Terrassenschutz: “Blumentopftrick“ hilft im Kampf gegen Ameisen

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adfahrer freuen sich, wenn ihre Wege durch Wald und Flur gehen. Doch das Naturerlebnis kann auch seine Schattenseiten haben, so wie jetzt im niederrheinischen Meerbusch. Dort haben fleißige Ameisenvölker einen Radweg unterhöhlt und absacken lassen.

Ähnliche Probleme kennen auch Mieter und Hausbesitzer, auf deren Terrasse das Krabbelleben tobt – und das zum Teil auch in die Küche vordringt. Nicht selten kommen dann Insektizide, Flammenwerfer und andere rabiate Vernichtungsmethoden zum Einsatz. Doch es geht auch anders.

So kann man die Terrasse bereits beim Bau vor dem Zugriff von Ameisen schützen, indem man, wie Roger Bähr von der Deutschen Ameisenschutzwarte (www.ameisenschutzwarte.de) empfiehlt, als Untergrund keinen Sand, sondern stattdessen lieber Edelsplit verwendet: „Dessen Körner haben einen Umfang, der nicht durch die Fugen passt. “ Dadurch könnten die kleinen Insekten beim Bau ihrer Gänge das dabei anfallende Material nicht mehr so einfach entsorgen.

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Außerdem bestünde ein weiterer Effekt darin, dass die Tiere durch die Größe der Edelsplit-Körner gar nicht mehr so viele Gänge bauen müssen. „Denn zwischen den Splitkörnern finden sie meistens auch so genug Platz für ihre Wanderungen“, erklärt Bähr.

Wegameisen lassen sich nur schwer bekämpfen

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Wenn allerdings die Terrasse erst einmal auf Sand gebaut ist und dann die Ameisen in Scharen kommen, wird es problematisch. Denn meistens handelt es sich dabei nicht um die unter Artenschutz stehende Waldameise, sondern um die erheblich kleinere Wegameise. „Die Bekämpfung dieser Art ist schwierig: An viele handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht“, so der Darmstädter Zoologe Alfred Buschinger, der im wissenschaftlichen Beirat der Ameisenschutzwarte sitzt.

Eine Bekämpfungsoption bestehe aber mit Ködern, die den Wirkstoffen Fipronil oder Spinosad enthalten – bei ihnen reicht schon der bloße Kontakt mit den Tieren aus, um im Nervensystem der Ameisen für eine tödliche Übererregung zu sorgen. Für Menschen und Säugetiere werden die Stoffe dagegen erst in einer sehr hohen, also nicht üblichen Dosierung gefährlich.

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Nichtsdestoweniger tötet man mit dieser Methode natürlich Tiere, und zudem muss man die Giftköder immer wieder neu auslegen. Denn selbst wenn ein kompletter Ameisenstaat vernichtet ist, kommt schon bald der nächste. Die geschützten Lebensbedingungen unter einer Terrasse sind einfach zu verlockend für die Insekten. Das kann dann teuer werden, ganz zu schweigen davon, dass ständig eingesetzte Insektizide natürlich auch ein Umweltproblem sind.

Ameisen mit „Blumentopftrick“ überlisten und umsiedeln

Roger Bähr empfiehlt daher statt Ködern mit Wirkstoffen den „Blumentopftrick“. Dazu muss man einen Tontopf 24 Stunden lang in Wasser einweichen. Dann stopft man Zeitungspapier in ihn hinein, füllt etwas Marmelade und Zucker dazu und stellt den Topf dann kopfüber auf eine Kreuzfuge der betroffenen Terrasse. Das Ameisenheer, so der Experte, werde binnen weniger Tage komplett dort einziehen – und dann kann man es per Kehrschaufel und Tüte einsacken und woanders hinbringen, beispielsweise auf einen Komposthaufen.

„Wenn der etwa zehn Meter weit entfernt ist, kommen die Tiere erst einmal auch nicht wieder“, erläutert Bähr. Denn die Wegameisen haben im Unterschied zu den Waldameisen nur einen relativ kleinen Bewegungsradius. Um das Vordringen ins Haus zu verhindern, sollte man schon beim Anblick der ersten Sechsfüßer beginnen, täglich mit einer Essig-Sprühflasche zu reinigen.

Was Ameisen alles drauf haben

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Ameisen sind tolle Baumeister. Die meisten Ameisenarten – auch unsere Waldameisen – bauen sich unterirdische Städte. Dafür graben sie tief in die Erde unzählige Gänge und Kammern.

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Die Erde, die sie ausschaufeln, schaffen sie an die Oberfläche. So entstehen Ameisenhaufen.

Quelle: pa

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In kühlen Ländern bauen die Ameisen auch Baumnadeln und Holzstückchen mit ein. Damit schützen die Tierchen ihre Behausung vor Kälte.

Quelle: pa

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Ameisen verbreiten Pflanzensamen und sind als dominante Räuber der wirbellosen Tierwelt die Hauptfeinde vieler anderer Insekten und Spinnen. Nicht zuletzt entsorgen sie aber 90 Pro

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zent aller toten Tiere.

Terrassenschutz: “Blumentopftrick“ hilft im Kampf gegen Ameisen

Quelle: pa

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Dank eines chemischen Tricks schmuggeln sich manche Schmetterlingsraupen erfolgreich in Ameisennester ein und werden von ihren Wirten durchgefüttert. Die Raupen passen sich chemisc

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h so genau an die Ameisenhaut an, dass sie von den Ameisen regelrecht adoptiert werden.

Quelle: pa

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Ameisen "melken" Blattläuse, die auf einem Zweig sitzen. Die Läuse scheiden einen süßen Saft aus. Den nennt man Honigtau. Der ist für die Ameisen eine Delikatesse...

Quelle: pa

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... wie Milchkühe halten sich viel Ameisenarten Blattläuse auf Blättern und beschützen sie etwa vor Marienkäfern.

Quelle: pa

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Eine drei bis fünf Millimeter große schwarze Wegeameise kämpft mit einer noch lebenden Stubenfliege, um diese anschließend über eine lange Wegstrecke in den Bau zu ziehen. Ameisen

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können Baumaterial oder Beute, die das sechs- bis siebenfache des eigenen Körpergewichts wiegen (bei kleineren Arten bis zum 40-fachen), transportieren.

Quelle: pa

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Blattschneideameise sind Landwirte ihres eigenen Gartens. Die arbeitenden Ameisen schneiden frische grüne Pflanzen ab, tragen sie zum Teil kilometerweit zurück in ihren Garten um s

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ie dort zu einem Brei zu zerkauen. Dieser wird mit Ausscheidungen gedüngt und nach Wässerung entstehen Pilze.

Quelle: pa

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Wüstenameisen (Cataglyphis) messen zurückgelegte Entfernungen mit einer Art internem "Schrittzähler". Dies haben Forscher der Universitäten Ulm und Zürich mit einem Experiment nach

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gewiesen. Dazu haben sie einigen Ameisen Stelzen an die Beine geklebt (l), um die Schrittlänge zu vergrößern. Anderen wurden die Beine gekürzt (r), damit sie kürzere Schritte machen. Es zeigte sich, dass die beinamputierten Ameisen vor dem Ziel anhielten, die Artgenossen mit den Stelzen schossen über das Ziel hinaus.

Quelle: pa

Statt Ameisenködern lieber natürliche Hausmittel

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Handelsübliche chemische Ameisenköder sollten möglichst nicht verwendet werden, da sie umwelt- und gesundheitsschädlich sind. Besonders Babys, Schwangere und Allergiker sollten nicht in Kontakt mit den den giftigen Substanzen kommen.

Stattdessen helfen Lavendel, Zitronenschalen oder Zimtpulver. Auch Thymian, Kerbel und Farnkraut eignen seich. „Ameisen sind ein duftgeleiteter Staat“, erklärt Bähr. „Sofern ihre Späher die für sie unangenehmen Gerüche registrieren, verzichtet das Volk in der Regel darauf, sich dort anzusiedeln.“

Backpulver hilft nur bedingt gegen Ameisen

Außerdem empfiehlt sich, Ritzen und Spalten, durch die Ameisen ins Haus eindringen können, mit Lehm, Silikon oder Leim abzudichten. Ein Kreidestrich vor einer möglichen Eintrittspforte hält die empfindlichen Insektenfüße ebenfalls fern. Doch den muss man natürlich öfter nachziehen. Der immer noch zu hörende Ratschlag, wonach man Ameisen mit Backpulver zum Platzen bringen könnte, ist dagegen nur bedingt richtig.

Dazu müssen sie das nach Säure riechende Pulver überhaupt erst einmal fressen – und das tun sie meist nur dann, wenn man Zucker dazumischt. Außerdem ist diese Methode eher der Tierquälerei zuzurechnen, alsdass man sie als Gegenmittel empfehlen könnte. Doch man kann noch mehr tun, um bereits eingezogene Ameisen wieder auszuladen.

Ameisen in der Küche

Damit sich die Krabbeltiere garnicht erst in der Küche heimisch fühlen, sollte man Essenreste und Tierfutter schnell wegstellen oder entsorgen. Ebenso hilft es Vorräte geschlossen aufzubewahren – in Behältern mit Gummidichtungen oder anderen festen Deckeln. So kommen die Ameisen nicht an die beliebten zucker- und eiweißhaltigen Lebensmittel und suchen lieber woanders.