern suchen und eine entsprechende Richtlinie vorlegen. (APA)

++ Update 08.05.2020 – Studien mit freiwillig Infizierten zur Entwickung eines Impfstoffes sollen vorbereitet werden – Grünes Licht: erster Korridorzug mit Betreuerinnen aus Rumänien wird am 10. Mai fahren – WHO: häusliche Gewalt nimmt infolge der Coronabeschränkungen zu – Fokus auf Risikogruppe fördert Ausgrenzung von Älteren

Ein internationales Forscherteam hat sich dafür ausgesprochen, bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus auch Studien mit freiwillig infizierten Probanden vorzubereiten. „Angesichts der besonderen Umstände der Pandemie befürworten unser Rahmenmodell und unsere Analyse, eine Grundlage für SARS-CoV-2-Challenges zu legen“, schreibt das Team um Erstautorin Seema Shah. Die Autoren um Shah von der Northwestern University in Chicago betonen im Fachjournal „Science“ aber auch, dass Risiken für Studienteilnehmer, Personal und Dritte minimiert werden müssten. So sollten etwa junge, gesunde Menschen als Probanden ausgewählt und deren Gesundheitszustand langfristig beobachtet werden. Klinische Studien mit freiwillig Infizierten könnten in der Coronakrise „in mehrfacher Weise einen hohen sozialen Wert“ haben, schreiben die Wissenschafter.Sogenannte Human Challenge Trials sind unter Wissenschaftern umstritten. Befürworter argumentieren, dass sie die Entwicklung medizinischer Wirkstoffe beschleunigen können. Andere verweisen auf hohe gesundheitliche Risiken und ethische Bedenken. (APA/dpa)

Nach wochenlangem Ringen gibt es nun Grünes Licht für den Pflege-Korridorzug zwischen Rumänien und Österreich. Europaministerin Karoline Edtstadler teilte am Donnerstagabend der APA mit, dass die rumänische Staatsbahn alle Genehmigungen erhalten habe. Sie äußerte sich dabei auch im Namen des rumänischen Verkehrsministers Lucian Bode, der ursprüngliche Angaben Österreichs dementiert hatte. „Auch in Krisenzeiten muss bei strikter Einhaltung der Vorschriften der Gesundheits- und Grenzbehörden die Arbeitnehmerfreizügigkeit gewährleistet werden können“, betonten die beiden Minister demnach. Der erste Nachtzug mit bis zu 350 Pflegekräften soll nun am 10. Mai im rumänischen Timisoara (Temesvar) starten. (APA)

Rettungsdienste in mehreren europäischen Ländern verzeichnen vor dem Hintergrund der Corona-Beschränkungen einen starken Anstieg an Notrufen wegen häuslicher Gewalt. Aus den verschiedenen Staaten sei im April eine Zunahme von Notrufen von Frauen um bis zu 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gemeldet worden, die von Gewalt durch ihre Partner betroffen seien. Das sagte der Europa-Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Hans Kluge, am Donnerstag bei einer von Kopenhagen aus geleiteten Online-Pressekonferenz. Milliarden von Menschen sind wegen der Corona-Pandemie weltweit von Ausgangsbeschränkungen betroffen. Experten zufolge sind Frauen und Kinder während des Lockdowns in besonderem Maße Misshandlungen ausgesetzt.Laut WHO nehmen Fälle häuslicher Gewalt in Krisenzeiten zu. Durch die Eindämmungsmaßnahmen in der Corona-Pandemie habe sich dies noch verschärft. „Wir haben erhöhte Meldezahlen aus fast allen Ländern“, sagte die für Geschlechterfragen und Gesundheit zuständige WHO-Vertreterin für Europa, Isabel Yordi. Sollten die Beschränkungen weitere sechs Monate andauern, rechnet der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen mit 31 Millionen weiteren Fällen häuslicher Gewalt weltweit. (APA/ag.)

Der Aufruf von Politik und Medien an die Bevölkerung, während der Coronakrise vor allem die „Risikogruppe“ zu schützen, hat laut dem Soziologen Bernhard Weicht (Uni Innsbruck) die Abgrenzung zwischen alten, pflegebedürftigen oder kranken Menschen und dem Ideal der Jungen, Aktiven, Unabhängigen weiter verschärft. Das könnte in weiterer Folge den sozialen Zusammenhalt gefährden, warnt der Forscher.Die Darstellung, dass die (oft nicht näher definierte) Risikogruppe von den Jungen und durch deren Verhalten geschützt werden muss, „reproduziert ein die Gesellschaft prägendes Bild der Abgrenzung“, schreibt Weicht in der Dossier-Reihe „subject“ der Uni Innsbruck. Der Forscher befürchtet konkrete Auswirkungen dieser verstärkten „Gegenstellung“ bei der Planung der nächsten politischen und gesellschaftlichen Schritte: Wenn die problematische Darstellung des „Wir-für-sie-Sorgens“ weiter verstärkt werde und Gesellschaft tatsächlich ausschließlich für die „Gesunden, Jungen und Fitten“ existiere, wäre das für Weicht „eine reale Bedrohung der gesellschaftlichen Kohäsion“.Die Coronakrise hat laut Weicht auch die Widersprüche bei der Pflege- und Betreuungsarbeit verstärkt aufgezeigt. Diese werde in Österreich nicht als gesamtgesellschaftliches Problem verstanden, sondern es wird vor allem über die 24-Stunden-Pflege durch Betreuungskräfte aus den osteuropäischen Nachbarländern „die Illusion der Familienpflege“ weitergelebt und „über marktförmig organisierte Ersatzpersonen verlängert“. Voraussetzung für dieses in Österreich beliebte Modell seien allerdings transnationale Mobilität und globale Ungleichheit, wie sich aktuell besonders deutlich zeigt.Weicht fordert einen „radikalen Kurs- und Diskurswechsel“ im Betreuungs- und Pflegebereich: „Wir müssen beginnen, viel mehr darüber zu sprechen, dass Altern und Abhängigkeiten Teil unseres Lebens sind, sonst wird es keine positiven Lösungen geben.“ Er fordert u.a., dass im Arbeitsleben auch Betreuungsaufgaben zuhause einen Platz haben. Derzeit werde etwa Pflegekarenz eher tabuisiert und kaum in Anspruch genommen. Voraussetzung dafür wäre allerdings ein anderes Begreifen von Altern. „Das ist ebenso eine politische wie auch gesellschaftliche Thematik.“ (APA)

++ Update 07.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Forscher melden erste kleine Erfolge bei Antikörpern – WHO: Nicht zu viel von Corona-Warn-Apps erwarten – Ergebisse einer Umfrage zur Bedrohung durch das Coronavirus in Österreich – Aufnahmetests an Unis verschoben

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.655 (gestern: 15.619) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.445 Personen (gestern: 1.437), davon befinden sich 268 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 98 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 579 Fällen (gestern: 547) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 301 (gestern: 311) und Niederösterreich mit 198 (gestern: 189). Bisher wurden 297.894 Tests (+ 5.640 seit gestern) durchgeführt, 13.698 Infizierte sind wieder genesen, 609 Todesfälle wurden gemeldet, 580 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Weltweit melden mehrere Forscher erste kleine Erfolge bei der Suche nach Antikörpern als Mittel gegen eine Corona-Erkrankung. So berichten niederländische Forscher im Fachblatt „Nature Communications“, sie hätten einen menschlichen Antikörper hergestellt, der bei Zellversuchen das Coronavirus ausschalten kann. Der Antikörper habe das Potenzial, COVID-19 zu verhindern oder zumindest zur Behandlung eingesetzt zu werden, schreiben die Forscher. Ob die Blockade auch im menschlichen Körper funktioniert, ist allerdings noch unklar.Da bei SARS-CoV-2 das Virus neu für das Immunsystem ist, muss es sich erst auf die Erreger einstellen. Deshalb wollen Forscher im Kampf gegen die Corona-Pandemie dem Immunsystem helfen. Eine Möglichkeit ist eine Impfung, die den Körper zur Bildung von Antikörpern anregt. Ein anderer Weg ist die direkte Gabe von Antikörpern. Sie könnten sowohl Schutz vor dem Virus verleihen als auch bei der Behandlung einer bestehenden Covid-19-Erkrankung eingesetzt werden.Ein Ansatz ist, die Antikörper direkt aus dem Blut von Patienten zu gewinnen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Ihr Immunsystem hat die schützenden Proteine bereits gebildet. Aus Infizierten-Blut gewonnene Antikörper werden bereits in mehreren Studien rund um den Globus an Menschen getestet, wie das Fachblatt „Nature Biotechnology“ schreibt.Antikörper können aber auch extra hergestellt werden. Neben den Niederländern publizieren auch andere Gruppen Ergebnisse zu solchen Antikörpern, so etwa eine internationale Gruppe im Fachblatt „Cell“. Zudem meldeten Gruppen aus Israel und Deutschland kleinere Erfolge. So wies ein Team um den Braunschweiger Virologen Luka Cicin-Sain nach eigenen Angaben Antikörper nach, die das neuartige Coronavirus am Eindringen in Zellen hindern könnten. Vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), der Technischen Universität Braunschweig und dem Antikörper-Unternehmen Yumab, seien 6.000 verschiedene, künstlich hergestellte menschliche Antikörper analysiert worden. Dabei wurden einem Bericht der „Braunschweiger Zeitung“ zufolge mehr als 750 Antikörper gefunden, die an das Coronavirus andocken – eine Voraussetzung dafür, den Erreger erfolgreich zu bekämpfen. Diese ausgewählten Antikörper will Cicin-Sain nun im Hochsicherheitslabor des HZI an Zellkulturen, die dem Virus ausgesetzt werden, auf ihre Wirksamkeit testen.Bisher konnten die verschiedenen Forschergruppen die prinzipielle Wirksamkeit von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 nur im Labor zeigen. Das ist ein erster Schritt, doch noch gibt es weder Tests an Tieren noch an Menschen. Vor einer Anwendung als Medikament sind noch viele weitere Schritte nötig. Noch ist auch offen, wie lange eine direkte Gabe der Antikörper Schutz verleihen kann. (APA/dpa)

Nur noch acht Prozent der Österreicher haben das Coronavirus Anfang Mai als „sehr bedrohlich“ eingestuft. Zwei Wochen zuvor nahmen das noch zwölf, eine Woche früher 18 und Anfang April 23 Prozent der Menschen in Österreich so wahr. Nur Anfang März fühlten sich mit fünf bzw. sechs Prozent noch weniger Leute von dem Virus sehr bedroht, berichtete das Linzer Market-Institut. 29 Prozent der Österreicher stufen das Virus derzeit als „eher bedrohlich“ ein, 49 Prozent finden das „eher weniger“ und 14 Prozent fühlen sich davon ganz und gar nicht bedroht. Der am Donnerstag veröffentlichten Market-Umfrage (4. und 5. Mai) liegen Online-Interviews mit 1.000 Österreichern, repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren, zugrunde. (APA)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zu hohe Erwartungen an die Corona-Warn-Apps gedämpft. Auch beim Einsatz solcher Hilfsmittel seien weiterhin Menschen nötig, die nachverfolgen, mit wem Infizierte in letzter Zeit Kontakt hatten, um sie zu warnen und in Quarantäne zu bringen, sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove am Mittwoch in Genf. „Solche Apps können nicht die Menschen ersetzen, die Kontakte überprüfen“, sagte sie. Eine solche App für das Handy soll in vielen Ländern zum Einsatz kommen. Die Apps erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind. Sie können dann Nutzer warnen, wenn sich später herausstellt, dass in ihrer Umgebung eine infizierte Person war. Die Nutzer könnten dann in Quarantäne gehen. Experten nehmen an, dass etwa 60 Prozent der Bevölkerung die App auf ihrem Handy nutzen müssen, damit der Schutz vor Infektionen funktioniert. (APA/dpa)

Der für 3. Juli geplante Aufnahmetest für das Medizinstudium wird coronavirusbedingt verschoben. In einem Verordnungsentwurf gibt Bildungsminister Heinz Faßmann nun zwei Optionen vor: Der Test soll entweder am 14. August oder im Zeitraum von 28. September bis 7. Oktober stattfinden. Auch alle anderen Präsenzaufnahmeprüfungen mit mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden erst ab 1. August stattfinden.

++Update 06.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Grenzkontrollen werden verlängert – Rumänische Pflegekräfte: Verhandlungen für Sonderzug laufen auf Hochtouren – Deutsche Forscher wiesen Antikörper gegen nach – Gilead: Remdesivir soll weltweit verfügbar werden

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 12 Uhr) auf 15.619 (gestern: 15.574) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.437 Personen (gestern: 1.582), davon befinden sich 321 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 97 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 547 Fällen (gestern: 563) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 311 (gestern: 340) und Niederösterreich mit 189 (gestern: 234). Bisher wurden 292.254 Tests (+ 6371 seit gestern) durchgeführt, 13.938 Infizierte sind wieder genesen, 608 Todesfälle wurden gemeldet, 579 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Österreich verlängert angesichts der Corona-Pandemie die Grenzkontrollen zu seinen Nachbarländern. Wie aus einer neuen Verordnung des Innenministeriums hervorgeht, gelten sie an den Grenzen zu Deutschland, Italien, der Schweiz, Liechtenstein, Tschechien und der Slowakei nun bis 31. Mai. Bisher war hier der 7. Mai das Limit. Auch an den Übergängen zu Ungarn und Slowenien wird weiter kontrolliert.Eine Einreise nach Österreich aus diesen Staaten ist ausnahmslos nur an bestimmten Grenzübergängen erlaubt. Wer einreisen will, muss ein ärztliches Zeugnis über den Gesundheitszustand mit sich zu führen, das einen negativen molekularbiologischen Test auf SARS-CoV-2 bestätigt. Das Zeugnis darf bei der Einreise nicht älter als vier Tage sein. Personen, die ein solches Zeugnis nicht vorlegen können, wird die Einreise verwehrt. (APA)

Die Verhandlungen für den ersten Sonderzug mit rumänischen Pflegekräften nach Österreich laufen weiter auf Hochtouren. Laut einem Sprecher von Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) „wird verhandelt“. Berichte über einen ersten Zug am 10. Mai aus Temesvar nach Schwechat wollte der Sprecher gegenüber der APA nicht bestätigen.Laut „Tiroler Tageszeitung“ kostet die Fahrt mit dem Korridorzug 279 Euro. Darin enthalten seien neben dem Ticket auch ein Corona-Test, der gleich nach der Ankunft geplant ist. Die erste Verbindung stehe für Wien, Niederösterreich und Burgenland zur Verfügung. 24-Stunden-Betreuerinnen für Tirol und die weiteren Bundesländer sollen mit einem zweiten Zug kommen.Mehr als die Hälfte der knapp 70.000 24-Stunden-Betreuerinnen, die in Österreich tätig sind, kommen aus Rumänien. (APA)

Bei der Erforschung des neuartigen Coronavirus haben deutsche Wissenschafter Antikörper nachweisen können, die das Virus am Eindringen in Zellen hindern.Luka Cicin-Sain vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und sein Team haben einem Bericht zufolge 6000 verschiedene künstlich hergestellte menschliche Antikörper analysiert. Dabei fanden die Forscher mehr als 750 Antikörper, die an das Coronavirus andocken – eine Voraussetzung dafür, den Erreger erfolgreich zu bekämpfen. Nun werden die Antikörper an Zellkulturen auf ihre Wirksamkeit getestet.Ziel der Wissenschafter ist keine Impfung sondern ein Arzneimittel, um schwerkranke Corona-Patienten akut zu behandeln.Die Suche nach dem besten Antikörper-Kandidaten für ein späteres Medikament solle noch bis Mitte Juni fortgesetzt werden, sagte Thomas Schirrmann von dem an dem Projekt beteiligten Biotech-Unternehmen Yumab. „Unsere Vision ist, dass im Herbst die ersten Corona-Patienten mit dem Medikament behandelt werden“, sagte Schirrmacher. (APA/ag)

Der US-Pharmakonzern Gilead ist auf der Suche nach Chemie- und Arzneimittelherstellern für sein experimentelles Covid-19-Medikament Remdesivir. Das Unternehmen befände sich in Gesprächen über den Aufbau eines Konsortiums von Produktionspartnern, um die globale Versorgung bis 2022 sicherzustellen, teilte Gilead am späten Dienstagabend mit.Das Medikament benötige für seine Herstellung knappe Rohstoffe und spezialisierte Fertigungskapazitäten. Langfristige Lizenzen sollen nach Unternehmensangaben mit mehreren Generikaherstellern in Indien und Pakistan aushandelt werden, um Remdesivir für Entwicklungsländer zu produzieren. Einer der größten Arzneimittelhersteller Bangladeschs, Beximco Pharmaceuticals, werde die Remdesivir-Produktion in diesem Monat beginnen, berichtete Reuters am Dienstag unter Berufung auf einen leitenden Unternehmensleiter. (APA/Reuters)

++Update 05.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Israel erzielt „bedeutenden Durchbruch“ bei Antikörpern – Roche: Antikörpertest ist in Auslieferung – App zur Verfolgung von Corona-Infektionen soll freiwillig bleiben –Geberkonferenz brachte 7,4 Mrd. Euro für Corona-Forschung ein – Waren Behindertenverbände ausreichend in die Planung von Corona-Maßnahmen eingebunden? – Besserer Zugang von Migranten zum Gesundheitssystem gefordert

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.574 (gestern: 15.548) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.582 Personen (gestern: 1.761), davon befinden sich 314 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 104 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 563 Fällen (gestern: 604) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 340 (gestern: 387) und Niederösterreich mit 234 (gestern: 282). Bisher wurden 285.883 Tests (+ 11.528 seit gestern) durchgeführt, 13.462 Infizierte sind wieder genesen, 606 Todesfälle wurden gemeldet, 573 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

In Israel haben Forscher Coronavirus-Antikörper isoliert. Der Schritt sei ein „bedeutender Durchbruch“ in Richtung einer möglichen Behandlung der COVID-19-Erkrankung, sagte Verteidigungsminister Naftali Bennett am Montag. Der am Israel Institute for Biological Research (IIBR) entwickelte „monoklonale neutralisierende Antikörper“ könne das krankheitserregende neuartige Coronavirus in den Körpern der Träger neutralisieren, erklärte Bennett. Laut IIBR-Direktor Shmuel Shapira soll nun ein Patent angemeldet werden. Israel meldete bisher 16.246 Infektionsfälle und 235 an COVID-19 Verstorbene. (APA/Reuters)

Vor wenigen Tagen hat der Schweizer Pharma- und Diagnostikkonzern in den USA eine Notfall-Zulassung für einen SARS-CoV-2-Antikörpertest auf Immunoassay-Basis vor allem für Großlabors erhalten. Die Auslieferung erfolgt derzeit auch in Österreich. Die ersten Untersuchungen dürften in den kommenden Tagen erfolgen, erklärte am Dienstag ein Sprecher des Konzerns gegenüber der APA.„Wir sind in Auslieferung. Ab dieser Woche wird es die Untersuchungen geben“, erklärte man bei Roche Austria. Das Unternehmen – weltweit eines der größten auf dem Gebiet der Labordiagnostik – ist aber nur eines der vielen Konzerne, die derzeit ihre Systeme für SARS-CoV-2-Antikörpertests entwickeln bzw. auf den Markt bringen.„Der Test wurde geschaffen, um zu bestimmen, ob ein Patient einer SARS-CoV-2-Infektion ausgesetzt war und ob er Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt hat. Roche hat bereits die Auslieferung des neuen Antikörpertests zu den führenden Labors weltweit gestartet und wird die Produktionskapazität auf eine zweistellige Millionenanzahl pro Monat ausweiten, um das Gesundheitswesen in jenen Staaten zu unterstützen, welche die CE-Kennzeichnung bzw. die US-Freigabe anerkennen“, hatte es am Sonntag in einer ersten Aussendung des Konzerns geheißen.Der SARS-CoV-2-Antikörpertest von Roche aus dem Serum von Patienten soll eine sehr hohe Genauigkeit aufweisen: Auf der Basis von 5.272 Proben (klinische Untersuchung) hätte sich eine Entdeckungsrate (Sensitivität) von 100 Prozent ergeben (keine falsch negativen Ergebnisse). Die Spezifität liegt offenbar bei 99,81 Prozent. Das bedeutet nur 19 Promille falsch negative Resultate. Faktisch alle großen Labordiagnostik-Unternehmen entwickeln derartige Systeme. (APA)

Die App zur Verfolgung von Corona-Infektionen bleibt freiwillig. Das stellten Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer bei einer Pressekonferenz Dienstagvormittag klar. Zuletzt war die Kanzlerberaterin Antonella Mei-Pochtler davon ausgegangen, dass etwa bei Reisen eine entsprechende App obligatorisch sein werde.Digitales Kontaktmanagement sei kein Muss, könne aber eine Ergänzung sein, erklärte Anschober am Dienstag. Was er sich wünsche, sei eine gut funktionierende freiwillige Variante. Das Rote Kreuz arbeite hier auch noch an Verbesserungen. Ziel sei auch eine möglichst gute Verknüpfung mit Apps aus den Nachbarländern.Auch Nehammer ließ keinen Zweifel daran, dass eine Zwangsvariante für die Österreicher nicht kommen wird: „Freiwilligkeit ist das Gebot.“ Wie Menschen ohne Handys erreicht werden könnten, etwa über den ursprünglich erwogenen Schlüsselhänger, sagte der Innenminister nicht. Es gebe aber heutzutage allerlei technische Möglichkeiten. Einmal mehr bewarb Nehammer die Unterstützung der Exekutive beim Containment, also dem Aufspüren potenziell Infizierter. Der Innenminister betonte dabei, dass es sich hier um keine Verhöre oder ähnliches handle. Die Exekutive biete den Gesundheitsbehörden nur ihre Fragetechnik an, um einen Zeitvorsprung im Aufspüren möglicherweise Infizierter zu erlangen. (APA)

Die EU-Kommission wirbt weltweit um Spenden für den Kampf gegen das neuartige Coronavirus. Am Montag hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine internationale Online-Geberkonferenz einberufen, bei der insgesamt 7,4 Milliarden Euro zusammenkamen, um weiter intensiv an der Diagnostik, Prävention und Behandlungsmethoden des Virus zu arbeiten.Österreich sagte knapp über 31 Millionen Euro zu, Frankreich, Deutschland, Japan oder Kanada stellten Summen im dreistelligen Millionenbereich in Aussicht. „Die Welt ist vereint gegen das Coronavirus und die Welt wird gewinnen“, sagte von der Leyen. Ein Impfstoff „wird ein öffentliches Gut sein, das niemandem gehört, sondern allen“, versicherte der französische Präsident Emmanuel Macron. Frankreich werde 515 Millionen Euro geben. Japans Regierungschef Shinzo Abe und Kanadas Premierminister Justin Trudeau sagten rund 760 Millionen und 550 Millionen Euro zu.Nach Angaben der EU-Kommission sollen vier Milliarden in die Entwicklung eines Impfstoffs fließen, mit zwei Milliarden Euro sollen die Behandlungsmöglichkeiten und mit 1,5 Milliarden Euro die Testkapazitäten weltweit ausgeweitet werden. Das Geld soll in erster Linie an anerkannte globale Gesundheitsorganisationen wie die internationalen Impfstoffallianzen Cepi und Gavi gehen. (APA/Reuters/dpa)

Das Gesundheitsministerium hat am Montag auf Kritik von Behindertenverbänden reagiert, wonach diese zu wenig in die Planung der Corona-Maßnahmen eingebunden gewesen seien. Wie es in einer Aussendung hieß, seien in Vorbereitung der Lockerungsverordnung sehr wohl Gespräche geführt worden. Man habe etwa mit dem Behindertenanwalt, dem Monitoringausschuss und Vertretern aus dem Behindertenbereich gesprochen und „ihre spezifische Expertise zum Thema eingeholt“, so das Ministerium. Auf Basis derer sei dann eine „entsprechende Ausnahmeregelung“ in die Verordnung aufgenommen worden. Und zwar seien Menschen vom verpflichtenden Tragen des Mund-Nasen-Schutzes ausgenommen, denen dies aus „gesundheitlichen Gründen“ nicht zugemutet werden könne. Darunter würden insbesondere Menschen mit Behinderungen fallen, denen zum Beispiel aufgrund von Atemschwierigkeiten, aufgrund einer schweren fortgeschrittenen Demenz oder schweren intellektuellen Einschränkungen das Tragen des Mund-Nasenschutzes nicht zugemutet werden könne, so die Argumentation des Gesundheitsministeriums. Menschen mit Behinderungen pauschal von der MNS-Pflicht auszunehmen, wäre hingegen eine Diskriminierung gewesen. Die Unzumutbarkeit könne durch ein ärztliches Attest nachgewiesen werden.Lebenshilfe, Österreichischer Behindertenrat und Behindertenanwaltschaft hatten zuvor in einer gemeinsamen Pressekonferenz die fehlende Einbindung durch die türkis-grüne Bundesregierung bei den in der Coronakrise erlassenen Maßnahmen beklagt. In den Krisenstäben seien Menschen mit Behinderung nicht vertreten, lautete die Kritik. (APA)

Migranten und Flüchtlinge sollten auch angesichts der anhaltenden Coronakrise besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung bekommen. Das fordern zwei Verbände nationaler Wissenschaftsakademien in einem gemeinsamen Statement. Auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist als Mitglied der Zusammenschlüsse an dem Aufruf beteiligt. Hinter dem „Statement on Migration and Health“ stehen der Verband europäischer Wissenschaftsakademien „ALLEA – All European Academies“ und die „Federation of the European Academies of Medicine“ (FEAM). Erstere verbindet 60 Wissenschaftsakademien aus über 40 Ländern Europas. In der FEAM sind Akademien aus 17 europäischen Ländern gebündelt, die sich mit Medizin und Gesundheit befassen.Gemeinsam fordern die Wissenschaftsorganisationen die Politik auf, die Gesundheit von Migranten europaweit besser zu schützen. Dieses Thema sei bisher vielfach stark vernachlässigt worden, obwohl laut Studien ein verbesserter Zugang zu medizinischen Leistungen die Gesundheitssysteme langfristig auch finanziell entlasten würde, heißt es in dem Statement, in dem auch gefordert wird, dass es bessere, mehr und besser vergleichbare Daten und eine breitere Diskussion über Gesundheitsmythen rund um Migration und Flucht brauche. Migranten würden nämlich keineswegs eine Gefahr für die Gesundheit von EU-Bürgern darstellen, so die Forscher.Darüber sollten auch wissenschaftliche Einrichtungen die Öffentlichkeit besser und umfassender informieren. Eine der zentralen Forderungen besteht u.a. darin, Migranten einen umfassenderen und einfacheren Zugang zu Gesundheitsservices zu gewähren und sie besser über Angebote zu informieren. „Zumindest zur Grundlagen- und Notfallversorgung sollten auch illegal Eingereiste sowie Migranten ohne Papiere Zugang haben“, heißt es in dem Aufruf. Unter Wahrung des Datenschutzes sollte überdies beispielsweise auch die Weitergabe von Gesundheitsinformationen, wie etwa dem Impfstatus, über Länder hinweg verbessert werden. (APA)

++Update 04.05.2020 – Aktuelle Zahlen – Zweite Stichprobenuntersuchung in Österreich ergab niedrigere Dunkelziffer – Remdesivir soll auch Ländern außerhalb der USA zur Verfügung gestellt werden – Roche plant Lieferung von Millionen Antiköpertests an Deutschland

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.548 (Donnerstag: 15.388) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.761 Personen (Donnerstag: 1.961), davon befinden sich 308 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 114 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 604 Fällen (Donnerstag: 554) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 387 (Donnerstag: 440) und Niederösterreich mit 282 (Donnerstag: 338). Bisher wurden 274.355 Tests (+ 17.956 seit Donnerstag) durchgeführt, 13.233 Infizierte sind wieder genesen, 598 Todesfälle wurden gemeldet, 569 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Weltweit haben sich bereits mehr als 3,5 Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Von den weltweit 3.500.517 nachgewiesenen Infektionen endeten 246.893 tödlich, wie Berechnungen auf Grundlage von Behördenangaben am Montag ergeben haben. Der am schwersten betroffene Kontinent ist Europa mit 1.547.180 Ansteckungen und 143.584 Todesfällen, wobei Italien, Großbritannien, Spanien und Frankreich die meisten Opfer zu beklagen haben. Das zahlenmäßig am schwersten betroffene Land sind die USA mit 1.158.040 Infektionen und 67.680 Todesfällen. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Fallzahlen deutlich höher liegen, da nicht alle Menschen auf das neuartige Coronavirus getestet werden. (APA/AFP)

Höchstens 11.000 COVID-19-Infizierte zusätzlich zu den Erkrankten in Spitälern gab es Ende April in Österreich. Dieses Ergebnis der zweiten repräsentativen Stichprobenuntersuchung stellte Bildungsminister Heinz Faßmann am Montag vor. Die erste derartige Studie hatte für Anfang April noch eine maximale Dunkelziffer von rund 60.000 Infizierten in der Bevölkerung über 16 Jahren ausgewiesen.Nach der ersten repräsentativen Stichprobenuntersuchung auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 durch das Sozialforschungsinstitut SORA von Anfang April lief die zweite Studie zur Abschätzung der Dunkelziffer der Infizierten zwischen 21. und 24. April. Statistik Austria hat dazu eine repräsentative Stichprobe von 2.800 Personen ab 16 Jahren ausgewählt und die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) sowie der MedUni Wien durchgeführt. Die nunmehrige Schätzung für Gesamt-Österreich beruht auf den PCR-Testergebnissen von 1.432 Personen.Der ersten Dunkelziffern-Studie zufolge waren Anfang April in Österreich zwischen 10.200 und 67.400 Personen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Der wahrscheinlichste Wert lag bei 28.500 Infizierten, was 0,33 Prozent der Bevölkerung entspricht. Nun liegt der höchste Wert bei 10.823 Infizierten, was lediglich rund 0,15 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren ausmacht. Waren in der ersten Studie noch Kinder mit dabei, wurden in der zweiten nur über 16-Jährige getestet. Rechnet man die Werte der ersten Studie auf in Privathaushalten wohnhafte Personen ab 16 Jahren um, lag der Höchstwert in der ersten Studie bei 60.287 Infizierten. „Wir sehen einen deutlichen Rückgang und das beruhigt“, sagte Faßmann zu den Ergebnissen.

Zusätzlich zur zweiten repräsentativen, österreichweiten Stichprobenuntersuchung hat das Wissenschaftsministerium auch eine „experimentelle Validierungsstudie“ für Antikörpertests, mit dem

Ziel beauftragt, 540 Personen aus Risikogebieten mit bisher hohem Anteil an positiven Corona-Tests zu untersuchen. In den 27 ausgewählten Gemeinden hatten im Schnitt 4,71 Prozent Antikörper. Das heißt, dass rund 1.900 Personen der insgesamt 40.000 Einwohner in diesen Risikogemeinden in den vergangenen Wochen eine Coronavirus-Infektion durchgemacht haben (von 269 Personen wurden Proben entnommen). (APA)

Der Pharmakonzern Gilead Sciences will das zur Behandlung von COVID-19-Patienten in den USA zugelassene Mittel Remdesivir auch in andere Länder exportieren. Sein Unternehmen liege in dieser Frage mit der US-Regierung auf einer Linie, sagte Konzernchef Daniel O’Day am Sonntag dem TV-Sender CBS. Remdesivir solle sowohl den Patienten in den USA als auch Corona-Infizierten in anderen Ländern zur Verfügung gestellt werden, in denen der Einsatz des Mittels erlaubt werde.Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte am Freitag eine Notfall-Genehmigung für den Einsatz des Wirkstoffs gegen die vom neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 erteilt. Zuvor hatte eine klinische Studie laut vorläufigen Ergebnissen gezeigt, dass Remdesivir die Genesungsdauer von Corona-Patienten verkürzt. Laut FDA darf das Mittel bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt werden, die im Krankenhaus wegen einer schweren COVID-19-Erkrankung behandelt werden.Gilead-Chef O’Day sagte, sein Unternehmen stelle der US-Regierung seinen gesamten Remdesivir-Vorrat von 1,5 Millionen Dosen kostenlos zur Verfügung. Damit könnten 100.000 bis 200.000 Patienten behandelt werden. Die Regierung in Washington werde über die Verteilung des Mittels in den USA entscheiden und in der kommenden Woche mit der Auslieferung beginnen. In der zweiten Jahreshälfte werde eine deutlich größere Menge des Medikaments zur Verfügung stehen. Die USA sind mit mehr als 66.000 Corona-Toten das am schwersten von der Pandemie betroffene Land weltweit.Remdesivir, das gespritzt wird, dringt in Viren ein und verhindert damit ihre Vermehrung. Offiziell als Medikament zugelassen ist das Mittel bisher nicht. Die Sondergenehmigung der US-Arzneimittelbehörde erlaubt aber vorläufig den Einsatz im Kampf gegen das Coronavirus. Im Kampf gegen die Pandemie werden mehrere Medikamente getestet und es wird außerdem mit Hochdruck an Impfstoffen gearbeitet. (APA/AFP)

Der Schweizer Pharmakonzern Roche will seinen Test zum Nachweis von Coronavirus-Antikörpern noch in diesem Monat an Gesundheitseinrichtungen in Deutschland ausliefern. Antikörpertests würden dabei helfen, den Prozentsatz der Bevölkerung zu bestimmen, der mit dem Virus infiziert worden sei, sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag. In den kommenden Monaten sollen es dann fünf Millionen Tests monatlich sein. Um Tests in großer Menge bereitstellen zu können, wird Roche die Produktionskapazität in Penzberg für 170 Millionen Euro ausbauen, sagte Roche-Präsident Christoph Franz am Montag nach einem Besuch des Werks in Begleitung von Spahn und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.In Österreich steht ein Einsatz noch nicht fest. „Es kommen in den nächsten Wochen mehrere qualitativ hochwertige ELISAs (= labormaschinenbasierte Antikörpertests) auf den Markt. Wie diese einzusetzen sind, wird derzeit geprüft“, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums zur APA. (APA/Reuters)

++Update 30.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Zahl der Coronatoten in Großbritannien wurde deutlich nach oben korrigiert – Gilead: Neue Meldungen zu positiven Studienergebnissen mit Remdesivir – AstraZeneca schloss Vereinbarung zu Impfstoffproduktion ab – Deutsche Forscher: Eindämmung des Coronavirus ist „einzig sinnvolle Strategie“ – Kinder sind vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 11 Uhr) auf 15.388 (gestern: 15.343) gestiegen, aktuell erkrankt sind 1.961 Personen (gestern: 2.043), davon befinden sich 372 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 128 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 554 Fällen (gestern: 552) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 440 (gestern: 471) und Niederösterreich mit 338 (gestern: 345); in Tirol ist die Zahl der Erkrankten auf 237 zurückgegangen. Bisher wurden 256.399 Tests (+ 8.645 seit gestern) durchgeführt, 12.908 Infizierte sind wieder genesen, 584 Todesfälle wurden gemeldet, 555 davon gemäß Epidemiegesetz bestätigt.

Die offizielle Zahl der Corona-Toten in Großbritannien ist am Mittwoch deutlich nach oben korrigiert worden – auf 26.097 (und damit mehr als in Spanien und Frankreich). Enthalten waren darin erstmals auch Todesfälle in Pflegeheimen und Privathaushalten aus England und Wales. Noch am Dienstag stand die Zahl der Toten bei 21.678. Das waren aber nur die Sterbefälle in Krankenhäusern.Die konservative Regierung von Premierminister Boris Johnson steht wegen ihrer Reaktion auf die Pandemie zunehmend unter Druck. Ihr wird vorgeworfen, viel zu lange mit den Maßnahmen zur Eindämmung gewartet zu haben. Zudem fehlt es an Schutzkleidung für das medizinische Personal.Vor allem die vergleichsweise geringe Zahl an bisher durchgeführten Tests trifft auf heftige Kritik. Inzwischen erhöhte die Regierung die Kapazitäten erheblich. Überall im Land wurden Test-Zentren eröffnet. Doch das Ziel, bis Ende April jeden Tag 100.000 Menschen zu testen, dürfte nicht mehr zu schaffen sein. Bis Mittwoch wurde gerade einmal ein Drittel davon erreicht. Die Zahl der positiv auf das Coronavirus Getesteten steht derzeit bei 165.221. Die Zahl der Neuinfektionen ist weitgehend stabil, am Mittwoch wurden etwa 4.000 neue Fälle gemeldet. Doch die täglich neu registrierten Sterbefälle sind weiterhin hoch. Bis Dienstagabend wurden 765 neue Todesfälle erfasst. Befürchtet wird, dass bereits viele Pflegeheime von Infektionen betroffen sind und sich das Virus dort ungehindert ausbreiten kann.Trotz allem werden die Rufe nach einer Lockerung der Maßnahmen wegen der Schäden für die Wirtschaft immer lauter. Der neue Labour-Chef Keir Starmer forderte die Regierung am Mittwoch bei der wöchentlichen Fragestunde im Parlament auf, eine Exit-Strategie vorzulegen und eine Debatte auf Öffentlichkeit darüber zu führen. (APA/dpa)

Entgegen anderslautenden Berichten in den letzten Tagen kamen nun wieder positive Nachrichten zum Medikament Remdesivir des US-Konzerns Gilead Sciences. Es dürfte dem Seuchenexperten und Berater der US-Regierung zufolge zur Standardtherapie gegen COVID-19 werden. Der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci, nannte erste Ergebnisse einer Studie am Mittwoch „wirklich sehr wichtig“. Die Resultate müssten noch unabhängig geprüft und veröffentlicht werden, die Hinweise auf eine deutlich kürzere Krankheitsdauer seien aber vielversprechend, sagte der Immunologe Fauci.An der klinischen Studie nahmen 1.063 COVID-19-Patienten in den USA, in Europa und Asien teil. Sie erhielten entweder das vom US-Pharmakonzern Gilead hergestellte Mittel Remdesivir, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde, oder ein Placebo. Laut den vorläufigen Studienergebnissen benötigten mit Remdesivir behandelte Patienten im Mittelwert elf Tage bis zur Genesung, Patienten, die das Placebo erhielten, dagegen 15 Tage. Das zeige, dass das Medikament das neuartige Coronavirus „blockieren“ könne, sagte Fauci. Remdesivir habe eine „signifikant positive Wirkung bei der Verringerung der Zeit bis zur Genesung“ gezeigt.Die US-amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) sei derzeit in Gesprächen mit Gilead, um Remdesivir rasch für Patienten in Krankenhäusern verfügbar zu machen, sagte Fauci. Eine formelle Zulassung des Medikaments würde jedoch wesentlich länger dauern und weitere Studien erfordern. Remdesivir dringt in Viren ein und verhindert ihre Vermehrung. Gilead testete den Wirkstoff gegen Krankheiten wie Ebola, Marburg, MERS und SARS. (Reuters/Gilead Sciences)

Der britische Pharmakonzern AstraZeneca hofft im Sommer auf erste Ergebnisse zu einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Es sei ein Risiko, in diese Projektentwicklung zu investieren, weil der Erfolg nicht sicher sei, sagte Vorstandschef Pascal Soriot im britischen Radiosender BBC. „Aber es ist jetzt die Zeit, ein solches Risiko einzugehen.“ Im Juni oder Juli sollte klar sein, ob die Universität Oxford bei der Entwicklung des Impfstoffes auf Erfolgskurs ist. „Dies ist eine schreckliche Krise, mit der wir konfrontiert sind, und wir brauchen Lösungen, und ein Impfstoff ist natürlich das wichtigste Instrument, um dies zu bewältigen“, sagte Soriot. „Die Vereinbarung, die wir mit der Regierung und auch mit der Oxford-Gruppe getroffen haben, ist, dass wir für die Zeit der Pandemie den Impfstoff zum Selbstkostenpreis liefern werden.“ AstraZeneca soll den von der Universität Oxford und dem Jenner-Institut entwickelten möglichen Corona-Impfstoff herstellen und auf den Markt bringen. Das Unternehmen schloss eine entsprechende Vereinbarung mit der Universität ab. Der britische Impfstoffkandidat wird derzeit an Menschen getestet. (APA/ag)

Führende Forschungsorganisationen in Deutschland sind sich einig, dass eine konsequente Eindämmung des Coronavirus SARS-CoV-2 aus epidemiologischer Sicht im Moment die „einzig sinnvolle Strategie“ ist. „Das Erreichen einer „Herdenimmunität“ würde nach den bisher vorliegenden Daten einen Zeitraum von einigen Jahren erfordern, wenn das Gesundheitssystem nicht überlastet werden soll.“ Die Stellungnahme der Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Leibniz-Gemeinschaft: „Unsere Modelle stimmen darin überein, dass sich dies selbst bei optimistischen Schätzungen der Dunkelziffer über Jahre hinziehen und viele Tote erfordern würde.“ Daher müssten einschränkende Maßnahmen auch bei einem solchen Weg über den gesamten Zeitraum aufrechterhalten werden, betonen sie. Zudem sei nicht bekannt, wie lange Personen nach einer Infektion immun sind.Daher schlagen die Experten auf Basis von mathematischen Analysen der Datenlage vor, zunächst die Neuinfektionen weiter soweit zu reduzieren, bis eine effektive Kontaktverfolgung möglich ist. Unter anderem sollten zudem Testkapazitäten, aber auch die Möglichkeiten der Rückverfolgung (Tracing) ausgebaut werden. Auf Basis gezielter Querschnittstests vor allem in Bereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko könnte eine Frühwarn-Infrastruktur etabliert werden.Für die langfristige Bewältigung der Corona-Pandemie seien auch neue medizinische Erkenntnisse und pharmazeutische Entwicklungen entscheidend. „Die hier vorgeschlagene Strategie muss angepasst werden, sobald neue Erkenntnisse dies ermöglichen oder ein Impfstoff zur Verfügung steht“, heißt es in dem Strategiepapier weiter. (APA/dpa)

Kinder sind einer neuen Analyse zufolge in der Coronavirus-Pandemie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene. Die Zahl der Viren, die sich in den Atemwegen nachweisen lässt, unterscheide sich zwischen Altersgruppen nicht, berichten Forscher um den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité in einer vorab veröffentlichten und noch nicht von unabhängigen Experten geprüften Studie.Die Forscher warnen aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in Deutschland. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hätten in vielen Ländern Wirkung gezeigt, schreiben sie. Mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen gebe es vermehrt auch Diskussionen darüber, inwieweit die Schließung von Schulen und Kindergärten zu diesem Erfolg beigetragen hat – und wie sich eine Wiedereröffnung auf die Ausbreitung des Virus auswirken könnte. Bisher sei unklar, inwieweit Kinder das Virus an andere weitergeben. Die Untersuchung dieser Frage sei schwierig, gerade weil die Schulen in Deutschland früh geschlossen wurden und weil das Virus besonders in der Anfangsphase der Epidemie vor allem von erwachsenen Reisenden weitergegeben wurde.Das Team um Drosten hat im Rahmen seiner Studie nun in Proben von 3.712 Infizierten, die zwischen Jänner und 26. April in einem Berliner Testzentrum untersucht wurden, die jeweilige Menge an SARS-CoV-2-Viren bestimmt. Sie fanden keinen Unterschied in der Viruslast zwischen verschiedenen Altersgruppen. Bei der Beurteilung der Ansteckungsgefahr in Schulen und Kindergärten müssten daher die gleichen Annahmen zugrunde gelegt werden, die auch für Erwachsene gelten, schreiben die Forscher. (APA/dpa)

++Update 29.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Sind Kinder wirklich „Superspreader“? – Biotech-Unternehmens Apeptico testet Wirkstoff Solnatide – Anschober: Keine Corona-Kontrollen im privaten Bereich

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 11 Uhr) auf 15.343 (gestern: 15.264) gestiegen, aktuell erkrankt sind 2.043 Personen (gestern: 2.208), davon befinden sich 386 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 131 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 552 Fällen (gestern: 527) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 471 (gestern: 507) und Niederösterreich mit 345 (gestern: 396); in Tirol ist die Zahl der Erkrankten auf 240 zurückgegangen. Bisher wurden 247.754 Tests (+ 8.176 seit gestern) durchgeführt, 12.779 Infizierte sind wieder genesen, 580 Patienten verstorben.

Weltweit sind mehr als 210.000 Menschen mit dem Virus ums Leben gekommen. 85 Prozent der 210.930 Todesfälle wurden aus Europa und den USA gemeldet, wie Berechnungen auf Grundlage von Behördenangaben am 28. April ergaben. Europa registrierte demnach 126.793 Todesfälle bei 1,4 Millionen Infektionen. In den USA sind es bisher 56.253 Todesopfer – so viele wie in keinem anderen Land der Welt.Italien folgt mit 26.977 Todesfällen, dahinter kommen Spanien mit 23.822, Frankreich mit 23.293 und Großbritannien mit 21.092 Corona-Toten. Deutschland hat laut Robert-Koch-Institut 5.913 Verstorbene gemeldet, 156.337 waren infiziert. Die Zahl der weltweit Infizierten überschritt am 27. April die Drei-Millionen-Marke. (APA)

Am Anfang der Covid-19-Pandemie galten Kinder und Jugendliche als sogenannte „Superspreader“, die eine SARS-CoV-2-Infektion besonders leicht übertragen würden. Mittlerweile liegen neue Erkenntnisse vor, trotzdem bleibt vieles immer noch ungewiss.Am 1. April 2020 gab es in Tirol 63 positiv getestete Kinder und Jugendliche. Seitdem sind nur mehr vereinzelte hinzugekommen. Somit fielen zum Stichtag 1. April 2020 gerade einmal 2,6 Prozent aller getesteten Infizierten auf die Altersgruppe der 0 bis 18-Jährigen. Lediglich zwei Kinder mit einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion wurden bisher an der Universitätsklinik für Pädiatrie betreut (eines davon ein Hochrisikopatient mit akuter Leukämie unter laufender Chemotherapie). Beide hatten einen sehr milden Verlauf und haben sich rasch erholt, berichtet Thomas Müller, Direktor der Univ.-Klinik für Pädiatrie I der Medizinischen Universität Innsbruck. Das entspricht auch österreichweiten und internationalen Erfahrungen: Kinder entwickeln nur sehr selten eine schwere Infektion mit Atembeschwerden und/oder Organversagen.Eine Studie aus China hat mit statistischer Signifikanz gezeigt, dass Kinder aller Altersgruppen und Erwachsene die gleichen Infektionsraten in Haushalten hatten. Es brauche dringend weitere Studien in sogenannten Familien-Clustern in Regionen mit hoher Prävalenz von Infizierten, so Müller. (I-Med)

Der Shutdown als Folge der Corona-Pandemie wird in Österreich lockerer: Ab 1. Mai werden die „Ausgangsbeschränkungen“ auslaufen. Die Zahl der Erkrankten ist in Österreich erneut weiter rückläufig. Experten befürchten durch den „Sprung ins kalte Wasser“ aber die Gefahr einer zweiten Welle.Das vorläufige Aufheben der Beschränkungen bezeichnete der Wiener Reise-und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch als einen „Sprung ins kalte Wasser“. Ausgehend von dem sehr geringen Niveau bei der Zahl der Infektionen bzw. der Covid-19-Erkrankungen werde es wahrscheinlich mindestens einen Monat dauern, bis man eine Wirkung erkennen werde: Es ist auf jeden Fall zu erwarten, dass die Zahl der Fälle wieder ansteigen wird“, sagte Kollaritsch. (APA)

Ein experimenteller Wirkstoff – Solnatide – des Wiener Biotech-Unternehmens Apeptico ist am Dienstag, 28. April, auch in Italien für die Behandlung schwerkranker Covid-19 Patienten im Rahmen eines Compassionate Use-Programms zugelassen worden. Das gab das Unternehmen in einer Aussendung bekannt. Solnatide könnte einen Effekt bei Patienten mit akutem Lungenversagen haben. Das Peptid soll die Dichtheit von Membranen im Lungengewebe wiederherstellen und so dem im Rahmen des akuten Krankheitsgeschehens (ARDS) auftretenden Lungenödem entgegen wirken. Eine große Studie zur Wirksamkeit liegt bisher nicht vor. Die weitere Entwicklung wird auch durch österreichische Forschungsgelder für Covid-19-Projekte unterstützt. (APA)

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat am Dienstagabend noch einmal ausdrücklich betont, dass es im privaten Bereich keinerlei Corona-Kontrollen geben wird. „Ich habe aus der Diskussion um den Ostererlass gelernt. Mit mir wird es derartige Kontrollen – und ich weiß dass das auch der Innenminister so sieht – nicht geben“, sagte er in der „ZiB 2“ des ORF.Skeptisch gab sich Anschober wie zuvor auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), was die Wiederaufnahme von Großveranstaltungen im Herbst betrifft. Auf die Frage, ob etwa Konzerte in der Wiener Stadthalle noch heuer möglich sein könnten, sagte er in der „ZiB 2“ des ORF: „Es wäre ein großer Traum, ich weiß nicht, ob wir das schaffen.“ Entscheidend werde sein, „ob wir es schaffen, das Virus wirklich zu kontrollieren“.Möglicherweise könnten derartige Events erst dann wieder möglich werden, wenn es eine Impfung gegen das Coronavirus gibt, gab Kogler zu verstehen. (APA)

++ Update 28.04.2020 – Aktuelle Zahlen – WHO: Besorgnis um steigende Infektionszahlen in vielen Ländern weltweit – Marinomed erhält von FFG Förderung für Entwicklung einer Corona-Therapie – FH Technikum Wien unterstützt Gesundheitswesen mit Geräten und bald auch mit Know-how

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.264 (gestern: 15.197) gestiegen, aktuell erkrankt sind 2.208 Personen (gestern: 2.363), davon befinden sich 425 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 136 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt Wien mit 527 Fällen (gestern: 520) an erster Stelle, gefolgt von der Steiermark mit 507 (gestern: 546) und Niederösterreich mit 396 (gestern: 428); in Tirol ist die Zahl der Erkrankten auf 315 zurückgegangen. Bisher wurden 239.578 Tests (+ 7.041 seit gestern) durchgeführt, 12.580 Infizierte sind wieder genesen, 540 Patienten verstorben.

Weltweit hat die Zahl der Coronavirus-Fälle nach einer Reuters-Erhebung die Schwelle von drei Millionen überschritten. Knapp eine Million entfällt demnach auf die USA. Insgesamt sind 205.000 Menschen dem Virus erlegen. Mit einem Abflauen der Zahl an Infizierten lockern aber mehrere Länder die verhängten Maßnahmen, so auch Österreich, wo die strengen Ausgangsbestimmungen mit Ende April auslaufen werden, nachdem die Zahl der „aktiv“ Erkrankten weiter gesunken ist.Die WHO äußert sich allerdings besorgt über steigende Infektionszahlen in Afrika, Osteuropa, Lateinamerika und einigen asiatischen Staaten. Man sei weit davon entfernt, die Pandemie überwunden zu haben. Zudem erklärt die WHO, rund 20 Länder würden über Engpässe bei Impfungen gegen andere Krankheiten neben COVID-19 klagen. Grund seien unter anderem geschlossene Grenzen oder andere Beschränkungen. „Die Welt hätte aufmerksam auf die WHO hören sollen, denn der globale Notstand wurde am 30. Jänner ausgerufen“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. (APA/Reuters/AFP/dpa)

Das österreichische Biotechunternehmen Marinomed erhält von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) eine Förderung zur Entwicklung einer Therapie gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Ziel seien klinische Tests für eine Inhalationslösung als akute Behandlung von viralen Lungenentzündungen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die FFG fördere bis zu 45 Prozent des geplanten Projektvolumens von über 4 Mio. Euro. Partner sind das AKH Wien und die Medizinische Universität Wien. (APA)

Die FH Technikum Wien unterstützt das heimische Gesundheitswesen während der Corona-Pandemie: Mehrere Geräte aus den FH-eigenen Labors sind derzeit an Einrichtungen verliehen, in denen sie dringend benötigt werden. Konkret ist ein Beatmungsgerät der FHTW einem Wiener Krankenhaus zur Verfügung gestellt worden. Außerdem hat die FHTW ein sogenanntes qPCR-Gerät an das Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie übergeben. Dort kommt das Gerät bei Virentests zum Einsatz. Der Kooperationspartner des Departments Life Science Engineering der FHTW ist offiziell als Testlabor zugelassen. Zukünftig werden auch Forscher des Departments bei der Durchführung der Virentests unterstützen. „Wir profitieren in Lehre und Forschung von unseren Kontakten im Gesundheitswesen und im Life Science Bereich. Da ist es selbstverständlich, dass wir Equipment, das im Moment im Einsatz dringend benötigt wird, unseren Partnern zur Verfügung stellen“, sagt Carina Huber-Gries, Leiterin des Department Life Science Engineering.

++ Update 27.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Effektive Reproduktionszahl in Österreich ist mit 0,63 niedrig – 24 Corona-Forschungsprojekte gefördert – Kontroverse und Vereinbarung zu Pflegekräften aus Rumänien

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.197 (Freitag: 15.004) gestiegen, aktuell erkrankt sind 2.363 Personen (Freitag: 2.669), davon befinden sich 439 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 140 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt die Steiermark mit 546 Fällen (Freitag: 604) an erster Stelle, gefolgt von Wien mit 520 (Freitag: 516) und Niederösterreich mit 428 (Freitag: 554); in Tirol ist die Zahl der Erkrankten auf 360 zurückgegangen. Bisher wurden 232.537 Tests durchgeführt, 12.362 Infizierte sind wieder genesen, 532 Patienten verstorben.

Die Situation rund um SARS-CoV-2 stellt sich laut den Berechnungen der Epidemiologen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und beteiligter Statistiker der TU-Graz weiterhin relativ positiv dar: Die effektive Reproduktionszahl – wie viele Personen ein Infizierter ansteckt – beträgt nur noch 0,63 (21. April). Die Experten haben die „epidemiologischen Kennzahlen der Entwicklung des COVID-19-Ausbruchs unter Verwendung des Labordiagnose-Datums für den Zeitraum 9. April bis 21. April“, berechnet. Die Datenbasis bezieht sich auf 1.777 diagnostizierte Fälle in der genannten Zeitperiode in Österreich. Am 12. März war die geschätzte effektive Reproduktionszahl des Virus noch zwischen 3,5 und 4,0 gelegen. Das bedeutet, dass zur stärksten Zeit der Virusverbreitung eine angesteckte Person statistisch mehr als 3,5 weitere Menschen infizierte. Die Zahl nahm danach jedoch ständig ab. Am 1. April betrug die effektive Reproduktionszahl nur noch 1,14. Ab 5. April lag sie unter der Marke von 1, die für die Überwindung der COVID-19-Pandemie notwendig wäre. Die tägliche Steigerungsrate bei SARS-CoV-2 wird in der aktuellen Berechnung mit minus 12,3 Prozent angegeben. Sowohl die effektive Reproduktionszahl als auch die Abnahme der Neuinfektionen waren im Vergleich zu den Werten vom 17. April gleich geblieben, wie die Fachleute mitteilten. (APA)

Die österreichische Bundesregierung hat nach Ende der ersten Einreichfrist für den „Corona Emergency Call“ eine zufriedene Zwischenbilanz gezogen. In dem nationalen Förderprogramm zur Erforschung des Coronavirus werden bisher 16 von insgesamt 26 Millionen Euro für vorerst 24 Projekte ausgeschüttet. Unter den Projekten sind allein zwölf aus Wien, weiters gibt es vier in der Steiermark, drei in Tirol, zwei in Salzburg und je eines in Oberösterreich, Kärnten und Vorarlberg. Neben Medikamenten, dem Forschen nach Impfstoffen oder Antikörpertests werden u.a. auch Projekte zur Herstellung von 3D-Teilen aus Kunststoff mit antiviraler Beschichtung oder eines zu einem kostengünstigen Beatmungsgerät im 3D-Druck-Baukastensystem unterstützt.Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) schließt Förderungsverträge mit den Unternehmen ab, die Projekte können umgehend starten. Dies gilt auch noch bis zum 11. Mai, wenn die zweite Einreichfrist endet. Sowohl Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck als auch Infrastrukturministerin Leonore Gewessler freuten sich über die starke Nachfrage, die das enorme Potenzial in Österreich zeige. Bildungsminister Heinz Faßmann hat zusätzliche zwei Millionen Euro für die Forschung an Universitäten zur Verfügung gestellt. (APA)

Rund um den angekündigten Sonderzug für rumänische Pflegekräfte nach Österreich hat sich eine internationale Kontroverse entsponnen. Europaministerin Karoline Edtstadler hat verwundert auf Aussagen des rumänischen Transportministers Lucian Bode am Wochenende reagiert, wonach dieser nichts von Sonderzügen für Pflegerinnen aus seinem Land nach Österreich wisse. Heute Montag folgte ein Telefonat zwischen den beiden Ministern. Eine Einigung gab es noch nicht, aber es wurde vereinbart, „dass so schnell wie möglich die operativen und rechtlichen Rahmenbedingungen für einen Korridorzug nach Österreich und retour festgelegt werden“, wie es in einer Stellungnahme von Edtstadler hieß. Die Ausreise der 24-Stunden-Pflegekräfte nach Österreich werde „unter Einhaltung aller rechtlichen und gesundheitlichen Vorschriften erfolgen“. Beide Länder würden „unter Hochdruck an der Umsetzung dieses Projekts“ arbeiten. Laut ÖBB soll der erste Sonderzug am 2. Mai Österreich in Richtung Timișoara (Temeswar) verlassen. Am 4. Mai soll er von dort mit 350 Pflegekräften nach Wien zurückkehren. Ob der Zeitplan hält, konnte weder vom Büro Edtstadler noch vom Büro Anschober bestätigt werden; wahrscheinlich wird es zu einer Verzögerung um einige Tage kommen.

Update 24.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Studie mit Remdesivir musste abgebrochen werden – Todesfälle und schwere Nebenwirkungen traten unter Chloroquin-Behandlung auf – Täglich bis zu 15.000 PCR-Tests in Österreich möglich – Gemeinsame Schutzmasken-Produktion von Lenzing und Palmers soll im Mai starten – Apotheken: OECD empfiehlt Wiederholungsrezepte

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 15.004 (gestern: 14.940) gestiegen, aktuell erkrankt sind 2.669 Personen (gestern: 2.786), davon befinden sich 495 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 156 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt die Steiermark mit 604 Fällen (gestern: 619) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 554 (gestern: 590) und Wien mit 516 (gestern: 503); in Tirol ist die Zahl der Erkrankten auf 408 zurückgegangen. Bisher wurden 212.686 Tests (+ 6.851 seit gestern) durchgeführt, 11.872 Infizierte sind wieder genesen, 510 Patienten verstorben.

Ein möglicher Rückschlag im Kampf gegen das Coronavirus: Der Wirkstoff Remdesivir ist Berichten zufolge bei einer klinischen Studie als Mittel gegen die vom Virus ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 durchgefallen. Laut „Financial Times“ gelang es nicht, den Gesundheitszustand der Patienten zu verbessern. Die Zeitung berief sich auf ein kurzzeitig auf der WHO-Webseite abrufbares Abstract der Studie. Diese Zusammenfassung war offenbar aus Versehen auf der Website der WHO zu sehen. Demnach waren bei dem klinischen Test in China 158 Infizierte mit Remdesivir behandelt worden, während eine Kontrollgruppe von 79 Patienten das Mittel nicht erhielt. Nach einem Monat waren den Berichten zufolge 13,9 Prozent der Probanden, denen Remdesivir verabreicht worden war, gestorben. In der Kontrollgruppe waren es 12,8 Prozent.Der US-Pharmakonzern Gilead Sciences, der das Mittel ursprünglich zur Behandlung von Ebola, Marburg, MERS und SARS entwickelt hatte, wies die Darstellung der Studienergebnisse in den Berichten zurück. Der auf der WHO-Website veröffentlichte Beitrag sei eine „unangemessene“ Zusammenfassung des Experiments. Die Studie sei wegen geringer Beteiligung vorzeitig beendet worden und daher statistisch nicht signifikant. Zudem sei aus den Daten ein „möglicher Nutzen von Remdesivir“ abzuleiten, insbesondere bei Patienten in einem frühen Krankheitsstadium.Remdesivir gilt als einer der erfolgversprechendsten Wirkstoffe im Kampf gegen das neuartige Coronavirus und wird in einzelnen Fällen bereits zur Behandlung von Patienten eingesetzt. In mehreren Ländern finden klinische Studien mit Remdesivir statt. Laut der auf Gesundheitsthemen spezialisierte Website Stat hatte das Mittel bei Corona-Patienten in einem Krankenhaus in Chicago große Wirkung gezeigt. Vorläufige Teilergebnisse von zwei wissenschaftlichen Studien mit dem möglichen COVID-19-Therapeutikum haben Ende vergangener Woche für einen regelrechten (Aktien-)Hype gesorgt. (APA/AFP)

Für große Aufregung und Hoffnung bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2 sorgte in den vergangenen Wochen das altbekannte Malaria-Medikament Resochin, dessen Wirkstoff Chloroquin (und sein Derivat Hydroxychloroquin) seit Jahrzehnten zur Prävention und Behandlung der Malaria eingesetzt werden. Bei Laborstudien und bei zwei klinischen Studien aus China und Frankreich – mit allerdings nur geringen Fallzahlen – soll der Wirkstoff Chloroquin an Zellkulturen eine Hemmung der Vermehrung des neuartigen Coronavirus gezeigt haben, wodurch bei schwereren Krankheitsverläufen die Viruslast der Patienten gesenkt werde. Der Wirkstoff könne deshalb auch antiviral eingesetzt werden, hieß es.Laut neuesten vorläufigen US-Forschungsergebnissen ist das Malaria-Mittel dagegen nicht nur weitgehend wirkungslos bei der Bekämpfung des Coronavirus. Im direkten Vergleich liege die Sterberate nach der Behandlung mit Hydroxchloroquin mit 28 Prozent sogar deutlich höher. Bei COVID-19-Patienten, die ohne das Malaria-Mittel therapiert wurden, lag die Sterberate bei elf Prozent. Insgesamt hatten die Forscher Akten von 368 Patienten in US-Hospitälern für Militärveteranen ausgewertet. Trotz einiger Bedenken bezüglich der Durchführung und der Aussagekraft Studien sowie der möglichen Nebenwirkungen wurden vielerorts klinische Tests mit dem altbekannten Wirkstoff durchgeführt.Wie riskant eine hochdosierte Behandlung von COVID-19-Patienten mit Chloroquin vor allem in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin oder anderen Medikamenten sein kann, zeigte zudem schon zuvor eine kleine Phase-II-Studie in Brasilien, bei der elf von 81 Patienten an tödlichen Arrhythmien oder Herzmuskelschäden verstarben. Die Studie wurde sofort abgebrochen. Bereits in der vergangenen Woche hatten Internisten im „Canadian Medical Association Journal“ vor den Gefahren einer QTc-Verlängerung im EKG beim Einsatz von Chloroquin und Hydroxychloroquin gewarnt – vor allem in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin. Demnach könne die Kombination neben Herzrhythmusstörungen auch zu Hypoglykämie sowie Unruhe, Verwirrtheit und Wahnvorstellungen führen. Bei einer Überdosierung könne es zu epileptischen Anfällen, Koma und Herzstillstand kommen.

Derzeit können laut Gesundheitsministerium in Österreich täglich bis zu 15.000 PCR-Tests durchgeführt werden. Aktuell gibt es 51 Labors, die Diagnosen zu COVID-19-Erkrankungen ins Epidemiologische Meldesystem (EMS) eintragen, hieß es auf APA-Anfrage. Die sinkenden Fallzahlen erlauben nun die Änderung der Teststrategie hin zu „Screenings“ unter Gesundheitspersonal und in Pflegeheimen. Mit insgesamt 8.959 eingemeldeten PCR-Untersuchungen innerhalb von 24 Stunden wurde diese Woche der bisher höchste Wert für Österreich erreicht. Der sonstige Tagesschnitt schwankte in den beiden Wochen davor in etwa zwischen 3.300 und 8.500 im EMS dokumentierten Tests.Test-Kapazitäten seien nun zwar reichlich vorhanden, die im Prinzip durchführbaren rund 15.000 Tests müsse man jedoch als „theoretische Maximalkapazität“ ansehen. Um diese voll auszuschöpfen, müsse vom Sammeln der Proben über die Testungen selbst bis zum Einlangen der Untersuchungsergebnisse alles reibungslos funktionieren. Tatsächlich könnte allerdings jeder denkbare „Flaschenhals“ die Zahlen massiv beeinflussen, etwa Probleme bei der Abnahme oder Aufbereitung der Proben oder die weiterhin bestehende Verknappung bestimmter Verbrauchsmaterialien (Reagenzien, Pipettenspitzen, Schutzausrüstungen etc.) am Weltmarkt.Die mittlerweile relativ wenigen positiven Nachweise in Österreich böten nicht nur Möglichkeiten zum schrittweisen Lockern der Maßnahmen zur Eindämmung, die Situation erlaube auch die Veränderung der Teststrategie, wie es seitens des Gesundheitsministeriums heißt. Neben der Abklärung der Verdachtsfälle, werde nun, wie von Gesundheitsminister Rudolf Anschober angekündigt, auch das Screening von asymptomatischen Personen in sensiblen Bereichen wie Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern verstärkt. (APA)

Lenzing und Palmers wollen gemeinsam ab Mai monatlich 12 Millionen Schutzmasken produzieren. Die Kapazität soll in den nächsten Wochen auf 25 Millionen Masken steigen. Dazu wurde das Joint Venture Hygiene Austria LP GmbH mit knapper Mehrheit von Lenzing (50,1 Prozent) gegründet. Produktions- und Verkaufstart ist im Mai, Ziel sind der österreichische und der europäische Markt.

Die beiden Unternehmen teilten in einer gemeinsamen Aussendung mit, sie hätten „mehrere Millionen Euro“ investiert und sich die Rohstoffe zur Schutzmaskenproduktion gesichert. Zunächst werden Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) für die Allgemeinheit und OP-Schutzmasken der Klasse EN14683 (FFP2-Masken) hergestellt. (APA)

Auch in Österreich sollen Apotheker in Zeiten der Coronakrise ein Medikament nach Vorlage eines Rezepts mehrmals an Patienten abgeben dürfen und damit dem Beispiel anderer Länder folgen. Wie die Österreichische Apothekerkammer am Freitag anmerkte, empfehle dies die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem aktuellen Bericht. Dieser hat Richtlinien zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den 36 Mitgliedstaaten zum Gegenstand. Darin explizit angesprochen wird die Möglichkeit für Apotheken, Wiederholungsrezepte zu bedienen. Dabei wird die wiederholte Abgabe einer Dauermedikation nach erstmaliger Verschreibung durch den Arzt verstanden. Das heißt, der Patient kann das vom Arzt ausgestellte Rezept im Laufe eines definierten Zeitraums mehrmals in der Apotheke einlösen, wobei die Apotheke auf die korrekte Anwendung achtet. Der Patient erspart sich dadurch unnötige Wege, hieß es in einer Aussendung der Apothekerkammer. Er muss den Arzt erst dann wieder aufsuchen, wenn eine ärztliche Kontrolle erforderlich ist oder die Apotheke zum Arztbesuch rät. (APA)

++ Update 23.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Deutsches Unternehmen Biontech testet Corona-Impfstoff an Menschen – Korridorzug durch Ungarn wird für 24-Stunden-Pflegerinnen aus Rumänien eingerichtet – Auch Valneva will Corona-Impfstoff entwickeln – Coronakrise führt zu großen finanziellen Verlusten auch in der Sozialversicherung – Lockerung des Besuchsverbots gilt in burgenländischen Altersheimen ab 1. Mai – WHO: Westeuropa ist auf einem guten Weg

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 14.940 (gestern: 14.865) gestiegen, aktuell erkrankt sind 2.786 Personen (gestern: 3.087), davon 508 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 169 auf der Intensivstation. Bei der Zahl der aktuell Erkrankten liegt erstmals die Steiermark mit 619 Fällen (gestern: 681) an erster Stelle, gefolgt von Niederösterreich mit 590 (gestern: 728) und Wien mit 503 (gestern: 497); in Tirol ist die Zahl der Erkrankten auf 448 zurückgegangen und die Quarantäne wurde in allen Orten aufgehoben. Bisher wurden 205.835 Tests (+ 4.041 seit gestern) durchgeführt, 11.694 Infizierte sind wieder genesen, 496 Patienten verstorben.

In Deutschland darf erstmals ein Impfstoff-Kandidat gegen das neue Coronavirus am Menschen getestet werden. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erteilte dem Mainzer Unternehmen Biontech die Genehmigung, den Wirkstoff BNT162b1 in einer klinischen Studie an Freiwilligen zu testen. Laut Biontech soll es zunächst Tests an rund 200 gesunden Menschen zwischen 18 und 55 Jahren geben. Es handelt sich dabei um eine Phase-I/II-Studie, in der es zum einen um Sicherheit und Verträglichkeit des Impfstoffs geht und zum anderen untersucht wird, ob das Mittel beim Geimpften eine spezifische Immunantwort gegen den Erreger auslöst. Auch die optimale Impfstoff-Dosis soll bei den Tests ermittelt werden.Die Studie soll Ende April beginnen, erste Daten sollen im Juni vorliegen. Sollten diese ersten Tests positiv verlaufen, sollen mehr Probanden und auch Risikopatienten in die Prüfung einbezogen werden. Die Frage, wann ein Impfstoff für die breite Bevölkerung zur Verfügung stehen könnte, ist laut PEI derzeit nicht zu beantworten. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn sprach von einem guten Signal. Es werde aber noch Monate dauern, bis tatsächlich ein Impfstoff zur Verfügung stehen könne, schränkte er ein. Ein Impfstoff gilt als das zentrale Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie.Der von Biontech entwickelte Wirkstoff gehört in die Gruppe der genbasierten Impfstoffe – es ist ein sogenannter RNA-Impfstoff. Er enthält genetische Informationen des Erregers. Im Körper werden daraus Viren-Proteine hergestellt, gegen die das Immunsystem Abwehrstoffe bildet. Dadurch ist der Körper auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 vorbereitet. Das könne die Infektion oder zumindest die Infektionskrankheit verhindern oder ihren Verlauf abmildern, schreibt das PEI. Das Virus als Ganzes spielt bei der Impfung keine Rolle. In dem genehmigten Teil der klinischen Prüfung werden laut Paul-Ehrlich-Institut verschiedene Varianten des RNA-Impfstoffkandidaten geprüft. Biontech kooperiert bei der Entwicklung des Impfstoffs mit dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Pfizer. (dpa)

Ab Mai können rumänische 24-Stunden-Personenbetreuer per Korridorzug durch Ungarn zu ihren pflegebedürftigen Klienten nach Österreich reisen bzw. zurück in ihre Heimat. Europaministerin Karoline Edtstadler verkündete am Donnerstag diese gemeinsam mit Ungarn und Rumänien ausgehandelte Lösung. Auch die Ausreisebeschränkungen für 24-Stunden-Betreuerinnen aus Rumänien wurden gelockert.Die ÖBB werden nun im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich ab 2. Mai Sonderzüge nach und von Rumänien anbieten. Ziel des Zuges, der ohne Zwischenstopp fährt, wird im rumänischen Timisoara sein. Die Züge können durch die jeweiligen Organisationen in Österreich gechartert werden, etwa durch die Bundesländer, die Kammern oder die Vermittlungsagenturen für PersonenbetreuerInnen. Die Auftraggeber kommen auch für die Reisekosten auf.Insgesamt sind rund 33.000 Personen in Österreich auf die 24-Stunden-Betreuung angewiesen, viele der Pflegerinnen und Pfleger kommen aus Rumänien. Das System der 24-Stunden-Betreuung kann durch die gefundene Lösung wesentlich entlastet werden. (APA)

Das Biotechunternehmen Valneva mit großem Forschungsstandort in Wien steigt ebenfalls in die Entwicklung eines SARS-CoV-2-Impfstoffes ein. Eine Kooperation dazu gibt es mit dem US-Unternehmen Dynavax bezüglich der Verwendung des Vakzine-Adjuvans CbG 1018, teilte Valneva in einer Aussendung mit. „Valnevas Wissenschafter haben die Möglichkeiten untersucht, die eigene existierende Technologie, die Kapazitäten und die Infrastruktur schnell als Hebel einzusetzen, um eine SARS-CoV-2-Kandidat-Vakzine als Antwort auf die derzeitige Pandemie zu entwickeln“, teilte das Unternehmen mit.Valneva hat seit Jahren eine auf genetisch veränderten Vero-Zellen basierende kommerzielle Produktion eines Impfstoffes gegen die Japan-Enzephalitis. Darüber hinaus produziert das Unternehmen auch einen Cholera-Impfstoff. In der Herstellung von Vakzinen hat sich in den vergangenen 15 Jahren zunehmend die Biotech-Produktion der Antigene in Zellkulturen verbreitet. Das erlaubt zum Beispiel bei den Influenza-Impfstoffen eine schnellere Herstellung in theoretisch unbegrenzter Menge. Dynavax hat auf der anderen Seite mit CpG 1018 ein neues Adjuvans auf der Basis des Toll-like Rezeptors 9 entwickelt und verwendet es zur Verstärkung der Immunantwort in einem von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassenen Hepatitis-B-Impfstoff. Toll-like-Rezeptoren spielen bei der Erkennung von Krankheitserregern und die darauf folgende Immunantwort eine wichtige Rolle. (APA)

Die Coronakrise hinterlässt auch in der Sozialversicherung ein großes finanzielles Loch. Die drastisch gestiegene Arbeitslosigkeit sowie die verzugszinsenfreien Stundungen von Beitragszahlungen für Unternehmen haben den Sozialversicherungsträgern bei den Beitragseinnahmen allein im März ein Minus von 887 Millionen Euro beschert. Davon entfallen 168,61 Millionen Euro auf die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), der Rest auf alle anderen Träger, teilte die ÖGK der APA mit. Wie genau die Aufteilung auf die anderen Träger ausfällt, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass dieser Verlust in nur einem halben Monat eingetreten ist, weil die Coronakrise erst Mitte März schlagend wurde. Für April liegen noch keine Zahlen vor. Die ÖGK sieht aber auch schon „erste positive Signale“, weil seit der Ankündigung der Maßnahmen-Lockerungen ein Zuwachs an pflichtversichert Erwerbstätigen von rund 16.000 Personen registriert worden sei.ÖGK-Obmann Matthias Krenn betonte in einer Aussendung, dass die ÖGK ausreichend auf die Krisensituation vorbereitet sei: „Die Versorgung der Versicherten ist gewährleistet.“ Trotz Einbruchs der Beitragseinnahmen sei die ÖGK mit ausreichender Liquidität ausgestattet, um zugesagte Akontozahlungen an die Vertragspartner rasch zu überweisen und alle Zahlungsverpflichtungen termingerecht zu erfüllen. Obmann-Stellvertreter Andreas Huss ergänzte: „Die ÖGK ist auch in Krisenzeiten ein verlässlicher Partner, sowohl für die Versicherten als auch für die Vertragspartner.“ Eine langfristige Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Leistungen könne jedoch nur durch eine nachhaltige finanzielle Absicherung seitens des Bundes gewährleistet werden, meinte der Arbeitnehmervertreter. (APA)

Im Burgenland wird das Besuchsverbot in Alterswohn- und Pflegeheimen ab 1. Mai gelockert. Angehörige und Bekannte können die Bewohner dann unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsmaßnahmen wieder besuchen, teilte Soziallandesrat Christian Illedits am Mittwoch mit. Der Zutritt werde durch eigene Besuchereingänge möglich sein. Die Betreiber der Heime werden die Besuche laut Illedits koordinieren. Beim Einlass werde Fieber gemessen. Außerdem müssen sich die Angehörigen die Hände desinfizieren und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Sie werden sich auch nur in bestimmten Bereichen des Hauses aufhalten dürfen. Nach Möglichkeit sollen Besucherräume geschaffen und mit einer Trennwand aus Plexiglas versehen werden. Wo das nicht möglich ist, werde es Begegnungszonen im Freien geben, um die Einhaltung des Mindestabstandes gewährleisten zu können. Für Hospiz- und Palliativpatienten werden laut Illedits Verabschiedungszimmer eingerichtet, in denen sich Angehörige von ihnen verabschieden können. (APA)

Westeuropa könnte nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Coronavirus-Ausbreitung über den Berg sein. „Bei den Epidemien in Westeuropa sehen wir Stabilität oder einen absteigenden Trend“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesuseine gestern in Genf. Bei der Aufhebung von Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen, die die Ausbreitung des Virus erfolgreich verlangsamt hätten, sei aber Vorsicht geboten, warnte Tedros. „Epidemien können leicht wieder aufflammen“, sagte er. Deshalb müssten neue Infektionen weiter unbedingt früh entdeckt, Infizierte isoliert und mit Infizierten in Kontakt gekommene Menschen weiter unter Quarantäne gestellt werden. Die Lage in Osteuropa, in Afrika, Zentral- und Südamerika sei allerdings besorgniserregend, sagte Tedros: „Die meisten Länder sind bei der Epidemie weiterhin im frühen Stadium.“ Zwar hätten drei Viertel aller Länder Pläne entwickelt, wie sie mit einem Ausbruch umgehen, aber weniger als die Hälfte habe Pläne für die Verhinderung weiterer Ansteckungen und adäquate Hygienevorschriften oder Informationskampagnen. In einigen Ländern, die früh betroffen waren, verbreite sich das Virus wieder. „Keine Frage: Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Das Virus wird uns noch eine lange Zeit beschäftigen“, sagte Tedros. (APA)

++ Update 22.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Auch in kritischer Infrastruktur tätige Menschen profitieren von Ausnahmeregelungen für Risikogruppen – Corona-App von Datenschützern für überwiegend gut befunden – Impfstoffproduktion in Europa – Warnung vor gefälschten Arzneimitteln

Die Zahl der bisher positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 14.865 (gestern: 14.795) gestiegen, aktuell erkrankt sind 3.087 Personen (gestern: 3.411), was dem Wert vom 22. März entspricht (davon 524 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 176 auf der Intensivstation). Die prozentuelle tägliche Steigerung der Neuerkrankten ist auf einen bisherigen Tiefstwert von 0,34 Prozent gesunken, der Zehn-Tages-Durchschnitt liegt bei 0,72 Prozent täglicher Steigerung der Neuinfizierten (UK: 5%, Schweden: 4,2%, Schweiz: 1,12%, Deutschland: 1,7%).An erster Stelle bei den derzeit Erkrankten liegt weiterhin Niederösterreich mit 728 Fällen (gestern: 788), gefolgt von der Steiermark mit 656 (gestern: 681) und Wien mit 497, das nun Tirol mit aktuell 478 Erkrankten überholt hat. Bisher wurden 201.794 Tests (+ 12.776 seit gestern) durchgeführt, 11.328 Infizierte sind wieder genesen, 463 Patienten verstorben.

Von den Ausnahmeregeln für Risikogruppen in der Coronakrise werden auch in der kritischen Infrastruktur tätige Personen profitieren. Das geht aus Angaben auf der Homepage des Sozialministeriums hervor. Zielgruppen sind etwa COPD-Patienten in fortgeschrittener Phase, Herzinsuffizienz-Patienten, sowie solche, die sich in den vergangenen sechs Monaten in einer Krebs-Therapie befunden haben.Aufgelistet sind weiteres Patienten mit schweren chronischen Nierenerkrankungen, beispielsweise nach Transplantationen oder mit Dialyse-Notwendigkeit. Ferner als Beispiele angegeben sind Patienten mit zystischer Fibrose. Genauere Definitionen wird man erst erhalten, wenn voraussichtlich Anfang Mai das entsprechende Gesetz in Kraft tritt.Die meisten der betroffenen Menschen können mittels der Medikamente, die sie regelmäßig einnehmen, von der Sozialversicherung identifiziert werden und erhalten in den ersten Maiwochen einen Brief. Mit dem behandelnden Arzt, der weiterhin das letzte Wort bei der Einstufung hat, wird anschließend eine Risikoabschätzung vorgenommen. So werden etwa gut eingestellte Diabetes- oder Hypertoniepatienten nicht zur Risikogruppe gezählt. Menschen, die auch nach Ansicht des Arztes in die Risikogruppe fallen, bekommen ein entsprechendes Attest, auf Basis dessen mit dem Dienstgeber über die möglichen Optionen beraten wird (Home-Office, besondere Schutzmaßnahmen oder Freistellung). Die Inanspruchnahme der Maßnahmen ist für die Arbeitnehmer freiwillig.Ein kleinerer Teil der Betroffenen wird sich auch ohne Brief ab Anfang Mai aktiv bei Ärzten melden können. Als Beispiele angeführt sind hier Patienten mit Krebstherapie, die keine verschriebenen Medikamente einnehmen, da sie ihre Behandlung im Krankenhaus erhalten, oder Dialyse-Patienten.Der Gewerkschaft vida kritisiert, dass schwangere Arbeitnehmerinnen nicht als Risikogruppe definiert wurden. Sie fordert nun, dass auch diese in die Liste aufgenommen werden. Wichtig sei, diese durch Freistellung oder vorzeitigen Mutterschutz schützen zu können. (APA, Red)

Die EU-Seuchenkontrollbehörde ECDC arbeitet derzeit gemeinsam mit der WHO an einem Selbstklassifizierungssystem, mit dem die Länder der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums die Verbreitung des Coronavirus innerhalb der eigenen Grenzen einschätzen können.Die Daten sollen, sobald verfügbar, auf der Webseite der EU-Seuchenkontrollbehörde zugänglich gemacht werden. Ein Zeitpunkt für die Veröffentlichung wurde nicht genannt.Die Datenbank der EU-Seuchenkontrollbehörde kann zu den Überlegungen zur Beendigung der derzeit geltenden Reisebeschränkungen herangezogen werden. Die EU-Kommission drängt dabei auf ein koordiniertes Vorgehen und will zudem Vorschläge machen, wie die Verkehrsverbindungen innerhalb Europas „auch mit Blick auf die Planung des Sommerurlaubsverkehrs“ wieder aufgenommen werden können.Vor kurzem hat sich eine Diskussion über eine mögliche Grenzöffnung für Urlauber entwickelt. „Die Reisebeschränkungen sollten als erstes zwischen Gebieten gelockert werden, in denen das Virus vergleichsweise wenig in Umlauf ist“, wie die EU-Kommission am Dienstag der APA mitteilte. Diese sollen beendet werden, „sobald die epidemiologische Situation der angrenzenden Regionen ausreichend konvergiert und die Regeln zur sozialen Distanzierung verbreitet und verantwortungsvoll angewandt werden“.(APA)

Die Corona-App des Roten Kreuzes wurde mittlerweile rund 400.000 Mal heruntergeladen. Mehrere Datenschützer haben der App ein überwiegend gutes Zeugnis ausgestellt. Die Anwendung erfülle sowohl sicherheitstechnische als auch rechtliche Anforderungen, Verbesserungsvorschläge seien umgesetzt worden, lautet eine erste Analyse. Laut Max Schrems von noyb.eu ist die App „sicher auf der datenschutzfreundlichen Seite gelandet“, keine Bedenken habe er, was die Erfüllung der Datenschutzgrundverordnung (DSVGO) betrifft. Allerdings hätte die Information der Anwender in manchen Bereichen noch etwas genauer sein können.Hohe Anforderungen an IT-Sicherheit und Datenschutz sieht auch Christian Kudera von SBA Research gGmbH. Kritische Sicherheitslücken habe man bei der ersten Analyse aber nicht vorgefunden. Empfehlungen an die Betreiber seien zum Teil schon umgesetzt worden. Etwa die Statistik-Funktion, die Rückschlüsse auf die Benutzer zulassen könnte. Ebenfalls abgeschafft werden soll der derzeit fixe Schlüssels zur Identifikation. Dieser soll sich künftig regelmäßig ändern.Empfehlungen zur regelmäßigen Anpassung der Sicherheitsstandards gab auch Thomas Lohninger von epicenter.works ab. (APA)

Anlässlich der jährlich stattfindenden Europäischen Impfwoche macht die WHO auf die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Impfungen aufmerksam. Noch ist nicht klar, woher der Impfstoff gegen SARS-CoV-2 kommen wird. Aber schon jetzt findet die Impfstoffproduktion und -innovation zu einem überwiegenden Teil in Europa statt. Auch Österreich leistet einen Beitrag. Es gibt hierzulande gleich mehrere Forschungs- und Produktionsstätten.

Angesichts sich häufender Meldungen über das Eindringen gefälschter Arzneimittel nach Österreich warnt die Apothekerkammer die Bevölkerung erneut vor dem Erwerb derartiger illegaler Produkte.

++ Update 21.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Viravaxx AG und MedUni Wien: Projekt zu Immundiagnostik und Impfstoffen – Definition der Risikogruppen fertig – Lockerung bei Besuchsverboten in Altersheimen in Aussicht – Fallstudie: infiziertes Kind in Frankreich steckte niemanden an – Paket für seelische Gesundheit geschnürt – Coronakrise in Afrika

Die Zahl der jemals positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 14.795 gestiegen, aktuell erkrankt sind 3.411 Personen (davon 560 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 196 auf der Intensivstation). An erster Stelle bei den derzeit Erkrankten liegt Niederösterreich mit 788 Fällen, gefolgt von der Steiermark mit 681 und Tirol mit 644. Bisher wurden 189.018 Tests durchgeführt, 10.971 Infizierte sind wieder genesen, 439 Patienten verstorben.

Für die Entwicklung eines SARS-CoV-2-Impfstoffes ist die Kenntnis der Struktur der Proteine bzw. von deren Teilen von entscheidender Bedeutung. Das Wiener Biotech-Unternehmen Viravaxx AG will hier in Sachen Immundiagnostik und Impfstoffentwicklung einen Beitrag leisten. In dem Projekt in Kooperation mit Wissenschaftlern der MedUni Wien wird eine Plattform aufgebaut, in der Immundiagnostik und Impfstoffentwicklung miteinander eng verzahnt werden sollen, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Auf der Basis einer von beiden Partnern bereits entwickelten Mikrochip-Technologie werde ein Mikroarray entworfen, der die Strukturproteine des SARS-CoV-2-Virus mit und ohne deren Zuckerkomponenten, wichtige Fragmente dieser Proteine sowie eine Bibliothek von überlappenden Peptiden enthalte, die zusammen das gesamte Proteom des Virus abdeckten. Darüber hinaus werde ein ELISA-Assay etabliert, mit dem die Wechselwirkung des viralen Spike-Proteins mit seinem zellulären Rezeptor ACE2 untersucht werden könne. In einer bereits von der Ethikkommission genehmigten klinischen Studie würden Seren von je 200 Patienten mit leichten und schweren Krankheitsverläufen sowie von 200 gesunden Kontrollpersonen gesammelt und mit den beiden Tests untersucht. Das Spike-Protein (S-Protein) von SARS-CoV-2 dockt bei Infektion einer Zelle an dem Rezeptor (ACE2) an. Dabei verändert es allerdings laut den bisherigen Erkenntnissen auch seine Gestalt. Für Impfstoffe will man vor allem das S-Protein oder Teile (Epitope) als Antigen verwenden. Das muss aber in Vakzinen dann in der richtigen Form vorliegen, auf welche das Immunsystem mit einer Abwehr reagiert. Mithilfe von KI-Algorithmen, die von der Technischen Universität München (Jan Baumbach) beigesteuert werden, können die gewonnenen Ergebnisse mit pseudonymisierten Daten zum Krankheitsverlauf verglichen und daraus Antikörpersignaturen gewonnen werden, die eine schützende Wirkung nahelegen. Diese Ergebnisse werden wichtige Aussagen darüber erlauben, ob ein Patient gegenüber einer weiteren Infektion geschützt ist. Bisher ist auch noch viel zu wenig bekannt, wie hoch die Konzentration an Antikörpern gegen SARS-CoV-2 sein muss, um schützend zu wirken. (APA)

Die behördlichen Definitionen der Risikogruppen für eine COVID-19-Erkrankung sind laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober fertig. Ein Wissenschaftlergremium habe die Abgrenzung durchgeführt, sagte er am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“. Anschober hofft auf eine Rechtskräftigkeit ab 4. Mai. Am Mittwoch solle der entsprechende Antrag im Nationalrat eingebracht werden. Auf die Frage, wer zu den Risikogruppen zählt, erwähnte der Minister etwa Menschen mit schweren Gehirn- und Lungenerkrankungen sowie schweren Krebserkrankungen. Die niedergelassenen Ärzte erhielten eine Art Checkliste. Das Attest werde genügen, um im Gespräch mit dem Arbeitgeber entweder einen besonders verstärkten Schutz am Arbeitsplatz, Home-Office oder eine Freistellung zu erreichen. Details könnten noch heute Nachmittag in einer Pressekonferenz präsentiert werden.

Der Wunsch von Angehörigen und Bewohnern von Seniorenheimen, nach sechs Wochen Besuchsverbot wieder persönlichen Kontakt miteinander haben zu dürfen, wird inzwischen an alle Sozialreferenten der Länder herangetragen. In einer Videokonferenz Montagabend mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober meinte dieser, „in den nächsten Tagen Empfehlungen erarbeiten zu lassen“.Die Stadt Salzburg lockert ungeachtet dessen bereits ab der ersten Maiwoche die Besuchsverbote. In den sechs kommunalen Seniorenheimen der Stadt Salzburg werden schrittweise Besuchsboxen – kleine mit Plexiglasscheiben unterteilte Räume – eingerichtet, hatte Montagnachmittag Sozialstadträtin Anja Hagenauer auf APA-Anfrage berichtet. „Wir wollen allmählich zu so etwas wie Normalität zurückkehren.“ Besuche sind aber nur nach Terminvereinbarung möglich.Oberösterreichs Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer hatte schon für die Alten- und Pflegeheime in ihrem Bundesland eine Lockerung des restriktiven Betretungsverbots beim Krisenstab des Landes beantragt. Doch dies sei mit dem Hinweis abgelehnt worden, der Bund habe einheitliche Vorgaben zu treffen. In der Videokonferenz wurden dann unterschiedliche Vorschläge angedacht, von Besuchsräumen bis zu Begegnungszonen im Freien, meinte die Landesrätin. Als Datum hat sie sich den Muttertag, den 10. Mai, als Ziel gesetzt: „Es geht darum, das Gleichgewicht zwischen Schutz der Risikogruppe und sozialer Isolation zu finden.“ Anschober habe eine entsprechende Lösung in Aussicht gestellt. (APA)

Der Fall eines neunjährigen französischen Kindes, das trotz einer längere Zeit unentdeckt gebliebenen Coronavirus-Infektion niemanden ansteckte, beschäftigt die Wissenschaft: Einer kürzlich in der US-Fachzeitschrift „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlichten Studie zufolge fielen Coronavirus-Tests bei allen Kontaktpersonen des Kindes negativ aus. Das Kind hatte sich in der ostfranzösischen Region Haute-Savoie mit dem Coronavirus angesteckt und ohne Kenntnis seiner Infektion an drei Skikursen teilgenommen. Die Gesundheitsbehörden machten später 172 Menschen aus, die während der Inkubationszeit mit dem Kind in Kontakt gekommen waren. Coronavirus-Tests bei sämtlichen der Kontaktpersonen fielen negativ aus. Selbst seine eigenen Geschwister hatte das Kind nicht angesteckt. Bei 64 Prozent der Kontaktpersonen seien allerdings saisonale Erkrankungen wie die Grippe festgestellt worden, heißt es in der Studie. Der Fall liefere Hinweise darauf, dass „Kinder möglicherweise keine bedeutende Übertragungsquelle dieses neuartigen Virus sind“, heißt es weiter. Das neunjährige Kind habe nur leichte Symptome gehabt, schreiben die Autoren. Zusätzlich litt das Kind an weiteren Erkrankungen der Atemwege. Ein großer Teil der bekannten Corona-Infektionen bei Kindern verläuft glimpflich. Befürchtet wird jedoch, dass infizierte Kinder ältere Menschen oder Angehörige von Risikogruppen anstecken könnten. Aufgrund dieser Befürchtung sind in vielen Ländern Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. (APA/ag)

Personen, für die die Corona-Krise eine außergewöhnliche Belastung darstellt, sollen künftig auf verstärkte telefonische Beratung und einfacheren Zugang zur Psychotherapie zurückgreifen können. „Eine Ausnahmesituation wie jetzt kann negative Folgen für die seelische Gesundheit haben. Deshalb haben wir für alle Menschen, die Unterstützung benötigen, ein Gesamtpaket geschnürt“, sagte Frauenministerin Susanne Raab in einem Statement gegenüber der APA. Das Angebot reiche von „Tipps und Tricks für den Alltag“ über telefonische Experten-Beratung bis hin zu psychotherapeutischer Hilfe, „die im Notfall in Anspruch genommen werden kann“. Als Beispiele für außergewöhnliche Belastungen nannte die Ministerin etwa Konfliktsituationen in Familien, Einsamkeit durch die Isolation, Angst vor Erkrankung am Coronavirus oder Gewalt in der Familie oder der Beziehung.Kernstück des Pakets ist die Internetseite www.oesterreich.gv.at, wo ab Dienstag alle Angebote übersichtlich dargestellt werden sollen. Neben dem bestehenden Angebot der telefonischen Hilfe hat der Berufsverband für Psychotherapie nun in allen Bundesländern zusätzliche psychotherapeutische Telefonhotlines eingerichtet, berichtete die Ressortchefin. Bei allen Angeboten stehen Psychotherapeuten für erste entlastende Telefon- oder Videogespräche zur Verfügung. Seit Beginn der Coronakrise verzeichneten die bestehenden Hotlines rund 30 Prozent mehr Anrufe, so Raab. Bei Bedarf können von Patienten auch „rasch und unbürokratisch an einen Psychotherapeuten für eine längere, vertiefende Therapie überwiesen werden“ – in Kooperation mit den Krankenkassen ÖGK, SVS und BVAEB, hieß es aus dem Ressort. Auch wies die Ministerin auf die bereits geschaffene Möglichkeit hin, bestehende oder neue Psychotherapien via Internet oder Telefon durchzuführen. (APA)

Vor einer humanitären und sozialen Katastrophe in vielen Ländern Afrikas im Zuge der Corona-Pandemie hat Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp gewarnt. Er sei sich bewusst, dass sich auch Österreich derzeit in einer schwierigen Lage befinde, so Knapp laut Kathpress in der „Kleinen Zeitung“ und in der „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ (Samstag-Ausgaben). Er bitte aber, „den Blick in jene Länder, die deutlich weniger Kapazitäten hätten als wir, nicht zu vergessen und die Menschen nicht im Stich zu lassen“, sagte Knapp.Inzwischen hat sich das Coronavirus in fast allen 54 afrikanischen Staaten ausgebreitet. Die Infektions- und Sterbezahlen sind derzeit noch im moderaten Bereich, doch zeigen die Kurven in einigen Ländern bereits einen ähnlichen Anstieg wie anfangs auch auf anderen Kontinenten. „Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm“, so Knapp. Einige Länder haben bereits Ausgangssperren verhängt. Für Taglöhner oder Handwerker bedeuteten diese Ausgangssperren jedoch, dass sie keinerlei Einkommen mehr haben. „Gerade in Staaten, wo die Regierungen nicht in der Lage sind, Hilfspakete wie bei uns zu stemmen, ist das für die Menschen eine echte Katastrophe.“ Viele Menschen stünden vor der Wahl, entweder die Maßnahmen einzuhalten und zu hungern oder für Besorgungen auszugehen und Strafen zu riskieren, erläuterte Knapp. Zudem leben in Afrika Millionen Menschen dicht gedrängt in Slums, wo es an Wasser und Seife fehlt und eine Ausbreitung des Virus nur schwer aufzuhalten ist. Aber auch für die Helfer bedeuten die Flug- und Ausgangsverbote Einschränkungen: Das Kinderhilfswerk UNICEF beklagte kürzlich größere Unterbrechungen bei der Lieferung von Impfstoffen nach Westafrika. Ein Papier des französischen Außenministeriums warnt sogar davor, fragilen Staaten Afrikas könnte infolge der Coronakrise der Zusammenbruch drohen.Dennoch gibt es laut Knapp auch Hoffnung: Einige Staaten hätten durch ihre Erfahrung mit der Ebola-Bekämpfung jetzt gut reagiert, an den Grenzen rasch mit Fiebermessungen begonnen und Protokolle zum Umgang mit einer Viruskrise entwickelt. Zudem sei auch der Anteil Jüngerer an der Bevölkerung im Vergleich zu Europa höher. Dennoch bleibe abzuwarten, ob es gelingen wird, die Ausbreitung einzudämmen, so Knapp. Das internationale Caritas-Netzwerk „Caritas Internationalis“ hat einen globalen Hilfsfonds zur Finanzierung von Projekten gegen die Coronakrise eingerichtet. (APA)

++ Update 20.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Erstmals Blutplasma-behandelter Patient in Österreich genesen – FDA genehmigt klinische Studie von Novartis-Medikament – Studie zu Luftverschmutzung und Todesfällen veröffentlicht – Fieber ist kein zwingendes Symptom – Tests auch für mobile Pflegekräfte gefordert – Viele Kinder sind Gewalt-gefährdet – Kaum Coronavirus-Infektionen bei Tieren

Die Zahl der positiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 14.727 gestiegen, aktuell erkrankt sind 3.694 Personen (davon 611 auf der Normalstation in Krankenhäusern und 194 auf der Intensivstation). An erster Stelle bei den derzeit Erkrankten liegt Niederösterreich mit 822 Fällen, gefolgt von Tirol mit 788 und der Steiermark mit 731. Bisher wurden 182.949 Tests durchgeführt, 10.631 Infizierte sind wieder genesen, 408 Patienten verstorben.

In Österreich ist erstmals ein mit Blutplasma eines geheilten COVID-19-Patienten behandelter Patient wieder vom Coronavirus genesen. Der 36-jährige Steirer ist demnach nach einem Monat Krankheit aus der Intensivbehandlung auf die Normalstation verlegt worden und bereits drei Mal negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden. Der Mann aus dem Murtal leidet an einem angeborenen Immundefekt: Er kann keine spezifischen Antikörper bilden. Vier Wochen habe er an hohem Fieber gelitten, zudem hatte er Entzündungen in der Lunge und Atemnot. Nach Verlegungen aus anderen Krankenhäusern wurde bei dem Patienten am LKH-Universitätsklinikum Graz eine Therapie mit dem sogenannten Rekonvaleszenten-Plasma durchgeführt. Auch an Kliniken in Tirol und Salzburg werden an COVID-19 Erkrankte mit Plasma von Genesenen behandelt – nach Angabe seiner Ärzte ist der steirische Patient aber der erste in Österreich, der nach der Therapie genesen ist. (APA)

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat eine klinische Studie des Schweizer Pharmakonzerns Novartis mit dem Medikament Hydroxychloroquine zur Behandlung von COVID-19-Patienten genehmigt. An den Tests nehmen rund 440 mit dem Coronavirus infizierte, ins Spital eingelieferte Patienten an mehr als einem Dutzend US-Kliniken teil, wie Novartis heute mitteilte. Das jahrzehntealte Mittel gegen Malaria hat von der FDA eine Notfallzulassung zur Behandlung der Erkrankung erhalten. Bisher gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass es den Betroffenen hilft. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Hydroxychloroquin gehören Sehkraftverlust und Herzprobleme. (ORF.at/Agenturen)

Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen hohen Stickstoffdioxidwerten der Luft und hohen Todeszahlen durch das Coronavirus. Eine am Montag veröffentlichte Studie der Universität Halle-Wittenberg lieferte dafür nun konkrete Zahlen. Regionen mit dauerhaft hoher Schadstoffbelastung haben danach deutlich mehr COVID-19-Todesfälle als andere Regionen, was auf einen möglichen Zusammenhang hindeutet. Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass Stickstoffdioxid zahlreiche Atemwegserkrankungen oder auch Herzkreislaufbeschwerden begünstigen kann. „Da das neuartige Coronavirus ebenfalls die Atemwege befällt, liegt die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und den Todeszahlen bei COVID-19 geben könnte“, erklärte Yaron Ogen von der Universität Halle. Bisher fehlte es dafür aber an belastbaren Zahlen.Für seine im Fachjournal „Science of the Total Environment“ veröffentlichte Arbeit (http://dx.doi.org/10.1016/j.scitotenv.2020.138605) kombinierte der Wissenschaftler Satellitendaten zur Luftverschmutzung und zu Luftströmen mit Daten zu bestätigten Todesfällen im Zusammenhang mit COVID-19. Dadurch konnten weltweit Hotspots mit einer hohen Luftverschmutzung und zugleich einer geringen Luftbewegung ausgemacht werden. Ist die Luft in Bewegung, werden auch die bodennahen Schadstoffe stärker verteilt. Bleibt die Luft jedoch weitgehend am Boden, gilt das auch für die Schadstoffe in der Luft, die dann eher vom Menschen eingeatmet werden. Ein Vergleich mit den COVID-19-Todesfällen in Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland zeigte demnach, dass vor allem jene Regionen hohe Todeszahlen aufweisen, in denen sowohl die Belastung mit Stickstoffdioxid besonders hoch als auch der vertikale Luftaustausch besonders gering sind. So seien beispielsweise Norditalien, der Großraum Madrid oder die Provinz Wuhan in China umgeben von Bergen, erklärte Ogen. Das mache es noch einmal wahrscheinlicher, dass die Luft in diesen Regionen stabil und die Belastung mit Schadstoffen höher sei. Der Geowissenschaftler vermutet, dass diese langanhaltende Luftverschmutzung in den betroffenen Regionen insgesamt zu einem schlechteren Gesundheitszustand der Menschen geführt haben könnte und dass diese deshalb besonders anfällig für das Coronavirus seien. (APA/ag)

Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, hat am Samstag auf eine neue Falldefinition im Zusammenhang mit möglichen Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 hingewiesen. Laut der „Containment 2.0“-Strategie der Regierung ist auftretendes Fieber nicht mehr zwingend mit einem Verdacht auf eine COVID-19-Erkrankung verbunden.Eine Infektion kann laut Definition des Gesundheitsministeriums zumindest eines der folgenden Symptome nach sich ziehen, für das es keine andere plausible Erklärung gibt: Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, Katarrh der oberen Atemwege oder plötzlicher Verlust des Geschmacks- bzw. Geruchssinns. Eine solche akute respiratorische Infektion könne mit oder ohne Fieber auftreten. Als Verdachtsfall gilt jede Person, die die klinischen Kriterien erfüllt. Bei entsprechenden diagnostischen Befunden und/oder infektionsepidemiologischen Hinweisen (z.B. Kontakt mit einem SARS-CoV-2-Fall, Virusaktivität in Gebieten, in denen sich die betroffene Person in vergangenen 14 Tagen aufgehalten hat), die in Kombination mit der Symptomatik zu einem dringenden ärztlichen Verdacht auf COVID-19 führen, sollen auch Fälle, die andere Symptome als die genannten (z.B. Erbrechen, Durchfall) aufweisen, als Verdachtsfälle eingestuft werden. (APA)

Österreichs Pensionistenverband (PVÖ) hat eine Ausweitung von systematischen Coronatests auch auf mobile Pflegepersonen und Betreuungsdienste gefordert. Dies sei besonders wichtig, da in den Heimen rund 20 Prozent, zuhause aber fast 80 Prozent der Pflegegeld-Bezieher betreut werden, hieß es am Samstag vonseiten des PVÖ. „Hier ist analog zu den stationären Einrichtungen eine 100-prozentige Testung von Pflegebedürftigen und Pflege-/Betreuungspersonal ebenso dringend notwendig“, wurde Generalsekretär Andreas Wohlmuth in einer Aussendung zitiert. Wie in den Pflege- und Seniorenheimen fordert der Pensionistenverband auch für die Fachkräfte der mobilen Dienste eine den Umständen entsprechende Ausrüstung mit hochwertigen Masken, Schutzkleidung und Handschuhen. Eine ähnliche Forderung hatte Freitag schon der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) verlautbart.In Niederösterreich starten indes im Rahmen eines Pilotprojekts regelmäßige Coronavirus-Tests für mobile Pflegekräfte. Vorerst sollen 1.700 Personen aus den Einzugsgebieten der Drive-in-Stationen in St. Pölten und Amstetten untersucht werden. Es handle sich um eine Präventivmaßnahme, betonten die Landesrätinnen Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Samstag. Liefern sollen die Screening-Untersuchungen einer Aussendung zufolge „einen besseren Einblick hinsichtlich der tatsächlichen Infektionslage“. Die derzeitigen Erkrankungsfälle würden zwar im Promillebereich liegen, dennoch sei es mit den PCR-Tests möglich, eine etwaige höhere Dunkelziffer auszuschließen. Sichergestellt sei aktuell, dass die Pflegekräfte der Trägerorganisationen im Bereich der beiden Drive-in-Stationen „alle zehn Tage eine Testung vornehmen lassen“ könnten. (APA)

Die Zahl der Kinder-Gefährdungsmeldungen ist in der Coronakrise in mehreren Bundesländern zurückgegangen. Aber „das ist eigentlich ein Alarmsignal“, sagte die Salzburger Kinderanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt im Ö1-Morgenjournal am Montag. Der Rückgang sei nicht darauf zurückzuführen, dass es weniger Gewalt gegen Kinder gebe, sondern „weil die schützenden Systeme wegefallen sind“. Schule und Kinderbetreuungseinrichtungen seien „die ersten, denen Gewalt auch auffällt und von denen oft Meldungen erstattet werden“. Laut dem Wiener Kinderanwalt Ercan Niknafs kommt etwa „ein Viertel der Gefährdungsmeldungen von Kindergärten, Kindergruppen und der Schule, und die sind jetzt alle geschlossen“. Aus Italien und China wisse man, dass Gewalt in der Familie durch Ausgangsbeschränkungen steige, betonte Holz-Dahrenstaedt. Die Anspannung durch die Situation wie Home-Schooling, Home-Office, Schlafentzug und Ängste „ist wie ein Kelomat in manchen Familien“. In Tirol gibt es laut Ö1 seit Ostern einen Anstieg der Gefährdungsmeldungen. Ein Grund könnte sein, dass die Tiroler Schulen dann eine Meldung an das Jugendamt erstatten, wenn ein Kind unerreichbar sei.

Derzeit fragen sich viele Tierbesitzer, ob ihre Haustiere, Nutztiere und Pferde auch an COVID-19 erkranken können oder eine Übertragung des Virus durch die Tiere auf den Menschen ein Risiko darstellt. Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien klären hierzu folgendermaßen auf: Mit Stand 14.04.2020 wurde SARS-CoV-2 bei zwei Millionen Menschen diagnostiziert, im Gegensatz dazu jedoch nur bei zwei Hunden, zwei Katzen und einem Tiger. Alle Tiere wurden von SARS-CoV-2-infizierten Menschen angesteckt. Es gibt bis heute keinen einzigen umgekehrten Fall, also einer Ansteckung eines Menschen durch sein Haustier oder ein Nutztier. Es handelt sich somit um äußerst seltene Ereignisse. Haus- und Nutztiere haben keinerlei Bedeutung in der SARS-CoV-2-Epidemiologie. Es handelt sich vielmehr um einen sogenannten „Spill-over“-Effekt, bei dem in seltenen Fällen eine Virusübertragung vom Hauptwirt, dem Menschen, auf gewisse Tierarten erfolgen kann. Üblicherweise passiert dies auch nur, wenn eine größere Virusmenge vom Tier aufgenommen wird. Ebenso gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass equine Coronaviren von Pferden für den Menschen gefährlich werden können.

++ Update 17.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Erste Erfolge in Studie mit Remdesivir von Gilead – Neuer Ansatz zur Früherkennung in Liechtenstein – Österreich beteiligt sich an EUREKA-Ausschreibung – Definition und Information der Risikogruppen – 23 Länder stellen sich hinter WHO – „Offensive Gesundheit“ gegründet

Die Zahl der postiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 14.508 gestiegen, aktuell erkrankt sind 5.063 Personen (davon 729 auf der Normalstation im Krankenhaus und 238 auf der Intensivstation). An erster Stelle bei den derzeit Erkrankten liegt Tirol mit 1.061 Fällen, gefolgt von Wien mit 939 und Niederösterreich mit 929. Bisher wurden 162.816 Tests durchgeführt, 8.986 Infizierte sind wieder genesen, 370 Menschen sind infolge von COVID-19 verstorben.

Ein Medikament des US-Pharmakonzerns Gilead Science zeigt einem Medienbericht zufolge Erfolge bei der Behandlung von COVID-19-Patienten. In einer Studie der Universitätsklinik in Chicago führte das ursprünglich gegen Ebola entwickelte Mittel Remdesivir zu einer schnellen Fiebersenkung und einem Rückgang der Symptome der Lungenkrankheit.Fast alle Patienten konnten in weniger als einer Woche entlassen werden, wie aus einem am Donnerstagabend veröffentlichten Bericht der Onlineplattform für Medizinnachrichten, STAT, hervorgeht. Gilead erklärte, die Daten müssten noch analysiert werden, um daraus Schlüsse zu ziehen. Die Uniklinik wies in einem E-Mail daraufhin, dass Teildaten von einer laufenden Studie nicht genutzt werden sollten, um daraus Ergebnisse herzuleiten. Informationen aus einem internen Forum für Wissenschaftler seien ohne Erlaubnis veröffentlicht worden.Der Pharmakonzern rechnet damit, erste Ergebnisse aus der laufenden Phase-III-Studie Ende des Monats bekanntgeben zu können. Die Universitätsklinik in Chicago ist eines von 152 Krankenhäusern, die an der Gilead-Studie mit schwer erkrankten COVID-19-Patienten teilnehmen. Laut der Nachrichtenplattform STAT wurden in Chicago 113 Menschen im Rahmen der Studie behandelt. (APA/ag)

In Liechtenstein, das mit rund 80 positiven Fällen bei rund 40.0000 Einwohnern und rund 30.000 Pendlern täglich aus der Schweiz und Österreich bisher glimpflich davongekommen ist, wird ab sofort eine neue Methode getestet, COVID-19 im Frühstadium zu erkennen. Sie basiert auf einer Technik, die man bisher für die Familienplanung kennt.Im Mittelpunkt steht ein Armband, das bisher durch Messung verschiedener Parameter die fruchtbaren Tage einer Frau erkennen kann. Im Schlaf misst die Uhr mittels Sensoren die Hauttemperatur sowie die Puls-, Atem- und Herzfrequenz. Morgens werden die Daten auf eine App übertragen, über einen neuen Algorithmus soll es möglich sein, COVID-19 in einem frühen Stadium erkennen, also schon bevor man Symptome spürt. Dann könne man rechtzeitig reagieren und isolieren, sagt Lorenz Risch, Mediziner und Mitinitiator der Studie aus Liechtenstein. „COVID 19 ist eine Lungenerkrankung, bevor man also Atemnot verspürt, sollte es möglich sein, eine erhöhte Atemfrequenz zu messen. Man weiß, dass Herzratenvariabilität ein Marker ist für Stress, und dass dieser Parameter mit der Entwicklung von Infektionen einhergeht – alles relevante Parameter, die man messen kann, bevor Personen nach sechs Tagen symptomatisch sein können.“2.200 Einwohnerinnen und Einwohner des Fürstentums haben sich nun bereit erklärt, an der Studie teilzunehmen und über mehrere Monate die Uhr nachts zu tragen. Derzeit wurden Menschen im Alter zwischen 33 und 51 ausgewählt, in einem weiteren Schritt sollen dann bis zu 5.000 Menschen insgesamt in das Programm miteinbezogen werden. Das Fürstenhaus und die Liechtensteiner Regierung sind die Hauptsponsoren des gemeinsamen Projektes mit der Universität Basel und namhafter Labore. Ergebnisse werden im Herbst erwartet. (ORF, R. Stefandl)

Österreich beteiligt sich an einer multilateralen Ausschreibung des EUREKA-Netzwerks zur Coronaforschung. Österreichische Unternehmen können bis 15. Mai bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG marktnahe Forschungs- und Entwicklungsprojekte einreichen, teilten das Wirtschafts- und das Infrastrukturministerium am Freitag mit.

EUREKA ist ein seit 1985 bestehendes Netzwerk zur Unterstützung und Förderung von anwendungsorientierten, marktnahen, innovativen und grenzüberschreitenden Projektkooperationen in Forschung und Entwicklung. An der neuen Fast-Track-Ausschreibung sind neben Österreich Kanada, Dänemark, Frankreich, die Niederlande, Spanien und die Türkei beteiligt. In Österreich sind Unternehmen zur Einreichung berechtigt, Universitäten und Forschungseinrichtungen können sich an Projekten beteiligen. Konsortien müssen jeweils aus mindestens zwei Unternehmen aus zwei verschiedenen teilnehmenden Ländern bestehen.

Angesprochen sind Forschungsprojekte u.a. in den Bereichen Infektionsprävention und -schutz, Sanitärtechnik, Diagnostik und Tests sowie Therapeutika, Impfstoffe und Medikamente. Es gibt keinen eigenen Fördertopf für die EUREKA-Ausschreibung, die einzelnen Partner der Konsortien beantragen im jeweiligen Land nationale Mittel bei den jeweiligen Förderstellen. Im Österreich ist das die FFG, die beantragte Projekte aus dem Basisprogramm oder dem nationalen „Corona Emergency Call“ fördert. Die FFG unterstützt Unternehmen auch bei der Suche nach geeigneten Partnerfirmen in den anderen Ländern. (APA)Näheres dazu unter:

https://www.ffg.at/europa/ausschreibungen/eureka-covid-19

Die behördlichen Definitionen der Risikogruppen für eine COVID-19-Erkrankung sind laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober fast fertig. Jetzt geht es um die Umsetzung. In der nächsten Woche sollen die bis zu 100.000 Betroffenen direkt informiert werden.Laut einem Artikel in den „Salzburger Nachrichten“ (Donnerstagsausgabe) sind die von den Experten verwendeten Kriterien zur Definition der Risikogruppen letztlich sehr eng gefasst. In erster Linie gehe es um „Krebspatienten mit Chemotherapien und Personen, die unter einer Immunsuppression leiden“. Viele andere Krankheitsbilder würden demnach allein nicht ausreichen, etwa „nur“ Diabetes. „Erst eine Kombination von Leiden soll dann den Anspruch auf Homeoffice oder Freistellung auslösen.“ Laut der Zeitung käme man so auf einen Kreis von 70.000 bis 100.000 Arbeitnehmern. Es werde weiters daran gedacht, eine Altersuntergrenze zu ziehen, diese solle bei Mitte 40 liegen.Scharfe Kritik wegen der „Tatenlosigkeit der Regierung“ übte SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch. „Vor drei Wochen wurde seitens der Regierung angekündigt, einen Plan vorzulegen, wie gesundheitlich besonders gefährdete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor einer Corona-Infektion geschützt werden können. Bis heute gibt es keine Regelung. Das ist verantwortungslos.“ Er erwarte, „dass die Regierung hier endlich in die Gänge kommt und sich nicht weiter nur jeden Tag hinstellt, um Ankündigungen zu machen und die Bevölkerung zu verunsichern“. (APA)

23 Länder der von Deutschland initiierten „Allianz für Multilateralismus“ haben die Weltgesundheitsorganisation WHO im Streit um deren Rolle in der Coronakrise demonstrativ unterstützt. In einer gemeinsamen Erklärung betonten die Außenminister am Donnerstag nach einer Videokonferenz die Bedeutung der globalen Kooperation und internationalen Organisationen im Kampf gegen die Pandemie. Österreich schien nicht in der Liste auf. „Wir müssen in unserer Menschlichkeit vereint bleiben“, heißt es in der Erklärung zum Support der WHO. „Die COVID-19-Pandemie ist ein Weckruf für Multilateralismus.“ Man unterstütze den Aufruf der Vereinten Nationen zu globaler Solidarität in der Krise „und besonders die Rolle der WHO bei der Koordination der Antwort auf die Epidemie im Gesundheitsbereich“.US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag einen Stopp der Beitragszahlungen an die WHO angeordnet. Er machte die Organisation für die vielen Toten in der Krise mitverantwortlich und warf ihr vor, die Epidemie mit Missmanagement und Vertrauen auf Angaben aus China dramatisch verschlimmert zu haben. Seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der „schlechten Handhabung und Vertuschung der Ausbreitung des Coronavirus“ gespielt habe. So lange lägen die Zahlungen auf Eis. Trumps Schritt stieß international auf Kritik, zumal dem US-Präsidenten selbst vorgeworfen wird, die Krise über eine lange Zeit kleingeredet zu haben.Die „Allianz für Multilateralismus“ war 2018 vom deutschen Außenminister Heiko Maas initiiert worden, um die internationale Zusammenarbeit zu stärken. Sie hat keine festen Mitglieder wie die G-7 oder G-20 und tagt in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Das Dokument zur Coronakrise unterzeichneten neben Maas die Außenminister von Argentinien, Belgien, Kanada, Chile, Costa Rica, der Dominikanischen Republik, Estland, Äthiopien, Finnland, Frankreich, Irland, Indonesien, Italien, Jordanien, Mexiko, den Niederlanden, Norwegen, Peru, Singapur, Südafrika, Schweden und Spanien. Auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel stellte sich klar hinter die WHO. Die türkis-grüne Bundesregierung in Wien hat sich bisher nicht offiziell zum Vorgehen Trumps gegenüber der WHO geäußert. Es gebe hierzu keine Stellungnahme von Außenminister Alexander Schallenberg, hieß es bereits am Mittwoch auf APA-Anfrage. (APA/dpa)

Gewerkschaft, Arbeiter- und Ärztekammer haben sich zur „Offensive Gesundheit“ zusammengeschlossen. Hauptziel der neuen Plattform sei die Aufrechterhaltung eines schlagkräftigen Gesundheits- und Pflegesystems, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung am Donnerstag. Dafür dringend notwendig seien bessere Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal. Diese sollen sich sowohl in einer adäquaten Personalausstattung als auch in verbesserten Ausbildungsbedingungen und Gehaltsanpassungen ausdrücken. Die Initiative, die aus dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), den Gewerkschaften vida, GPA-djp, younion, GÖD sowie der Arbeiterkammer und der Ärztekammer für Wien besteht, fordert darüber hinaus bundesweit einheitliche Personalbedarfsberechnungsmethoden für alle Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen.Auch eine Offensive in der Aus- und Weiterbildung sei notwendig. Man will mittel- und langfristig sicherstellen, dass ausreichend Fachpersonal ausgebildet wird und die Patienten gut betreut werden können. Während der Coronakrise sei diese Problematik durch die Abhängigkeit aus dem Ausland wieder ganz besonders sichtbar geworden. „Corona hat uns die Grenzen des Gesundheitssystems aufgezeigt. Ziel muss sein, dass bei der nächsten Pandemie die Gesellschaft und das öffentliche Leben nicht wieder zum Erliegen kommen“, erklären die Vertreter der „Offensive Gesundheit“ in der Aussendung gemeinsam. Dafür benötige es nun für das Gesundheitssystem „Investitionen, Investitionen, Investitionen“. (APA)

++ Update 16.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Viele Firmen arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffs – Ordinationen und Spitäler sollen wieder hochgefahren werden – Tests in Pflege- und Altersheimen sowie bei Handelsangestellten werden ausgeweitet – Ärzte ohne Grenzen richtet Krisenfonds ein – ratiopharm spendet Medikamente für COVID-19-Patienten

Die Zahl der postiv Getesteten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 14.404 gestiegen, aktuell erkrankt sind 5.844 Personen (davon 769 auf der Normalstation im Krankenhaus und 232 auf der Intensivstation). An erster Stelle bei den derzeit Erkrankten liegt Wien mit 1.468 Fällen, gefolgt von Tirol mit 1.166 und Niederösterreich mit 1.012. Bisher wurden 156.801 Tests durchgeführt, 8.098 Infizierte sind wieder genesen.

Die Chefin des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline Emma Walmsley hat die Branche zur Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das neuartige Coronavirus aufgerufen. Die Welt benötige mehr als einen Impfstoff, daher müssten die Arzneimittelhersteller bei der Entwicklung ihre Kräfte bündeln, sagte sie der BBC am Mittwoch. GlaxoSmithKline hatte am Vortag eine Partnerschaft mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi zur Entwicklung eines COVID-19-Impstoffes angekündigt. Die klinische Erprobung soll im zweiten Halbjahr 2020 starten und die Entwicklung bis zum zweiten Halbjahr nächsten Jahres abgeschlossen sein.Wissenschaftler hatten wiederholt betont, dass es noch bis zu 18 Monate dauern dürfte, bis es einen Impfstoff gibt. Dieser Einschätzung schließt sich auch der Vorstandschef des Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck an. „Viele gehen davon aus, dass wir in zwölf bis 18 Monaten einen Impfstoff haben, wenn wir Riesenglück haben“, sagte Merck-Chef Stefan Oschmann dem Nachrichtensender „ntv“. „Früher hätte es vielleicht sieben Jahre gedauert, einen Impfstoff zu haben, wir sprechen jetzt von zwölf bis 18 Monaten.“ Auch Merck beteilige sich an der Forschung: „Wir hoffen, dass wir innerhalb von einigen Wochen Zwischenergebnisse haben.“Nach Angaben des deutschen Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) sind inzwischen mindestens 77 Impfstoffprojekte angelaufen. Damit hat sich die Zahl sei Mitte März fast verdoppelt, als noch von mindestens 39 Projekten die Rede war. Laut vfa hat bei fünf Projekten bereits die klinische Erprobung an Freiwilligen begonnen, dabei handelt es sich um Impfstoffe des US-Biotechkonzerns Moderna, der chinesischen CanSino Biologicals, der US-Firma Inovio sowie zwei Projekte des chinesischen Shenzhen Geno-Immune Medical Instituts. Weitere klinische Studien sollen in den kommenden Monaten starten, einige davon noch im April, darunter der Impfstoff des Mainzer Biotechunternehmens BioNTech, das mit Pfizer und der chinesischen Fosun Pharma zusammenarbeitet. (APA/Reuters)

Der Betrieb in den heimischen Ordinationen soll in den kommenden Tagen wieder hochgefahren werden. Nachdem Arztpraxen zuletzt wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus nur in Notfällen aufgesucht werden durften, sollen etwa Kontroll- und Routineuntersuchungen nachgeholt werden, teilte die Ärztekammer (ÖÄK) am Mittwoch auf Nachfrage der APA mit. Noch am Mittwochnachmittag sollte ein Positionspapier mit „Maßnahmen und Empfehlungen“ an die Landesärztekammern geschickt werden, hieß es seitens der ÖÄK. Sicherheitsregeln, wie zumindest einen Meter Abstand zu anderen Personen zu halten, müssten beim Arztbesuch weiterhin eingehalten werden. Wo es möglich sei, sollten Termine vergeben werden und die Patienten diese pünktlich einhalten. Bei vollen Wartezimmern sollen Patienten – wie jetzt schon üblich – von der Ordination noch spazieren geschickt werden oder je nach Gegebenheit im Stiegenhaus warten. Die ÖÄK hatte zudem bereits die „dringende Empfehlung“ an die Patienten ausgegeben, beim Arztbesuch Schutzmasken zu tragen. Sollte das seitens der Regierung – ähnlich wie für den Besuch von Geschäften – auch in Ordinationen und Spitälern verpflichtend in einer Verordnung verankert werden, „würden wir das sehr begrüßen“, sagte ein Sprecher. (APA)

Neben dem geplanten Hochfahren der wegen der Corona-Krise derzeit reduzierten Behandlungen in den Ordinationen in den kommenden Tagen sind auch Pläne für eine schrittweise Öffnung des Betriebs in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) in Ausarbeitung. „Solche Vorbereitungen gibt es natürlich auch im KAV“, hieß es auf APA-Nachfrage.Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) hatte zuvor mitgeteilt, „die Verschiebung der angesetzten Behandlungen und vor allem die Wiederaufnahme derselben sowie das Abarbeiten des durch die Epidemievorkehrungen verursachten Rückstaus“ seien bereits seit Wochen integrierter Bestandteil aller Überlegungen. Man wolle „schon sehr bald ein schlüssiges Gesamtkonzept vorstellen“. (APA)

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat am Donnerstag eine Ausweitung der Tests auf SARS-CoV-2 angekündigt. Wie Anschober ankündigte, sollen alle Bewohner sowie alle Mitarbeiter in Pflege- und Altersheimen in Österreich getestet werden. „Da geht es insgesamt um 130.000 Menschen“, sagte er auf einer Pressekonferenz in Wien.

Die internationale Erfahrung zeige, „dass dieser Bereich der Bereich mit dem größten Risiko ist“, meinte Anschober und verwies auf wissenschaftliche Studien. „Deswegen wollen wir hier einen wirklich zentralen Schwerpunkt realisieren, um diese nicht weniger als 918 Alten- und Pflegeheime quer durch, flächendeckend zu testen.“

Eine andere Gruppe, die künftig verstärkt getestet werden soll, sind Mitarbeiter im Handel. Insgesamt solle es eine neue Teststrategie durch mehr Schwerpunkte mit zielgerichteten und schnelleren Tests geben. (APA)

Einsatzteams von Ärzte ohne Grenzen helfen an Hotspots der aktuellen Krise in Europa, man bereite sich aber auch intensiv darauf vor, dass das Virus die Schwächsten dieser Welt demnächst mit voller Wucht trifft. „Um diese doppelte Herausforderung bestmöglich zu meistern, sind wir jetzt dringend auf Unterstützung angewiesen“, sagte Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich.

Die medizinische Hilfsorganisation hat deshalb einen eigenen „COVID-19 Krisenfonds“ eingerichtet. Ziel ist es, in einem ersten Schritt global 100 Millionen Euro zu sammeln, der angestrebte Beitrag österreichischer Spender beträgt 1,5 Millionen Euro.

Für Menschen in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen sowie in Kriegs- und Krisengebieten könnten die Auswirkungen der Pandemie „umso drastischer sein“, hieß es in einer Aussendung der Organisation vom Donnerstag. In vielen Einsatzländern von Ärzte ohne Grenzen (MSF) hätten Menschen kaum Möglichkeiten, sich vor einer Infektion mit dem Virus zu schützen, wenn sie zum Beispiel in einem Slum oder Lager leben oder kaum Zugang zu sauberem Wasser haben.

Neben zahlreichen Noteinsätzen, die als Reaktion gegen das Virus von MSF weltweit gestartet wurden, müsse man auch die reguläre medizinische Hilfe in mehr als 70 Ländern aufrechterhalten. „Unsere Spitäler und Hilfsprogramme sind jeden Tag für hunderttausende Patientinnen und Patienten das letzte Auffangnetz medizinischer Versorgung – wir müssen unbedingt sicherstellen, dass dieses Netz angesichts der Pandemie nicht reißt“, warnte Leyser. (APA)

Spenden für den COVID-19 Krisenfonds von Ärzte ohne Grenzen: Erste Bank, IBAN: AT432011128926847600, Kennwort „

Corona“,

online:

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corona

ratiopharm Arzneimittel Vertriebs-GmbH, die zum international führenden Konzern Teva gehört, spendet aktuell den österreichischen Spitälern Medikamente für ca. 5.000 Patienten mit dem Malaria-Wirkstoff Hydroxychloroquin zur Behandlung von schwer erkrankten COVID-19-Patienten. Mit der Medikamentenspende will ratiopharm, so Geschäftsführer Mag. Elgar Schnegg, während der Corona-Pandemie einen Beitrag zur Behandlung von schwerkranken Patienten und zur wissenschaftlichen Erforschung von Therapieoptionen bei COVID-19 beitragen. Bis heute gibt es kein Medikament, das spezifisch für die Behandlung der Lungenkrankheit COVID-19 entwickelt wurde. Der Wirkstoff Hydroxychloroquin, der sich zur Malaria-Prophylaxe und zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, Lupus erythematodes und Photodermatosen weltweit bewährt hat, könnte einen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben. ratiopharm Arzneimittel Vertriebs-GmbH betont, dass es bisher noch keine groß angelegten Studien zur Wirkung von Hydroxychloroquin auf COVID-19 gibt. Bisher haben Wissenschaftler aus Frankreich Studien mit einer kleinen Zahl von Patienten durchgeführt, die Hinweise geben, dass sich der Wirkstoff auf die Virus-Erkrankung auswirken könnte.

++ Update 14.04.2020 – Aktuelle Zahlen – China testet zwei neue Impfstoffe – Eli Lilly untersucht Wirkstoff Baricitinib – Mehr Tests vor allem in Alters- und Pflegeheimen – Psychologische Helpline verstärkt – AstraZeneca spendet Schutzmasken an das Rote Kreuz – Christiane Druml neu im Beraterstab des Sozialministeriums

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 11 Uhr) auf 14.106 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 3.317 Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 2.380, Oberösterreich mit 2.135 und Wien mit 2.035. Mit Stand 9:30 Uhr wurden österreichweit 151.796 Tests durchgeführt, 7.633 Infizierte (d.h. mehr als die Hälfte aller bisher Infizierten) sind genesen, 384 Menschen sind verstorben. 1.002 Patienten sind derzeit hospitalisiert, 243 davon auf der Intensivstation.

China lässt einem Medienbericht zufolge zwei experimentelle Impfstoffe zur Bekämpfung des neuen Coronavirus für Humantests zu. Die Impfstoffe würden von einer in Peking ansässigen Einheit der Sinovac Biotech und dem Institute of Biological Products, einer Tochtergesellschaft der staatlichen China National Pharmaceutical Group in Wuhan entwickelt, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. Im März hatte China bereits grünes Licht für eine klinische Studie eines vielversprechenden Impfstoff-Kandidaten gegeben, der von der chinesischen Akademie für Militärmedizin und dem Biotechunternehmen CanSino Bio entwickelt wurde. Auch der US-Arzneimittelentwickler Moderna hatte im März erklärt, er habe mit den Humantests für einen Impfstoff begonnen. (APA)

Der US-Arzneimittelkonzern Eli Lilly hat nach eigenen Angaben mit klinischen Tests zur Erprobung von Therapien zur Behandlung der Lungenkrankheit COVID-19 begonnen. Das Unternehmen habe eine Vereinbarung mit dem Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten geschlossen, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffes Baricitinib in diesem Zusammenhang zu untersuchen. Eli Lilly hatte das Medikament mit dem Markennamen Olumiant bisher zur Behandlung von Neurodermitis erprobt. Die neue Studie solle noch im April in den USA anlaufen und später auf Europa und Asien ausgeweitet werden, erklärte das Unternehmen. Mit Ergebnissen werde binnen zwei Monaten gerechnet. (APA/Reuters)

Mit der vorsichtigen, schrittweisen Öffnung mancher Geschäfte in Österreich werden ab dieser Woche auch die Testkapazitäten auf das Coronavirus erhöht. „Wir haben nun immer mehr Kapazitäten und konnten die Logistikkette entscheidend verbessern“, kündigte Rudolf Anschober am Wochenende an. Einen Schwerpunkt bilden dabei Tests in Alters- und Pflegeheimen, wo Hochrisikopatienten leben. Dort sollen Bewohner und Personal untersucht werden, ob sie möglicherweise mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Derzeit liegt die Gesamtzahl der Tests bei rund 150.000, durchschnittlich sind es rund 5.000 Tests pro Tag. Die Laborkapazitäten in Österreich würden laut Anschober mittlerweile für die Abwicklung von 20.000 Testungen pro Tag ausreichen, jedoch waren in der vergangenen Woche noch die dafür benötigten Reagenzien knapp. Der Minister hatte Nachschub versprochen. (APA)

Die Corona-Pandemie lässt laut Experten den Bedarf an psychologischer Hilfe stark steigen. Das Angebot der Helpline des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen (BÖP) wurde deswegen ausgebaut: Ab sofort sind die Psychologinnen und Psychologen von Montag bis Sonntag von 9.00 bis 20.00 Uhr telefonisch (01/504 8000) oder per Mail (helpline@psychologiehilft.at) erreichbar. Das Service ist bis 12. Juli anberaumt, anonym und kostenlos. Alle Krankenversicherungsträger hätten rasch und unbürokratisch den vorgesehenen Kostenanteil übernommen, berichtete der BÖP am Ostermontag: Der Berufsverband sowie die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), die Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen (SVS) und die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) arbeiten Hand in Hand, um diese Helpline für Notfälle zu verstärken. (APA)

AstraZeneca Österreich unterstützt die weltweiten Bemühungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie und spendet 100.000 Mundnasenschutzmasken an das Österreichische Rote Kreuz. Das derzeit weltweit begehrte Gut ist am Gründonnerstag in Wien Schwechat eingetroffen und wurde bereits von Rotkreuz-MitarbeiterInnen übernommen. Verwendung finden die Masken in den vielen Bereichen des Roten Kreuzes, wo MitarbeiterInnen im Einsatz gegen Corona tätig sind.

„Wir wollen dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Gemeinschaft zu schützen. Daher freut es mich, dass wir diese so notwendige Spende für das Österreichische Rote Kreuz möglich machen konnten und damit jene, die tagtäglich für uns im Kampf gegen das Coronavirus tätig sind, unterstützen können“, zeigt sich Country President Sarah Walters zufrieden.

„Das Rote Kreuz freut sich über die Unterstützung von AstraZeneca. Unsere Teams sind jeden Tag in ganz Österreich im Einsatz, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Dazu benötigen wir wichtige Schutzausrüstung“, sagt Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer.

AstraZeneca spendete weltweit bereits 9 Millionen Mundschutzmasken, um medizinische Fachkräfte aus aller Welt im Kampf gegen die weltweite COVID-19-Pandemie zu unterstützen. AstraZeneca ist hierfür der COVID-19 Action Platform des World Economic Forum beigetreten, die mit der Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation geschaffen wurde, um die Länder zu ermitteln, die am dringendsten Hilfe benötigen. (OTS)

Nach dem Abgang des Gesundheitswissenschafters Martin Sprenger aus dem Beraterstab des Sozialministeriums zur Corona-Krise ist rasch eine Nachfolgerin gefunden worden. Neu in dem Gremium ist die Vorsitzende der Bioethik-Kommission Christiane Druml, teilte das Ministerium auf APA-Anfrage mit. Damit sind unverändert 17 externe Experten in dem Gremium vertreten, begonnen bei Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres und der Chefin der Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayer über die Virologin Elisabeth Puchhammer, MedUni Wien-Rektor Markus Müller bis hin zum Simulationsexperten Niki Popper und Rotes Kreuz-Rettungskommandant Gerry Foitik. Sprenger, der die Entscheidungen der Politik nicht immer zu 100 Prozent geteilt hatte, war am Donnerstag freiwillig aus dem Beraterstab ausgestiegen. (APA)

++ Update 10.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Stichprobentest: wahrscheinlich 28.500 Infizierte in Österreich – ÖGK organisiert und verteilt über 200.000 Schutzmasken – Intensivmediziner Hasibeder warnt vor experimentellen Therapien – Gesundheitsexperte Sprenger aus Taskforce ausgeschieden

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 13.337 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 3.086 Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 2.203, Oberösterreich mit 2.089 und Wien mit 1.924. In Wien sind mittlerweile 493 positiv Getestete genesen, 67 Menschen sind verstorben; in den letzten 24 Stunden sind nur 28 neu erkrankt und 189 genesen.

In Österreich gab es Anfang April zusätzlich zu den Erkrankten in Spitälern zwischen 10.200 und 67.400 mit dem Coroanvirus SARS-CoV-2-Infizierte, der wahrscheinlichste Wert liegt bei 28.500 Infizierten. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Stichprobenuntersuchung von 1.544 Österreichern, wie Bildungsminister Heinz Faßmann am Freitag bekannt gab.Mit den Tests wollte man überprüfen, wie groß die Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen ist. Die Studie erlaube es, die sogenannte Prävalenz akuter Infektionen mit dem Corona-Virus unter in Österreich lebenden, nicht im Spital befindlichen Menschen für den Zeitraum Anfang April 2020 abzuschätzen, erklärten die beiden Geschäftsführer des Sozialforschungsinstituts SORA, Günther Ogris und Christoph Hofinger, bei einer Pressekonferenz. Unter den 1.544 Personen, die für die Stichprobe getestet wurden, waren 0,32 Prozent positiv. Umgelegt auf die Bevölkerung seien das rund 28.500 Personen. Berücksichtigt man die Schwankungsbreite waren in der Periode 1. bis 6. April mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit zwischen 0,12 und 0,76 Prozent der Österreicher mit SARS-CoV-2 infiziert, bzw. in absoluten Zahlen zwischen 10.200 und 67.400. Der obere Bereich des Intervalls liegt damit deutlich über den bisher bekannten Infizierten-Zahlen, die großteils durch Tests bei Verdachtsfällen ermittelt wurden. So gab es den offiziellen Zahlen zufolge zwischen 1. und 6. April zwischen 10.500 und 12.200 Infizierte.Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag des Wissenschaftsministeriums vom Sozialforschungsinstitut SORA, das die Auswahl der Stichprobe sowie die Auswertung vornimmt, in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, der Medizinischen Universität Wien und weiteren Institutionen. Die Auswahl der Teilnehmer für die Stichprobenuntersuchung erfolgte rein zufällig aus öffentlichen Telefonverzeichnissen. Zusätzlich wurden vom Computer zufällig generierte Nummern angerufen und in die Stichprobe einbezogen. Die einzige Vorgabe war, dass die Zahl der Studienteilnehmer pro Bundesland genau dem Verhältnis der jeweiligen Landesbevölkerung zur Gesamtbevölkerung entspricht. (APA)

Medizinische Schutzmasken sind am Weltmarkt stark umkämpft. Die Preise sind in den vergangenen Wochen in die Höhe geschossen, unseriöse Anbieter versuchen mitzumischen, auch mangelhafte Ware ist im Umlauf. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ist seit Wochen darum bemüht, Schutzmasken für ihre Vertragspartnerinnen und Vertragspartner aufzustellen. Gemeinsam mit dem Ministerium für Gesundheit, Soziales, Pflege und Konsumentenschutz ist es nun gelungen, zunächst 236.900 Schutzmasken für Ärztinnen, Ärzte und andere Gesundheitsberufe zu organisieren, weitere sollen folgen. Die Masken werden nach einem festgelegten Schlüssel auf die Vertragspartnerinnen und Vertragspartner in den Bundesländern verteilt. Das Ministerium hat eine zusätzliche Zertifizierung der FFP2-Masken durchgeführt, um die Qualität der Masken zu überprüfen. „Für die Österreichische Gesundheitskasse ist es entscheidend, ihren Vertragspartnerinnen und Vertragspartner Schutzmasken zur Verfügung zu stellen, die trotz Krisensituation weiterhin Kranke bestmöglich versorgen und betreuen“, sagt ÖGK-Obmann Matthias Krenn. (OTS)

Was auch immer in wissenschaftlichen Publikationen oder in den Medien derzeit an potenziell wirksamen Therapien gegen COVID-19 auftaucht, wirkliche wissenschaftliche Evidenz für eine gute Wirksamkeit gibt es nicht. Dies erklärte Donnerstagnachmittag der Tiroler Intensivmediziner Walter Hasibeder in einer Online-Ärztefortbildung. „Wir müssen bei experimentellen Therapien extrem vorsichtig sein“, sagte Hasibeder, nächster Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) vom Krankenhaus St. Vinzenz in Zams in Tirol.Ob nun das Uralt-Malariamittel Chloroquin oder Enzymhemmer wie Remdesivir, Favipiravir, Lopinavir/Ritonavir bzw. der IL-6-Rezeptorblocker Tocilizumab (monoklonaler Antikörper aus der Polyarthritistherapie), die bisherige wissenschaftliche Evidenz stamme aus Labor- und Tiermodellen bzw. aus einzelnen Fallberichten. Zum Teil laufen bereits regelrechte klinische Studien. Doch der Intensivmediziner ist skeptisch: „Hätten wir ein ‚Wundermittel‘, wäre zu erwarten, dass man die entsprechende Studie schon bei einer Zwischenauswertung abbricht. Das war aber bisher noch bei einem Mittel der Fall.“ Werden in einer klinischen Untersuchung bezüglich der Wirksamkeit oder bei Nebenwirkungen schnell signifikante Ergebnisse sichtbar, wird sie normalerweise sofort beendet und danach entsprechend gehandelt. Wahrscheinlich, so Hasibeder, hätten die bisher bekannten potenziellen COVID-19-Therapieansätze am ehesten einen Effekt im noch moderaten Krankheitsstadium. „Patienten in einer schweren Phase der Erkrankung werden sie wahrscheinlich nicht mehr helfen.“ Dann handle es sich bei COVID-19 bereits um eine sehr ernste systemische Erkrankung mit zumeist schweren Entzündungsreaktionen und Schäden vieler Organe. (APA)

Der Gesundheitswissenschafter Martin Sprenger (MedUni Graz) hat sich nach eigenen Angaben selbst aus der Corona-Taskforce im Gesundheitsministerium zurückgezogen, berichtet der „Standard“ (Freitag-Ausgabe). Der von Minister Rudolf Anschober hoch geschätzte Fachmann für Public Health war mit Kritik an Regierungsmaßnahmen – etwa an der Schließung der Parks und Wandergebiet – aufgefallen.

Bei Kanzler Sebastian Kurz waren seine Äußerungen nicht gut angekommen. Er hatte am Montag im ORF-Interview dazu gemeint, er höre zum Glück nicht auf die falschen Experten. Am Mittwoch trat Sprenger aus der Taskforce aus, berichtete er dem „Standard“. Anschober habe keinen Druck auf ihn ausgeübt – und der Minister erklärte seinerseits, er sei mit Sprenger weiterhin in „sehr wertschätzendem Kontakt“.

Seine Wortmeldungen seien medial bisweilen mit der Einschätzung der Taskforce als Ganzes identifiziert worden – das wolle er nicht und das sei auch nie das Ziel seiner öffentlichen Auftritte gewesen, erklärte Sprenger und forderte eine transparente Diskussion über die weitere Vorgangsweise in der Coronakrise. (APA)

++ Update 09.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Ausreichende Intensiv-Kapazitäten in Wien – Gilead-Medikament Remdesivir in der klinischen Phase – Rotes Kreuz sucht COVID-19-Plasmaspender – Österreichische Forscher arbeiten an Riechtests – ÖÄK fordert europäische Autonomie bei Produkten – Rolle von Haustieren in der Corona-Pandemie

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 13.028 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.948 Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 2.161, Oberösterreich mit 2.068 und Wien mit 1.881. Es wurden bisher 126.287 Tests durchgeführt. 1.086 Patienten sind derzeit hospitalisiert, 266 davon auf der Intensivstation. 295 Menschen sind bisher an den Folgen von COVID-19 gestorben, 5.240 Infizierte wieder genesen. Weltweit sind bereits rund 1,5 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, etwa die Hälfte davon in Europa.

Den Intensivstationen in den Krankenhäusern kommt während der Coronavirus-Pandemie eine Schlüsselrolle zu. Auch in Wien musste ausgeweitet und umgeschichtet werden. Von den insgesamt 1.058 Beatmungsplätzen ist derzeit ein Drittel frei. Insgesamt stehen in der Stadt laut Krankenanstaltenverbund (KAV) 1.058 Beatmungsplätze zur Verfügung. Davon sind 463 Intensivbetten der höchsten Stufe mit Intubationsmöglichkeit für künstliche Beatmung. Ein Drittel aller Beatmungsplätze ist noch frei. Der Intensivbereich in Wien wurde in der Corona-Krise ausgeweitet, sagte Stephan Kettner, Koordinator Intensivmedizin KAV: „Unsere Techniker haben teilweise Geräte, die wir eigentlich nicht mehr verwenden wollten, wieder reaktiviert. Das ist so, dass üblicherweise Geräte nach zehn Jahren nicht mehr verwendet werden. Die sind aber tadellos.“ Die intensivmedizinische Versorgung von COVID-Patienten findet derzeit in vier Spitälern statt, im Kaiser Franz Josef Spital, im KH Hietzing, im Otto Wagner Spital und im Donauspital. Laut Kettner sind vor Ostern zusätzlich zwei Intensivstationen geräumt worden, eine im Wilhelminenspital und eine im KH Nord. Im AKH mit 140 Intensivbetten sollen Patienten mit anderen schweren Erkrankungen behandelt werden. Einige wenige COVID-Patienten sind es aber auch hier schon, hieß es aus dem AKH. Um auch genug Intensivpflegepersonal zur Verfügung zu haben, wurde in den vergangenen Wochen umgeschichtet. Laut Kettner sind Pflegekräfte, die früher auf der Intensivstation gearbeitet haben und es nicht mehr wollten, wieder zurückgekehrt. Außerdem arbeiten auch Pflegekräfte, die sonst im Operationssaal zu tun haben, auf den Intensivstationen mit.

„Viele Wege – ein Ziel“, so fasst Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog die zahlreichen Forschungsprojekte im Arzneimittelbereich zusammen, die unterschiedliche Ansätze, gleichzeitig aber alle dasselbe Ziel verfolgen, nämlich möglichst rasch eine Therapie für Corona-Patienten zu finden. In der klinischen Phase, in der Wirkstoffe unter hohen Sicherheitsauflagen an Menschen verabreicht werden, befindet sich seit Beginn der Pandemie auch ein Produkt von Gilead Sciences, von dem sich das weltweit tätige US-Unternehmen alsbald valide Ergebnisse erwartet. Um die Entwicklung von Behandlungsoptionen bei SARS-CoV-2 zu beschleunigen, werden mitunter noch nicht zugelassene Medikamente seitens pharmazeutischer Unternehmen zur Verfügung gestellt, die dann im Zuge klinischer Prüfungen oder im Rahmen von Heilversuchen unter hohen Sicherheitsauflagen angewendet werden. Auch Gilead hat angekündigt, die gesamte mittelfristig verfügbare Menge seines in Entwicklung befindlichen Medikamentes (Remdesivir) spenden zu wollen.Gilead hatte bereits vor vielen Jahren beim erstmaligen Auftreten von SARS- und MERS-Erregern vielversprechende Medikamente in Entwicklung. Darauf kann das Unternehmen nun aufsetzen und es besteht damit die Hoffnung, schneller als sonst zu einem erfolgreichen Ergebnis zu gelangen. Dazu Herzog: „Diesen Vorteil sehen wir bei einigen derzeit laufenden Entwicklungsprojekten, was uns folglich hoffen lässt, umso schneller Corona-Patienten mit Behandlungsoptionen versorgen zu können.“ Dauert die Entwicklung eines Arzneimittels im Durchschnitt bis zu zwölf Jahre, geht man davon aus, dass es im Falle der derzeit grassierenden Corona-Pandemie weit schneller geht. „Dennoch dürfen wir nicht vergessen: Wenn ein neues Arzneimittel auf den Markt kommt, dann muss es auf seine Wirksamkeit und Sicherheit hin überprüft worden sein. Das dauert eine gewisse Zeit und ist letztlich im Sinne jener, an die die Medikamente verabreicht werden“, betont Herzog. (OTS)

Rekonvaleszenzspende: So heißt ein Verfahren, mit dem Menschen, die durch SARS-CoV-2 erkrankt waren, potenziell Leben retten können. Das erfolgt über deren Blutplasma, das Antikörper gegen die Erreger enthält. Das Rote Kreuz sucht jetzt Spender, teilte die Organisation am Donnerstag mit.

Für die Plasmaspende wird ein Termin vereinbart (Blutspende-Hotline Tel.: 0800 190 190). „Die im Blutplasma von Genesenen vorhandenen Antikörper helfen schwer erkrankten Personen, die Infektion zu besiegen“, wurde Christof Jungbauer, medizinischer Leiter der Blutspendezentrale für Wien, Niederösterreich und Burgenland, am Donnerstag in einer Aussendung zitiert. Die Gewinnung von sogenanntem Rekonvaleszentenplasma sei ein wichtiger Schritt in der Behandlung von Erkrankten. Führende Arzneimittelunternehmen mit Plasma-Produkten entwickeln derzeit konzentrierte Hyperimmunglobulin-Präparate gegen COVID-19, die konzentriert Antikörper enthalten. Sie müssen aber auch erst als Arzneimittel zugelassen werden. „Rekonvalsezentenplasma“ wäre aber sofort verfügbar.

Forscher der Danube Private University in Krems (DPU), der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) und des Austrian Institute of Technology (AIT) wollen Riechtests entwickeln, um Corona-Patienten frühzeitig identifizieren und isolieren zu können. Denn der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, schon Tage bevor sich klassische Symptome wie Husten oder Fieber entwickeln, gilt als häufiger Vorbote einer Erkrankung.

„Wir sind überzeugt, dass diese Tage ein wichtiges Zeitfenster darstellen, um die Krankheit früher als bislang zu erkennen“, so JKU-Professor Achim Walter Hassel. Man könne dieses nutzen, um Patienten, die noch symptomfrei sind, auf das Virus zu testen und zu isolieren, so die Idee. Christoph Kleber, Professor an der DPU, sieht darin „ein großes Potenzial, Leben zu retten“.

Nun arbeiten die Forscher an Schnelltests. Für die dazu nötigen Studien wurden u.a. mehr als 150 Studierende sowie auch Lehr- und Verwaltungspersonal der teilnehmenden Institute rekrutiert. Man hofft, auf Basis der Primärresultate rasch anwendbare Tests zur Verfügung stellen zu können. Unterstützt wird das Projekt vom Land Niederösterreich.

Sowohl Schutzkleidung als auch Arzneimittel sollten zukünftig wieder in Europa produziert werden, forderte heute die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) in einer Aussendung. „Qualität hat ihren Preis“, sagte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres. Sinn mache das aber nur, wenn nicht im Krisenfall innerhalb der EU Barrieren aufgerichtet würden. Man sei bei der Versorgung mit medizinischen Produkten derzeit zu sehr abhängig vom Weltmarkt. Das führe zu Lieferengpässen und Wartezeiten. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass das gelieferte Material keine Mängel aufweise. „Pandemien erfordern aber ein rasches Handeln, jedes Warten gefährdet den Schutz des Gesundheitspersonals und der Patienten“, warnte auch Harald Mayer, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Wichtig sei, auch auf EU-Ebene gemeinsam zu handeln. „Blockaden von gekaufter Schutzausrüstung, wie sie von Deutschland an der österreichischen Grenze erfolgt sind, sind sinnlos und erschweren nur die Arbeit unserer Ärztinnen und Ärzte“, ergänzte Mayer.

Katzen können sich einer Studie zufolge mit dem neuartigen Coronavirus infizieren. Ebenso gelte das für Frettchen, heißt es in der vom Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung. Bei Hunden, Schweinen, Hühnern und Enten sei eine Infektion dagegen eher unwahrscheinlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt den Bericht zum Anlass, die Rolle von Haustieren in der Coronavirus-Pandemie genauer zu prüfen. „Wir glauben nicht, dass sie eine Rolle bei der Übertragung spielen, aber wir denken, dass sie durch eine infizierte Person infiziert werden könnten“, sagte die WHO-Epidemiologin Maria Van Kerkhove. Es wird angenommen, dass die Lungenerkrankung COVID-19 ihren Weg von Fledermäusen zum Menschen nahm. Abgesehen von ein paar gemeldeten Infektionen bei Katzen und Hunden liegen bisher aber keine starken Hinweise dafür vor, dass Haustiere Träger sein können. Für Aufsehen sorgte jüngst der Fall eines Tigers in einem New Yorker Zoo, der nach Kontakt mit einem infizierten Tierpfleger trockenen Husten bekam und unter Appetitlosigkeit zu leiden begann. Ein Coronavirus-Test bei dem Tier fiel positiv aus.

++ Update 08.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Antikörpertests ab Ende April – Mit Bakterien gegen das Coronavirus – Blutplasma-Therapie soll Patienten helfen – GSK und Vir arbeiten gemeinsam an COVID-19-Lösungen – EU drängt Pharmahersteller zu höherer Produktion

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 12.721 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.870 Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 2.111, Oberösterreich mit 2.021 und Wien mit 1.827. Es wurden bisher 120.755 Tests durchgeführt, 1.096 Patienten sind derzeit hospitalisiert, 267 davon auf der Intensivstation. 273 Menschen sind bisher an den Folgen von COVID-19 gestorben, 4.512 Infizierte wieder genesen.

Mit flächendeckenden Antikörpertests soll ab Ende April erhoben werden, wie viele Menschen in Österreich schon mit dem neuartigen Coronavirus in Kontakt gekommen sind. Das sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober Dienstagabend im ORF-„Report“. Bei den Antikörpertests gebe es zwei Ebenen, so Anschober. Die eine seien Schnelltests, die sich bisher aber als wenig aussagekräftig erwiesen hätten. Die Ergebnisse seien „deprimierend“ gewesen, so der Gesundheitsminister. Die andere Ebene seien „Aktivtests“. Diese „werden deutlich besser“, wie ihm Fachleute gesagt hätten. „Wir werden erst in die Ausrollung gehen, wenn wir gesicherte Aussagen von diesen Testungen haben“, so Anschober. Die ersten größeren Einsatzgebiete sollen „Hotspot-Regionen“ sein, sagte Anschober und verwies auf Ischgl. Die Med-Uni Innsbruck plant derzeit, mithilfe von Antikörpertests herauszufinden, wie viele Menschen in dem Bergdorf bereits in Kontakt mit dem Erreger gekommen sind. Ähnliches soll es bei bestimmten Berufsgruppen geben, etwa medizinischem Personal in Spitälern, sagte Anschober.Unabhängig von den Antikörpertests lief in Österreich zuletzt die Testung bestimmter Zielgruppen mit PCR-Tests. Sie weisen das Virus direkt nach. Die ersten Ergebnisse dieser stichprobenartigen Testreihe geben Anlass zu leichtem Optimismus. Von 474 getesteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Krankenhäusern seien nur drei CoV-positiv gewesen, sagte Anschober. In Pflegeheimen sei unter 301 getesteten Beschäftigten nur ein positiver Fall gewesen. Von 422 Angestellten in Supermärkten waren laut Anschober alle Tests negativ. „Der Grundtrend scheint relativ positiv zu sein“, so Anschober, das zeigten auch die Zahlen der Neuinfektionen und der Hospitalisierungen.

Österreichische Forscher rekrutierten im Kampf gegen das Coronavirus alte Verbündete: Eine Heerschar an Darmbakterien (E. coli), die wohlerprobte „Labormitarbeiter“ sind, soll ihnen bei der Suche nach Wirkstoffen und Antikörpern sekundieren. Die kleinen Helfer könnten dies maßgeblich beschleunigen, teilte das Kompetenzzentrum „Austrian Centre of Industrial Biotechnology“ (acib) mit. Die Forscher machten aus den Bakterien kurzerhand so etwas wie menschliche Immunzellen, wo jede einen anderen Antikörper herstellt. Wie dieser jeweils aussieht und was er angreift, ist zunächst Zufall, erklärte Rainer Schneider vom Institut für Biochemie der Universität Innsbruck und dem acib im Gespräch mit der APA. Um herauszufinden, welche davon SARS-CoV-2-Proteine dingfest machen könnten, hängten die Forscher einen für die Bakterien giftigen Stoff (Toxin) an ein SARS-CoV-2-Protein. „Dann können nur die Bakterien überleben, die zufällig einen Antikörper machen, der gegen dieses Virus-Protein gerichtet ist und damit auch das Toxin inaktiviert“, sagte er. Aus Milliarden von Bakterien mit ebenso vielen unterschiedlichen Antikörpern könne man auf diese Art jene heraussuchen, die einen aktiven Antikörper gegen das Coronavirus in ausreichender Menge herstellen. Nach weiteren Tests und klinischen Studien könnte daraus ein Antikörper für eine passive Immunisierung werden.

Eine „Achillessehne“ bei SARS-CoV-2 sei außerdem das virale Enzym „Mpro“, so die Forscher. Es ist quasi eine winzige Schere (Protease) und schneidet Proteine des Virus zurecht, die es für seine Vermehrung braucht. Die Forscher haben bei den Bakterien ein lebensnotwendiges Protein so verändert, dass es ebenfalls von der viralen Protease zerschnitten wird. „Die Bakterien können nur wachsen, wenn eine von außen zugegebene Substanz die virale Protease inhibiert“, sagte Schneider. Mit dieser „Biotechnologischen Optimierung durch Selektions-Systeme“ (BOSS) könne man viele Wirkstoffe und bereits vorhandene Medikamente

in kürzester Zeit auf eine Wirkung gegen die Coronavirus-Protease testen. (APA)

Therapien mit Blutplasma könnten künftig einmal schwerkranken Corona-Patienten helfen. Die Studienlagen weise darauf hin, dass damit eine deutliche Abschwächung der lebensbedrohlichen Verläufe möglich sei, sagte der Leiter der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Erlangen, Holger Hackstein. Dieses ist nach eigenen Angaben eine der ersten Einrichtungen, die eine Erlaubnis für die Herstellung von therapeutischem Plasma erhalten haben. Auch andere Kliniken in Deutschland arbeiten daran. Menschen mit überstandener COVID-19-Infektion haben spezifische Antikörper gegen das Virus gebildet, die mit einer Maschine aus dem Blut gewonnen werden. Akut erkrankte Patienten sollen diese erhalten. Die Wirkung dieser Blutplasma-Therapie hat eine Studie aus China an zehn COVID-19-Erkrankten untersucht, die in der Online-Ausgabe des Fachjournals „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht wurde. Danach verbesserte sich der Zustand der Patienten innerhalb von drei Tagen. Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, wertete die Ergebnisse als ermutigend. Diese seien aber kein Nachweis für die Wirksamkeit, betonte er. In Deutschland sollen nun seinen Angaben nach klinische Prüfungen starten, deren Ergebnisse in wenigen Monaten vorliegen könnten. (APA/dpa)

GlaxoSmithKline (GSK) und Vir Biotechnology gaben am 6.4. ihre Zusammenarbeit bei der Erforschung und Entwicklung von Lösungen für Coronaviren, einschließlich SARS-CoV-2, bekannt. Aufgrund des dringenden Bedarfs an COVID-19-Lösungen für Patienten wird der Schwerpunkt der Zusammenarbeit zunächst auf der beschleunigten Entwicklung spezifischer Antikörperkandidaten liegen, die von der Vir-Plattform, VIR-7831 und VIR-7832, identifiziert wurden und eine hohe Affinität für das SARS-CoV-2-Spike-Protein aufweisen und hochwirksam SARS-CoV-2 in Tests mit lebenden Viren-Zellen neutralisieren. Vorbehaltlich der behördlichen Überprüfung planen die Unternehmen, innerhalb der nächsten drei bis fünf Monate direkt mit einer klinischen Studie der Phase II zu beginnen.Die Zusammenarbeit wird auch Virs CRISPR-Screening und den maschinellen Lernansatz nutzen, um zelluläre Ziele zu identifizieren, deren Hemmung eine Virusinfektion verhindern kann. Vir hat mehrere potenzielle Ansätze gegen Grippe und andere Atemwegserreger sowie das Hepatitis-B-Virus identifiziert und wird sich nun auf SARS-CoV-2 konzentrieren.Darüber hinaus haben sich die Unternehmen auch bereit erklärt, an SARS-CoV-2- und anderen Coronavirus-Impfstoffen zu forschen, indem sie die Impfstofftechnologien und das Fachwissen von GSK mit der Fähigkeit von Vir zur Identifizierung neutralisierender Epitope, die in ganzen Virusfamilien vorkommen, verbinden. Diese Bemühungen werden sich mit anderen Initiativen ergänzen, die GSK zur Entwicklung eines potenziellen Impfstoffs für COVID-19 vorantreibt. (OTS)

Aus Sorge vor Engpässen bei wichtigen Arzneien hat die EU-Kommission einem Medienbericht zufolge die europäischen Hersteller aufgefordert, die Produktion hochzufahren. Dies berichtet die „Welt“ (Mittwoch) aus einem Brief von Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides an mehrere europäische Pharmaverbände. Gerade in deutschen Kliniken könnten wichtige Medikamente knapp werden, zitiert das Blatt aus einem Anhang des Schreibens. Schon für die kommenden Tage befürchteten die Krankenhäuser Engpässe etwa bei Anästhetika und Beruhigungsmitteln wie Fentanyl, Propofol, Ketamin, Lorazepam und Morphin. Insgesamt gehe es um 47 in der Intensivmedizin benötigte Wirkstoffe. Schwer an COVID-19 erkrankte Patienten, die auf Intensivstationen an Beatmungsgeräte angeschlossen sind, benötigen dem Bericht zufolge bis zu 50 verschiedene Medikamente, darunter Beruhigungsmittel und Wirkstoffe, die bei der Intubation eingesetzt werden. Ersatzwirkstoffe hätten teils Nebenwirkungen. (APA/dpa)

++ Update 07.04.2020 – Aktuelle Zahlen – ÖÄK: Maskenpflicht für gesamtes Gesundheitspersonal – Bundesverband „Lebenswelt Heim“ schlägt Alarm – KAV: Restriktives Vorgehen bei Schutzmasken – Steigende psychosoziale Belastung – Novartis: Spende an das Rote Kreuz – Spanisches Gesundheitspersonal an der Grenze der Belastbarkeit

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 12.390 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.804 Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 2.061, Oberösterreich mit 1.978 und Wien mit 1.777. Mit Stand gestern Montag wurden bereits 111.296 Tests durchgeführt, 1.074 Patienten waren hospitalisiert, 250 davon auf der Intensivstation.

Die Österreichische Ärztekammer will eine Maskenpflicht für Ärzte und Pflegepersonal. Dass sie aktuell nur in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln gelte, sei unverständlich, hieß es heute in einer Aussendung. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal seien besonders gefährdet. Sie stünden „in der ersten Reihe“ und hätten täglich mit kranken Patienten zu tun. Eine allgemeine Maskenpflicht schütze das Vis-a-vis, im Gesundheitsbereich seien das die Patienten und Mitarbeiter. „Angehörige des Gesundheitswesens können als Multiplikatoren gelten, und die könnten die Patienten anstecken“, so Kammerpräsident Thomas Szekeres. Die Maskenpflicht solle gleichermaßen für den Spitals- wie für den niedergelassenen Bereich gelten, bekräftigen die Vizepräsidenten der ÖÄK, Harald Mayer und Johannes Steinhart. Zudem wies Steinhart darauf hin, dass zur Risikominimierung auch die Ausstattung mit hochwertiger Schutzausrüstung in ausreichender Menge durch die öffentliche Hand gehöre – ebenso wie die unverzügliche Information über Coronavirus-Testergebnisse durch die Behörden.

Der österreichische Bundesverband „Lebenswelt Heim“ schlägt angesichts fehlender Schutzausrüstung, dringend benötigter COVID-19-Tests und fehlendem Personal bei der Pflege älterer Menschen Alarm. „Wir müssen alles daran setzen, Situationen, wie wir sie aus Spanien, Italien und Frankreich kennen, zu vermeiden“, warnte Präsident Markus Mattersberger in einer Aussendung am Dienstag.

Mattersberger monierte mangelnde Unterstützung vonseiten der Länder. Dies betreffe fehlende Tests auf die durch das Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 bei älteren Menschen, die aus den Spitälern in Pflegeheime überstellt werden, um Krankenhausbetten freizubekommen. Schwerpunktmäßig scheint Schutzausrüstung derzeit auch überwiegend an die Spitäler zu gehen, hieß es vonseiten des Bundesverbands. 200.000 Schutzmasken für Spitäler – wie vom ORF berichtet – stünden 70.000 für die niedergelassenen Ärzte und den Pflegebereich gegenüber.

„Wir haben in Österreichs Heimen in Summe ähnlich viele Betreuungsplätze wie die Klinken und verstehen dieses krasse Ungleichgewicht der Lieferungen von Schutzausrüstung an Spitäler und Heime nicht“, sagte Mattersberger. Immerhin lebe ein großer Teil der Hochrisikogruppe in den Heimen. Mattersburger: „Den zahlreichen Worten der Politik müssen nun auch Taten folgen.“ Im Bundesverband sind rund 650 Einrichtungen Mitglied.

Im Umgang mit Schutzmasken gilt beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) weiterhin ein „restriktives“ Vorgehen. Weder die derzeit stabilen Zahlen bei den Corona-Fällen noch der Neuzugang von 400.000 OP-Masken aus China ändern daran etwas, wobei diese ohnehin nicht für die KAV-Krankenhäuser allein bestimmt sind. Mit dem Krisenstab der Stadt Wien wird daher am Weltmarkt weiterhin neue Schutzausrüstung gesucht. Der KAV ist seit einigen Wochen damit beschäftigt, die knappe Schutzausrüstung für die Wiener Kranken- und Pflegewohnhäuser, Ärzte und Rettungsdienste sowie weitere Player der kritischen Infrastruktur zu besorgen. Oben genannte OP-Masken kamen am Wochenende am Flughafen Wien-Schwechat mit einer AUA-Maschine aus Shanghai an. An Bord waren insgesamt zwölf Tonnen Schutzausrüstung, neben den Masken noch 20.000 Schutzanzüge, 10.000 Gesichtsschilder und 20.000 Schutzbrillen, wie der KAV am Montag mitteilte.Mit den Masken, die nun in Supermärkten getragen werden müssen (auch selbst hergestellte sind erlaubt), sind die Masken für den städtischen Spitalsträger nicht zu vergleichen, daher gibt es hier auch keine neue Konkurrenz. „Wir sind auf Masken klinischer Güte angewiesen“, sagte eine KAV-Sprecherin gegenüber der APA. Und diese sind von der FFP3-Schutzmaske, jener mit größten Dichtheit und Schutzwirkung, abwärts bis hin zur OP-Maske am Weltmarkt heiß umkämpft. „Das ist auch der Grund, warum der KAV mit dem Krisenstab als Käufer für alle Akteure des Wiener Gesundheitssystems auftritt“, so die Sprecherin, denn erst ab einer gewissen Menge könne man überhaupt auf einen Zuschlag hoffen. Vorherige Märkte in Großbritannien und den USA fallen aufgrund der dort herrschenden Notlage inzwischen aus, man setzt nun auf Lieferanten aus China und anderen Anbietern.Kritik kam indes von der unabhängigen Personalvertretung KIV: In einer Aussendung am Montag hieß es, dass in einigen KAV-Häusern an COVID-19-Erkrankte ohne adäquate Schutzausrüstung transportiert worden seien, sondern nur mit Handschuhen, Plastikschürzen und OP- bzw. (MNS-) Masken. Laut Aussendung des KIV würde im Intranet des KAV im Falle eines Nichtvorhandenseins einer FFP1-Maske dazu geraten, eine „OP-Maske, auch MNS (Mund-Nasen-Schutz) genannt“ zu verwenden. Dazu entgegnete eine KAV-Sprecherin, dass das Tragen von Masken unter der FFP2-Qualität nur in Bereichen vorgesehen ist, wo es zu keinem direkten Kontakt mit COVID-19-Patienten kommt.

Wien hat in der Vorwoche einen eigenen Psychosozialen Krisenstab eingerichtet. Er setzt sich mit emotionalen Belastungen auseinander, mit denen Menschen durch die Conorakrise zusätzlich konfrontiert sind. Das Expertengremium hat nun in einem ersten Schritt einmal „Problemfelder“ skizziert. Negative Folgen seien durch die Pandemie selbst, aber auch durch die Eindämmungsmaßnahmen zu erwarten. Aus Sicht des Krisenstabs sei „von hohen und ansteigenden psychosozialen Belastungen in der gesamten Bevölkerung auszugehen“, wie es in einer Aussendung am Montag hieß. Zehn „Problemfelder“ sowie die speziellen Zielgruppen wurden skizziert. Zunehmen würden prinzipiell psychische Erkrankungen wie Depressionen, Suizidalität, Schlafstörungen oder posttraumatische Belastungssyndrome, die sich teils auch erst nach der Krise zeigen werden. Bestehende Erkrankungen könnten sich zudem verschlechtern. Menschen mit Vorerkrankungen, die zur Corona-Risikogruppe gehören, seien zudem von Ängsten belastet, an COVID-19 zu erkranken und daran zu sterben. Die massive Beschränkung des sozialen Lebens führt auch zu Problemen bei der Betreuung von Menschen in der Jugend-, Wohnungslosen-, Flüchtlings-, und Behindertenhilfe infolge der räumlichen Enge und nicht vorhandener Ausweichmöglichkeiten. Wegen ähnlicher Gründe sehen die Experten auch die Gefahr eines Anstiegs von häuslicher Gewalt „insbesondere bei Frauen und Kindern in jungen Familien“. Infolge von sozialer Isolation verschlimmere sich die Einsamkeit vorrangig bei älteren Menschen in Seniorenheimen, weil hier oft die Möglichkeit zur Online-Kommunikation nicht gegeben ist. Fehlende Tagesstrukturen könnten zu einem „negativen Lebensstil“ betreffend Ernährung, Suchtmittelkonsum und Bewegung führen.Was das Gesundheitspersonal betrifft, drohe hier Überforderung „im direkten Kontakt mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen“, aber auch psychische Belastung bei direkten Patientenkontakten und gleichzeitigem Mangel an Schutzausrüstung. Das Team ortet zudem „problematische Medienberichterstattung“. Zu wenige Perspektiven würden aufgezeigt, „wie wir das als Gesellschaft schaffen können“. Es mangle außerdem an „klarer und einfacher Kommunikation der Notwendigkeit von Maßnahmen“.

Novartis spendet 150.000 USD (rund 135.000 EUR) an das Österreichische Rote Kreuz im Kampf gegen COVID-19. Österreichs führendes Pharmaunternehmen unterstützt damit dringend benötigte Anschaffungen, wie etwa von Desinfektionsmittel und Schutzausrüstung. Diese kommt unter anderem bei mobilen Testungen zum Schutz der Rotkreuz-Teams zum Einsatz. „Im Kampf gegen das Coronavirus sind wir alle geeint. Es freut mich sehr, dass wir den Schulterschluss gegen COVID-19 unterstützen und einen bedeutenden Beitrag für das österreichische Gesundheitswesen und die Menschen hierzulande leisten können“, kommentiert Novartis Österreich Country President Michael Kocher die Spende. „Das Rote Kreuz testet jeden Tag tausende Menschen, die sich womöglich mit dem Virus infiziert haben. Dazu brauchen unsere Teams wichtige Schutzausrüstung. Danke an Novartis für die tolle Unterstützung. Nur gemeinsam können wir es schaffen, die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen“, sagt Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer. Chinmay Bhatt, Geschäftsführer von Novartis Pharma Wien, ergänzt: „Die Männer und Frauen des Österreichischen Roten Kreuzes leisten unschätzbare Dienste für uns alle. Ich bin glücklich, dass wir seitens Novartis mit dieser Spende unseren Dank dafür ausdrücken und zugleich der Gesellschaft etwas zurückgeben können.“

Im von der Corona-Pandemie besonders schwer betroffenen Spanien sind die Ärzte, Pfleger und Sanitäter nach einer Warnung des Gewerkschaftsdachverbandes CCOO vor allem in der Region Madrid an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt. Das Personal der Kliniken und auch des auf dem Madrider Messegelände Ifema errichteten riesigen Feldkrankenhauses sei stark dezimiert, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung. Mindestens 8.700 Ärzte und Pfleger seien in Madrid derzeit entweder isoliert oder aber wegen einer Infektion mit SARS-CoV-2 in Quarantäne und demzufolge nicht im Einsatz. Gleichzeitig sei in der Region um die Hauptstadt allein die Zahl der Intensivbetten von 641 auf ca. 1.500 erhöht worden. „Es gibt weniger Personal, dafür Doppelschichten. Viele arbeiten zwölf Stunden und mehr als zehn Tage am Stück“, so CCOO. Freie Tage und Urlaube seien ausgesetzt worden. Zu allem Übel herrsche weiterhin ein großer Mangel an Schutzausrüstungen. Seit Beginn der Krise in Spanien vor mehr als drei Wochen gehen Tausende von Menschen im ganzen Land jeden Abend um 20 Uhr an die Fenster und auf die Balkone, um minutenlang das medizinische Personal zu bejubeln, das sich aufopferungsvoll um die Corona-Patienten kümmert.

++ Update 06.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Arzt in Niederösterreich verstorben – Psychosoziale Situation alter Menschen – Erste österreichische Virusgenome publiziert – Wiener Forschungsinstitute bauen Diagnose-Infrastruktur auf – Malaria-Medikament kommt auch in Österreich zum Einsatz

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 12.058 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.756 Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 1.955, Niederösterreich mit 1.942 und Wien mit 1.712. Mit Stand gestern Sonntag wurden bereits über 108.000 Tests durchgeführt.

Das Coronavirus hat laut der Ärztekammer für Niederösterreich gestern das erste Todesopfer unter Medizinern im Bundesland gefordert. Es handelte sich einer Aussendung zufolge um einen Hausarzt. Der Erkrankte sei auf der Intensivstation eines Krankenhauses gestorben, teilte eine Sprecherin der Kammer gestern mit. Der Mediziner habe über das gesetzliche Pensionsalter hinaus gearbeitet. Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, schrieb in der Aussendung, dass es nach wie vor an ausreichender Schutzausrüstung für die niedergelassenen Ärzte fehle. Der Tod des Kollegen sei „ein deutliches Zeichen, dass endlich von höchster Stelle reagiert werden muss. Wir können derzeit nur Masken und Handschuhe verteilen, die wir von anderen Organisationen geschenkt bekommen. Das reicht nicht aus“, so Reisner.

Dietmar Baumgartner, Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, erinnerte, dass sich alle Kurien der Landesärztekammer und die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte auf eine Resolution geeinigt hätten. Die Bundesregierung und das Parlament werden aufgerufen, „in Zeiten der schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten die Ärzteschaft mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu unterstützen, damit diese auch weiterhin die Basisversorgung aufrechterhalten kann“.

„Eine Perspektive ist für uns alle wichtig“, sagt Georg Psota, Leiter des Psychosozialen Diensts in Wien. Das gelte besonders für ältere Menschen in Isolation, von denen ab 65 Jahren etwa ein Drittel alleine lebe und ab 85 Jahren sogar mehr als die Hälfte. Daher hofft Psota, wie er im Ö1-Morgenjournal sagte, dass die Regierung nun eine Perspektive bietet, ab wann sie mit einer Normalisierung rechnen könnten. Einfach zu sagen, es dauere noch lange, sei eine „schwierige Botschaft“. Zudem sei es wichtig, regelmäßig telefonischen Kontakt mit Älteren zu halten, am besten regelmäßig zur selben Uhrzeit. „Es ist sehr wichtig, dass sich älterne Menschen aussprechen können – und ich rede von telefonischen Kontakt“, sagt Psota. Viele hätten auch Ängste wegen des Coronavirus, über die zu sprechen sehr wichtig sei. Ebenso über laufende Entwicklungen und Maßnahmen zu reden und wie die Betroffenen damit zurechtkommen. Ob es Psota richtig findet, ältere Menschen mitunter auch gegen ihren Willen diesen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zu unterwerfen? Er verweist auf die Gefahr der Überlastung des medizinischen Systems und erklärt: „In diesem Rahmen empfinde ich es als richtig.“

Wissenschaftler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben in Kooperation mit dem Zentrum für Virologie der MedUni Wien am Freitag die ersten 21 SARS-CoV-2-Genome aus Österreich veröffentlicht. Die Analyse des Genoms erlaubt Rückschlüsse auf Infektionsketten und ist für die Entwicklung von Therapien und Impfungen relevant. 2.856 Genome von SARS-CoV-2 werden derzeit auf der Forschungsplattform nextstrain.org/ncov analysiert. Sie zeichnen einen zunehmend komplexen Stammbaum des mutierenden COVID-19-Erregers und klären über globalen Infektionsketten auf. Dazu kommen jetzt 21 weitere Genome des Virus, die österreichische Wissenschaftler zuletzt sequenziert und am Freitag in der internationalen GISAID-Datenbank publiziert haben. „Mit den von uns generierten Sequenzen kann man unter anderem epidemiologische Aufschlüsse erhalten und klären, welche Infektionsketten stattgefunden haben, wie das Virus von Patient A zu Patient B gewandert ist oder woher es gekommen ist. Diese Frage ist etwa bei Fällen aus Ischgl und Island interessant“, erläuterte der zuständige Projektkoordinator am CeMM, Andreas Bergthaler, im Gespräch mit der APA. In weiterer Folge wolle man aber auch auf molekularer Ebene besser verstehen, welche Kapazität das Virus hat, sich an unterschiedliche Gegebenheiten anzupassen, ergänzte Bergthaler. Die Sequenzen aus Österreich ähnelten jenen in anderen Ländern, teilweise gibt es freilich Veränderungen, ergänzte er. Interessant seien viele Mutationen, die zu Änderungen auf der Proteinebene, bei Eiweißstoffen führen. „Das spricht für einen gewissen Selektionsdruck auf das Virus und könnte damit begründet werden, dass das Virus erst vor relativ kurzer Zeit auf den Menschen übergegangen ist und sich nun langsam, aber kontinuierlich weiter anpasst“, erklärte Bergthaler. Der aktuellen Veröffentlichung von österreichischen Virusgenomen sollen weitere folgen. Im Rahmen des kürzlich gestarteten Projekts „Mutationsdynamik von SARS-CoV-2“ will das CeMM mit seinen Partnern an der Medizinischen Universität Wien insgesamt 1.000 virale Genome von COVID-19-Patienten aus Österreich analysieren.

Zur Bekämpfung von COVID-19 kommen in Österreich demnächst Hydroxychloroquin und deren verwandte Substanz Chloroquin zum Einsatz. Die Medikamente zur Malaria-Bekämpfung werden in klinischen Studien für die Behandlung von CCOVID-119 untersucht, bis Ende Mai werden 130 Mio. Dosen davon weltweit zur Verfügung gestellt. Auch Österreich erhält für den Spitals-Einsatz eine gewisse Menge.

Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig, zeigte sich über die Bereitstellung über Sandoz, ein Tochterunternehmen von Novartis, erfreut: „Das ist ein enormer Schritt, um die derzeitige Krise hoffentlich zu entspannen und die Bekämpfung des Virus zu unterstützen.“ Das Arzneimittel ist zur Behandlung der Malaria sowie chronischer Polyarthritis zugelassen.

Das Behandlungsprotokoll der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) enthält Hydroxychloroquin als eine der empfohlenen Behandlungen für im Krankenhaus stationär aufgenommene Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind. Der Wirkstoff ist bisher in Europa nicht für die Behandlung von COVID-19-Infektionen zugelassen.

Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hat für das Sandoz-Medikament im Eilverfahren eine Einfuhrbescheinigung erteilt und übernimmt auch die Verteilung. Herzog: „Die Einfuhrbescheinigung durch die österreichische Zulassungsbehörde ist nun ein wichtiger Schritt, dieses Medikament auch in Österreich mehreren Krankenhäusern zur Verfügung zu stellen.“

Zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie haben sich 20 Wiener Forschungsinstitute zur „Vienna COVID-19 Diagnostics Initiative“ (VCDI) zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, eine neue Test-Pipeline zur etablieren und eine Reihe von Hoch-Durchsatz-Tests zu entwickeln, um das SARS-CoV-2 Virus besser bekämpfen zu können, wie es am Freitag in einer Aussendung hieß. Mit vorhandener Laborausstattung aus den beteiligten Einrichtungen wurde bereits eine automatisierte Diagnose-Pipeline am Vienna BioCenter geschaffen. Weil es weltweit Lieferengpässe bei den für die Tests benötigten Reagenzien gibt, haben die Wissenschaftler eine Reihe solcher Reagenzien selbst entwickelt und können so weitgehend unabhängig von externen Lieferanten agieren. Das sei ein wesentlicher Vorteil in einer Situation, in der COVID-19-Testlabore meist auf industriell hergestellte Test-Kits zurückgreifen müssen, betonen die Forscher. Sie wollen ihr Know-how zum Aufbau von Test-Pipelines sowie ihre Forschungsergebnisse auch frei zur Verfügung stellen, um andere Universitäten und Forschungseinrichtungen darin zu unterstützen, COVID-19 Testkapazitäten aufzubauen. Die Initiative, an der u.a. Institute der Uni Wien, der MedUni Wien, der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) oder der Universität für Bodenkultur beteiligt sind, wird vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs-und Technologiefonds (WWTF) gefördert.

++ Update 03.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Stichprobentests exponierter Berufsgruppen – Wiener Wissenschaftsfonds fördert 24 COVID-19-Projekte – Novartis startet Studie mit Krebsmittel Jakavi – Neue Lieferung von Schutzkleidung

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 11.224 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.580 Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 1.810, Niederösterreich mit 1.795 und Wien mit 1.623 Fällen. Derzeit befinden sich 1.074 Patienten in stationärer Krankenhausbehandlung, 245 davon auf der Intensivstation. Es wurden bereits über 98.000 Testungen durchgeführt. 168 Menschen sind infolge von COVID-19 verstorben.

Die Regierung hat besonders exponierte Berufsgruppen erstmals schwerpunktmäßig testen lassen. Von bisher 1.161 repräsentativen Stichprobentests auf das Coronavirus unter Beschäftigten in Pflegeheimen, Supermärkten und Krankenhäusern waren sechs positiv, das entspricht einem Anteil von 0,52 Prozent.

24 Forschungsprojekte zur Coronavirus-Pandemie, die Wissenschaftler aus Wiener Forschungseinrichtungen in kürzester Zeit entwickelt haben, erhalten insgesamt mehr als eine Million Euro vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) und Partnern. Bis zu 50.000 Euro fließen im Rahmen der „COVID-19 Rapid Response Förderung“ jeweils in die Vorhaben, teilte der WWTF am Freitag mit. Ein Team um den Genetiker Josef Penninger vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird sich mit der Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus in Organoiden – aus pluripotenten Stammzellen hergestellten Zellkulturen, die Organen ähneln – auseinandersetzen. Der Komplexitätsforscher und Leiter des Complexity Science Hub (CSH) Vienna, Stefan Thurner, wird sich mit Szenarien zum „Restart der Wirtschaft“ und der Rolle österreichischer Unternehmen auf dem Weg aus der Coronakrise hinaus befassen. An einer „Tagesaktuellen Coronalagekarte“ arbeitet sein Kollege Peter Klimek. Außerdem arbeiten mehrere Wissenschaftler beispielsweise an Fragen zum Lernen in der aktuellen Ausnahmesituation, so etwa die Bildungspsychologin Barbara Schober von der Universität Wien oder Ursula Holtgrewe vom Zentrum für Soziale Innovation (ZSI). Man unterstütze hier „zeitkritische Forschung, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr nachgeholt werden kann“, so WWTF-Geschäftsführer Michael Stampfer. Neben dem privat-gemeinnützigen Fonds übernahmen für einzelne Projekte auch private Geldgeber, wie etwa die MEGA Bildungsstiftung der B&C-Privatstiftung und der Berndorf Privatstiftung die Finanzierung. Für Wiens Ex-Bürgermeister und WWTF-Präsident, Michael Häupl, ist das „auch ein beeindruckendes Signal, dass die Zivilgesellschaft und Stiftungen zusammenstehen, wenn es eine Krisensituation gibt“.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis und die US-Firma Incyte üben auf der Suche nach geeigneten Behandlungsmöglichkeiten des Coronavirus den Schulterschluss. Gemeinsam starten die beiden Unternehmen eine Phase-III-Studie mit dem – bisher zur Krebstherapie bei primärer Myelofibrose eingesetzten – Mittel Jakavi. Konkret soll dieses bei der Behandlung einer Art schwerer Immunüberreaktion (Zytokin-Sturm) zum Einsatz kommen, wie Novartis in der Nacht auf Freitag mitteilte. Diese Überreaktion kann bei Patienten, die sich am Coronavirus infiziert haben, zu lebensbedrohlichen Atemwegskomplikationen führen. Die Entscheidung zu diesem Projekt basiert den Angaben zufolge auf präklinischen Erkenntnissen und vorläufigen Berichten aus unabhängigen Studien und wird durch umfangreiche Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit von Jakavi unterstützt. Die vorgeschlagene Studie werde Jakavi in Kombination mit einer Standardtherapie (SoC) im Vergleich zur alleinigen SoC-Therapie bei Patienten mit schwerer Lungenentzündung (Pneumonie) als Folge einer Coronavirus-Infektion untersuchen.

Die Bundesländer dürfen am Wochenende eine Lieferung Schutzkleidung erwarten. Nach einem paktierten Verteilungsschlüssel werden 1, 9 Millionen OP-Masken, dazu größere Mengen Desinfektionsmittel und Untersuchungshandschuhe zugestellt, teilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag in einer Aussendung mit. Auch die Beschaffung geht weiter: Im Zeitraum vom 13. bis zum 30. März seien Großaufträge in der Größenordnung von 84,5 Millionen Euro für Schutzausrüstungen gegen das Coronavirus, Beatmungsgeräte und dergleichen unterzeichnet worden, so das Gesundheitsministerium. Für April wurden weitere Bestellungen bereits freigegeben, die bisher ein Volumen von 40 Millionen Euro umfassen.

++ Update 02.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Immunschutz nach Corona-Infektion – Identifizierung der Risikogruppen – Pseudonymisierte Daten für die Forschung – Psychosozialer Krisenstab der Stadt Wien – WHO prüft Sinnhaftigkeit von Mundschutz

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 10.842 gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.511 Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 1.748, Niederösterreich mit 1.726 und Wien mit 1.553 Fällen. Derzeit befinden sich rund 1.100 Patienten in stationärer Krankenhausbehandlung, rund 200 davon auf der Intensivstation. Es wurden bereits über 92.000 Testungen durchgeführt und damit deutlich mehr als zuletzt vom Gesundheitsministerium verlautbart worden war (ca. 56.000) . Das gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober heute im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. „Es gibt deutlich mehr Testungen, als in den Tagesmeldungen ersichtlich“, sagte Anschober. Als Grund für die Differenz nannte der Minister, dass viele kleine Labors – österreichweit führen mittlerweile über 40 diese Tests auf das Coronavirus durch – noch nicht mit der Schnittstelle verbunden sind, die direkt Daten ins Epidemiologische Meldesystem (EMS) einspeist.

Experten zufolge sind Menschen nach einer überstandenen Infektion mit SARS-CoV-2 wahrscheinlich zunächst immun gegen den Erreger. Derzeit wisse man, dass der Mensch nach der Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus Antikörper bildet, erklärten Experten vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und dem Institut für Virologie an der Universität Gießen. Es sei davon auszugehen, dass der Immunschutz nach der Infektion ein bis zwei Jahre anhält, hieß es. Diese Annahme basiere auf der Erfahrung mit anderen humanen Coronaviren. „Aller Voraussicht nach ist man nach Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus mindestens ein paar Jahre lang vor einer erneuten Infektion geschützt“, sagte auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Thomas Kamradt. Genau sagen lasse sich dies jedoch noch nicht, schließlich kämen Antikörper-Tests gerade erst heraus und Langzeituntersuchungen seien auch noch nicht möglich, da die Krankheit erst seit wenigen Monaten bekannt sei. Nach allem, was man von ähnlichen Viren wisse, schützten aber die als Reaktion vom Körper gebildeten Antikörper vor einer erneuten Infektion. Wie lange dieser Schutz anhält, hängt Kamradt zufolge davon ab, in welchem Tempo die Konzentration der Antikörper im Blut, der sogenannte Antikörper-Titer, abnimmt. Je höher der Titer, desto stärker der Schutz. Dass die im menschlichen Körper produzierten Antikörper gegen das neuartige Coronavirus nicht vor einer erneuten Infektion schützen, wäre „extrem außergewöhnlich“, sagte Kamradt. Dem ärztlichen Direktor des Instituts für Laborationsmedizin am Marienhospital Stuttgart, Matthias Orth, zufolge lässt sich allerdings noch nicht gesichert sagen, ob die gebildeten Antikörper vor einer erneuten Infektion schützen. Noch sei unbekannt, ab welcher Konzentration von Antikörpern ein Schutz besteht und wie häufig doch erneute Infektionen auftreten. (APA/dpa)

Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat heute im Ö1-Morgenjournal angekündigt, dass bis Ende der Woche jene Menschen, bei denen im Fall einer Infektion ein besonders hohes Risiko für ihr Leben besteht, nun identifiziert werden. Das seien einerseits ältere Menschen in Pflegeheimen und Pensionistenheimen, wo es mehr Tests und Zugangsbarrieren geben solle. Die zweite Gruppe seien Personen, die eine „massiv reduzierte Immunabwehr haben“, etwa nach einer schweren Krebserkrankung, nach einer schweren Operation oder einem schweren Diabetes. Jene, die berufstätig sind, müssen wenn möglich Homeoffice machen oder erhalten eine bezahlte Freistellung. Das Vorgehen war von der Regierung bereits angekündigt worden, nun wird es umgesetzt. Konkret wird das von den Krankenkassen über die Medikation erfolgen. Wer einschlägige Medikamente erhält, wird informiert. Besonders schwere Fälle müssen dann den Arzt aufsuchen, der über eine bezahlte Dienstfreistellung entscheidet. Die weniger akut gefährdeten Personen erhalten ein Schreiben ihre Krankenkasse. Mit diesem sollen sie, so Anschober, zum Arbeitgeber gehen und wegen Homeoffice oder Freistellung nachfragen. In der praktischen Umsetzung könnten sich wohl noch einige Fragen stellen – etwa, wie Betroffene vorgehen sollen, wenn sich ein Arbeitgeber weigern sollte, die Empfehlung umzusetzen. Dazu kommt ein Dilemma: Die Maßnahme soll Betroffene schützen. Doch datenschutzrechtlich kann es für eine Arbeitnehmerin oder einen Arbeitnehmer auch problematisch sein, wenn der Arbeitgeber dadurch möglicherweise erst von einer Erkrankung erfährt.

Österreichs Krankenkassen stellen dem Gesundheitsministerium pseudonymisierte Daten ihrer Versicherten für die Coronavirus-Forschung zur Verfügung. Das habe die Konferenz der Sozialversicherungsträger gestern einstimmig beschlossen, gab Peter Lehner, Chef des Kassendachverbands, heute in einer Aussendung bekannt. Diese Daten, die Forschungseinrichtungen weitergegeben werden sollen, könnten Leben retten, betonte er: „Das anonymisierte Zusammenführen der Daten der Heilmittelabrechnung der Sozialversicherung, der ELGA-Daten und der Forschungsdaten kann im Kampf gegen COVID-19 ein essenzieller Baustein sein.“ Gleichzeitig werde man sicherstellen, dass die Versicherten „datenschutzrechtlich perfekt geschützt“ seien. „Rückschlüsse auf die Patienten sind unmöglich, da die Pseudonymisierung bei der Sozialversicherung selbst passiert“, so Lehner. Unterstützung kam von Lehners Kovorsitzender Ingrid Reischl: „Unterschiedliche Stakeholder haben unterschiedliche Daten über den Gesundheitszustand in der Bevölkerung – diese zusammenzubringen ist historisch einmalig. Wir erwarten uns, dass es dazu beiträgt, rasch neue Erkenntnisse für die Behandlung dieser neuen Viruserkrankung zu gewinnen.“ Mit den Heilmitteldaten der Sozialversicherung könnten umfassende Erkenntnisse über die Wirkung von Medikamenten gewonnen werden, meinte Reischl, beispielsweise darüber, welche einen positiven und welche einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. „Als Sozialversicherung haben wir uns dazu entschlossen, die Forschung zu unterstützen – unter Wahrung des Datenschutzes“, sagte sie.

Der neue Alltag in Zeiten des Coronavirus ist für Menschen eine – auch emotionale – Belastungsprobe. Die Stadt Wien hat nun einen psychosozialen Krisenstab eingerichtet, um sicherzustellen, dass es zielgerichtete Maßnahmen und Angebote für jene gibt, die Unterstützung brauchen. Dazu zählen psychisch erkrankte Personen, Familien mit niedrigem Bildungsgrad, Kinder und alleinstehende Senioren. Das Gremium setzt sich aus Fachärzten der Psychiatrie und Neurologie sowie aus Psychologen zusammen. Geleitet wird es von Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste, wie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und die Psychosozialen Dienste am Donnerstag in einer Aussendung mitteilten. „Ob Vereinsamung, Unsicherheit oder das Familienleben auf engstem Raum – all das kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Wir beraten mit verschiedenen Expertinnen und Experten, wie die Unterstützung aussehen kann und welche Personengruppen besonders berücksichtigt werden sollen“, erklärte Psota. Eine Analyse habe ergeben, dass besonders bereits psychisch erkrankte Personen, Familien mit niedrigem Bildungsgrad, Kinder und alleinstehende Senioren wichtige Zielgruppen seien. Die Stadt wies auch auf einige Maßnahmen hin, um zu illustrieren, was getan werden kann: So gibt es Erklärvideos für Kinder und mehrsprachige Informationsangebote, um diese Personengruppen gezielt zu erreichen und um Unsicherheiten und Angst entgegenzutreten. Ebenfalls eine Hilfe, um Existenzängste abzufangen, seien Entscheidungen wie die Erleichterungen bei der Wohnbeihilfe und der Delogierungs-Stopp gewesen. (APA)

In Österreich gilt ab nächster Woche eine Verpflichtung zum Tragen von Mundschutz beim Einkaufen. Zuvor hatten mehrere Länder eine Maskenpflicht eingeführt, etwa auch Tschechien und Slowenien. In Deutschland wurde auch darüber diskutiert, aber der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, er sehe keine Notwendigkeit für eine Verpflichtung zum Maskentragen. Bisher war die Haltung der WHO, dass Mundschutz nur für Kranke und Menschen, die Kranke pflegten, sinnvoll sei. Die WHO warnte sogar, dass das Tragen von Masken die Menschen in falscher Sicherheit wiegen und verleiten könne, andere Vorsichtsmaßnahmen wie das gründliche Händewaschen zu vernachlässigen. Nun prüft die WHO, ob das Tragen von Mundschutz in der allgemeinen Öffentlichkeit die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen kann, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gestern in Genf. „Die WHO trägt alle verfügbaren Informationen zusammen und wägt ab, ob das umfassendere Tragen von Mundschutz Ansteckungen eindämmen kann“, so Tedros.

++ Update 01.04.2020 – Aktuelle Zahlen – Neues Testverfahren der Uni Innsbruck – Impfstoffkandidat von Johnson & Johnson – Experten im NEJM zur Impfstoffentwicklung – Rat und Hilfe über besthelp.at – Kritik von der Opposition – 3 schwer erkrankte Patienten aus Frankreich zur Behandlung nach Salzburg

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 10.366 (15 Uhr: 10.482) gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.401 (2.414) Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 1.676 (1.685), Oberösterreich mit 1.656 (1.671) und Wien mit 1.458 (1.497) Fällen. 146 Personen sind infolge einer Coronavirus-Infektion verstorben, 1.436 wieder genesen. Derzeit befinden sich rund 1.100 Patienten in stationärer Krankenhausbehandlung, rund 200 davon auf der Intensivstation. Knapp 56.000 Tests wurden bisher durchgeführt.

An der Innsbrucker Universität wird derzeit ein neues Corona-Testverfahren entwickelt. Das neue PCR-Verfahren arbeite mit anderen Analysestoffen, die leichter zu beschaffen seien, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der Universität. Das Innsbrucker Labor könnte nach erfolgreicher Evaluierung rund 1.000 Tests pro Tag durchführen. Die Kapazitäten seien zudem ausbaufähig. „Wir wollen damit ein alternatives Verfahren anbieten, mit dem der Nachweis des SARS-CoV-2-Virus im Hochdurchsatz auch dann gesichert wird, wenn die Versorgungslage noch schwieriger ist“, sagte Rektor Tilmann Märk. Gemeinsam mit der Sinsoma GmbH, einem Spin-off-Unternehmen der Universität, wurden am Institut für Zoologie und am Institut für Mikrobiologie bereits mehrere erfolgreiche Machbarkeitstests durchgeführt. Konkret bediene sich der Ansatz „der Koppelung von hochsensitiver Endpunkt-PCR und Kapillarelektrophorese (CE) im Gegensatz zu herkömmlichen Real-Time-PCR-Protokollen, um genetische Spuren des Virus in Proben aufzuspüren“, berichtete die Universität. Bei der genetischen Analyse werden sehr kurze DNA-Sequenzen, sogenannte Primer, verwendet, welche an die RNA des Virus andocken. „Damit wird es möglich, die Nadel im Heuhaufen zu finden“, hieß es. Bereits wenige Corona-spezifische Moleküle würden ausreichen, um entdeckt zu werden. (APA)

Johnson & Johnson gab gestern einen potenziellen COVID-19-Impfstoffkandidaten bekannt, an dessen Formulierung seit Januar 2020 gearbeitet wird; zudem wurde eine beträchtliche Erweiterung der bestehenden Partnerschaft zwischen den Janssen Pharmaceutical Companies von Johnson & Johnson und der Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA) sowie die rasche Erweiterung der Produktionskapazitäten des Unternehmens angekündigt, mit dem Ziel, weltweit mehr als eine Milliarde Impfstoffdosen bereitzustellen. Das Unternehmen geht davon aus, dass spätestens im September 2020 klinische Studien zum Testen dieses führenden Impfstoffkandidaten an menschlichen Probanden eingeleitet werden und dass die ersten Chargen eines COVID-19-Impfstoffs bereits Anfang 2021 für die Notfallbehandlung zugelassen sein könnten – ein äußerst rascher Prozess im Vergleich zum typischen Verlauf einer Wirkstoffzulassung für Impfungen. Johnson & Johnson begann mit der Forschungsarbeit zur Identifikation potenzieller Impfstoffkandidaten, sobald die Sequenzierungsdaten des neuartigen Coronavirus (COVID-19) vorlagen. Forschungsteams von Janssen haben in Zusammenarbeit mit dem Beth Israel Deaconess Medical Center, Teil der Harvard Medical School, mehrere Impfstoffkandidaten mithilfe der AdVac

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-Technologie von Janssen entwickelt und getestet.

Echten Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen und COVOD-19 könnte – abseits eines überstandenen Kontakts mit den Erregern – nur eine Vakzine bieten. Was prinzipiell so leicht erscheint, ist im Detail extrem schwierig: die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes bei wenigen Nebenwirkungen. Dies stellen jetzt internationale Experten (Nicole Lurie und Co-Autoren) im „New England Journal of Medicine“ fest. Nichts ist so einfach, wie man sich das oft vorstellt, schreiben die Experten von der internationalen Plattform zur Förderung von Innovationen in der Epidemie-Vorsorge (Coalition for Epidemic Preparedness Innovation/CEPI) in der neuesten Ausgabe der angesehensten Medizinfachzeitschrift der Welt. SARS-CoV-2 hätte die Welt unerwartet getroffen. Die im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 oft genannten DNA- oder RNA-Vakzine, bei denen der Körper des Geimpften selbst die Antigene produzieren soll, auf die das Immunsystem reagiert, würden den Entwicklungsprozess zwar abkürzen, bisher sei aber weltweit kein einziges derartiges Produkt zugelassen. Bei SARS-CoV-2 sei auch noch immer unklar, ob das Spike-Oberflächen-Antigen (S-Protein) eine ausreichend starke Immunantwort als Impfstoff auslöse. Tierversuche mit experimentellen SARS- und MERS-Impfstoffen hätten zu Befürchtungen geführt, wonach die Vakzine eventuell Lungenkomplikationen im Rahmen einer Erkrankung verschlechtern könnten. Und schließlich gebe es noch keine etablierten Parameter, die man als Beweis für eine schützende Wirkung heranziehen könnte. Ein RNA-SARS-CoV-2-Impstoff kam in den USA mit 16. März in eine erste klinische Prüfung (Phase-I). Studien mit Impfstoffen wurden auch in China genehmigt. Für eine allfällige Produktion der Vakzine seien jedenfalls hunderte Millionen Euro an Investitionen notwendig, schreiben Nicole Lurie und ihre Co-Autoren. Schließlich sei es „sehr unsicher, ob diese neuen Technologie-Plattformen so erweiterbar sind, dass man genügend große Mengen an Impfstoff schnell genug erzeugen kann“. (APA)

In der aktuell angespannten Situation der Corona-Krise ändern sich sämtliche Lebenssituationen von der Arbeit über das Familienleben bis zu den Beziehungen. Allen Menschen, die Rat und Hilfe für die Bewältigung des Lebens suchen, stehen auf der Internet-Plattform besthelp.at mehr als 1.000 Experten aus den Bereichen Therapie und Beratung zur Verfügung. www.bestHELP.at bietet einen berufsgruppenübergreifenden Experten-Pool, der sich aus qualifizierten Berufsgruppen zusammensetzt: Psychotherapeuten, Psychologen, Lebensberater und Supervisoren bis zu Coaches und Unternehmensberatern. Alle Therapeuten und Berater, die auf bestHELP.at spezielle Angebote zur Krisenbewältigung machen, sind über mehrere Kanäle erreichbar: Anfragen können telefonisch, per E-Mail, Chat, Skype oder Zoom und Video-Telefonie gestellt werden. Auch Experten, die unter Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen ihre Praxen und Therapieräume weiterhin geöffnet halten, sind aufgelistet. (OTS)

Aus der Opposition kommt zunehmend schärfere Kritik am Corona-Krisenmanagement der türkis-grünen Regierung. Das Sozial- und Gesundheitsministerium hatte am Dienstag eine Gesamtkapazität von 2.584 Beatmungsgeräten gemeldet, die zur Behandlung schwerer Fälle einer Covid-19-Erkrankung benötigt werden. Tags darauf rückten aber fast alle Bundesländer aus, um die Angaben des Ministeriums zu korrigieren. In Summe meldeten die Länder um gut 900 Beatmungsgeräte mehr (3.478). Die SPÖ fordert daher einmal mehr eine zentrale Koordination aller gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. „Jeden Tag zeigen sich nun die Folgen dieser fehlenden zentralen Steuerung“, kritisierte SP-Gesundheitssprecher Philip Kucher in einer Aussendung und sprach von einem „Zahlenchaos“. Auch dass die von Bundeskanzler Sebastian Kurz ab Mittwoch angekündigte „Maskenpflicht“ im Supermarkt nun erst ab 6. April verpflichtend sei, verunsichere die Bevölkerung. Die FPÖ spricht von einer „Pannenserie“ der Regierung bei der Einführung der Maskenpflicht in Supermärkten. Stark in Kritik geraten, v.a. seitens Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, beide SP Wien, die ihrerseits wieder von der Bundesregierung kritisiert werden, ist auch die Schließung der Bundesgärten in Wien (u.a. Schlosspark Schönbrunn, Augarten); die zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger zeigt sich nach wie vor unnachgiebig, diese zu öffnen.

Österreich wird dem schwer von der Coronavirus-Pandemie getroffenen Frankreich bei der Behandlung von Infizierten unter die Arme greifen. Drei schwer an COVID-19 erkrankte Personen werden zur Behandlung in das Bundesland Salzburg gebracht. „Frankreich hat Österreich um Aufnahme von einigen Corona-Intensivpatienten ersucht“, teilte Bundeskanzler Kurz am Dienstagabend mit. „Wir helfen Frankreich natürlich in dieser schwierigen Situation, um Menschenleben zu retten und nehmen in Salzburg drei Intensivpatienten auf, wofür ich dem Land Salzburg danke. Angesichts der großen Dramatik der Situation ist dies nur ein kleiner Beitrag, aber es ist symbolisch wichtig, dass wir uns in Europa unterstützen“, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Das Land Tirol hatte bereits fünf Intensivpatienten aus Südtirol aufgenommen. (APA)

++ Update 31.03.2020 – Aktuelle Zahlen – Schutzausrüstung aus China angekommen – Antikörpertests in Ischgl – Beginn von regelmäßigen Stichprobenuntersuchungen am 1.4. – Schutzmasken für Patienten in Arztpraxen und Apothekenkunden gefordert – Uni Graz bietet Hilfe bei Testungen an

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 9.705 gestiegen, am Nachmittag (16.15 Uhr) wurde die 10.000er-Marke überschritten (10.019). An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.242 (2.333) Fällen, gefolgt von Niederösterreich mit 1.579 (1.629), Oberösterreich mit 1.573 (1.599) und Wien mit 1.306 (1.390) Fällen. Derzeit befinden sich 1.110 Patienten in stationärer Krankenhausbehandlung, 198 davon auf der Intensivstation. Verstorben sind bisher 128 Personen, genesen 1.095. Über 52.000 Tests wurden durchgeführt.

Die Austrian Airlines haben am Montag mit zwei zu Frachtflugzeugen umfunktionierten Boeing 777 weitere 30 Tonnen Schutzausrüstung aus China nach Österreich geflogen. Es handelte sich laut AUA-Sprecher Peter Thier um knapp zwölf Tonnen Masken und knapp 18 Tonnen Mäntel. 1.403 Kartons mit den Schutzmasken werden laut Thier vom Roten Kreuz in Österreich verteilt, 1.824 Kartons mit den Schutzmänteln sind dem Sprecher zufolge für Südtirol bestimmt. Die AUA hat bisher acht Cargo-Flüge durchgeführt, „etliche weitere“ sollen noch folgen.

Die Med-Uni Innsbruck will im Tiroler Coronavirus-Hotspot Ischgl Antikörpertests durchführen: So sollen Rückschlüsse möglich werden, wie viele Infektionen asymptomatisch verlaufen, berichtet das „Ö1-Morgenjournal“. Laut der Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer könnte in Ischgl bereits eine Art lokaler Herdenimmunität entstanden sein. „In Ischgl rechnen wir damit, dass viele Menschen auch Antikörper haben. Wir werden also dann schauen, wie viele Prozent der Bevölkerung Antikörper-positiv sind und das dann vergleichen mit der Anzahl an Menschen, von denen man weiß, dass sie eine Infektion durchgemacht haben“, erklärt Laer. So könne man dann auf die Dunkelziffer schließen und erfahren, wie viele Prozent der Einwohner die Infektion hatten, ohne es zu merken. Es gäbe Schätzungen und Studien, wonach 50 Prozent der Infizierten keine Symptome haben. 300 Antikörpertests sollen ab kommender Woche in Ischgl durchgeführt werden. Die Daten sollen dann auch Hinweise auf die Corona-Sterblichkeitsrate liefern.

Eine repräsentative Stichprobe soll Rückschlüsse auf die Verteilung und Entwicklung des neuartigen Erregers in der Gesamtbevölkerung ermöglichen. Ab morgen, so kündigen die Marktforscher des Sora-Instituts auf Twitter an, werde man deshalb gemeinsam mit Partnern wie dem Roten Kreuz oder der MedUni Wien eine solche Stichprobe von 2.000 Menschen testen. Der Auftrag kommt vom Wissenschaftsministerium. Derzeit kenne man nur die Zahl der Neuinfizierten, man habe aber keine Information über die genaue Verbreitung des Virus, betonte Wissenschaftsminister Heinz Faßmann die Wichtigkeit der Tests. Anders als bei den derzeitigen Testreihen, bei denen nur Personen mit Symptomen bzw. nach Aufenthalten in Risikogebieten untersucht wurden, erlauben Stichprobentests genauere Aussagen – etwa zur bisher unbekannten Dunkelziffer. Die Tests sollen dann in regelmäßigem Abstand wiederholt werden, um auch die Veränderungen zu erheben – ein wöchentlicher Abstand sei dabei zu eng. Denkbar wäre ein 14-tägiges bzw. dreiwöchiges Intervall. Bei der Stichprobenuntersuchung kommen noch die derzeit üblichen PCR-Tests (Polymerase-Kettenreaktion) zum Einsatz, die direkt nach dem Erbgut von SARS-CoV-2 suchen.

Nachdem gestern das verpflichtende Tragen von Schutzmasken beim Einkaufen in Supermärkten vom Bundeskanzler angekündigt wurde (und dieses in weiterer Folge auch auf andere Bereiche, etwa öffentliche Verkehrsmittel und stark frequentierte Orte, ausgeweitet werden soll), haben sich nun auch Vertreter der Ärztekammer und Apothekerkammer Steiermark in dieser Sache zu Wort gemeldet. „Der Mund- und Nasenschutz für alle Menschen, die Arztpraxen und Apotheken aufsuchen, ist zu gewährleisten, genauso wie für den Lebensmittelhandel“, fordern der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner und der steirische Apothekerkammerpräsident Gerhard Kobinger. Arztpraxen und Apotheken, die täglich eine halbe Million Kontakte mit Patienten bzw. Kunden haben, sind besonders gefährdete Orte, werden sie doch vielfach von erkrankten Menschen aufgesucht. Sie bräuchten daher zumindest den gleichen Schutz wie der Lebensmittelhandel, so die beiden Präsidenten. Angesichts der schwierigen Beschaffungslage sei es allerdings unzumutbar, es den einzelnen Arztpraxen und Apotheken oder den Kammern aufzuerlegen, die vielen Mund- und Nasenschutz-Masken zu besorgen. „Hier muss es eine zentrale Beschaffung geben“, verlangt Apothekerkammerpräsident Kobinger. Ärztekammerpräsident Lindner erinnert daran, „dass Gesundheitseinrichtungen laut Pandemieplan bevorzugt mit Schutzausrüstungen zu versorgen sind“. „Es ist nun Aufgabe der öffentlichen Stellen, eine realistische Lösung für den Schutz von Arztpraxen und Apotheken zu entwickeln und umzusetzen“, so die beiden Vertreter der Ärztekammer und der Apothekerkammer.

Die Universität Graz will Personal und Laborgeräte für COVID-19-Testungen zur Verfügung stellen. Einer der Freiwilligen ist Günter Hämmerle vom Institut für Molekulare Biowissenschaften. Er war der erste Coronavirus-Infizierte der Uni und ist nun nach seiner Genesung aus der Quarantäne entlassen worden: „Nachdem ich durch die Erkrankung nun immunisiert sein sollte, würde ich gerne helfen.“

Die Bundesregierung will die Anzahl der Testungen erhöhen und dabei könne und wolle die Uni Graz mitanpacken, denn sie kann sowohl die hochqualitativen Laborgeräte als auch fachkundiges Personal aufbieten. „Wir sind in der jetzigen Situation besonders gefordert, Hilfestellungen bei der Bewältigung der Corona-Krise zu leisten“, sagte Karl Lohner, Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät und Professor am Institut für Molekulare Biowissenschaften, am Dienstag in einer Aussendung. „Wir haben bereits vor zwei Wochen begonnen, alle Möglichkeiten und Kapazitäten zu prüfen.“

Die Forscher seien nicht nur an der Entdeckung und Entwicklung von Behandlungsstrategien beteiligt, sondern leisten auch, sollte der Bedarf auftreten, „schnelle Hilfe etwa durch eine Bereitstellung von Desinfektionsmitteln aus den Laboren sowie eine Unterstützung bei COVID-19-Tests“. Das passiere in enger Absprache mit der steirischen Landesregierung und dem Landesklinikum.

++ Update 30.03.2020 – Aktuelle Zahlen – Weitere Maßnahmen der Regierung – Intensivmedizinische Versorgung im Fokus – Auslieferung von Schutzausrüstung im Gange – Sicherstellung der 24-Stunden-Pflege – Novartis sucht Heilmittel – Flüchtlinge auf griechischen Inseln in Gefahr

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 10 Uhr) auf 8.958 (15 Uhr: 9.377) gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 2.092 (2.205) Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 1.514 (1.535), Niederösterreich mit 1.402 (1.533) und Wien mit 1.125 (1.235) Fällen. Knapp 50.000 Testungen wurden bisher durchgeführt. Verstorben sind bisher 108 Personen, genesen 636. Derzeit befinden sich 999 Patienten in stationärer Krankenhausbehandlung, davon 193 auf der Intensivstation, Tendenz weiter steigend.

Die Regierung zog heute Vormittag in einer Pressekonferenz eine erste Bilanz der bisherigen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Drei Maßnahmen zur Bekämpfung der weiteren Ausbreitung werden zusätzlich ergriffen: Der Bundeskanzler will gefährdete Personen besser schützen, die bisherigen Maßnahmen konsequent kontrollieren und auf Masken in der Öffentlichkeit setzen. Die Supermarkt-Ketten werden das Verteilen der Masken voraussichtlich ab Mittwoch organisieren, jedenfalls sobald Masken in ausreichender Zahl im Land sind. Ab diesem Zeitpunkt ist es Pflicht, die Masken im Supermarkt zu tragen. Mittelfristig soll der Mund-Nasen-Schutz überall dort verpflichtend sein, wo man an Menschen vorbeigeht. Diese Masken sollen nicht die Träger schützen, sondern die Weiterverbreitung des Virus durch die Luft eindämmen.

Vor dem Hintergrund des Anstiegs von schweren Fällen rückt zusehends die ärztliche, vor allem die intensivmedizinische Versorgung im Gesundheitswesen in den Fokus. Mit 65.000 Betten, davon 2.500 Intensivbetten ist Österreich – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Angesichts weiter steigender Fallzahlen von SARS-CoV-2-Infektionen und in der Folge von krankenhaus- und intensivpflichtigen Erkrankten plädiert die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Notfallmedizin (ÖGARI) für eine konsequente Beibehaltung aller Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionsraten und für eine weitere Aufrüstung der Intensivkapazitäten. Man sei besorgt. „Wir verfolgen die Entwicklung der Corona-Pandemie durchaus besorgt. Mit zunehmenden Fallzahlen und Behandlungserfahrungen sehen wir sehr ernste und schwerwiegende Therapieverläufe – mit schweren Beteiligungen mehrerer Organe, besonders langen Beatmungszeiten, langen Aufenthalten auf der Intensivstation und insgesamt schwer kontrollierbaren Krankheitsentwicklungen“, sagt ÖGARI-Präsident Klaus Markstaller (MedUni Wien/AKH). „Das ist eine keinesfalls zu unterschätzende Herausforderung für die intensivmedizinischen Ressourcen.“ Alles, was dazu führe, dass sich weniger Menschen gleichzeitig infizieren und dann gleichzeitig erkrankten, müsse unbedingt konsequent fort- und durchgesetzt werden, wurde Markstaller in einer Aussendung zitiert. „Wir können nur davor warnen, diese wichtigen Maßnahmen zu früh zu beenden oder die aktuellen Gefahren und Bedrohungen für das Funktionieren des Gesundheitssystems zu verharmlosen.“ Gleichzeitig sei es zentral, weiterhin die intensivmedizinischen Kapazitäten bestmöglich zu erhöhen. Deutlich werde angesichts der aktuellen Entwicklung auch, dass notärztlichen und anästhesiologisch-intensivmedizinischen Personalressourcen bei der Bewältigung der weiteren Entwicklung eine zentrale Rolle zukomme. „Hier muss besonders darauf Bedacht genommen werden, Ausfälle möglichst gering zu halten“, betonte der Intensivmediziner, denn diese Ressourcen würden dringend gebraucht.

Was die Verfügbarkeit von Schutzausrüstung betrifft, wird derzeit intensiv an einer Verbesserung der Situation gearbeitet. Am Samstag wurden mit einer AUA-Maschine mehrere Millionen Handschuhe aus Malaysia nach Österreich gebracht. Für das Wochenende wurde weiterer Nachschub an FFP2- und FFP3-Masken und Desinfektionsmittel erwartet. Im Rahmen der Beschaffungsmaßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus hat die AUA bisher 14 Frachtflüge durchgeführt, berichtete die Online-Plattform „Austrian Wings“. Dringenden Bedarf an den Materialen gibt es vor allem in den westlichen Bundesländern. In Tirol wurden am Wochenende vermehrt Stimmen von niedergelassenen Ärzten laut, die das Fehlen dringend benötigter Schutzausrüstung bzw. Probleme bei der Zuweisung bestellter Lieferungen beklagten. Auch von Fehllieferungen – etwa mit Handschuhen in falscher Größe – war die Rede. Bei einer ersten Lieferung waren zudem offenbar Schutzmasken darunter, die nicht den geforderten Qualitätskriterien entsprachen. Ein Allgemeinmediziner aus dem Zillertal beklagte, dass er außer fünf Liter Desinfektionsmittel nichts bekommen habe. Der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg bat um Geduld und verwies auf laufende weitere Auslieferungen. Die erste Lieferung sei erst am Donnerstag in Tirol eingetroffen und sukzessive an Krankenhäuser, Ärzte und Pflegeheime ausgeliefert worden. Bei den Masken etwa sei eine hygienische Abklärung des Materials nötig gewesen. Der Salzburger Gesundheitslandesrat Christian Stöck beklagte dagegen im Nachrichtenmagazin „profil“ „die Materialbeschaffung“. Es fehle an Corona-Tests, Schutzanzügen, Handschuhen und Masken. Der Bund müsse „noch mehr Energie in die Beschaffung“ investieren, verlangte Stöck. Nachschub gibt es ab Montag für die Wiener Ärzte, was die dringend benötigte Schutzausrüstung betrifft, um sich bei der Behandlung von Patienten nicht mit SARS-CoV-2 anzustecken. Die Wiener Ärztekammer wird an 1.740 Wiener Ordinationen insgesamt 8.500 FFP2-Masken mit Ventil sowie 40.000 OP-Masken ausliefern.

Etwa 33.000 Menschen sind in Österreich auf ausländische Betreuungskräfte angewiesen. Aufgrund der Grenzschließungen zu den Nachbarländern ist ein Wettbewerb um die Sicherstellung der 24-Stunden-Betreuung ausgebrochen. Mittlerweile hat das Land Niederösterreich gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich rund 250 Betreuerinnen aus Rumänien und Bulgarien einfliegen lassen, was aber nicht von allen begrüßt wird. Kerstin Marchner von BestCare 24, einer Vermittlungsagentur für 24-Stunden-Betreuung, hält diese Maßnahme nicht für sinnvoll: „Der beste Schutz für die Personenbetreuer und die zu Betreuenden ist derzeit, die personelle Fluktuation im Umfeld der Risikogruppe auf ein notwendiges Minimum herunterzufahren und vor Ort dafür individuell zu unterstützen, anstatt Menschen über die Landesgrenzen zu karren und in Quarantäne zu stecken.“ Ein längerer Turnus der Betreuungskräfte über zwei bis drei Monate, wie er in anderen Ländern unabhängig von der Coronavirus-Krise etabliert ist, wäre daher sinnvoll. Eine Umstellung des Turnus sei bei entsprechender Unterstützung durch die Agenturen auch in Österreich durchaus machbar, ohne dass jemand am Ende seiner Kräfte ist, so Marchner. Nach Zustimmung des Sozialministeriums können die Länder ausländischen Arbeitskräften nun großzügige Boni bezahlen, wenn sich diese entschließen, in Österreich bei den Betreuungs- und Pflegebedürftigen zu bleiben, damit sie nicht in Pflegeheimen mit erhöhtem Infektionsrisiko und in einem fremden Umfeld untergebracht werden müssen. „Abgesehen von der gesundheitlichen Verantwortung ist es auch für den Steuerzahler die kostengünstigere Variante, die 24-Stunden-Betreuung zu erhalten, statt auf unorganisierte Ersatzleistungen wie Heime zu setzen“, ist sich Marchner sicher. Für das Land Oberösterreich stellt Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer eine Sonderprämie für die 24-Stunden-Kräfte in Aussicht. „Alle ausländischen Betreuerinnen, die jetzt ihre geplante Heimreise aufschieben, sollen pro Monat 1.000 Euro zusätzlich erhalten. Sie leisten Großartiges, der „Bleib da!“-Bonus soll das zum Ausdruck bringen“, sagt Gerstorfer.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis setzt bei der Suche nach einem Heilmittel gegen das Coronavirus große Hoffnungen in das Malariamittel Hydroxychloroquin. „Präklinische Studien mit Tieren sowie erste Daten aus klinischen Studien zeigen, dass es das Coronavirus tötet“, sagte Novartis-Chef Vasant Narasimhan der „SonntagsZeitung“. Derzeit würden in Europa und den USA Patienten für klinische Studien gesucht und in Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden in den USA und der Schweiz eine Zulassung per Eilverfahren geprüft. Zudem würden weitere bereits entwickelte Medikamente untersucht, ob sie für den Einsatz gegen COVID-19 infrage kämen. Auch das Krebsmittel Jakavi sei „sehr vielversprechend“, sagte der Novartis-Chef. Außerdem würden das Multiple-Sklerose-Medikament Gilenya sowie Ilaris, ein Medikament gegen Fiebersyndrome, auf einen möglichen Einsatz geprüft.

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) fordert wegen der Gefahren durch die Ausbreitung des Coronavirus eine Entlastung der überfüllten Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln. „Die Menschen leben jetzt schon unter extrem risikoreichen Bedingungen, auf engstem Raum eingepfercht, ohne ausreichende Hygiene“, sagte Boris Cheshirkov vom griechischen UNHCR am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Besonders schlimm sei die Situation weiterhin auf Lesbos, wo derzeit rund 20.000 Flüchtlinge und Migranten gezählt werden, bei einer Aufnahmekapazität von gerade einmal 3.000 Plätzen. Die Organisation fordert bereits seit Monaten, die Menschen aufs Festland zu bringen, doch nun sei die Lage wegen Corona noch prekärer. Solange eine Entlastung nicht stattfinde, versuche man, bei der Ausrüstung und Vorbereitung auf Corona zu unterstützen. „Wir verteilen mehr Geld an die Menschen, damit sie Hygieneartikel wie Desinfektionsmittel kaufen können, und unterstützen den Staat dabei, die Hygienemöglichkeiten vor Ort zu verbessern – mehr Seife, mehr Wasserhähne und Toiletten“, sagte Cheshirkov. Bisher stünden die Menschen weiterhin zu Dutzenden eng gedrängt in Schlangen, um an eine der wenigen Waschmöglichkeiten zu gelangen. Insgesamt leben derzeit auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos laut griechischem Bürgerschutzministerium rund 40.000 Flüchtlinge und Migranten – bei einer Kapazität von 6.000 Plätzen. (dpa)

++ Update 27.03.2020 – Aktuelle Zahlen – Anschober zur „Akutsituation“ in der Pflege – Hacker zur Öffnung von Spielplätzen und zur Versorgung mit Schutzkleidung – Video zu Schutzkleidung der Med-Uni Graz – Helpline für Menschen in Quarantäne – Plattform vernetzt Medizinstudenten und Spitäler – Beruhigung im Medikamentenbereich

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 9 Uhr) auf 7.029 (15 Uhr: 7.441) gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 1.694 (1.755) Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 1.168 (1.227), Niederösterreich mit 1.031 (1.147) und Wien mit 922 (1.005) Fällen. 52 Todesfälle wurden vom Gesundheitsministerium bestätigt. 800 COVID-19-Patienten befinden sich derzeit im Spital, 128 auf der Intensivstation. Rund 36.000 Tests wurden bisher durchgeführt.

Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober droht in der Pflege wegen möglicher Ausfälle von ausländischem Pflegepersonal in wenigen Wochen eine „Akutsituation“. Derzeit gebe es in den Bundesländern nur wenige Akutfälle. Es sei jedoch zu erwarten, „dass eine derartige Akutsituation in zwei, drei Wochen eintreten kann“, sagte Anschober am Freitag im Ö1-Morgenjournal. Österreich bereite sich daher „sehr konkret“ vor, welche Personen an welchem Ort ersatzweise einspringen könnten. Hauptpriorität sei dabei das „Beibehalten der Pflege zuhause“, so Anschober. Wie viele der 33.000 Pflegebedürftigen, die auf 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind, dann nicht daheimbleiben können, ist laut Anschober noch nicht bekannt. „Es hängt stark mit Maßnahmen unserer Nachbarländer zusammen, was die Grenzschließungen betrifft. Unser Ziel ist ja, dass wir Ausnahmegenehmigungen erhalten.“ Die meisten Mitarbeiter hätten jetzt verlängert. „Das heißt, das Problem ist hinausgeschoben. In der Zwischenzeit müssen wir diese Atempause nützen, dass wir ein ganz konkretes Ersatzangebot leisten.“ Dazu würde versucht, Pflegepersonal aus Kur- und Rehabilitationszentren heranzuziehen; und Menschen, die in der Pflege ausgebildet, aber derzeit arbeitslos seien, würden gezielt angesprochen. Derzeit werde eine Liste von Personen erarbeitet, die bereit sind, in der Pflege zu arbeiten. 3.500 zusätzliche Zivildiener hätten sich gemeldet. Darüber hinaus würden Plätze ausgebaut. Zivildiener könnten bei der unmittelbaren Pflege am Menschen nicht zum Einsatz kommen, stellte Anschober klar. Dafür könnten sie aber „im Umfeld“ unterstützen, „organisatorisch, logistisch, Haushaltsarbeit machen“.

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker will Spiel- und Sportplätze in „eher kürzerer“ Zeit und nicht erst „in weiter Ferne“ wieder öffnen. Die älteren Menschen ab 65 und andere Risikogruppen müssten jedoch „Verständnis“ haben, dass von ihnen „wirkliche Disziplin über einen längeren Zeitraum“ gefordert sei. Aktuell steht Hacker aber zum österreichweiten „Schulterschluss“, versicherte er mehrfach. Man könne bei hunderttausenden Wiener Kindern jedoch nicht sämtliche Spielplätze über Wochen geschlossen halten, verwies er vor allem auf Familien, die mit zwei, drei Kindern in kleinen Wohnungen leben und keine Möglichkeit hätten, an die frische Luft zu kommen (Spazierengehen ist allerdings mit den bundesweit geltenden Regeln erlaubt, Anm.). Jetzt freilich müsste man noch die „Disziplin aufrechterhalten“, aber der Zeitpunkt werde kommen, wo man den Kindern wieder „Bewegungsplatz“ gibt. Angesprochen auf seinen Appell an Ärzte, wegen fehlender Schutzkleidung nicht hysterisch zu sein, berichtete Hacker von einer großen Bestellung, mit der es in den nächsten Tagen Nachschub gebe sollte. Und man habe jetzt auch die niedergelassenen Ärzte in die zentrale Versorgung mit aufgenommen. Aber man müsse sich Masken wie auch die Reagenzien für die Test am Weltmarkt besorgen und könne somit auch nur so viel testen, wie „von den internationalen Konzernen zugeteilt wird“.

Die Med-Uni Graz hat ein Trainingsvideo online gestellt, das den richtigen Umgang und das Anlegen von Schutzausrüstung für medizinisches Personal und andere in der Bekämpfung des Coronavirus tätige Personen beschreibt. Ganz wichtig: Vor dem Anlegen der Ausrüstung wie Kittel, Handschuhe, Brille, Maske vom Typ FFP2 und Schutzhaube sind die Hände gründlich zu desinfizieren. Das von der Med-Uni produzierte Video folgt unter anderem den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, hieß es am Freitag in einer Aussendung. Der Clip ist auf der Website der Med-Uni Graz unter https://oeffentlichkeitsarbeit.medunigraz.at/expertinnen-zu-covid-19 abrufbar. Darüber hinaus ist es auch unter dem Link https://youtu.be/16bAdCONDM8 via YouTube zu erreichen.

Der gemeinnützige Verein Traumahilfe Österreich hat eine telefonische Beratung speziell für Menschen in Quarantäne eingerichtet. Ziel ist es, Betroffene bei psychosozialen Belastungen wie soziale Isolation, Umgang mit positivem Testergebnis, Einsamkeit oder auch Schlafstörungen telefonisch zu unterstützen und eine zwischenmenschliche Anlaufstelle in dieser schwierigen Situation zu bieten. Die Helpline ist österreichweit täglich (Mo–Fr 8–20 Uhr, Sa–So 10–16 Uhr) zum Festnetztarif unter der Telefonnummer 01 413 00 44 erreichbar.

In Österreich und Deutschland will die Plattform „medis vs. Covid-19“ Spitäler und Studierende, die sich ehrenamtlich bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie engagieren wollen, zusammenbringen. Insgesamt haben sich rund 25.000 Studenten bei der dazugehörigen Facebook-Gruppe angemeldet, davon knapp 5.000 beim Österreich-Ableger. 200 medizinische Einrichtungen haben Unterstützungsbedarf gemeldet. Aus Österreich sind auf der Plattform, die vom Grazer Medizinstudenten Michael Neulinger mitgegründet wurde, derzeit 17 Einträge gelistet. Gesucht werden etwa Helfer für den Aufbau einer Notkrankenstation und zur Überwachung von Patienten in Bad Tatzmannsdorf, Unterstützung im Triageteam des Krankenhauses Amstetten, ehrenamtliche Mitarbeiter für ein Coronavirus-„Drive-thru“ in Freistadt und Unterstützung für diverse Telefonhotlines.

Nach den anfänglichen Hamsterkäufen in den Apotheken aus Angst, dass in Österreich die Medikamente ausgehen könnten, sieht der österreichische Arzneimittel-Vollgroßhandel (PHAGO) in Corona-Woche 2 Beruhigung eintreten. Im wöchentlichen Arzneimittel-Radar der verordnungsstärksten therapeutischen Arzneimittel-Gruppen sind folgende Steigerungen im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten: Schmerz-Medikamente rangieren nach wie vor an oberster Stelle, gefolgt von Blutdrucksenkern. Mittel zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten sowie Antidiabetika sind im Vergleich zu letzter Woche deutlich weniger nachgefragt worden. Die geringste Steigerung gibt es bei Antibiotika. „Die ÖsterreicherInnen haben gesehen, dass die Arzneimittelversorgung in der Krise funktioniert. Der Großhandel hat permanent die Apotheken mit Arzneimitteln versorgen können“, fasst PHAGO-Präsident Dr. Andreas Windischbauer zusammen. An den 23 Lager-Standorten der Großhandels-Betriebe gilt weiterhin die höchste Mobilisierungs-Stufe. Die Puffer-Funktion des Arzneimittel-Vollgroßhandels wird auch in den kommenden Wochen von zentraler Bedeutung sein. Der Grund: Schon vor Ausbruch des Corona-Virus hat es zuletzt Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln in unterschiedlichen Therapie-Gebieten gegeben. Aufgrund der Grenzschließungen und der erschwerten Transportbedingungen sowie der massiv erhöhten Nachfrage nach Medikamenten kann es zu zeitlichen Verzögerungen kommen. Der vollsortierte Großhandel werde aber stets in der Lage sein, zumindest einmal täglich Arzneimittel an alle Apotheken liefern zu können, erklärt Windischbauer.

++ Update 26.03.2020 – Aktuelle Zahlen – Schwierige Lage für niedergelassene Ärzte – Anliegen der Hilfsorganisationen – Warnung vor Arzneimttelfälschungen – EU verschiebt Zertifizierung von Medizinprodukten – Alte E-Card gilt noch bis Ende Mai – Blut- und Plasmaspenden weiterhin ganz wichtig – Burgenland sucht helfende Hände – AstraZeneca spendet Schutzmasken

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 9 Uhr) auf 6.001 (15 Uhr: 6.398) gestiegen. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 1.460 (1.623) Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 1.024 (1.054), Niederösterreich mit 799 (873) und Wien mit 735 (825) Fällen. 42 (49) Todesfälle wurden vom Gesundheitsministerium bestätigt. Bisher wurden knapp 36.000 Testungen durchgeführt. Die Zahl der Spitalspatienten (von 237 auf 547) und Intensivpatienten (von 26 auf 96) stieg über Nacht sprunghaft an. Das liegt allerdings nicht an einem realen Anstieg, sondern an einer neuen Zählweise des Gesundheitsministeriums. Eine Auswertung von SORA der vergangenen vier Tage zeigt ein erstes Anzeichen für ein Einbremsen des exponentiellen Wachstums.

Fehlende Schutzausrüstung und massive Einkommensverluste stellen für Österreichs Ärzte im Zuge der Verbreitung des Coronavirus zusätzliche Herausforderungen dar. Während die Spitäler aufrüsten, bleiben die Praxen im niedergelassenen Bereich eher leer. Die Politik schaffe derzeit (noch) nicht die nötigen Rahmenbedingungen für Tausende niedergelassene Ärzte, kritisierten am Donnerstag mehrere Vertreter der Berufsgruppe. „Wir hören die Botschaft, aber uns fehlt der Glaube“, erklärt Friedrich Weiser, Fachgruppenobmann für Chirurgie in der Wiener Ärztekammer. Die Kritik: Einerseits würden seit dem Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen die meisten Patienten den Praxen fernbleiben, andererseits seien die Ärzte aufgefordert, die Praxen offen zu halten. Die Folge seien plötzliche, dramatische Umsatzeinbrüche von rund 90 Prozent, meinen die Ärzte. Die Ärzte fordern, dass die Praxen von niedergelassenen Ärzten, ihrem Versorgungsauftrag weiter nachkommen, unterstützt werden. „Gerade jetzt, wo wir auf den Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie zusteuern, stellen diese engagierten niedergelassenen Ärzte eine enorme, unverzichtbare Stütze des Gesundheitswesens dar“, gibt auch Gerald Bachinger, NÖ Patientenanwalt, zu bedenken. „Eine faire Möglichkeit wäre, den Ärzten für die Zeit der Ausgangsbeschränkungen 90 Prozent der Umsätze auszugleichen“, lautet die konkrete Forderung von Weiser. Basis könnte der Durchschnitt der Kassenabrechnungen der letzten sechs Monate sein, so sein Vorschlag. Zudem fordern Ärzte für ihren Einsatz in der Coronakrise steuerfreie Prämien.

Hilfsorganisationen haben gestern ihre Anliegen angesichts der Corona-Krise beim Sozialministerium deponiert.

Getroffen haben sich Mittwochnachmittag die Bundesarbeitsgemeinschaft freie Wohlfahrt (BAG) – ihr gehören mehrere Hilfsorganisations-Träger an – mit Vertretern des Sozialministeriums, darunter Generalsekretär Stefan Wallner.

In der „Causa prima“, der Schutzbekleidung für Pflegekräfte, ist vom Ministerium angedacht, dass diese nach der Beschaffung durch den Bund über die jeweiligen Krisenstäbe in den Bundesländern direkt eingemeldet wird. Auch Mitarbeiter von Obdachlosen-Einrichtungen und Behinderten-WGs sollen diese erhalten, geht es nach der BAG. Wobei Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter schon klar ist, dass Schutzkleidung derzeit ein „knappes Gut“ ist.

Die Träger-Organisationen drängen weiters auf rasche COVID-Tests für Beschäftigte in der 24-Stunden-Betreuung. Auch dabei fühlt sich Wachter nach dem Gespräch mit dem Ministerium verstanden. Diese sollen – aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen für manche ausländische Pflegekräfte – direkt an der Grenze stattfinden. Noch gebe es keinen Mangel, einen „Peak“ erwartet er aber zu Ostern, wenn Betreuerinnen und Betreuer turnusmäßig ausreisen.

An die Länder appelliert Wachter, Kapazitäten bei den mobilen Diensten nicht abzubauen, da diese in der 24-Stunden-Betreuung genutzt werden könnten.

Ein weiteres Anliegen ist den Träger-Organisationen, dass Pflegeheimbewohner und -bewohnerinnen nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus, unabhängig vom Grund des Aufenthalts, auf COVID-19 getestet werden. Denn auch hier bestehe das Risiko, sich im Krankenhaus angesteckt zu haben und das Virus danach weiter zu verbreiten. Eine weitere Personengruppe, die der BAG wichtig ist, sind Menschen in prekärer Situation, wie derzeit zum Beispiel Saisonniers, die durch die Corona-Krise ihren Job verloren haben. Oft dauere es sehr lange, bis erstmals Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld ausbezahlt wird. Hier habe man mit dem Bund die Einrichtung eines „Notfalltopfes“ angedacht, berichtete Wachter, um die „Bürokratie möglichst flach zu halten“.

Nach Sicherstellung von 4,4 Millionen gefälschten Medikamenten und Schutzmasken im Rahmen einer Europol-Aktion in den vergangenen Wochen verwies am Donnerstag der Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig), Alexander Herzog, auf die Gefahren durch solche Produkte. Es handle sich einfach um skrupellose Geschäftemacherei. „Die pharmazeutische Industrie forscht derzeit unter Hochdruck und mit größter Sorgfalt an sicheren Arzneimitteln und Impfstoffen. Es gibt noch kein Präparat, welches das derzeit grassierende Coronavirus heilen könnte. Auch wenn dies auf irgendwelchen Internetseiten behauptet wird, sollte man keinesfalls darauf hereinfallen und sich derartige, gefälschte Arzneimittel bestellen. Der skrupellose Handel mit Millionen von Medikamentenfälschungen, auch mit jenen, die vorgeben, das Coronavirus zu bekämpfen, setzt die Gesundheit und das Leben von Patientinnen und Patienten aufs Spiel“, warnte Herzog. Bei den aufgegriffenen Fälschungen handelte es sich laut Europol vor allem um Arzneimittel gegen Virenerkrankungen sowie Antibiotika, Paracetamol, Ibuprofen und Medikamente zur Behandlung von Malaria. Auch gefälschte Impfstoffe werden angeboten. Laut Herzog sei die Gefahr, die von diesen gefälschten Präparaten ausgeht, enorm, da sie keinerlei Qualitätskontrolle unterliegen.

Um in der Coronakrise keine bürokratischen Hürden für Atemmasken und andere Hilfsmittel aufzubauen, will die EU-Kommission die geplante Zertifizierung von Medizinprodukten um ein Jahr verschieben. In den nächsten Tagen soll ein Vorschlag vorgelegt werden, wie die Brüsseler Behörde am Mittwoch mitteilte. Sie folgt damit Appellen aus dem Europaparlament und der Hersteller. Derzeit gilt: Ab Ende Mai dürfen in der Europäischen Union nur noch besonders zertifizierte Medizinprodukte auf den Markt gebracht werden. Dies wurde als Konsequenz aus dem Brustimplantate-Skandal 2010 in der EU-Medizinprodukteverordnung festgelegt. Die Anwendung soll nun um zwölf Monate verschoben werden, damit es mitten in der Coronavirus-Krise nicht zu zusätzlichen Engpässen im Gesundheitssystem kommt. (APA/dpa)

Die alte E-Card ohne Foto läuft nicht Ende März ab, sondern gilt noch bis Ende Mai. Die Übergangsfrist wurde von drei auf fünf Monate verlängert. Die Verordnung dazu segnete der Ministerrat am Mittwoch ab. Der Grund sind die steigenden Infektionen mit COVID-19. Die Fristverlängerung ist ein Beitrag, um Personalressourcen in den Behörde, vor allem den Landespolizeidirektionen, nicht übermäßig zu binden. Außerdem geht es darum, Kundenkontakte zu verringern und mögliche Infektionen zu verhindern. Neue E-Cards werden seit 1. Jänner nur noch mit Foto ausgestellt. Versicherte, für die kein Foto in einem Register vorhanden ist, müssen ein Foto beibringen und haben dafür jetzt bis Ende Mai Zeit. Bis dahin können sie weiter mit der alten E-Card oder mit Ausweis und Versicherungsnummer einen Arzt aufsuchen. (APA)

In Österreich finden derzeit keine planbaren, nichtakuten Operationen statt. Das wirkt sich auf den Blutbedarf aus. Dieser sei in den nächsten Wochen gut gedeckt, sagte der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik. Sollte der Bedarf steigen, werde das Rote Kreuz darüber informieren. Blutspendetermine finden weiterhin statt. „Die Menschen sollen so, wie sie es normalerweise auch tun, zur Blutspende kommen, also regelmäßige Spender weiterhin Termine wahrnehmen“, sagte Foitik. Werden mehr Blutspender benötigt, werde man bereits registrierte Spender informieren. Blutspender, die in Tirol waren, werden derzeit ausgeschlossen. In den Quarantänegebieten selbst darf weiterhin Blut gespendet werden. Denn eine Blutspende ist auch in Quarantäne möglich, solange die Schutzmaßnahmen – beispielsweise der Sicherheitsabstand – eingehalten werden. Das Rote Kreuz Tirol wird auch während der Quarantäne Blutspendeaktionen abhalten, das ist seitens der Behörden dezidiert erlaubt.Extrem wichtig bleiben Plasmaspenden. Doch dort sind die Spenderzahlen im Moment rückläufig. Deshalb werden in Wien etwa die Kapazitäten diesbezüglich angepasst, was bedeutet, dass seit Montag nur noch das Biolife-Zentrum am Standort Kirchengasse in Neubau geöffnet und die übrigen Zentren vorübergehend geschlossen sind. Biolife ist ein Tochterunternehmen des japanischen Pharmakonzerns Takeda.

Burgenlands Spitalsbetreiber suchen wegen der Coronakrise Freiwillige, die bereit sind, in Gesundheitseinrichtungen mitzuhelfen. Der Appell unter dem Motto: „Zusammen pack ma’s! Wir suchen helfende Hände“ richte sich vor allem an Ärzte, Pflegepersonen und Menschen aus Gesundheitsberufen, teilten am Mittwoch die Burgenländische Krankenanstalten-Ges.m.b.H. (KRAGES) und die Barmherzigen Brüder mit. Man freue sich aber auch über alle anderen Angebote zur Hilfe, wurde betont. Menschen aus Gesundheitsberufen, die mithelfen wollen, können sich online auf

http://www.krages.at

melden. Die Freiwilligen sollten höchstens 65 Jahre alt sein, sich fit und gesund fühlen und jetzt sinnvoll im Burgenland helfen wollen. Die Koordination der Anmeldungen übernimmt die KRAGES. Um die Gesundheitsversorgung im Zuge der Corona-Pandemie zu sichern, trifft das Burgenland noch weitere Vorkehrungen: Das Allsportzentrum in Eisenstadt und eine Kuranstalt in Bad Tatzmannsdorf werden für die Aufnahme von Corona-Patienten eingerichtet, gab Landeshauptmann-Stv. Astrid Eisenkopf am Mittwoch bekannt.

Der britische Pharmakonzern AstraZeneca spendet neun Millionen Mundschutzmasken, um medizinische Fachkräfte weltweit im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu unterstützen. Das Unternehmen ist der diesbezüglichen Aktionsplattform des World Economic Forum beigetreten, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Die ersten Lieferungen würden noch diese Woche nach Italien gehen. Darüber hinaus engagiere man sich bei der Entwicklung von neuen Testverfahren auf SARS-CoV-2. AstraZenecas Forschungs- und Entwicklungs-Team arbeite auch daran, monoklonale Antikörper zu identifizieren, um deren Wirksamkeit und Sicherheit in der Behandlung und Prävention von COVID-19 in klinischen Studien voranzutreiben. (APA)

++ Update 25.03.2020 – Aktuelle Zahlen – KAV: Selektivere Ausgabe von Schutzausrüstung – Masken dürfen gereinigt werden – Mehr Tests für Gesundheits- und Pflegepersonal – Schnelltests sollen Durchseuchung klären – Psychotherapie per Telemedizin – Steirisches Forschungsprojekt screent zwei Mrd. potenzielle Wirkstoffe

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 15 Uhr) auf 5.560 gestiegen. Das ist eine Steigerung von 14,03% gegenüber gestern 15 Uhr. An erster Stelle liegt weiterhin Tirol mit 1.396 Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 915, Niederösterreich mit 750 und Wien mit 702 Fällen. 31 Todesfälle wurden vom Gesundheitsministerium bestätigt. 96% der mit dem Coronavirus infizierten Österreicher haben einen sehr milden Krankheitsverlauf und sind in häuslicher Pflege. Nur 3,5% müssen in einem Krankenhaus behandelt werden; 0,5% werden intensivmedizinisch betreut.

Beim Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) lässt man bei Schutzausrüstung und Schutzmasken nun Vorsicht walten und vergibt sie selektiver, da die Dauer der Coronakrise offen ist. Der KAV beteuert, dass er genug Schutzausrüstung hat und verweist darauf, dass erst im Jänner die Lager gefüllt wurden und schon in den nächsten Tagen weitere Lieferungen eintreffen sollen. Dennoch wird die Vorgangsweise bei der Ausgabe von Schutzausrüstung nun geändert, wie eine KAV-Sprecherin erläuterte. Bisher wurde herkömmliches Schutzmaterial so bereitgestellt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach darauf zugreifen konnten. Doch die jeweiligen Behältnisse seien innerhalb kürzester Zeit geleert worden. Deshalb werden nun etwa die Atemschutzmasken der Kategorie FFP3 persönlich ausgegeben. Jede Person, die eine solche benötige, erhalte auch eine, wurde versichert. Einfache OP-Schutzmasken gibt es übrigens weiter ohne Einschränkungen.

Daneben hat der KAV wurde ein Forschungsprojekt gestartet, um herauszufinden, wie Masken desinfiziert und wiederverwertet werden können, um auf mögliche Notfallszenarien vorbereitet zu sein. Die einmalige Wiederverwendung von Masken der Klassen FFP2 und FFP3 sei mittels Erlass vom Bund genehmigt worden, berichtete der städtische Spitalsbetreiber. Die mittels Dampfverfahren gereinigten Utensilien sind vorerst als Reserve gedacht, wie betont wird.

Abgesehen von der Ausstattung mit dem nötigen Material soll das Gesundheitspersonal künftig auch häufiger und vor allem rascher getestet werden. Laut der KAV-Sprecherin würden „Fast Lanes“ in den Krankenhäusern eingerichtet. Das bedeute, dass die Abläufe bei der Untersuchung eines Verdachtfalls in einem Spital rascher als beim sonst üblichen Prozedere erfolgen würden.

Die Gewerkschaft fordert angesichts der steigenden Zahlen an Coronavirus-Infizierten mehr Tests für Pflege- und Betreuungspersonal. „Eine Ausbreitung des Virus in diesem besonders kritischen Bereich hätte katastrophale Auswirkungen“, warnte Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der GPA-djp, heute via Aussendung. Spätestens bei Symptomen müssten Tests durchgeführt werden. „Wir wissen von Beschäftigten in der Pflege und Betreuung, dass sie mit Corona-Symptomen im Krankenstand sind, aber nicht getestet werden“, sagte Teiber. Eva Scherz, Kollektivvertragsverhandlerin für den Pflegebereich, ergänzte: Wer nicht in eine Risikogruppe falle oder im Ausland gewesen sei, werde selbst bei Symptomen oft nicht getestet. Es werde keine Rücksicht darauf genommen, dass Betreuungs- und Pflegekräfte in erhöhtem Maße mit Risikogruppen zu tun haben, kritisierte die Gewerkschaft. Hier brauche es dringend schnelle Tests und im Fall von positiven Tests Sofortmaßnahmen zum Schutz von Personal und Patienten. Der Pflege- und Betreuungsbereich sei der Sockel der Gesellschaft, „wir können uns nicht leisten, dass er wegbricht“, so Teiber.

Der Virologe Herwig Kollaritsch hat Dienstagabend erläutert, warum man nun seitens der Regierung auch auf Schnelltests zur Erkennung von Corona-Infizierten setzt. Diese seien dann am sinnvollsten, wenn man ein Kollektiv untersuchen und schauen wolle, wie viele Personen unbewusst Kontakt mit dem Virus gehabt hätten, erklärte das Mitglied der Corona-Taskforce des Sozialministeriums in der „ZiB2“. Z

u sehen, wie stark die Durchseuchung sei, sei ein wichtiger Parameter für die zu setzenden Maßnahmen, erläuterte der Virologe. Entschieden trat er Theorien entgegen, wonach es besser wäre, das Virus einfach die Bevölkerung durchlaufen zu lassen, um rasch eine Herdenimmunität zu erreichen. Da wäre innerhalb von zwei Wochen das Gesundheitssystem völlig überlastet und beispielsweise in Österreich mit mindestens 60.000 Toten zu rechnen. Das wäre völlig unethisch und völlig unmoralisch, so Kollaritsch. (APA)

Psychotherapie kommt während der Corona-Krise per Telemedizin nach Hause. Die Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (VÖPP) listet auf ihrer Homepage (www.voepp.at) zertifizierte Anbieter, außerdem gibt es eine Erstberatungs-Hotline (Anmeldung und Rückruf über www.voepp.at/schnelle-hilfe/).

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ermöglicht Patienten – sowohl solchen, die vorhaben, sich in eine psychotherapeutische Behandlung zu begeben, als auch allen, die sich bereits in einer befinden – für die Dauer der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, Einheiten via Telefon, Skype, Zoom oder Facetime zu nützen. Sie werden wie eine in der Ordination erbrachte Leistung abgerechnet, sieht das Corona-Maßnahmenpaket der Gesundheitskasse vor. Das soll direkte Kontakte reduzieren, bei gleichzeitiger Sicherstellung der Betreuung. (APA)

Die steirische Forschung erregt anlässlich des Coronavirus erneut internationales Aufsehen: Das Biotech-Start-up Innophore, die Universität Graz und das acib, Austrian Centre of Industrial Biotechnology, rufen gemeinsam mit der renommierten Harvard University ein Projekt ins Leben, in dem computerbasiert rund zwei Milliarden potenzielle Wirkstoffe gegen COVID-19 gescreent werden sollen. Die Google-Mutter „Alphabet“ gab dabei unlimitierte Rechenleistung ihrer Google-Cloud frei, die es erstmalig ermöglicht, solch eine umfangreiche Menge an Wirkstoffen zu simulieren. Auch der Vienna Scientific Cluster, eine Kollaboration mehrerer österreichischer Universitäten, stellt Ressourcen seiner Supercomputer zur Verfügung. „Die größte Herausforderung bei Simulationen wie diesen ist nicht nur, die Daten der Milliarden Wirkstoffe zu bekommen, sondern auch die notwendigen Rechenkapazitäten. Im Moment gehen wir davon aus, über 100 Milliarden Einzelsimulationen durchzuführen, denn jeder potenzielle Wirkstoff wird einzeln ,gescreent‘“, so Christian Gruber, Geschäftsführer der Innophore. Aktuell unterstützt Innophore diesen von der Harvard Medical School entwickelten Virtual-Flow-Prozess, indem es mit seiner patentierten 3D-Punktwolken-Technologie unzählige Ansatzpunkte simuliert und diese mithilfe von künstlicher Intelligenz filtert. „Obwohl bereits einige vielversprechende Medikamente identifiziert wurden, hat das Projekt großes Potenzial, weitere geeignete Kandidaten zu finden. Die Kombination der 3D-Punktwolken-Technologie mit großflächigem, virtuellem Screening und enormer Rechenleistung ist sehr vielversprechend. Wir sind gespannt, welche Ergebnisse wir in den kommenden Wochen erzielen werden“, erklärt Prof. Arthanari von der Harvard Medical School.

++ Update 24.03.2020 – Aktuelle Zahlen – Appell des Gesundheitsministers – Einkauf von Schutzmasken und -ausrüstung – Mehr Tests wien- und österreichweit – 100 Mio. Euro für die Pflege – Eintragung ins Gesundheitsberuferegister vorübergehend ausgesetzt – Neue Diabetes-Hotline in Vorarlberg – Neuer Antikörpertest in der Schweiz – Anges testet Impfstoff an Tieren

Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Österreich ist bis heute (Stand 15 Uhr) auf 4.876 gestiegen. An erster Stelle liegt nach wie vor Tirol mit 1.253 Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 795, Niederösterreich mit 620 und Wien mit 617 Fällen. 28 Todesfälle wurden vom Gesundheitsministerium bestätigt. Nach Abflachung der Zuwachsraten in den letzten Tagen stiegen die Neuinfektionen wieder. Im 24-Stunden-Vergleich bedeutet das eine Zunahme um 24,15 Prozent zwischen 23. und 24.3. Zuvor waren es Erhöhungen von 15,28 bzw. 19,33 Prozent gewesen.

Gesundheitsminister Anschober nahm gestern (23.3.) Stellung zu den Anstiegsraten der Coronainfektionen und appellierte an die Bevölkerung, die Maßnahmen der Bundesregierung bestmöglich zu unterstützen: „Nach einer besonders niedrigen Steigerungsrate von 15,28 Prozent am Vortag, sind die Erkrankungsfälle in den vergangenen 24 Stunden wieder um etwa 20 Prozent angewachsen. Das ist deutlich weniger als vor zehn Tagen mit damals 30 bis 40 Prozent, aber noch viel zu viel. Umso wichtiger ist es jetzt, die Zuwächse durch eine konsequente Umsetzung der Maßnahmen auf den einstelligen Bereich an Tageszuwächsen zu drücken. Ich appelliere an alle Österreicherinnen und Österreicher – wir brauchen jetzt noch mehr Konsequenz bei der Einhaltung der Maßnahmen – auch die restlichen fünf Prozent, müssen endlich mitmachen!“

Wien weitet die SARS-CoV-2-Testkapazitäten aus. Künftig sollen statt 400 bis zu 1.800 Tests pro Tag möglich sein, twitterte ein Sprecher von Bürgermeister Michael Ludwig. 600 davon sollen auf den Gesundheitsbereich entfallen. Um das Volumen auszubauen, kommen weitere Analysestellen dazu. Laut Rathaus konnten private Labors dafür gewonnen werden. Bisher wurden die Abstriche aus Wien vor allem von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und dem Virologischen Institut der MedUni Wien bearbeitet. Bundeskanzler Kurz will die Coronavirus-Tests auch österreichweit weiter ausbauen und strebt 15.000 Tests pro Tag an. Ebenso will Kurz auf Schnelltests setzen, um hunderttausende Menschen testen zu können.

Die Regierung hat ein Maßnahmenpaket für die Pflege geschnürt. Es sollen 100 Mio. Euro bereitgestellt werden, um „Notsituationen“ abzuwenden, sagten Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Gemeinsam mit den Bundesländern und mit dem Finanzministerium habe man ein Konzept erarbeitet, um den Ausfall ausländischer Pflegekräfte und pflegender Angehöriger, die selbst erkranken könnten, aufzufangen. Mit dem Geld sollen Hotlines in den Bundesländern ausgebaut werden, ebenso soll die Personalsituation entspannt werden. Es werde nicht möglich sein, die aktuelle Betreuungssituation aufrechtzuerhalten, betonte Anschober bei der Pressekonferenz. Es solle aber auch niemand zurückgelassen werden, sagten er und Köstinger.

Darum gebe es nun ein großes Maßnahmenpaket für Ersatzbetreuungsangebote, so der Gesundheitsminister. Es gehe um eine Notfallversorgung, bei der Betreuungsplätze etwa auch in den wegen der Coronakrise geschlossenen Reha- und Kuranstalten angedacht werden Dazu gebe es bereits Verhandlungen, so Anschober. Zudem sollen Förderungen für die Pflege flexibilisiert werden. (APA)

Nach dem Hilfeschrei der Ärztekammer hat die Regierung laut Medienberichten zwei Millionen OP-Masken gekauft. Spitäler, Ärzte und Apotheker hatten gemahnt, dass sie nicht ausreichend Schutzmasken für die Coronavirus-Krise hätten. Spitäler und Bundesländer haben bisher eigenständig Schutzausrüstung angeschafft. Nun solle es einen zentralen Einkauf geben, berichtete „Österreich“ (Dienstag-Ausgabe). Das Wirtschaftsministerium kaufte zwei Millionen chirurgische Masken, die am Freitag ankommen sollen. Laut dem Virologen der Berliner Charité, Christian Drosten, gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Daten für die Wirkung einfacher chirurgischer Masken. In Wien-Schwechat landeten indes zwei AUA-Maschinen aus China, die 130 Tonnen Schutzausrüstung an Bord hatten. Das Material soll nun von einem zivilen Frächter in Begleitung von Polizei und Militärpolizei nach Tirol und in weiterer Folge teilweise zur Grenze nach Südtirol gebracht werden, wo es den italienischen Behörden übergeben wird.

Laut einer aktuellen Gesetzesänderung dürfen während der Dauer der derzeitigen Corona-Pandemie alle Personen in der Pflege und in den gehobenen medizinisch-technischen Diensten arbeiten, die über eine entsprechende Ausbildung verfügen. Diese berufliche Ausbildung muss durch Zeugnis, Diplom, Abschlussurkunde oder Bescheid nachgewiesen werden. Die Registrierungspflicht wird aber wegen der Corona-Pandemie vorübergehend ausgesetzt. „Wegen der Coronakrise ist die Eintragung ins Gesundheitsberuferegister vorübergehend nicht erforderlich“, stellt AK-Präsident Kalliauer klar. (Anmerkung: Die Arbeiterkammer ist die für diese Registrierung zuständige Behörde und seit Juli 2018 müssen sich Beschäftigte in der Pflege und in den gehobenen medizinisch-technischen Diensten in das sogenannte Gesundheitsberuferegister eintragen lassen.) Mit dem Ende der Pandemie erlischt diese Berechtigung aber wieder. Ab dann ist für eine weitere Berufsausübung wieder die Registrierung im Gesundheitsberuferegister notwendig. (APA)

Die Selbsthilfe Vorarlberg, Dachverband der Selbsthilfegruppen im Land, hat aufgrund der aktuellen Situation eine Diabetes-Hotline eingerichtet. Dadurch sollen Ambulanzen, Ärzte und Pflegepersonal entlastet werden, teilte die Landespressestelle am Dienstag in einer Aussendung mit.

Diabetiker können sich seit Montag von 8.00 bis 18.00 Uhr unter der Nummer 0664/43 49 658 oder der E-Mail-Adresse

info@selbsthilfe-vorarlberg.at

professionell beraten lassen – es werde eng mit den Ärzten in den Ambulanzen zusammengearbeitet, so der stv. Obmann der Selbsthilfe Vorarlberg, Joe Meusburger. Bei anderen Erkrankungen ist die Selbsthilfe Vorarlberg wie bereits bisher unter 0664/43 49 654 erreichbar. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher dankte den Beteiligten für ihr Engagement, das die Spitalsambulanzen in der derzeitigen schwierigen Situation entlasten werde.

Auch Forscher am Universitätsspital Zürich sind dem aktuell grassierenden Coronavirus und der davon ausgelösten Krankheit Covid-19 auf der Spur. Für ihre Studie nutzen sie einen neuen Antikörpertest.

Ein ganzes Netzwerk von Schweizer Forschern hat diesen Antikörpertest entwickelt, wie Adriano Aguzzi, Leiter des Instituts für Neuropathologie am Unispital, am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Dabei handelt es sich um einen rein experimentellen Test, der pseudonymisiert gemacht wird. Das heißt, den Patienten werden vorerst keine Informationen über ihren Status mitgeteilt.

Im Gegensatz zu den gängigen Tests, bei denen ein Rachenabstrich auf Viruspartikel untersucht wird, testen die Forscher mit ihrer Neuentwicklung das Blut auf Antikörper. Diese werden gebildet, wenn Personen eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben. Auch diejenigen, bei denen die Infektion mit wenigen oder gar keinen Symptomen abgelaufen ist, könnten so erkannt werden.

Am Unispital wollen die Forscher nun das Blut von allen Patienten, die ins Spital kommen, testen – nicht nur von jenen, die mit einer Coronavirus-Infektion eingeliefert werden. Der Reihentest liefert wichtige Informationen.

Damit können die Forscher beispielsweise feststellen, wie hoch die Durchseuchung ist, also wie viele Personen das Virus in sich tragen oder die Krankheit bereits überstanden haben. Ebenso kommt ans Licht, wie hoch die Dunkelziffer ist, etwa weil die Patienten keine Symptome haben. Untersucht wird aber auch, mit welchen Erkrankungen die Patienten ins Spital eingeliefert werden. Denn nicht alle kommen mit den typischen Symptomen

wie Husten und Fieber. „Es gibt noch sehr viele Unklarheiten“, sagte Aguzzi. Für mehr Wissen zu sorgen, sei fundamental wichtig. Ein Vorteil des neuen Tests sei, dass ein sehr hoher Durchsatz möglich ist. Jeden Tag kann das Blut von 1.000 bis 2.000 Patienten getestet werden. Da es sich jedoch um einen experimentellen Test handelt, ist damit keine personalisierte Diagnostik möglich, wie Aguzzi erklärt. Sonst müsste der Test von offiziellen Stellen akkreditiert werden – und dafür ist die Zeit zu knapp. (APA/sda)

Das japanische Biopharmaunternehmen Anges hat mit der Universität Osaka die Entwicklung eines DNA-Impfstoffs gegen das neue Coronavirus abgeschlossen und beginnt bald mit den Tests an Tieren. DNA-Impfstoffe werden mit einem inaktivierten Virus hergestellt und können schneller produziert werden als proteinbasierte Impfstoffe, so die Unternehmensmitteilung.

Takara Bio sei verantwortlich für die Produktion des Impfstoffs, und Daicel Gen-Transfer-Technologie würde ebenfalls Anwendung finden, erklärte das Pharmaunternehmen. Die Aktien von Anges stiegen im Vormittagshandel in Tokio um bis zu 17 Prozent. (APA/Reuters)

++ Update 23.03.2020 – Aktuelle Zahlen – Mangel an Tests und Schutzausrüstung beheben – Pooling-Strategie bei Tests – Weitere Millionen für die Forschung – Impfung von CureVac wahrscheinlich ab Herbst verfügbar – MSF-Einsatz in Frankreich

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in Österreich ist bis heute (Stand 15 Uhr) auf 3.924 gestiegen. An erster Stelle liegt Tirol mit 803 Fällen, gefolgt von Oberösterreich mit 707 Fällen. 21 Menschen sind bisher österreichweit an Covid-19 verstorben.

Bisher sind in Österreich über 23.400 Coronavirus-Testungen durchgeführt worden. Immer wieder wird allerdings Kritik laut, dass zu wenig getestet werde. Zuletzt hatte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner flächendeckende Testungen gefordert. Dieser Forderung erteilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) jedoch eine Absage. „Eine flächendeckende Testung wird von unserem Fachbeirat als nicht sinnvoll bewertet und ist auch aufgrund der Ressourcen nicht umsetzbar“, erläuterte der Ressortchef am Montag auf Anfrage der APA. „Wir erhöhen schrittweise massiv die Zahl der Testungen in Öst

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