DHL-Paketbote: So hart ist der Job in Corona-Zeit wirklich

Köln – Mittwochmorgen, 10.30 Uhr: In der mechanisierten Zustellbasis in Köln-Ehrenfeld hat der Tag schon längst begonnen. Tausende Pakete befinden sich schon auf dem Weg zu ihren Empfängern.DHL-Paketbote: So hart ist der Job in Corona-Zeit wirklich

Für DHL-Zusteller Sascha Weiß (39) steht eine neue und anstrengende Tour bevor. Stolze 110 Pakete muss er bei Wind und Wetter in Rekordzeit ausliefern. Denn besonders in Zeiten von Corona haben er und seine Kollegen die Hände voll zu tun.

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DHL-Paketzusteller Sascha Weiß ist startklar: Über 100 Pakete muss er an einem Tag zustellen.

EXPRESS hat einen spannenden Blick hinter die Kulissen bekommen und den Paketboten bei der Zustellung auf Abstand begleitet.

Paket-Boom wegen Corona: „Wenn wir nicht funktionieren, funktioniert gar nichts”

Schon um 4 Uhr morgens treffen die ersten Pakete in den großen Paketverteilerzentrum in der Oskar-Jäger-Straße ein. Bis 9 Uhr treffen kontinuierlich Lieferungen ein.

Per Fließband laufen die Pakete in die imposante Halle. Dort werden sie dann eingescannt, nach Bezirk sortiert und in den DHL-Wagen geladen, die sie zu den Kunden nach Hause bringen. Allein in Köln gibt es circa 100 Zustellbezirke.

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In Corona-Zeiten kommen rund 17.000 Pakete am Tag in die DHL-Zustellbasis in Köln-Ehrenfeld an.DHL-Paketbote: So hart ist der Job in Corona-Zeit wirklich

Seit dem Corona-Ausbruch läuft hier vieles anders als sonst: Immer mehr Menschen erledigen ihre Einkäufe im Internet, demnach hat der Paketdienstleister derzeit deutlich mehr zu tun.

„Es kam von heute auf morgen”, erzählt Hajdaraj Gezim, Chef von der Halle. Teilweise laufen bis zu 17.000 Pakete pro Tag in der Zustellbasis ein und aus.

Die Deutsche Post beschäftigt für die Zustellung der Pakete in Köln rund 1000 Paketzusteller, die dafür sorgen müssen, dass die bestellte Ware auch wirklich ankommt.

Zudem müssen zahlreiche Hygieneregeln eingehalten werden, zur Sicherheit aller: „DHL hält sich strikt an die Regeln des RKI bezüglich Corona”, versichert Achim Gahr, Leiter der DHL-Pressestelle. Und weiter: „Wir haben Interesse daran, dass die Leute nicht krank werden.”

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Der Job als DHL-Paketbote hält Sascha Weiß fit.

Im Kölner Post-Verteilzentrum an der Amsterdamer Straße hatten sich im Juli insgesamt vier DHL-Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Das sollte nicht mehr passieren, denn: „Wenn wir nicht funktionieren, funktioniert gar nichts”, so der Sprecher weiter.

DHL-Paketzustellung in Corona-Zeit nur noch kontaktlos

Um eine Infektion mit dem Erreger zu vermeiden, wird von den Mitarbeitern Disziplin verlangt.DHL-Paketbote: So hart ist der Job in Corona-Zeit wirklich

Zudem übergeben die Paketzusteller die Pakete nur noch kontaktlos. Der DHL-Bote unterschreibt bei der Zustellung selbst – der Vorgang geht schneller und ist sicherer.

Wenn der Empfänger nicht zu Hause sein sollte, nimmt der DHL-Zusteller alles wieder mit und hinterlässt eine Benachrichtigungskarte.

Wegen Corona sind viele Kunden im Homeoffice und können ihre Bestellungen selbst annehmen. Trotzdem sind manche oft genervt, wenn Pakete nicht rechtzeitig ankommen. „Ab und zu fallen ein paar böse Worte wie 'Paket-Bongo'”, so Sascha. Im Alltag ist es nicht immer einfach.

DHL-Bote Sascha Weiß: „Wir haben alles im Auto”

Paketzusteller zu sein, ist eben ein Knochenjob. Sascha Weiß ist sich seiner Verantwortung jedoch bewusst und fühlt sich der Herausforderung gewachsen. Für den gelernten Kfz-Mechatroniker ist der Beruf mehr eine Leidenschaft.

Drei Jahre ist er schon als DHL-Paketbote in Köln unterwegs und schwärmt immer noch davon: „Stress ist immer das, was man sich selber macht. Mir macht es Spaß”, so Weiß.

Per GPS wird er durch die Straßen von Köln-Niehl geleitet. Er muss sich an die vorgegebene Route halten und die Uhrzeit stets im Blick haben.

„Manche müssen unbedingt einen Panzer fahren”, so der Paketzusteller. Viele Menschen ärgern sich über ihn auf, dabei fahren sie selber überdimensionale Autos und nehmen auf niemanden Rücksicht.

Geparkt wird einfach da, wo gerade Platz ist. „Manchmal weiß ich nicht, wo ich mich mit meinem Puma-Käfig hinstellen soll. Ich bleibe jetzt hier stehen.”DHL-Paketbote: So hart ist der Job in Corona-Zeit wirklich

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Bei der Klingeltafel muss Sascha Weiß den Überblick behalten.

Sascha macht mitten auf der Pohlmannstraße Halt. Das erste DHL-Paket kann endlich zugestellt werden. 15,5 Kilogramm muss Sascha Weiß schon zu Dienstbeginn heben. „Die Leute lassen sich alles schicken. Das gehört dazu”, sagt er und holt tief Luft ein. „Das hier ist ein Gartenschlauch.”

Was er davon hält? „Ärgern tut mich das teilweise, wenn die Leute neben dem 'Fressnapf' wohnen und sich dann Hundefutter natürlich nach Hause bestellen”, so der 39-Jährige.

Und weiter: „Sie denken sich: 'Dann brauche ich das nicht selber schleppen'”, ist er sich sicher.

„Wir haben alles im Auto: von Windeln bis Wein oder Erbsen und Möhrchen.”

Mehr als 100 Pakete am Tag: Straffer Plan für DHL-Zusteller

Der Job hält ihn fit. Schließlich dürfen verschickte DHL-Pakete bis zu maximal 31,5 Kilogramm wiegen. Sascha Weiß muss auf seiner Tour ständig ein- und aussteigen und Treppen rauf- und runterlaufen.

Die Haustür schiebt er mit dem Rücken auf. Mit dem schweren Gartenschlauch bewaffnet, kämpft er sich schnaufend die Stufen hinauf. Oft ist das ganze Schleppen umsonst, wenn die Nachbarn nicht da sind. Sascha hat dieses Mal Glück und braucht keinen Benachrichtigungszettel zu schreiben.DHL-Paketbote: So hart ist der Job in Corona-Zeit wirklich

Die Empfängerin ist da. Beide sind per Du und begrüßen sich herzlich. Sascha stellt das schwere Paket an ihrer Tür, unterschreibt und wünscht der netten Frau einen schönen Tag.

Im gelben DHL-Wagen werden die Päckchen gefühlt nicht weniger. Zu Beginn der Corona-Krise musste Sascha zum Teil über 200 Pakete am Tag zustellen. „Das ist deutlich mehr als sonst”, erklärt er.

Mittlerweile hat sich die Lage etwas beruhigt. Ab und an nimmt sich Sascha Weiß die Zeit für eine kleine Mittagspause. 30 Minuten stehen ihm insgesamt pro Dienst zu. Meist laufe es aber auf ein schnelles Butterbrot hinaus.

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Sascha Weiß hat mit seinen Paketen die Hände voll zu tun.

„Der Job ist hart”, gibt er offen zu. „Auf der Tour bin ich sogar von dem Hund eines Kunden ins Schienbein gebissen worden.”

Selbst in solchen Momenten muss Sascha Weiß einen kühlen Kopf bewahren, denn die Zustellung muss weiter gewährleistet werden. In dem Fall haben seine Kollegen und der Kurierdienst seine Pakete übernommen.

Wenn alles glatt läuft, kehrt er gegen 16.30 Uhr in die Zustellbasis zurück. Nach einer Tour mit über 100 Paketen und einer halben Stunde Pause ist Sascha Weiß geschafft, aber glücklich. Trotz Corona-Einschränkungen erfüllt ihn der Kontakt zu den Menschen in jeder Hinsicht.

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Manche kennen ihn sogar persönlich und drücken ihm Trinkgeld in die Hand. Eine kleine Geste, die viel bewirken kann. Sascha Weiß strahlt über beide Ohren, hat sichtlich Spaß bei der Arbeit. Auf Abstand wird mit ein paar Kunden noch über das Wetter erzählt. Harter Job hin oder her: Das möchte der Kölner nicht mehr missen.