Kinderkrankheiten in Bönen: Kopfläuse, Scharlach, Krätze, Hand-Fuß-Mund-Krankheit häufiger

+Kinderkrankheiten in Bönen: Kopfläuse, Scharlach, Krätze, Hand-Fuß-Mund-Krankheit häufiger

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Kinderkrankheiten: Das müssen Eltern jetzt wissen.

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Vorsicht, ansteckend: Kranke Kinder beschäftigen Eltern, Kitas, Schulen und das Gesundheitsamt. Einige Infektionen treten dabei in jüngster Zeit häufiger in der Gemeinde Bönen auf.

Bönen – Fieber ist bei jüngeren Kindern nicht ungewöhnlich. Schließlich übt ihr Immunsystem noch, mit Bakterien und Viren fertig zu werden. Kommen aber Halsschmerzen sowie Bläschen an den Handflächen, den Fußsohlen und im Mund hinzu, könnten sich die Kleinen mit der Hand-Fuß-Mund-Krankheit angesteckt haben. Die ist seit einigen Jahren in Bönen auf dem Vormarsch. Aber auch Scharlach, Kopfläuse und Krätze kommen in den Kitas und teils in den Grundschulen häufiger vor.

Eltern, Kita-Mitarbeiter und Lehrer müssen in solchen Fällen einiges beachten. 22 verschiedene Krankheiten stehen auf der Liste des Kreis-Gesundheitsamtes, die der Behörde gemeldet werden müssen, wenn sie in einer Gemeinschaftseinrichtung wie einer Kita oder Schule auftreten.

Krätze und Kopfläuse kommen häufiger vor

Dazu gehören schwerwiegende Infektionskrankheiten wie Cholera, Diphtherie, Tuberkulose, und Typhus, aber auch die typischen Kinderkrankheiten Windpocken, Keuchhusten, Masern und Mumps. Bei Kindern unter sechs Jahren ist zudem ein ansteckender Durchfall meldepflichtig. Ebenso will der Kreis informiert werden, wenn in den Einrichtungen Kopfläuse oder die Krätze grassieren. Das kommt mittlerweile nämlich häufiger vor.

Die Eltern sind verpflichtet, solche Infektionen ihrer Kinder so schnell wie möglich den Kita- und Schulleitern zu mitzuteilen. Die wenden sich wiederum an den Kreis. Tun die Mütter und Väter das nicht, stellt das eine Ordnungswidrigkeit dar. Zwar werde dafür kein Bußgeld verhängt, das Gesundheitsamt könne aber Maßnahmen zum Schutz anordnen, wie Sachgebietsleiter Dr. Roland Staudt mitteilt. Die Kinder müssen zudem so lange zu Hause bleiben, bis die Ansteckungsgefahr gebannt ist.

Jedes Jahr die Hand-Fuß-Mund-Krankheit

In der DRK-Kita Puzzlekiste, der mit sechs Gruppen größten Kindertageseinrichtung in der Gemeinde, sind es vor allem drei Infektionskrankheiten und Befälle, die den Mädchen und Jungen dort zu schaffen machen: Scharlach, Kopfläuse und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit. „Seit dem wir die U-3-Gruppe haben, haben wir jedes Jahr die Hand-Fuß-Mund-Krankheit“, berichtet Einrichtungsleiterin Sandra Weniger.

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Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit Verursacher: Enteroviren Inkubationszeit: drei bis zehn Tage Symptome: Fieber, Appetitlosigkeit, Halsschmerzen, Bläschen an Handflächen, Fußsohlen, Beinen, Mund Zunge, Gaumen und Wangen. Ansteckung: über Körperflüssigkeiten, Flüssigkeit aus den Bläschen, Stuhl oder verunreinigte Gegenstände Behandlung: Viel trinken, auf heiße, scharfe Lebensmittel verzichten. Komplikationen: Hirnhaut- oder Gehirnentzündung (sehr selten). Lebensgefährlich ist die Krankheit für Neugeborene. Immunität: Die Krankheit kann von verschiedenen Enteroviren verursacht werden. Eine erneute Infektion ist möglich.

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Und die Infektion gehe dann meistens durch die ganze Gruppe. „Es ist selten, dass ein Kind verschont bleibt“, weiß sie. Kleinkinder nehmen nun mal alles in den Mund, und so wird der Virus ruckzuck übertragen. Und deshalb sind vor allem die Unterdreijährigen davon betroffen.

Für die Kleinen ist die Krankheit zwar relativ harmlos, aber durchaus unschön. Manche haben Halsschmerzen und können kaum etwas essen. Andere leiden unter juckenden, schmerzenden Bläschen an den Händen, im Mund und an den Füßen. In der Bönener Kinderarztpraxis von Dr. Jürgen Krüger sind die Symptome dieser Enteroviren-Infektion inzwischen bestens bekannt. „Auffällig ist, dass bei einigen Kinder die Nägel abfallen, nachdem sie die Krankheit durchgestanden haben“, hat Praxismitarbeiterin Havva Ergen beobachtet. Das habe es vor einigen Jahren noch nicht gegeben.

Kindergärten müssen komplett desinfiziert werden

Überhaupt sei die Zahl der Kinder, die damit zu Dr. Krüger kommen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. „Früher haben die Eltern vielleicht auch nicht so darauf geachtet und es für einen Ausschlag gehalten. Die Symptome können ja ganz unterschiedliche sein.“ Mittlerweile ist die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, die übrigens auch Erwachsene treffen kann, aber insbesondere in den Kitas ein häufiger, unliebsamer „Besucher“.

Tritt ein Fall in der Puzzlekiste auf, haben die Mitarbeiter dort jede Menge Arbeit. Sie müssen nämlich alles gründlich desinfizieren, von den Türgriffen über Stofftiere und Spielzeug bis hin zu Kissen und Decken. Das gilt umso mehr bei Krätze und Kopfläusen. Und vor Läusen ist eigentlich keine Einrichtung gefeit. Sie treten regelmäßig in allen Kitas und Schulen auf, gerne in der „Mützenzeit“ im Winter. Krätze ist dagegen in der DRK-Einrichtungen noch eher die Ausnahme. „Wir hatten in den vergangenen sechs Jahren nur einen Krätze-Fall in unserer Kita“, berichtet Sandra Weniger. „Und da können wir dann auch wenig tun, außer wieder alles zu desinfizieren und zu waschen.“

Mehr Krätze im Kreis Unna

Insgesamt hat sich jedoch Krätze-Fallzahl in der Gemeinde und im Kreis Unna deutlich erhöht. Jahrzehntelang tauchte ein Skabies-Befall nur sehr selten in den Arztpraxen auf, in den vergangenen drei, vier Jahre hat sich das geändert. „Das stellen wir jetzt häufiger fest“, heißt es auch aus der Bönener Kinderarztpraxis.

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Krätze (Grab- und Krätzemilben)Inkubationszeit: Zwei bis sechs Wochen Symptome: starker Juckreiz, leichtes Brennen der Haut, Bläschen, Pusteln, Knötchen, Hautausschläge Ansteckung: Hautkontakt von Mensch zu Mensch Ansteckungszeit: nach Behandlung 24 Stunden (Ausnahme: Scabies crustosa) Behandlung: Cremes, Lotionen und Tabletten. Kleidung, Handtücher, Bettwäsche und Kuscheltiere müssen täglich gewaschen werden. Komplikationen: bakterielle Superinfektion, Nierenbeckenentzündung, Borkenkrätze Immunität: erneute Ansteckung jederzeit möglich.

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Gar nicht neu, aber immer wieder „Gast“ in den Kitas und Schulen ist Scharlach, eine typische Kinderkrankheit, die meistens Mädchen und Jungen im Alter bis etwa sieben Jahren trifft. „Davor hatten wir lange Ruhe, aber dieses Jahr ist es wieder soweit“, erzählt Sandra Weniger. Für ihre Einrichtung ist es wichtig, dass Eltern sofort melden, wenn ihr Sohn oder ihre Tochter an der bakteriellen Infektionskrankheit leiden. „Manchmal erfahren wir das leider erst hinterher, wenn die Kinder wieder gesund sind“, erzählt sie.

Für die anderen kann es da schon zu spät sein. Scharlach ist nämlich hoch ansteckend. Und die Halsschmerzen, das Fieber und der typische Ausschlag sind nicht nur äußerst unangenehm für die Betroffenen, sondern es können zudem gefährliche Komplikationen und Folgekrankheiten auftreten.

Weiterhin falsche Vorurteile gegen Läuse

Erfahren die Puzzlekiste-Mitarbeiter von ansteckenden Krankheiten bei einem ihrer Schützlinge, hängen sie umgehend Schilder in der Eingangshalle auf, damit die Familien gewarnt sind. Früher wurden solche Hinweise direkt vor den betroffenen Gruppen angebracht, das ist aber aus Datenschutzgründen nicht mehr möglich, erklärt Sandra Weniger.

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Scharlach (Scarlatina) Verursacher: Streptokokken-Bakterien Inkubationszeit: Zwei bis vier Tage Symptome: Halsentzündung, Mandelentzündung, „Himbeerzunge“ (leuchtend rot gefärbte Zunge), Hautausschlag Ansteckung: Tröpfcheninfektion (über Niesen, Husten, Sprechen), Schmierinfektion (Benutzung/Berührung kontaminierter Gegenstände und Flächen) Ansteckungszeit: nach Antibiotikagabe 24 Stunden, ohne drei Wochen Behandlung: Bettruhe, Gurgeln, Schmerz- und Fiebermittel, Antibiotika Komplikationen und Spätfolgen: Abszess der Mandeln, Lungen-, Nebenhöhlen- oder Nierenentzündung, rheumatisches Fieber, Herzmuskelentzündung Immunität: erneute Ansteckung möglich

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„Viele denken zum Beispiel bei Läusen immer noch, dass das etwas mit mangelnder Hygiene zu tun hat. Aber das ist natürlich falsch“, erklärt die Kita-Leiterin. Die Parasiten machen keinen Unterschied zwischen frisch gewaschenen und ungekämmten Haaren. Das Alter spielt ebenfalls keine Rolle für die Krabbler. Sie befallen Kleinkinder ebenso wie Erwachsene. Kinder stecken nur häufiger die Köpfe zusammen als die Großen.

Schulfrei dank Kopfläusen

Deshalb gibt es auch in den Schulen häufiger Läusealarm. „Wir informieren sofort die Eltern der betroffenen Klasse“, berichtet Annegret Berg. Die sollten dann möglichst schnell die Köpfe ihres Nachwuchses untersuchen und bei einem Befall das Kind mit geeigneten Mitteln behandeln. Solange die Tiere noch leben, haben die Schüler schulfrei.

Die Familie, die von den Insekten heimgesucht werden, melden sich sehr zuverlässig bei der Schulleiterin der Goethe-Grundschule, sodass Annegret Berg direkt handeln kann. „Das funktioniert sehr gut bei uns“, erzählt sie. Das gilt genauso für andere ansteckende Krankheiten wie Scharlach. „Auch davon haben wir immer mal wieder Fälle, momentan aber keinen“, so die Schulleiterin. Andere Krankheiten gebe es hingegen in der Schule eher selten.