Höhen-Hotels: Winter im Wallis – Drei Tipps für Viertausender

Das Kurhaus-Kollektiv – Grand Hotel & Kurhaus/Arolla

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onorine Gaspoz-Spahr war bereits Witwe, als sie den Entschluss fasste, ganz am Ende des Val d’Arolla im französischsprachigen Teil des Schweizer Wallis ein kapitales Berghotel auf 2100 Metern Höhe zu errichten. Karawanen von Maultieren brachten die Baumaterialien für den massiven Steinbau mit den hölzernen Balkonen herbei. Das war anno 1896 und die Gäste wurden in Sänften zum Haus getragen.

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Schon damals warb man mit einem dreisprachigen Prospekt für Ferien mit Vollpension zu Preisen von 11-15 Franken, mitgebrachte Dienerschaft wurde für 10 Franken untergebracht und einfach verköstigt. Inzwischen wird das Haus von Peter Weatherill, Urenkel der Gründerin, geführt. Warum das historische Hotel den Beinamen „Kurhaus“ trägt, weiß der Besitzer mit englischem Vater nicht wirklich. „Vielleicht war es einfach die gute Luft hier oben“, sagt der Patron des in einem riesigen Park gelegenen Anwesens.

Ein „Grand Hotel“ ist das Haus, abgesehen von seiner imposanten Größe, heute auch nicht mehr wirklich. Die Lage ist zwar spektakulär, die Zimmer kommen jedoch eher schlicht daher mit Nadelfilzböden und Acryldecken zum Zudecken. Die Leistungen der Küche schwanken zwischen „sehr gut“ und „geht so“ bei stets reichlichen Portionen.

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Das Haus hat dennoch einen ganz speziellen Charme. Salon und Speisesaal - samt Vitrinen mit altem Hotelsilber und Geschirr - atmen noch deutlich den „Esprit de L’Époque“. Vor allem aber ist das „Kurhaus“ ein ausgesprochen kommunikatives Haus. An langen Tischen sitzen die Gäste bei den Mahlzeiten zusammen, man kommt mit jedem in Kontakt, unterhält sich mal auf Französisch, mal auf Schweizerdeutsch oder auf Italienisch. Wein und Wasser sind im Preis inbegriffen. Für die Kinder gibt es tagsüber eine Betreuerin.

Das Klientel ist ebenso charmant-unkompliziert wie das Servicepersonal. Nur einen Steinwurf vom Haus entfernt, findet sich das Skigebiet von Arolla mit knapp 50 Kilometern überwiegend leicht und mittelschweren Pisten. Leider verfügt es lediglich über Teller-Schlepplifte, die rasselnd, ruckend und in rasender Fahrt bis auf 3000 Meter schnurren. Dafür sind die Pisten selbst an Sonnensonntagen fast leer und das Bergpanorama ist grandios. Für Tourenskiläufer ist das Gebiet unterhalb des Pigne d’Arolla und Mont Collon mit seinen gewaltigen Gletschern ohnehin ein Traumrevier.

Grand Hôtel & Kurhaus , CH-1986 Arolla, Telefon 0041-27-283 7000, www.hotel-kurhaus.arolla.com , Übernachtung mit Frühstück in den teuersten Komfortzimmern „Edelweiss“ mit Balkon und Bergpanorama pro Person ab 66 CHF (ca. 45 Euro), mit Halbpension pro Person ab 106 CHF (ca. 71 Euro).

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Holländer im Hochgebirge - Hamilton Lodge/Belalp

Höhen-Hotels: Winter im Wallis – Drei Tipps für Viertausender

Knallrote Türen mit Schweizer Kreuzen führen in die nur dreizehn Zimmer des Berghotels auf der autofreien Belalp auf genau 2098 Metern Höhe. Handgemachte Steppdecken auf bequemen Betten, Sisalteppiche und Internetanschluss, funktionell-moderne Duschbäder mit Fliesen in warmen Farben: „Log Cabin Stil“ nennt Gastherr John Wegink das Ambiente des Hauses.

Wegink ist Niederländer, war nach einem Skiunfall zeitweise querschnittsgelähmt und beschloss in Rekonvaleszenz, sich erneut „mit Schnee und Bergen zu konfrontieren“. Er kaufte mit Gattin Jacqueline eine unspektakuläre Pension auf der Belalp und machte ein Schmuckstück daraus. Als Gäste erwünscht sind „alle, die Sinne für das Schöne haben“.

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Man trifft sich leger in der Lounge am Kamin aus Felsgestein oder hockt sich zu einer spontanen Session ans Klavier. Das Ganze hat etwas von einer gehobenen Alpen-WG. Die Sofas sind mit alten Schweizer Armeedecken bezogen. Vor dem Kamin dienen massive Hackklötze als Beistelltische. Drei Farben sind bestimmend: Rot, grau und die warmen Holztöne im ganzen Haus. Holz findet sich überall, beim schlichten Mobiliar und an den Wänden - mal hell und licht, mal fleckig gebeizt.

Das Ganze ergibt ein höchst zeitgemäßes Hüttenflair. Hirschgeweihe und Kissen mit Karomuster? Bei den Weginks geht das ebenso zusammen wie eine Küche von rustikal bis Fusion mit Gerichten, die „The big Treat“ oder „Deutsche Gründlichkeit“ heißen.

Direkt vor der Tür locken 60 Pistenkilometer aller Schwierigkeitsgrade sowie eine rasante sieben Kilometer lange Rodelstrecke mitten im Unesco-Weltnaturerbe Aletschregion. Benannt ist die famose Logde übrigens nach Lady Hamilton, der Gattin des Belalp-Fans, Alpinisten und Wissenschaftlers Lord John Tyndall. Die Dame vergiftete ihren durchaus geliebten Gatten versehentlich durch Medikamentenverwechslung. Solcher Tragik wollten die Weginks ein Denkmal setzen.

Hamilton Lodge , CH- 3914 Belalp (Blatten), Telefon 0041-27-923 20 43 Fax -924 45 45, www.hamiltonlodge.ch , Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer pro Person ab 115 CHF (ca. 73 Euro)

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Im Angesicht der Viertausender

Weiter oben liegt kein Bett in den Schweizer Bergen. Auf 3100 Metern erhebt sich das „Kulmhotel“ oberhalb von Zermatt. Damit man nicht gleich außer Puste kommt, liegt das Haus nur ein paar Schritte von der Bergstation der Gornergrat-Bahn entfernt. Matterhorn und Monte Rosa-Massiv sowie die Zwillingsviertausender Castor und Pollux bilden die Kulisse für das gute einhundert Jahre alte Berghaus.

Seine solide historische Natursteinfassade lässt das Hotel wie eine trutzige Alpenfeste wirken. Von außen noch „ganz die Alte“, ist die Herberge innen auf das Schönste renoviert worden. Die Zimmer, nach den umliegenden Gipfeln benannt, sind von eleganter Schlichtheit. Einziger Schmuck sind auf die Wand gezeichnete Höhenlinien verschiedener Berge.

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Die grandiose Landschaft hintern den Fenstern ist Dekor genug, finden Fabienne und Fernando Clemenz, die dem rollstuhlgerechten Haus vorstehen. Im Souterrain ist eine alpine „Shopping-Mall“ mit typischen Schweizer Produkten entstanden. Man muss halt auch aus den Tagestouristen Wert schöpfen.

Die Küche ist gediegen und an Sonnentagen gibt es keinen schöneren Platz für ein Fondue als die Panorama-Terrasse. Wenn die Nacht fällt und die Ausflügler weg sind, kann man die im Mondlicht glimmenden Gipfelgiganten bewundern. Wer früh aufsteht, hat die Pisten für sich allein. Denn bevor die erste Gornergrat-Bahn die Skiläufer ausspuckt, zieht man seine Spuren auf den traumhaften Abfahrten hinunter nach Zermatt. Mehr als 300 Pistenkilometer gilt es zu erobern.

Kulmhotel Gornergrat , CH-3920Zermatt, Telefon 0041 27 966 6400, www.gornergrat-kulm.ch , Übernachtung im Doppelzimmer mit Halbpension pro Person ab 120 CHF (ca. 80 Euro).