Schädlinge in Lebensmitteln – was tun?

Schädlinge in Lebensmitteln – was tun?

Motten und Käfer sind nicht nur eine eklige Überraschung, sie können auch eine Gefahr für die Gesundheit sein

Von Ute Essig, Aktualisiert am 29.08.2018

Gut verschlossen aufbewahrt, sind Lebensmittel sicher vor tierischen Eindringlingen

© F1 online/Jason Langley/AGE

Sie legen in Schrankritzen ihre Eier ab oder machen es sich mit ihrer Nachkommenschaft im Müsli gemütlich: Vorratsschädlinge wie die Mehlmotte, die Dörrobstmotte oder der Brotkäfer. Die Lästlinge laben sich hauptsächlich an pflanzlichen Nahrungsmitteln: Getreide und Mehl, trockenem Brot, Nudeln, Nüssen und Gewürzen. "Andere im Haushalt lebende Schädlingsarten wie die Kleider- oder Pelzmotte ernähren sich von dem tieri­schen Eiweiß Keratin, das in Wolle vorkommt", erklärt Dr. Reiner Pos­pi­schil, Diplom-Biologe und Schädlingsforscher aus Bergheim-Erft.

Die lichtscheuen Motten bevorzugen dunkle Nischen als Aufenthalts- und Brutplätze. In der Regel verur­­s­achen die unspektakulär aussehen­den, beigegrau gefärbten Falter keine Schäden. Vielmehr sind es ihre bis zu zehn Millimeter großen Larven beziehungsweise Raupen, die Löcher in Teppiche und Textilien fressen sowie Lebensmittel als Futterquelle heimsuchen.

Die häufigsten Küchenschädlinge und wie Sie sie loswerden

© Fotolia/Shestakoff

Ameisen

Betroffene Lebensmittel:

Bevorzugt Süßigkeiten

Vorbeugung:

Keine Nahrungsreste herumliegen lassen, auch kein Tierfutter; Spalten mit Silikon oder Leim abdichten

Bei Befall:

Köderdosen, Hirschhornsalz als Gift, Ameisenöl, ätherische Kräuter wie Farnkraut, Thymian, Lavendel auf Ameisenstraßen legen oder die Straßen mit dicken Kreidestrichen blockieren

© Imago Stock/blickwinkel

Fliegen

Betroffene Lebensmittel:

Fleischwaren, Fisch und Käse

Vorbeugung:

Fliegengitter, Lebensmittel verpacken, Lebensmittelreste schnell beseitigen, bei Biomülltonnen Deckel schließen, am Fenster Geranien, Tomaten, Basilikum oder mit Nelken gespickte Zitronen; Minze und Lavendel im Raum verteilen

Bei Befall:

Fliegenfallen, UV-Lichtfallen, Fliegenstrips, Fliegenklatsche

© ddp Images GmbH /--

Mehlmotte

Betroffene Lebensmittel:

Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Reis, Nüsse, Kakao, Schokolade, Tütensuppen, Trockenobst

Vorbeugung:

Nur Lebensmittel in unversehrten Verpackungen kaufen

Bei Befall:

Schränke gründlich aussaugen und -wischen, anschließend gut trocknen; Schlupfwespen sind natürliche Feinde der Mehlmotten

© Imago Stock/blickwinkel

Brotkäfer

Betroffene Lebensmittel:

Brot, Semmeln und andere Getreideprodukte, Suppenwürfel, Gewürze, Tiernahrung

Vorbeugung:

Vorräte luftdicht verpacken

Bei Befall:

Schränke ausräumen und aussaugen, dann Staubsaugerbeutel entsorgen, Pheromonfallen

© Imago Stock/blickwinkel

Getreideplattkäfer

Betroffene Lebensmittel:

Getreide, Teigwaren, Schokolade, Nüsse, Mandeln

Vorbeugung:

Gut verschlossene Lebensmittelbehälter

Bei Befall:

Befallene Lebensmittel finden und vernichten, Schränke anschließend sorgfältig säubern

© ddp Images/Frank Hecker/Naturfoto

Speckkäfer

Betroffene Lebensmittel:

Fleisch, Wurst, Speck, Häute

Vorbeugung:

Tierische Lebensmittel gut gekühlt und verpackt lagern, häufig lüften, Nahrungsmittel nach dem Kauf kontrollieren

Bekämpfung:

Pheromonfallen, Schlupfwespen, Silikatpulver (Silikatstäube), Schädlingsbekämpfer

© Mauritius/Garden World Images

Rüsselkäfer

Betroffene Pflanzen:

Zimmerpflanzen

Vorbeugung:

Neu gekaufte Pflanzen gleich umtopfen und dabei die Wurzeln auf Käferbefall untersuchen

Bei Befall:

Nachts per Taschenlampe anleuchten und die sich tot stellenden Käfer einsammeln

© Caro Foto/Geilert

Küchenschaben (Kakerlaken)

Betroffene Lebensmittel:

Schaben sind Allesfresser

Vorbeugung:

Keine Lebensmittel offen liegen lassen, gut schließende Abfalleimer, Küchenabfälle rasch entsorgen, kein Unrat im Keller; bei der Rückkehr nach einer Fernreise in den Süden die Koffer besser in der Badewanne auspacken

Bei Befall:

Schabenfallen, Köderdosen, Diatomeenerde, Schädlingsbekämpfer

© Okapia/Bernd Kunz/SAVE

Bücherläuse

Betroffene Lebensmittel:

Bücher, Polster, Teigwaren, Getreideprodukte

Vorbeugung:

Räume trocken halten, regelmäßig lüften und im Winter beheizen, Nahrungsmittel trocken lagern

Bei Befall:

Lebensmittel einfrieren und danach gut trocknen, Schädlingsbekämpfer

© istock/Andrew Howe

Ratten und Mäuse

Betroffene Lebensmittel:

Ratten und Mäuse sind Allesfresser

Vorbeugung:

Küchenabfälle nicht auf den Kompost werfen, Mülltonnen schließen, keinen Zugang zum Haus ermöglichen (zum Beispiel durch offene Kellerfenster)

Bekämpfung:

Lebendfallen oder Schlagfallen, Schädlingsbekämpfer, Katzen

Befallene Lebensmittel entsorgen

Befallene Nahrungsmittel sollten stets entsorgt werden. "Es ist einfach eklig und unhygienisch, wenn sich darin Larven und Gespinste der Tiere befinden", sagt Pospischil. Indirekt stelle der Befall auch eine Gefahr für die Gesundheit dar, denn die Behaarung der Larvenhäute könne bei empfindlichen Personen Reizungen im Magen-Darm-Trakt auslösen, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Entomologie und Acarologie – der wissenschaftlichen Lehre von den Schäd­lingen. Empfindliche Menschen reagieren auch auf den Kot der Lästlinge manchmal allergisch.

"Bei starkem Befall ist ein Lebensmittel auf jeden Fall verdorben und nicht mehr genießbar", sagt der Experte. Im Stoffwechsel der Larven wird auch Wasser freigesetzt. "Dadurch werden die Vorräte feucht, und Milben, Bakterien sowie Schimmelpilze können sich darauf ansiedeln", sagt Pospi­­schil. In Privathaushalten besteht normalerweise kein Risiko, dass der Verbraucher derart verschmutzte Lebensmittel noch isst, weil sie extrem unappetitlich aussehen. Mehl etwa verklumpt auffällig.

Für die Gastronomie und die Gemeinschaftsverpflegung stellt eine entsprechende Hygieneverordnung sicher, dass Lebensmittel aus dem Verkehr gezogen werden, die mit Substanzen konta­miniert sind, die ursprünglich nicht hineingehören.

Mangelnde Hygiene selten der Grund

"Schädlingsbefall hat mit mangelnder Küchenhygiene in den seltens­ten Fällen etwas zu tun", stellt Oecotrophologin Heike Rapp vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) klar. Die Lästlinge können leicht durch geöffnete Fenster nach drinnen gelangen.

Deshalb seien in Großküchen Fliegengitter vor den Fenstern üblich. "Die meis­ten Schädlinge aber holt man sich mit dem Einkauf ins Haus", sagt Heike Rapp. Oft werden sie in bereits verpackter Ware, in Kartons und Tüten, in die Küche eingeschleppt. "Die frisch aus den Eiern geschlüpften Larven oder Raupen haben einen Durchmesser von nur 0,2 Millimetern. Die kleinste Beschädigung einer Schweißnaht in der Verpackung ermöglicht, dass die Tiere hineinkriechen und so an die Nahrungsquelle herankommen", erklärt Pospischil.

Er empfiehlt deshalb: "Die Waren nach dem Kauf kontrollieren, umfüllen und so aufbewahren, dass Larven nicht in die Verpackung gelangen können." Gewürze, Getreide und Mehl lagern am besten in Schraubgläsern oder Vorratsdosen aus Kunststoff.

Schädlinge aufhalten

Aus diesen Behältern können die Schädlinge nicht entwischen – wohl aber aus einer Mehltüte, von der aus sie sich schließlich in der ganzen ­Küche verbreiten. Bei Befall muss das Lebensmittel in den Müll. "Wegwerfen heißt in diesem Fall: in einer Mülltonne außerhalb des Hau­ses entsorgen", betont Rapp. Anschließend sollten Schränke und Schubladen gründlich gereinigt sowie Ecken und Kanten mit der Fugendüse des Staubsaugers gesäubert werden. "Den Beutel müssen Sie dann natürlich auch entsorgen, sonst haben Sie die Insekten später wieder im Haus."

Vorbeugend rät die Verbraucherberaterin dazu, Pheromonfallen im Haus aufzuhängen. Sie locken die männlichen Motten an, die daran hängen bleiben und sich nicht mehr paaren können. "Wenn sehr viele Motten auf den Pheromonfallen kleben, ist das ­allerdings oft ein Hinweis auf einen Befall. Dies sollte man als Zeichen nehmen, einmal genauer in die Schränke zu gucken", rät Rapp. Von chemischen Bekämpfungsmitteln sollten Verbraucher die Finger lassen. Sie haben nach einhelliger Meinung der Experten wegen gesundheitlicher Risiken in Küche und Keller nichts zu suchen.

Gefürchteter Schädling: Die Küchenschabe Kakerlaken können Krankheitserreger übertragen. Schaben sind keine Vorrats-, sondern Hygieneschädlinge. Sie vermehren sich rasant und verbreiten sich über Schächte und Rohrleitungen. Wer sie im Haushalt sichtet, sollte schnell handeln und unverzüglich einen professionellen Schädlingsbekämpfer zurate ziehen.

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