Bedrohung durch invasive Tierarten an Rhein, Mosel, Lahn und Ahr

Nach Angaben des Landesjagdverbands (LJV) Rheinland-Pfalz wurden 2019/2020 mehr als doppelt so viele Waschbären von Jägern erschossen als im Jagdjahr davor. In ganz Rheinland-Pfalz kamen im vergangenen Jagdjahr laut LJV mehr als 1.209 Waschbären zur Strecke. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden die meisten Waschbären erlegt, danach im Westerwaldkreis und im Rhein-Lahn-Kreis. Im Westerwaldkreis wurden im vergangenen Jagdjahr 210 Waschbären erlegt, im Rhein-Lahn-Kreis waren es in diesem Zeitraum 92.

Günter D. Klein vom Landesjagdverband über das Verhalten von Waschbären

Der Waschbär sei gekommen um zu bleiben, er fühlt sich vor allem in gewässer- und waldreichen Regionen wohl, aber auch in der Nähe von Menschen, also in urbanen Gebieten. Waschbären fressen im Prinzip alles, was sie kriegen können, erklärt Klein.

Der Waschbär stammt eigentlich aus Nordamerika und wurde in den 1920/30er Jahren zu uns gebracht. Ungewollt wurde er zu einem häufigen Wildtier in den rheinland-pfälzischen Wäldern.

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Die aus Afrika stammende Nilgans breitet sich in Rheinland-Pfalz vor allem entlang des Rheins und der Mosel weiter aus.

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Die aggressiven amerikanischen Signal- und Kamberkrebse machen sich in Flüssen und Teichen breit und verdrängen die deutschen Krebse.

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Ursprünglich stammt die Nutria aus dem subtropischen und gemäßigten Südamerika. In Europa wurden die Nutrias heimisch, weil sie aus Pelztierfarmen entflohen sind. Die Tiere gelten vielerorts als Plage, werden aber dennoch von Spaziergängern gefüttert. In Rheinland-Pfalz siedeln viele Tiere an Rhein und Mosel.

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Die Kirschessigfliege stammt ursprünglich aus Südostasien. Seit Jahren richtet sie aber schon Schäden bei den Pflanzen von Obst- und Weinbauern in Rheinland-Pfalz an.

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Der Asiatische Marienkäfer stammt ursprünglich aus dem östlichen Asien und wurde für die Bekämpfung von Blattläusen nach Europa und in die USA gebracht. Dort gelang es den Käfern wahrscheinlich aus Gewächshäusern zu entkommen. Seitdem gelten die Tiere als Bedrohung für die heimische Marienkäferwelt, da die Art andere Marienkäferarten verdrängt.

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Waschbären sind wie Frechdachse

Der Jäger warnt davor, Waschbären zu füttern. Auch Essensreste in Mülltonnen würden die Tiere magisch anziehen. Die Tiere kämen sogar in die Wohnhäuser - auf der Suche nach Essbarem.

Günter D. Klein vom Landesjagdverband über das Verhalten von Waschbären

Mehr als 30 eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten auf einer EU-Liste

Deshalb sei es wichtig Waschbären den Lebensraum beim Menschen möglichst madig zu machen, fordert er. "Auch wenn die Kleinbären noch so putzig aussähen.

Die Europäische Union (EU) sieht in der Ausbreitung des Waschbären ein Problem, sie stehen mit mehr als 30 anderen eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten auf der Liste der invasiven, gebietsfremden Arten, deren Verbreitung eingedämmt werden soll. Deshalb dürfen die Tiere bejagt werden. Am Besten sei es sogenannte "Lebendfangfallen" aufzustellen, um die Tiere dort anzulocken.

Auch Nilgänse sind häufig dort, wo Menschen sind

Auch Nilgänse verbreiten sich an Rhein, Lahn oder Mosel immer mehr. Das zeigt sich ebenfalls an den Abschusszahlen. Denn auch Nilgänse dürfen bejagt werden - allerdings nur vom 01. November bis zum 15. Januar. Und auch nur dort, wo das Abschießen der großen Vögel mit den markanten Augenflecken keine Menschen gefährdet. Auf der Rheinwiese am Freibad Oberwerth in Koblenz etwa, wo sehr viele Nilgänse nach Futter suchen oder ihre Jungen aufziehen, ist das Jagen nicht erlaubt.

Nach Angaben des Landesjagdverbands Rheinland-Pfalz wurden in Koblenz im vergangenen Jagdjahr 101 Nilgänse getötet, 2016/2017 waren es noch 77 Tiere. Im Kreis Neuwied stieg die Zahl der erlegten Nilgänse in diesem Zeitraum von 33 auf 128.

Die nicht heimischen Nilgänse verhalten sich nach Angaben des LJV besonders aggressiv. Sie verteidigen ihre Brutreviere, auch gegen Menschen. Auf dem Gelände des Freibads in Koblenz-Oberwerth sorgten die Tiere in den vergangenen Jahren für große Probleme, sie beschmutzten die Liegewiesen und Schwimmbecken mit ihrem Kot.

Doch auch auf dem Land können die Tiere, sobald sie in großer Zahl auftauchen, erhebliche Schäden hinterlassen. Zum Beispiel Fraß- oder Trampelschäden auf Feldern.

Eingewanderte Flusskrebsarten auch auf dem Vormarsch

Nicht nur an Flussufern oder in den Wäldern im Norden von Rheinland-Pfalz verbreiten und verdrängen invasive Tierarten heimische Tiere. Auch in den Flüssen leben immer mehr eingewanderte Tiere. Wie zum Beispiel der amerikanische Sumpfkrebs oder der Signalkrebs aus Amerika. Er ist auch in den Flüssen im nördlichen Rheinland-Pfalz zum Problem geworden, sagt Sascha Schleich. Er ist Fachmann u.a. für Amphibien und Flusskrebse und Inhaber eines Planungsbüros für den Artenschutz in Stipshausen (Kreis Birkenfeld).

Signalkrebse sind an der Ahr (Kreis Ahrweiler) ein Problem

Laut Krebsfachmann Schleich wurde der Signalkrebs 1960 auch in Deutschland gezielt eingeführt. Seitdem habe er sich fast explosionsartig verbreitet, unter anderem in der Wied. Auch er verdränge die heimischen Krebsarten, vor allem den Edelkrebs, so Schleich. Der Signalkrebs gilt als Allesfresser und sehr aggressiv. Als Lebensraum braucht er Höhlen, die er als Tagesversteck nutzt - und somit anderen Krebsen wegnimmt. Der amerikanische Signalkrebs hat außerdem die Krebspest eingeführt, eine tödlichen Pilzerkrankung.

Die Signalkrebse dürfen nicht grundlos gefangen werden, sondern nur dann, wenn sie auch verwertet werden - sei es als Delikatesse im Restaurant oder als Tierfutter. Außerdem dürfen nur Menschen, die eine Fischereiberechtigung haben, die Tiere fangen, sagt Roland Mauden von der Struktur- und Genehmigungsdirektion in Koblenz. Dort ist er Referent für Fischerei.

Der Signalkrebs hat sich nach Angaben von Roland Mauden auch an der Ahr (Kreis Ahrweiler) in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Dort ist die Arbeitsgemeinschaft Ahr eV. ein Verein zur Erhaltung und Förderung der Fauna und Flora an der Ahr und deren Zuflüssen - aktiv. Die Mitglieder der Arge Ahr fangen die invasiven Krebse mit Reusen, also mit speziellen Fangnetzen, um zu verhindern, dass sie weiter flussaufwärts wandern, so Roland Mauden.